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wir auf das Wort der hl. Schrift hin: „Niemand kann einen anderen Grund legen als den, der gelegt ist: näm lich Jesus Christus" (1. Kor. 3, II). Christus ist der Grund allen Lebens. Er ist der Einzige und Höchste, Gottes Sohn und Gott selbst, der vom Himmel zu uns herniedergestiegen ist. Alle Bestrebungen, einen anderen Grund zu legen, muffen wir Katholiken gerade aus Liebe zu unserem Volk und Vaterland abweisen. Wenn gesagt wird: ,H>eute erwacht aber ein neuer Glaube: der Mythus des Blutes, der Glaube, mit dem Blute auch das göttliche Wesen des Menschen überhaupt zu verteidigen. Der mit hellstem Wissen verkörperte Glaube, daß das nordische Blut jenes Mysterium dar stellt, welches die alten Sakramente ersetzt und überwun den hat." (Alfred Rosenberg, Der Mythus des 20. Jahr hunderts, S. III), so antworten wir darauf mit Fol gendem: Jesus Christus hat gesagt: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben" (Ioh. 14, 6). Er besitzt nicht nur einige Wahrheiten, er hat alle Wahrheit. Er bringt eine göttliche übernatürliche Wahrheit und offenbart die ganze Wahrheit. Darum ist er Urheber und Bringer des Glaubens. Christus sprach: „Ich habe euch alles ge- offenbart, was ich von meinem Vater gehört habe" (Ioh. 15, 15), deshalb bringt er den ganzen Inhalt des Glau bens alle Wahrheiten und alle Geheimnisse. Als Christus vor Pilatus stand, fragte ihn der Richter: „Du bist also ein König?" Jesus antwortete: „Ja, ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und bin dazu in die Welt gekom men, um der Wahrheit Zeugnis zu geben. Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört auf meine Stimme" (Ioh. 18, 37). Wie herrlich hat sich diese Antwort Christi er füllt. Alles was Christus gesagt hat vom Glauben, von der Gnade, von der Sünde und seiner Kirche, das hat er siegreich und glänzend bestätigt in seiner Auferstehung, wie noch nie vor ihm und nach ihm ein Mensch hienieden. Man sagt: „Wo das Christentum aufhört, da fängt unsere Religion an. Glaube an einen persönlichen Gott, an Offenbarung und Erlösung ist Superstition, aber nicht Religion. Ganz wo anders sieht und erlebt der biolo gisch gebildete Mensch von heute die Probleme seines Daseins, die religiösen wie die sittlichen, als wo sie der Urchrist oder auch noch der mittelalterliche Mensch suchte und fand. Sie liegen im Kosmos, in der Natur- und Wirklichkeitswelt, in Blut und Boden, Volk und Heimat, Nation und Vaterland, lauter Erlebnisgebiete, die reich genug sind an Wertinhalt des Wunderbaren und Ewigen, um das Ganze der religiösen Haupt- und Grundgefühle, das Einsgefühl mit dem Göttlichen, das Heiliggefühl und das Seliggcfühl, in unserem Herzen entspringen zu lassen und religiöse Deihcstimmung über unser Dasein zu brei ten." (Ernst Bergmann, Die 25 Thesen der Dcutschrcli- gion, S. 20, 21.) Das nie alternde und immer neue Christentum ant wortet darauf: Der Glaube ist eine Aufklärung, die Gott selbst dem Menschen über das Höchste und Größte gibt, was überhaupt existiert. Diese große, freudige Kunde gibt Gott allen Völkern und für alle Zeiten: in dieser Offenbarung hat er sich dem Menschen verbunden. Der Mensch muß sich nun mit Gott zurückverbindcn, das ist Religion. Der Kern aller Religion besteht aber in der Anerkennung der unendlichen, unermeßlich hohen, der absoluten Autorität und Majestät Gottes, unseres Herrn und Königs. Gott gab von sich Kunde durch seinen Sohn, Jesus Christus, und gibt bis heute uns Menschen weiter Kunde, durch den stets fortlebenden Christus, seine hl. Kirche. Mittelpunkt unserer Religion ist aber: Dienst Gottes, Anbetung Gottes. Christus hat zum Versucher gesagt: „Es steht geschrieben: den Herrn, deinen Gott, sollst du anbeten und ihm allein dienen." Der göttliche Heiland, Jesus Christus, wird von uns um seiner selbst willen angebetet; das übrige verehren wir, beson ders das, was in engster Beziehung zu ihm steht, wie Maria, seine Mutter. Alles andere aber, was aus seinem Schöpferwillen entstand, wie Nation und Vaterland, Fa milie, Heimat und Volk, Blut und Boden, Kunst und Wissenschaft, Wirtschaft und Technik achten und ehren wir Loch: aber alles das ist uns niemals Religion. Unsere Gottesverehrung ist demütige Huldigung an Gott, den Herrscher der Unendlichkeit. 3. ) Haben nun dieseGlaubenskämpfe für Ans Christen einen Sinn? Der kennt nicht von uns die Schilderung der Evangelisten vom Sturm auf dem Meere. Wenn vom schneebedeckten Libanon im Norden von Palästina der eisige Sturmwind gegen Süden herniederfegt, dann fängt er sich oft in dem See Geneza« reth, der vom Süden, Westen und Osten von Bergen um geben ist. Der Sturm gräbt sich dann hinein bis auf den Grund des Sees und verursacht einen furchtbaren Auf ruhr der Wasser. So waren einmal bei friedlicher Abend stille die Jünger mit ihrem Meister auf den See gefah ren. Plötzlich kommt der Orkan von Norden. Die Wogen des Meeres bäumen sich auf. Wie eine Nußschale wird das Schiff auf den Wellen des Sees umhergcworfen. Die Jünger wenden alle Kratt an, aber die Wogen schlagen Ober dem Schiffe zusammen, cs füllt sich mit Wasser. Tie Apostel fühlen, wie ihre Kratt versaot: ratlos und mut los wecken sie den Meister, der bei allem Sturm friedlich schläft. Der einzig Ruhige ..stand auf. gebot dem Winde und sprach zu dem See: „Schweig! Werde still!" Der Wind legte sich, und es ward eine große Stille" (Mark. 4. 40). Dann sprach er zu ihnen: „Was seid ihr so furcht sam? Habt ihr noch immer keinen Glauben?" Da be fiel sie große Furcht, und sie sagten zueinander: „Wer ist wohl dieser? Selbst Wind und See gehorchen ihm!" (Mark. 4, 39—11). Der Herr aber ist heute noch im Schifflein. Er führt auch heute noch das Schiff der Kirche durch den Sturm der Zeit, an Klippen und Felsen vorbei, in den ersehnten Hafen der Ruhe und des Friedens. Christus ruft uns zu: „Habt also Glauben! Euer Herz bange nicht! Giaubt an Gott und glaubt an mich!" (Ioh. 14, 1). Am größten und herrlichsten Tage seines Lebens, am Auferstehungstage, spricht der glorreiche Sieger: „Ich bin es, fürchtet euch nicht!" (Luk. 24, 37). „Mir ist alle Gewalt gegeben" (Matth. 28, 18). So nehmen wir Christi Religion an, nicht auf unsere Einsicht hin, sondern auf Jesus Christus hin: denn alle Glaubenssätze des Chri stentums sind Worte seiner Wahrheit, Strahlen seines Lichtes, Zeugen seiner Gottheit. 4. ) Der Glaubenskampf richtet sich gegen beide christliche Konfessionen im deutschen Volke. Protestanten und Katholiken sahen bisher allzu häufig immer nur das Trennende, christliche Brüder führten einen Kampf gegeneinander. Gott der Herr aber will Einheit. Um nichts hat der Heiland so sehr gebangt, wie um die Einheit seiner Kirche. Er wußte, welche Gefahren der Einheit der Kirche in Zukunft drohten. Darum hebt er am Ende seines Lebens in flehentlich heißem Gebete seine Hände zum himmlischen Pater und betet im hohcnpriesterlichen Gebet: „Laß sie alle eins sein, wie du. Pater, in mir und ich in dir. Laß sie eins sein in uns. damit die Welt es glaube, daß du mich gesandt hast" (Ioh. 17-, 21). Heute Kämpfen die christlichen Konfessionen in gleicher Front um den gemeinsamen religiösen Besitz, um ihren Gottes glauben und Christusglauben. Wir fühlen uns wieder zusammengehörig, spüren wieder, daß wir alle Glieder sind am Leibe Christi, die durch die Taufe alle Christi Leib eingegliedert sind. Neue Hoffnung keimt in uns, daß einst ein Tag komme, an dem die getrennte Christen- heit wieder in einem Haus der Kirche lebt, wieder zu einem christlichen Glauben sich bekennt. Das in Jahr hunderten unmöglich schien, ist plötzlich in uns lebendig geworden: Gott läßt neue Hoffnung auf Einheit im Glau ben aufleuchten. Das können wir tun, um diese Einheit zu erreichen? Halten wir fest an der religiösen Wahr heit. „Wir sollen ja nicht mehr unmündige Kinder sein, die sich durch das Trugspiel der Menschen und ihre Ränke in der Perführung zum Irrtum von jeder windi gen Lehre hin und her schaukeln und treiben lassen. Viel mehr sollen wir in der Wahrheit verharren und durch die Liebe völlig hineinwachsen in Christus, der das Haupt ist." (Eph. 4. 14—15). Betet innig zum Herrn der Kirche, daß er die Einheit christlichen Glaubens wieder herstelle, und daß der eine Dom christlichen Glaubens wieder das ganze deutsche Volk umfange. III. Eine neue Sitte wird gepredigt, die hl. Satzungen Gottes werden in manchen Punkten als ver altet, und dem neuen Geist nicht entsprechend, hingestellt. Gottes Gebote haben jedoch immer Gel tung, für alle Menschen und für alle Zeiten. Wenn aber Heiliges und Ehrwürdiges in der heutigen Zeit so mißachtet wird, dann hat auch das für den gläu bigen Christen einen religiösen Sinn. Wir besinnen uns in unserem Tugendstreben wieder auf unsere katholischen Grundsätze. Durch wahrhaft christliche Haltung, durch echt katholische Gesittung und Gesinnung werden wir den Beweis erbringen, daß die volle Wahrheit nur in der Lehre Christi liegt. 1. ) Viele Menschen sind am Christentum irre ge worden. Die Missionare unter den nichtchristlichen Völ kern berichten, daß oftmals deshalb so geringe Erfolge auf den Missionsyebieten unter den Heiden zu erzielen sind, weil viele Christen nicht nach den Grundsätzen der christlichen Lehre leben und handeln. Habsucht, Neid, Eifersucht, Augenlust, Fleischeslust, Hoffart sind auch unter Christen nicht überwunden. Wir führen nicht ernst genug den Kampf gegen die Sünde, selbst nicht gegen Sünden, die unter Christen nicht einmal genannt sein sollten. Heute aber ruft uns die Welt zu: Zeige mir deinen Glau ben aus deinen Werken! 2. ) Wie hat denn das Urchristentum einstmals seinen Sieg über die heidnische Umwelt erreicht? Gewiß durch christliche Lehrverkündigung, durch die Predigt der Apo stel und ihrer Nachfolger, die in die Welt hinauszogen, um alle für Christus zu gewinnen. In erster Linie aber durch wahrhaft christliche Lebensführung. Die Mehrheit der Anhänger Christi hatte der Glaube an Christus und die Liebe zum Meister schon in den ersten christlichen Jahrhunderten so geformt, daß in dem Diognetbrief (c. 5 und 6) der beredte Schriftsteller den tugendhaften Lebenswandel der Christen mit den Worten schildern konnte: „Sie bekunden einen wunderbaren und von allen bewunderten bürgerlichen Lebenswandel. Sic bewohnen ihre eigenen Heimatsorte, aber nur wie Beisassen. Sie haben teil an allem wie Bürger und sie ertragen alles wie Fremdlinge... Sie befinden sich im Fleische: sie leben aber nicht nach dem Fleische. Auf Erden weilen sie. aber im Himmel wandeln sie... Die Seele wohnt zwar rm Leibe, stammt aber nicht aus dem Leibe. Ebenso wohnen die Christen in der Well: sie sind aber nichr von der Welt... Die Seele ist von dem Leibe zwar singe- schloffen, aber sie hält den Leib zusammen. So werden auch die Christen in der Welt wie in einem Gefängnis festgehalten; sie halten aber die Welt zusammen. Un sterblich wohnt die Seele im sterblichen Leib. Das Ver gängliche ist der Christen Wohnung; die Unoergänglich- keit ihre Hoffnung." Es jubelt aber unsere katholische Seele auf, wenn wir in der Schilderung des Apologeten Theophilus von Antiochien (ad Autolyc. 3, 15) Einzelheiten im Tugend leben junger Christengemeinden hören, daß wir unsere Hände betend ineinanderschließen und sagen: Herr, laß uns heute nach sechzehnhundert Jahren diesen christ-katho lischen Helden gleichen. „Ferne sei von den Christen der Gedanke, Häßliches zu tun. Denn bei ihnen findet sich weise Selbstbeherrschung, wird die Enthaltsamkeit ge übt, die Einehe beachtet, die Keuschheit bewahrt, die Un gerechtigkeit ausgemcrzt, die Sünde mit der Wurzel ver tilgt, die Gerechtigkeit ausgeübt, das Gesetz gehalten, die Frömmigkeit durch die Tat bezeugt, Gott bekannt, die Wahrheit als höchstes Gut betrachtet. Die Gnade Gottes bewahrt sie, der Friede schirmt sie, das HI. Dort führt sie, die Weisheit lehrt sie, das ewige Leben lenkt sie. Gott ist ihr König." 3.) Der Schlußsatz dieses uralten Lobpreises auf das Leben der Christen in den ersten Jahrhunderten der Kirche, sei auch das Losungswort der modernen christ lichen Zeit. Christus, unser König! Dein sind wir! Es gilt auch, die Nichtchristen unserer Tage die Wahrheit christlichen Glaubens und die Leuchtkraft christlicher Liebe spüren zu lassen. Es wäre vergebliches Bemühen, Apologetik zu predigen. Die christliche Lehrverkündi gung trifft oft nur taube Ohren. Aber wahrhaft katho lisches Tatleben trägt eine Beweiskraft, eine Ueberzeu- gungskraft von der Wahrheit christlicher Lehre in sich, der niemand widersteht. Wenn heute eine neue Sitte gepredigt wird, dann werden wir gläubigen Katholiken diese Zeit religiös als Fingerzeig Gottes verstehen und durck unser Leben aller Welt verkünden, daß GottesGebot noch immer Geltung hat. Die Hauptlaster unserer Tags sind: Lüge, Verleumdung. Unehrlichkeit, Unreinheit und Lieblosigkeit. Wir aber stellen der Lüge und Verleum dung — Wahrheit und Ehrlichkeit: der Sittcnvcrderb- nis — die Reinheit: der Lieblosigkeit — die Gottes- und Nächstenliebe entgegen. a.) Dir ringen um Wahrheit und Ehr lichkeit: Jahrtausende lang ging durch die leidbeladene, trostlose Menschheit die Sehnsucht nach dem Heiland. Da steht in einer Zeit traurigsten Verfalls und großer Mut losigkeit einer auf: Johannes der Täufer, der Vorbote des Heiles. Ungefähr 30 Jahre hatte er sich in völliger Abgeschiedenheit von der Welt, in Gebet und Abtötung auf sein hl. Amt vorbereitet. Die Buß-Strenge bat ihm olle Weichlichkeit genommen, die Wcltabgesckicdcnbeit und die Wüste hatten ihn hart gemacht. Er stand am Jordan als Mann mit der ungebrochenen Kraft, der klar sein Arbettsziel sah. der den hl. alten Satzungen unver brüchliche Treue hielt und allem Volke mit unerschüt terlichem Todesmute, offen die Wahrheit verkündete. Sein Herr und Meister sagt von ihm: „unter allen vom Weibe Geborenen ist kein Größerer erstanden, als Jo hannes der Täufer" (Matth. 11. 11). Dieser Gottesbote der Wahrheit läßt sich durch schmeichelhafte Fragen von