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schön bleibt. Eine Frage wird überhört, der Lehrer tadelt. Und als der Junge dann heimkommt, empfängt ihn Mutter mit Tante Klaras Karte: Sie hat abgeschrieben! Also die Sorge um die Wolken war umsonst, der Tadel gänzlich überflüssig. Man kann nun sein Kind belehren: Sei immer mit den Ge danken bei der Sache, die gerade an der Reihe ist. Was nach her kommt, ist oft anders, als wir es erwarten und wünschen. Du hast es ja jetzt selber gesehen. Und dann müssen wir auf den Fleiß unseres Kindes achten. Fleiß ist die Eigenschaft, die Großes schafft. Fleiß ist die Eigen schaft der großen Menschen. Es ist vollständig irrig, zu meinen, ein begabtes Kind brauche wenig Fleiß. Kein Gelehrter, kein Künstler kommt zu Höchstleistungen ohne Fleiß. Dieser schöpferische Fleiß ist sogar die Folge der Begabung. Sie ruht im Menschen, drängt nach Formung und Vollendung: Nur der Fleiß kann das Ziel erreichen helfen. Auch unser Kind wird der Arbeit, zu der seine Veranlagung es drängt, einen ausgesprochenen Fleiß entgegenbringen. Nie mals wird es auf die Uhr sehen, auf Minuten seine Arbeit be rechnen. wenn es mit seiner Seele bei der Sache ist. Dieser Fleiß will absolute Vertrautheit mit dem Stoff, den die Veran lagung und Begabung unserm Kind mitgab. Menschen, die mit dieser Liebe und diesem Fleiß zu einem Arbeitsfeld groß wurden, haben diesen Fleiß ihr Leben lang beibehalten. Weil sie wissen, daß nur der Fleiß Schritt für Schritt vorantreibt, neue Wahrheiten erschließt, neue Gebiete eröffnet. Wer diesen Fleiß hat, der zuerst und immer wieder diese absolute Vertrautheit mit dem Stoff seines Arbeitsfeldes will, der wird wohl niemals mit Halbfertigem oder Irrtüm lichem seine Umwelt belasten. Seine Freude am Werk wird nie zur Verblendung führen. Nur ganz Durchdachtes, gründlich Durchprobtes wird er an die Öffentlichkeit geben. Und wenn er Jahrzehnte ein stilles Leben unbeachteter Arbeit führen muß. Fleiß und Gewissenhaftigkeit, Treue im Kleinsten, das sind die Geheimnisse der wirklich großen Taten. Unserm Kind diesen Fleiß verständlich zu machen, heißt, ihnen den Lebensweg er leuchten. Ob begabt oder unbegabt: Der Fleiß ist das Geheim nis des wirklichen Erfolges. Der Fleiß öffnet den Blick in immer neue Gebiete; er sichtet Erfahrungen und spaltet ab, was überflüssig, nimmt auf. was zur Vervollkommnung dient. Und merkwürdigerweise haben diese wirklich fleißigen Menschen Zeit. Ihre Arbeitsstunden sind nicht abgezählt, ihr Interessenfeld ist nicht eng umgrenzt. Sie vertrödeln keine Minute, aber sie haben Zeit, wenn sie spüren, daß es sich lohnt. Diesen Fleiß mögen unsere Kinder erreichen. Damit sie nicht oberflächliche Arbeiter im Lebensgarten werden, wieder und wieder Fehlern und Irrtümern unterworfen. Absolute Vertrautheit mit seinem Arbeitsfeld soll unser Kind erreichen, darum erziehen wir es zum Fleiß, der Grundlage alles Könnens. kr. 8. Herbstsegen einernten! / An Feld- und Waldrändern, an Fels- und Schutthängen an Hecken und Zäunen finden wir die Schlehe, Schlehdorn. Echwarzdorn (Primus spinosa), ein 1—3 Meter hoher, ver ästelter, dorniger Strauch mit eiförmig bis lanzettlichen, am Rande gesägten Blättern. Im April bis Mai, noch vor dem Erscheinen der Blätter, entfalten sich die weißen, einzeln oder zu zweien beisammen stehenden, bittermandelähnlich riechenden Blüten, aus denen sich kugelige, blaubereifte, saftige Stein früchte von außerordentlich zusammenziehendem, saurem, her bem Geschmack entwickeln. Die Früchte werden erst nach dem ersten Frost genießbar. Ihre Sammelzcit ist somit je nach der Witterung Oktober bis November. In der Heilkunde ist der Schlehdorn äußerst geschätzt. Wir finden ihn in den alten und neuen Kräuterbüchern angeführt. Angewendet werden die Blüten, die Blätter, die Wurzelrinde und die reifen Früchte. In der Volksheilkunde verwendet man die Schlehenblüte in erster Linie als Blutreinigungsmittel. Nach Pfarrer Kneipp ist die Schlehenblüte das schuldloseste, dabei aber zuverlässigste Abführmittel, außerdem wird von ihm ihre magenstärkende Wirkung gerühmt. Die Schlehenblätter finden ähnliche Anwendung wie die Schlehenblüte; man kann sie ge mischt anwenden. Früh und abends je eine Tasse Tee getrunken, ist von guter Wirkung. Den Tee bereitet man aus einem Eß löffel Blüten und Blätter aus eine Tasse; er wird nur über brüht. Der Absud der Wurzelrinde wird als Fiebermittel an gewendet. Das aus den reifen Früchten bereitete Beerenmus oder Gelee und die getrockneten Früchte find ein gutes Mittel bei Magenschwäche, Durchfall, Nieren-, Blasen- und Harnleiden. Gegen Halsleiden ist der aus den reifen Früchten gepreßte, frische East ein heilsames Gurgelmittel. Das früher in Haushaltungen vielfach übliche Einkochen der Schlehe als Gelee und Kompott ist durch unsere Garten- flüchte fast gänzlich verdrängt worden und in Vergessenheit ge raten. In Anbetracht der großen Heilkraft der Schlehe könnte man nur wünschen, daß unsere Hausfrauen wieder zur Verwer tung der Schlehe im Haushalt zurückkehrten. Gerade in diesem Herbst gibt es Schlehen in verschwenderischer Fülle. Nützen wir doch das Geschenk der Natur! Schlehengelee. Die Schlehen werden von ihren Stielen und Blättern befreit und gewogen. Auf ein Kilogramm Früchte rechnet man ein Kilogramm Zucker. Nachdem man die Schlehen gut gewaschen hat, kommen sie in einen Topf und soviel kaltes Wasser dazu, bis sie ganz davon bedeckt sind. Nun läßt man sie solange kochen, bis sie ganz weich sind und passiert sie dann durch ein Haarsieb. Zu dem Fruchtmark kommt der Zucker und wird unter Rühren eingekocht. Nach ungefähr drei Viertel stunden Kochzeit ist das Gelee fertig. Schlehenkompott. 1Z4 Kilogramm große Schlehen, Liter Essig, Kilogramm Zucker oder guter Vicnenkonig, 4 Gramm in Stückchen geschnittener Zimml, 4 große Nelken. Die Schlehen sind dazu am besten, wenn der Reif darüber gegangen ist. Man setzt sie mit kaltem Wasser auf das Feuer und schüttet sie, wenn sie ganz heiß geworden sind, auf ein Sieb. Dann kocht man den Essig mit dem Zucker, nimmt den Schaum ab, gibt Vie Schlehen und die Gewürze hinein, läßt sie zum Kochen kommen, nimmt sie heraus, kocht den Essig etwas ein und gießt ihn über die Schlehen. Nach acht Tagen wird der Essig wieder eingekocht und noch heiß über die Früchte gegossen. Schlehenkompott. (Ganz vorzüglich.) Gut gereinigte und gewaschene Schlehen legt man in Gläser ein. gibt ausgekühlten, gesponnenen Zucker darüber und läßt sie drei Viertelstunden im Weckapparat sterilisieren, oder man verbindet die Gläser und kocht sie nach alter Art drei Viertelst, den im Dunst. Schlehenlikör. Man fülle eine Flasche bis oben hin mit vorher leicht angcritzten Schlehen, bedecke die Früchte daraus mit Wacholderbranntwein und stelle die Flasche dann an ein sonniges Fenster. Hier lasse man sie etwa sechs Wochen stehen, schüttele sie aber in gewissen Zeitabschnitten um. Den filtrier ten Abzug süße man nach Geschmack mit einer Zuckerlösung. Der Likör schmeckt bereits nach einem Jahre j^hr gut. bessert sich aber noch mit der Länge der Zeit. Das Trocknen der Schlehe. Die Schlehen werden sauber geputzt, von ihren Stielen befreit und auf Horden über dem Herde oder in dem etwas ausgekühlten Backofen getrocknet. Man kann sie mit anderem Dörrobst verwenden oder auch un gekocht essen. ' Dora. Praktische Winke Flecken zu entfernen. Rotwein-, Obst- und auch Kakaoflecke aus Leinentüchern entfernt man mit abgegossenem, noch siedend heißem Kartoffelwasser. Ebenso bewährt es sich zur Reinigung bunter Stoffe, die dann ober gründlich nachzuspülen sind. Tintenflecke im Tischtuch. Diese so gefürchteten Flecke ver schwinden sehr rasch, wenn man den Saft von einer halben Zitrone mit einem Eßlöffel Brennsp'ritus mischt, den Fleck hineintaucht und nach kurzer Einwirkung hcrausrcibt. Mit warmem Wasser nachgespült, ist er meist restlos getilgt. Im Notfall wiederhole man das Verfahren, jedoch nicht in der Nähe des Feuers! Herrensachcn müssen nach dem Waschen au^ dem Schneider kissen gebügelt werden, wenn sie ihre Form behalten sollen. Hat man aber kein Schnciderkisscn, so behilft inan sich auf folgende Weise: Aus alten Stoffresten füll: man ein kleines Kissen, ungefähr M zu 30 Zentimeter groß. Beim Bügeln stellt man die Fußbank auf den Tisch, legt das kleine Kissen darauf und hat nun eine praktische, feste Unterlage. praktische Hausfrau WWMMWck!^ Gefahren der Tugend Jeder Wert will behütet sein Kann Tugend denn Gefahr mit sich bringen? Wirkt sie nicht überall wohltuend, besänftigend, Schmerz stillend, mit einem Worte: Segen spendend? Wohl tut sie das, und doch sprießt auf ihren Wegen manches Unkraut, das sich nicht breitmachen, wenigstens nicht so üppig gedeihen würde, wenn es sich nicht im Strahl der Tugend sonnen dürfte. Wir werden schon beobachtet haben, daß besonders tüch tige fleißige Mütter durchaus nicht immer ebenso tüchtige Töchter haben, im Gegenteil; die Mutter, die am liebsten alles selbst machte, hat sie nicht genug angestellt, hat viel zu wenig von ihnen gefordert, und die Mädchen hielten es allmählich für selbstverständ lich, daß andere sich für sie plagten. Ebenso läßt ein be sonders friedfertiger Mensch oft Herrschsucht und Recht haberei in seiner Nähe so groß wachsen, daß sie allge mein lästig werden, und selbst er nicht mehr mit ihnen Hausen kann. Daß der allzu Freigebige den Leichtsinn von Verschwendern fördert und zur Unverschämtheit verlockt, kommt oft vor, und daß der Wohltätige nicht nur von der wirklichen Not, sondern auch von Berechnung ausgenutzt wird, ist bekannt. Aehnlich so ergeht es dem Teilnehmenden, der ein Herz für die Erlebnisse seiner Be kannten hat. Die Mitteil samkeit schwillt ihm gegenüber ins Uferlose. Und wer hätte nicht schon mitangeschcn, daß gerade die opferwilligsten Frauen von ihren Männern nicht nach Gebühr geschätzt werden? Daß man ihre Hingabe für selbstverständlich hält, und auf der andern Seite eine Selbstsucht sich ent wickelt, die nicht nur die Ehe. sondern den Charakter des männlichen Partners selbst verdunkelt? Wie nun, soll man die Tugend einschränken oder ge ring schätzen, weil sie mitunter Schaden anrichtet? Nein, aber wir sollen sie mit derBedachtsamkeit üben, mit der man jeden kostbaren Wert des Lebens behandeln muß. Wer im Besitz eines kostbaren Wertes, sorglos mir ihm umgeht, steht immer in Gefahr, ihn zu verlieren, in diesem Falle: ihn in seiner segensreichen Auswirkung zu schmälern. Die erziehende Mutter hat nicht nur die Pflicht, ihre Tüchtigkeit eifrig auszuüben, sondern sie soll diese auch bei ihren Kindern zu wecken, zu entwickeln und zu hüten suchen. Es ist gut, friedfertig und nachgiebig zu sein, aber man braucht seine Einsicht nicht ohne weiteres vor der vielleicht durch Selbstsucht, Beschränktheit oder Einbildung beeinflußten Meinung des andern zurückzuziehen. „Das Sprichwort „Der Klügste gibt nach" begründet die Welt herrschaft der Dummheit", lautet einer der köstlichen Apho rismen Maria von Ebner- Eschenbachs. Daß eine Mei nungsverschiedenheit nicht in Zänkerei ausartet, dafür wird der wirklich Fried fertige schon sorgen. Am häufigsten geschieht es sicher dem Wohltätigen und Freigebigen, daß die Folgen seines Tuns ihn be lehren er sei zu weit gegan gen: zu der Erkenntnis ge sellt sich bei ihm noch der Verlust. Doch nicht allein die Sorge, sich selbst zu schädi gen, soll ihn vorsichtig machen, sondern der Ge danke. daß der Bittende immer leichter und schneller bitten wird, je schneller ihm gewährt wird, und daß der Notleidende möglichst ange- leitct werden muß. sich selber zu Helsen Erst wenn man sich überzeugt hat, daß er wirklich nicht dazu imstande ist, dürfte man spenden. Auch der übcrflicßcnden Beredsam keit müßte man einen Riegel vorschicben. sonst kann man vor dem vielen Uebcrflüssigen schließlich nicht hören, was von anderer Seite vielleicht Wertvolles und Bereicherndes gesagt wird, und auch andere werden daran gehindert. Zlnrie Oerdrsnckt. Seifige Schwämme zu reinigen. Man verdünne scharfen Essig mit soviel Wasser, daß es wie Salatsoße schmeckt, und lasse die Schwämme unter öfterem Ausdrücken einen Tag lang darin liegen, ehe man sie mit Boraxwasscr und Salmiakgeist auswäscht, worauf sie wieder völlig geruchlos und frei von Seifenresten werden. Erwachsen ... Du weinst, daß unser großer Junge das Haus verläßt? Ach, liebe Frau, e r luk's mit einem Freudensprünge, was werden d i r die Haare grau?! Du hast ihn nicht für d i ch geboren, du gabst das Leben ihm allein! Sich, geht er dir deshalb verloren? Dein Herz schließt ihn ja ewig ein! Laß ihn nicht auf der Schwelle stehen, gib ihm den Abschiedskuß, geschwind! Er mag auf vielen Wegen gehen, wenn sic nur — Wege Gottes sind! Trn'in Lockcking.