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volkSSMMW Sonnabend, 26. Oktober 1938 LchrisNeNung: Dresden-S., PoUeift«. 17, Fecnius LV711». Uvir Telchöstestelle, Druck und Verlag: Trrmanla Buchdrucker«« und Verlag Th. und G. Winkel, Pollerstratz« 17, Fernruf ilOIL, Postfcheck: vr. 10LS, Bank: Stadtbanl Dreede» Rr. G7S7 Zin Falle non höherer Tewalt. verdat, «tnlretender Vetrtedu» ftSiunzcn hat der Bezieher oder Werbungtieibend« lein« L» jpriiche, fall» die Zeitung in deickxänltem Umiong«, -eripölet oder nicht erscheint. — Eriüllungsort Dresden. — — — ^ Berlogsort Dresden. » klnzetgenpreife: di« llpaltig« rr mm breit« Zell« ö Pfg.f Illr gamilienan,eigen S Pfg. Für Ptatzwünsche könne» wtr kein« Dewöhr leistes Lrlcheint 6 mal wöchentlich. Monatlicher Bezugspreis durch Tröger einlchl SO Pfg özw. «0 Pfg. Trögerlohn 1,70: durch die Polt 1.70 «Inlchllegllch l^ostüberweifungsg-bllhi, zuzüglich öS PIg Poll-Bestellgeld, kinzelnummrr 10 PIg . dt» Sonnabend-. Sonntag- und Festtagnummer A> Pfg. Nummer 249 — 34. Iahrg Sächsische Lmliier VolsKaflerbesllch bei Laval Lteberreichung neuer italienischer Vorschläge Paris, 28. Okt. Ministerpräsident und Aussenminister Laval hatte am Donnerstag eine längere Unterredung mit dein englischen Botschafter. Man nimmt an, daß La» val bei dieser Gelegenheit dem Botschafter die Anregungen der italienischen Regierung zur friedlichen Lösung der abessinischen Frage übermittelt hat. Ucber den Inhalt der italienischen Bor schläge liegen keine genauen Angaben vor. Intransigeant spricht von der Forderung Mussolinis auf Einverleibung des gegenwärtig von den italienischen Truppen besetzten Gebietes und auf Errichtung eines vom Völkerbund an Italien zu vergebenden Mandates über die ausserhalb des Stammgebietes liegenden abessinischen „Kolonien", während die amharischen Provinzen unter internationalen, das heißt, vor wiegend italienischen Einfluß zu stellen wären. Paris Soir will erfahren haben, daß Italien in seinen neuen Vorschlägen den Geist und die Rolle des Völkerbundes achte. Die Grundlage der neuen Anregungen bilde der Bericht des Fünferausschusses, so daß dieser Ausschuß geeignet wäre, die Verhandlungen wieder aufzunchmen und zu einem Abschluß zu bringen. Das Blatt bemerkt, daß bei der Unterscheidung zwischen dem eigentlichen Stammgebiet und den von Menelik eroberten Provinzen zu klären sein werde, ob die Provinz Harrar-zum Stammgebiet zu rechnen sei oder nicht. Da die London, 28. Okt. Die Londoner Morgenblätter sind der Ansicht, daß die Nachrichten über italienische Friedensfühler zutreffen, daß aber di« Besprechungen vorläufig noch zu keinem festen Plan geführt haben. Der Pariser Timcs-Berichterstattcr sagt, die französische Erklärung, daß Laval keinen italienisä>en Vorschlag an den britiscifcn Botschafter weitergeleitet habe, entkräst« nicht die allgemeine Annahme, daß zwischen Parts und Rom und zwischen London und Rom ein diplomatischer Meinungsaustausch im Gange sei, der aus eine Verhandlungsgrundlage abziele. Das Dementi könne als Zeichen betrachtet werden, daß die Besprechungen noch nicht das Stadium eines positiven Pro grammes oder einer Vereinbarung über das Verfahren erreicht hätten. In einer Reuter-Meldung aus Rom heißt es, dort werde so gut wie zugegeben, daß ein Abkommen üi>er Zurückziehung von Truppen aus Libyen gegen Zurückziehung britischer Kriegs schiffe ans dem Mittelmcer wahrscheinlich sei. Veile'd des Erzbischofs von Vaderborn zum Ableben des Neichsstatthalters Loepcr. Paderborn, 28. Okt. Der Erzbischof von Pa derborn, Caspar Klein, sandte an Dechant Kroll in Dessau folgende, Telegramm: Bitte der Familie des Statthalters und der Staatsregle- rnng zum schweren Verlust meine innigste Teilnahme zum Aus druck zu bringen. Vie TrauerfeierMreilen für Gauleiter Loeper im Rundfunk Berlin, 28. Okt. Am Sonnabend, dem 2ll. Oktober, von 11,18—12,18 Uhr. überträgt der deutsche Rundfunk die Trauer feierlichkeiten für den verstorbenen Gauleiter und Ncichsstalt- halter Loeper aus dem Friedrich-Theater in Dessau. Ab 1. Dezember Sonderfleuer in Polen Warschau, 28. Okt. Ueber die ersten Verordnungen, die die Regierung auf Grund des gegenwärtig im Sejm beratenen Voll- machtsgcsetzes erlassen will, erfahren einzelne Regierungsblät ter, daß schon ab 1. Dezember die Sondersteuer aus alle Ge hälter aus öffentlichen Mitteln eingesiihrt werden soll. Ihre Höhe wird progressiv von 8—20 v. H. der Vergütungen betra gen. Die gleichzeitig vorgesehene Erhöhung der Einkommen steuer soll insbesondere die Einkommen der Privatangcstellten stärker erfassen. Am Sonntag Wahlen in der Schweiz Basel, 28. Oktober Am Sonntag finden in der Schweiz die N e u w a h Ie n fü r d c n Na t i o na l r a t lind füreinen Teil des Ständerates statt. Di« beiden Körpcrscl-aften sind für eine Amtszeit von vier Jahren zu wühlen, und zwar 'der Nationalrat nach dem 191» zum erstenmal angewandten Proporzsystem, der Ständerat nach dem Majorzsystein. Die Zahl der Sitze im Nationalrat beträgt >87: die Kanion« als Sländevectreter haben im Ständerat 44 Abczesandte. abessinische Dynastie großen Wert auf dieses Gebiet lege, wäre es klug, es von einem besonderen Regime auszuschließen. Paris Soir meint ferner, daß die Verwaltungsart, auf die die ita lienische Regierung hinauswolle, in rechtlicher Hinsicht nicht gleichbedeutend zu sein brauche mit einem Mandat, ivie es in den Satzungen des Völkerbundes vorgesehen sei. In der französischen Oefscntlichkeit wird der weitere Gang der Vcrmittlungsverhandlungcn mit größter Spannung verfolgt. Die Bereitschaft Mussolinis, eine der drei libyschen Divisionen zurückzunehmcn, wird als vielversprechender Auf takt zu dem von Laval vermittelten Meinungsaustausch zwi schen Nom und London gewertet. Im Hinblick darauf, daß die Frist zur Durchführung der Siihncmaßuahmen in einer Woche «bläust, hofft man auf ein beschleunigtes Eingehen der eng lischen Regierung auf die neue Möglichkeit zur Beilegung des Streites. Die Bereinigung der Spannung im Mittelmcer wird als feststehende Tatsache angesehen, obgleich England bisher noch nicht mitgeteilt hat, daß es einige Einheiten seiner Heimat flotte aus dem Mittelmeer zuriickzichen werde. Die französische Presse bringt deutlich zum Ausdruck, daß sie eine solche Maß nahme von England erwartet. Die Bemühungen Lavals um eine örtliche und zeitliche Begrenzung des abessinischen Krieges wer den besonders von der Regierunzspresse gebührend unterstrichen. News Chronicl« nimmt Anstoß an der Aeußerung Edens vom Mittwoch, daß er aufrichtig auf eine Vereinbarung hosfe, bevor die wirtschaftlichen Siihnemaßnahmen in Kraft treten. Das Blatt fragt, worauf sich diese geheimnisvolle Hoffnung gründe und ob man vielleicht daran denke, Abessinien eine „Re gelung" auszuerlegen, die aus einer geheimen Konferenz zwi schen England, Frankreich und Italien verabredet worden sei. Ans der Sitzung des Sanktionsausschusses am Douuerstag näch ster Woche werde sich zeigen, bis zu welchem Maß die Aenderung der britischen Politik gegenüber dem Völkerbund die 'Aus sichten Uns einen starken gemeinsamen Druck zur Beendigung des Krieges vermindert hal>e. In Neaierungskreisen werde eine Aenderung der britischen Außenpolitik in Abrede gestellt, aber die Ableugnung habe weniger Gewicht als die Tn!iacl>v daß die neueste Rede Hoares iu Italien Befriedigung und in Abessinien Enttäuschung hervorgeruscn habe. Daily Hernld spricht von einem kläglichen Frontwechsel und von verstohlenen Unterredungen zwischen Rom und Lon don und sagt, Mussolini, der jetzt glaube, vor ernsten Sühne maßnahmen sicher zu sein, erwarte, daß die britische Regierung ihren Rückzug fortsetze, falls er selbst sest bleibe. Reue Rechenbücher für die Volksschule Berlin, 28. Okt. Der N c i ch s c r z i e h u n g s m i n i st e r teilt den Unter richtsministerien der Länder mit, daß zu Ostern 1037 neue Rechenbücher zunächst für das erste und zweite Schuljahr der Volksschule eingeführt werden sollen. Die Aufgaben des Rcchenunterrichts im ersten Schuljahr sind die leichteren Rechen fälle innerhalb der Zahlenreihe 1 bis 10t). Der Stoff des 2. Schuljahres umfaßt das Rechuen im Zahlenraum bis 100 mit den 4 Grundrechenarten und leichtere Ausgaben im Zahlenraum bis 1000. Die Genehmigung zur Einführung bleibt wie bisher den Unterrichtsverwaltungen der Länder überlassen. Dr. Goebbels spricht zur Woche des deutschen Buckes im Rundfunk Berlin, 28. Okt. Der deutsche Rundfunk überträgt am Sonntag, dem 27. Oktober, von ll bis 12,1 8 Uhr die Rede des Rclchsmiuistcrs Dr. Goebbels auf einer Kundgebung zur Eröffnung der Woche des deutschen Buches in der Weimar halle in Weimar. Wlllonensckaden in SüdkMornien Nach Waldbränden Ueberschwemmungsgesahr. Log Angeles, 28. Okt. Der Schaden, den die Waldbrände In Südkalifornien angerichtet haben, wird jetzt auf acht Millio nen Dollar geschätzt. Ueber 12 000 Hektar Waldgcbiet sind völlig niedergebrannt. Ferner droht Uebcrschwcmmuugsgcfahr, weil der des Unterholzes beraubte Boden den Winterrcgen nicht aushalten kann. Die Neichsbahnhauptvcrwaltung erließ eine Verfügung, wonach die einzelnen Reichsbahndircktionen ermächtigt werden, Anträge der NSDAP oder ihrer Gliederungen auf Zulassung von Aushanglästen für.die Wochenschrift „Der Stürmer" aus Reichsbahngcbiet zu entsprechen. Von der Erhebung von Gebühren sei abzusehcn. Das Buch als Erzieher Zum dritten Male im nationalsozialistischen Deulsch- land wird in der kommenden Woche in einer großen Propagandaaktion auf Sinn und Bedeutung des deutschen Buches hingewiesen werden. Der nationalsozialistische Um bruch, der alle Gebiete des Geistigen richtunggebend beein flußte, hat auch auf dem Büchermarkt revolutionierend ge wirkt. Organisatorisch fand dies seinen Ausdruck in der Zusammenfassung aller geistig Schassenden in der Reichs« schristtumskainmer innerhalb des größeren Rahmens der Neichskiilturkaminer. In der Ncichsstelle zur Förderung des deutschen Schrifttums schuf sich der Ralionalsozialismus ein wirksames Organ zur Mitgestaltung und kritischen Sich tung der deutschen Buchprodnktion. Diese Bestrebungen be wegten sich in doppelter Richtung. Das eine Ziel war, das Schrifttum der Vergangenheit kritisch zu sichten, staats- und volksfeindliche Literatur zu beseitigen oder aus dem öffentlichen Handel zu verbannen, wertvolle und viel fach unterbewertete oder unbekannte Eeistcserzeugnisse zu fördern und dem geistigen Eigentum der Nation einzuver- leiben. Diese innerdeutsche Säuberung begann mit der frei willigen Massenslucht eines art- und volksfremdcn Literatentums in die Emigration, und mit der Vernichtung einer Sorte von Literatur, gegen deren Existenz sich das sittliche Empfinden des deutschen Volkes ausbänmte. Die Sichtung der reichen Schätze deutscher Literatur in der Vergangenheit unter dem Vlickpunlt nationalsozialißischer Aufbauarbeit bedarf naturgemäß behutsamer Hände, und dieser Prozeß wird so bald nicht abgeschlossen sein. Er steht mit dem Austrag des großen geistigen Ringens unter Tage in engstem Zusammenhang und kann nur von hier aus ge klärt und entschieden werden. Das Reiche gilt für die z n« künftige Blickrichtung. Die geistig schassenden Kräste unseres Volkes sind anfgerusen, an der Neugestaltung des deutschen Schrifttums 'Anteil zu nehmen, und cs soll hier nach dem Willen der Führung nickt engherzig verfahren werden. Aber im Mittelpunkte dieses Schassens soll, wie auf allen Gebieten der Nengeslaltnng, als oberste Richt schnur das Wohl der V o l! s g c in e i n s ch a s t stehen, aus der und für die der Schriftsteller, der Künstler, der Dichter seine Motive und Zielsetzungen schöpfen soll. Die Welt des Buches umfaßt alle Gebiete des natio nalen Lebens von der Dichtkunst bis zur Wirlschaslsslalistik. Sie alle sind mehr oder minder von der politischen und gei stigen Neuordnung ergriffen worden. Zahlenmäßig an der Spitze steht heute wie früher das Buch als K u n st w e r k. Hier hat sich der Nationalsozialismus aas längere Warte zeiten eingerichtet, denn das Werk des Dichters reist nur in der Stille, und das politische Erlebnis bedarf vielfacher Brechungen im Prisma der Persönlichleit,, um zum gülti gen Zeitausdruck zu werden. Darum kann die Gegenwart nur wenig darüber ausfagen, wie tiefgreifend die Wirkun gen in der Zukunft sein werden, darum darf das Wollen nicht am Maßstab des heute schon Vollbrachten gemessen werden. Rcichsminister Goebbels hat einmal mit Recht darauf hingewiesen, daß man dies Tempo nicht künstlich be schleunigen kann, daß man die Zeit des Reifens nicht über springen darf. Aehnlichcs gilt auf dem Gebiete der wissenschaftlichen Literatur. Wenn sich diese viel fach in ein Spezialistentum verloren hatte, das wertvolle Bausteine zusaininentrug, ohne einen Gesamtplan zu be sitzen, so bedarf cs heute, wo ein tragender Gemein- schaslsgedanke wieder erstanden ist, der großen Kon zeption und geistigen Zujammenschau, um Wissen schaft lebengestaltend wirken zu lassen. Hier hat der geistige Umbruch neue Quellen erschlossen, neue Aufgaben gestellt, und es wird alles daraus an kommen, den jugendlichen Elan einer kämpferischen Wissen schaft in Einklang zu bringen mit den Forderungen strenger Sachlichkeit und Sachkenntnis, welche den Ruhm und das Weltansehen des deutschen Wissenschaftlers und Fach gelehrten begründet haben. Pros. Walter Frank hat in seiner Rede vor dem „Ncichsinstitiit für Geschichte des nenen Deutschland" diese unerbittliche Forderung unzwei deutig aufgestellt. Schließlich und nicht zuletzt nennen wir das weite Feld der politischen Literatur, die von der Neugestaltung am stärksten erfaßt worden ist. Hier haben zwei Jahre nationalsozialistischer Aufbauarbeit bereits eine reichhaltige Literatur erzeugt, und auch, wenn wir alle Produkte einer eilfertigen Konjunktur und einer tages gebundenen Vuchpublizistik abziehen, so bleiben Werke genug, die einen aufschlußreichen Querschnitt durch das Wollen des Dritten Reiches vermitteln. Auch hier wird di weitere Entwicklung zu einer Klärung und Intensivierung der Arbeit beitragen. Der Nationalsozialismus will alle Zweige geistiger Tätigkeit in den Dienst des Volksaufbaucs stellen. Auch das Buch soll zeitnah sein, es soll zu einem der entschei denden politischen und sittlichen Fiihrungsmittel der Nation werde»». Wenn Walter Frank verlanLt, cs lolle Ecjchichtr. Oie Verhandlungen Nom—Paris—London 104