Volltext Seite (XML)
Riesaer Tageblatt P«stfcheckkbntae »««dm 1580 Sinkaffer «es« Nr. 5» Drahtanschrift, La-eblatt Mrs« Fernruf 1287 Postfach Nr. 52 «ud Ausriger <Elbkblatt mü> Atyrtzaj. Liese Zeit«»« ist da» zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen dH» «»»»Hauptmann» DU Großeuhatu behördlich bestimmt« Blatt und enthält amtliche Bekanntmachung«» de» Finau-amte» Vies« und de» Hauptzollamte» Metbeu J-S4S Montag, 17.Oktober 1938, abend» »1.Jahr,. Da» Rieiaer Tageblatt erscheint irden Laa abend» V,« Uhr mit «»»nähme der Sonn- und Festtage. Bezugspreis, bet Vorauszahlung, füreinen Monat 2 Mark, ohne Zustellgebühr^ durch Postbezug RM. 2.^ einschl. Postgebühr lohne Zustellgebühr), bei Abholung in der Geschäftsstelle Wochenkarte <8 aufeinanderfolgende Nr.) 55 Pfg Einzelnummer 15 Pf«. Anzeigen für die Nummer Le» Ausgabetage» sind bi» 10 Uhr vormittag» aufzugebenr «ine Gewähr für da» Erscheinen an bestimmten Tagen und Plätzen wird nicht übernommen. Grundpreis für bi« gesetzte 48 mm breite mm.Zetl« oder deren Raum 9 Rpf.. die 9V mm breite, 8 gespaltene mm.Zeile im Textteil 25 Rpf. lGrunbschrtft: Petit 8 mm hoch). Ztffergebühr 27 Rpf., tabellarischer Satz 50'/. Aufschlag. Bet fernmündlicher Anzeigen-Vsstellung oder fernmündlicher Abänderung eingesandter »n-eigentexte ober Probeab-üae schließt der Verlag die Inanspruch nahme an» Mängeln nicht drucktechnische» Art au». Preisliste Nr. 4. Bet Konkurs oder Zwangsvergleich wird etwa schon bewilligter Nachlaß hinfällig. Erfüllungsort für Lieferung »ud Zahlung und Gerichtsstand ist Rtesa Höhere Gewalt, Betriebsstörungen )»sw entbinden den Verlag von allen eingegangenen Verpflichtungen Geschäftsstelle: Riesa, Goethestraße »s. » ' ' ' ... (5cderI-V»,,iid»rrHI.) Ander Aranrois-Vomet Wenn die französische Regierung Daladier ihren zur Zeit zweifellos bedeutendsten Vertreter im Ausland von Berlin nach Rom dirigiert, nachdem er acht Jahre lang mit unverkennbarem Erfolg der diplomatischen Mission Frank reich» in Berlin als Ehcf vorgcstanden hat, dann gebt daraus hervor, daß die französische Regierung ihrer An. kündigung einer Regelung des Verhältnisses zu den autori tären Staaten die Tat folgen lassen will. Francois Poncet, am 13. Juni 1887 in Provins geboren, zurzeit also 5l Jahre alt, erschien seinerzeit für den Ber liner Botschafterpostcu wie geschaffen. Ter frühere Professor an der berühmten Pariser Universität, der Sorbonne, hatte seine Studien außer in Paris selbst nur an dentschen Universitäten, nämlich in München, Heidelberg und Berlin absolviert, hatte ein gescheites Buch über Goethe und ein Buch .Ec gue pense la Jennesse allcmande — Was die deutsche Jugend denkt" geschrieben und hatte Teutschland während seiner Studienzeit aus zahlreichen Reisen gut kennen gelernt. Wer jemals mit Francois-Poncet ins Ge spräch gekommen ist, wie der Schreiber dieser Zeilen, staunt nicht nur über die völlige Beherrschung der deutschen Sprache, wie man sie selten hört, sondern auch über die außergewöhnliche Belesenheit in der deutschen Literatur und über die Kenntnis des deutschen Geisteslebens an einem Mann, der seinem späteren Hanptarbeitsgcbiet nach eigentlich WirtschastSpolitiker war. Im Weltkrieg kämpfte er als Kompanieführer, wurde dann wegen seiner bedeutenden Sprachkenntnisse in das »Zweite Büro", die Abteilung für Spionage im französi schen Generalstab, versetzt, war Delegattonsmitglicd aus der Konferenz in Eienua, französischer Pressechef bei der Ruhr besetzung, ab November 1928 unter Poincar» Unterstaats sekretär für schöne Künste und im zweiten Kabinett Tar- dieu Unterstaatssekrctär für Volkswirtschaft. Im Mai 1981 trat er bei den Ratssitzungen in Genf in wirtschaftlichen und außenpolitischen Fragen für sein Land so in den Vordergrund, daß er als Nachfolger Brtands am Quai d'Orsay genannt wurde. Am 22. August 1931 wurde er jedoch als Nachfolger de MargerieS aus den Berliner Bot schafterposten gesandt. Schon damals betonte er in seiner Ansprache seinen zweifellos nicht formellen, sondern auf richtigen Wunsch nach einer Zusammenarbeit -wischen Deutschland und Frankreich. Andre Francois-Poncet ist während seiner Berliner Amtszeit in anerkennenswerter Weise bemüht gewesen, für jeden Wunsch praktisch zu arbeiten. Der Botschafter hat gerade in den letzten Jahren sehr bedeutsam« Mission«« zu erfüllen gehabt. Wir erinnern in diesem Zusammenhang nur an das berühmte Gespräch zwischen Lem Führer und dem Botschafter vom 11. Januar 1SS7 nach dem Neujahrs empfang des Diplomatischen Korps, als Adolf Hitler mit einer knappen Erklärung die wüste Hetze gewisser fran zösischer Blätter wegen einer angeblichen Besetzung Spa- nisch-Marokkos zu Fall brachte. Der Botschafter setzte sich sofort mit seiner Regierung in Verbindung und trat nach drücklich für die Erklärung des Führers ein. Der Bot schafter gehörte seit den Münchener Besprechungen be kanntlich dem Internationalen Ausschuß für die Regelung der Sudetenfrage als Vertreter Frankreichs an. ' Mussolini verschiebt Turin-Reife )l Rom. Die amtliche italienische Nachrichtenagentur teilt mit, daß wegen der noch nicht völlig geklärten tnter- nationalen Atmosphäre der Duce seine für diese Tag« vor gesehene Reise nach Turin auf kommende» Jahr verscho ben hat. London zahlt 10 Millionen Pfund Dorschuh an die Tschecho-Slowakel )t London. Wt« amtlich bekanntgegeben wird, hat hi« britische Regierung die Bank von England ersucht, der Tschecho-Slowaket al» Vorschußzahlung der jüngst verein barten Anleihe sofort 10 Millio««« Pfund zur Verfügung zu stelle» be- der dem sal« Ge. Härtere Strafe« «ege« Verkehrssünder Derkehrsunfallziffern noch immer bei 8000 Toten und 17500V Verletzten — Die Hauptschuldigen sind die Kraftwagenlenker — In Zukunft »yird ihnen die Lust aus den Pneumatiks gelassen Um nur den ersten Fall — Nichtbeachteu der Vorfahrt — hvrauszugreifen, sei angeordnet worden, daß für ein zelne, besonders gekennzeichnete Kreuzungen zur Gewäh. rung der Vorfahrt nicht nur wie bisher .mäßige Ge- schwinöigkett" einzuhalten, sondern bis -um Stillstand an- -»halten ist. Erft wen« sich der Fahrzeagsührer davon überzeugt hat, daß sich eia vorfahrtberechtigtes Fahr-««» nicht nähert, darf er feine Fahrt fortsetzen. Die Kenntlichmachung dieser »Ltopftraße« erfolgt durch ein neues Verkehrszeichen .Halt, Vorfahrt ans de, Hanptftraße achten!" Dieses Zeichen wird noch zusätzlich u. a. durch einen roten Ouerstrich auf der Fahrbahn an gezeigt. Um aber den bisherigen polizeilichen Vorschriften einen größeren Nachdruck zu verleihen, die Beachtung der Vorschriften unter allen Umständen sicherzustellen und da- mit die ttnfallzisser herabzudrückcn, würden neue Anord nungen erlassen. Da die Straf« für den Verkehrssünder fühlbar sein muß, wurden die Polizeideamten angewiesen, in geeigi neten Fällen ans der Straße die Last aas der Vereisung der Kraftfahrzeuge abzulajsen. Dies sei anch für den Rei chen eine fühlbare Strafe, bei der er Gelegenheit habe, bei der Montage der Ersatzreifen oder beim Auspampen der leeren Reifen über sein vorschriftswidriges verhalte« nachzadenken. Eine weitere wirksame Maßnahme bestehe im verbot der Ansübnng der Fahrerlaubnis für die Taner einer Woche bis zn drei Monaten, ohne daß die Voraussetzungen zu einer Entziehung der Fahrerlaubnis auf unbestimmt« Zeit gegeben seien. In diesen Fällen werde der Führer schein vorläufig abgenommen. Schließlich werde an der Eintragung von Strafen in den Führerschein scstgchaltrn. Um die Polizeiorgane zur Beaufsichtigung des Ver kehr» in breitester Fron« ein,«setzen, sei angcordnet wor den, daß alle Polizeivollzugsbcamten und Sachbearbeiter aus Fahrten, die sie im und außer Dienst, in Uniform oder Zivis. in Dienst- oder privaten Kraftfahrzeugen auSsübren, ständig den Straßenverkehr zn beobachten haben. Bei Ver letzungen habe« die Beamten sofort einznschreiten. ES könne sich dabei keinesfalls um eine schikanöse Behandlung der Verkehrsteilnehmer drehen, denn eS handele sich bei der strengen Handhabung um nicht» anderes als nm das Bemühen, die erschreckenden Zahlen von jährlich 800p Toten und 175 000 verletzten wenigsten» zum Teil herab- »»drücken. )l Berlin. Ter Ehef der Ordnungspolizei, General Dalnege, hielt vor Vertretern der Presse am Sonnabend einen Vortrag über den Stand der Nerkehrsunsavbekämp» sang. Er führte aus Grund genauer Statistiken aus, daß die Unsallzisser noch lange nicht in einem Maß« abge nommen habe, die zusriedenftellend sei. Im Jahre 1988 habe es bei rund 2475MO Kraftfahrzeugen rund 267 000 Unfälle gegeben. Im nächsten Jahre habe sich der Bestand der Fahrzeuge um ungefähr 875 000 erhöht, ohne daß die Unsallzisser diese Erhöhung mitgemacht hätte. Sie sei im Gegenteil um rund 1000 gefallen. Im Jahre 1938 sei neuer lich eine Erhöhung der Kraftfahrzeuge um ca. 890 000 auf insgesamt 8 242 000 zu verzeichnen gewesen. Tie Unsall- -isfer aber habe trotzdem die Grenze des Jahres 1936 nicht überschritten, was immerhin bemerkenswert sei, weil gegenüber diesem Jahre fast 800000 Fahrzeuge mehr im Verkehr gestanden hätten. Wenn diese Entwicklung auch nicht vngünstig sei, so könne sie doch keineswegs befriedigen. Tenn e» bleibe die Tatsache bestehen, daß es alle Jahre wieder 8999 Tote und rnnd 175 609 Verletzte infolge von Rerkrhrsuusällen geb«. Die Herabdrückung der Totenzisfer um etwa 800 im Jahre — die man zuletzt auch noch verzeichnen konnte — macke im Verhältnis zu den erschütternd wirkenden großen Zah len wenig an». Wenn man im Kamps gegen diese Zissern Erfolg haben wolle, so müsse man nüchtern eine neue Statistik betrachten, nämlich die Ausstellung über die Ursachen der Unfälle. Tadel zeige es sich, daß die Hauptschuld den Lenkern der Kraftfahrzeuge zusalle. Sic seien in 75 v. H. aller Un- glückssälle der schuldtragende Teil gewesen, während die Radfahrer mir in 9 p, H. und die Fußgänger, gleichgültig ob Mann, Frau oder Kind, nur in 8 v. H. die Schuld am Unfall trugen. Ter Rest des prozentualen Schuldanteils sei aus andere Umstände zurückzusühren. Es liege daher ans der Hand, daß vor allen Dingen eine entsprechende Erziehung der Kraftfahrer durch polizeiliche Maßnahmen zu erfolgen habe, um die Unsallursachcn möglichst zu sritigen. Die überwiegenden Unsallursachen ans verschulden Krastwagcnlenker setzten sich wieder in erster Linie ans Nichtbeachten der Vorfahrt <25 v. H.j, dann aus dem schen Ueberholcn <15 v. H ), ferner ans übermäßiger - fchwindigkeit <18 v. H.) nnd schließlich ans falschem Ein biegen <12 v. H.) usw. zusammen. Vlutigee Sonntag k» Palästina 6000 Mann Verstärkung für die britische Garnison )< Jerusalem. Selbst drakonische Strafen und Maßnahmen der englischen Mandatsbehörden können die unaufhörlichen schweren Zwischenfälle in Palästina nicht etnschränkcn. Auch dieser Sonntag stand wieder im Zeichen zahlreicher blutiger Zwischensälle, von denen sich nur ein Teil bis jetzt übersehen läßt. Unter den Schienen der Bahnlinie bei Gaza wurde eine Mine zur Explosion gebracht. Das britische Militär, das die Bahnlinie bewachte, eröffnete das Feuer und tötete drei Araber. Zwei Araber wurden scstgenommen. Auf der Straße von Jerusalem nach Jaffa wurde ein britischer Ge freiter in einem Fcuergesecht zwischen einet Militär- Patrouille und arabischen Freiheitskämpfern verletzt. Drei Araber wurden hierbei erschossen. Die englische Oellinie ist wiederum zerstört worden. Im Lande sind zahlreiche Brandstiftungen wieder zu verzeichnen. In der Altstadt von Jerusalem hält die Hochspannung an. Dort sind Schießereien und Bomben würfe an der Tagesordnung. ES wurden dabei eine ganze Reihe Todesopfer und Verletzter verzeichnet. Ein Araber wurde von einem jüdischen Polizisten erschossen. In An betracht der augenblicklichen Lage sind die Deutschen aus der Altstadt Jerusalems vorläufig in ein anderes Viertel der Stadt übergesiedelt. — Der hohe Kommissar wieder im Land In Jassa wurde ein' Araber von unbekannten Tätern erschoßen. , Das Militärgericht verurteilte in Haifa vier Araber znm Tode. Obwohl nur einer davon Anfang September einen Feuerübcrfall auf einen jüdischen Laden in Tiberias verübt hatte, wurden auch die drei anderen Araber, die mit dem Täter zusammen in einer Taxe betroffen worden waren, mit zum Tode verurteilt. Unweit der Polizcista- tion Ramlch soll angeblich ein Araber einen englischen Polizisten zu erschießen versucht haben. Britische Truppen durchsuchten daraufhin die Stadt und verhafteten 3M Ara ber. Ueber Ramleh wurde ein durchgehende» Ausgch- verbot verhängt. Zu den Orten mit Ausgchverboten zählt auch die Jerusalemer Altstadt seit Sonntag. Die englischen Truppentransportschisfe „Ncuralia" nnd »VaSna" landeten im Hasen von Haifa 2400 englische Ossi- -ziere und Soldaten. Sie kamen aus Malta und Aleran- drieu und wurden nach verschiedenen LandcSteilcn gelegt. Damit sind innerhalb einer Woche rund 6000 Pdann Ver stärkung für die britische Garnison in Palästina ein getroffen. Der britische hohe Kommissar ist am Sonntag auf dem Flugplatz Kalandia bei Jerusalem von seiner Reise noch London wieder eingetrosfen. Die Ankunft wurde durch einen Motordefekt in Marseilles verzögert. 2000 Amerikaner in Rotspanien gefallen Dies-Ansschnß prangert die Anwerbungen in USA. vergeblich an )< Neunork. Die Nachforschungen amerikanischer Behörden haben ergeben, daß bisher nicht weniger als 2999 Amerikaner in Rotspanie« gesallen sind. Obwohl vor dem Dtes-Untersuchungsausschuß die ge setzlich verbotene Anwerbung von Freiwilligen für die rot- spanische Front wiederholt angeprangert wurde, ist gegen die bloßgestellten Organisationen bisher nichts unter nommen worden. StandreAt in Kanton 599 999 flüchteten bereits ans der Stadt )s Tokio. Nach einer Pressemeldung aus Hongkong ist in Kanton das Standrecht erklärt worben. ES wurden gleichzeitig einige Notmaßnahmen getroffen Es wurde ein Bersammlnngsverbot erlassen, die LebenSmittelkontroKe «inaekübrt. ferner erhielten die chinesischen Behörden Voll machten zur Durchsuchung privater Wohnungen und Hotel» zur Schaffung von Unterständen zum Schutze der Ein wohnerschaft und zur Zerstörung von Privathäusern zu militärischen Zwecken. Einer heute Montag etngetroffenen Meldung zufolge haben bereits 599 999 Personen Kanton verlassen und sind ins Hinterland geflüchtet. Sämtliche Telefon« und Telegrafenleitungen in Palästina zerstört Di« Taktik der Freischärler )l Ifrusalem. Seit Freitag abend ist Jerusalem ohne jede Telefon- und Telegrafenverbtnbung nach aus- NsärtS, da alle Leitungen im Lande durch Sabotage zerstört wurden.: Aus dieser fortwährenden verstärkten Zerstörung der Lettstngen sowie auch der Landstraßen geht die Absicht der Freischärler hervor, die Operationen des Militärs zu erschweren, durch gleichzeitige Feuerüberfälle in verschiedenen LaudeStetlen die Truppen überall ,u beschäftigen und so den geschlossenen Einsatz an einer Stelle »u verhindern.