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.MH* gewesen. Kommen, sehen, staunen Cie. Wir zeigen Ihnen «inen Mann, nach dem sich sämtliche Erdteile die Kehle wundgeschrien!" Nach dem hoffnungsvollen jungen Mann, den wir hier im Bilde bringen, hat sich zwar noch niemand heißer geschrien, er besorgt das selber schon reichlich. Er ist nämlich niemand anders, al» — doch davon weiter unten. So, wie er hier steht, ganz aus Dämonie frisiert, die Hände theatralisch gefesselt, den nackten Oberkörper mit Tätowierungen bedeckt, patzt er vortrefflich in das Milieu kleinstädtischer Jahrmärkte. Fehlt nur noch der ge rissene Ausschreier, der ihm den nötigen Zulauf verschafft. Beides hat er inzwischen gesunden. Den Ausschreier und auch den Zulauf. Es mögen jetzt etwa zehn Jahre her sein. Da erschienen eines Tages in der Chemnitzer (bürgerlichen!) Esperanto-Gesellschaft zwei junge Leute. Zwei Freunde. Der eine von ihnen nannte sich HajkovanRarend» und gab an, in G r o n i n g e n i n Holland geboren zu sein. Zwar sielen einige Stichproben zu seinem Nachteil aus: er vermochte nicht, einige der leichtesten holländischen Worte zu übersetzen, noch hörte er auf irgendwelche niederländischen Laute. Zwar lieh er sich holländische Bücher aus, klappte sie aber nach flüchtigem Blättern wieder zu und gab sie ungelesen zurück. Was Wunder, dah die beiden „Fremdlinge" mit verständlicher Reserve behandelt wurden, datz sie trotz des klingenden Namens und trotz aller Bemühungen keine klingenden Vorteile «inheimsen konnten und gar bald wieder von der Bild« MyNheeeHajko rmnRarerrds Abenteurer, Hochstapler und Nazi-Agitator Wir alle kennen den Typ jener Ausrufer, die uns mit allen Mitteln der Ausschrcierci irgendeine Alltäglichkeit als grötzte Attraktion des Jahrhunderts aufreden wollen. Und die Menschen stauen sich vor den Buden umsomehr, je bester die Ausschreier es verstehen, ihr Publikum zu fesseln und mit mehr oder weniger Geschick und Witz hinter die schäbigen Zeltwände zu bringen, die ost mehr Elend bedecken, als der flüchtige Beschauer ahnt. Jeder, der einen Groschen oder zwei für eine solche Geschichte opf'rt, weitz was ihm dafür geboten wird, was ihn in der meist ärmlichen Schaubude erwartet. Und nach dem Motto leben und leben lasten, zahlt gar mancher seinen Obulus, um irgend ein armseliges Menschenkind zu bestaunen, das di« Natur besonders stiefmütterlich bedacht. Er zuckt die Achseln, besitzt sich die Sache und geht davon, um wenige Schritte später vor einem anderen Raritätcnkabinett erneut in Versuchung zu kommen, denn da lönts ihm verheißend entgegen: ,Flammen Sie rein meine Herrschaften! Wir bieten Ihnen die größte Sensation des Jahrhunderts. Sowas ist noch nie da« fläche verschwinden mutzten. Mynheer Hajko van Rarends hinter« ließ eine seiner dämonischen Photographien, eben jene, die wir hier im Bilde wiedergeben. Inzwischen sind Jahre ins Land gegangen, in denen Hajko van Narends abenteuernd und hochstapelnd durch die europäischen Lande streifte und auch Abstecher in andere Kontinente unter» nahm. Heute prunkt er nicht mehr mit der „künstlerisch" täto wierten Epidermis. Aber sonst ist er der Alte geblieben. Er hat sich im Laufe der Jahre zu seinem eigenen Ausschreier gemacht. Und weil er das mit der nötigen Skrupellosigkeit macht und die Erfahrungen seines abenteuerlichen Lebens, seiner persönlichen Hochstapeleien in den Dienst der politischen Hochstapelei stellt, deswegen fand er im Hitlerschen Raritätenkabinett der verkrach ten Abenteuere! aller Schattierungen bereitwilligst Aufnahme. Karl Klötzner. Ein solcher Mann hatte in der an Abnormi täten — geistiger und anderer! — nicht armen Bude des Herrn Hitler gerade noch gefehlt. Eine kleine Verwandlung war allerdings nötig. Man brauchte die tätowierte Vlötze des Herrn Hajko van Rarends nur mit einer „garantiert echten" GPU-Jacke zu bedecken, ihm eine dazu gehörige Mütze zu verpassen und der antibolschewistische Agitator war fertig.-Und nun zog er durch die Lande deutscher Zunge als Kronzeuge für die Eottähnlichkeit Hitlers, als lebendiges Bei spiel dafür, was ein Mensch an Unflätigkeit und böswilliger Verleumdung gegen den Staat der Arbeiter und Bauern zu leisten vermag, dessen Eastrecht er eine zeitlang verbrecherisch mißbrauchte, bis er vor dem Zugriff der roten Arbeiterfaust flüchtete. Aber so sind sie fast alle, die Herren nationalsozialistischen Agitatoren, die im Lande umherreisen und bramarbasierend die Seligkeiten des „Dritten Reiches" preisen, deren sie teilhaftig zu werden hoffen, weil die Bibel verheißt: „Selig sind, die geistig arm sind..." — schlagt die Uniform zurück, die sie tragen und MH« zur Verschärfung der Theaterda Feuerschlltzbestimmungen geführt. Ass? eben den Weltkrieg noch nicht gegc SM . einzigen Tage weit " " dieser Theaterbrand. KV» Todesopfer bei einem Theaterbrand Vor fünfzig Jahren, am 8. Dezember 18^1, rn« »richtete ein riesiger Brand das N'.ng-Theoln r Wien. Während der Kapellmeister den Ta!:^k hob, um die Ouvertüre zu „Hoffmanns Erzähle gen" zu dirigieren, fing der Vorhang Yener und i kurzer Zeit stand das ganze Gebäude in Fla^rr Jin dichtgesiillten Zujchauerraum brach eine beschsreibliche Panik aus. Die Menschen schrien fielen bei dem Versuch, die Ausgänge zu cneiLrn, in wilden Knäueln durcheinander. Frauen - t brennenden Kleidern drängten sich gellend mnh.st rufend in die aufgeregten Menschenknäuel. ganze Zuschaucrraurn glich der riesigen Feuer s eines Kessels, in dem zum Wahnsinn gettirbm Menschen entsetzlich schrien. Trotz ungeheuerster Anstrengungen der Fercr« wehr, die damals auch noch in den Großstädten im primitiv ausgerüstet war, gelang es nur ein n wenige Zuschauer zu retten. Der überaus grö?:e Teil kam in den Flammen um. 447 wurden > mittelbar nach der Brandkatastrophe als Todesopfer des Feuers gemeldet, und 153 als vermißt gemeldn. Keiner von ihnen ist wieder gesunden worden. 153 Menschen sind also bis auf die letzten Restedr: ungeheuren Glut des Feuers zum Opfer gesellen, ohne daß irgendetwas von ihnen übrig geblieben wäre. Diese gewaltige Brandkatastrophe hat dann!; Entsetzen in der ganzen Welt hervorgerusen zur Verschärfung der Theaterbauvorschristen u d — Damals hat n Weltkrieg noch nicht gegeben, der an eincn einzigen Tage weit mehr Todesopfer kostete ast Der erste lleberlan-stug Dem bekannten Frankfurter Sport flieger Günther Groenhojs ist jetzt der erste Ueberlandflug mit einem schwänz« lo,en Flugzeug gelungen. Er stieg mit seinem 24 ?8 starken „Hans Huckebein" von der Wasserkuppe aas und durchflog in nicht ganz zwei Stunden die 370 Kilometer lange Strecke nach Berlin, womit das schwanzlose Flugzeug den Beweis seiner Brauchbarkeit erdrückst hat. Das Bild zeigt die Ankunft des Fliegers auf dem Flughafen Tempel« ^of. Neben dem Flugzeug sein Konstruk« Eold auf dem Meeres boden Wir haben bereits von den Bergung«, verfuchen der Goldschätze an Bord des ver enkten englischen Dampfers „Lust« tania" berichtet, die fegt erneut unter. veranschaulicht dis technische Anlage, unter deren Zuhilfenahme man das Gold'zu'heben hofft. Da»EBttd"«?htS ^«lgt, wie die Bergungsarbeiten vor sich gehen. Oden link» di« Erster dcs Mene» Verfahrens, der amerikanische Jnbniiour Simon Lake und Kapitän Railen. ein früherer Teilnehmer vor Bnrdschen Siidvalerpedition. unten rechts die ,F!usttania" vor rhrer Bersenkung Rastel« tot I Zn seiner Heimatstadt ! Bergamo ist der Me>. > sterjongleur Enrico ! Rastelli an einem Ge. I Hirnschlag gestorben. Diese internationale Barieteekraft 1. Ran ges hat nur ein Alter von 36 Jahren erreicht. Seine ungeheure Bega« bung har ihm di« er staunlichsten Leistungen vollbringen lassen. Schon mit elf Jahren trat er m einem Wan- derzirkus auf, mit ach«, zehn Jahren jonglierte er bereits nnt acht Tellern, ein Welt rekord, den er bis zu. letzt hielt. Mit einer unerhörten E-nergie und bei einem uner müdlichen Training von fünf bis sieben Stunden täglich stei gerte er seine Kunst immer mehr, bis er als achtes Weltwunder galt. Dis Bälle krochen rn seinem Körper her ruf und hinunter und blieben an einer Stelle liegen, ganz wie er es wollte, als wären sie nicht mehr physüv lischen Gesetzen, sondern nur noch seinem Willen unterworsea zum Vorschein kommen die Tätowierungen de« Abenteuern» wenn auch nicht in jedem Falle so handgreiflich wie hin bst Mynheer Hajko van Rarends alias Karl Klötzner, dessen Beirr erst kürzlich sich wieder bei der KPD anöiedern wollt«, weil rr ,Hie Lügen der NSDAP erkannt" habe. Sie sind einander würdig!