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Riesaer Tageblatt S1. Jahrg. Montag, IS. Dezember 1938, abends ^!2SS Lrahtanschrifti Tageblatt Riesa Fernruf 12S7 Postfach Nr. ö» Pastscheckkont« Dresden 15LS Gir »kaffer «esa Nr. ST «nd^h^un^und Ger"chGstaÄ Höhere Gewalt, Betriebsstörungen usw entbinden den Verlag von allen eingegangenen Verpflichtungen Geschäftsstelle: R.esa, G-eGestrak^S. «»d Anseiger sLlbcklM Md Ächriger». Diese Zeitung ist da» zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen de» «mtShaupttnann» a» Vrobeubain behördlich bestimmt« Blatt und enthält amtliche Bekanntmachungen -e» Kinauiamte» Riesa uud de» Hauptzollamte» Metbeo Spanien, eine Macht van morgen Alle Kenner Spaniens sind sich darüber einig, daß am Ende des gegenwärtigen Bürgerkrieges ein ganz neues Spanien stehen wird. In diesem Lande, in dem die Tradition eine so graste Rolle spielt, daß wirkliche Refor men nur schwer durchzusetzen waren, wird die Nachwirkung des gegenwärtigen Geschehens ebenso groß sein wie in manchen anderen europäischen Staaten die Folgen des Weltkrieges gewesen sind. Das größte Verdienst des Ttaatsch-fs General Franco ist neben der Niederzwingung des bolschewistischen Snstems die Schaffung eines m o d e r n e n H e e r e s. Das gewaltige Risiko Francos hat darin b-'st 'n^en, daß er die Fahne der Erhebung ergriff, ohne mit Sicher c t aus größer- Trupp n- mengen rechnen zu können, außer den schwachen Kräiten, die aus Marokko zu ihm stießen. In harten Kampfiahr.» hat der E)eneralifsimus seine Heere aufgebaut und im Kriege geschult. Zahlenmäßig stellt die nationalsvanische Armee heute einen beachtlichen Faktor dar, so daß die Heimreise der italienischen Freiwilligen die Kampfkraft nicht geschwächt hat. Die Ueberlegenheit der Luftwaffe steht ebenso sest wie diejenige der Marine. Mit großer Umsicht erfolgt der innere Umbau des Landes. Damit soll nicht gewartet werden, bis der lebte Schuß gefallen ist. Es wäre wohl denkbar, daß das Ende des Bürgerkrieges zu einer Erschlaffung der Energien füh ren könnte, die sich heute so erfolgreich entfalten. Daher wird das Eisen geschmiedet, solange es heiß ist. Daß die Probleme hier vielfach anders liegen als in modernen Industriestaaten, ist offenkundig. Svanicn ist nun einmal noch ein Gemisch Vers chiedcnerwirtichaftlicher Entwicklungsstufen. Auf der einen Seite stellt der Großgrundbesitz mit der Gefolgschaft abhängiger Pächter nnd Landarbeiter, in andern Landschaften gibt es neuzeit liche Industriewerke und Hafenstädte, dazwischen liegen nnendlich viele Formen des UeberganneS: Bauernland in manchen Provinzen, Bergwerke in Asturien, überall viel kirchlicher Grundbesitz. Eine Sozialpolitik war früher nirgends richtig entwickelt. Das Land ist groß und reich genug, um den natio nalen Kamps mit eigenen Mitteln zu führen. Es besitzt genügend Lebensmittel, es verfügt über Erze zum Austausch für die Einfuhr von Kriegsmaterial. so hat Francs die Währung gehalten, obwohl die Raten über den Goldbestand der Nationalbank verfügen (den sic zum größten Teil schon verbraucht oder verschoben haben». Der Neubau der Verwaltung ist im vollen Gange. Zunächst hat Franco das Land von Kommissionen regie ren lassen, seit Jahresfrist hat sich aber ein neu r Regie rungsapparat berausgcbildct. Die innere Verwaltung liegt dabei in den Händen des Ministers Ramon Serrano Suner, der ein Schwager des Ttaatschefs ist. Er gehört zu denjenigen Politikern, die von der roten Revolution ver haftet wurden und nur durch Zufall der feindlichen Kugel entgingen. Er ist gegenwärtig dabei, eine Lokalverwaltung und ernen Ansbau der Provinzen zu organisieren, der die unteren Ausgaben siclkerstellt, aber die Bindung zur Zen tralregierung aufrecht erhält. Die Träger dieser neuen Verwaltung sollen zuverlässige Anhänger des neuen Staa tes sein. Die Prägung eines neuen Staatsgedankens ist für ein stark individuelles Land, wie Spanien es früher war, von der größten Bedeutung. Es ist erinnerlich, daß bei der Erhebung der nationalen Kräfte ganz verschiedene Elemente zusammenwirkten: Anhänger des korporativ.'« Staates, Traditionalisten» Rovalisten, die Anhänger der Falange als Verfechter der nationalen und sozialen Neuge staltung, dazu Vertreter der Kirche, des Adels, der Jugend aller Richtungen. Am 4. August 1937 erfolgte die Samm lung der hauptsächlichen Kräfte auf Grund des Programms der nationalen Einheitspartei, der eigentlichen -Staats partei des neuen Spanien. Wehrmacht, Partei und Staat finden sich hier zusammen, um das neue Fundament zu bilden. Der Wilke, der Arbeiterschaft dabei den gebührenden Platz einzuraumen, ist vorhanden. Die sozialen Richt- festgelegt durch die soziale Ordnung vom 30. Oktober 1933. Darin finden sich schon starke Ansätze zu einer durchgreifenden Besserung der Arbciterverhältnisse. Das Gesetz vom 9. März 1938 hat das Verhältnis zwischen Kapital und Arbeit iveiter ausgebaut und das Recht auf Arbeit festgclegt. Die Fürsorge für die Landbevölkerung steht un Vordergründe. Für das Schulwesen sind weitgehende Bestimmungen getroffen, die Gesundheitspolitir, die Wohnungsfrage und die Bevölkerungspolitik sind nicht vergessen. Mit diesen Problemen wird ein Land wie Spanien, das sowohl in der Monarchie wie unter der Republik sozialpolitisch rück- ständig war, sich noch viele Jähre beschäftigen können. Für die Gegenwart hat sich die soziale Arbeit der Frauen als sehr segensreich und auch als propagandistisch wir kungsvoll erwiesen. Die Aktion der sozialen Hilfe, dir allen zerstörten oder eben erst den Roten abgenommenen Ortschaften sofort einsctzt, ist in erster Linie em Werk der grauen. Uebrigens ist für die Frauen die se chs m o n a- trge soziale Dienstpflicht eingeführt. Für ein Land wie Spanien, in dem das junge Mädchen bisher möglichst in der Verborgenheit des .Hauses leben sollte, ist das eine einschneidende, aber kennzeichnende Neuerung. Spanien gleicht einem Manne, der das Schwert in der einen, die Maurerkelle in der anderen Hand führt. Es kampst und arbeitet. Der wirtschaftliche Ausstieg der zwei Drittel des Landes, die auf das Wort Francos hören, ist unbestreitbar. "b» kein Halder Sieg sein, der erfochten wird. Es »st mehr noch ein Kampf der Idee und der Geister. Die SS Grad KM« in Polen Mil «euerem Aabalten des SroftweUec« RI rechnen )l Warschau Ter starke Frost» der jetzt in Nord- ostpolcn bis SS Grad erreicht, hat überall im Land« erheb liche Schäden verursacht. Tie Züge kommen meist mit großen Verspätungen an. Tas Elektrizitätswerk in Wilna wurde durch die Kälte für mehrere Stunden stillgelegt I« Wilna» Warschau, Lodz und anderen Städten trugen zahlreiche Personen schwer und zum Teil tödlich« Erfrie rungen davon. Kältewelle auch über England Kaualdampser mußten nach Fraukreich zurückkehre« )( London. Am Sonntag wurde das britische Insel reich von einer ungewöhnlichen Kältewelle hcimgesucht, die in verschiedenen Teilen des Landes von heftigem Sturm begleitet war. Ter Verkehr zwischen England und dem Kontinent erlitt dabei erhebliche Verzögerungen. Einige Kanaldamoser konnten der bewegten See wegen die eng, lischcn Häsen nicht aulaufen und mußten mit ihren Passa gieren nach Frankreich zurückkehrcn. In Schottland und Teilen von Nordengland brachte der Kälte-Einbruch star ken Schneefall mit sich, während in London nur sehr wenig Schnee fiel. Tic steifen Ostwinde. die seit Sonnabend über ganz England wehen, haben die stärkste Kältewelle mit sich ge bracht, die man seit zehn Jahren erlebt hat. In London hat die ungewöhnliche Kälte zwei Todesopfer gefordert. Paris. Auch in Frankreich wird die Kältewelle von Tag zu Tag fühlbarer. In den Pariser Außenbezirke» wurde heute Montag morgen 14 Grad Kälte gemeldet. In Paris und in der Provinz sind verschied«»« Todesopfer zu verzeichnen. Einstellung der Schiffahrt auf der gesamten Oder zu erwarten ff Breslau. Turch den anhaltenden starken Frost ist auch die Odcrlchissahrt erheblich in Mitleidenschaft ge zogen worden. Bereits am Sonntag erging durch den Funk die Mitteilung an sämtliche Oderschiftc. schnellstens den nächsten Liegehasen aus,»suchen und sich ans Häsen nicht mehr zu entscruen. Ans der uuteren Oder von Kokel bis Römern herrscht vor den Wehren Eisftand, so daß auf dieser Strecke heute Montag bi« Schiffahrt ganz znm Still ¬ stand gekommen.ist. Auf der unteren Oder von Raufern abwärts ist infolge Grundeisbildnng die Schiffahrt eben falls fehr gefährdet» so daß mir »och wenige starke Tamp- ser und Bergschlcppzügc unterwegs sind. Ta mit weiterem Anhalten des Frostwetters zu rechnen ist, wird in kurzer Zeit auch auf dieser Strecke die Schiffahrt gänzlich zum Stillstand kommen. Innerhalb von Breslau ist die Stadt. Oder mit einer fast geschloffenen Eisdecke überzogen, Main-Sckiffahrt eingestellt ff F r a n k f u r t Main. Ans dem Main wurde die Schissahrt von Frankfurt ab bergwärts am Montag früh eingestellt. Vom Feldberg im Taunus werden 20 und von der Wafferkuppe 22 Grad »nter Rnll gemeldet. Aufzergewöhnliche Kälte auch in Jugoslawien js Belgrad. Aus allen Teilen Jugoslawiens, vor allem aus Serbien und Bosnien, wird eine ganz außer gewöhnliche Kälte gemeldet, die teilweise mit schweren Schneestürmen verbunden ist. Ter Eisenbahnverkehr er leidet mehrstündige Verspätungen. Zahlreiche Telephon leitungen sind unterbrochen. In Belgrad zeigte das Thermometer heute früh weniger als minus 20 Grad Celsius. Die Kältewelle in Sachsen Ter Goldene Sonntag in Sachsen war gar nicht so recht dazu angetan, in Ruhe und wohlgelaunt Einkäufe für das Weihnachtsfest zu tätigen. Grimmige Kälte, ver bunden mit eisigem Wind, ließ förmlich alles Leben er starren. In Dresden wurden ain Sonntag früh 1t Grad Kälte gemessen, nachdem die tiefste Nachttemveratur 15'» Grad betragen batte. Ter Fichtelberg meldete 22 Grad. Alten berg 20 Grad, «nnaberg 10 Grad. Tie strenge Kält« dürste vorerst noch aahalten. Bei der Reichsbahn machten sich im Personenverkehr unvermeidliche Verspätungen bemerkbar. Ab und z» wurden die Fernmeldeleitungen der Reichsbahn in Mit leidenschaft gezogen, doch konnte im übrigen der Verkehr reibungslos durchgeführt werden. Vie Wahlen znm slowakischen Landtag 97,5 v. H. für die Regierung — lleberwältigendes Bekenntnis für die neue Slowakei Die beiden deutschen Abgeordneten gewählt jl P rag. Tie bisher «ingegangcnen Ziffern -er slowa kischen Landtagswahlcn vom Sonntag bedeuten ein über wältigendes Bekenntnis der slowakischen Bevölkerung kür die Regierung. Ja-Stimmen wurden bisher 1 töt 000 ge zählt, was einem Hundertsatz von 97,5 aller abgegebenen Stimmen entspricht. Bisher Nnd 58 Kandidaten, darnnter die beiden Dentschen, in den slowakischen Landtag gewählt worden. Tas Ergebnis von 6 Bezirken steht noch aus. Tie Prager Montagsvrcffe bezeichnet die slowakischen Wahlen als eine Volksabstimmung. Ter „Beeer" schreibt u. a.: „Ihre Hoffnungen wnrden enttäuscht, und das slowa kische Volk erblickt im Rahmen der Tschecho slowakischen Republik die Sicherung seiner autonomen staatlichen Selb ständigkeit sowie die Möglichkeit seiner vollen nationalen, kulturellen und wirtschaftlichen Entfaltung". Tas Blatt hebt ferner hervor, daß über 200 Gemeinden einhellig die Regierungslift« gewählt haben. ff Prcßburg. Tie ersten Wahlen zum neuen slowa kischen Landtag sind im allgemeinen in voller Rnhc und ohne Zwischenfälle verlaufen. Tie slowakischen Ortschaften hatten Flaggcnschmuck angelegt, wobei in den Törfera oic frühere tschecho slowakische Fahne dem slowakischen Trei- farb und den Fahnen der Hlinka-Bewegung Platz gemacht haben. Auch die deutsche Volksgruppe, deren Führung mit aus der einzigen cingebrachtcn Liste kandidiert, hatte mit den Hakenkrcuzbanncrn der Umwelt den deutschen Charakter des deutschen Sprachgebietes deutlich vor Augen geführt. Die Wahlbeteiligung ist äußerst stark. Aus einzelne« slowakischen Orten wird gemeldet, daß die Bevölkerung in geschlossenem Zuge unter Klängen von Musikkapellen zu den Wahlurnen marschierte und geschloffen mit „Ja" stimmte. In der KremS-Deutsch-Probener Sprachinsel hat die deutsche Bevölkerung iu den gemischtsprachigen Orten eigene Wahllokale erhalten. Tie Wahlbeteiligung in diesen deutschen Orten war so stark, daß die Wahl in den Mittags stunden bereits abgeschloffen werden konnte. is Preß bürg. Ter Vorsitzende der slowakischen Re gierung. Tr. Thiso, hielt am Sonntag abend in dem slowa kische» Rundfunk eine Ansprache über das Ergebnis der Wahl, wobei er bekanntgab. daß die Wahlbeteiligung un gemein stark gewesen sei nnd daß nach den bisher cingeqan- gcnen Berichten OK v. H. der Slowaken und der Einwohner der Slowakei sich für die Regierung ausgesprochen hüten. Dieses Ergebnis Lbertresse alle Erwartungen, nnd cs be weise, daß das beute regierende Regime in der Slowakei dem slowakischen Volk weder fremd noch gleichgültig sei nnd daß sich die slowakische Regierung ans eine breiteste Zustim mung stütze, derer sich in der letzten Zeit keine Regierung habe rühmen können. Tas Ergebnis der Wahl vcrvftlckle auch für die Zukunft. Tie Slowakei habe nun ihren ge wählten Landtag, der das volle gesetzliche Reckt habe <m Namen der Nation zu sprechen und Gesetze zu erlassen. is Preß bürg. Tie ersten amtlichen Ergebnisse der Landtagswahlcn aus den größeren slowakischen Städten bestätigen den großen Erfolg der Regierung. In Prcßburg wurden 95 o. H. Ja-Stimmen abgegeben. Juden verbreiten kommunistische Wahlzettel il Prcßburg. Am Sonnabendabend wurden in Prcßburg heimlich kommunistische Flugzcttel verteilt, in denen in drei Sprachen aufgefordert wird, gegen die slowa kische Regierungsliste zu stimmen. ES gelang der Polizei, fünf Verfasser und Verbreiter dieser Zettel zu verhaften ES handelt sich um drei Juden und zwei Tschechen, die inS aonzeutratronslager gebracht wurden. alte abendländische Kultur befindet sich hier in schärfster Abwehr gegen den Materialismus und Bolschewismus. Daß das nationale Spanien trotz der Feindsckmft und der schwache gewisser Großmächte diesen Kampf nicht nur auf sich nahm, sondern ihn auch siegreich bestand, erfüllt die Spanier mit stolz. Man darf nicht vergessen, daß sie dabei schwere Opfer gebracht haben. Von den Bürget sannlien dieses Landes werden es wenige s-em, die nicht Bruder oder söhne zu beklagen hätten, die ihr Leben Hin gaben, sei es als Geisel der Roten oder als Kämpfer in der nationalen Armee. Dafür aber wird ein neues spa- nrs chc s N a ti o n al ge f ü h l aus diesem Ringen hervor gehen. Dce Zeit der Müdigkeit und der Resignation, die nur noch an große Erinnerungen dachte, ist vorüber. Eine neue spanische Macht erhebt sich, die nicht nur an den Gestaden des MittelmrereS ihre Geltung finden, son dern die auch in die fernen Länder spanischer Zunge in Südamerika ihren geistigen Einfluß tragen wird. Am 3. Eintopfsonntag über 100000 RM. mehr als im Vorjahre vorläufige Ergebnis des S.Eintopfsonntags am " Dezember betragt im Gangcbiet Sachsen 540 700.49 RM., daS sind über Iva 000 RM. mehr als im vergangene» Jahre.