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I-64 2 Beilage zum Riesaer Tageblatt. Donnerstag, 16. MSrz ISSN, abends »2. Jahrg. Di« Abreise »o« riaatSpräsideut Dr. Sacha ans Berlin Der tschechische Staatspräsident Dr. Sacha schreitet vor seiner Abreise aus der Reichshauptstadt vor dem Anhalter Bahnhof in Berlin mit Staatsmtnister Dr. Meißner und dem Kommandanten von Berlin, Generalleutnant Seifert, die Front einer Ehrenkompanie ab. Im Hintergründe der tschechische Außenminister, Dr. Ehvalkovsky, mit dem Ches des Protokolls, Freiherrn von Dörnberg. Die dentschen Truppe» i» Prag Am Mittwoch vormittag sind die deutschen Truppen in Prag eingeruckt. — Blick aus Prag mit dem Sradschin und dem Tom. (Weltbild-Wagenborg — M.) Atmdfttnb'Veoarm»« De»tschla«dse«der Freitag, 17. MSrz. 620: Aus Konstanz: Frühkonzert. Das MusiNorpS eines Zusanlerirreaiment«. — 9.«: kleine Turnstunde. — 10.00: Der Deich. Hörspiel von Hermann Wcinreich (Ausnahme.) - 1P20: Deutsche Jugendmeifterschastcn in Stuttgart. — 12.00: Aus Konstanz: In den Domen der Arbeit. Solist: «. Per- mann. Da« Stadttbeaier-Orchester Konstanz. — ,3.15: Aus Konstanz-. Platzkonzert. Da« Musikkorps eine« Infanterie- regiment«. — Einlage: Konstanz al« Garnisonstadt. — 15.15: »enjamino Glgli flngt. (Jndustrieschallplatten.) — 15.10: „Sonne strahlt und Erde lacht.* Iungmädelspiel von Walde mar Bartell. — Anschl.: Programmbinwetsr. — 16.00: Aus Konstanz: Mnfik am Nachmittag. Das Stadtorchcfter Konstanz »ud Solisten. — In der Pause 17.00: Au« dem .Zeitgeschehen — 18.00; Tahiti — erlebtes Märchen. Ein Erlebnisbericht. Erzähl« von Han« Günther Oesterreich. — 18.25: Wer fährt fetzt nach Afrika? Ein Bericht von Louise Diel. — 18.40: Ost- märkische Lieder. Paul Lorenzi «Baritons. Gerhard Puchel! (am Flügel!. — 19.00: Au« Konstanz: Konstanz, die Stadt am See. Hörbilder von Adolf Schumacher. — 20.10: Der ungarische Komponist und Dirigent Ernst von Dohnanyi dirigiert da« «roße Orchester dr« Teutschlandsender«. — I» der Pause: -1.00: Haodn-Ouartttt. Erich Former lieft di« Erzählung von Nob.rt Hobldaum. — 2.1.00; Operette und Tonfilm. Da« kleine Orchester de« Reichssrnders Berlin. (Ausnahme.) — -3.50 bi« 24.00: Ein« kleine Melodie zum Tagesend«. (Jo- duftri«schall Platten > NoichSfenLer Lelpzir Freitag, 17. MSrz 620: Au« Königsberg: Frübkonzert Da« Trompeterkorps «l>»S Reiterregiment«. — 8.90: Ans Köln: Morgrnmustk. Her mau« Hugestro, mit seinem Orchester — 9.90: Strohhalm, Kohl« und Bohne. — 10.00: Da« tickende Herz. Hörspiel um Peter Heulet», de» Erfinder der Taschenuhr. Von Herbert Maruschak. — 10-90: Au« Berlin: Fliegerei, Marine »nd Mo torsport. Unterhaltung im Am« für körperliche Ertüchtigung dar ReichSjugendführuna. — 11.00: Sendepause. — 11-15: Heute vor . . . Jahren. — 11.40: Der Fischereihafen Wescrmünde. — k-PO: Aus Eilenburg: Musik für die Arbeitspause. ES spielt do« Mufikkorps einer Flicgerborstkommandantur. — 1.1.15: An« Saarbrücken: Mittagskonzer«. Das Große Orchester d«S Reichssender« Saarbrücken. — 14.00: Jett, Nachrichten, Börse. Anschließend: Mnstk noch Tisch. «Inlmstricschallplatten.) — «PO: Klima und Leben. — 15.20: Tanzmelodien (Industrie- schallplatten.) — 15.40: Wissen und Fortschritt. — 16.00; Nach- «ttagDkongert. Minni Balzer «Klavier), da« Rundfunk- »chesbs. — 16.0V: Di« Artillerie «n Flottenkamvl, — 18.20: uns Dressen: Sonate kttr Horn und «lavier. Bon Josef Rheinberger (geb. 17. Mär, 1829t. Mar Zimolong «Horn), Karl Maria Pembaur (Klavier). — 18.40: Ahnenforschung Ein« Erzählung von Paul Schumann. — 19.00: Singt und lach: mit uns! Wir wollen sächsische Volkslied«! fingen. — 19.45: Umschau am Abend. — 20.10; Das interesfirrt auch dich! Das Neueste und Aktuellste in Wort und Ton. .91. Große Leipziger MonatSschau. — 22.90: Tanz und Unterhaltung. Kapelle Otto Fricke. - 24.00 bis .9.00: «ns Frankfurt: Nachtmusik. Oberstleutnant Jost: Rekruten wurden zu Soldaten ndz. Berlin. Im Hinblick auf die bevor stehenden Tage der Rekruicnbcsicbtigung, mit der die Emzelau» bildung einen ersten Abschluß findet, um der Berbands- ansbildung Platz zu machen, find Ausführungen von be fonderem Intereste, die Oberstleutnant Jost in der vom Oberkommando der Wehrmacht herauSgeoebenen Ieitschrrit „Die Wehrmacht" über den Sinn und Nutzen des Trills macht. Darin fcknldert er zunächst den svstematischen Ab laus der militärischen Ausbildung, als deren Folge die Körper der jungen Männer nun beherrschter, die (Gelenke und Muskeln geschmeidiger geworden sind. Befriedigt finde der Kommandeur in Ken Kurven der voni Ba- »aiilonsärzt geführten Gewicdtslistcn die alte Eriabrung bestätigt, daß die Rekruten in den ersten Wochen durch schnittlich einige Kilo „Speck'' verloren und dafür in den folgenden Monaten eine größere Anzahl von Kilo „Kraft" eingetauscht kabeu. Der Begriff des „Teilleus" und der ihm verwandte des „Schleifens" hätten manchmal einen unangenehmen Beigeschmack. Streng genommen zu Unrecht. Beide Begriffe leiteten ihre Herkunft aus dem Handwerklichen ab. Eine rohe und unsertigc Materie mnsfe „gedrillt" und „geschlissen" werden, um sinnvoll und nützlich zu wirken. Im bürgerlichen Leben werde auch gedritli und geschlissen. Es gebe keinen Berus, der nicht eine «Rekrutenzeit" kennt. Und je mehr die Technik in das menschliche Leben eindringe, um so wichtiger sei der Drill. Alle Rationalisierung, jede Arbeit am lausenden Band, icder neuzeitlich durchorganisierte Betrieb sei obne geistigen und körperlichen Drill undenkbar. Was der Neuling im Rekriltrnbalbiahr aus dem Kasernenhof, im Unterrichtsfach und aus dem Standorts Ucbungsvlatz in der Einzelausbildung lernt, müsse er im folgenden Som mer in freiem, unbekannten (Gelände in der Berbands- ausbildung neu lernen und vertiefe», bis es dann im zweiten Dienstjahr in „Fleisch und Blut" sitzt. Es >ei der Weg vom Lehrling über den Handwerker zum Mei ster und Künstler. Deutsche Bauten sprechen zu deutschen Soldaten Unsere Truppen kommen in diesen Tagen in tschechische Städte, in denen nur gelegentlich -entich gesprochen wird: aber in diesen Städten werden unsere Soldaten manches finden, was sie an ihre urdeutschc Heimat erinnert: Bürger, Häuser mit den malerischen „Lauben", wie sie in Süd deutschland heimisch sind: oder Rathäuser und .Kirchen, die ein durchaus deutsches Gepräge tragen; oder auch einzelne Adelspaläste, die eben io gut in Würzburg oder in Dresden siche» könnten. Tas geschieht nicht, von ungefähr. Fan alle Städte Böhmens und Mährens r- soweit cs sich nicht um ganz moderne Industriesicdlungen handelt — sind deut schen Ursprungs, haben unter deutschem Siadtrecht gelebt und besaßen ein deutsches Bürgertum, denen steinerne Bau ten sprechen, auch wenn die Erbauer selbst längst nicht mehr sind. Ta ist in kolin die St. Bartholomäus Kirche aus dem 10. Jahrhundert, die noch an der Wende vom roma nischen zum gotischen Stil steht: da hat in dem benachbarten Kuttenberg der berühmte Peter Parker aus Schwäbisch Gmünd die herrliche gotische Barbarakircke mit dem Geld der reichen Bergknappen erbaut, die hier einmal nach Sil ber schnrsten. Nebenbei: Als hier die Erzlager erschöpft waren, zogen zahlreiche der Bergknappen in das Erzgebirge und trugen hier aus böhmischer wie aus sächsischer Seite zum Aufblühen des Bergbaues bei. Eine Reibe von Städte» wie Tcuiichbrod. königgräp oder königinbos wurden in der Hulsitenzeit dauernd tschechinert; die meisten Stadt« aber verfielen diesem Schicksal erst seif 60 oder 80 Jahren, als sie infolge der Industrialisierung Iuzng erhielten und das alkcingcsenene deutsche Burgertum entweder an di« Wand gedruckt wurde oder in der Zeit der damaligen nativ nalcn Inninktlosigteit die tschechische Sprache allmablich übernahm. Veitspruch sür 17. März 1949 Man soll nicht bloß handeln, sondern es auch mit der Zuversicht tun, als hänge der Erfolg lediglich von einem selbst ab. Wilhelm v. Humboldt. *»>sct man vuan Isanckan «1»« kaga« KOt kstvaa^rama gapllayts blau« owck un<1 dtaitr« Hst» ran unck saaebmaickty. Ulltl 6ie Oernot-Kude» «om»a vr» Ll.88 e»«t>t»»s>u«», vsuvs,« lomoi» v»-m. k. Uovrels»«, Vas Las,»« lZSsko») «I „Eie will dir einen Besuch machen, Mutti!" sagte Bernd und hatte blanke Lugen. „Tie ist sehr lieb, Mutti, sie wird dir sicher gefallen." „Ihr wart drüben?" Ekkehart» Gesicht war flammendrot geworden. „Und ans mich habt ihr nicht gewartet? Pfui . . da, war gemein!" „Ra, na, na ... gestritten wird nicht, fönst erfolgt Redeverbot", mischte sich der Baker «in. Aber seltsam, heute klang feine Stimme nicht so streng, er lachte sogar «in paar Mal laut und herzlich über den Bericht seine. Jüng sten, der noch ganz erfüllt war von seiner staubsaugerischen Tätigkeit. Es wurde ein fröhliches Mahl. Frieda, di« den zweiten Gang auftrug, traute kaum ihren Augen und Ohren und beeilte sich, die Neuigkeit in der Küche zu erzählen. Dir heitere Stimmung hielt an, sie übertrug sich auf all« Bewohner des Hauses. Die Buben nahmen st« mit in ihr Zimmer hinauf, wo Ekkehart di« Brüder bestürmt«, nun sinmal alles ganz richtig und der Reihe nach zu erzählen, während Gernot auf seine Mittagszigarre verzichtete, seine Frau in ihr Zimmer geleitete und sie sorglich auf di« Touch bettete. Frau Agnes griff nach seiner Hand und schmiegt« ihre Dange in sie hinein. „Bleib' noch ein wenig bei mir, Friedrich, es geht heut« so viel Kraft und Frisch« von dir aus. di« mir wohltut. Wäre ich doch noch so jung und so gesund wie du!" „Du bist doch noch jung, Agnes, und du wirst auch wieder gesund werden, glaube es mir. In vierzehn Tagen führst in» nach Nauheim, vr. Abendroth hat mir eine sehr tüchtige und zuverlässige Pflegerin empfohlen, di« dich be gleiten soll, und sobald sie frei ist, reist ihr." Frau Agnes drängte sich näher an ihn, und Gernot fühlt«, daß sie zittert«. s „Ich habe Angst vor dieser Reise, Lieber. Manchmal, wenn ich so allein bin und über mich nachdenke, dann komme ich mir nutzlos vor. Ich bin ja nur noch ein Schatten. Da habt ihr von mir? ... Rur Rücksicht müßt ihr auf mich nehmen, und ich kann nicht mehr glauben, daß ich wieder gesund werde." „Aber Kind, wer wird so mutlos sein?" Gernot strich zart über ihr Haar, das sehr dünn ge worden war und die stumpfe Farbe der Kranken hatte. „Es wird alle» gut, du mußt nur gesund werden wollen und nicht so timbe Gedanken haben." „Die kommen von selbst, Friedrich. Du weißt ja nicht, wie da» ist, wenn das Herz so angstvoll schlägt und der i Körper kein« Kraft hat. Du bist gesund, du kannst schassen! Ach, manchmal fürchte ich, es ist mir nur noch eine ganz ! kurz« Frist gegeben, daß ich bei euch sein darf, und dann s überfällt mich eine heiße Sehnsucht nach eurer Nähe, eine wahre Gier, euch bei mir festzuhalten, euch kein« Stund«, keine Minute von mir zu lassen." So ist das also, dachte Friedrich Gernot, «ährend seine Recht« die schmale, unruhige Hand seiner Frau fester um- schloß. Ja, so mußte es wohl sein, wenn man fühlt«, daß die Kräfte »schließen, daß da» dunkle Tor immer näher rückte... Lieber Gott, wie egoistisch war er gewesen! Wie wenig hatte er über Agnes nachgedacht und nicht empfunden, womit si, sich quälte. Last waren ihm ihre Leiden gewesen, ihre Bitten, sie doch nicht so viel allein zu lasten. In dieser Stunde schämt« er sich vor seiner Frau und vor sich selbst. Und dann brachen ein tiefe» Erbarmen und der heiße Wunsch in ihm auf, gutzumachen, da» Versäumt« nachzuholen, solange es noch nicht zu spät war. Innerlich aufgewühlt von dem, was eben in ihm vorge gangen war, beugte er sich über die Krank«, schob seine Hände unter ihren Körper und zog sie in seine Arm«. So hielt er si« eine Weile eng an sich gepreßt und sprach weich«, behutsame Worte über ihrem Gesicht, voller Trost und Hoffnung. Seine Stimme schwankte nicht ein einzige» Mal, fast schien er selbst daran zu glauben, was er sagte. „Du bist wirklich zu viel allein gewesen, Agnes, das soll >etzt anders werden. Ich werd« mich, solange du noch bei un, bist, mehr von der Arbeit befreien, und wenn Frau Rühl« dir wirklich «inen Besuch macht, so ergibt sich daraus viel leicht ein angenehmer Umgang für dich, der dir die Zeit meine» Fernseins kürzen hilft. Die Jungen sind ja ganz begeistert von ihr." Friedrich Gernot lachte wieder, nun er an seine Buben dachte und an die fröhliche Unterhaltung bei Tisch. „Es war heute wirklich nett beim Esten ... ja, es muß alles anders werden, auch mit den Kindern." „Sie sind dir ganz offen, Friedrich, du hast sie nur ein wenig durch deine Art eingeschüchtert, du hattest auch sür sie keine Zeit." Frau Agnes sagte es sehr schüchtern und war in Sorge, daß er nun wieder aufsahren, sich unwillig verteidigen würde, aber Gernot stimmte ihr zu. „Ich weiß ... ich habe über der drängenden Arbeit und über den neuen Plänen manches versäumt. Aber es muß ein Weg gefunden werden, um alles miteinander zu vereinen. Hab« nur Vertrauen zu mir, Agnes, es wird alles wieder gut werden." Als Gernot ging, nahm er das Bewußtsein mit, sein« Frau ruhiger und getrösteter zu wissen als bisher. Ja, es war etwas wie eine neue Lebenshoffnung in ihr ausge- kelntt, und si« lag nun ganz still und lächelte. So liebevoll, so innerlich aufgeschlossen und bereit war Friedrich schon lange nicht mehr gewesen. Vielleicht wurde wirklich alles gut, sie wollte es so gern glauben. Sie wollte nun auch die Buben wieder mehr zu sich heranziehen. Gewiß war sie zu empfind sam gewesen, zu ängstlich mit sich selbst? Die heutige froh« Mittagsstunde und die Aussprache mit ihrem Manne hatten ihr neue Kraft und Zuversicht gegebe,