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(Line Intervention -es Papstes Bereits vor Ausbruch des abessinischen Krieges war in Roin das Gerücht verbreitet, der Papst wolle in der abesst» nischen Frage intervenieren. Es liegt in der Natur der Dinge, dah, wenn wirklich solche Massnahmen bzw. eine solche Füh lungnahme beabsichtigt war, die Aussenwelt nichts ersährt, be vor ein greifbares Ergebnis vorliegt. Wir konnten deshalb eine Bestätigung dieser Nachrichten nicht erlangen. Jetzt wird wiederum von einer Intervention des Papstes gesprochen. Der Empfang des päpstlichen Nuntius in Parts bei Laval gibt diesen Gerüchten neue Nahrung. Paris ist augenblicklich das Zentrum aller Friedensvermittlun- gen, aber vorläufig ist zu grossem Optimismus noch kein Anlass. Denn der Hauptbeteiligte, Mussolini, gebärdet sich nach wie vor recht kriegerisch. Immerhin aber ist es möglich, dass hinter den Kulissen die Arbeit der Diplomaten umso eifriger fortge setzt wird, und da ist es auch nicht ausgeschlossen, dass auch der Vatikan in diesem Sinne mitarbcitet. Aber wie gesagt, das alles beruht mehr auf Kombinationen als auf zuverlässigen Informationen. Deshalb möchten mir die folgenden Ausführungen nur mit allem Vorbehalt wiedergeben. Es heisst in der Zuschrift: „Nach einer Pariser Information sollen die diplomatischen Verhandlungen der letzten Tage zu e ner gewissen Entspannung geführt haben. Wieder hat sich, diesmal allerdings in einer etwas überraschenden Form, der ebenso berühmte wie berüchtigte Silberstreifcn am Horizont angekündigt und man spricht mit erneutem Optimismus davon, dass Mussolini seinen eisernen Widerstand, den er nach aussen mit einem geradezu klassischen Vathog zur Schau trug, etwas gelockert habe. Die Borgänge, die sich hinter den Kulissen abgespielt haben, entbehren nicht einer interessanten Note. Es heisst nämlich, dass der Papst In eigener Person aus seiner vielerörterten reservierten Haltung herausgetreten sei. und auf dem Wege einer persön lichen Aussprache mit dem italienischen Ministerpräsidenten eine Verständigungsaktion in die Wege geleitet habe Wenn man sich auch darüber klar sein muss, dass iene realpolitischcn Erwä gungen, die nicht im unmittelbaren Bereich des Vatikans lie gen. den entscheidenden Ausschlag geben werden, so verdient diese Verständigungsaktion immerhin eine gewisse atmosphä rische Beachtung, da es der Papst, der zum faschistischen Italien gewiss in keiner all««« herzlichen Beziehung steht, für notwendig befunden hat. im Sinne der von ihm vertretenen katholischen Kirche zu intervenieren Mussolini soll dem Papst seine Bereitwilligkeit erklärt ha ben, dem Krieg unter vernünftigen und ehrenhaften Bedingun gen ein Ende zu bereiten, «vorüber der Pavst Genugtuung ge zeigt, und seinerseits zu einer ehrenhaften Regelung der abes sinischen Ansprüche neraten habe Man kann natürlich über den Sim« und Begrikf einer „ehrenhaften" Regelung verschiede ner Ansicht sein Mussolini wird sich, wie «vir ihn kennen, nur im alleräussersten Fall, wenn er von der völligen Aussichts losigkeit seines abessinische«« Unternehmens überzeugt wäre, bereit finden, seine kolonialpolitischen Ansvrüchc ain Roten Meer einznschränken oder auszugeben. Eine Frage, die zweifel los interessanter ist. ist die, warum der Pavst erst jetzt ienen Schritt unternommen hat. der von gewisscn Kreisen schon längst erwartet und erhofft wurde. Man muss im Zusammenhang mit dieser Fragestellung "vor allem bedenken, dass heute das Verhältnis zwischen dein Vatikan und der italienischen Regierung durch den Konflikt mit Abessinien eine starke Verschiebung erfahren hat. Die Innerkatholischen Auseinandersetzungen und jene unter irdische«« Kämpfe, die vor dem Abschluss des Konkordates und auch später noch eine gewissc Rolle spielten, sind jetzt durch die aussenpolitischen Ereignisse in den Hintergrund gedrängt worden. Der Papst musste zuschcn, wie sich das gesamte ita lienische Volk in einmütiger und fanatischer Begeisterung zu einem nationalen und ausschliesslich faschistischen Block zu sammenschloss Wenn er im Anfang der überhitzte«« Kriegs begeisterung, da ein Krieg mit Abessinien als eil« herbstlicher Spaziergang erschien, ciugegrisfcn hätte, hätte er zweifellos taube Ohren gefunden. Es ist merkwürdig, dass sich gerade der Papst so lange in ein rätselhaftes Schweigen hüllte, während man den italienischen Ministerpräsidenten von allen Seiten einer aggressiven Gewaltpolitik bezichtigte. Wie man den Fall auch beurteilen «nag, wird man ieden- falls zugeben müssen, dass der Papst den psychologisch richtigen Augenblick für seine Intervention gewählt hat. Man ist viel leicht iin italienischen Heerlager doch nicht mehr so hundert prozentig siegessicher, eine Stimmung, die offenbar bis zu Mussolini gedrungen ist. Vielleicht mag sich der Papst gedacht haben, dass es unhöflich und unschicklich geivesen wäre, den Führer des faschistischen Italiens zu Beginn des abessinischen Feldzuges an seine christliche Pflicht zu erinnern. Jetzt, da die brausenden Hochrufe der italienischen Soldaten etwas gedämpf ter klingen «nögen, und sich bereits die Schrecken des abessini schen Hochlandes ankündigen, ist es keine Taktlosigkeit mehr, wenn der Papst von seinem moralischen Recht als Katholik Gebrauch macht und den Weg zu einer Versöhnung anbahnt. Ob sie gelingen wird, Ist freilich mehr als fraglich." Soweit die Ausführungen unseres Einsenders. Wir sind im Augenblick nicht in der Lage, wie schon oben bemerkt, fest zustellen, ob die Nachrichten von der Intervention des Papstes rgendwie ihre Richtigkeit haben. Angenommen, der Artikcl- chreiber hätte recht, dann würde aber seine Bemerkung, dass «er Papst bisher geschwiegen habe, unrichtig sein. Bereits am 28. Juli verbreitete sich der Papst in einer Ansprache über den Frieden Christi im Reiche Christi und fügte hinzu: „Nichts «nöge geschehen als aus den« Geist der Wahr heit, Gerechtigkeit und Liebe". Genau einen Monat später, ain 28: August, sagte Pius XI. In seiner viel zitierten Ansprache: „Wir glauben, dass man die Gerechtigkeit auch mit andere«« Mit teln als durch Kriege sichern kann" Und er fügte hinzu: „Auf alle Fälle bitten wir zu Gott, er möge den werktätigen Eifer Oldenburg. 2. November. Reichsjugendfiihrer Baldur voi« Schirack hielt auf der ersten grosse«« Reichsiagung der Rechtsorganisation der Hitler jugend eine längere Anspraclre. Der Reichsjugendführer gab einen Ueberblick über die Gc- sainttätzigkeit der nationalsozialistischen Jugend. Die Oeffent- lichkeit sei in diesen Tagen durch die Mitteilung überrascht wor den, dass die NSDAP, sich künftig ausschliesslich aus HI. und BdM. ergänze. Diese Massnahme stelle das Ergebnis jahrelanger Beratun gen dar und gehe auf dieEntscheidunadesFUKrers zu rück. Hierdurch habe die HI. ihre bedeutungsvolle Aufgabe er halten: N ach w u chs o rga ni so t i o n der NSDAP, zu sein! Dieser Aufgal«« habe sich die Hitlerjugend allerdings an sich schoi« von Anfang ihres Bestehens an verpflichtet gefühlt, und doch sei es neu. dass sie nun als alleinige Organisa tion auf das Ziel ausgerichtet werd«. Organ der Auslese zu sein. Ii« Zukunft werde jeder junge Deutsche von« 10. Lebens jahr an in einem bestimmten Erziehungssvstem stehen, das nach den Erfahrungen und Gesetzen, die von der nationalsozialistischen Bewegung gegeben würden, sein Lebe«« gestalte. Um den Gedanken des Iugenddienstes ansciraulich zu machen, ging der Reichsjugcndsührcr daun auf die Entwicklungsgeschichte der HI. ciu, die entstanden sei als Organisation der Bewegung, für junge kämpferisch« deulsche Menselien. die nach den bestehen den Gesetzen noch nicht Parteimitglieder hätten werden dürfen. Nach der Machtergreifung sei der Hitlerjugend die Aufgabe ge stellt worden, ai« die Stelle der noch vorhandenen Vielheit der Jugendorganisationen die Einkreit zu setzen. Nach einem Viertel jahr sei bereits der Erfolg erzielt worden, dass äusser der Hitler jugend nur noch die konfessionelle«« Iugendverbändc bestände«« hätten. Ende 1033 seien die evangelischen Verbände in die HI. eingegliedert worden. Wenn auch die lratholische Kirche hieraus keine Konsegucnzen gezogen hab«, so sei durch das Ab kommen mit der Kiräx« bewiesen worden, das« religiöse Jugend erziehung und staatlieire Jugenderziehung keine Gegensätze seien. Die politische Erziehung und Ertüchtigung sei das alleinige Recht des Staates. Die zweite Aufgabe der HI., so führte der Reichsjugendfüh- rer dann weiter aus. ergibt sich aus dem Anteil der Jung arbeiterschaft an der Durchsetzung der Idee des National sozialismus. Wir haben aus unserem Kamm um die Jung arbeiterschaft ii« den Iudustriebezirkcn die schiveigende Verpslich- tung auf uns genommen, dass dann, ivenn wir zur Macht gekom men sind «vir die Lebensbedingungen der Iungarbeilerschaft ge stalten wollen. Der Reichsjugendfiihrer unterstrich in diesem Zu sammenhang besonders die Notwendigkeit einer ausreicl-enden Erholungszeit für die Iungarlxnter und die Ausgabe einer För derung des Facharbeiternachwuchses. In« Nahmen der grossen Erzichungsaufgabe der HI. müsse auch das Problem der schulischen Erziehung angeschnit- jener weltschauenden Männer mit Erfolg segnen..., die Ihr möglichstes tun, um dein Frieden zu dienen und deren Friedens arbeit vorn aufrichtigen Willen eingegeben ist, den Krieg zu verhindern". Schliesslich erklärte er am 7 September, als inan In England noch schwieg: „Die Bedürfnisse und die Rechte der Völker «nögen in Gerechtigkeit und Frieden gesichert werden." Der Papst betont hier nicht nur die Notwendigkeit des Frie dens, sondern des Friedens durch Gerechtigkeit. Wie eine ausliindijche Nachrichtenagentur aus der Vatikan stadt meldet, wird die heute erscheinende Nummer der Zeit schrift „Civilita Cattolica, einen Leitartikel ent halten, der sich dafür ei ns esst, dass der Völkerbund Italien ein Mandat über Abessinien zuspricht. Gens dürfe mit der Verleihung dieses Mandats nicht länger zögern, wenn ernste Unruhen ii« Europa und vielleicht in der Welt vermieden werden sollten. Der Anspruch Italiens wird damit begründet, dass Italien bei der Verleihung der Mandate nach dem Weltkrieg leer ausgegangen sei. Der Artikel soll schliessen mit einem Appell an die Katholiken in Frankreich und England, mehr Grosszügigkeit und Verständnis für die Lebensbedürsnisj« Ita liens zu zeigen. ien werden. Grundsätzlich müssten alle, die an der erzieherisclxm Aufgabe an der deutschen Jugend milarbeite». sich zusammen schliessen. Elternschaft, Lehrerschaft und HI. Die Reichsjugend- führung beabsichtige, führende Vertreter dieser drei Erziehungs faktoren in einer Tagung einmal zusammenzufassen und eine Art Arbeitsgemeinschaft zu bilden Zur Frage der schulisck>ei« Erziehung wies der Reichsjugendfiihrer darauf hin. dass die Schule immer dazu neige, formelles Wissen über charak terliche Erziehung zu stellen, oder wenigstens das eine vor den« anderen zu stark zu betonen. Das bedeute keinesivegs Kritik ai« der Lehrerschaft, sondern lediglich die Feststellung eines Felr- lers, der in der schulischen und lehrmässigen Erziehung liege. Ihr müsse daher als der Erziehung von oben gleichzeitig die Er ziehung von unten, die Gemeinschaftserziehung der Hitlerjugend, zur Seite gestellt werden. Alles, was ausserhalb dec schulischen Erziehungsarbeit au Erziehungsarbeit geleistet werde, sei Saclre der Hitlerjugend. In der Schule sei selbstverständlich der Lehrer die höchste Autorität, auch für den HI.-Führer In der HI. sei der rangälteste Führer des Standortes ieweils die höchste Auto rität auch dann, wenn Lehrer in der Hitleringend Mitarbeiten Im übrigen bleibe es in der Hitlerjugend bei den« Führerprin- zig, das am Beginn der nationalsozialistischen Jugendbewegung« gestände«« habe, die keine Gründung des Staates kür die Jugend, sondern eine Gründung der Jugend für den Staat sei. und die deshalb dos Prinzip der Iugcndsiihrung bedinge. Zum Schluss nm »die sich der Reichsjugeudsührer gegen den Vorwurf, dass die HI- religionsfeindlich sei. Die HI., die in ehrfurchtsvoller Hal tung des sozialistiscl-en Erlebens des Frontsoldaten er zogen sei. kenne keinen schwereren und haltloseren Vorwurf als den der Ehrfurchtslosigkeit Sie kenne aber auch keinen schive- reren Borwurf als den der Glaubenslosiakeit. Eine Jugend, die mit dem Dienst an der Nation, der sie sich weilst, in den Dienst des Ewigen getreten ist, kann nicht glaubenslos lein. Der Reichsjugendfiihrer schloss seine Ausführungen mit dein Bekenntnis zu den Worten Arndts: „Ein Volk zu fein, das ist die Religion unserer Zeit!" Suspendierung aller noch bestehenden Korps Der Leiter der Abivicklungssielle des Kösener SE Ver bandes und des Verbandes alter Korpsstudenten hat die Sus pendierung aller noch bestehenden reichsdeulschen Korps, die am 5. September 193» dem Kösener TC.-Verbande angehörl haben, angeordnet. Gefängnis wegen Gotteslästerung Das Schöffengericht in Siegen verurteilte eine«« Komiker aus Wissen, der im vergangenen Jahre am Al«end des Ernte dankfestes gelegentlich einer Veranstaltung eine „Bergpredigt" hielt, wegen schwerer Gotteslästerung zu vier 'Monaten Gejäng- nis. HI—Nachwuchsorgam'fation -erAGOAP Valdur von Slhtrach auf der ersten Tagung der AechtSorganlsation der Hitlerjugend in Oldenburg tllllilMliiiliWiilliiilMllillltlt Ls-Lvs von unsgoktoidet vonsllen vonoictot! s i« Ll, ts 6 8 cl' <7> lt 1 ii r 0 uiäI! sei 1 z - eI sLnK! 0 > 11 s'. g Viklnlsrklalrtung kUr junge tterrsn u. Knav. a. Scüv» »lUlpcseU. dlUlgsr äst« martern. tlerran- ^rtlkslr «Ute, Sakai». Oberkvmkten, Unter- «tt»oka, rvivke ^«8«. r»klung»-erl,tvkt«cung»n VeNregsllefecen« 4»r 4VL HLSSihLtA WIsmanrt darf ktis In unserer Immsrglatt-KIvistung dstlnktlleiiv kinlago au» Koükaar mit Haargarn, Waits unrt 2l«Irn naeiiaiimsn. vurok rtivss b«»onctsrs Sinlogs Ist unssrs ImmsrglattXIsirtung gegen btüssv, Vruoir unkt t(nau1»vk«n «Irtvr»tanrt»tSKIg«r unrt bvkktit rtartureti «tis guts k-orm Mssentliok Ittngar. tmmar glatte ttlvlktung rturek Immvrglatt-tilsictung. 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