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Nummer 252 — ö4.Iabrq Mittwoch» 30. Oktober 1935 Im gall« oon HSHercc Tew«U, P«cb«l, «tiUiclende, ««Hieb» ftöiungen hat der Bezieher «der Werbunglreibend« trin« L« jprllche, lall« di« Zeitung in delchränttem Umiang«, ^«ck>r««< oder nicht erscheint. — EriüNungsort Dresden. — — — » ÄachNMe volksseimns Erscheint I mal wSchentlich. M«natlich«r Bezugspreis durch Iriiger eiiischt R> Pfg. »z^. «0 Psg Triigerlohn 1,70: durch di« Post 1,70 «Inschlieglich Poitilberweilungsgebllhr, zuzgglich »S Psg Poil-Bestellgeld. klnzilnummer 1V Psg.. die Lonnabend- Sonntag, nnh gesttagnumme, ro Ps^ SchrlfNeltung: Dresden.«., Pollerstr. 17, Fernruf «1711«. L10U Deschrst,stelle, Druck und Verlag: Termania Buchdrucker«« und «erlag DH. und L. Winkel, Pollerftratz, 17, Fernru, stlgtr, Postscheck: Nr. Igüi, Bank: Etadtbank Dresden Nr. 017S7 B»ts,r»rt «nzeigenpretse: »t. k ist»,, Illr Fsm'li-nsnv?es i ggr Ptatzrolinsch« U»»e» »U Ul», »errthi Der Lhaco-Krieg Miell beendet Feierliche Erklärung -er Friedenskonferenz Buenos Aires. 2g. Okt. Die Frsedenssionferenz von Buenos Aires hat am Montagabend in feierlicher Form eine amtliche Erklä rung herausgegeben, wonach der Kriegszustand zwischen Bolivien und Paraguay als beendet anzusehen sei. Diese Erklärung ist van sämtlichen Vertretern der Vcrmittelungsmächte und der beiden bisher kriegführen den Staaten unterzeichnet. Der Vertreter Chiles, Nieto del Rio. teilte der Presse mit. das; es sich bei dieser Friedenserklärung keineswegs um einen lediglich for malen Akt handele, sondern das; damit der ganzen Welt die Beendigung des Chaco-Krieges an gezeigt werde. Eine weitere Erklärung der Frie denskonferenz besagt, dah, nachdem nunmehr die mili tärische Seite des Streitfalles erledigt sei, die Konferenz fortsahren werde, die eigentlichen Streitpunkte zwischen Bolivien und Paraguay zu prüfen. Sie sei überzeugt, das; die Lage einer endgültigen Lösung aller schwebenden Streitfragen günstig sei. Wechsel im abessinischen Kriegsministenum Addis Abeba. 29. Okt. Im abessinischen Kriegs- Ministerium soll nach einer amtlichen Verlautbarung ein Wechsel vorgenommen werden. Der frühere Kriegs minister Birru. der fetzt aus der Verbannung zurückge- kehrt ist. soll Ras Moulougetas ersetzen. Ras Moulouge- tas wird zum Gouverneur der Godjam-Provinz ernannt werden. Italleniscker Tankangriff an der Siidfront Addi, Abeba, 29. Okt. Amtliche abessinische Meldungen vom Kriegsschauplatz berichten über eine erneute Aktivitätder italienischen Truppen an der Siid- sront. Am Montag soll im Tal des Barrai-Flusses ein kleiner Tankangrisf der Italiener ohne besondere Erfolge durchgefiihrt worden sein, da die abessinischen Truppen solchen Angriffen besonders ausweichcn. Im Verlauf dieser italienischer Aktion sotten einige Ortschaften, darunter insbesondere Gabre- darre im Fanfan-Tal, bombardiert worden sein. An der N o rd f r o n t sotten auch weiterhin keine größeren Aktionen erfolgt sein. Lediglich Italienische Aufklärungsflieger sind wie an den Vortagen In Tätigkeit. Wie hier behauptet wird, unternehmen die Italiener ihre Erkundungsvorstötze an der Nordsront nur mit eingeborenen Truppen, die dann,zum Teil auf di« abessinische Seite überliefen. Die abessinischen Truppen würden sich an der Nordsront auch wei terhin oo« den italienisches, Truppen lösen, um diese aus ihren eingebauten Stellungen Herauszulorken. Kampfhandlungen grö- Heren Stils, die eine einheitlich« Linie erkennen lassen, finden nicht statt. Zeitungsmeldungen über ein angebliches Bom bardement auf die Städte Harrar und Dessie werden hier be stritten. Der ägyptische Mnlfterpräfident droht mtt feinem Rücktritt Kairo, 29. Okt. Wie die Zeitung „Al-Ahram" berichtet, hat das Kabinett am Montag an den britischen Oberkommissar nochmals die For derung auf Wiedereinführung der alten Verfassung und auf Ab schluß des neuen englisch-ägyptischen Vertrages gestellt. Mi nisterpräsident Temfik Nessim Pascha beabsichtigt, falls beide oder eine der beiden Forderungen abgelehnt würden, zurückzu treten. Mit dem Rücktritt sei. dem Blatt zufolge, für Mittwoch oder Donnerst« zu rechnen. Die finanziellen Sühnemaßnahmen gegen Italien in Frankreich in Kraft gesetzt Paris, 29. Okt. In Ausführung des Beschlusses des Gen fer Berbindungsmisschusses vcnn 14. Oktober ist om Dienstag im amtliche» Gesetzblatt eine Verordnung veröffentlicht worden, durch die die in Genf vorgesehenen finanziellen Sühnemah- nahmcn gegen Italien in Kraft treten. , Regierungskrise in Spanien infolge der ausgedeckten Durchstechereien Madrid, 29. Oktober. Die mit großer Spannung erwartete außerordentlick)e Pa ri a in e n t s si tz u n g in Zusammenhang mit den Durchstechereien hoher spanischer Staatsbeamter dauerte bis in die späten Abendstunden des Montag, verlief jedoch ohne bemerkenswertes Ergebnis. Bereits am Sonntag hatte sich vor den Sclteneingeängen des Kongrehgebäudcs eine Menschen schlange gebildet, um Einlaß zu den Tribünen zu finden. Hun derte von Sclraulustigen beobachteten das Eintreffen der Minister und Abgeordneten. In der Kammer stand der Bericht des varlamentarisclzen Un tersuchungsausschusses zur Aussprache, der. wie vor einigen Ta gen gemeldet, die Entfernung mehrerer bolnr Persönlichkeiten der radikalen Partei aus ihren öffentlichen Aemlern zur Folge hatte. Der in dem Ausschußbericht für schuldig erklärte Bürger meister van Madrid, Salazar Alonso, sowie der radikale Abge ordnete Sigfrido Blasco beteuerten Ihre Unschuld. In einer ge heimen Abstimmung sprach das Parlament, das die Feststellung des Ausschusses einstimmig anerkannte Salazar Alonlo frei, er klärte jedoch Sigfrido Blasco und die übrigen S in die Ange- legenl-eit verwickelten Politiker für verantwortlich. Außenminister Lerroux, dessen Neffe als einer -er Hauptbeteiligten an der Anliegenheit genannt wird, kündigte an, daß «r eingehend Stellung nehmen werde wenn er von den Pflichten als Miuistcr entbunden sei, was vielleicht schon in weni gen Tagen der Fall sein könnte. Der Kriegsminister und Führer der Katholischen Volks aktion Gil Nobles, trat für ein Fortbestehen des Regie rungsblocks ein, dessen bislerils fruchtbares Zusammenarbeiten nicht durch ein revolutionäres Manöver, um das es sich bei der Anzeige offensichtlich handle, gefährdet werden dürfe. In polilisOm Kreisen hält man den Ausdruck der Krise für unvermeidlich Alan rechnet damit, daß im günstigsten Fall nur die beiden Radikalen Lerrour mid Außciim nst^ Unterrichtsministert durch zwei andere Radikale w"den, nn^urch die Weiterarbeit des Regierunasblocks hchcrgcstelU wäre Vie Entscheidung hierüber häimt ledoch vom S-aatspra- siüenten ab. Die Heimkehr Otto Laubingers Berlin, 29. Okt. Die. sterbliche Hülle des so früh aus seinem großen Wirkungskreis gerissenen Präsidenten der Reichs theaterkammer, 'Ministerialrat Otto Laubinger Iras heule früh aus Bad Nauheim auf dem Potsdamer Bahnhof siz-^erlin ein. Zahlreiche Schauspieler, die Abteilungsleiter des Mini steriums für Bolksaufklärung und Propaganda und die poli tischen Leiter seiner Ortsgruppe weilten auf dem Bahnhof bei der Ankunft des Zuges und gaben dem Sarg das Ehrengeleit. Dunkle Herbstnacht liegt noch auf den Straßen Berlins, als gegen t!.M Uhr früh auf dem Potsdamer Bahnhof sich die Abteilungsleiter des Propagandaministeriums und zahlreiche Schauspieler cinsindcn. Man sieht die Ministerialräte Dr. Iahncke,'Hägcrt, Dreßler-Andreß, Dr. Seeger, Hasenöhrl, Dr. Wißinann und v. Keudell, den stellvertretenden Präsidenten der Reichsthcaterkammcr, Rcichsdramnturg Dr. Rainer-Schlösser, mit den Mitarbeitern der Abteilung «> des Propagandaministe- riums, die Laubinger leitete, den Präsidenten der Kameradschaft der deutschen Künstler, Benno v. Arent, die Schauspieler Eugen Klöpfer, Leibclt, Werner, Waller Frank und Ledebour vom Staatstheater, Beckcrsachs, Alexander Galling, Fred Müller und viele andere. Der stellvertretende Präsident der Reichslheaterkammer Oberregierunggrat Dr. Schlösser spricht Frau Laubinger, die von Ministerialrat Ott und dem Kurdirektor von Bad Nauheim, Freiherrn von Weichmar, auf ihrer traurigen Fahr» begleitet wurde, das tiefste Mitgefühl aller Berufskameraden und der Kammer aus. Der schlichte, mit dem Hakenkrcuzbanner bedeckte Eichensarg wird aus dem schwarz ausgeschlagenen Wagen ge hoben. Stumm grüßen die Mitarbeiter und Freunde des Ver blichenen mit erhobener Hand und geleiten ihn in tiefer Trauer bis zum Leichenwagen. Eine Fülle von Kranzspenden bedeckt den Sarg. Die sterbliche Hülle Otto Lanbingers wird-in der Ka pelle des G e o r g e n - F r i e d h o f s ausgebahrt. Am Donnerstag mittag findet für den großen Künstler und unbeirrbaren Kämpfer der Bewegung in der Volksbühne eine Trauerseier statt. Oer Appell an -en Sparer Der morgen stattsindende Nationale Spartag hat eins doppelte Ausgabe. Er soll einmal dazu beitragen, den Spar« willen zu wecken und zu stärken. Und er soll andererseits das Gesichtsfeld des Sparers über den engen Kreis seiner eigenen Interessen hinaus erweitern, um ihm zu der Ein« sicht zu verhelfen, das; seine Spartätigkeit nicht allein ihm und seinen Angehörigen zugute kommt, sondern das; er da mit gleichzeitig auch der Volksgemeinschaft einen wertvollen Dienst leistet. Die erzieherische und moralische Bedeutung des Sparens ist bekannt. Vorsorge für dis Wechselfälle des Lebens und für das Alter stehen zusammen mit dem Streben nach wirtschaftlichem Aufstieg dabei im Vordergrund. Nicht jedem Sparer ist dagegen die Notwen« digkeit der K a p i t a l n e u b i l d u n g für die gesamte Volkswirtschaft bekannt. Ohne diese Neubildung wäre die Lösung so gewaltiger Ausgaben wie der Arbeitsbeschaffung und der Erringung der Freiheit nach innen und nach außen niemals möglich. Gerade in Deutschland ist daher heute auch aus sozialen und politischen Gründen größte Spar« samkeit erforderlich. Das Sparen ist damit von einer sitt lichen, gleichzeitig auch zu einer nationalen Pflicht geworden. Deutschland ist darauf angewiesen, sich die finanziellen Grundlagen seines Aufbauwerkes aus eigener Kraft zu schassen. Krieg, Inflation und Reparationszahlungen haben zu einer weitgehenden Verarmung geführt und die wichtigsten Kapitalquellen auf lange Zeit hinaus erschöpft. Erst als die Neichsbank ihre feste Absicht zu erkennen gab» die Stabilität der Währung unter allen Umständen auf- rechtzuerhalten, nahm das Cparkavital wieder langsam zu. Trotzdem reichten die am Beginn des Jahres IM vorhan denen Reserven bei weitem nicht aus, um die Durchführung des großzügigen Programms der nationalsozialistischen Ne gierung ohne weiteres zu ermöglichen. Es war deshalb ein von feiten des Staates aus unternommener Vor« griff auf zukünftige Erträge durch Kreditausweitung er forderlich. Die zur Belebung der Wirtschaft anfgewendeten Mittel mußten zu einer vermehrien Kapitalbildung führen, mit deren Hilfe die Konsolidierung der vorher auigenom- menen kurzfristigen Schulden ermöglicht wird. Die bis herige Entwicklung bat dis Berecktiaung dieses Vorgehens bewiesen. Steueraufkommen und Einlagen bei den Spar instituten entwickeln sich in aufiteig''ider Linie. Wenn die Beträge der einzelnen Sparer auch nur verhältnismäßig gering sein mögen, so traaen sie in ihrer Gesamtheit doch dazu bei, die finanzielle Sicherung des wirtschaftlich:» Aus stieges zu ermöglichen. Je größer die Sparsamkeit des einzelnen und des Staates ist, nm io rascher wird die not wendige K o'N s o l i d i e r n n a durchzuiühren sein, und um so eher werden neue Kredite für die Wirtschaft frei. Die Bedeutung des Sparens ist deshalb aerade beute besonder? groß, in einer Zeit, in der das deutsche Volk ganz auf die eigene Kraft gestellt ist. Die Forderung nach einer möglichst intensiven Spar tätigkeit scheint nun zunächst im Wider'nruch zu stehen mit der Losung, daß Kaufen Arbe-t schasst. Wie wird der Wirt schaft nun eigentlich am besten genützt, durch Sparen oder durch Verbrauch e n ? In dem Warte „Kaufen schafft Arbeit" ist schon ein richtiger Gedanke enthalten. Bon größter Bedeutung ist jedoch das Verhältnis von Spa ren und Verbrauchen zueinander; beides bedingt sich ge genseitig. Letzten Endes ist das Sparen in irgendeiner Form doch immer die Voraussetzung für eine Kaustätig- leit. Als schädlich ist nur das Sparen im Strumpf zu be zeichnen, d. h. Icde Art von Spartätigkeit, bei der die an« gcsammelien Ersparnisse zu Hause ausbcwahrt werden. Diese böchst ungesunde Mctbode ist in normalen Zelten nur noch in wirtschaftlich wenig entwickelten Ländern anzu« treffen. Durch sic wird der Wirtschaft Kaufkraft entzogen und aus lange Zeit hinaus völlig lahmgclegt. Werden die ersparten Beträge jedoch bei den dafür in Betracht kom menden Kreditinstituten cinaezablt, so übt seSc Mark wie der eine befruchtende Wirkung auf die Wirtschaft aus. Sparkassen. Banken, Genossenschaften, Lkbensvcrsiche« rungen usw. leiten das bei ihnen eingezahlte Kapital an diejenigen Stellen der Wirtschaft, wo es die beste Vor« Wendung für produktive Zwecke finden kann. Diese Ansage der Ersparnisse führt an der betreffenden Stelle zu einer Wirtsckaftsbelebung, die sich wie derum nach vielen Seiten hin anregend fort pflanzt und neue Kavitalbildungsprozesie auslösk Schließlich ist auch zu berücksichtigen, daß das in dieser Weise für eine Belebung der Produktionsgüterindustrie verwen- de c Kavital zu einer E r h ö h n n g d e r L o h n s u m m e fuhrt, die gleichzeitig der Konsumgüterindustrie zum Vor teil gereicht. Daß diese Verwendung des Geldes unter den gegenwärtigen Verhältnissen dem unmittelbaren Verbrauch und llan.z besonders der Aufbewabrung im Strumpf vor- zuzienen ist vedarf keiner näheren Negriindnnst. Nu» ist es allerdings notwendig, daß dk Verteilung