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NS MM IS MWM Aufruf des EuropRschen Sekretariats der NVA. la» europäische Sekretariat der RGJ. wendet sich anläß lich des Blutbades in Fretwaldau an di« Arbeiter aller Länder mit einem Aufruf, in dem es u. a. heißt: AiMNWW II UM Maffevoechaftuuge« wegen.Zeksehuugrarbeil" — Den Verhasleien droh» Hinrichtung 25. November wurden in Frelwaldau (Tschecho- 'losakei) bei einer Demonstration von Betriebsarbettern und Er- snb-losen durch die Gendarmerie neun Arbeiter erschoj - sen u n d 18 schwer verletzt. Unter den Toten befinden sich zrki und unter den Schwerverletzten acht Frauen. Die Erwerbslosen und Steinardeiter von Eetzdors bei Frei- LZlduu protestierten gegen die Einstellung des Staatsbeitrages für die Arbeitslosenunterstützung an die roten Gewerkschasten durch den sozialsaschistischen Minister Czech. Gegen diesen reaktionären Kirstoh sanden unter Führung der roten Gewerk schasten im ganzen Lande gewaltige Protestaktionen statt. Die Äydorser Steinardeiter beschlossen, einen Demonstrationsstretk )ilickn!ifiik)ren und gemeinsam mit den Arbeitslosen zu demon- silieren. De in RufderrotenGewerkschaften folgten nicht nur die Mitglieder der roten Verbände, ssndern auch große Massen sozialdemokratischer -id nationalsozialistischer Arbeiter. Auf diese im 5ai»'s geschaffene Einheitsfront der Betriedsarbeiter und knrerbslosen antwortete die reaktionäre tschechoslowakische Re- „rung, in der sieden soztalfaschistische Minister sizen, nut einem fürchterlichen Blutbad. DictschechoslowakischeJndustrieisteininter- nationales Waffenlagerder Imperialisten. Sie produziert in direktem Auftrag der französischen Imperialisten dr« kriegomittel für alle Feinde der Sowjetunion. Sie schlägt den 'Limiten Kurs auf die bewaffnete Intervention gegen die Sowjet- nnisn ein Sie hatgehetme Kriegsverträge mit Rumä- rieii. Polen und Frankreich, die hauptsächlich gegen die Sowjet union gerichtet sind. Dic Freiwaldauer Demonstranten protestierten auch gegen die Interventionspläne der Imperialisten, gegen den japanischen Einbruch in die Mandschu rei und sllr die Verteidigung Sowjetrußlands und Sowjetchtnas. Deshalb wurde von der faschistischen Negierung und ihren sozialfaschisttschen Lakaien der Befehl zur dlurigen Niederschlagung der Demonstration gegeben. Dieses unter den tschechoslowakischen Proletariern angerich- Nie Plutdad hat die größte Empörung unter den Arbeitermassen e-r: Länder hervorgcrufen. Das internationale revo- Inionäre Proletariat muß gegen den Arbeitermord in ter 2'ckiechoslowakei die Stimme des schärfsten Protestes erheben den Kampf der tschechischen Arbeiter unterstützen. Protestiert gegen den Arbeitermorv in der Tschechoslo- «kri! Organisiert Massenverfamml ungen und Kundgebungen gegen den faschistischen und sozialfaschisttschen rriror! Beschließt Protestresolutionen und Protesttelegramm«! ?trbindct dies« Aktion mit eurem Kampf um Arbeit, Brot und lireideii! Kämpft für uneingeschränkt« proletarische Drmonstra- lisnk', Koalitions- und Pressefreiheit! E» lebe di« kämpfende proletarische Ein- lieitesront a ll« r A r b e i t e r ! Es lebe der inter nationale Kamps gegen Faschismus und Sozial- saschismuv! siustos rum ^Nivsi-dslorsnlog «m 15. Ovrsmd»»' Amerikas ArMM lnaMieren Neunork, 4. Dezember. Die Teilnehmer des Hunger- earschrs, die au» ollen Teilen des Lande» zusammenftrömen, «hrrn sich Washington. Von überall lausen Meldungen Uber Zusammenstöße mit der Polizei ein. Die Washingtoner Polizei und der Geheimdienst des Weißen frust» sind in sieberhafter Tätigkeit, um die Hungerdemon- siieiwn zu „empfangen". Da die Arbeitslosen sich von ihrem Mi'ch trotz aller Polizeimaßnahmen, Schikanen und Zusammen- ii-zr nicht abbringen ließen, soll die Polizei verhindern, daß sie »ii der Lrössnung des Parlaments die Bannmeile nicht durch- lnchkn können. Inzwischen rucken auf allen Landstraßen die Arbeitslosen an. Peking, 8. Dezember. Auf Veranlassung des japa nischen Oberkommandos hat di« japanisch« Militarpolizei in Mukden rin große» Kefseltreibengegenchine- fisch« Kommunisten veranstaltet. Insgesamt wur den 6vtt chinesische Kommunisten verhaftet, bei denen angeblich für da» japanisch« Heer bestimmte antimilitaristifche Flugblätter gesunden wurden. Di« verhafteten sollen durch das Kriegsgericht abgeurteilt werden. Die japanische Presse berichtet, daß das japanische Kriegs ministerium wegen verschiedener Meldungen aus Mukden sehr, „beunruhigt" ist. Diesen Meldungen zufolge werden „Geschenke an die mandschurische Armee geschickt, in denen gegenden Krieg agitierende Flugblätter ermittelt wurden". Die Geschenksendungen sollen fortan auf Beschluß des Kriegsministerium» einer Untersuchung unterzogen werden. Auch bei der Verteilung der eingegangenen Geschenke sollen Unter suchungen angestellt werden. In Mortok sPräfektur Iwata) wurden zehn Studenten verhaftet, denen Verbindung mit der Roten Hilfe zur Last ge- legt wird. Tokio, 4. Dezember. Es wird gemeldet, daß aus der Eisen bahnstation von Osaka anläßlich der Abfahrt von Soldaten ein« Demonstration von Transportarbeitern stattsand. Es kam zu einem Zusammenstoß mit der Polizei, wobei fünf Transport arbeiter verhaftet wurden. Die Verhafteten riefen antimilitari- stische und andere „gefährliche" Losungen aus. Mösislhe Wien für Mu Paris, 4. Dezember. Der sozialdemokratische „Populaire" teilt mit, daßIapangroßeBestellungenfürWassenund Munition bei den Treuzot-Werken ausgegeben habe, und daß bei den Verhandlungen über diese Bestellungen von japanischer Seite der Wunsch ausgesprochen worden sei, die öffentliche Meinung Frankreichs müsse besser über die „Rechtmäßigkeit der japanischen Ansprüche" in der Mandschurei aufgeklärt werden. Zu diesem Zweck sei in der Direktion der Treuzot-Werke ein perma nenter Pressedienst eingerichtet worden, der eine Anzahl von Mit arbeitern großer Zeitungen zu seiner Verfügung habe. iiiir ille lipll. let ille klllirerln Im netlmmlea gesrelimsMWtl Hitlers Reparationsprogramm Vie Ws elkemlen iW WWW an - Sie SeMen VerltWen Wen die Mnke nnd WWe Malen Malden der deulWen Ansdenler derahlen! Der „Völkische Beobachter" veröffentlicht zu den bevorstehenden Lributverhandlungen einen Leitartikel von besonderer Wichtigkeit, der das Reparation». Programm der Hitler-Partei enthält. Der Ar- tikel, der sich hauptsächlich an die Adresse Frankreichs richtet, bestätigt nicht nur noch einmal ausdrücklich, daß eine kommende Hitler-Negierung auf die An- nullierung der Poung-Lasten verzichtet, sondern daß die Hitler-Partei die Tribute auf Hel- ler und Pfennig aus den deutschen Werk- tätigen herauspressen will. In dem Artikel „Tribute und Kaufmannsschulden" von Bernhard Köhler im „Völkischen Beobachter" vom 3. Dezember werden zunächst die Tributverpfltchtungen Deutsch- lande prinzipiell anerkannt. Die Hitler-Partei er klärt sich bereit, sich mit Frankreich an einen Tisch zu setzen, um sich „der Mitwirkung an einer Lösung dieser Frage nicht zu ent ziehen". Wörtlich heißt es dann: „Niemals jedoch wird Deutschland neue Verpflichtungen an Stelle der alten übernrhmen." Nicht genug damit, daß Hitler anmaßenderweise „im Namen de» deutschen Volkes" alle „alten Verpflichtungen", d. h. sämt- liche politischen Tributzahlungen aus dem Versailler Vertrag und dem Poungplan anerkennt, bürdet er dem deut schen Volk auch noch die Last aller von der deutschen Bourgeoisie privat bet ausländischen Kapitalisten gemachten Schulden sbe- kanntlich mehr als 15 Milliarden) auf. Darüber heißt es: „Hier hat der Führer de» kommende« Deutschland» den Wille« de» deutsche« Volke» klar zu erkenn«« gegeben: Privat-Schulden werden bezahlt. Der Nationalsozialiswu» nimmt für sich i« Anspruch, «in Deutsches Reich aufricht«« zu können, das durch Ordnung undKraftinseinemIunern berechtigte handelsmäßige Ford«rungen der anderen Völker zu befriedige« und ein gegangene Verpflichtungen zu erfüllen imstande sein wird." Hitler bietet sich den Poungräubern erneut als Tribut vogt an. Nachdem er seinen Ministersessel von Frankreich:' Gnaden erhalten hat, will er durch ein System der Galgen und der Zwangsarbeit aus dem darbenden Volk Milliarden für die Tributhyänen herauspressen. Die „Ordnung", die Hitler den räuberischen Imperialisten zur Erfüllung aller ihrer Ansprüche verspricht, ist die Ordnung des Standrecht», die Ordnung der vermehrten Aus- beutung, die Ordnung derSklaverei und des Hungers. Die Phrasen der Hitler-Partei über die „Zerreißung der Poungketten" und die „Ausköschung der nationalen Schmach" sind endgültig entlarvt! Wir Kommunisten, die von der ersten Stunde an den Verrat Hitlers an den nationalen Interessen der deutschen Werktätigen gebrandmarkt haben, stellen diesem Poung-Programm Hitlers unser Programm der nationalen Befrei- ung des deutschen Volkes gegenüber, von dem wir um kein Iota abgehen werden, und in dem es heißt: „Wir erklären feierlich vor allen Völkern der Vrde, vor allen Regierungen und Kapitalisten des Auslandes, daß wir im Falle unserer Machtergreifung alle sich aus dem Versailler Frieden ergebenden Verpflichtun gen für null und nichtig erklären werden, daß wir keinen Pfennig Zinszahlungen für die imperialisti- scheu Anleihen, Kredite und Kapitalanlagen in Deutsch land leisten werden." !. 8 or 1 setzung. Cin Handwerk hat nur Karl erlernt, die andern mußten I-strt nach der Schulentlassung aus dem Haus, um sich ihr Futter siüiii zu verdienen. Albert mar Knecht bei Ksrkovski, dem Pferde- Händler. Später ging er zur Ziegelhlltte, weil er als Knecht das Wen, das er verdiente, nicht mit seiner Frau und seinen Kindern tiilrn konnte. Er wohnte noch bei den Eltern. Geheiratet hatte er such schon recht krüh oder ist vielmehr geheiratet worden. Im Tanzen konnte Albert nicht und im Saufen wollte er nicht -or nicht wisse, daß es zweierlei Menschen gibt, dann war da sohl insofern richtig, als Albert dies mit zweiundzwanzig Jahren noch nicht ausprobiert hatte. Als er dann gar, weil ihm ein Mrd den Arm zerbissen hatte, nicht zum Militär genommen »urd«, meinte der Großknecht, daß Albert wohl nicht richtig was Mchrn den Beinen hat; anders kann doch das nicht sein bei »mrm Kerl, der fressen kann wix ein Ochse und auch einen Kopf Hot wie ein Ochse. .Festhalten!" schrie in diesem Augenblick der Tierarzt durch taz Gelächter de^i. Männer, von denen je ein halbes Dutzend an »irr Tauenden zerrte, um dem am Boden liegenden Hengst die Lorverbeine so weit als möglich nach hinten und die Hinterbeine nach vorn zu ziehen, damit ihm der Tierarzt die Hoden heraus- ^neiden konnte. Vielleicht hätte Albert auch den Vergleich mit dim Ochsen stumm in sich hineingefressen, vielleicht auch noch den byüen Scherz des Großknechts hingenommen, den der sich mit den mm im Stroh Herumliegenden Pferdetzbden erlaubte. Aber da stickte mit einem Male die zweite Magd des Müllers den Kopf zur Schtimentür herein und fragt«, ob der junge Müller da fei. „Ja, der ist dq," log der Großknecht und blinzelte faunlsch um Hs. Dann ging er auf die Margot zu. Diese schrie mit einem Mole schrill auf und wollt« davonlaufen, doch der Großknecht hatte sie am Rock erwischt. Draußen warf sie sich verzweifelt auf einen Strohhauken und hielt sich die Halaösf»ung der Bluse zu. Der Großknecht wollte ihr aber den Pferdchoden gerade vorn unter die Blust stecken, und ein anderer, noch junger, blöd grinsender Knecht, wollte ihr zu diesem Zweck die Arme wegreißrn. Alle lachten, nur Albert nicht. Dem blöd grinsenden trat er in den Hintersten, daß er zwei Meter woiter platt auf den Bauch flog, und dem Großknecht griff er mit beiden Händen um die Gurgel. Der konnte sich aber noch ausrappeln und konnte Albert noch abwehren. Er konnte sogar noch zu einem Knüppel greifen und auf Albert losstürzen. Jetzt wußte Albert, daß es ein Fehler war, ihn wieder loszulassen, und packte ihn von neuem. Sie fielen ringend über eine Schiebkarre, dann über eine Kiste, kamen aber Immer wieder zusammen hoch. Der Großknecht ließ dann los und drohte: „Dir werd' ich helfen!", wollte sich aber abwenden. Er fühlte wohl, daß ein Unentschieden besser sei als die Niederlage und war der Meinung, daß auch Albert sich damit zufrieden geben könne. Falsch gedacht! Albert spürte, wie es ihm warm über das Gesicht lief. Er wischt« darüber und sah, daß er blutete. „Du willst mir Helsen? Du Lump?!" antwortete er und schlug dem Großknecht mit der Faust auf die Nase, daß er bis an die Dunggrube taumelte. „Du?" Bei diesem zweiten Schlag fiel der Großknecht plumpsend in die Dunggrube. Alle standen verlegen herum, machten dumme Gesichter. Nur der Tierarzt hielt mit sttnir Meinung nicht zurück. „Bravo, Buchner!" sagte er. „Das nenn' ich einen Mann!" Er reichte Albert sogar die Hand hin. „Diesem unwiderstehlichen Patron mußte eigentlich schon längst das entsetzlich freche Maul gestopft werden." ' Don da an war Margot Sonntags gewöhnlich immer da zu sehen, wo Albert war. Obgleich sie gern tanzte und Albert nicht tanzen könnt«, sagte sie lachend zu, aks Alhert sie einmal einlud, mit ihm im Garten ein Glas Bier zu trink««, Ein Jahr später war sie seine Frau. - Um diese Zeit lernte Larl aus, Er wurde in Tirschtiegel Schlosser und kam nach beendeter Lehrzeit in Posen bet der Eisen bahnwerkstatt an. Wahrhaftig, ein Bombenglück, das der Junge hatte. Er hatte wohl jeden Tag über eine Stunde zur Dahn zu gehen und dann noch eine halbe Stunde zu fahren, aber noch Meinung der Leute wog die Sache den Weg schon mit auf. Man muß bedenken, was es bedeutet, schon von der Schule weg beim Staat anzukommen! Mit dieser Vorstellung war unzertrennbar di« andere verknüpst: wie der Beamte in seinen alten Tagen seine Rente verzehrt, nachdem er ein Leben lang seine sichere Arbeit gehabt hat. Der Weg zum Lokomotivsührer, dieser große Treffer in dem Lotteriespiel eines Lisenbahnschlossers, ist steinern und lang, noch ehe die Chance dafür kommt. Und die Welt, die Welt ist doch so groß! Wenn Pater davon erzählte, leuchteten Karls Augen. Mitfllnfzig Mark ist er dann zum Militär eingerückt. Nach Berlin! Im zweiten Jahr seiner Militärzeit entschied sich dann Karl dafür, nicht Lokomotivführer zu werden. Ein Stubenkamerad lud ihn an einem Sonntag zu seinen Ver wandten ein. Sie saßen in einer Laube und tranken Kaffee. Ein Grammophon schrie in den heißen Sommer. Karl fühlte sich in seinem königlich-kaiserlichen Rock befangen; außerdem waren ihm Thema und Dialekt recht fremd. Es handelte sich da um Reichs- tagswahlen, um Freisinnige, Zentrum, Konservative. Aber was er da hörte, erschien ihm so wissenswert, daß er sich mit einer Broschüre, über die sein Stubenkamerad mit seiner Kusine sprach, hinter den Tisch zurückzog, während die anderdn auf dem Rasen tanzten. Vis dynn „Damenwahl" kam. Da holte ihn Helene. Karl tanzte schlecht. Der Berliner Schritt war ihm ungewohnt, auch war er zu befangen, um auf die gutgemeinten Scherze Helenes einzugehen. Er setzte sich dann wieder an den Tisch un dlas weiter. Als er ging, fragte er, ob er die Broschüre leihweise mitnehmen könne, wurde aber belehrt, daß es doch nicht nötig sei, einige Wochen dicken Arrest zu riskieren, wenn er verbotene Literatur in die Kaserne chsmuggele. „Wenn St« wiederkommen, können Sie ja weiterlesen", ermunterte ihn Helen«. Karl kam öfter und las nicht nur diese Broschüre. Es dauerte nicht lange, dann begann« Karl einen eigenen Standpunkt zu entwickeln unh zu verteidigen, sodaß Helene bald feststellte: „Der Junge ist gut!"' ' (Fortsetzung folgt.)