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Sächsische Volkszeitung : 15.10.1935
- Erscheinungsdatum
- 1935-10-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193510154
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19351015
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19351015
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1935
-
Monat
1935-10
- Tag 1935-10-15
-
Monat
1935-10
-
Jahr
1935
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 15.10.1935
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^IvklLSN l.oknt slek eine /ßbw"i»Iung? „Loh nt sich eine Abwertung?" — Auf diese Frage könnte man einfach kurz mit der Gegenfrage ant worten: Lohnt es fick überhaupt, darüber noch zu reden, nachdem der für unsere Währung zunächst verantwort liche Reichsbankpräsident so und so oft den Ge danken einer Abwertung der Reichsmark vorbehaltlos abgelehnt hat und kürzlich auch in der Nürnberger Proklamation des Führers die Frage nach der Stabilerhaltunfl unserer Währung eindeutig mit den Worten entschieden wurde: „Gewiß hätte sich die Regierung manche Sorge, wenigstens vorübergehend, erleichtern können, wenn sie bereit gewesen wäre, die deutsche Reichsmark so, wie das andere Staaten mit ihren Währungen gemacht haben, ebenfalls abzuiverten. Wir haben dies unterlassen. Erstens, weil wir dadurch allerdings vielleicht uns selbst Sorgen erspart haben würden, aber Millionen Volksgenossen früher oder später in um so größere Sorgen gestürzt hätten, nämlich In die Sorgen dersenigcn, die im Vertrauen auf den Staat ihr« Spargroschen wieder ent wertet gesehen haben würden. Und zweitens: wir glauben überhaupt nicht, bah durch diese Methoden die internationale Weltkrise behoben iverden kann, sondern wir sind im Gegen teil der felsenfesten Ueberzeuguna, daß die Voraussetzung zur Behebung der internationalen Wirtschaftskrise die Ausstellung eiiies Systems fester Währungen ist." Damit ist also die Frage „Abwertung oder Nicht- obwerlung" zweifellos schon genügend klar beantwortet. Nichtsdestoweniger ist es aber interessant und lehrreich, diese von der Politik gegebene Antwort auch einmal mit wirtschaftlichen Argumenten eingehend zu begrün den. Wir haben ja seit Jahren die Erfahrung machen müssen, das; zwar um Begriffe, wie „Geld", „Kapital" und gar „Währung" eine selten große Verwirrung besteht, daß sich aber gerade auf diese Probleme trotz der bei ihrer Behandlung auftauchenden Schwierigkeiten mit beson derer Vorliebe die durch übertriebene Sachkenntnis in keiner Weise Belasteten zu stürzen pflegen. Die eingangs aufgeworfene Frage „Lohnt sich eine Abwertung?" wird nun in einer soeben unter diesem Titel in Carl Heymanns Verlag erschienenen kleinen Bro schüre von Dr. Arnd Jessen unter volkswirtschaftlichen Gesichtspunkten beantwortet. Der Verfasser geht an Hand der durch die Abwertungsmaßnahmen des Auslandes gewonnenen Erkenntnisse von der Annahme einer fiinf- zigvrozentigen Abwertung der Reichsmark aus und zieht dann unter Abwägung der volkswirtschaftlichen Gewinn- und Verlustposten ie eine außenwirtscl-aftliche und binnenwirtschaftliche und schließlich eine Gesamt bilanz, die — um es vorwegzunehmen — mit einem sehr erheblichen Verlustsaldo schließt. In der außenwirtschaft lichen Bilanz würden bei einer Markabwertung die Verteuerung der Einfuhr und die Gewichts vermehrung unserer Auslandsschuldenlast als sichere Verlustposten ersck-einen, dagegen eine Export steigerung als möglicher Gewinnposten, allerdings mit der Einschränkung, daß durch billigere Exportangebote schließlich der hereinkommende Gegenwert geschmälert wird, daß also dem Augcnblicksgewmn des Exporteurs eine Schmälerung des volliswirtsck-oftlichen Nutzens ge genübersteht. In der ungleich wichtigeren binnenwirt- sck-aftlichen Bilanz gibt es eigentlich nur Passivposten: Die bei einer Markabwertung schon infolge Verteuerung der Einfuhr unvermeidliche innere Preisgestaltung würde nicht durch eine erhöhte Produktion aufgefangen und wieder ausgeglicl-en werden, weil die Abwertung von der Geldseite her gemacht und nicht durch organische Nach frage entstanden ist. Da ferner, wie schon gesagt, der sich zunächst für den Exporteur ergebende Vorteil zu Lasten der gesamten Volkswirtschaft gehen müßte, würde sich dadurch sowie durch die notwendige Schrumpfung des Sozialproduktes zwangsläufig ein Sinken des Le bensstandards einstellen. Endlich läßt sich ein Wirtschafts aufbau, wie ihn der Nationalsozialismus betreibt, nur bei stabiler Währung erreicl)cn; so ist beispielsweise die Arbeitslosenzahl in Deutschland sehr viel stärker ge senkt morden als in irgendeinem der Abwertungsländcr. Abschließend kommt der Verfasser zu dem Ergebnis, daß Abwertung nicht ein Problem der gesunden, son dern immer nur der kranken Volkswirtschaft ist, und daß die Abwertung nurandenSymptomen kuriert, während der Welthandel immer weiter zusammen schrumpft. Die Gründe der wirtschaftlichen Schwierig keiten, mit denen heute fast alle Länder zu Kämpfen haben, liegen in dem allgemeinen Umbau der gesamten Weltwirtschaft und der internationalen Handelsbeziehun gen. Gegenüber den davon ausgehenden Wirkungen bezeichnet der Verfasser die Abwertung mit vollem Recht als „ein etwas armseliges Mittel". U/lckNpe pi>ofokolke sind am Freitag in Zoppot als Abschluß der Danziger- Polnischen Verhandlungen unterzeichnet worden. Mit dieser Unterzeichnung ist eine befriedigende Vereini gung der starken Differenzen erzielt worden, die durch die schroffe Zollverordnung vom 18. Juli 1935 entstanden waren. Die Verordnunasetzte fest, daß die für Polen be stimmten ausländischen Waren nur durch die polnischen, nicht auch durch die Danziger Zollämter hindurchgehen durften. Die Danziger Euldenbewirtschaftung wollten polnische Pläne mit einer Unifizierung beider Währungen beantworten. Doch diese Pläne blieben Erörterungen in der polnischen Presse: die Zollverordnung jedoch traf die wirtschaftliche Lage Danzigs hart. Der wirtschaftliche Druck, der seit langem auf Danzigs Wirtschaft lastete, verschärfte sich erheblich, und baldige Verhandlungen waren eine Not wendigkeit, sollte Danzig nicht schwersten wirtschaftlichen Schaden nehmen. Die sofort aufgenommenen Verhandlun gen führten nach etwa drei Wochen zu einer Einigung, die Zollverordnung wurde aufgehoben und die Basis für wei tere Verhandlunasmöglichkeiten geschaffen. Das erste Pro tokoll gibt die Verpflichtung der Danziger Negierung, auf Grund der Auswirkung der Einigung vom 8. August wieder, so bald als möglich di« völlige Freiheit des Zahlungsver kehrs zwischen Polen und Danzig wiederherzustellen. Dan- zig erhält sein« Guldenbewirtschaftung aufrecht, und wird ferner auch den bereits bestehenden Zustand voller Freiheit für den Deoisenverkehr für Zwecke des polnischen Außen handels aufrechterhalten. D«r Bezug polnischer Waren soll durch Danzig in keiner Weise behindert werden, sondern sich tv normalem. Ümkana Weiterhin entwickeln. E» Laben be reits Besprechungen zwischen Vertretern der Danziger Han delskammer und Vertretern des Verbandes der polnischen Industrie, und Handelskammern begonnen, um auch die noch auftretenden Schwierigkeiten schnell zu bereinigen. Von großer Bedeutung für den Danziger. Transitverkehr ist das »veite Protokoll, das den Hafenumschlag betrifft. Das im Jahre 1933 abgeschlossene Danzig-polnische Hafenabkommen ist nach einem vorübergehenden Schwebezustand im Herbst 1934 verlängert worden und lief jetzt ab. Durch das zweite Protokoll ist es wieder um ein Jahr verlängert worden. Trotz dieses Hafenabkommens ist der Umschlag im Danziger Hafen in den ersten neun Monaten dieses Jahres im Ver gleich zum Vorjahr zurückgegangen, während der Umschlag von Edingen stieg. Diese für Danzigs Wirtschaft nicht trag bare Entwicklung soll durch Verhandlungen, die unverzüg lich beginnen sollen, zu einem Ziel gelenkt werden, daß Danzig nicht Edingen gegenüber einseitig benachteiligt wird. Die Verhandlungen, die bis Ende dieses Jahres spätestens beendet sein müßen, werden ziemlich umfangreich werden, da sich die polnische Negierung vorbehalten hat, auch Fra gen zu behandeln, die mit der gegenwärtigen wirtschaftlichen Lage Danzigs im Zusammenhang stehen. Beide Protokolle schließen mit der Feststellung, daß die bisherigen Verhand lungen mit der Unterzeichnung der beiden Protokolle auch für die weiteren Arbeiten am Verhandlungstisch einen Rahmen geschaffen haben für eine günstige wirtschaftliche Zusammeiwr^'eit. die sich wieder in einer weiteren Norma lisierung der Danzig-polnischen Beziehungen auswirken wird. siliggerjarr ist so sehr für uns der Inbegriff der geistigen und kulin- rellen Inflation des Nachkriegsjahrzehnis geworden, daß heute noch in Filmen z. Ä. nichts nötig ist, als die Auf nahme von zappelnden, quäkenden schwarzen Jazzbanditen, und jeder weiß, welche Zeitepoche gemeint ist. Im öffent lichen Leben sind diese Nigaerkapellen in Deutschland Gott« seidank verschwunden. Dafür aber ist ihre Musik, dieser aufreizend primitive Rhythmus, in den meisten Tanziälen gevlieven, ohne daß die Tanzenden ahne», was sie eigent lich tanzen. Um ihn ans dem Nundfunk endgül t i g zu verdrängen, hat auf der soeben im Eendesaal des Mün chener Funkhauses stattsindenden Jntendantentagung, an der auch führende deutsche Komponisten icilnahnicn, Reichs- sendeleiter Hadamovsky eine einschneidende, von allen wahren Musikfreunden begrüßte Maßnahme getroffen, ein Verbot des Niggerjazz für den gesamten deutschen Rundfunk ausgesprochen. „Der Niggerjinz ist non heute ab im deutschen Rundfunk ausgefchaltet, gleichgültig, in wel cher Verkleidung er uns dargeboten wird." Der Neichs- sendeleiter betonte ausdrücklich, daß in dieser Maßnahme kein Symptom für eine irgendwie geartete Auslandsseind- lichkeit des deutschen Rundfunks ausgedrllckt werden soll, vielmehr reiche der deutsche Rundfunk allen Völkern die Hand zum freundschaftlichen Kultur- und Kunitaus- lausch. Gleich in den nächsten Wochen aber soll ein Prü fungsausschuß, der sich aus den Leitern des Berufsstandes deutscher Komponisten, der Hitler-Jugend, dem Reichsver band deutscher Rundfunkteilnehmer, der Nundsunksachpresse, der Parteipresse, der Rcichsscndeleitung und dem Präsi denten der Reich^.nusikkammcr zusammensetzt, gebildet werden, welcher über die Ausführungsgenehmigung eines Werkes endgültig wacht. Um auch hier nicht in der ver neinenden Kritik steckenzubleiben, sondern zum positiven Ausbau zu kommen, wird allen Leitern des Musiklebens im ganzen Reich eine gesteigerte Pflege deutscher Tanzmusik zur ausdrücklichen Pflicht gemacht. Neichssendeleiter Hada movsky wies in seiner Rede auf die Beethoven- und Wag ner-Sendungen hin und versvrach. daß a»^ die 25 Sendun gen des Mozart-Zyklus die Rundfunktradition auf gleicher Höhe hielten. Damit hat auch hier eine gesunde Selbst besinnung Platz gegriffen, die dafür sorgt, daß sowohl im großen, klassischen Programm wie auch in der leichten "nterhaltungsmusik die uns gemäße Form auf deutschen Sendern gewahrt bleibt. Es erfüllt sich damit nur wiederum ein Teil des großen geistigen Ausbauwerkes, das die Werte unseres eigenen Volkes immer dort ins rechte Licht rückt, wo sie von verantwortungslosen Sachwaltern durch sinn lose Modetorheiten verdrängt morden waren. Me neue Siözeseneintellung in der Tschechoslowakei Prag, 14. Okt. Der neue apo-stokische Nuntius in Prag Monsignore Ritter wird am Mittwoch in Prag eintrefsen. Der Nuntius bringt «ine päpstliche Bull« mit, In der aus Grund des „modus vivendi" feierlich di« neue Einteilung der bi schöflichen Diözesen der Tsckrechoslowakei festgelegt wird. Angebot einer amerikanischen Rlmdfunlgesellschasl an Aloisl Newnork, 14 Okt. Die Rundfunkgesellschaft „Columbia" bat dem italienischen Bälkerbundsoertreter. Llaron Aloisi, angeboten, über ihren Sen der einen Vortrag über den italienischen Standpunpt in der Aixssinienfrage zu halten. Aloisi ist von der Gesellschaft gebeten morden, diesen Vortrag unmittelbar nach seiner Rückkehr von Genf in Nom zu halten. Die Rundfunkgesellschaft erklärt hierzu, daß es. nachdem die Oeffenllichkeit der Vereinigten Staaten die Ausfassung des abgssinisck-cn Völkerbundsvertreters gehört habe, nunmehr nur fair sei, auch dein» Italienischen Völkerbundsvertreter das Wort zu geben. Die Sendung fall in der Form einer Unterredung Aloisis mit dem Journalisten Edgar Mowrer vor sich gcl>en. Aürtlenhochzelt tn Rom Nom, 14. vkt. Unter Beteiligung zahlreicher Fürstlichkei ten und mit größtem höfischen Prunk wurde am Sonnabend vormittag in der Kirche Santa Maria degli Angel! zu Nom die Hochzeit des dritten Sohnes des ehemaligen Königs von Spanten, Dan Juan. Prinz von Asturien, der nach dem Verzicht seiner.beiden ältesten Brüder als Thron prätendent gilt, mit seiner Kusine, der Prinzessin Maria Merce des »an Bourbon, gefeiert. Ganz Nom stand schon seit Tagen im Zeichen dieser Fürstenhochzeit, zu der etwa 6000 spanische Royalisten aller Volksschichten nach Rom gekommen waren. Zahlreich Festlichkeiten und Empfänge gingen der kircklickxm Trauung voran. Die riesige Basilika war schon eine Stunde vor Beginn der kirchlichen Feier lös auf den letzten Platz, lmuptsächlich mit Landsleuten des Vrautvaares gefüllt. Unter ihnen sah man Mitglieder des spanischen Königshauses, das Kronvrinzenpaar von Italien, und zahlreich« andere Ver wandte der jpanisckien Königsfamilie. Punkt tl Uhr betrat der König von Spanien di« Kirche, am Arm die Braut. Der Bräutiaain folgte am Arm seiner Schwiegermutter. Den Brautzug bildeten Landsleute aus allen Testen Spaniens ln ihren malerischen bunten Volkstrachten. Als sich der Zug der von spanisck)en Iungmonarchisten beglei ¬ te« war, langsam dem Altar näherte, brach di« versammelte Menge in Hochrufe auf das spanische Königshaus aus. Der Erz- bischofvon Florenz traute dann das Paar und zelebrierte die Messe, um abschließend die Traurede zu halten. Nachher fand lm Grand-Hotel das Hochzeitsfrühstück mit etwa 100 Gedecken statt. Abends fand lm Grand-Hotel ein Essen mit 2000 Gedecken statt, an dem die zahlreichen für die Hochzeit nach Rom gekommenen Spanier tcilnahmen. Da» junge Paar begab sich noch am Sonnabend auf die Hochzeitsreise, die fünf Monate ivähren soll und zunächst nach den Bereinigten Staaten führt. Auch Vertrauensmänner können fristlos entlassen werden! Grundsätzliche Entscheidung des Reichsarbeitsgerichts. Ein Gefolgsmann, der zum Vertrauensrat gehörte, hatte einen Lehrling unberechtigterweise geohrfeigt, weil der Lehr ling pflichtgemäß eine bestimmte Weisung eines Vorgesetzten aussühren wollte, wogegen sich der Gefolgsmann sträubte. Als der Vorgesetzte hinzukam, bezeichnete >hn der Gefolgsmann wiederholt als einen traurigen Kadetten Da eine Einigung nicht zu erzielen war und insbesondere die grobe Beleidigung nicht zurückgenommen wurde, sprach der Betriebssichrer die sristlosc Entlassung des zum Vertrauensrat gehörenden Gefolgs mannes aus. Das Relchsarbeltsgericht hat diese Maßnahme für zulässig und berechtigt erklärt, wobei cs die grundsätzliche Auffassung vertrat, daß unter besonderen tim ständen auch Vertrauensmänner fristlos entlassen werden nönnen. * Das Gesamtvcrhalten des klagenden Gefolgsmannes im Betriebe, seine Nichtachtung des Geschäftslührers, die Beleidi gung seines unmittelbaren Vorgesetzten und die in dessen An wesenheit erfolgte unberechtigte Züchtigung des Lehrlings we gen der Ausführung eines Befehls dieses Vorgesetzten bedeu teten einen derartigen Verstoß der durch den Arbeilsvertraq begründeten Pflichten, daß dem Betriebsführer die Fortsetzung des Arbeitsverhällnisses nicht mehr zugemulet werden kann. Durch sein Verhallen bot der Kläger se-ne arbeitsveriraglichen Pflichten auf das Gröblichste verletzt, damit war aber seine fristlose Entlassung aus Paragraph 121a der Neichsgewerbcord- nung gerechtfertigt. -Der Kläger hat cs an der nöligen Achtung vor seinen Vorgesetzten und dem Betriebsführer fehlen, lallen und auch gegenüber seinen Arbeits'-ameraden eine Machtstel lung verlangt, die ihm nicht zukam. Durch sein Verhalten wurde unter den Angehörigen der Ge'lle'ckasi eine Spannung und damit ein unhaltbarer Zustand geschaffen. Jeder Betriebs führer hat für seine Gefolgschaft zn sorgen, dazu gekört auch, daß er seine Gefolgsleute und insbesondere leine Vertreter in der Leitung des Betriebes durch geeignete nnd entsprechende Maßnahmen gegen Tätlichkeiten und grobe Beleidigungen schützt. „Reichsgcrichlsbricfe". <RAG. 263 34. — 20. 7. 1935) Der Leohaus-Prozeß München, 14 Okt. Im Leohaus Prozeß nimmt die Deweisausnahme ihren Fortgang. Die Angeklagten stellen sich im Gegensatz zur An klage auf den Standpunkt, daß das ganz« Unternehmen, ein schließlich also auch der Eparbank und der Leosilm A.-G., als eine wirtschaftliche Einheit zu l>etrachten geivesen sei; die Ka pitalverflechtung habe an sich keine Gefährdung bedeutet. In dem gesamten Grundbesitz seien etwa 1,6 Millionen, in dem Umbau und in den Maschinenanlagen etwa eine halbe Million und in de» übrigen Abteilungen ivcitere 300 000 RM., also insgesamt etwa 2.5 Millionen, Investiert gewesen. Der Ausbau des Leohauses sei von vornherein mit den Spargeldern, aber mit dem Willen der Mitglieder «rsolgt. Aus den verschiedenen Abteilungen hat Dr. Ernst ein Gesamteinkommen von 12 600 bis 15 000 RM. jährlich bezogen; sein Vermögen, etwa 120 000 RM., hat er testamentarisch dem Leohaus vermacht. Ntsgr. Walterbach bezog lediglich als Nerbandspräses monatlich 400 bis 500 RM. Einer der charakteristischsten Fälle der bisherigen Beweis aufnahme war der des „Casthaus am Platz!" in der Münchener Innenstadt, gegenüber dem Hofbräuhaus. Msgr. Walterbach wollt« der „Freien Schivcsternschast der Hl. Familie", die er 1014 gegründet hatte und deren Aufgabe es war, der Familien zerrüttung in Arbeiterkreisen cntgcgenzuwirken, unter anderem dadurch zu Hilfe kommen, daß die Sck)west«rn Backwaren Her stellen uird an «iq Cast absetzen sollten. Als Leiter vieles hierzu zu «nverbenden Casts nahm Walterbach den schon lanye mit ihm befreundeten stellenlosen Kaufmann Eigner, «Inen früheren Theologen, an. Da ober weder dieser, noch Walterbach selbst eigene Mittel besaßen, wurde mit Dr. Ernst vereinbart, daß I das Leohaus für den Kredit Bürgschaft leisten sollt«. An diesem Mangel an Eigcnkapita! aber krankte das Unternehmen von ' bereits in den ersten Monaten beliefen sich die Betriebs ausgaben aus 84 000 NM., die Einnahmen jedoch nur aus 59 000 NM. Als dann noch einige baupolizeiliche A.isiagen erfüllt werden mußten, entschloß man sich zu einem Umbau, bei dem aber wieder durch einen Wasserrohrbruch unerhört ^ohe Mehr kosten entstanden. Auch nach dem Umbau wurde «ine Steigerung des Tagesumsahes nicht erzielt. Im Februar 1930 wurde dann das Leohaus aus Drängen der Bank zur Abdeckung der For derung, die inzwischen auf 200 000 RM. angestiegen war, in Anspruch genommen. Im gleicl>en Jahr« schloß das Cafe mit einem Verlust von 50 000 RM. ab. Trotzdem erhielt es danach Zuschüsse des Leohauses in Höl)e von etwa 30 000 RM. Ende 1933 wurde über das Vermögen Eigners der Konkurs crösfnct; Schulden in Höl-e von 300 000 RM. stand ein Vcrmögenswert von 40 000 RM. gegenüber, so daß die Forderungen des Leohauses als verloren betrachtet werden mußten. Waltcrbach erklärt hierzu, die Genc» ralversammlung sei über den Kauf des Casts eingclumd unter» richtet gewesen, Eigner habe sich rasch eingearbeitet und alle« getan, um das investiert« Kapital dem Leohaus zu erhalten. Im Jahre 1929 sei mich noch ein Gewinn erzielt worden. Del früher« langjährige Revisor des Leohauses, Direktor Lampert, bekundet, daß der Umbau das Unternehmen derart belastet Hobe, daß Eigner bereits mit einem Minus von 100 000 RM. habe beginnen müllen; es seien unglückliche Umstände gewesen, die niemand verschuldet hab«. Der Vorsitzende erinnert den Zeugen hier allrrdlngs daran, daß er ln der Voruntersuchung gesagt habe, bereits 1S2V sei ihm die Angelegenheit brenzlich erschien«», so daß «r befürchtet h<S>e, das ganze Kapital könne zum Schad«» de» Leohaus«» verloren gehen.
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