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Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. ^ 193, 21. August 1914. licher Führer bei einem Rundgang durch die 24 Räume der äußerst reichhaltigen und wertvollen Ausstellung. Aus den einleitenden Seiten zur geschichtlichen Ausstellung der italienischen Buchdrucker kunst sehen wir, daß der älteste ausgestellte Druck aus dem Jahre 1467 von Conrad Sweynhcim und Arnold Pannartz in Rom stammt, daß es also deutsche Jünger Gutenbergs waren, die die Druckkunst in dem klassischen Lande einführten. Ins IS. Jahrhundert gehören insgesamt 26 Inkunabeln, darunter berühmte Danteausgaben. 1499 tritt Aldo Manuzio auf den Plan. Bodoni ist eine besondere Sammlung ge widmet. Der nächste Saal bringt die Ausstellung der italienischen wissenschaftlichen Presse mit Zeitschriften aus - allen Gebieten der Wissenschaft sowie solchen des Buchgewerbes und der Graphik, über die der Katalog bis in alle Einzelheiten sErscheinungssorm, Inhalt, Herausgeber usw.) orientiert. Es folgen die Berkehrsvereine und die Verwaltung der Staatsbahnen mit ihren Bestrebungen zur Hebung des Fremdenverkehrs in Wort und Bild, Elnzelfirmen und Verlags- gcscllschasten. Auch hier zeigt der Katalog, aus welcher Stufe von Leistungsfähigkeit in Druck, Einband und angewandter Graphik die schwarze Kunst in Italien steht, nicht zu vergessen die Papterfabri- kation, die in Fabriano bei Ancona mit seinen berühmten hand geschöpften Büttenpapieren bis ins 18. Jahrhundert znrllckgeht, also wohl die älteste Papicrfabrikation der Welt darstellt- Neben den staatlichen Lehranstalten, Bibliotheken und Ministerien schien natür lich die Arbeiterberufsgenosfenschaften mit ihren Statistiken und Zeit schriften nicht. Uber die bekannten großen Kunst- und Musikverlagc und ihre Produktionen wie über einen in Italien besonders aus- gebildeten Zweig der modernen Reklame, die Riesenpiakate für Oper, Theater, Lichtspiel usw., gibt der Katalog ebenso bereitwillig Auskunft. England hat sich als Rahmen zu seiner Ausstellung den Typus eines englischen Herrensitzes aus der Tudorzeit, der Zeit Shake speares gewählt, der ja den Gipfel In Englands geistigem Leben be deutet. Der gediegene, praktische, etwas nüchterne Stil, der sich im Äußeren wie in dem großen Empfangsraum und in den Seiten räumen kundgibt, die nach dem Muster der beiden ältesten englischen Universitäten in Oxford und Cambridge eingerichtet sind, ist auch dem englischen Kataloge ausgeprägt: Oataloguo ok tlro llritislr Zootiou ok tlro International I-oiprig M6MXIV. I-VI unck 277 Zeiten. Lriee ons Zlniling (1 -lk) ord. Einleitende Aussätze orientieren über den englischen Buchhandel, das englische Druckwefen und die Graphik. Der erste, kleinere Teil ist der industriellen Ausstellung (Graphik, Angewandte Graphik, Papiersabrikation, Schreibmaterialien, Reproduktionstechniken, Druckerei, Buchbinderei, Buchhandel, Zeitungswesen, Wohlsahrts- einrichtungen) gewidmet, der zweite, größere der Lcihgabenausstellnng, unter der natürlich im Vordergrund des Interesses die große Shakespeareausstcllung steht, die die Originalausgaben und neuere und neueste Shakespearedrucke (Gesamtausgaben, Kritische und Pracht ausgaben) säst lückenlos bietet. Hier wird der Katalog zu einer kleinen Shakespeare-Bibliographie. In der englischen Ausstellung läßt sich besonders gut studieren, wie sich Schrifttum und Buchdruck gleich zeitig mit der Graphik von den ältesten Zeiten bis zur heutigen Höhe entwickelt haben, indem über den ausgelegten Bänden in den Vitrinen die Originalzeichnungen der Illustratoren an den Wänden ausgehängt sind, und auch dazu gibt der Katalog wertvolle Fingerzeige. Das Gebiet der Kinderbücher, aus dem England von jeher Bedeutendes hervor brachte, wird in seiner ganzen Entwicklung von 1556 an bis ans unsere Tage vor Augen geführt) es läßt sich an der Hand des Katalogs leicht verfolgen, welche Einflüsse von England aus aus unsere deutsche Jugendliteratur am Werke gewesen sind. Das Buch ist mit zahl reichen Illustrationen sStationers' Hall, die Londoner Buchhändler börse, Porträts bedeutender englischer Buchhändler, Reproduktionen ans alten Shakespearcausgaben und modernen Pracht- nnd Bild werken) geschmückt. Frankreichs Pavillon, im Stil des großen Trianon in Versailles erbaut, hat einen vorwiegenden repräsentativen Charakter, wie er besonders im Innern, in der Salls d'llonnsur, zum Ausdruck kommt. Dieser repräsentative Charakter ist auch dem stattlichen Katalog in breitem Oktavsormat eigen: Exposition Internationale <ln l-ivre et des rlrts Ora- plrignss I-sipxig 1814. Latsloguo Okkiciol de la Zootiou lkrauyalss. 298 Zeiten, kreis ./I 2.— ord. Wie die beiden vorangehenden Kataloge nennt auch dieser ein gangs die osfiziellen Vertreter und Letter der Sonderausstellung und ihrer Abteilungen und die einzelnen Aussteller <daru»tcr 8 Ministerien, Stadt Paris und Seinedepartemcnt) mit Namen. In seinem wissen schaftlichen Teil ist er wohl der eingehendste aller fremdländischen Kataloge. In einem glänzend geschriebenen historischen Abriß über die graphische» Künste, der säst 156 Seiten umfaßt, werden die >282 Entwicklung der Schrift, des Stichs und der Lithographie, die Ge schichte der Papier-, Tinten-, Feber- und Bleisttstfabrikation, Photographie, ein- und mehrsarbige photomechanische Reproduktions techniken, Typographie, Bucheinband, Buchhandel, Zeitnngswesen, Bibliotheken (diese drei besonders eingehend), Plakatwesen, Notenstich und Geschichte des Pariser Buchhandels dargestellt. In einem zweiten Teil sind die Aussteller der einzelne» 16 Gruppen namentlich aufgezählt und am Schluß noch einmal alphabetisch zusammengcstellt. Die beiden großen Gobelins aus der staatlichen Manufaktur nach Raffaels Gemälden in de» Loggten des Vatikans, die den Ehrensaal zieren, schmllcken als vorzügliche doppelseitige Phototypien, die das Bildmäßtge der Gobelins aufs beste hervortrctcn lassen, diesen Katalog. Ebenfalls in französischer Sprache, ein schmales, vornehm aus gestattetes Bändchen, hat sich Belgiens Katalog eingestellt: Exposition lntornationalo du I-ivrs l-siprig 1914. Zootiou öslgs, orgauisöo par Io Musss du I-ivro ot dos Lssooiations Lkkiiisos. 48 Zoiton. Urals 30 L ord. Es dürfte nicht allgemein bekannt sein, baß, wie wir ln Deutsch land das Buchgewerbemuseui» ln Leipzig haben, Belgien seit 1966 in Brüssel sein Müsse du I-ivro besitzt. 49 verschiedene Berufsgruppen, die dem Buchgewerbe im weitesten Sinne angchörcn, haben sich zu seiner Gründung zufammengetan: Dichter, Künstler, Tagesschriftftcllcr, Buchdrucker, Photographen, Lithographen, Schriftgießereien, Papier fabriken, Buchhändler, Bibliotheken usw. Diese Bereinigung war natürlich an erster Stelle berufen, die Sonderausstellung in Leipzig zu organisieren, und sic hat in einer kollektiven und dabei doch synthetischen Ausstellung ihre Ausgabe glänzend gelöst. Wir sehen den ganzen Werdegang des Buches: seine Herstellung in früheren und jetzigen Betrieben, seine Verteilung und seinen Verkauf in den Buchhandlungen, seine Aufbewahrung und geistige Verarbeitung in den Bibliotheken und den Bibliographien. Dieser Ausbau der Ausstellung spiegelt sich klar in der Anlage des Katalogs und den einzelnen Aufsätzen über die verschiedenen Seiten des Buchgewerbes. Den Deutschen wird am meisten die Abhand lung über »Das Buch und die Literatur« interessieren) da kann er ver folgen, wie in den letzten Jahrzehnten, besonders durch die Propaganda der »Vsroonigiog van I-ottorknudigsn«, die vlämischcLiteratur erfreulich angewachsen ist, und wie unter den französisch geschriebenen Büchern nach dem Urteil angesehener belgischer Kritiker ein guter Teil von der vlämischen Kultur beeinflußt ist (Rodenbach, Maeterlinck, Verhaercn, De Coster, Lemonnier u. a.). Ein großes Brüsseler wissenschaftliches Unternehmen ist in der ganzen Weit bekannt: das Internationale Institut siir Bibliographie, bas natürlich wie auf der Ausstellung selbst auch im Katalog seinen Ehrenplatz hat. Ein Ausstellerverzeichnis beschließt den Katalog. Im Pavillon der fremden Staaten haben neben Belgien — wählen wir die alphabetische Folge — Dänemark, Schweden und die Schweiz ausgestellt. Die Kataloge der Niederlande und Spaniens liegen noch nicht vor. Oaurnarlr. Intornatiollalo ^usstsllung kür llnoirgsrvorbo und clrapirili I-oiprig DlOMXlV. (Preis 30 >j ord.) betitelt sich der Katalog unserer nördlichen Nachbarn. Seit 1482, als der Lübecker Drucker Johann Snel in Odense das erste Buch in Dänemark druckte, hat der dänische Buchdruck zum größten Teil unter deutschem Einfluß gestanden. Deutsche Schriftgießereien versorgten lange Zeit Dänemark mit deutschen Typen, und erst im 19. Jahr hundert hat die Fraktur hier und in Schweden an Boden verloren, wenn sie auch noch die Belletristik und die wissenschaftliche Literatur zu einem großen Teile beherrscht. Trotzdem haben es die Dänen verstanden, ihren Druckwerken mit dem fremden Material ein nationales Gepräge zu verleihen. Wie sich bas Ausstellungskomitec die Hauptaufgabe gestellt hat, neben den Spezialausstcllungen des Buchhandels und der Kunftbuchbinderei die Entwicklung der Buchillustration und des Buchschmucks im 19. und 26. Jahrhundert zur Anschauung zu bringen, so behandelt auch der textliche Teil des Katalogs in erster Linie die Geschichte dieser beiden Zweige des Buchgewerbes in den letzten hundert Jahren. Ein nach Gruppen geordnetes Verzeichnis der Aus steller — Gelehrte Gesellschaften, Institutionen, Vereine, einzelne Firmen, Künstler des Buchschmucks und der Buchillustratton, Ver leger, Buchdrucker, Buchbinder — bildet den Schluß des geschmackvoll ausgestatteten Büchleins. Wie Dänemark hat auch Schweden seinen Katalog (Preis 30 ^ ord.) in deutscher Sprache abgefaßt, ihn Schweden, nicht Sverigs betitelt. Die schwedische Ausstellung hat von jeder Reklame von Einzelfirmen abgesehen und statt dessen eine Kollektivausstellung veranstaltet, die die Gesamtleistung des Landes auf den einschlägigen Gebieten systematisch vorsührt, und so besteht der kleine Katalog im wesentlichen aus einer Aufzählung der 8 Gruppen: Bücher (mit 25 verschiedenen Unterabteilungen), Fachliteratur, Almanache, Reklame-