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Nummer 243 —34.Iohrg Sonnabend» 19. Oktober 1935 Im Falle von höher«« Leivol«. tieidol. elnlrelenae, «eUIeb» ftSrungen Hal der «ezlehe« oder Werbunglielbend« leine «» jprüch«, jall, dl« Zeitung In belchranllem Unilange. aerl-Stet oder nicht erlcheint. — Eilüliungoor« Dresden. — — — echrillleilung: Dresden-«., Polierstr. 17. Fernruf W711 n. »lvU L-Ichällsiielle. Dru« und «erlag: Germania Buchdruck««! und «erlag DH und G Winkel, Poll«,strotz« 17, Fernruf «017, Polljcheck: R« Ivrr, Bank: Lladtbant Dre»d«n Nr. M7S7 Trfchein« l> mal wSchenlllch. vlonatlicher vezugsprei, durch Trilger «Inlcht S0 Pfg. Hz». «0 PIg Trilgerlohn 1.70: durch dl« Post 1,70 «lnlchll«tzllch Pollllberwellungsgebiihr. juzüglich SS Psg Post-BefteNgeld. kinjelnumm«« 10 PIg. dl« Sonnadend-. Sonntag- und Festlagnummer 20 Pfg, verlagsorl Dresden. jln,elgenprelf«: dl« llpalllg« 27 mm brell« Zelle « Pfg l fllr FamMenanzetgen 5 PIg güi Platzwünfche können wlr keine Tewilh, leisten. SüchWie volesMuns Nr. Goebbels vor der Berliner SA Gegen die Krittler - Alcmals AuslSsnng der parlei oder SA - Sie Mrnberger Gesetze Deutschlands Innen- und Außenpolitik Berlin, Ist. Okt. Bor 15 »N0 SA-Männern der Gruppe Berlin-Bran denburg, die am Donnerslagabend im Berliner Sportpalast zu einem zweiten groszen politischen Ausbildungsabend versammelt waren, führte der Gauleiter Reichsminister Dr. Goebbels in einer gros; angelegten und zu Herzen gehenden Rede u. a. fol gendes aus: „Wenn heute Übelwollende .Kritikaster der nationalsozialistischen Bewegung ihr die gras',en Erfolge auf innen- und auheupolilischem Gebiet absprechen wollen, so brauchen ivir nur ous die Stellung zu verweisen, di« Deutschland in dieser so auherardenllich bewegten Zeit in der Welt einuimmt. Deutschland ist heute wieder eine Großmacht, die im internationalen Kräslespiel ein Wort mitzu reden hat. Die Tatsache dieser gefestigten Stellung ist nicht etwa auf irgendwelche Gliicksumstände zurüchzusühren, sondern auf die unentwegte Beharrlichkeit, mit der der Führer und seine Bewegung die gesteckten Ziele verfolgt haben." Gcivitz habe die Negierung auch grosze Sargeu. „Wir sind In Sorgen als Hlartei gros; geworden, wir haben in Sorgen den Staat übernommen, und wir werden wohl auch noch Sorgen haben, wenn wir unsere Ausgaben ein mal in die Hände einer neuen Generation legen. Darauf kommt es nicht an. ob eine Regierung Sorgen hat, son dern darauf, was sic mit diesen Sorgen ansängt." Mit ganzer Kraft sei die Bewegung an die Erfüllung ihrer Aufgaben gegangen, und derart, wie sie die Berantwortung ge tragen habe, brauche sie sich wahrlich vor niemanden zu schämen. „Wir haben im Innern die Wirtschaft angekurbelt, mir haben nach aussen dem Reich wieder seine Sicherheit ge geben. Es ist einfach, diese Tatsachen scstzustellen, nicht aber ist es einfach, sie zu schaffen, besonders dann nicht, wenn eine kleine Gruppe allein, schweigend und einsam die Berantwortung dafür zu übernehmen hat. Wir haben getan, was wir über haupt tun konnten, mit dem Bolk und für das Volk." Dabei hat die Bewegung dem Führer immer aufs Neue ihre treue Gefolgschaft bewiesen. „Alles, was es heute in Deutschland an neuen Kräften und Werten gibt, ist", so rief Dr. Goebbels unter brausendem Beifall aus, „das Ergebnis unserer politischen Arbeit!" Bei einem Rückblick auf die Kampsfahre, in denen die Partei zugleich die Heimat ihrer Kämpfer war, sei es verständlich, wenn mancher meine, es sei damals schöner gewesen als heute. Damit werde man aber der heutigen Zeit nicht gerecht. So sprächen Romantiker, die. wenn man ihnen das Reich überliehe, nicht viel zuwege bringen könnte». Sie schauten zurück in die Vergangenheit, vergähen darüber die Ge genwart und eroberten darum niemals die Zukunst. Heute dürfe man nicht nur in romantischen Erinnerungen schwelgen, sondern müsse darüber hinaus die schwere uird sorgenvolle Ge genwartarbeit aussührcn. Dabei allerdings seien auch die Erinnerungen wertvoll. Wenn heute ein Problem unlösbar erscheinen «volle, dann brauche man sich nur an die schweren Probleme zu erinnern, die damals fast unlösbar erschienen und die doch gemeistert wurden. Deshalb könne die Partei auch niemals aufgelöst werden. Der Wunsch gewisser Elemente nach Auflösung der oder jener Parteiorganisation sei allerdings verständlich. Die Parlei sei Ihnen lästig, denn sie sei eine dauernde Mahnerin zur Besin nung, zur Arbeit und zum Opferst»». Bon diesen Elementen werde die Partei als überflüssig hingestellt. Sie sagte» einfach, die Partei sei dach nicht mehr notwendig, «veil heule alle Deut schen Nationalsozialisten seien. „Ich will es hoffen, aber leider kann ich es nicht glauben", bemerkte der Minister dazu unter stürmischer Heiterkeit der SA-Männer. Selbst wenn dem aber so wäre, dann sei dies doch kein Grund, die Parlei anszulösen. Wenn z. B. alle Deutschen soldatisch dächten, dann würde man lFortselzung aus Seile 2.) Englisch-französische Entspannung? pertinax über die Einzelheiten der Entspannung Paris, 18. OKI. Die Unterredung, die der französische Mini sterpräsident am Donnerstagabend mit dem englischen Botschafter in Paris gehabt hat, scheint nach allgemeiner Ansicht gulunterrichtcter politiscl^r Kreise zu einer wesentlicin'n Entspannung zwischen den beiden Mächten geführt zu haben, obwohl die praktischen Auswirkungen der gegenseitigen Verein barungen im ivcsentlick)en von Noin abhängen dürften. Ter englische Botschafter, so erklärt man In gutunterrichteten Kreisen, habe «in letztes Mal mit Nachdruck darauf bestanden, das; Frankreich der ge genseitigen Unterstützung im Falle eines Angriffs aus die eng lische Flotte im Mittelmeer zustiinme. Nach Ansicht des „Oeuvre" habe Sir George Clerk sogar durchblicken lassen, dah sich seine Regierung im anderen Falle als nicht mehr an den Locarno- Pakt gebunden fühle. Nach Meldungen aus London behaupte inan sogar, dah verschiedene englische Minister mit dein Rück tritt Englands aus dem Völkerbund gedroht hätten, falls Frankreich nicht innerhalb von 48 Stunden «ine befriedigende Antwort gebe. Der französische Ministerpräsident, so schreibt das „Oeuvre" weiter, habe am Donnerslagmorgcn einige juristische Berater zugezogen, um sich mit ihnen über die beste Lösung zu unterhalte««. Ausschlaggebend für seine weniger unnachgiebige Haltung seien aber die Ratschläge gewesen, die ihm der el-emalige Generalissimus der französischen Armee, General M e >) g a n d, gezzeben habe. Dieser habe darauf hin gedeutet, dah das deutsche Heer in weniger als zwei Jahren ganz Europa ül»ersluten würde s!!), wenn Frankreich sich nicht mit England einige. Auherdem werde man sich in sranzösisä-en militärischen Kreisen immer mehr klar darüber, dah die mili tärische Stärke Italiens durch den abessinisch» Feldzug so stark geschwächt werde, dah man vielleicht in Zukunft nicht mehr mit dem militärischen Mächtfalrtor Italien in Europa rechnen könne s!). Auch der Auhenpolitiker des „Echo de Paris", Pertinax, weist auf den entschiedenen Ton hin, den England im letzten Abschnitt der französisch englisch» Verhandlungen angewandt habe. Schon vor einiger Zeit hah der englisch Auhenminister auf den Wunsch des französischen Botschafters in London, dah die Stresa-Front beibehallen werde, geantwortet, das; von Stresa überhaupt keine Rede sein könne, da es sich jetzt um die französisch englische Frenndschast handele. Pertinax glaubt auherdem die genauen Einzelheiten über die am Donnerstag zustande gekommene Einigung wieder geben zu können. Hiernach verpflichtet sich England, drei oder vier seiner grohen Einheiten aus dein Mitlelinccr zurück zuziehen, wenn ein Teil der italieniskhn Truppen von der liby schen Grenze zurückgezogen werden würde. Frankreich ver pflichtet sich hingegen, der englischen Flotte iin Falle eines nicht herausgesorderten Angriffes Beistand zu leisten, falls England sich seder Alleinmahnahme enthalte und vor allein die Blockade im Roten Meer oder an irgend einer anderen Stelle nur nach vorheriger Beauftragung durch den Völkerbund durchführe. Eine endgültige amtiich Antwort der sranzösischen Regie rung ans die englischen Vorstellungen ist jedoch noch nicht er folgt. In gutunterrichteten französisch» politischen Kreisen rechnet man aber damit, dah dies möglicherweise noch Ende dieser Woche der Fall sein werde. Inzwischn wird sich Laval mit Rom in Verbindung setzen, um zu versuchen, die iür eine allgemeine Befriedigung notwendige Aushebung der militärischen Mahnahmen an der libysche«« Grenze durchzuselzen. Die Aus sichten nach dieser Richtung hin schinen immer noch wenig günstig. Der römische Sonderhrichlerstalter des ..Malin" weist jedenfalls darauf hin. das; man sich in Ron« weigere, derartige Massnahmen durchzufiikren. Man erkläre, dah die Truppenzu- samrnenziehungen in Libyen in keiner Weis« gegen England gerichtet seien. Sie seien ausschliehlich darauf zurückzuführen, dah zahlreich Eingebareneiislänime in Libyen aus der Lage Italiens Nutzen ziehen zu können glaubten, um irgendwelche Unruh anzuzetteln. Stellungskrieg an der abessinischen Nordfront? Addis Abeba, 18. Okt. von d«r Nordfront wird lebhafte Tätigkeit der italienischen Truppen beim Ausbau der Stellungen gemeldet. Es würden Schützen- grüben mit Sappen gebaut und Drahtoerhue angelegt. Der Steilungsausbau wird In Addis Abeba als B o r s i ch t s m a s; < nähme gegen einen Grohan griff der Truppen des Ras Seqouin angesehen, von amtlicher Seite werden Meldungen über Aufstände in der Provinz Godjam dementiert. Di« Regierung erklärt, dah die Mobilisierungs- befehle glänzend durchgesührt würden. Die Truppen seien be reits in Marsch gesetzt und würden bald an der Front eintressen. Glauben Der soeben gebildete Neichstircheuausschus; und der Landeskirchenausschus; für die evangelische Kirche der alt- preuhischen Union haben einen Ausruf erlassen, der den Weg zur Zujammenarbeit aller evangelischen Gruppen im nationalsozialistischen Deutschland ebnen soll. Reichsmini ster Kerrl hat im Anschlus; an diese Verösientlichung vor der Presse Erklärungen von grundsätzlicher Tragweite ab gegeben, nachdem er unmittelbar zuvor vor dem Wirt schaftsrat der Deutschen Akademie das Verhältnis von Nationalsozialismus und Glauben präzisiert hatte. Der gemeinsame Tenor dieser Kundgebungen ist der feste Willensentschluh, über die bis heule vorhandenen Schwie rigkeiten hinweg eine Zusammenarbeit aus dem Boden des positive«« Christentums zu erreichen. Die Kirchenausjchüsse, deren Mitglieder sich aus den verschiedenen kirchlichen Grup pen zusammengefunden haben und bemüht alles Trennende zurückstellen wollen, bezeichnen sich als Treuhänder für eine Uebergangszeit, an deren Ende eine in sich geordnete selb ständige deutsche evangelische Kirche stehen soll Alle Arbeit der Kirche müsse der Verkündigung des Evangeliums die nen, das der Erlöser allen Völkern und Nassen gekracht habe. Zugleich aber sei es Pflicht der evangetijchen Ge meinden, in Fürbitte, Treue und Gehorsam zu Volk, Reich und Führer und zur nationalsozialistischen Volkwerduug zu stehen und die ausgebrochenen religiösen Kräfte zu voji- tivem Einsatz zu führen. Diese Treueverpflichlung gegenüber Gott und Volk findet ihre Ergänzung in den Ausführungen des Neichsministers Kerrl über das Verhält nis von Staat und Partei zum Ebristentum und zu den christlichen Konfessionen. Diese Ausführungen lo gen durch aus in der Richtung der vom Führer wiederholt vertrete nen und iin Parteiprogramm niedergelegten Grundsätze, aber ihr Anlah und ihre Tragweite rechtfertige«« den Ver such einer besonderen Würdigung. Kerrl hat erklärt, das; er kein» Wert aus eine Ctaatskirche lege, denn er wünsche sich eine Kirche, die aus innerster lleberzcugung und freiwillig zum Staate komme. Der Staat beabsichtige nicht, sich irgendwie in die Bekenntnis- und Glaubenssragen einzumiichen, der Natio nalsozialismus stehe aus dem Boden des positiven Christen tums, ohne sich irgendwie an eine Konfession zu binden. Diese Neutralität in religiösen Gewiiienssragen be deutet allerdings nicht Gleichgültigkeit gegenüber den religiösen Erscheinungen in der Vollsg.'in.inichasi. denn der Nationalsozialismus sieht in den christlichen Bekennt nissen die Säulen des Volks- und S'aatsausbaues. Kerrl bekennt sich selbst als evangelisch r Christ und bejaht da mit für seine Person die soeben tundgegebenen Grundsätze einer der kirchlichen Gcmeiilfchasttii, dK' im deutschen Volk ihre Heimstätte haben. Die Bejahung des Gemeinschaiis- gedankens, die auf völkischem Gebiet zur tiefgreifenden Neuorientierung der gesamten Nation geführt bat, findet ihre Entsprechung in der kirchlichen Gemeinschaft und Ge meinde, die als sichtbarer Ausdruck des Dienstes vor Gott die christgläubigen deutschen Menschen miteinander ver bindet. Religion ist daher in diesem Sinne nicht Privat sache, der Nationalsozialismus setzt ihr Vorhandensein bei jedem deutschen Menschen voraus, und er bejaht die Aeuge- rungen praktischen Christentums, die aus der übernatür lichen und sittlichen Verbundenheit der lebendigen Glieder einer Kirche entspringen. Die Verkündung und Wahrung des Glaubensgutes ist Sache der christlichen Kirchen, denen sich ihre Glieder als Mittler zwischen Mensch und Gott freiwillig unterworfen haben. Demgegenüber ist die oberste Aufgabe der nationalsozialistischen S tagt s g e st altung die Erhaltung des Bestandes des deutschen Volkstums und der Kampf um Freiheit, nationale Würde und sozialistische Lpferbereitschast bis zur Lebenshingabe iür die Volks gemeinschaft. Der Staat respektiert und schützt die Ausgabe der Kirchen, die Kirchen fördern durch Erziehung zu posi tiver Gläubigkeit und Einsatzbereitschaft die Aufgabe des Staates. Das Wort des Führers, das; der Nationalsozia lismus eine politische und keine religiös-reformatorische Ausgabe besitzt, beseitigt grundsätzlich jede Zweideutigkeit, und Reichsminister Kerrl erinnert daran, das; der Führer in der Opposilionszeit Männer, die sich religiöser Ein mischungen nicht enthalten konnten, aus der Partei aus- gestosien bade. Dainit sind die Grenzen klar gezogen und zugleich die Brücken bezeichnet, welche die religiöse und die volitijche Gemeinschaft einander nabebrinaeu. Das Befinden Hendersons „sehr ernst" London, 18. OK,. ..Prcs; Association" meldet, dah das L«ettnden des Präsidenten der Abrüstungskonserenz. Arth ^r Henderson, der jeu längerer Zeit krank darniederlicat, „sehr ernst" sei.