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v oltssettuns tkrschklnt S mal wstckpnMch. Monatlicher vezugsprel» durch IrSger «>»>chl « Pf« dz«. «U P>g. TrLgerlohn 1.70; durch di« Post l,70 «tnIchUejilich Postüderweilungsgediihr, -uziiglich A> Ptg Post-PestcNgkld. Linjklnummer 10 Ptg. di« Sonnabend.. Sonniag. un» gestiagnummer 20 Plg. P«rlag,ort Dresden, ilnzeigenprell«: dl« llpalüg« rr mm vielt« Zell« 2 Psg k lilr gamilienanzeigen L Plg. Für Platzwünlch« kSnn«n wir lein« Lewühr leiste». », . Nummer 25V—34. Iaftrg SachMe SchrllNeiiung: Dresden-«., Polierftr. 17, gernrus 20711 ». 21012 Lelchältsslelle, Druck und Verlag: Eermauia vuchdruckerel und Verlag Ih. und (b. Wlnlel, Pollerstratz« 17, gernrut 21012, Postlcheck: Nr. 1022. Bank: Siadtban« Dresden Nr. »7S7 Sonnlag, 27. Oktober 1S35 Am gatt« oon höherer Hewatt, vrrdol, «inirelendr« velrreds» störungen hat der vejleher oder Nlerbungireidend« lern« ÄN- lprüche, lall» die Zeitung in öelchränltem Unilang«, aeijgSlet »der nicht erlcheint. — Erlüllungsort Dresden. — — — Ser Wühlfeldzug in England eröffnet Nach -er Auslösung des Parlaments Vardwin sprach im Rundfunk London, 26. Okt. Die Auslösung des alten Parla ments hat das Zeichen für die Eröffnung des Wahlfeld zuges in ganz England gegeben. Für die 6l5 Parlaments sitze sind bis zum Augenblick etwa 1276 Kandidaten, dar unter 57 Frauen, ausgestellt worden. Die Regierung ver fügt über annähernd 606 Kandidaten, während die Ar- beiteropposition bisher etwa 530 ausgestellt hat. Der Wahlseldzug der nationalen englischen Negierung wurde am Freitagabend durch eine bedeutsame Rundfunk rede des Ministerpräsidenten Baldwin eröffnet. Die Hochziele der nationalen Negierung, so erklärte Baldwin, seien die Berbcsserung der Lage daheim und die Aufrechterhal tung des Friedens in der Wett. Er bitte erneut um das Ver trauen des Volkes, da beim gegenwärtigen Zustand der Welt eine fest im Sattel sitzende Regierung ausschlaggebend sei. Der Ministerpräsident sagte dann, das; er den jetzigen Zeit punkt für die Abhaltung der Parlamentsneuwahlen festgesetzt habe, da er sich nicht für die autzcnpolitische Lage im Januar verbürgen könne. Er sprach dann ausführlich über die englische Völkerbundspolitik und über die Möglichkeit, einen Krieg zu verhindern oder, falls er bereits ausgebrochen sei, ihn rasch zu beenden. Er vertrat die Ansicht, das; ein Krieg abgcstoppt werden könnte, wenn alle Nationen dem Völkerbund beigelre- ten wären. Ta jedoch Deutschland, Japan und die Bereinigten Staaten nicht im Völkerbund seien, sei die Ausgabe viel schwie riger. „Die immer noch dem Völkerbund angehörigen Staaten versuchen einen neuen Weg, und wir erfahren alle, das; der Weg schwierig und nicht ungefährlich ist. Wir haben unsere Politik klar dargelegt: kein isoliertes Vorgehen, keine Matz nahme, die nicht von allen anderen Mitgliedern ergriffen wird. Ich wcitz nicht, wie lange die gegenwärlige kritische Lage an dauern wird, aber wir treten in ein neues Zeitalter In Europa ein, nachdem der Völkerbund jetzt versucht, seine Verpflichtungen zu erfüllen. Tas ist keine Tagespolitik. Ter Völkerbund wird wahrscheinlich andere und schmierigere Prüfungen zu bestehen haben. Es gibt Gefahren des Friedens, nämlich Gefahren in der Art der auserlegten Sühnematznahmen. Wenn Sühnematznah- nien der strengsten ArZ auferlegt werden, daun wird dies un weigerlich zu einer Blockade führen und eine Blockade wirst die Frage der Haltung der autzcrhalb des Völkerbundes befind liche» Länder auf. Diese Tatsache hatte ich vor Augen, als ich erklärte, das; ich niemals den Eintritt Englands in eine Blok- knde gestalten würde, wenn wir nicht im voraus der Stellung nahme der Vereinigten Staaten sicher wären. Was auch in der Zukunft bezüglich einer Blockade geschehen mag, die Hauptlast irgend einer daraus folgenden Unruhe mutz im Ansaug aus die englische Flotte sollen." Baldwin sührte dann aus, datz die englischen Abrü ¬ st u n g s h o f f n u n g e n e n t t ä u s ch t worden seien. Viel Na tionen hätten ihre Rüstungen erhöht, einige sogar zu einem ge waltigen Stand. Sie hätten serner ihre Massen modernisiert und ihre Erzeugungssähigkeit gesteigert. England wolle diesen Staaten nicht Nachfolgen. Es »volle nur seine Streitkräfte mo dernisieren. Die englische Flotte sei zum grotzeu Teil veraltet und nur drei der Schlachtschiffe stammten aus der Nachkriegs zeit. „Ich kann aber diese Politik nicht verfolgen, wenn ich nicht Vollmachten erhalte, die Schwächen unseres Verteidigungs- spstems zu heilen. Was wir wollen, sind nicht gewaltige Streit kräfte, sondern das; unsere Leute mit den besten heutzutage erhältlichen Massen ausgerüstet sind, wenn sie zum Kampf aus gerufen werden. Diese Fragen werden für das neue Parla ment bereit sein wenn wir an der Macht bleiben. Ich bin überzeugt, datz alle friedliebenden Leute hier und im Auslande in den sicheren Verteidigungskräften dieses Landes das beste Bollwerk des Weltfriedens sehen. Ter Fortschritt, den wir im Innern erzielt haben, versetzt uns in die Lage, danach zu sehen, ivie weit mir Helsen können, bessere Zustände in anderen Teilen der Welt herbeizusühren. Unsere Autzen-politik dars nicht aus hören mit dem Versuche, den Frieden sür alle zu sichern. Wir müssen versuchen, die Grundlage des internationalen Handels zu erweitern, um das Vertrauen unter denjenigen Nationen wieder herzustetlen, deren wirlschastliche Lage weniger günstig ist". Zum Schluss erklärte Baldwin, er könne nicht versprechen, datz er die englische A r b e i t s I o s' g k e i t heilen könne. Tie nationale Regierung werde aber wahrend der nächsten vier Jahre versuchen, die Arbeitslosigkeit, die sie in den vergangenen vier Jahren bereits um eine Million verringert habe, weiter herabzusetzen. Wahlaufrufe der Parielen Die nationale Negierung veröffentlichte am Sonn- alvend ein grotzes W a h l ma n i s« st. das etwa MV Worte umsatzt. 21 Stunden vorher hat di« Arbeiterpartei ihren amtliciien Wahlaufruf herausgcgel>en. Sie wirst darin der Regierung vor, datz sie nicht einen einzigen konstruktiven Schritt zur Verl>esserung der inneren politischen Lage getan habe. Zwei Millionen Menschen in England seien arbeitslos, und über 1 Millionen seien auf die Armenunterstützung angewiesen; die Tragödie der Notstandsgebiete habe tick verschärft. Durch ihre „selbslmörderiscl-e" Autzenpolitik habe d e Regierung die Ab rüstungskonferenz zugrundegerichlet und eine Verenibarung iür die vollständige Abschassung der Luftslrei'kräfle verhindert. Im übrigen fordert die Arbeiterpartei eine umfassende Zusammen arbeit mit dem Völkerbund, eine Aufrechterhaltung der Streit kräfte. soweit sic sich mit der Mitgliedschaft beim Völkerbund vertrügen, und eine Wiederaufnahme der Verhandlungen nir eine allgemeine Abrüstung. Aus innenvolittschem Gebiet wie derholt die Arbeiterpartei ihre altbekannten Forderungen nach VerftaaUichuug der Banken und der wich'igslen Industrien des Landes und nach einer Politik der Plapwirtschasi. und verlangt die Abtzi-afsung des Oberhauses. Die Agitation Zn England Die Wühlarbeit unter der Vcrgarbeiterschast von Sitdwales London, 2V. Okt. Die konservative Morning Post ver- Sssenllicht einen ausführlichen Bericht über die zunehmende lkommunistiscl)e Agitation unter der Bergarbeiterschast von Süd wales. Falls die Behörden nicht energisch einschrcilen, so schreibt das Blatt, werde es voraussichtlich noch vor Weihnachten zu schweren Tumulten kommen. Es sei möglich, datz der irül;ere Präsident der kommunistischen Vereinigung Grotzbritanniens, Arthur Horner zum Vizepräsidenten der Bergarbeiterschast ge wählt werde. In allen Städten und Dörfern der Bergwerksbezirke seien kommunistisch« Zellen vorhanden und Südwales werde tagtäglich durch diese Gistherde gesährdet. Der kommunistisä)« Terror aus der Zeit des Generalstreiks sei wieder am Werk. Die Kommunisten erklären, datz sie 'in den letzten drei Jahren über eine Million Mark für Vorbereitung von Unruhen ausgegcben haben. Der Kamps zwischen dem Ge setz und der kommunistisci)en Revolution müsse in Südwales noch ansgekämpft werden, und je früher er komme, desto besser fei es. Zn AranlretK Paris, 26. Oktober. Das Ecko de Paris veröffentlicht den Wortlaut eines Schreiben», das de r Führer der Feuerkreu z- ler, Oberst de la Roegue, am 22 Okt., also am Tage vor Erlas; der drei Gesehesverordnungen, die die öffentlichen Kundgebun gen, den Waffenbesitz und das M'ceinigungsreckt betresfen. dem Ministerpräsidenten Laval ülxrinilteite. Ol>erlt de la Roegue warnt in diesem Schreiben den Ministerpräsidenten vor einer Auslösung dec Kampsbünde vor allem aber der Feuerkreuzler. -er Komintern Zur Klarstellung der Handlungsweise der F'uerkreuzler und der Kommunisten hat Oberst de la Roeaue dem Minister präsidenten einen k o m m u n : st i s ch e n A u srui au alle Kom munisten kommunistischen Zeilen- und Gruppenleiter und Grup- sienleiler in Algerien vorgelcat, in dem es heitzt „In Frank reich spielt sich heule der Hauptkamps gegenwärtig zwischen Faschisten oder Prosaschisten nnd Antifaschisten ab. Innerhalb der eingeborenen Bevölkerung von Algerien lautet das Haupt problem aller: Imperialismus oder Autiimverinlismus. Tie fran;ös:s<l>e Nation sei nicht die 'Nation des algerischen Volkes, sie sei eine fremde Uuterdrückernation. die Nat'vn des Imperia- jismus, sie sei diejenige Nation, die die algerische Nation unter der Sklaverei halte." Oberst de la Rocque hat diesen Aufruf am Freitagnachmit lag auch Vertretern der Presse zur Kenntnis gebracht und Er läuterungen dazu gegeben. Der kommunistiselx! Aufruf an di« algerische Bevölkerung, so erklärte er. sei nm 21. Oktolier ge geben morden, und er bedeute ein Komplott gegen di« Sichert;«!! des Staates. Graf Vinci hat Addis Abeba verlassen Addis Abeba. 26. Okt. Der italienische Gesandt« Graf Vinci hat am Sonnabend srüh um 9.30 Uhr in einem Sonder wagen des fahrplanmätzigen Zuges Addis Abeba verlassen. Die Abreise vollzog sich unauffällig. Der Sonderwagcn wurde erst kurz vor der Absahrt an den Zug angehängt. Di« letzten Ita lienischen Handelsvertreter werden in Modjo in den Zug steigen Zwei Welten Nach dein Aussprüche des Altmeisters Goethe ist der Kampf zwischen Glaube und Unglaube das eigentliche Thema aller Weltgeschichte. Augustin, der grotze Den ker, der nachhaltigste Lehrer des christlichen Abendlan des, hat dieseibe Wahrheit ausgesprochen in seiner Un terscheidung der zwei Reiche, von denen das eine auf der Eigenliebe, das andere aus der Gottesliebe gegründet ist. (Vom Gottesstaat 14. 20.) Denn das ist schliesslich aller Unglaube: Ersetzung der Majestät des überweltlichen Gottes durch die Ver götzung des eigenen Ich. In diesem Sinne ist Unglau ben erst ein Produkt, eine Zerfallserscheinung der mo dernen Welt. Denn es ist eine geschichtliche Unwahr heit, das; die primitiven Volker bar des Gottesglau bens seien. Schon Weitz hat in seiner Anthropolo gie der Naturvölker den Erweis gebracht, oatz der Gottesglaube um so reiner und sicherer bei den Völkern sich findet, je weiter wir zu ihren geschichtlichen Anfängen zurückgehen. Eine Erkenntnis, die neuestens auf das glänzendste bestätigt wurde durch das hochwissenschaft liche Riesenwerk des Religionswissenschastlers P. W. Schmidt „Ursprung der Gottesidee" W. Mooclr hat seine Ergebnisse zusammengesatzt in seinem Schristchen „ Urreligion ". Tas ist das beachtenswerte Ergebnis: Es gibt in der Urreligion der Primitiven nur einen Gott. Es ist der überweltliche Gott, der Herr des Himmels und der Erde. Also eine entschiedene Absage an die darwimstische Idee, an die Meinung eines unserer grössten Philologen, des Gottfried Her mann, der den Satz ausgesprochen, der 'Begriff eines einzigen, des überweltlichen Gottes, setze einen io hohen Grad von Geistesbildung voraus, datz es schlechterdings unmöglich sei, diesen Vegriss sür früher und ursprüng licher zu halten als die Vorstellung von mehreren Göt tern. Erst recht ist uns nun aber klar geworden, datz die Ersetzung dieses überweltlichen Gottes durch das ver- götzte menschliche Ich eine Erscheinung ist, die nur in der Zersallsperiode der Zivilisation hervortritt. Insofern stehen wir heute tatsächlich an einer Zei tenwende. Dabei umfatzt dieses Heute, das bald ein „Gestern" sein wird, natürlich mehr nur die Tage der nächsten Gegenwart, sondern das Ganze, das wir als die moderne Geisteskultur auszuiassen gewöhnt sind. Es be ginnt mit dem Siege des sogenannten „Humanismus", mit der „Entdeckung des Menschen" etwa um die Milte des 1ö. Jahrhunderts. Mit der Entdeckung des Menschen, das will sagen: mit der lieberichatznug des blotz Mensch lichen. Ihr Evangelium erreichte se ne hö'clüe Zuspitzung vielleicht im Propheten des U e b e r m e n s ch e n , Fr. W. Nietzsche. Es wurde aber schon ganz klar ausaespro- chen vor ihm. So etwa von Mar Stirner, der in seinem Vuche Der Einzige und sein Eigentum schreibt: „Hat die Religion den Satz aufaestellt, wir seien allzumal Sünder, so stelle ich ihm den andern entgegen: Wir sind allzumal vollkommen. D-nu w >- ünd jeden Augenblick alles, was wir sein können, und brauchen niemals mehr zu sein. Da also kein Mangel an nns haftet, so Hal auch die Sünde keinen Sinn. Zeigt mir noch einen Sünder in der Welt, wenn es keiner mehr einem Höheren recht zu machen braucht! Brauch ich's nur mir recht zu machen, so bin ich kein Sünder, wenn ich's mir nicht recht mache. Sollte ich — wie die Religion uns früher befahl — sromm sein, so mützte ich's sreilich Gott recht machen. Soll ich aber — wie cs die neue Bildung verlangt — einfach blotz menschlich handeln, so mutz ich's dem Wesen des Menschen, der Idee der Menschheit recht machen. Dann aber — schlietzt er — tu ich. was mir beliebt, und nur so, wie es mir beliebt, und nur darum, weil es mir so beliebt." Daneben steht das Wort Christi: „Einer nur ist gut." (Mt. 19. 17.) Und nur, wer dem himmlischen Vater ähnlich zu werden sucht (Nit. 5. 4d) durch Haltung seiner Gebote, der wird ein „Grotzcr", wird gut sein. (Mt.5.19.) Das sind allerdings zwei Welten, die sich un überbrückbar gegenüberstehen. Datz es zwischen ihnen nicht zu einem Friedensschluss kommen kann, ist ohne weiteres einzusehen. Darum soll man sich nicht wundern über die geistigen Kämpfe, die heute noch, heute wie der in unserer Mitte ausgefochten werden. Möge es immer ein ehrlicher Kamps bleiben, eine „faire" Ausein andersetzung! Und möge dieses Aufeinanderstotzen dieser zwar so ganz verschiedenen Welten unser Volk nicht hin dern, trotzdem — um so mehr in dem einig zu sein, in der Ueberzeugung, datz wir als Volksgenossen in einer un lösbaren Verbindung der Lebensgemeinschaft, des Blutes,