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^siprig ) Sven Hedin spricht Montan abend 20 Uhr in der Albert. Halle über das Thema „Acht Jahre Kampf in Asien". Einen Bericht über diesen Vortrag, den Sven Hedin am Sonn tag in Dresden gehalten hat, finden unsere Leipziger Leser im Dresdner Teil. ) Die Iungmeister der Gold- und Silberfchmiede-Jnnung wurden am Sonntag im Rahmen einer Feierstunde bei geöss- neter Innungslade verpflichtet. ) SA.-Oberführer Hans Schütze, der Chef der Stabsleitung der Obersten SA.-Führung, weilte am Sonnabend und Sonntag tn Leipzig. ) Die Frontkämpfer-Siedlung Delitzsch, die erste im Gau Halle-Merseburg, wurde am Sonntag durch den Beauftragten des Reichskriegsopsersührcrs Gloel geweiht. 5üct>vsst-5oclis6n Schwere Kraftwagenunsälle Chemnitz, 14. Okt. In der Nacht zum Sonntag fuhr auf der Landstratze nach Grüna in einer Kurv« ein mit vier Personen besetzter Kraftwagen an einen Baum. Durch den Anprall er litten zwei «m Wagen sitzende weibliche Personen im Alter von 22 und 27 Jahren schwere Schädelbrüche, die den so- sortigen Tod zur Folg« hatten. Der Lenker des Wagens, ein 40jährlg«r Dentist aus Thüringen, der in Grüna zu Besuch wellte, «rlltt schwere Verletzungen, während «ln anderer 33- sährlger Einwohner aus Grüna mit einem Schlüsselbeinbruch da vonkam. Zwickau, 14. Okt. Auf der Staatsstraße nach Schneeberg stießen in der Nacht zwei Motorräder mit großer Gewalt zu sammen. Der Autoschlosser Döhler aus Weißbach wurde a u s der Stelle getötet. Der andere Motorradfahrer Schädlich aus Zwickau wurde schwer verletzt. ^us «len ^ousiltr Glockenweihe in Strfchfelde Hirschfelde. Die feierliche Weihe der drei Glocken für die neue St. Konradskirche am Sonntag war ein Festtag für die Katholiken von Hirschfelde und Seitendorf. In feierlichem Zuge, der von Seitendorfcr Saatreitern eröffnet wurde, holte man die Glocken vom Bauhofe des Baumeisters Vichweg ab. Die Glocken der evangelischen Kirche und der alten katholischen Kapelle entboten den einziehenden Schivestern ihren Gruß. Aus den Stufen der neuen Kirche sprach Geilll. Rat Pfarrer Grob mann über die Bedeutung der Glocken im Kirchenjahr. Propst Raphael aus Marienthal nahm die Weil« der Glocken vor. Anschließend wurde eine Andacht gehalten. Am Abend gegen 18 Uhr Netzen sie zum ersten Mal ihre Stimmen ersclmllen. Am Sonntag, 2 0. Oktober, erfolgt die Benedik« tion der St. Konradskirä« durch Gcistl. Rat Grohmann. Wer erfand den Revolver? In einigen Tagen woüen die Amerikaner das hundert jährige Jubiläum des Revolvers feiern und bei dieser Ge legenheit dem angeblichen Erfinder Samuel Colt ein Denkmal setzen. Denn er soll es gewesen sein, der 1835 die erste auto matische Pistol« konstruierte. Zwar behaupten die Engländer, Colt sei ein Engländer gewesen und kein Amerikaner, — doch das sind Nationalitäten fragen. Wichtiger ist, dag nachweisbar in der Schweiz, und zwar tn Vallorbe, der Schweizer Jean Francois Grabet 21 Jahre vorher, also im Jahre 1814, schon ein ähnliches Schteßgerät gebaut hatte Grabet führte Alexander l. von Rußland seine Erfindung vor. Aber man erkannte weder in Rußland noch an anderen Plätzen die wahre Bedeutung dieser automatischen Schußwaffe. Vor Grabet hatte es außerdem schon eine Anzahl Konstrukteure gegeben, die ähnliche Schieß eisen versuchten. Meist aber endeten sie damit, daß dem Er finder die Hand zerschmettert oder gar der Kopf durchschossen wurde. Jedenfalls steht nach all Liesen historischen Studien fest, daß Samuel Colt keinesfalls der Erfinder des Revolvers ist. Er konnte auf dem aufbauen, was lange vor ihm ein Schwei zer schuf. Der Nervenstrang de» italienischen Aufmarsches. Die Hauptaufgabe bei dem italienischen Aufmarsch gegen Abessinien siel der Eisenbechn in Eritrea zu, die di« Hafen stadt Massaua mit der Hauptstadt Asmara verbin det, und die die einzige in der Kolonie überhaupt ist. Lei einer Länge von nur 122 Kilometer muß sie einen Höhenunterschied von 2400 Meter bewältigen. Wi« un ser Bild zeigt, führt sie durch eine ebenso wilde wie roman tische Gegend. (Presse-Bild-Zentrale, M.) Zwischenfall an der mandschurischen Grenze Moskau, 14. Okt. Sowjetckmtlich wird mitgeteilt: ,.Am 6. Oktober wurde ein« aus drei Mann bestehende Abtei lung der sowjetrussischen Grenzwache an der mandschurischen Grenz« auf fowjetrussischem Boden tn einiger Entfernung von der Grenze von einer Abteilung japanisch-mandschurischer Sol daten überfallen. Die Japaner waren zwanzig Mann stark und standen unter dem Befehl eines Offiziers. Am 8. Oktober wurde wiederum ein« Grenzverletzung durch eine japanisch-mandschurische Abteilung festgestellt. Die Sowjetregierung hat daraus in Tokio entschiedenen Protest eingelegt. Zu dem ernstesten Zwischenfall ist es jedoch am 12. Okto ber gekommen. Eine aus 50 Mann bestehende japanisch mandschurische Abteilung überschritt die Grenze und drang Uber einen Kilometer tief auf Sow>etboden ein. Eine Streife der sowjetrussischen Grenzwache, die aus zwei Mann bestand, wurde von den Japanern beschossen. Die Streife zog sich zurück bis zum Standort einer etwa zweieinhalb Kilometer entfernt liegen den Abteilung der sowjetrussischen Grenzwache. Die Japaner drangen jedoch nach. Als Hilfe herbeietlt«, wurde von japanisch mandschurischer Sette das Feuer — und zwar Gewehr- und Ma- schinengewehrseuer — eröffnet. Auf Sowjetseite gab es Tote und Verwundet«. Nach den bisherigen Feststellungen hat auch die japanisch-mandschurische Abteilung Opfer zu verzeichnen. Tie Sowjetregierung hat ihren Botschafter in Tokio ange wiesen, bet der japanischen Regierung schärfsten Protest einzu legen und den Vorschlag aus Einsetzung eines gemischten Aus schusses zu übermitteln, der eine Prüfung der Zwischenfälle an Ort und Stelle vornehmen soll." Der italienische Generalstabsches Badoglio, der sich in Begleitung seines Staatssekretärs aus dem Kolonial ministerium nach Ostasrika begeben hat. (Scherl Archiv, M.j Vorgla-Znflation im Altertümer-Han-el Wieder einmal ist auf einer Londoner Versteigerung ein angeblich echtes Erinnerungsstück aus dem ehemaligen Besitz der Borgias unter den Hammer gekommen. Es handelt sich abwechslungshalber diesmal bekanntlich um den GIftschrank der berüchtigten Gtftmörderfamilie. Wieder ein- mal soll auch eine Anzahl von Urkunden die Echtheit des Schrankes unzweifelhaft nachweisen, leider aber waren alle alten Gtftrezepte, die man darin zu finden hoffte, verschwun den. Um bet den Borgias zu bleiben: es ist erstaunlich, In wie viel Betten diese Familie zeit ihres Lebens geschlafen haben muß, wenn jedes Bett echt sein soll, das als Bett der Borgias verkauft und gekauft worden ist. In jedem Jahre kommt neue Kunde von diesem oder jenem neu aufgefundenen Bett der Borgias, entweder des Cesare Borgia, oder der Lucrezia Borgia oder gar des Alexander Borgia. Ein Spaßvogel hat einmal ausgerechnet, daß jeder dieser drei Borgias allnächtlich zehn- bis zwölfmal das Bett gewechselt haben mutz um soviel Borgia- betten zu hinterlassen, wie ein paar Jahrhunderte später ver kauft worden sind. Am begehrtesten sind allerdings jene Bet ten, die dem Schlummernden einst einen tödlichen Schlaf ge währt haben. Auch solche „Gastbetten" müssen die Borgias zu Dutzenden besessen haben, so datz man ein großes Hotel da mit hätte ausstatten können. Die Hinterlassenschaft der giftmordlustigen Borgias hat übrigens manches Gegenstück. Man denke an die unzähligen Napoleonfetische, die in der Welt herumschwirrc»: von den allermeisten mützte Napoleon, wenn er noch gefragt werden könnte, achselzuckend gestehen, datz er sie nie besessen oder auch nur berührt habe. Diele Tausende von Handschuhpaarcn, Hunderte von Degen, Hüten und Schreibtischen werden auf bewahrt, sorgsam gepflegt und ihre Besitzer geben sich beim Anblick aller dieser Dinge Träumereien über die Vergänglich keit aller Irdischen Grötzc hin. Nicht anders ist es mit den vielen Flöten Friedrichs des Großen. Nur ganz wenige darunter sind wirklich echt. Warum beladen sich die Menschen wohl so gerne mit sol chen Erinnerungsstücken, deren Echtheit nur in den allersel tensten Fällen zweifellos fcstzustellen ist? Ist es die Einbil dung, datz diese Dinge Leben cchsatmen und irgendwie Einfluß auf uns gewinnen können? Mit dem eigentlichen Altertümer- geschäft haben sie kaum etwas zu tun. Dresdner Lichtspiele Universum: 4, 6,30, 8,45: Königswalzer lW Forst». Ufa-Palast: 4, 6,30. 845: Wenn die Musik nicht mär'. UT.: 4, 6,15, 8,30: Die ganze Welt dreht sich um Liebe. (M. Eggerth.) Capitol: 4, 6,15, 8,30: Darietö sH. Alberts. Annabellaj. Prinzetz-Theater: 4, 6,15, 8,30. Episode «Paula Wessely). Zentrum: 3, 5, 7, 9: Liebe geht, wohin sie will jM Paudler). Kammer-Lichtspiele: 4 6,15, 8,30' D«e W<-rft zum grauen Hecht. MS.: 4,30, 6,30, 8,30- Pygmalion sI. Ingo). National: 4, 6,15, 8,30: Die Heilige und ihr Narr. FüLi.: 6, 8,30: Pygmalion (Jenny Ingos. Gloria: 6, 8,30: Die Heilige und ihr Narr. Sa- Lied ... Von Edgar von Hartmann Viele Stunden wartete Ragde auf seine Karawane. Er saß in der Teestube der großen Karawanserei, die bisher auf Tau sende von Kilometern im Umkreis die einzige war, bei Tschai und Wodka . .. Doch der Wirt hatte noch nicht genügend Leute beisammen, die er dem jungen Forscher als unbedingt zuverlässig hätte mitgeben können ... Im allgemeinen war es ihm gleich gültig, ob di« Mannschaft, die er den Karawanen zuteilte, unterwegs raubte und plünderte oder ihr Opfer sogar ermordete. Doch zu dem jungen Ragde, der schon zum zweitenmal bet ihm «ingekehrt war, hatte der sonst als gewalttätig verrufene Wirt «tn« Zuneigung gefaßt, die er selbst kaum begreifen konnte. Waren es Ragdes unerschrocken« blaue Augen oder sein gerades, sicheres Auftreten, das es ihm angetan hatte? ... Er, der Alte, der schon so manchen Menschenknochen im Wüstensand und Steppengras hatte bleichen sehen, wollte ihn nicht in das un« gewisse und gefahrvolle Wüstenland mit seinen Tücken, Un wettern und Raubtieren fortziehen lassen, ohne einen zuver lässigen Eingeborenen bei ihm zu wissen .. . Und so verzögerte sich der Abmarsch wieder um einen Tag . . . Ragde saß ver sonnen an einem kleinen Tisch, die Glut de» Tages war einer wohligen Abendkllhle gewichen, da trat ein schönes Mongolen mädchen auf ihn zu. Nach kurzem Gruß und einem wehmütigen Lächeln seitens Ragdes fing dieses vielleicht sechszehn Jahre alte Naturkind an, Heimatlieder zu singen. Auch ein altes russisches Volkslied kannte sie . . ., und still und versonnen saß Ragde, ohne sich zu rühren, und hörte zu. Wehmütig dachte er an seine verlorene Heimat, Kindheit und die sonnigen Tage seiner Jugend. Wie oft hatte man ihm dieses Lied gesungen, das er längst vergessen glaubte, — und nun, inmitten der Wildnis, kam so ein halbwildes Mädchen und zauberte ihm durch ein «infach«, melancholisches Volkslied seine ganze Vergangenheit zurück. — Er sah den Gutshof. die Hunde, seine treuesten Spiel kameraden, — da kam sein Vater geritten, sonngebräunt vom Jagen, mit einem Stück Wild am Sattelknopf, — und dann gingen sie zur Multer, die rpubt« immer was Liebe» zu sagen. und täglich hatte sie einen anderen Leckerbissen für den rauf lustigen Bengel. Aber wa» sollten plötzlich diese Erinnerungen? Wozu doch so ein kleine» Lied imstande war! E» lag ja alles so wett zurück. Der Krieg hatte Haus und Hof verwüstet, die Eltern wurden grausam erschossen. Aus dem rauflustigen kleinen Bengel, der mehr aus dem Rücken der Steppenpferde zu Hause war, hatte die Zeit einen ernsten, ver sonnenen Menschen gemacht, der sich nur noch in der Einsamkeit oder Wildnis wohl fühlte. Wenn er nachts vor seinem Zelt stand und über sich den Himmel, Mond und Sterne greifbar nahe sah, dann fühlte er sich zurückversekt in seine Kindheit und gwubte sich geborgen; und dieses beseeligcnde Gesühl gab ihm die Kraft, monatelange Entbehrungen und Kamps um Tod und Leben auszuhalten ... Das Lied war zu Ende, und Ljuba wollte lautlos, wie st« gekommen war, verschwinden. Da bat sie Ragde noch um ein alte» russisches Wiegenlied. Ljuba sang, und wieder war ihr ganzes Herz dabet. Sie war eine Mongolin, doch hatte sie ihr« Kindheit in Rußland verbracht . . . Ragde bat sie, bet ihm zu bleiben, ihm au» seiner Heimat zu erzählen und vielleicht noch ein Lied zu fingen. Erstaunt sah das Mädchen zu dem jungen Forscher auf. Au» irgendeinem Gefühl heraus küßte sie ihm die Hand, denn so hatte mit ihr noch keiner dieser Schenkenbesucher gesprochen. Als Ragde da» Mädchen fortschtcken wollte, bat sie weinend, er möge sie doch auf seiner Forschungsfahrt mttnehmen, sie sei Strapazen gewöhnt — und nun könne sie nicht mehr tn dieser Höhle bleiben. Ihm wollte sie dienen, Tag und Nacht. Er wüßte ja gar nicht, wie bösartig diese Karawanensührer seien. Für ihren eigenen Vorteil sei ihnen der Tod eines anderen gerade gut genug. Ragde gefiel diese» Mädchen. Er sah in ihr ein Stück Hei mat und versprach, am nächsten Tag mit dem Wirt zu sprechen. In der Frühe war die Karawane bald marschbereit, und Ragde ' wurde mit dem Wirt und Ljuba bald einig. Der Wirt hatte sogar den oft fchon bewährten Führer Taberaa bekommen rönnen, unv unter vielen guten »vunjcyrn maape pa, die Kara wane auf den Weg. Der erste Tag verlies ohne Zwischenfälle. Am Abend wurden die Zelte aufgeschlagen, und ruhig verlief Vie Nacht. Beim Morgengrauen ging es weiter, aber schon nach einigen Stunden brach ein Sturm los, und an ein Weiterkommen war nicht zu denken. Die Zelte wurden aufgeschlagen, Ljuba machte Feuer, aber trotzdem fror man entsetzlich. Selbst di« Posten mußten sich in kurzen Pausen ablösen, um sich vor dem llnwetter und vor Ueberfällen zu schützen. Ragde, Taberga und eine Leute hielten abwechselnd vor dem Zelt Wache, al» endlich zegen Mitternacht das Unwetter sich beruhigte. Ragde, der sich gerade nach anstrengender Wacht zur Ruh» legen wollte, hielt es im Zelt nicht mehr au»; irgendetwas in einem Unterbewußtsein trieb ihn hinaus tn» Frei«. Ljuba lorgte sich Uber das lange Ausbleiben Ragde», und in Angst, ihm könne etwas zugestoßen sein, schlich sie sich an dem fest chlafenden Taberga vorbei, hinaus aus dem Zelt. Bei dem feilen Mondenschein, der Himmel war inzwischen klar geworden, »ermcinte sie, Fußspuren zu sehen, und folgte diesen. Schneller »nd immer schneller lief sie, Ragdes Namen rukend. Aber sie erhielt kein« Antwort. Da plötzlich vernahm sie das Gebrüll eine» Tigers. Die Sorge um Ragde, den sie mehr liebt« al» ihr eigenes Leben, das schnelle Lausen «nd di« Verzweiflung hatten Ljuba beim Anblick des Tigers für den Augenblick so zer mürbt, daß sie ohnmächtig zusammenbrach. Ragde war inzwischen zum Zelt zurllckgekehrt, «ln erster Blick fiel auf Ljubas leeres Lager. Entsetzt und Schreckliche» ahnend, ries er alle Leute zusammen, doch keiner hatte sie ge sehen. Verzweifelt machte sich Ragde mit Taberga und feinen Leuten daran, Ljuba zu suchen. Ragde täuschten kein« falschen Fußspuren. Bald erreichten sie den Rand einer Schonung, «nd hier tönte ihnen auch schon das wütende Gebrüll de» Tigers entgegen, in dessen Klauen Ljuba sich befand . . . Taberga gab der Naubkatze den Todesstoß, und wild ausbäumend fiel di« Bestie tot zu Ljubas Seite. Das Naturkind hatte au» Sorge und Liebe um Ragde sein junges Leben lassen müssen. Das melancholische Lied der Steppe war über Schicksale hin weg selbst zum Schicksal geworden.