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halt«», und wenn st» auch nicht unter un» sei* können, so wollen wir desto herzhafter aus ihr Wohl anftoßen." Er hielt das Sias mit dem noch auS de« letzten FrtedenSjahr ausgesparten Obstwein a« daS der Nachbarin, datz e« einen hellen, sreudt- gen Klang gab, und die anderen ließen ihn widerhallen - als Zeichen guter und getreuer Nachbarschaft. 8em Ozlenvvmcli / O8lergang ru rwett / L^nge Hansen sah verträumt aus dem Fenster ihres kleinen Zimmers mit dem Blick aus den weiten Garten, die Bäume zeigten schon das sanft« Grün bei herannahenden Früh lings. in den Zweigen zwitscherten die Vögel dte vor wenigen Wochen, wie in jedem Früh, fahr, au- dem warmen Süden zurückgekehrt waren. Da- schöne blonde Mädchen dachte an dte vergangenen Monate, in denen es so ost am Fenster gesessen hatte, das Herz voll von Ge- danken an den Mann, dem leine Liebe seit Fah ren gehörte, und der nun schon lange an der Front stand, um mit den Millionen anderen die Heimat und damit auch seine Inge vor den habgierigen Fingern bolschewistischer Horden zu bewahren. Hin und wieder war Hans Kersten! aus Urlaub gekommen. Urlaubstage voller Glück und Sonnenschein, die nur den einen Fehler! hatten, daß sie so schnell vorliberginaen: dann ! kam wieder daS Warten. daS Warten aus eine, Nachricht und daS Warten aus einen neuen wieder herrlichen und glücklichen Urlaub So blieben sie oft lange Monate getrennt, aber die Herze« waren durch wenige Zeilen verbunden in denen all da- stand, was zwei liebende Men schen sich immer wieder zu sagen haben Ange seufzte auf, nun waren drei Wochen vergangen, seit der letzte Bries ans dem Felde den Weg zu Ihr gefunden batte und gerade heut« am Ostertaa wäre eine Nachricht eine grobe Freude kür sie gewesen Auf dem Gang, an dem daS kleine Zimmer lag, läutete daS Televhon Inge wußte, daß ihre Wirtin, die gute Fran Hellmann einkanien gegangeu war. und daher ging sie selbst an den Apparat. Es war ihre Freundin Lotte Bremer die sie bat. mit ihr einen Osterspariergana zu machen. daS Wetter sei doch so ichön und die Natur voller Wunder. Inge lehnte ab ..Du wirst e? verstehen Lotte, daß ich nicht mitkommen kann, ich habe seit drei Wochen keine Nachricht von Hans mir fehlt die Stimmung zu einem solchen Ausslug vielleicht am nächsten Sonntag, rufe doch bitte wieder einmal an!* Inge Hansen hatte den Hörer aufgelegt, sie fühlte, daß ihre Freundin enttäuscht war, und gerade Lotte Bremer war immer so nett und mitfühlend gewesen, aber es ging beute nicht Eben wollte das Mädchen In sein Zimmer zu- rückkehren, als eS an der Tür läutete Vor der von Inge geössneten Tür stand die iunge Post- Helserin, die seit über einem Fahr die Bost brachte und ihren Mann abgelöst hatte, der in Norwegens Fjorden Eurova schützte . Ich habe einen Einschreibbrief für Frau Hellmann! and . . die kleine Frau lächelte verschmitzt — § „einen Feldpostbries für Sie, Fräulein Han- > senk* Neber Inge Hansens Gesicht zog ein! strahlendes Leuchten, heute am Ostersonntag! einen Bries von ihrem Hans, konnte es eine größere Freude geben? In ihr Zimmer zurückgekehrt, setzte sich Inge wieder an das Fenster und öffnete den er- sehnten Brief Hans schrieb wieder in seiner lieben zu Herzen gebenden Art und dann kamen die Worte, die Ne an diesem Tag so erfreuten: „Sollte mein Bries am Ostertag zu Dir kom men, so denk, an die vielen schönen Osterseier tage, die wir zusammen verleben durften Suche dte kleinen verträumten Wege auf. die wir da mals gingen, und freue Dich auch obne mich Kes Tages, der immer einer der innigsten Fei ertage gewesen Ist Auch Ich werde zu Ostern mit meinen Gedanken bei Dir fein'" DaS schrieb HanS Kersten auS der blutigen Hölle des Ostens, er fand inmitten härtester Tage besinn liche Worte sür den Tag der Ostersreude. sür den Tag. der auch ihm und seiner Inge immer so Vies bedeutet hatte. Minutenlang blickte Inge auf die lieben Zeilen aus dem Felde, dann ging sie wieder uf den Gang hinaus, drehte an der Wähl- scheibe des Televhonapparcttes und rief ihre Freundin Lotte Bremer an. Lotte glaubte zunächst falsch zu verstehen. alS Inge ihr nun aus einmal mitteilte, daß sie an dem Spaziergang teilnebmen wolle dann aber merkte man der Stimme der Freundin an wie sehr Ne sich sreute „HanS hat wohl geschrieben?" fragte sie lachend. Inge bejahte, dann fügte sie etwas zögernd hinzu: „Du mußt mir aber die Auswahl des Weges überlasseni" Vom ortmm'5er Am Ostergebrauch spielt das Wasser eine wichtige Rolle; man tropft von dem frühmor gens am Ostersonntag — mancherorts, doch seltener auch am Karfreitag — ins Hau» ge holten Raß etnige Tropfen auf die Flügel der Legehennen, damit st, fleißig Eier spenden das Jahr über. Auch soll eS Geflügel und vier beiniges Vieh ge,nnd und ungezieferfrei er statte», wenn man eine frisch gebrochene, jung begrünte Osterrute ins Osterwasser tauch« und de« Tiere« über de« Rücken streicht Im Weichselland besprengen am Ostersonntag früh die Burschen di» Mädel mit Wasser; dafür er halten sie Ostereier, Brezeln, Schnaps oder der- lei; am Ostermontag vergelten die Mädchen liiesen „Liebesdienst" den jungen Männern; ein Liebesdienst ist e» wirklich, keine Ulkerei Saat man doch, daß solche» Besprengen frisch, froh und arbeitsam mach«. s Damit war dte Freundin sofort einverstan den. Eine Stunde später gingen die beiden Mädchen durch den aufblühenden Frühling. Osterblumen leuchteten auf den Beeten Inge und Lotte schritten die anheimelnden Wege enilang. die Verliebte mit so sicherem Blick zu sinden ver- stehen, und die Gedanken Inge Hansens waren bei dem fernen Geliebten, der mit seinem Herz- iichen Gruß und seinen Wünschen sür die Fei ertage ihr die schönste Oiierireude bereitet batte u Ostern wird aber einmal gefeiert — nicht wahr. Frau Heimgert Ein richiiger Oster spaziergang gehör! zum Fest!" „Wollen sehen was sich «un läßt Eine blanke Wohnung war bei mir auch immer Sitte Samii sich die Lsterjonne vor dem Hin- einschauen nicht zu schrecken brauch«, und do gibt's manches nachzuhoien " Dieses Frage- und Aniwortsptel lies kurz vor dem Fest des Krühlmgs zwischen dem krieasoeriebrien Werkmeister Wilbelm Wein- VNkNMKliLIV «E. Kramer-Maurlttus- (TXas wurde eine ausgesuchte Ostersreude für Mutter Borchert: Vater und Sohn weil ten zugleich daheim aus Osterurlanb Der neunzehnjährige Stammhalier Heinz hatte sich schon von der Ostsront die erste Verwundung geholt; der Vater, der als 99er Jahrgang noch Narben aus dem Ersten Weltkrieg trug, war auS dem Südosten gekommen, wo er als Wachtmeister gegen die Tito-Banden kämpfte Der gefällige Zufall hatte nur die Tochter, die in Ostpreußen ihr Pflichtjahr ableistete, auS dem Spiele gelassen Dafür führten die beiden kleinen Brüder. Jahrgang Sb und 97. Freuden- tänze um ihre Soldaten aus schritten aber draußen aus der Gasse ganz stolz tn gebüh render Haltung zwischen ihnen einher Dir Mutter sand in den letzten vorsestlichen Zu- l rüstungen zu solchem Genuß keine Zeit: über der fraulichen Arbeit strahlten ihre Augen desto Heller. Ei. gab daS ein Hallo, alS am Ostermorgen unter dem Vogelgezwitscher im Gärtlein die Eier gesucht wurden! Heinz durste nicht Ver- stecker. sondern mußte unter den Spürnasen fein, dies hatten sich Fritz und Franz als Ertraspaß ausgebeten, und da es «rocken war. > „robbten" Ke zu dritt sich an die Tarnungen l heran, bet denen es „brannte" Beim gemeinsamen Mahle entstand neues Geplänkel Der alte und der junge Soldat ' sträubten sich gleichermaßen dagegen, mit deu dicksten Bratenstücken bedach« zu «erden, und mußten dennoch hier vie Waffen strecken Zum > Ausgleich bekamen natürlich widerstandslos di» beiden Jüngsten die doppelte Pudding-Ra- tion, während die Mutter beinahe schon vou Zusehen satt zu werd«« schien, wie e» ihren > Lieben fchmeckt«. ! „Wir hatten einen prima Koch", versicherte Heinz, „einen gelernten, aber du könntest dich I bestimmt mit ihm tn «inen Wettkamp« ein- I lassen" , „Die Sazarettküche hat wohl daS meiste zu den runden Backen beigetragen, mein Junge Vaters sind etwa» eingelausen." „Das machen dte Berge, die manchen Schweißtropfen getrunken haben und statt ver Feldküche osi nur vie Muli passieren ließen Aber ich hatte auch mehr zuzuschen als der Junge" „Genau wie Frau Schulte Es ist euch hof fentlich recht - ich habe Vie Nachbarin zum Kaffee eingeladen Sie bliebe sonst ganz allein mit ihren Sorgen um vie Söhne die auch an verschiedenen Fronten kämpfen ' Der Vater unterdrückte eine Bemerkung und nickte beipflichiend In Frievenszeiien war vie Nachbarschaft nicht immer ungetrübt gewesen, und Nankereien zwischen ven Buben waren nicht ansaeblieben aber letzt batten alle D'ng Verstossenes und Gegenwärtiges, einen anderen Maßstab Die Nachmttagssonne schien io warm daß man im len,duftenden Grünen decken konnte, während der Lautsprecher am geössneten Fenster das Gärtlein mit Soldatenliedern er- füllte Beides tat mit manch tröstlichem Zu- spruch auch der Witwe Schulte sichtlich wohl saß die Frau allmählich auftaute Sie brachte das Gespräch aus die serngebliebene Tochter des Hauses und zeigte sich über deren Ergeben ko merkwürdig gut unterrichtet, daß Borcherts er staunt ausschauten. „Mein Albert bekommt doch vo« der Lene regelmäßig jede Woche einen Bries und jede zweite oder dritte ein Päckchen", erklärte die Nachbarin unbefangen und ries damit ein noch größeres Wundern hervor Denn von diesem eifrigen Briefwechsel hatten die Nächsten gar nichts gewußt, und Mutter Borchert konnte nicht über allzu lange und häufige Nachricht ihrer Einzigen klagen Doch Bruder Heinz spitzte alS- »ald ein pfiffiges Gesicht; jedenfalls konnte er -'nem Kameraden nicht gram sein, auch wenn ->r einmal von dem Größeren und Netteren Jungenkeile bezogen hatte, daß die Schwester ihm gut war Und Vater Wachtmeister, den feine Frau scharf In» Auge gefaßt hatte, bestätigte das unausgesprochene Empiinden des Sohnes: „Dagegen läßt sich nichts sagen. Frau Schulte, daß die beiden die Landsmannschaft warm Miler Mcllerk Ü8lörtteulle kine krriilNung am vmeren lagen hold und ver Angelernten Eva Heiniger. die den gleichen Weg aus dem Betrieb"in ihren Vorort hatten Dte geschickte und anstellig» Frau die bereits kurz vor dem Kriege noch jung durch einen Unfall den Mann verloren, hatte arbeitete fett einiger Zeit unter Wein-t hold und da nach Bettctebsschluß ihr Heimziev gemeinsam war. wurde es auch ver Weg Al» dann die Bomben der Terrorslieaer tn ihren« Bezirk gezündet hatten blieb morgens Frau» Heiniger eine Stunde aus und Weinhold kchalK sich schon daß er aus Zettknavvhei« den kleines Umwea um Ihr Han? aekchent hatte Ihr KoML men erhellte kann nach mehr al? sonst keine« Blick unk kle Entschuldigung ergab daß «T außer zerbroch-v-n S-b-iK-m unk Ziegeln eine« eingedrückten ll'sir unk Kem Deckenlocb eines abaelöick>«<-v <u--nkl,->wbr gflmvilich gbaeaanH aen war N»k Kem Kelmw-a erbat er sich zum Beistand k-lls Kieker nach nottue und das wurde mit ^ank ana^n-mmen Nur mubte dis Fran erst 'Kre b-iken Kinder die ^ech?iährigs nnk Ken Tkstnttööriaen an» Kem Kiukeroortem knien Nls kann kle »röktiaen Werkmeisters» könste »uvackt-n bat stck, K-m un--n anch di« G-Ieaenkeit >u etnketnaticher Nlabnuno —- möbrenk er vXl-rtt-b liker kle Heiken Schöps»- strich- nnn ktzeke st" ki- Kleinen auf keinen» Fall iünaer Ker G-k-Kr au^k-tz-n «ankerns mülle ste n»riranen»vaN Ker NSV zur Ver-- sch-chnna ük-ra-ken e?'—- lm>,44-r kie Ihren Kinkern da» st-l-en aeael-en Kake schlitze es koch kanst ank '-Ke eiaene Gekakr batte er bin» rnaekNnf Kie T-an Karandin anch v---lvrochen, sich karein ,n ssiaen nnk olgbatk Ib- eMori ein- gelöst Nnn war freilich aanz allein, gerade Astern Nie» Netz «t-iub^lk »eine Rübe und an« K>stertonnakenk »am er ans keine «prgge deut licher rurück Kake kach am stillen T-eitagk kie ^l-fuk-u ükriaaeknki uw tetzke Kaltstanbs kknren zu ttlaeu nnk kn» lall- tzch «es ant an k-ch e-w- ikee KlnN-n tzNanaem röten werket Ka am ersten Kei»»4--»moraem walle ste anch berat»» — an ka» Gr-b ibr-Ä «nei-nnnnanaern-n w»e aN-nK-li^, *vie»mgll mülle iie an Kem k-lla-l Ke» N-nker? miiae^ Kenten Ke- in weiier T-ru- m" Ken K-meR raken ein K--m-—u»ar-tz ieite <^b Kie B'-tty nnbetcheiken sei lie ans kieiem Garza begleite:» ,n kü-ten» «m-nn er üch knkn-ch N'-bt etwa« Nernnstnttche» Kersch- -e üch-rttch nicht agst kie K---U ,nr "lntwart Warans K-- Nt-rkmeiste« k-nrertta er leb» eb-nt-NZ ,urücka»,na»u und '-bre nnr ab nnk an bei einem ve-b-iraieien Krieg»ka «geraden ein Ker aker über die Feier» taae 'N seiner e-trnntten Srou fahre So stanken lle kenn M'tekn-nker am Oster« mor-en rwilchen Ken Tri-Ken»stätten den i'cht- Kar naken nnk Ken kernen nnnchtboren b«» Keren Ks-s- kach wie ein «Meckruk Ker Glaube! der Znrü-tbfeihenken schw'naen mochte käst nicht mit Knk nnk V"-Ünten ka? setzte War» aekkrochen kekn »»nne sondern e» ein Fort'eb-n in k«r groben G-m-ins-n«'-"»'-"- van Seel» zn Seele geb-n müll» Ob sie anch wenia da von an?sprach-n ko svstrt- kach an» Kem was Von 0>er?en kam Ker eine k»? ankeren Fnb'»n unk Mitemvkinken Gt-ich einer >ar--n Be- stätlouna knkteten vom o-üael die Veil-bm bi« Eva? Nachbarn ibr au? dem elaenen Garte« gesch'nk» batten Jetzt baben aber auch die Lebenden Ihr Rech« Fran s-einiaer W'- werden zuiammeiv in der Nähe fveiken - Marken bade ich ae-^ nüaend kür nn? beide - und Sie könne« Ihren Scmntaqsbratcn zum zweiten Feiertag aussparen —" .... ,» — den Sie dann mit mir teilen müllen "Gern Doch heut- nachmittag kühre 'S Li« an einen kleinen See «m Waldverkteck und 'M paar Ostereier habe ich auch mitaekrocht — zu« Aucbe kür Sie zwischen wklden Veilchen " , ! Bei Aiissührnna keine? B!ane? merkte de« ! Mann, daß die Frau ein lunar? Lachen noch nicht verlernt batte al? sie b-im Suchen de« Eier und danach der eigenen Verkon sich nm« ! schichtig gn der Nase kübrten Dn ch cutte Nach richt von Ken Kwk-rn Moe e» nenbel»bi ,kee auch in erlitten-n ^chicksgl?schtöaen nicht unter» geaanaen die W"b-km de? nöber->n -nvertrant wurden al? da? Baar unter Kem Säuseln ver Fichtenkronen zum funkelnden Waldsee schritt. Auf dem Rückweg forschte Indes dcis Frauen kerz nach den Lebensumständen de? einsamer» Manne» der schon trüb auf sich selbst ange wiesen war Sie danke ibm vieles meinte noch stillem Zuhören die Gefährtin unk sei er eS auch aewöbnt sür dte eiaene Ordnung selbst zureichend zu sorgen, werde eS wohl nicht schaden wenn »in, Frau »inmal Nachschau« und sich nm seine Sachen etwa- kümmere Da wollte Wilhelm gar nicht verwehren So klang dieser Ostergang zu «weit auS. wie er begon nen und wie eS von «»dem zu wünschen bleibt: einträchtig und verwandten Empfinden? da? in tätiger Bereitschaft sich für den Nächsten .gleichwie für da» große Ganz« auSzuwirkeu sucht