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Nummer 229—34. Iahrg LüchMe Donnerstag, 3. Oktober 1935 Nr. er zu Echrlsttritung: Di«^«n-A., P»N«rstr. 17, F«rn«vs 70711 ».riVU Lelchüft,stell«, Druck und Verlag: Eennanla vuchdruck«r«t und Verlag LH. und S. Winkel, Pollerstrah« 17, Fernruf 71017, Postscheck: Rr. IVA, Bank: Stadtbank Dreede» slr. 01707 dos und Fe ¬ der Hohenstein (Ostpreussen), 2. Olrt. Von Norden fahren mir einein wundervoll iibersonnten Herbsimorgcn denselben Der Führer betrin ven Denkmalshof Kurz vor 10 Uhr betritt Generalmajor v. Hindc n- burg mit den Familienangehörigen des Feldmarschalls den Ehrenhof. Es werden Kränze und immer wieder Kränze hereingetragen. Punkt 10 Uhr verstummt das Flüstern. Der Füh rer kommt, begleitet von den Oberbefehlshabern der Wehrmacht und seinem Stellvertreter Neichsminister Hess. Tausende von Hände recken sich zum Gruss gen Himmel, während der Führer an den Ehrenkompanien vorbei an das Grabmal tritt. Wieder heben sich die Hände zum Gruss der Fahnen, die jetzt mit einer Ehrenkompanie ein marschieren. Dann klingt ein Choral auf, und unter lei sem Trommelwirbel wird der Sarg Hindenburgs, während sich die Häupter entblössen, von Offizieren des Heeres, der Flieger und der Marine aus dem Turm herausgetragen. Der Führer und Reichskanzler St d o l f H i 1 l e r. Am Fall« voa Weier Tewall, L»-M» tretend« «««rieb- ftSeungen ha« d«r Bejleher oder weH>MU!ieIbend« kein« 0» lpriich«, fall, dl« Zeitung «n be>chiänklem Umfange, verfpütet »der nicht erscheint. — llrlüllungsort Dresden. — — — Erscheint S mal wSchenllich. Monatlicher vezugrprei« durch Tröger einschi. »0 Psg. bzw. «0 Psg. TrSgerlohn 1,70; durch dl« Post 1,70 «lnschllehUch Postüberwelsungsgebühr, zuzüglich LS Plg Post-B«steNgeld. ffinzelnummer 10 Psg., dl« Sonnabend', Sonntag, und Hestlagnummer 20 Psg. v«rlag»»rt vresd«». «n^lgenpreise: dl« IspalNg« A mm breit« Zett« « Psg l für Famllienanzeigen S Plg. Für Plahwünsche können wir leine EewLhr leiste», Die Velfehuna in der Gruft Der Feldbischof hat geendet. Die Ehrcnkompognlcn prä sentieren das Gewehr. Die Fahnen werden erhoben und das Deutschlandlied klingt auf. Während der Klänge der National« Hymne marschieren die Fahnen der drei Hindenburg-Regimenter zur Gruft. Sie nehmen Ausstellung auf dem Wege, der zwischen den mächtigen Steinsäulen, die den Grufteingang flankieren, zu der Grabkammer führt. Es sind Fahnen des st. Garde-Regi ments zu Fuss, des Oldenburgifchen Infanterie-Regiments Nr. 9l und des S. Masurischen Infanterie-Regiments Nr. 117, des Inf.-Rgts. Generalseldmarschall von Hindenburg. Nachdem die Regimentsfahncn Aufstellung genommen haben, und dem Deutschlandlied das Horst-Wessel-Lied gefolgt ist, erkling« der Parademarsch des st. Garde-Regiments zu Fuss, und die äusser« halb des Denkmals aufgestellte Salutbatterle feuert 21 Schuss Ehrensalu«. , d*" Hessen Klängen des Parademarsches heben die Offiziere den Sarg wieder an, um Ihn langsamen Schrittes in die Gruft zu tragen, vorweg schreitet der Chef des General« Oie Feier im Tannenbergdenkmal Llebersührung des Sarges Generalfeldmarschall v. Hindenburgs ln dle neue Gruft von Fritsch als Oberliefehlshober des Heeres, Admiral Dr. h. c. Roeder, der Oberbefehlshaber der Kriegsmarine, und General der Flieger Göring als Oberbefehlshaber der Reichsluslivafse, mit ihm Staatssekretär Generalleutnant Milch. Von den Familienangehörigen, ,x>rsönlichen Freunden und Mitarbeitern des verewigten Generalfeldmarschalls sind Ge neralmajor a. D. v. Hindenburg mit seiner Gattin er schienen, die Töchter des Keneralfeldmarschalls Frau v. tftentz und Frau v. Brockhuscn, die Enkelkinder des Geueralseldmar- schalls, Generalseldmarschall v. M ackensc n. der General d. Ins. a. T. Franke, die Generalleutnante a. D. von Krahmer, von Unger und Nehbel. Es erscheinen ferner der Stellvertreter des Führers, Reichsminister Hess, der Reichs- und preussisck-e Minister des Innern, Dr. Frick, die Staatssekretäre Körner, Dr. Lammers. Funk und Neichsarlieitsführer Hierl, weiter Staatssekretär Meissner, der Oberpräsident und Gau leiter Erich Koch, Oberpräsident und Gauleiter Schwede, Se- natspräsident Greiser und Gauleiter Forster. Kurz bevor der Führer das Tanncnl»ergdenkmal betritt, ist der Aufmarsch sämtlicher Einheiten, die im Innenhof des Ehrenmals an der Trauerseicr teilnehmen, wendet, haben die Ehrengäste ihre Plätze eingenommen. Als der greise General feldmarschall v. Mackensen das Denkmal wirst, ging durch die Aufstellung eine Ttewegung. Aller Augen hingen an den« greisen Feldmarschall, dem letzten Feldmarschall der Armee. Während die Verbände mit ihren Fahnen rings auf den Treppen Aufstellung genommen haben, die zu den Mauern emporführen, marschieren auf dem grossen Hof die Ehrenabtei lungen auf und nehmen Front zu dem Weg. den der Führer vom Eingangsturm zum gegenüberliegenden Grustturm nehmen wird. Zwischen den Verbänden der Partei steht auch eine kleine Gruppe Landarbeiter. Es sind dies Arbeiter vom Gute Neu- deck, die dem verstorbenen Gutsl;errii ihre Verehrung und Dankbarkeit bezeugen. Der Mdaottesdlenft Dann spricht Fcldbischof Dr. Tohrmann. Er stellte seiner Predigt die Textworte voraus „Glaubet an Gott, so werdet Ihr sicher sein, und glaubet seinen Propheten, so werdet Ihr Glück haben". Dass der Glaube an den le bendigen Gott, fuhr der Feldbischof fort, das Herz stück im Leben des verewigten Fcldmarschallg ivar, ist über jeden Zweifel erhaben. Das Wart nom Beten und Arbeiten, das täglich vor ihm aus seinem Schreibtisch stand, ist das Schlüsselwort für sein Wesen und sein Wirken. Aus dieser Gemeinschaft mit Gott erwuchs ihm jene Sicherheit der Uebcrzeugunq, jene Freiheit den Mensche» gegenüber, dass ihm der Beifall der Welt nicht das Massgebende war. Aus dem Glauben, der vor Golt in Demut und Gehorsam sich beugt, erstand ihm ebenso das sichere Pflichtgefühl wie das feine Fingerspitzengefühl für das. was sein muss. Aus diesem Klau ben gewann er seine Geduld mit den Menschen, die Stellung zu den schwersten Dingen, zu de» bitterste» Entscheidungen, zu der sicheren Führung unseres Heeres und Volkes. In dieser Sicherheit und Ruhe war die Feldschlacht wohlgeborgen. Im Licht des Christenglaubens, in dem sein kleines ..Ich" vor dem gewaltigen .Du" des persönlichen lebendigen Gottes stand, will sein Wort verstanden sein: „Bis zu meinem letzten Atemzuge wird die Wiedergeburt Deutschlands meine einzige Sorge und der Inhalt meines Bangens und Betens sein." Der Feldherr wusste, wiedergeboren werden können Menschen nur von oben her durch Gottes Wort und Gottes Sohn und Gottes Geist. Die Wiedergeburt eines Menschen und eines Volkes i st ei n G n a d e n a k t G otte s. Wo Gottes Wort uns ins Gewissen Irisst. wo Gottes Liebe, die im Krenztod Jesu ihren gewaltigen Ausdruck gesunde» hat, unser Herz ergreift, da werden wir Menschen wiedergeboren. umgewandelt, erneuert. Freilich, man kann auch zu diesem Gotteswort „Nein" sagen, man kann sich dem Willen Gottes verschliessen, man kann die Propketeu Gottes verwerfen, man kann sich von Jesus Christus bewusst abwenden. Darum war es das Bangen'und das Beten des Feldwarschalls, dass dies in unserem Volke nicht geschehe. Darum ist es eine seiner letzte» ernstesten Sorge» gewesen, dass Christus, wie ihn'Gottes ewiges Wort uns vor die Auge» malt, uiiserem Volke gepredigt werde und erhalten bleibe. Den» der 'Verewigte wollte sein Leben lang nichts gnderes ols unseres Volkes Sicherheit und unseres Voterlandes Glück. Auf diesem Felsengrnnd des Christenglaubens stehl ohne Wanken die Besinnung, auf die alles ankommt' Nämlich dass wir restlos einer für den anderen da sind. Wo dieser Geist der Kraft und der Liebe und der Zucht in einem Volke und 'n einer Wehrmacht lebendig ist, da ist die Sicherheit, da ist das Glück. Der Feldmarschall v. Hindenburg und der Führer un seres Volkes haben in senen folgenreichen Tagen des Jahres tOstst den Weg beschritten, der unser Volk heraussühren toll aus der Zerrissenheit, der Arbeitslosigkeit, der Ehrlosigkeit, der Wehrjosigkcit, hinein in eine neue Zeil So sei diese GrnK geweiht zum Grabmal für den toten Helden, znm Denkmal deutscher Soldatentreue, zum Mahnmal für Deutschlands Volk und Wehrmacht. Der Führer und Nefchskanzler erlicht folgende Kiindgebung: Die sterbliche Hülle des im vorigen Jahr Heimgegangenen Keneralfeldmarschalls von Hindenburg ist heute, am Tage, an dem er vor 88 Jahren geboren ist, in die für ihn im Tannenbcrgdenkmal errichtete Kruft überführt wor den. Hier an der Stätte des Sieges von Tannenberg, umgeben von seinen in der Schlacht gefallenen Soldaten, hat der Feldherr nun seine letzte Ruhestätte gefunden. Die Bettung dieses grohcn Deutschen in den Mauern des gewaltigen Cchlachtendenkmals gibt diesem eine besondere Weihe und erhebt cs zu einem Heiligtum de r R a t i o n. Um dieser Bedeutung des Tanncnbcrgdenkmals sichtbaren Ausdruck zu verleihen erkläre ich es zum „N e i ch s - ehrenmal" und lege ihm den Namen „ N e i ch s e h r e n m a l Tannen berg" bei. Als Krabstätte des Keneralfeldmarschalls und der neben ihm ruhenden 2st unbekannten Soldaten soll cs für alle Zeit dem dankbaren Kedenken an die ruhmreichen Lei st ungen und heldenmütigen Opfer des deutschen Bolkcg im Weltkriege geweiht sein. Das Deutsche Reich übernimmt das „Reichs ehrenmal Tannenberg" mit dem heutigen Tage in s e i n e Obhut und wird es als ein Wahrzeichen deutscher Treue, Kameradschaft und Opferwilligkeit in alle Zukunft zu wahren und zu schirmen wissen. Deutsche Männer haben in schwerer Zeit dies Denkmal geschaffen. Weite Kreise der deutschen Bevölkerung haben mit freiwilligen Kabcn zu seinem Ausbau beigetragen. Ihnen allen dafür in dieser Stunde aufrichtig danken, ist mir Pflicht und Herzensbedürfnis zugleich. Berlin, den 2. Oktober 1935. Eine Kundgebung des Reichskanzlers Berlin, 2. Oktober. an einem wundervoll iibersonnten Herbstmorgen denselben Weg, den mir in jener herrlichen ostpreussischen Sommernacht fuhren, als wir den toten Generalseldmarschall v. Hindenburg auf seinem letzten Wege geleiteten. Wundervoll iss diese ost preussische Landschaft und unbeschreiblich schön dieser Morgen. Blaue Seen liegen an der Strecke, umrahmt von Laubwäldern, überhüllt von grünen Hügeln. Nun tauchen die Zinnen von Tannenberg aus dem Hügelland, und dann läuft unser Zug in Hohenstein ein. Das Städtchen Hohenstein steht schon seit Tagen I m Zeichen der Feier. Im Denkmal wurde die letzte Hand angelegt, wurden die Gerüste herausgeräumt, die Gruft unter dem grossen Mittelturm würdig gerichtet. Das ganze Denkmal hat nun sein Gesicht vollkommen verändert. Das grosse Grab in der Mitte mit den 20 unbekannten Soldaten ist verschwunden. Je 10 der toten Soldaten werden nun zu beiden Selten der Hindenburg-Gruft ruhen, so dass der Feld herr auch im Tode mit seinen Soldaten verbunden ist. Das grosse Kreuz, das über dem Grab der unbekannten Soldaten stand, ragt nun gewaltig an der Mauer des Hind'nburg-Tur- mes. Stufen führen vom Umgänge herunter ln die Mitte des Denkmals, die mit grossen Platten ausgelcgt ist. Ueberall Fah nen und Grün. An den Denkmälern der Regimenter, in den Arkaden hängen grüne Kränze. Auch die übrigen Türme sind nun fertiggcstellt und das ganze Denkmal bietet nun ein ge schlossenes Bild. Lm erneuerten Denkmal Durch die reichgeschmiickte Stadt vom Bahnhof her. wo die Ehrengäste aus Berlin und schliesslich der Sonderzug des Führers aus Allenstein erwartet werden, zieht sich ein langes Spalier der SS bis zum Denkmal; dort wird es von dem Spalier des Heeres abgelöst. Mann neben Mann steht, Gewehr mit aufgepflanztem Bajonett vor sich, unbeweglich steinern. Die Stadt Hohenstein ist in ein Flaggenmeer taucht. Vom frühen Morgen an vollzieht sich der Anmarsch Einheiten zur Aufstellung am Denkmal. Rechts und links vom Haupteingang des Denkmals sind NSKK., SA., SS. und HI. aufgestellt. An die SA. schliessen sich der Kyffhäuscrbund, dann die Wehrmacht, an die HI. der Reichstreubund, der Arbeits dienst und die politischen Leiter an. Neben dem Gruftturm ha ben die Ehrengäste, die schon zum grossen Teil mit zwei Sonder zügen aus Berlin eingetrossen sind. Aufstellung genommen. Die Wehrmacht flankiert die andere Seite des Turmes. Die Aufstellung der Einheiten erfolgt reibungslos und schnell. Die Fahnen geben dem Bild einen farbigen Hinter grund. Auf den Wehrgängen der Mauer ziehen wieder Soldaten auf, die dort Gewehr bei Fuss mit aufgepslanztem Seitengewehr tehen. Vor dem Denkmal wehen Halbmast die Reichskriegs- lagge und die Fahne des Deutschen Reicws. die Hakenkreuz ahne. Die Türme des Denkmals tragen gleichfalls Neichskriegs- lagge und Hakenkreuzflagge mit langem Traucrwimpel. Als Ehrengäste nehmen an der Feier teil: der Reichskricgsminister Generaloberst von Blomberg, General der Artillerie Freiherr „Reichsehrenmal Tannenberg" Auszeichnung der GrabeSWe Sindenbnrgs - Das Reich übernimmt Tannenberg in seine Obhut Zwei Keneräle der Wehrmacht, ein Fliegergeneral und ein Admiral mit gezogenem Degen umgeben den Sarg als Ehrenwache, ilnter stetem Trommelwirbel wird er bis zum Haupteingang getragen und hier auf eine mit Tan- nengrün geschmückte Bahre gelegt. Der Sarg ist bedeckt von einer riesigen Neichskriegsflagge. Darauf liegen Helm und Degen des Feldmarschalls. Den Marschallstab trägt ein Keneralstabsofsizier dem Sarge voran. Langsam wird der Sarg dann a» den präsentierenden Ehrenkompanien vorbei zur Krust getragen und vor der Ernst auf ein Blumenbett abgcsetzt.