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Redaktioneller Teil. 109. 30. Mai 1919. Hni li hkciten kennen lernte, kehrte Hofsmann nach Leipzig znrlick, nm bei K. K. Kochler eine Stellnng einzunehmen. Hier begann er lim Juni 1894) seine Kräfte auch dem Allgemeinen Deutschen Buch- handlnngs-Gehilsen-Verband zu widmen, in dessen Vorstand er erfolg reich mitwirkte. Nur wenige Wochen also noch, und Hoffman» hätte das 25jährige Jubiläum seines Wirkens für den Verband begehen können. Es sollte ihm nicht beschieden sein! Noch enger wurde das Verhältnis znm Verbände, als er 1903 nach dem Austritt GomvaldS den Posten als Geschäftsführer des Perbandes übernahm, eine Stel lung, die er in vorbildlicher Weise bis zu seinen, Tode bekleidet hat. Bei den vielen Umwandlungen, denen die Satzungen des Verbandes in folge gesetzlicher Anforderungen unterzogen werden mußten, ist .Hofs mann die treibende kraft gewesen; er hat die schwierigen, hierzu nö tigen Berechnungen gemacht, den Verkehr mit dem Aufsichtsamte be sorgt und außerdem noch in Versammlungen anfklärend und belehrend gewirkt. Hoffman», ein liebenswürdiger, entgegenkommender Kol lege, war auch dem Börsenblatt ein lieber, stets bereiter Mitarbeiter. Schweres hat der Weltkrieg dem Verstorbenen gebracht, zwei blühende, hoffnungsvolle Söhne mußte er dem Vaterlande zum Opfer bringen, und besonders schmerzlich war es für sein patriotisches Gefühl, daß er ste anscheinend umsonst hingegeben hatte. Das zehrte an seinen Kräf- tei> und hatte ihn schon 1917 aufs Krankenlager geworfen, von dein er sich nie ganz erholt hat. Vor einigen Wochen erneut erkrankt, ist er jetzt einem Lnngenleiden erlegen. ^ Sprechsaal. Kommisstoniir-Angabe in Vörsenblatt-Anreigen. Das Leipziger Kommissionsgeschäft legt bekanntlich Wert darauf, daß alle für die Bcstellanstalt bestimmten Zuschriften die abgekürzte Bezeichnung des Leipziger Kommissionärs tragen. Es würde diese Vor schrift zu erfüllen wesentlich erleichtern, wenn das Börsenblatt sämt liche Anzeigen mit diesen Bezeichnungen versehen würde, nicht nur die erschienenen Neuigkeiten, wie es jetzt geschieht, sondern auch jede An kündigung im Anzeigenteil. Keine inserierende Firma sollte es unter lassen, ihrem Namen die wenigen Buchstaben beiznfügen, die jetzt mit viel Zeitaufwand erst mühsam ausgesucht werden müssen. Z. Berichtigend möchten wir hierzu bemerken, daß die Angabe des Kommissionärs in allen Bestellzetteln erfolgt, gleichviel ob sie Neuigkeiten oder früher erschienene Werke betreffen. Wo das nicht be reits vom Auftraggeber geschieht und das ist leider auch heute noch bei ca. 75"/, aller eingehende» Ansträge der Fall —, erfolgt die Ein fügung durch die Redaktion auf Grund der vom Vorstände des Börsen- vercins ergangenen Anweisung. Der Herr Einsender wünscht nun weitergehend, daß jede Anzeige, also nicht nur wie bisher jeder Be stellzettel, mit der abgekürzten Kommissionärbezeichnnng versehen werde, und wir können diese Bitte nur warm befürworten. Ihre Er füllung würde, wie der Herr Einsender mit Recht hervorhebt, eine wesentliche Arbeitserleichternng für den Besteller bedeuten und auch dem Verleger wie allen Beteiligten von Nutzen sein. Wird doch manche Lager- oder ü cond.-Bestellung unterbleiben, lediglich weil der Sorti menter die Mühe scheut, im Adreßbuch nachzuschlagen, und mancher Be stellzettel erst auf Umwegen oder doch mit Verzögerung in den Besitz des Verlegers kommt, wenn er seinen Kommissionär inzwischen ge wechselt oder der Besteller sich im Adreßbuch versehen hat. Von Nc- daktions wegen können wir die Einfügung des Kommissionärs nicht vornehmen, da sie erhebliche Zeitanswendnug erfordern und dadurch die Aufnahme der Anzeigen verzögern würde, ganz abgesehen davon, daß die Redaktion für jede nicht den derzeitigen Verhältnissen genau entsprechende Angabe haftbar gemacht werden könnte. Da für die anzeigende Firma die Angabe ihres Kommissionärs nur eine geringe Mühe bedeutet, die in gar keinem Verhältnis zu der Arbeitscrleichte- rnng und dem Vorteil steht, der ihr selbst daraus erwächst, so hoffen wir, bescheiden in unseren Erwartungen geworden durch die Erfah rungen, die wir bisher auf dem Gebiet aller Gemeinschaftsarbeit im Buchhandel gemacht haben, daß wenigstens einige Firmen der Bitte des Herrn Einsenders entsprechen und sich die Vorteile dieses Ver fahrens sichern werden. Red. Ein Schmerzens-Schrei. Das dieswöchige Zcttelpakct bringt uns eine Mitteilung, nach der fünf große Verleger sich zu einer gemeinsame» Firma znsammen- geschlossen haben, deren Wortlaut ans nicht weniger als 150!! Buchsta ben lohne Punkte und Bindestriche) besteht. Wenn der Sortimenter beim Ansschreiben der Verlangzettel nun auch die Namen der Einzelfirmen daznzusetzen unterlassen wird, so bleiben ihm noch immer 43 Buch staben und, wenn er möglichst abkürzt, 22 als Kvpftitel für diese Firma zu schreiben. Ist denn das notwendig, daß so unmäßig lange Ver legeradressen kombiniert werden müssen und dadurch die im Buch handel ohnehin so heillose Schreiberei noch vermehrt und noch mehr kostbare Zeit damit vergeudet wird? Gilt denn beim Buchhandel noch immer nicht das Sprichwort: »Zeit ist Geld«? Haben wir denn noch nicht genug unbändig lange Titel für die verschiedenen -Verlage. Verlags-Anstalten, Verlagshandlungen, Verlags-Institute« usw. nsw. daß noch neue dazukommen müssen? Ein Wiener Buchhändler. Es ist ja kein Geheimnis, daß dieser Schmerzensschrei der Ver einignng wissenschaftlicher Verleger Walter de Grnytcr K Eo. .vorm G. I. Göschen'sche Verlagshandlnng, I. Guttentag, Verlagsbuchhand lung, Georg Reimer, Karl I. Trübner, Veit L Comp, gilt, sodaß wir die 150 Buchstaben, die der Herr Einsender ausgerechnet hat, auch hier her setzen können. Unser Schmerzensschrei, um uns diesen Ausdruck zu eigen zu machen, ging nach einer anderen Richtung, als wir von dieser Zusammenlegung Kenntnis erhielten, und galt nicht der Buch stabenrechnung, für so wenig glücklich wir auch den gewühlten Firmen »amen halte». Dagegen gibt es, worauf schon der Herr Einsender hinweist, Abhilfe durch Kürzung. Vereinig, wiss. Verleger, Berlin, ist schließlich noch erträglich, was von der Bildung eines Akronyms i» folge der Übereinstimmung der ersten und dritten Anfangssilbe wohl nicht gesagt werden könnte. Keine Hilfe aber gibt es gegen das Ver schwinden der fünf Namen ans unserer Firmenwelt, von denen jeder bisher Träger einer alten, ruhmvollen Tradition im Buchhandel war. sein eigenes Zeichen und Wappen auf den veröffentlichten Werten trug und ein Stück Geschichte des deutschen Buchhandels verkörperte. Kaum ein anderes Gebiet der deutschen Wirtschaft«, heißt es in dem Begleitschreiben, das die Vereinigung der fünf Firmen anzcigl, »hat sich der Erkenntnis, daß der Gedanke von der kräfteschonenden und lräftesteigernden Wirkung des Zusammenschlusses wesensver wandter Betriebe auch für sein Eigenleben und seine Entfaltung Gel tung habe, solange verschlossen, wie der wissenschaftliche Verlagsbnch- Handel. Als hafteten seiner Anwendung ans diesem Boden die Eigen schaften einer gerade die feinsten anfbanenden Kräfte hemmenden Sä kularisierung an«. Die Gründe, die Herr l)r. de Grnyter, dessen Stil unschwer ans diesen feingeschliffenen Sätzen zu erkennen ist, bewogen haben, gleichwohl das Eigenleben dieser altangesehenen Firmen zu unterbinden oder ihnen doch einen gemeinsamen festen Rahmen zu ge ben, sind gewiß reiflich überlegt und wohldnrchdacht. Wen» er aber die Umwandlung mit dem Hinweis begründet, daß »der Wandel und die Not der Zeit auch hier ihre Zwangsfordernngcn angemeldet, znm Schweigen gebracht die Gegengründe, die einst bedeutsam erscheine» mochten, und uns den Weg der Überzeugung geführt haben, daß nur ganz starke Vcrlagsgebilde fortan wirtschaftlich widerstandsfähig, für die Wissenschaft fruchtbar sein, können und deshalb durch Zusammen schluß geschaffen werden müssen«, so wird dadurch nicht das Bedauern über die - Versachlichung« so vieler persönlichen Werte znm Schweige» gebracht, nicht die Frage gelöst, ob das, was Herr 11,-. de Grnyter »Zwangsfordernngen« nennt, uns nicht vielleicht bloß im Zwielicht einer Übergangszeit, die nm jeden Preis neue Werte schaffen will, als solche erscheint. Es soll »nd wird gewiß auch im Buchhandel nicht alles beim alten bleiben: in keinem Bernfszweige aber zeigt sich so deutlich wie im wissenschaftlichen Verlag, daß der Mensch das Maß aller Dinge ist und die kollektivistische Leitung der Produktion gerade das gefährdet, worauf es hier am meisten ankommt: die Erhaltung der Persönlichkeit und der Eigenart eines Verlags, die durch keine noch so vortreffliche Organisation und Arbeitsteilung ersetzt werden kann. Verdoppeln oder vervielfältigen sich doch die Kräfte keineswegs immer durch Zusammenlegen«: sie heben sich auch oft genug auf, selbst wenn es sich nicht nur nm Personen, sondern nm Persönlichkeiten handelt Fa vielleicht dann erst recht Darum gilt unser Bedauern nicht der Zahl der Buchstabe», son dern dem Verschwinden der Namen, mit denen sich ganz bestimmte, scharfnmrissenc Vorstellungen verbinden, während die Vereinigung wissenschaftlicher Verleger erst den Weg vom Buchstaben znm Geiste suchen muß, nm den Inhalt fünf alter berühmter Verlagsfirmen, von denen jede ein eigenes Gesicht trug, in die Währung einer neuen Zeit nmznprägen. Versöhnend wirkt nur der Gedanke, daß in diesem neuen unpersönlichen Firmengebildc auch jene Männer, unter Führung 1),-. de Grnyters, weiter tätig sein werden, die ihre Kraft bisher erfolg reich an dieses große Erbe gesetzt und es im Sinne der Gründer verwaltet haben. Red. Verantwortlicher Nedaktcur: Emil Thomas. — Verlag: Der Bürsenverein der Deutschen Buchhändler zu Leipzig, Deutsches Buchhändler-Haus. Druck: :N a iu in L S c e in a n n. Sämtlich in Leipzig. Adresse der Redaktion und Expedition: Leipzig, Gerichtsweg-'» lBuchhändlcrhaus).