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Nr. 247. — 24. 10. 38. Sächsische Volkszeitung Seite 7 /)/e w/?? ö/^e/7 /)/s ^7^/7/sLc/oLe^ uo/z ?sar/ b/. XOII«», Uünklik» Aber der Präsident ließ sich nicht umstimmen, und beinahe war der Detektiv in seinem Innern überzeugt, daß es dem Staatsoberhaupt am angenehmsten wäre, de Lakromy ohne Ent larvung abreisen zu sehen. Nur eine einzige Maßnahme konnte Han bei dem Präsiden ten durchsetzen, und von dieser hingen jetzt vier Menschenleben tUeclickriek vrdoNi) (Schluß.) In Philippa fanden sie eine weitere Vundesgenossin, wen» diese auch keine Ahnung hatte, wer Bill Smal war. Sie liebte ihn und fügte sich allen seinen Anordnungen, und das war sür die beiden kühnen Leute von großem Vorteil. Das Schicksal aber gönnte Andrü Iollivet nicht den letzten Triumph. Der Umstand, daß er und Philippa Frau Braun retten wällten, wurde ihm zum Verhängnis. Man nahm ihn und Montis Schwester gefangen und brachte sie auf den Tor pedobootzerstörer. Ihr Ende wäre der Tod in den Wellen ge wesen. Nur Porten war es bis zum letzten Augenblick gelungen, den Schein zu wahren, und der Detektiv wagte nicht auszu denken, was geschehen wäre, hätte der Große Ehcf auch die Nolle, di« der Major spielte, vorzeitig entdeckt. Alles das erfuhr Inspektor Fan knapp vor seinem Ver schwinden von Porten, den Andre Iollivet zu ihm geschickt hatte. Sie berieten nun, wie sie den Hauptschlag gegen de Lakromy führen sollten, aber cs fehlte ihnen noch immer der letzte Be weis für das Doppelleben des Kanzlers. So beschloß der In spektor, vorläusig zu verschwinden und den Tag der Abreise des Kanzlers herankommcn zu lasse». Denn de Lakromys Flucht aus diesem Lande war von wirk lich gigantischer Größe. Einen Teil seiner besieg Leute hatte er auf den Torpedobootszerstörcr HD 19 gebracht.' Der Kommandant und die übrigen Offiziere waren von Ihm gekauft worden, so daß sie ihn nicht gehindert hätten, mit diesem schnellsten Schiff der Marine ungehindert zu entkomme». Inspektor Fan hatte in feiner Unterredung mit dem Präsi denten der Republik einen Verhaftungsbefehl gegen de La kromy verlangt, dieser aber hatte sich geweigert, ein solches Dokument zu unterzeichnen. Der alte würdige Herr war so erschüttert, daß er trotz der erdrückendsten Beweise, die ihm Fan vorlegte, sich noch immer an die Hoffnung klammerte, es könne alles ein Irrtum sein. So blieb dem Inspektor nichts anderes übrig, als den Versuch zu machen, d« Lakromy auf dem Schiss selbst zu überführen. Hätte ihn der Kanzler nicht eingcladen. jo wäre er ihm unter allen Umständen aus HD 19 gefolgt. Er verhehlte dem Präsidenten nicht, daß durch eine solck-e wag halsige Unvorsichtigkeit die Möglichkeit gegeben war, daß dem Kanzler di« Flucht gelingen würde. ab ... Wieder wurde der Detektiv von einer mächtigen Mette emporgeschleudert, aber diesmal durchzuckte ihn ein freudiger Schreck. Ein runder Turm tauchte aus dem Wasser auf, wuchs empor, bis auch das Stahldeck des U-Bootes sichtbar wurde. Da öjfnete sich auch schon die große Lucke, und Matrosen kletterten heraus. Fan stieß mit aller Kraft einen Schrei ans und sosort flog ihm ein Seil mit einem Nettnngsring entgegen. In weni gen Minuten befand er sich auf dem Unterseeboot, und eine Viertelstunde später waren auch Philippa, Smal und Porten in Sicherheit. Montis Schwester mar einer Ohnmacht nahe, doch ein Glas Kognak belebte bald wieder ihre Kräfte. Verwundert blickte sie um sich, und fragte Bill, was das alles zu bedeuten hab«. „Später", antwortete dieser und strich ihr zärtlich das nasse Haar aus der Stirne. „Später, mein Kind, sollst du alles er fahren." Fan hatte mit dem Kommandanten des U-Bootes eine kurze Unterredung. „Geben Sie HD 19 den Nadiobefchl, zu stoppen", sagte der Detektiv. „Sie kennen doch meine Vollmachten . .. ?" Der Kommandant bejahte düster. „Gewiß, aber ich fürchte . . ." Fan las im Gesicht des Kapitänleutnants seine eigensten Gedanken. Schweigend warteten sie nun in dem von stickiger Oelluft erfüllten winzigen Raum auf die Antwort des Funkers. Die Meldung siel aus, wie sie Fan erwartet hatte, lll 19 gab keine Antwort. Gleich darauf erstattete der Veobachtungsposten eine zweite Meldung, die weit bedenklicher klang: der Zerstörer hatte ge wendet und nahm Kurs gegen das U-Boot. Wieder herrschte beklemmende Stille, bis Philippa j«ne Frage aussprach, die alle bedrückte: „Was soll jetzt geschehen?" Der Kommandant gab Inspektor Fan einen verstohlenen Wink und beide Männer kletterten die schmale Eisenlciter zum Turm empor. Angestrengt blickte der Detektiv durch das Glas, das man ihm gegeben hatte. „Ich verstehe nicht viel von solchen Dingen", sagt« er be dächtig, „aber ich glaube, sie machen sich klar zuin Gefecht." „Es ist so", erwiderte der Kommandant. In diesem Angenblick folgte die Bestätigung dicker Worte. Aus !IT 19, der sich dem U-Boot auf ungeiähr eine Seemeile genähert hatte, stieg eine Rauchwolke auf, ein Kanonenschuß donnerte über das Meer. In unmittelbarer Nähe des U- Vootes spritzte das Wasser empor. „Schrapnells .-. .!" sagte der Kommandant „Schade, es bleibt uns kein anderer Ausweg mehr übrig . . ." Er gab einen kurzen Befehl, der Deckel des Kommando turms wurde geschlossen und das U-Boot ging unter Wasser. Inspektor Fan stand niit dem Kapilänleutnant nm Peri skop und.beobachtete den Zerstörer. Immer näher kamen sie dem Schiff, das ihnen jetzt mit seiner vollen Breitseite ge.zcn- überlag. „Ich kann mir das Vorgehen dieser Leute nicht erklären", sagte der Kommandant kopfschüttelnd. „Sie müssen doch an nehmen, daß wir sie angreisen werden." „Was wollen Sie", entgegnete der Detektiv, „das Schiss ist in den Händen eines Verbrechers." Der Kommandant hob einen Trlephonhörcr ab. aber immer noch zögerte er mit seinem Befehl. Zum letztenmal warf er Fan einen fragenden Blick zn, aber dessen Gesicht blieb unbeweglich und starr. „Fertig .. . .! Los . . .! " befahl der Kommandant, aber seine Stimme zitterte ein wenig. Ein leiser Stoß durchziticrte das U-Boot, und an der Oberfläche des Wassers erblickte Fan jetzt einen schmalen Streifen, der mit unheimlicher Schnelligkeit auf IN 19 zu schoß. Es war die Spur, die das Torpedo aus seiner todbrin genden Bahn hinterließ . . . Und dann sah Fan, wie sich plötzlich der Nnmpf des ge troffenen Schiffes aufbäumte und langsam aus die Seite legte. Grauenvoll unheimlich in der Stille des Kommandoraums wirkte dieses Sterben . . . Aber der Detektiv verfolgte das Schauspiel bis zu Ende. Erst als UD 19 ganz versunken »var, trat er von dem Periskop zurück und begab sich wieder zu seinen Gefährten. „Ist es vorbei?" fragte Philippa mit schluchzender Stimme. „Ja", antwortete Fan und wußte, daß sic dabei an ihren Bruder dachte. Und schonungsvoll fügte er leise hinzu: „Es war besser so . .. sür ihn . .. und für die anderen . Ende. Lragen hinter der Wand bauptlchilltl,»,, Wt,k<1; L«. »««Hai» Verantwortlich sür bcn politisch«» und Nachrichten!«»: ««org Winkel; für vokale, und gculllclon: Dr. Terhard Desczyk; sü« Bilder: d«r hauvtichn!t» leller; «eranlworlllcher Anzelgenlell««: Theodor Winkel, sämtlich ln Tresde«, »rn« nn» Verl,,: «e,»anl, v«ch»r,<r«rel »««-»«>. P«I>«rUn>t< >?. D. A. IX. 85: über 4V0». - Z. It. Ist Preisliste Nr. 4 gültig. habe ich noch drei Schoppen getrunken, da war ick plötzlich so blau >v!-> ein Bergitz-mein-nicht-Beet..." Siehst Du, mein Lieber, auch eine erfahrene Zunge ist n'cht immer zuverlässig. Man darf nie meinen, daß ein Wein, der „leicht" schmeckt, auch tatsächlich leicht ist. Das solltest Du aber eigentlich missen, denn gerade die sächsischen Wein« sind gute Misp-iele für diese Wahrheit. Sie haben alle keine raffi nierte Blume, schmecken alle so „teichliveg".... Aber wenn man sich daraus verläßt, ist inan auch leicht weg. Der Alkoholgeha't drückt sich nicht immer in der Blume aus. Mit den Weinen ist es eben wie mit den Mensckzcu: manckx sehen auf den ersten Blick nach nichts besonderem aus, aber sie baden es in sich. Anoere wieder blenden zuerst, aber in Wahrizeit ist nichts da hinter. Rian darf sich auch da nicht auk den ersten Eindruck und auf seine vermeinUicix Erfahrung verlassen. Wenn der „hinterlistig«!" Patcmvein Dir diese Lebensiveisbeil für die Zu kunft beigebracht hat, dann wird sich die durch ibn bemakle „Bläue" nebst nachfolgendem Kater reichlich rentiert baden... Hinterlistiger Patenwein O B. in D. — „DI« Woche d«s deutschen Weines Ist mir aber nicht gut bekommen! Ich habe unfern Patenwein mal probiert, der schmeckte mir wi« leichter Bowlenwein. Dann Die Pianistin Hedwig Schleicher veranstaltet am Freitag, dem 25. Oktober, im Palmcngarten einen Klavierabend mit Werken von d'Albert, Häßler, Schumann, Schubert und Beet hoven. Johannes Schnelder-Marsels, der diesjährige Träger des Mendelssohn-Staatspreises und des Waither-Backmann-Preiies spielt in seinem Klavierabend am 28. Oktober im Palmcngarten Werke von Vach, Beethoven und Reger. Bayreuth 1 !>:!!,. Die Leitung der Bayreuther Festspiele teilt mit, daß im „Ring des Nibelungen", dessen erster Zybins am 28., 24., 25. und 27. Juli, und dessen zweiter Zyklus am 21., 22.. 28. und 25. August stattsinde«. folgende Künstler mitn'ir- Ken: Mar Lorenz (Siegfried), Frieda Leider lBriinnhilde), Ma ria Müller (Sieglinde und Gntrune). Margarete Kiole lFricka und Waltraute). Käthe Heidersbach tFreia und Waldvogel), Rudolf Bockelmann (Wotan und Wanderer). Josef von Mano- warda sHunding, Hagen und Fafner), Iaro Prohaska <Douner und Gunther), Robert Burg (Alberich), Erich Zimmermann (Mime), Fritz Wollf (Loge), Ivar Andresen (Fasolt), Marlin Kremer (Froh). Bühnenbilder und Kostüme Emil Preetoriüs. Musikalische Leitung Wilhelm Furtwängler und Heinz T I« t j e n. Der Snelsekarten-Komplex E H. In D. — „Ich habe einen Komplex, der meine Fi nanzen ernstlich gefährdet. Ta ich unverheiratet und dienstlich viel unterwegs bin, muß Ich fast immer in Gasthäusern essen. Sobald ich aber eine Speisekarte sehe, bekomme ich solchen Appetit, daß Ich mich mit einem Gang nicht zufrieden gebe. Am liebsten würde ich von all den Herrlichkeiten probieren, die da angepriesen werden. Was kann man nur gegen eine solche ruinöse Neigung tun?" — Mein herzliches Beileid zuvor! Da sicht man. wie ver schieden mir Menschenkinder sind: Ich muß auch meistens in Gasthäusern essen, aber mich bewahrt gerade die Speisekarte vor unmäßigen Ausgaben. Denn sobald Ich eine Speisekarte sehe, habe ich schon gegessen. Die Nennung der einen Speise verdirbt mir den Geschmack an der anderen; am liebsten würde Aus , leicht los werden. Hilst aber auch das nicht, dann gibt es nur ein Mittel, das Dich und Deinen zuchUosen Gaumen mit töd licher Sicherheit zur Räson bringen wird: Du mutzt heiraten... Spleen mit Hintergrund F. Z. in D. — „Der amerikanisei» Milliardär John D. Nockeseller jr. hat eine sranzösisckx! Abte kirckv in Nardsconk- re.ch, die besonders rein den sogenannten Zisterzienserstil wider spiegelt, ausgekaust, um sie S'ein sür Stein abbrccken und in Amerika wieder aufbauen zu lassen. Ist das nick! echt ameri kanischer Spleen?" — Ganz so spleenig wie Du im ersten Augenblick gemeint hast, ist die Saäx doch vielleicht nicht! Gewiß ist es nicht das erste Mal. daß ein amerikanischer Krösus sich ein Gebäude, das Wahrzeickzen mittelalterlicher Kultur ist. abbrecken und drüben wieder ausbauen läßt. Wir können uns el«en nur schwer vor stellen. was es für ein Land christiickx'r Kultur bedeutet, über haupt keine Zeugen jener Zeit christtickx'n Weitausbaues zu be sitzen. die wir Mittelaller nennen. Nickt nur Svleen und Sno bismus ist es, mos reiche Amerikaner dazu treibt, steinerne Zellgen mittelalterlicher Kultur sich einfach lzerüberschassen zu lassen über das Weltmeer — sondern auck so etwas iv e die Sehnsucht nach den geistigen Ahne» unserer „iveißen" Kultur und Zivilisation das Verlangen nach einer geistigen Heimat, in der sür uns dock» die stärksten Wurzeln des Seins liegen. Was märe Deutschland ohne leine mittelalterlickien Dome und Schlös ser« EhrenzeiclM der Mcnschl>cilsgeschickte sind diele Baudenk mäler für unser Volk. Nur ein Land, das seine Ehre vergessen hat. wie das bolschewistische Rußland, mird die Zeugen alt- ckristlickzer Kultur vergessen und vernichten können. Wer alu:r Wert daraus legt, seine Zugehörigkeit zu der großen kutturellen Tradition zu bekennen, die Enrorm geschaffen lmt. mird diesen Zeugen großer Vergangenheit Ehrfurcht und Bewunderung ent- gcgcnbringen. Freuen wir uns in Europa, daß wir solche Zeu gen nicht erst mit Mühe und vielen Unkosten ül>er das Welt meer Halen müssen. In dieser H'nsick! bat es allo doch nicht Amerika, wie Goethe ineinte, sondern Europa besser.... ich nach der Lektüre des .Magensahrplans" mcinen Hut neh men und mich wieder empfehlen. Ich habe also die Speisekarten immer sür eine freundliche Erfindung gehalten, die Junggesellen und andere Vagabunden besserer Ari vor dem sinanziclleu Ruin bewahren soll. Da sie aber bei Dir ganz anders wirkt, so mußt Du entweder in eine Pension gehen oder „Menu" essen. Daß einem dabei der Appetit vergehen kann, hat schon der junge Goethe ersahren: „Ter Mutter Tisch müßt ihr vergessen, Klar Wasser, geschiedne Butter fressen, Statt Hopfen Kenn und juna Gmuüs Genießen mit Tank Brennesseln süß, Sie thun einem Gänse-Stuhigang treiben..." diese Weise kannst Tn Teine ruinöse Verfressenheit vicl- „Lange Leitung" R K. in F. — „Tic Leute machen sick über mich lustig, weit ich nicht alles sosort „gefressen" habe Ist aber eine lange Leitung nicht manchmal auch von Vorteil?" — Aber gewiss doch! An »'.einer Tischlampe zum Beispiel habe ich eine fabelhaft lange Leitung aubrinaeu lallen und wandere nun mit ihr im Zimmer nmber überallhin Licht brin gend, wo ich cs branche. 'Aber auch dem Menschen muß eine „lange Leitung" nicht immer von 'Nachteil sein. Gewiß, man verliert aus diese Weile manche Feinheiten — aber auch viele Plattheiten, viele Bosheiten und Gemeinheiten. Die bösesten Zungen blechen sich die Spitze ab. wenn man die „Freundlich keiten". die sie einem saoen. überhaupt nicht kaviert. Wenn man langsam saßt, braucht einem deshalb doch nichts verloren zu gehen, was wirklichen Wert hat. Man wird es sich nur gründlicher zu eigen machen, wenn man cs langsamer verdaut. — Also bitte: keine Minderwertigkeitsgefühle wegen der „lau gen Leitung!" Minderwertigkeitsgefühle sind immer von liebel. Es muß auch Granaten mit Svätzündung geben: für geivine Zwecke verwendet die Artillerie überhaupt nur solche. Wenn aber eine vorlaute junge Dame Ihiuni sagt: „Lausig lange Leitung!" — antworten Sie ruhig: „Besser lange Leitung al» kurzer Verstand!" Marabu. Der gute Ton aus Abessinien K. R. in Z. — „Der Krieg in Abessinien stellt den ge bildeten Menschen vor ein schwieriges Problem: Wie werden bloß alle die Namen auszzesprochsn, die dck Vorkommen? Aus wcicher Silbe betont man etwa Addis Abeba?" — Vielleicht erkundigst Du Dich einmal in einer Beton- Fabrik, mein Lieber! Was ist das für eine Bildungsphiiisterei, die alles so anssprechen will wie die Eingeborenen des betref fenden Landes! Unser« Vorväter sagten seelenruhig statt Mi lano Mailand, statt Warzawa Warsclzau, statt Praha Prag. . . Die Engländer machen es heute noch so. Sie behcrrsckzen ein gutes Stück des Erdkreises, aber sic sprechen alles so aus, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist. Auch Napoleon hat es so gemocht Wir befinden uns also in der besten Gesellschaft, wenn wir Ortsnamen aus Abessinien und anderen dunklen Ländern, deren richtige Aussprache ln gcknz Europa nur ein paar Spe zialisten kennen, so aussprechen, wie wir es für gut halten. Und solltest Du dabei einem Bildungsphilistcr begegnen, der es besser weiß und pikiert sagt: „In Abessinien wird das aber so gesprochen!" — dann frag' ihn ruhig: „Sind Sie dort ge wesen?" - freundliche Antworten sür humorige Leute Der genormte Mann L. K. in D. — „Gibt es nicht auch in der Schönizeit eine Mode? Mir kommt das wenigstens so vor, wenn ich die Reihe der Filmstars an mir voriiberziehen lasse, die in den letzten Jahren umschwärmt wurden. Harry Liedtke, Willy Fritsch, Adolf Wohlbrück, Earl Ludwig Diehl (um ausnahmsweise ein mal die Frauen außer Betracht zu lassen) — die Reitze dieser Namen bezeichnet doch einen bemerkensivcrien Wandel des Ge schmacks!" — Wirklich? Aber nach welchem Prinzip soll sich denn der Geschmack gewandelt haben? Natürlich könntest Du auch so eine weibliche Liste ausstclien. von Henny Porten und Asta Nielsen über Mia May und Lia de Puttq zu Lilian Harvey und Renate Müller, zu Marianne Hoppe und Sybille Schmilz. Aber es sind keineswegs immer dieselben Filmbcsuckzer geivesen, die für diese verschiedenen Stars geschwärmt haben. Jeder be geistert sich für den Siar, in dem er seinen „Typ" sicht — und Insofern mclgst Du recht haben, daß heute dieser, morgen jener Typ beliebt ist: gestern der sauste, elegante Willy Fritsch, heute der rassige, vornehme Adolf Wohlbrück, morgen der ernste, männliche Carl Ludwig Diehl. Man könnte geradezu die Männer nach solclzen Tyz>en klassifizieren. Das würde sich -um Beispiel in Heiratvlnseraten gnt maclzen: „Gut aussehendcr Herr. Mitte 89, Typ Harald Paulsen, wünscht Neigungsehe mit vermögender Dame, Typ Renate Müller oder Carsta Löck . . ." Hier liegt eine dankenswerte Aufgabe sür den deutschen Normenausschuß. Wenn Männer und Frauen in dieser Weise „genormt" wären, hätte auch die Polizei ein viel leichteres Arbeiten. Die heutige Personalbeschreibung in den Pässen ist doch Stümperei. Was he'ßt zum Beispiel „Gesichtsform oval"? Wo die Grenze des Ovalen liegt, darüber streiten die Gelehrten. Oder: ,-Haare braun" — wo an allen Ecken Frisenrläden sind, die brünettes Haar „blondieren". In Bayern schrieb man in meinen Paß: „mittelgroß", in Sachsen, wo die Leute kleiner sind: „groß". Wie anders wäre das, wenn künftig im Paß stände: „Typ Paul Kemp" oder „Typ Marlene Dietrich" — da wüßte jeder sofort genau Bescheid . . .