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Der Generalappell -er 20 Millionen Mffollnl: -Auf KrleaShandlunaen antworten wir mit Krieg-Handlungen" Rom, 8. Okt. Der seit einigen Tagen mit grösster Spannung erwartete Generalappell der Faschistischen Partei «st Mittwoch nachmittag Tatsache geworden. Um 15,80 Uhr ertönten überall di« Sirenen und die Glocken, um die Schwär)' Hemden zu ihren Sammelplätzen zu rufen. Wenige Minuten vorher war der Appellbefehl über den Rundfunk gegangen. Um 17 Uhr sprach der Generalsekretär der Faschi stischen Partei, Staraee, über den Rundfunk zu den alar mierten Formationen. O Um 15,30 Uhr vernimmt man plötzlich durch den brausen den Mittagsocrkehr der Grotzstadt von ferne her dos Heulen einer entfernten Sirene. Der Ton geht nocl^im Stratzenlärin beinahe verloren. Aber unmittelbar darauf setzen überall rings um grötzere und stärkere Sirenen ein, die den Alarm aufnoh- inen und weitertragen. Aushorchend bleiben überall die Alen- scheu stehen, sie zweifeln nach eine Sekunde lang. Dann aber gibt es keinen Zweifel mehr. Fetzt haben auch die Glocken der Kirchen eingesetzt. Immer stürmender und anhaltender wird der mahnende Ruf. In den belebten Verkehrsstratzen schliessen sich die Laden, da Inhaber und Ver- Käufer sich sofort für den Generalavpell bereit machen müssen. Ueberall sieht man Menschen nach Hause eilen, die schnellstens ihre Uniform anlegen wollen, um sich auf den grossen Plätzen Noms und vor den Dienstgebäuden der Faschistischen Partei einzufinden. Aus allen Ministerien und den grotzen öffentlichen Bauten sieht man Menschenmassen strömen. Ueb-rall in der Stadt werden auf den Dächern und vor den Fenstern Fahnen gehitz«. Es herrscht eine allgemeine starke Spannung und Erwartung. Was wird dieser Gcneralappell, die „Adunata", mahl bringen? Und das Heulen der Sirenen dauert immer noch fort... Seit über einer Stunde heulen fast ununterbrochen die Sirenen, läuten die Glocken im ganzen Lande Sturm; auch dis Klrchenglocken stimmen mit ein. Den mächtigen Auftakt gab die Glocke des Kapitols. Rasch fielen Hunderte von Glocken in Rom und Abertausende im Lande mit ein. Der General- avpell der Partei und des in ihren Verbänden organisierten Volkes hat begonnen 15 Millionen Italiener haben die Arbeit verlassen, um der Welt zu zeigen, das) das italienische Volk im schweren autzenpolitischen Ringen geschlossen hinter dem Duce steht. In weniger als einer Stunde hat sich das Strassenbild von Nom vollständig geändert. Alle öffentlichen Gebäude sind illuminiert, sämtliche Strassenfronten und Plätze sind beflaggt, die Geschäfte geschlossen. Die Menschen stauen sich auf den Strassen und strö men in grotzen Massen den Hauptplätzen zu. Flngzeugstasseln Kreisen über der Stadt. Militär marschiert in voller Kriegsans- rüslung durch die Stratzen. Der Rundfunk, der bis zum Ab schluss der Kundgebung ausschliehlich siir den Generalavpell ar beitet, gibt Anweisungen bekannt und lässt in Strahen und Häusern die Gesänge der faschistischen Revolution ertönen Alle Strassenbahnen und Verkehrsmittel sind überfüllt. Kaum nach einer Stunde beherrscht bereits das Schwarzhemd das Spatzen bild. Man sicht Miliz, Avantguardisten und zahlreiche Valilla. Gerade den Jüngsten macht es sichtlich Freude, an diesem ge ¬ schichtlichen Ereignis teilzunehmen, lleberall steht man Bilder des Duce. Plakate werden angeschlagen, auf denen Worte Mussolinis wiedergegcben sind. So liest man zum Beispiel: „Ein Regime, das keine Episode, sondern eine Epoche darstellt, beugt sich nicht vor übersattem Hochmut." Aus dem ganzen Lande kommen Nachrichten über den voll kommen geordneten Verlauf des Generalappells. Die erste Phase der Sammlung in den Partei- und Verbands lokalen war überall um 17,15 Uhr abgeschlossen. Die zweite Phase des geschlossenen Aufmarsches hat begonnen. Am Rundfunk hat Staatssekretär Starace die Weisungen siir die zweite Phase erteilt. Danach muh der Aufmarsch um 18,15 Uhr auf allen Plätzen des ganzen Landes auch im kleinsten Dorfe abgeschlossen sein. In Rom sammeln sich die Menschen massen auf de» vier artthten Plätze», und unübersehbare Men- schenkolonncn haben sich unter den Klängen von Fanfaren und unter Trommelwirbeln in Bewegung gesetzt, während riesige Lautsprecher auf den Plätzen die singenden Kolonnen übertönen. Ununterbrochen Kreisen zum Gruhe des faschistischen Italien und feiner Schwar.zhemden Flugzcugstasfeln über der Stadt. Der Sprecher am Radio verkündet: Der Generalapvell muh allen die Augen öffnen, auch denen, die sich in ihren Interessen verletzt glauben und Italien den Weg versperren wollen. Das italienische Volk ist zu grotz für sein kleines Land, und das ist sein einziger Reichtum. Gaur Italien ist setzt, so schliesst der Sprecher, „in Erwartung der Worte Mussolinis". Beim Hereinbrechen der Nacht ist ganz Rom auf den Hauptplätzen der Stadt versammelt. Der Verkehr im Innern der Stadt ist vollkommen stillgelegt. Die Auhenguartiere sind wie ausgestorben. Obwohl Hundcrttausende an dieser erstma ligen und einzigartigen Volkskundaebung teilnehmen, ist der Aufmarsch rechtzeitig und in voller Ordnung abgeschlossen Kurz vor 18,15 Uhr trifft Parteisekretär Starace in Vealeitung des Varteidirektoriums auf der Viazza Venezia ein und begibt sich sofort in den gleichnamigen Palazzo zu Mussoli n i. Wie alle grohen Plätze ist auch die Piazza Venezia durch riesige Scheinwerfer taghell erleuchtet. Auf dem Ngtionaldenkmal bren nen wie an grotzen nationasen Gedenktggen Hunderte von Fackeln. Der weite Platz kann die Menschen Kaum fassen. D-e unmUtelbare Umgebung der Piazza Venezia ist ausschliotzlich den Formationen der Bartes und der Miliz sowie der Wehr macht vorb'-haU'n. Die Menge wiederholt immer wieder im Sprechchor den Ruf „Duce! Duce? Duce!" Aus den Sp"tzen sieht man fast nur noch geschlossene Forma tionen marschieren. Nur Ausländer stehen vereinsamt oder in kleine» Grup pe» auf de» Vürgersteiae» u«d sehen dem eindrucksvollen Sckauspiel zu. Am Nordtore der Stadt auf der Viazza del Povolo stehen ebenfalls unter taghellem Schcinwerserlickt Zehn tausende non Schwar-hemden, Valilla und Anootouardisten so wie weibliche Formationen. Ein eigenartiges Bild bietet der Petersplatz, der selbst, soweit er »an Kolonnaden umschlossen ist m e n - schenleer und st i l l daliegt. während gegenüber der Peterskirche die Häuter in vollem Flaggcnschmuck stehen und eine unübersehbare Menge wogt. Oer Duce spricht Nachdem der Aufmarsch beendet war, hielt Mussolini vom Palazzo Venezia eine Ansprache an die Schwarzhemden und an das italienische Volk, in der er aussührtc: „Die feierlich« Stunde in der Geschichte des Vaterlandes bricht an. Zwanzig Millionen Italiener sind in diesem Augenblick auf allen Plätzen Italiens bei der gewaltigsten Volkskundaebung versammelt, die die Geschichte Roms kenn». Zwanzig Millionen, ein Herz, ein einziger entschlossener Mille! Diese Kundgebung will besagen, das, Italien und der Faschismus ein und dasselbe sind und bleiben werden. Nur Köpfe, die kindischen Einbildungen nackgchen oder in schlimmster Unkenntnis dnhinleben, können das Gegenteil glau ben. Sie wissen nicht, was das faschistische Italien von 1035 ist. Seit vielen Wochen läuft das Rad der Geschichte unter dem Antrieb unseres ruhigen und s e st e n Entschlusses auf das Ziel zu. In diesen letzten Stunden ist das Tempo noch rascher und geradezu unaufhaltbar geworden. Es ist nicht nur ein Heer, das seinen Zielen enigegenmarschiert. cs sind Millio nen Italiener, die geschlossen und gemeinsam mit diesem Heer marschieren, während man versucht, gegen sie die schwärzeste Ungerechtigkeit zu begehen und uns den Platz an der Sonne zu nehmen. Als im Jahre 1!U5 Italien sein Schicksal mlt dem der Alliierten verband, wieviel Schreie der Bewunderung, wieniel Versprechungen! Als man jedoch nach dem gemeinsamen Sieg, z» dem Italien mit 070 000 Toten, einer Million Verwundeter und -100 000 Kriegsverstümmelien beigetragen hat, am Verhand lungstisch eines erbärmlichen Friedens zusammenkam, da fielen für Italien nur die Brosamen einer grotzen. von an deren Staaten stammenden Kolonialbeute ab. Dreizehn Jahre lang haben wir geduldig gewartet, während nm uns herum ein immer stärkerer Rino geschloffen wurde, mit dem man unsere überguellende Lebenskraft ersticken will. Mit Abessinien haben wir -10 Jahre lang ruhig gewartet. Jetzt ist' s genug! Anstatt das gerechte Recht Ita liens anzuerkennen, wagt man. im Völkerbund von Sank tionen zu sprechen. Bis zum Beweis des Gegenteils weigere ich mich, zu glauben datz das französische Volk sich Sanktionen gegen Italien anschlietzen könne. Die sechstausend Italiener, die beim Sturmangriss bei Blignn den Heldentod starben und sogar vom Feind bewundert wurden, würden sich im Grabe dagegen ausbäumen. Bis zum Beweis des Gegen teils weigere ich mich auch, zu glauben, datz das englische Volk sein Blut vergietzen und Europa auf den Weg der Kata strophe bringen wolle, um ein afrikanisches Land zu verteidigen, das allgemein als barbarisch und der Gemeinschaft der zivili sierten Völker unwürdig gebraudmarkt wird. „Lediglich gewisse italienische Truppen, bewegungen" Eine italienische Erklärung Rom, 3. Oki. An zuständiger italienischer Stelle wird Mittwoch abend entschieden in Abrede gestellt, datz die Feind seligkeiten zwisä-en Italien und Abessinien bereits eröffnet worden seien. Ein Sprecher des italienischen Autzenministeriums weist ausdrücklich daraus hin, datz lediglich gewisse italie nische ,T r u p p e n de w e g u n g e n stastgesunden haben, nm bessere Verteidigungsstellen cinzunehmen. Diese Truppcnlrewe- gungen werden mit der aggressiven und herausfordernden Hal tung der Abessinier begründet. Vor allem hebt man hervor, datz sich die Abessinier nicht, Ivie sie in Gens glauben zu machen sucl en. !!0 Kilometer von der Grenze zurückgezogen haben. Die italienischen Vorposten könnten an vielen Stellen in nächster Bche abe'sin-'che Solda ten sehen. Weiter wird entschieden in Abr-'de gestellt, datz Zn- sammenltötze mit abessinischen Truppen ersolot sind Alan legt ferner Wert daraus, zu betonen. d»tz der General--"»-!!. die zivile Mobilisieruna, in keiner Weste mit e'-ner militärischen Mobilisierung für Abessinien gleichbedeutend sei. Trotzdem dürfen wir aber nicht so tun, als ob wir die Möglichkeiten In der nahen Zukunft nicht säben. Aus Sanktio nen wirtschaftlichen Charakters werden wir mit Disziplin, Gleichmut und Opferbereitschast antworten. 'Aus Sanktio nen militärischen Charakters antworten wir mit militärischen Matznakmen, ans Krie--shandl»noen mit Kriegshandlungen. Niemand täusche fick darüber, uns klein zu Kriegen, denn er wird einen barten Kamps bestehen müssen. Ein Volk, das eifersüchtig ist aus seine Ei-re und seinen Namen, kann und wird niemals eine andere Haltung elnneh- inen. Aber noch einmal sei es In der kategorischsten Meise und als eine heiligste Verpflichtung wiederk-lt, die ich an diesem Abend vor allen Italienern Übernehme: Mir werde» »A-s mög liche tun, um zu vermeiden, datz der koloniale Konflikt den Charakter und die Bedeutung eines europäischen Kon fliktes annlmmt, wie das mit Lachen jene Holsen, die für den Untergang ihrer Zeiten Rache nehmen möchten. Wir gehören nicht zu ihnen. Noch nie hol bas italienische Volk die Stärke seines Geistes und seines Charakters so be kundet wie in dieser geschichtlichen Epoche Gegen Vieles Volk, dem die Menschheit ihre grössten Leistungen verdankt, gegen dieses Volk von Dichtern, Künstlern. Gelehrten und Seefahrern wagt man von Sanktionen zu sprechen. „Darum marsch!", Italien van Vittorio V-">cto und Italien von der faschistischen Revolution, aus datz der Rc-s seiner bis aufs äutzerst« unerschütterlichen Entschlossenheit gen Himmel steige und unsere Soldaten in Ostnsrika erreiche, d-m Schraten, die im Begriff sind, in den Kamps zu gehen, ein Traft, seinen Freunden ein Ansporn, den Feinden zur Warnung. Dies ist das Mort Italiens, das über die Berge und über die Meere geht. Dieser 'Ausschrei ist ein Rus der Gerechtigkeit und des Sieges." Die Rede Mussolinis wnrdc von der nach Zelmtousenden zählenden Menge aus der Piazza Venezia iinm-r 'nieder von stürmischen Beifallsrufen unterbrochen Am Schlüsse bracht« die Menge Mussolini, der immer wieder von neuem auf dem Balkon erscheinen mutzte, nicht endenwollende Kundgebungen dar. Noch den Klängen des Giovinezza Liedes erklärte Partei sekretär Starace, der sich mit dem Parieidirektorium an der Seite Mussolinis befand, über den Rundfunk den Generalapvell für beendet. Langsam und geordnet wie der Aufmarsch voll zog sich auch der Abmarsch. Die englische Botschaft in Rom beim Gcneralappell scharf abaesyerrt Rom, 3. Okt. Während des Foscist''chen Generolopp.-lls waren die St ratzen in der 'Nähe der englischen Bol'chait lür den Verkehr völlig gesperrt. Bersaglieri und Konoll.-ri- um standen in grötzeren Abteilungen die Botschaft, zu der niemand Zutritt hatte. Diese Matznahmen wurden getroffen, um Zwi schensülle zu verhüten. Auch in der Nähe der abessinischen Gesau0tsch.pt. die in einem Vorort Noms liegt, waren einige Wachposten ausgestellt. Der abessinische Kronprinz will den Italiener» entgeaentteten London, 3 OK» Wie Reuter aus A ddis Ab e b a meldet, trissi der abessinische Kronurinz Vorbereitungen, um den italienischen Truppen, die beim Berg Monssa Ast aus abessinische» Gebiet einmarschiert seien, entgegenzulrelen. Der Kronprinz ist Ober befehlshaber der abessinischen Strcitnräste bei Dehne. Der letzte Neuler-Bericht ans Addis Abeba besagt, datz die italienische Gesandtschaft ihre Archive zum Bahnhöi sende und ihre Schriftstücke und Papiere im Garten der Gesandtschaft verbrenne. Die abessinische Kaiserin sei nach Tenge abgercist. Oer große Tag des Reichsehrenmals Tannenberg L !<> Wei he stunde an der H i n de n b u r gg r u s t. Der Sarg mst den sterblichen Ucberrcsten des verewigten Reichspräsidenten wird durch ein Ehrenspalier aller Wehrmachts teile in die neue Gruit getragen. (Heinrich Hossmann, M.) — Rechts: Der Eingang zu der neu geschaffenen Grust im Mittelturm des Neichsehrenmals, in der der grotz« Tote seine letzte Ruhestätte gesunden hat. (Presse-Bild-Zenlrale, 'M.)