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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 08.07.1916
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1916-07-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19160708026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1916070802
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1916070802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-07
- Tag 1916-07-08
-
Monat
1916-07
-
Jahr
1916
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Nr. 343. Abend-Ausgabe Leipziger Tageblatt Sonnabend. 8. 3uli ISIS .ile 2. i.anu es heute und tn alle Zukunst unsere Bestimmung sein, wie das noch vor ein paar Jahren Professor Aoetsch in seinem Buch über Rußland tat, dem russischen Nationalismus zuzujauchzen bei seinem brutalen Bemühen, diese Fremdvvlker einzustampsen. Da bei handelt es sich nämlich um keinerlei Sentimentalitäten, sür die sicher die Zeit zu hart wurde; nur sozusagen um unser «wohl verstandenes Interesse". Lord Grey Die Ernennung Greys zum Lord ist von deutscher Seite insofern begrüßt worden, als er nun aus dem britischen Unter hause verschwindet und nicht durch seine «Aufklärungen' solchen unheilvollen Einfluß auf die öffentliche Meinung des Landes aus- iiben könne. Das ist aber doch nur sehr bedingt richtig und trifft gerade aus Greys Persönlichkeit und seine politische Technik am wenigsten zu. Grey hat weder seinen Parteigenossen noch der Opposition im Unterhaus jemals richtig Rede gestanden und des halb auch nie öffentlich in der Meise gewirkt, wie es andere Minister brauchen oder müssen. Er war immer, wenn man ihn fassen wollte, der doppelt Zugeknövfte. Tin englischer Parlamen tarier definierte einmal seine Art zu sprechen dahin, daß Greys Reden weit mehr den« streng gemessenen Urteilsspruch eines Richters, als der Rcchcnschastsablegung eines verantwortlichen Ministers gleichen. Deshalb gebe es auch so wenig Diskussion nach Grcyschen Erklärungen. Menn Grey am Schlüsse angelangt sei, so habe jeder Hörer das Gefühl, daß die weitere Replik unnötig sei, und meist sei das ganze Haus so sehr von dem Mert der Mit teilungen erfüllt, dass der Vorsitzende nach Greys letzten Morten die Sitzung auskebt. Mit seinen Unterhaus-Offenbarungen bat Grey die Volksstimmung Englands nie hingerissen. Will er Ein fluss üben, so bedient er sich der direkten Hilfe der Presse, wie man cs ja während des Krieges wiederholt erlebte. Die Versetzung in das Oberhaus wird also an Greys Stellung und Einfluß zunächst leider gar nichts ändern, vielleicht sogar im Gegenteil eine kleine Stärkung Hervorrufen. Man möchte sagen: die Peerwürde ..steht' diesem Stockengländer, diesem hageren, eis kalten Egoisten mit der Adlernase und dem Blick eines Raub vogels, der kaum notdürftig Französisch versteht, der keine aus ländische Zeitung liest und besten unsagbarer englischer Dünkel ihn Zeit seines Lebens abgchalten hat, aus eigener Anschauung das Ausland kennenzulernen. Die Greys sind Whigs im alten Sinne des Wortes, d. h. sie sind zwar .liberal", besitzen aber eine unglaub liche Verachtung für die unteren Stände und für deren Vertreter. Es schwebt um den Greyscken Namen von jeher ein Hauch der Be vorzugung, und in diesem Sinne ist wohl auch die neueste Ehrung für den uneingeschränkten Herrn von Downing Street aufzusassen. Grey verliert durch sein Scheiden aus dem Unterhaus auch nicht etwa wertvolle politische Beziehungen und Informationsquellen. Er hat ja ein ganz anderes Arbeitssystem als die anderen Minister. Er verfügt über einen geheimen, von ihm selbst geschaffenen Nach richtendienst, der ihm aste kollegiale Zusammenarbeit mit anderen Behörden und Restarts ersetzt. Die Auskünfte seiner heimlichen Agenten bestimmen seine Entschlietzung. Und die Wirksamkeit alter diplomatischen Stellen geht immer nur von ihm ans, nie durch andere Hände. Dieses diktatorische System hat sich ja in England selbst so bitter gerächt. Grey pflegte mit der Zelt alles, was er den Ao- geordneten nicht sagen wollte, zu umgehen. Wandte man sich außerhalb deS Parlaments an ihn, so gab er, außerordentlich ge wandt in der Form, scheinbar wertvolle Auskunft, während er in Wirklichkeit nur Allgemeinheiten mit so großem Nachdruck aus sprach, daß sie Im ersten Augenblick als überzeugende Weisheit er schienen, während der Hörer erst später sich darüber klar wurde, daß er nichts erfuhr, was er nicht bereits wußte. Mancher Lands mann kam so dahinter, daß Grey über das erlaubte Maß des Amtsgeheimnisses hinaus unaufrichtig war und an einem verhäng nisvollen Geheimnis arbeitete. Als schon die Zündschnüre des WeltbrandeS gelegt waren, prägten seine eigenen Kollegen im liberalen Kabinett die Formel: O. m. e., das sollte heißen: Orey must r?o. Grey ist aber weder damals noch im Sommer vorigen Jahres gegangen, als er sich wegen seines Augenleidens auf Krankheitsurlaub zurückzog. Jene geheimnisvolle Bevor zugung der Krone hielt ihn, und die Bevorzugung wird erst auf kören, wenn in Frankreich die Entscheidung gefallen ist. Diesem Zeitpunkt aber rückt die furchtbare Zeitgeschichte jetzt mit Riesen schritten näher. Der neue englische Munitionsminister (r.) Kopenhagen, 8. Juli. (Eig. Drahtbericht.) Ed- win Montagu wird nach einem Londoner Telegramm von „Politiken' voraussichtlich als Nachfolger Lloyd Georges zum Munitionsminister ernannt werden. vtv. Rotterdam, 8. Juli. (Drahtbericht.) Die unionistischen Mitglieder des Unterhauses werden die seit längerer Zeit angekündigte Versammlung abhalten. Man erwartet, daß 200 Abgeordnete daran tcilnehmen werden, und zweifelt nicht, daß die Versammlung die Vorschläge der Regierung zur Beilegung der irischen Krise annehmen wird. — Samuel wird die irische Vorlage im Unterhause einbringen. Die Schlacht an der Somme Nach einer englischen Darstellung Der Kriegsberichterstatter des «Daily Lhrontcle" gibt unter dem 2. Juli folgende bemerkenswerte «Schilderungen vom Beginn der schweren Kämpfe an der englischen Front': «Der Sieg tit das noch nicht. Denn der Sieg kommt immer erst am Ende der Schlacht und wir sind jetzt erst am Anfang. Unsere Soldaten marschieren weiter vorwärts, nicht leicht, aber mit Ausdauer. Wir haben mehrere hundert Gefangene. Seit einer Woche bombardieren wir die feindlichen Linien von der Vstr biS zur Somme. Die Zeichen, daß die Schlacht beginnen sollte, waren mannigfaltig. Wir brachten eine Meng« Metall heran. Von allen Richtungen kamen Truppen in wahren Strömen an. Das Heer wurde von Tag ru Tag größer. An einem Abend endlich verriet man uns das große Geheimnis: .Morgen früh um 7Z0 soll's losgehen." Der Tag brach an. Er «ar sehr schön. Ein olaßblauer Himmel mit wenigen Wolkenbildungen. Aber es war kühl. Und über die Felder wehte ein Wind, der uns den Horizont verdunkelte. Schon in früher Stunde herrschte eine emsige Tätigkeit in den Hinteren Reihen. Ein Trupp Franzosen, ganz in Blau oom Helm dis hinunter zu den Gamaschen, marschierte im strammen Tritt vorbei. Ihre Gestalten machten den Eindruck der Schwere. Ihre Augen blickten geradeaus vor sich hin. Die Franzosen wußten, daß dies für die Engländer der Tag der großen Schlacht war. Sie riesen uns grüßend zu: .Heil, Kameradenl" Gegen 0 Uhr entwickelte die Artillerie ihre höchste Kraft. Nichts Aehn- liches ist jemals bisher auf unserer Front gehört worden. Das voran gegangene Bombardement mag enorm gewesen sein. Aber es war im Vergleich zu dem nun gebotenen Schauspiel absolut unbedeutend. Ich weiß nicht, wieviel Batterien wir an dieser Front haben. Aber die Intensioität war einfach fürchterlich. Die Geschosse zerrissen die Luft, wie wenn alle Eisenbahnzüge, die es auf der Welt gibt, auf einmal hintereinander mit der Höch st en Schnelligkeit in endlose Tunnels hinetnjagen wollten und im nächsten Augenblick ineinanderrasseln. Nach und nach hörte das Feuer auf. Die Turmspitze der Kathedrale von Albert erschien wie in einen Wolkenschleier gehüllt. Einige Sekunden lang leuchtete die Helle Morgensonne mit feurigen Strahlen auf das goldene Kleid der heiligen Jungfrau mit dem Jesuskinde, das sie durch den Höllentumult hindurch den Menschen als ein Unterpfand deS Friedens entgegenzuhalten schien. Bald konnte ich auch erkennen, wie unsere Geschosse auf die deutschen Linien niedersausten, auf Tiepval und weiter auf Boiselle, auf Mameh mehr südlich und endlich auch auf F r i c o u r t. Ganze Berge von Wolken und Erde schufen die Explosionen bei den Einschlagstellen. Die Truppen rückten in ihre Kampfstellungen vor. Es war ungefähr 7)4 Uhr. Alle Offiziere, die in meiner Nähe standen, hielten ihre Uhren beständig vor den Augen. Wir sprachen wenig und blickten stillschweigend auf die Rauchwolken, die über den Linien dahinjagten. Jetzt ist es genau 7)4 Uhr. Der Augenblickzum Angriff ist gekommen. Eben sind Brandbomben geworfen worden, für die Infanterie das Zeichen, daß sie losmarschieren soll. Da hinten rücken Ver stärkungen an. Sie marschieren geradeaus, ohne ihren Schritt zu ver langsamen oder sich auch nur umzusehen. Eine Minute nach dem fest gesetzten Zeitpunkt hören wir ein Rauschen wie von einem Wasserfall. Das war das Krachen der Gewehre und der Maschinengewehre. Unsere Mannschaften hatten die Laufgräben verlassen. Der Angriff war im Gange. AberschonbeginntderFeindmttseinemSperr- feuer auf unsere Linien. Der für heute gewählte Hauptangrlff hält sich an die Somme und geht etwa 30 Kilometer weiter nach Norden. Hier haben wir ein ganz anderes Gelände als in Flandern vor uns, wo es viele Sümpfe und Ebenen gab. Hier befinden wir uns in einer lieb lichen Landschaft mit bewaldeten Hügeln und kleinen Tälern, mit fettem Wresenboden, Feldern und Wäldern, in denen die Soldaten und ihre Kanonen guten Unterschlupf finden können. Lin sauberes Land nannte es einer unserer Generale, als er zum erstenmal nach langen Kampftagen im Norden hergekommen war. Das Gebiet, das wir vor uns sahen, war schwierig, und der Feind hatte solide Verteidigungsstellungen ein- gerichtet. In dem waldigen Teile des BodeitS hatte er neben Dorf ruinen zahlreiche Maschinengewehre und Geschütze in Verstecken unter gebracht. Außerdem war jedes Haus, daj in Rrttnen lag, systematisch be festigt worden, so daß eS schwer wurde, es im Sturm zu nehmen.' Fünf-Minuten-Pause zur SriedenLer-wingung (r.) Basel, 8. Juli. (Drahtdericht.) Aus Stockholm mel den die Blätter: Die neutrale Konferenz für ständige Vermittlung ergriff die Initiative zur Veranstaltung einer alle Länder umfassenden Frledenskundgechung am 1. August, dem zweiten Jahrestag des Weltkrieges. Die Parole der Kundgebung soll lauten: «Laßt es nicht zu einem weiteren Kriegswinter kommen!' Die neutralen Länder Europas und Amerikas sollen von den Kriegführenden verlangen, daß sie ihre Friedensbedingungen bekanntgeben. Außer öffent lichen Versammlungen und womöglich auch Umzügen und GoAes- diensten unter besonderer Berücksichtigung des Anlasses in Ken Kirchen soll am 1. August auch ein allgemelner Arbeit-- still stand von 5 Minuten in der ganzen neutralen Welt durchgesührt werden. Um 10 Uhr vormittags soll der ganze Apparat des zivilen Lebens zum Stillstand gebracht werden, wo bei sogar jeder Zug einen Augenblick stehen bleiben soll, wo er sich zu dieser Zeit befindet, um dadurch dem Verlangen nach Be Leidenschaftliche Ergüsse, auch wenn sie aus patriotischem Gefühl fließen, erreichen nicht das Ziel aller geschichtlichen Forschung: dle Wahrheit. Moltke. An der blauen Donan Von I. E. Martin (Nachdruck verboten.) Die blaue Donau fleht wohl ebensowenig blau aus, wie unser Rhein grün, wenn aber ein blauer Himmel an einem schönen Sommertage auf die Donausluien herniederschaut, nehmen diese gewiß jene Färbung an, die der Volksmund seinem LieblingSstrom gegeben hat. Derselbe Farbton mag wohl auch dem großen Walzerkomponisten ausgefallen sein, weshalb er seiner prickelnden Melodie in Dreivierteltakt den Namen .An der blauen Donau' verlieh. Die Zeiten seien vergessen, da die Straße der Donau das Getüm mel der Völkerwanderung hinauf und hinunter zog, da die Horden At- tiloS, die Heruler, Goten, Madjaren und Türken, Slawen und Römer Städte und Dörfer verwüsteten, da die Ufer von Schwertgeklirr schaurig ertönten, und die Kriegsfackel die Fluten rötlich färbte. Tiefer Friede liegt jetzt wieder an seinen Ufern, nachdem die letzten Truppen von Semlln auszogen, um Belgrad dem Feinde endgültig zu entreißen. Ist schon Paflau ein Glanzpunkt — es liegt märchen haft auf einer felsigen Landzunge an der Mündung des Inn und der Ilz in di« Donau —, so sind eS nicht minder die nun fol genden Orte und Städte: Lieblich liegt Oberzell am blumigen Ufer, Iochenstein ragt als würfelförmiger Felsen aus den Fluten, Ruinen und Schlösser von Ottensheim steigen majestätisch aus waldiger Höhe auf, bis plötzlich am linken Ufer die massige Burg von Linz erscheint, einst ein starkes Bollwerk der Römer. Die Strecke nach Wien ist reich an iehcnswerten Bauten, auf die Jahrhunderte blicken, wie Edelsberg, Lillysburg, St. Florian, Schloß Arkagger, und an idyllisch gelegenen Ort schaften: Enns, Mauthausen und vor allem Grein. Die Donau hat den Wiener Wald erreicht und — streift die alte Kaiscrstadt im Nordosten hinter dem Prater als äußerst langweiliger Fluß. Der Wiener muß sich halt mit dem breiten Donaukanal adsinden. Hinter Wien wird der Strom majestätischer. Die Strecke bis Buda pest währt mit dem Dampfschiff 12 Stunden und verdient unbedingt befahren zu werden. Hat die Donau Wien stiefmütterlich behan delt, so gebührt ihr das unbestrittene Verdienst, Budapest zu einer der schönsten Städte Europas gestempelt zu haben, denn ihr Lauf, von brei ten. vornehmen Userklraßen eingefaßt, geht mitten durch di« rasch em.s.oeblüht« Doppelstadt, deren Häusenneer durch aelchmackvoil« H. . .ücken mitetnander verbunden sind. 2m Strom seld< liegt ein gebettet wie eine Oase di« wegen ihrer Heilquellen seit alterS her bekannte 2 Kilometer lange Margareteninsel. In einer Breite von 070 Meter tritt nun die Donau hinter den Mauern der alten Krönungsstadt in die ungarische Tiefebene mit den uns fremden Landschaftsbildern und Völkerstämmen. Schilfinseln stei gen auS den Fluten auf, die Ufer verlieren sich häufig in Sümpfen, Rohrdickichten, und meilenweit ist kein nennenswertes Gehöft zu ent decken. Das ist die im Hochsommer an Regen leidende, sich flach wie eine Tischplatte ausbreitende Pußta, die wir hier kennen lernen, das Königreich des Pferdediebes, deS Rossebändigers und des malerisch gekleideten Rinderhirten. An Bord deS Dampfers sowie an den Haltestellen erscheinen jetzt die Herren deS Landes, vornehme Madjaren mit ausgedrehlen Bartspihen, aber auch Typen der tn den ganzen Balkanländern verstreuten Zigeuner, dunkeläugige Gestalten in nach lässiger Kleidung, geborene Musikanten, deren Geigenspiel auf jeden Fremden einen stets nachhaltigen Eindruck ausübt. Die Donau wälzt sich jetzt als Grenzfluß zwischen Serbien und Ungarn weiter, umfließt im Bogen Belgrad, von welcher Stadt nur die Festung sichtbar ist, und bringt uns mitten hinein in den Orient. Ein interessantes Völkergemisch taucht auf. Neben den bereits erwähnten Zigeunern beobachtet man serbische und rumänische Bauern in ihren schweren Filzjacken, Juden tn langen Kaftanen, türkische und griechische Händler in ihren weiten Beinkleidern. Bei Semendria erheben sich wohl jetzt die letzten Reste der einst so gewaltigen serbischen Festung, die schon einmal von den Türken zerstört wurde. Die Tranäsyloanischen dicht bewaldeten Alpen treten allmählich näher an die sich mehr und mehr verengenden User und bei Bazias beginnt nun der abenteuerlichste, interessanteste Lauf der Donau in einer Ausdehnung von etwa 140 Kilometer. Die tobenden, zusammengeprehten Wassermassen erscheinen konvex gehoben, polternd und krachend stürzen sie über di« Hemmnisse im Belt, über hohe Felsen und Riffe, Stromschnellen und Wirbel von grausiger Schönheit bildend. Bei Kasan ist der Paß am engsten (160 Meter), die Durchfahrt daher am aufregendsten. Der eigen artige Reiz der wilden Fahrt auf dem ungedändigten Strom wird noch erhöht durch die adwechslongSretche Umgebung, indem bewaldete Berge mit kahlen, bis 600 Meter hohen, steilen Felswänden mit einander ad- wechseln. Am linken Ufer zieht sich ein« guterhaltene Kunststraße, ein Werk deS großen Ungarn Szecheny, entlang — «ine gleich« wurde bereits auf dem linken Ufer unter Trajan von den Römern erbaut, wovon noch Reste hier und da vorhanden sind. An vielen Stellen erblickt man auch große Höhlen in den nackten Felsen und auf der Höh« zerfallene Raub burgen, i deren Gemäuer jetzt Adler und Geier nisten. Nach diesem GebirgSdurchbruch beruhigt sich di« Donau zunächst, sie erweitert sich bet dem Drenzott Orsvv«, umfließt tn ruhigem Lause bl« türkische Insel Ada-Kaleh, eine ovßerordenkVch ikteeeGint«, kleine Insel festung unter türkischem Schutz van echt »rienkalßchem Gepräge, und engt endigung de- Kriege- Au-üruL zu geben. Au- verschiedenen Ländern sollen schon Zustimmungsäußerungen zu der Veranstal tung elngetrosfen sein. l.L.-A.') General Haigs Berichte «Id. London, 7. Juli. (Drahtbericht.) Amtlicher Bericht des General- Hnlg: Letzte Nacht beschoß der Feind heftig «rsere nene« Slellnnge» bei Renasra», Montauban und La Bols- selle. Er benutzte an einige» Stelle« Geschoss«, welch« die Tränen in di« Angen triöbe». Oestllch von L« Boisselle eroberten wir nach «lnem heftige» Kampf, in welche« der Feind schwer« Verluste erlitt, wieder einen Lanfgrabea, der sich über «in« Front von 100V VardS erstreckt. Wir haben nn- dort endgiiltig festgesetzt. Südwestlich von Thiepval ward« «in entschlossener An griff aus unsere Linie vollständig vereitelt. Bei Tage-anbrnch er neuerten wir in gewissen Abschnitten des Schlachtfeldes östlich von Albert «nsere kräftige Ofsensive. Dle feindliche Artillerie «ar be- sonders tätig am Vorsprung bei LooS und gegenüber Hull» ch. Un sere Artillerie beschoß feindliche Verbindungsgräben und Quarliere an verschiedenen Stellen. Wir ließen gegenüber Hullnch and Auchy zwei Minen erfolgreich springen. Zur gleichen Zeit richteten die Deut schen schwere Angriffe auf unsere neuen Gräben in der Näh« der Ancr« und nördlich von Fricourt. Aos der ganze« Front zwischen der Ancre und Montauban wird heftig gekämpft. Bisher wurden mehrere wichtige taktische Erfolge seitens unserer Insauierie in der Nähe von OvillerS» La Boisselle und Loutal- maison erzielt, aber nordwestlich von Thlepval gelang e- dem Feinde zeitweise, 200 bis 300 BardS verlorenen Bodens wiederzuge winnen. ivid. London, 8. Juli. (Drahtbericht.) Amtlich wird ge- meldel: Trotz des hartnäckigen Widerstände- des Feinde- drang unsere von der Artillerie gut unterstützte Infanterie in tapferster Weise vor wärts and eroberte morgens mehrere wichtige Punkte. Sie erstürmte dle ungeheuer starke Schanze Leipzig südlich von Thiepval und erzwang sich den Weg nach OvillerS, wo der Kamps heftig weitergehl. Sie rückte in einer Frontbreite von 2000 BardS und einer Tiefe von 500 Dards östlich von La Boisselle vor. Wir vertrieben den Feind au- zwei Gehölzen und drei Linien Schützengräben nördlich von Fricourt. Die Schanze Leipzig liegt an dem deutschen Vor sprung. Sie war vom Feinde in den letzten 20 Monaten mit äußerstem Geschick befestigt worden und wurde nach heftigem Bombardement ge stürmt. Eine unserer Brigaden weiter südlich, die von Westen angrisf, erzwang sich den Weg durch 500 PardS deutscher Schühengrabenfront hinein nach OvillerS. Die preußisch« Gard«, die um 10 Uhr morgens östlich von Contalmalson ins Feuer geworfen wurde, machte verzweifelte Anstrengungen, unS zurückzuwerfen. Der Angriff brach in unserem Feuer zusammen. Der Feind zog sich infolgedessen nordwärts zurück, wobei er 700 Gefangene zurücklieb. Unsere Infanterie stürmt« mittags das Dorf Contalmalson: eS wurde infolge eines , heftigen Gegenangriffe- geräumt. Die Verluste deS Feindes müssen heute sehr ernst gewesen sein. Eine große Truppenzahl muhte sich über offenes Feld zurückziehen und wurde von unserer Artillerie gefaßt. Das Dorf Bazentin le Petit wurde hestig beschossen, al- es voller deutscher Reserven war. Ein gefangengenommener deutscher Offizier erklärt«, daß sein Bataillon von einem Flugzeug von 300 Fuß Höhe herab aus einem Maschinengewehr beschossen wurde, als eS zum Schlachtfeld marschierle. In der Folge wurde da« gleich« Bataillon von unseren welttragenden Geschützen schwer beschossen. Starker Regen weichte während d«S Tage- den Boden auf und überflutete die Schützen gräben, was dle Schwierigkeiten für die Truppen erhöhte. Französische Vorwürfe gegen die Engländer (r.) Genf, 8. Juli. (Drahtbericht unseres Kr-Sonder- berlchterstatterS.) In ParlS zirkulieren Gerüchte, wonach General Fach eine stärkere Unterordnung der englischen Truppen unter französisches Kommando vergeblich verlangt habe. Di« öffentliche Meinung erwartet, daß Llemenceau diese Streitfrage in der heutigen vierten Geheimsthung deS französischen Senats zur Sprache bringen werbe. Dle Mißstimmung gegen dle Engländer wegen des Stillstandes an der Front lu Flandern ist im Zuaehmen begriffen. Die. Zeitungen wie .Pari- Midi' und .Liberte" warnen das Publi kum, den Gerüchten Glauben zu schenke», wonach der britische Ober kommandierende, General Hatg, absichtlich die englische Infanterie schone, im Gegensatz zur französischen. Eine offiziöse, nur für das neu trale Ausland bestimmte HavaSnote vom Donnerstag nachmittag ge steht mlt auffallendem Freimut ein, daß die Wirkung ber eng lischen Artillerie hinter de» gehegte« Erwartungen zurückgeblieben sei. Oberst Rvussel schreibt im «Petit Parisien": General Fach könne dle Sommefront nicht angreifen, so- lange die Engländer in bedauerlich weitem Abstand zurückgeblieben seien. Die Suche nach dem Sündenbock (r.) Amsterdam, 7. Juli. (Drahtbericht.) Der Kahenjammer in der englischen Presse hält an, und wie bisher immer, wenn es in England politisch oder militärisch anders kam als man hoffte, wird schon ein Sündenbock gesucht. Die .Daily Mail' hat ihn auch bereits gefunden. Diesmal ist eS eine ganze Gesellschaftsklasse, die Schuld träqt an dem Mißerfolg der englischen Westfront-Offensive. Das Blatt sagu Die Deutschen kannten nicht nur den genauen Angrtffskag, sondern fast genau die Stunde, und erklärt rund heraus, daß bedeutende Persönlich keiten tn London zuvlel schwatzen, und leider entspreche das, was sich diese Leute und namentlich ihre Frauen tn Klubs, Restaurants und sich dann am Eisernen Tor nochmals von 1200 auf 560 Meter, ohne indes landschaftlich besonders wieder hervorzukreten. Dle das ganze Flußbett durchsetzenden Felsenmassen haben seinerzeit ganz gewalttge, kostspielige Regulierungsarbeiten nötig gemacht: ein Fahrkanal von 80 Meter Sohlenbrette und 3 Meter Tiefe hat das Hemmnis endgültig beseitigt. Der Dvnaustrom bietet landschaftlich auf rumänischem und bulgari schem Boden wenig, dagegen bleibt dar Leben und Treiben der An wohner, Zigeuner, Walachen, Türken, Armenier sehenswert, tn erhöhtem Maße in Rustschuk. Unterhalb dieses sich amphitheatralisch hinaul- ziehenden OtteS nimmt der gewalttge Strom eine Brette von fast 5000 Meter an. Er bildet dabei ein Gewirr von Evetümpeln und Teichen, ernährt Fischer und Jäger mühelos durch unzähliges Wasserwild und großen Fischreichtum und gelangt endlich bei der großartigen Eisenbahn brücke von Ezernavoda über einen Hauptarm tn die schwach bevölkerte Dobrudscha, eine melancholische, hügelige, fast baumlose Platte. Die Be völkerung daselbst besteht meist aus Bulgaren, Tataren und Tscher kessen, die ausgedehnte Viehzucht treiben. Der Personenverkehr hat aus gehört, die Kulturentwicklung auf diesem Fleckchen Erde ist auf einem toten Punkte angelangt. In netzförmiger Verbreiterung nähert sich di: Donau, nachdem sie den Eereth ausgenommen, den Hafenplätzen Brailr und später Galah. Diese beiden internationalen und lebhaften Handels städtr liegen zwar noch 75 Kilometer vom Schwarzen Meere entfernt, gelten jedoch als Seehäfen, da sie regen Schiffsverkehr mit Konstantinopel unterhalten. Die Donau bildet von Galatz ab ein 06 Kilometer breikrc Delta mit drei starken Armen, der Ktlta-, Sulina- und der Geocgsbonau von denen allerdings nur die 80 Kilometer lange Sulina für die Schiff fahrt geeignet ist. Rach dem Frieden wird hoffentlich recht bald eine rege Kulturarvei' die Schiffahrt auf der Donau in dem Maße fördern, wie sie eine sc gewalttge Verkehrsader verdient zu Nutz und Frommen der an u liegenden Länder. . Aunst und Wissenschaft Hofrat Professor Josef Moeller, der Vorstand des Phaima kognostischen Institutes der Universität tn Wien, tritt von seinem Lehr amt auS Gesundheitsrücksichten zurück. Mit E. Geißler zusammen war er der erste Herausgeber der allgemein bekannten .Realenzyklopädie der gesamten Pharmazie'. Man schreibt auSHamdurg: Der Bürgerschaft wird in Kürze «>nc .Vorlage über di« gesetzlich« Zusammenlegung von Kolonial Institut und allgemeinem VoriesungSwesen" zugehen durch die cineVerschmelzung deSHamburgischen Kolonialinslilut^ und det allgemeinen VorlesungSwesenS der Oderschulbetzörde zu einer einheitlichen Organtsetten ber Hochschule det Hamburgisch« Staate- vor gesehen ist.
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