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Volk in Not/ Roman von Felix Nabor 42. Fortsetzung. Dos mochte sie froh und erfüllte sie mit Zuversicht. Illi gab mit der Hupe ein schmetterndes Signol, nls Erich an den Nappenhof: „Wach aus! Bold kommen wir wieder und holten Einzug in die alte, liebe Heimat." Der Wagen flog vorüber, der Nauer Mang hielt mit eisernem Griff den Koffer umspannt, in dem der gefundene Schatz verborgen lag, und schmiedete Pläne für die Zu kunft. Als eine schöne, breite Straffe lag das Leben vor ihm; sie führte ins „Himmelreich" und hinauf zu seinem stolzen, prächtigen Hof, durch wogende Kornfelder, die goldene Garben verhieben. Bei der Handelsbank, Fritz Hammers Hauptgläubige rin, gab es lange Verhandlungen wegen dem Rückkauf des Rappenhofs; da aber das Gericht bereits zu seinen Gunsten entschieden hatte, konnte ihm sein Rechtsanwalt auch hier sicheren Erfolg in Aussicht stellen. Am Rachmittag, als alles geregelt war, gab Mang sein Varvermögen der Landwirtschaftsbank in Verwahrung, wo es in ein Safe eingeschlossen wurde und vor Feuer und Dieben sicher war! Er behielt nnr IlM Schweizer Franken für sich, um die nötigsten Bedürfnisse einznkaufen. Dann nahmen Mang und llli beim „Schlicker im Tal", der alten Vanern-Einkehr, einen Jmbis; ein, tranken ein Glas Vier, trafen Bekannte und lasen das Neueste aus der Welt. Es war nicht viel Erfreuliches, was die Zeitungen brachten. Doch für den Bauernstand brachte das Abend blatt wenigstens eine trostvolle Nachricht: dass es vorwärts ging. Ein Gesetz zum Schutze der Landwirtschaft war er schiene», das im Abendblatt veröffentlicht war. Es betraf: Senkung der Preise und Zinsen, Stundung der Stenern, vor allem aber Aufschub der Zwangsversteigerungen von Bauernhöfen mit Schonzeit von sechs Monaten. Damit war der Verschleuderung der Bauernhöfe ein Ende gemacht. Der Bauer konnte anfatmen und hoff nungsvoll in die Zukunft blicken. Mancher, der seinen Hof schon verloren sah, konnte ihn sich erhalten — und der Strick, den ihm gewissenlose Wucherer um den Hals gelegt hatten, wurde durch diese neuen Gesetze und Verordnungen entzweigeschnitten. Nasch nahm er Abschied und fuhr mit Uli der Hei mat zu. Beim Trefflerwirt zu Ambach stiegen sie aus. Mang ging ins Wirtshaus, um seinen Freunden die Freuden nachricht zu verkünden. Uli lief durch die Dorfgasse und verteilte die Zeitungen, die eifrig gelesen wurden. Als er wieder zum Tresslerwirtshaus zurückkehrte, ge wahrte er vor dem arohen Schuppen ein schweres, massiges Auto, einen Acht-Zylinder-Kompressor, der mit Gepäck stücken vollgepfropft war und offenbar in den geräumigen Schuppen gebracht werden sollte, aber nicht vom Fleck weichen wollte. Ein junger Mensch, zweiundzwanzig Jahre alt, hoch aufgeschossen, mit schmalem Gesicht und scharfen Augen, in Wickelaamaschen. Vreeker-Vocks. graubrauner Litewka. Ledergürtel und einem breitrandigen Hut, dessen Krempe auf der einen Seite hochgetlappt war, beugte sich über die Karosserie, drehte und schraubte, gab dann wieder Gas und schimpfte, weil sich der Wagen nicht rührte. Uli sah ihm kurze Zeit zu und trat dann näher. Jetzt wischte sich der junge Mann die Hände an einem Lcin- waudlappen ab, schüttelte den Kopf und steckte sich eine Zigarette an. Paffte wütend ein paar Züge und beugte sich wieder über die offene Haube des Motors, um den eigensinnige» Eisenkopf zum Leben zu erwecken. Die Zigarette versprühte Funken. Da war Uli mit einem Sprang bei dem Fremden, ritz ihm mit einem Ruck die Zigarette aus dem Mund und warf sie in weitem Vogen auf die Stratze. „Wenn ein Funke ins Benzin fällt, gibt's die schönste Explosion und reitzt dich in Stücke!" schrie er. „Toll!" Der Fremde war sprachlos, starrte mit offenem Munde den Bauernjungen an und quetschte daun durch sein Wolss- gebitz: „Goddam! Wenn doch der Teuselswagen nicht lau fen will." „Dann hat er eben 'n Defekt." „Well hat er Defekt, das As. Aber wo?'' „Mal seh n!" — Uli steckte de» Kopf in die Haube und schimpfte: „So 'n Saustall! Benzin ausgelaufen — und wennst mit deiner brennenden Zigarette draugekomin. . wärst, nachat wär der Wagen in d Luft g'slogen — und du auch. Wennst nix verstehst vom Taxi und von 'n Mo tor, dann brauchst auch kein' Wagen." Der Fremde zog drohend die Augenbrauen hoch und sagte: „Well — woll'n wir ein Kitzchen boxen, my Boy?" „Schmarrn," ries Uli. „Den Wagen kurier'» will ich, sonst steht er am Jüngsten Tag noch auf dem gleichen Fleck." Er hantierte da und dort, schraubte und klopfte, sagte end lich: „Am Vergaser liegt s — dös is der ganze Witz. Da — jetzt lüufat der Has. Patz mal uss!" Er fchlotz die Motor haube, sprang aus den Führersitz und gab Gas; mit tiefem Brummen sprang der Motor an und der Wagen landete im Schuppen. Uli stoppte, sprang ab und sagte: „So — jetzt läuft die Karre wieder." Der Fremde feixte. „Well, bist 'n feiner Boy", lobte er. „Techniker?" „Rix Techniker, sondern Bauer", ries Uli. „Drent'n vom Moorhos. Uli Volker —" „Wolter? ... So heitz ich doch auch", sagte der Fremde. „Henry Wolker. Dann bist du also der Boy vom Rappen hos?" „Was denn sonst! . . . Und du?" „Der Fils von Zeno Bolter, dem du den Brief ge schrieben hast." „Also ein Vetter? Da legst dich nieder! Ja wo kommst denn du herg'jchneit, Vetter Henry?" „Directemang aus Rio, Brasil . . . Also — Godd Day! Wie sagt man hier zu Land?" „Griitz di Gott!" „Griietz—di—good, Vetter Uli!" Sie drückten sich die Hände und lachten. „Bist ein famouie Von!" iaate Henry. „Tbank nou für deine Hilfe. Und jetzt wollen wir drinnen eine» gute» Drink nehmen, Welt! To coine — kämm mit!" Drinnen in der Wirtsstube hatte der Bauer Mang ebenialls eine ileberraschung erlebt . . . An dem grotzen Nnndtisch im Herrgottswinkel satz ein Fremder — halb ein kanadischer Trapper, halb ei» siid- anieritanijcher Gaucho Ein schmales, hartes Gesicht, braun wie gegerbtes Leder, von hundert Fältchen durchfurcht, ein grauer Hängeschnurrbart unter der Adlernase, graue Stop peln ans dem energisch vorspringenden Kinn. Auf dem glaUgejchorenen Kops ein grotzer Filzhut. der sich über der ausgebogcuen Krempe zu einer Pyramide zuspitzte; im Munde die kurze Stummelpfeife Und das war also Zeno John Wolker, der Welten bummler, Goldgräber. Diamanteniucher, Farmer. Schaf könig und Plantagenbesitzer, der Afrika. Australien und Amerika durchwandert Halle und jetzt wieder im alten Eu ropa gelandet war, um seinen Kohl zu bauen . . Wie ein Bauer sah er aber nicht aus. eher wie ein kühner Buren general, der aus Abenteuer auszieht. Magnus erkannte ibn nicht; bei seinem Eintritt erhob er sich mit elasiischem Ruck, nahm die heitze P-eife aus dem Munde und streckte ihm die haarige Pratze hin ..Well, da bist du also, alter Boy — Welconw! . . . Und da bin ich — Zeno John Wolker. aus Brasil. Direkt aus Rio. Ver dammt lauge Fahrt! Wie gebt es dir. old Boy? . . Okala — die ganze Welt ist lumpig geworden, auch Brasil ist Shoking, seit sie die Maschinen mit Kaffeebohnen beizen! Shoking. die ganze Welt iit Sbolina. da bin ich nach Ger mann gefahren — griitz dich Good. Mang!" Sie drückten sich die Hände und setzten sich an den Tisch, aber vorerst kam Mang überhaupt nicht zu Wort. Denn John Wolker aus Brasil wollte in einer Vierlelsiunde alles berichten, was er in dreitzia Zähren erlebt batte Da warf er nlles durcheinander wie Weicen und Hafer. Aber Mang hörte ihm gerne zu und auch die Zauern, die sich einfanden, lauschten gerne den seltsame» Miiccen. Nasch füllte sich die Stube, auch llli und Henry setzten sich, und John Wol'er erzählte Wunderdinge aus den deut schen Kolonien in Afrika, vom Leben der Goldgräber und Diamantenluchcr, von Niefenherden Australiens und den Plantagen Südamerikas. Ob er auch Kinder habe? — fragte Mang. John Wolker hielt die Pfeife inii den Zähnen fest, lachte, das; die tausend Fältchen um «eine Augen hüpslen, und streckte beide Hände in die Höhe. „Zehn Stück! Alle gesund und munter. Zwei in Afrika verheiratet, drei in Australien, drei in Brasil! Die zwei jüngsten haben wir mitgenommen nach Germann — dort sitzt mein jüngster Boy, der Henry, und das Mädel heitzt Vickc, ist bei ihrer Old-Maman —" „Drüben in Brasil?" „Oh no — in Ems. Meine Frau ist Rheinländerin, will die alte Heimat gründlich anschauen und das Asthma loswerden. Im Winter kommen Nicki und die Mama zu uns, bis dahin müssen unsere Zelte ausgejchlagen sein. Da von wollen wir morgen reden — heute spendier ich zum Einstand das grötzte Fatz Pier, das der Wirt im Keller hat. Angezapft und die Gläser gefüllt — und herbei zu einem fröhlichen Drink zu Ehren der Heimat!" Rasch vcrslos; der Abend. Mang drängte zur Heimfahrt, da er sich um das Regerl sorgte. „Ein feines Kind ", nickte John. „First-Clatz!" «Fortsetzung folgt.) fragen hinter der Wand Freundliche Antworten für humorige Leute Goldene Zeitalter. R. W. In D. — Ihr Klagelied, mein lieber Freund, hat keineswegs den Reiz der Neuheit. Nicht nur in unserer Zeit haben Künstler über mangelndes Verständnis der Zeitgenossen geklagt und sich hinmcggemünscht in ein besseres Zeitalter. Auch Schiller hat die klassische Zeit der Griechen für eine „bessere" Zeit gehalten und für manchen phantasiebcgabten Deutschen vom Schlage Nietzsches war die Renaissance, in der sich die Persönlich keit schrankenlos entfalten konnte, das goldene Zeitalter. Aber fragen Sie sich als Künstler einmal ehrlich, ob Sie wirklich Lust hätten, in der Renaissance oder im Zeitalter des Perikles zu leben. Sind Ihnen die Leiden eines Michelangelo, das un stete Wanderleben Lionardos, der frühe Tod Raffaels, die Küm mernisse Albrecht Dürers unbekannt? Dies aber sind die Künst ler, denen es am besten ging, die Leiden der Unbekannten deckt dos Schweigen des Vergessens. — Und das Athen des Perikles! Missen Sie, dass die boshaften Bürger dieser Stadt den edlen Perikles wegen seines ausfallenden Langschädels den „Zwiebel kops" nannten, datz in öffentlicher Volksversammlung dagegen protestiert wurde, datz er die Burg der Stadt (Akropolis) „durch unnütze Bauten und Werke eines mätzig begabten Bildhauers entstelle?" Der „mätzig begabte" Bildhauer hietz Phidias, und die „unnützen Bauten" waren das Parthenon und die Propy läen. — Goldenes Zeitalter? Gehen Sie mir damit! So gol den Ist kein Zeitalter, wie es dem sehnsüchtigen Auge aus der Ferne dünkt! Das Ballett ist geblieben. F. M. In Z. — Sie haben mit einiger Verwunderung von den Vorbereitungen gelesen, die Sowjetrutzland für den Besuch Lavals und Edens in Moskau trifft. Am 28. März wird Lit winow für Eden ein grotzes Festessen geben, am 29. führt dos staatliche Ballett Im Moskauer Staatstheater ein glänzendes Tanzspiel „Der See der Schwäne" auf und am 80. März wird Lordsiegelbewahrer Eden einem festlichen Diner in der britischen Botschaft beiwohnen. Welter sind Besichtigungen der Gemälde galerie, der alten Kathedralen und weitere Vallettvorfühungen vorgesehen. „Alles wie im alten Nutzland!" meinen Sie. Ganz recht! Bastelt und Festessen waren in Rntzland schon unter den Zaren exquisit. Es gibt eben Tatsachen, über die offenbar auch ein Sowjetstaat nicht hinwegkommt, lind dazu gehört die Not wendigkeit, vor hohen Gästen zu repräsentieren. lind man wird nicht anzunehmen brauchen, datz die Sowselgcwaltigcn nur ans autzenpolitischen Gründen sich an die Festtafel setzen und dem Ballett zuschen. Diese Pflichten werden auch sie kaum als bitter empfinden. Die Staatsform hat sich geändert, aber das Bastelt ist geblieben. Auch Lieder haben ihre Geschichte R. K. in F. — Ja, Sie haben recht: Es ist oft sehr merk würdig, wie die einzelnen Völker ihre Nationalhymnen erhalten haben. Die Marseillaise ist von einem Royalisten versaht, was nicht verhindert, datz sie republikanische Begeisterung auslöst. Das italienische „Gwvinezza" hat die Weise eines Schweizer Volksliedes übernommen. Am schönsten aber ist die Geschichte der englischen Nationalhymne. Die stammt nämlich aus Frank reich, und einer Darmfistel Ludwig XI V. hat sie ihre Entstehung zu verdanken. Die hatte sich bei dem Monarchen, der eine reich liche Tafel liebte, im Jahre ttltzli gezeigt: nach langen Beratun gen der medizinischen Fakultät der Universität Paris mutzte zu einer Operation geschritten werden. Die verlief auch glück lich, die Genesung des Königs wurde überall festlich begangen. Die Damen von St. Cyr aber sangen dem Genesenen eine Hymne, die von der Oberin gedichtet und non Lully kompo niert war und mit den Worten begann: „Dien sauvc le roi". Ein Engländer schrieb Tert und Noten auf uud nahm das Lied in seine Heimat mit. wo es ungemein populär uud schlietzlich zur Nationalhymne wurde: „God save Ihc King..." Magerkeit rettet das Leben. L. K. in D. — Trösten Sie sich: Wenn „vollschlank" wieder als modern gilt, so ist doch Magerkeit noch lange kein Unglück. Das Vorurteil, datz di- Korpulenten „etwas zum Zusetzen" ha ben. ist doch wohl heute überwunden: man iveitz. datz der über fettete Körper im allgemeinen den Stützen, die unsere Gesund heit nun einmal tagtäglich erhält, schlechter widersteht als der normale. Ausnahmen bestätigen die Regel. Das soll freilich nicht heitzcn, datz ein Knocheugerivpe als Schönheitsideal zu be trachten wäre. Wenn das Rauchen Ihre schlanke Linie allzu sehr fördert, dann lassen Sie es eben eine Weile sein. Denken Sie daran, das; man vom Naucken aelbc Zähne und hätzlicke Finger bekommt — vielleicht fällt Ihnen dann der Entscklutz etwas leichter. Etwas Magerkeit schadet aber durchaus nicht; sic kann eine», sogar unter Umständen das Leben retten. Da für ist die Gräfin Hastings ein Beispiel, eine Verwandte der Königin Elisabeth von England, die diese in jeder Beziehung von kleinen Skrupeln freie Herrscherin zur Gattin Iwan des Schrecklichen von Nutzland ausersehen Halle. Die Königin hasste, durch diese Ebe die Handelsbe.ziehunaen zwischen England und Rntzland zu fördern. Datz der Zar eben seinen Sohn cr- fchlagen halte und nach asiatischer Manier mehrere Nebenfrauen hielt, störte sie keineswegs. Die Gräfin Haltinas aber erwartete unter solchen Umständen kein sebr inniges Familienleben: sie beschwor Elisabeth, diesen Plan fallen zu lassen. Aber nicht Elifabctk. sondern der Zar zerstörte den.Heiratsplan. Er halte sich ein Bild der Gräfin kommen lassen, und fand sie zn mager. Wofür die Verschmähte Gott ans den Knien dankte. So ist die Gräfin Hastings durch ihre Magerkeit davor gerettet worden, ein Opfer Iwan des Schrecklichen zu werden. Der Prinz von Wales tanzt Czardas. D. M. in N. — Ja. man kann die Begeisterung verstehen, die das englische Boll, für seinen Thronfolger empfindet, der 'n seiner Lebensführung und seinen Neigungen eben ein typischer Repräsentant dieses Volkes ist. Selbst andere Völker vermag diese Begeisterung anzustccken: das beweisen die Berichte über den Besuch, den der Prinz Anfang März der ungarischen Haupt stadt abgestattet hat. Nun Ist Budapest eine der scharmantesten Städte Europas — so konnte es nicht ausblcibcn, datz der schar mante Prinz und die scharmante Stadt voneinander entzückt waren. Ganz Budapest war an den Abenden dieses Besuchs auf den Beinen, um den Prinzen von Wales irgendwo zu sehen, obwohl nie vorher bekannt mar, wo er sich zeigen würde. Die Polizei hatte alle Hände voll zu tun. um bei diesem Sturm der Neugier und Begeisterung die öffentliche Ordnung zu wahren. Aber schlietzlich mutzten sogar die Polizisten Beifall klatschen, als der Prinz in einem Kabarett eine halbe Stunde lang Czar- das tanzte. „Mit der Begeisterung uud Grazie eines Ungarn" versichern die Blätter. Woran bemerkenswert vor allem ist, datz der Czardas sogar einen Kühlen englischen Princhm begei stern kann. Datz aber Ungarns feurige Söhne ihrerseits über einen fremden Prinzen begeistert sind der mit Kunst und Tem perament eine halbe Stunde lang Czardas tanzt, das ist ja eigentlich nur selbstverständlich ... Ein Mittel zur Abtötung. L. F. in D. — Sie haben meine volle Zustimmung, wenn Sie die Temperatur, die mährend der Abende des März in der Hofkirche geherrscht hat, als mörderisch bezeichnen Wenn mar noch kein Rheuma hatte, dann mutzte mau es beim Besuch der Fastenpredigten bekommen" meinen Sie. Nun. das wollen wir in dieser allgemeinen Form nicht als zutreffend erhoffen. Je denfalls mutzte man sich drautzen in der Ionen Lust der warmen Märzabcnde, mit denen uns die letzten Wochen beglückt haben, erst langsam wieder aufwärmen, ehe man den vollen Gebrauch seiner Glieder wieder erb-ngte. Aber es ist eben eine Schwie rigkeit, ein so gewaltiges Gebäude, in besten Sleinmassen sich die Kälte festgefressen hat, zu erwännen. Zumal der Sandstein die besondere Begabung hat, die Kälte sestzuhalten lDas kön nen Sic auch in anderen Sandstein Bauten feslstellen.t Soviel Kohlen, wie nötig wären, diese in den Steinen sitzende Kälte ans einmal zu vertreiben, kann eine Diaspora Gemeinde nicht bezahlen. Betrachten Sie also diese Kälte nls eine kleine Ab tötung im Sinne der Fastenzeit. Innere Wäime ist das beste Gegenmittel, vor allem ein jugendlich feuriges Herz, und das nennen Sie ja trotz der Jahre Gott sei Dank noch Ihr eigen —- nicht wahr? Themen gibt es... L K. in R — Eie meinen, die Unsterblichkeit der Mai käfer. die Gedanken eines Schafes bei der Schur und so man ches andere, was man gemeinhin in der Literatur zu vernach lässigen pflegt, seien auch einmal ganz dankbare Themen. Ge- witz, und sobald Sie mir Gelegenheit geben, einen Maiko.ser oder ein Schaf über diese Fraae zweckentsprechend auszuhorchen, will ich gern das Interview der Oessentlickkeit nickt vorevthal- ten. Aber aus eigene Faust über so diffizile Themen zn schrei ben würde ich abicknen. lieber das Seelenleben der Stuben fliege kann letzten Endes nur die Stubenfliege selbst authen tisches sagen, und über die Empfindungen des geschorenen Scha fes kann der Mensch symvathische Vermutungen, aber keine Gewitzkeit haben. Uns Menschen dünkt es hart, wenn einer seine Wolle lassen mutz. Aber das Schaf, besonders im heitze» Sommer, wird vielleicht anders darüber denken Lassen wir also solche Themen, mindestens solange, als das Fernsehen sich noch nicht In die Tiefen fremder Seelen erstreckt... Marabu. tzaupIlchrstlleNe, »<»r, rvtulel: Bertrele, vr. »ertzur» verantwortlich für den polUllchrn und vachrtchlenteU: UNntet; siiZ L»kale» und steuUIeton: vr. Terhard UlnNNch tn lu,,»,». VrrontworlUchrr Bnt»lge»leU«r: Iheodor Lttntel, vreude». Druck und Verl»,: »,r»«nl» Buchdrucker,« Dre»»«». PoUerllrutze N. D. A. l l. 3b: b27v. 8 Zt. ist Preisliste Nr. 8 gültig.