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Riesaer Tageblatt Drahtanschrift, Tageblatt Ries« Fernruf 1287 Postfach Nr. 88 ««d Anzeiger sLlbeblatt «ud Äiyei-eü. Postschhckkbntoe Dresden 1580 Diese Leitung ist da» zur Berösfentltchuna der amtlichen vekanytmachnngen des «mtshauptmanns an Srobeubaio behördlich bestimmte Blatt und enthält amtliche vekauunuachuuge» de» Ktuauzamte» «tesa uud beL Hauptzollamte- Metße» »trokaff« VNesa Nr. 5» S1. Jahr,. Mittwoch, 7. Dezember 1988, adendS s JSS8S ,«> da» -rl«->»,a -» r--,a »ad ru«-a wkrd »>«> übnaamm-». »luniai-«» tül Llmm d,,u« ad-, da,,» Ma»m r-rn-Il « R»,. <(»,uad,ch>M: P-tt,» mm Mff-m-dü«- 27 R-I. lab-«-,»»« Ret kemimündlicher Anzeigen-Bestellung ober fernmündlicher Abänderung etngesandter Anzeigenterte ober Probeabzüge schriebt der Verlag di« Jnanspruch- «abm^usEnaeln^ Art auS PreiSltste Nr 4. Bei Konkurs oder Zwangsvergleich wird etwa schon bewilligter Nachlab binsällig. Erfüllungsort für Lieferung «ud^ahUn, gund<Ser"chtSstandist Riesa Höhere Gewalt. Betriebsstörungen usw entbinden den Verlag von allen eingegangenen Verpflichtungen Geschäftsstelle: Riesa, Goetheftrabe »8. Die deutsch-französische Erklärung Die Unterzeichnung im französische« Außenministerium uParis. Um 16.28 Uhr MEZ. begab sich der Reichs, «tt»ister deS Auswärtigen i« das französische Außenmi-ifte, rtu« im Quai d'Orsay. Er war begleitet vom deutsche« Botschafter fowie den aus Berlin mitgesahrenen Herren de» Auswärtigen Amtes «nd de« Herren des persii«lichen Stabes. Daraus fand im Uhreusaal di« Unterzeichnung der b«»tsch,fra»zöfischen Erklärung statt. Diese hat folgenden Wortlaut: Erklärung Der deutsch« Reichsminifter des Auswärtigen, Herr Joachim von Ribbentrop uud der srauziisische Minister für Auswärtige Angelegen« Helte«, Herr Georges Bonnet haben bei ihrer Zusammenkunft in Paris am 8. Dezember 1888 im Namen und im Austrag ihrer Regierungen solgen. deS vereinbart: 1. Die deutsche Regierung «nd die sranzästsche Regie, rung find übereinstimmend der Ueberzeugnng, das, sried« liche und gutnachbarliche Beziehungen zwischen Deutsch land uud Frankreich eines der wesentlichsten Element« der Konsolidierung der Verhältnisse in Europa uud der Aufrechterhaltung des allgemeinen Friedens darftcllen. Beide Regierungen werden deshalb alle ihre Kräfte da, für einseben, das, eine solche Gestaltung der Beziehungen zwischen ihren Ländern sichergestellt wird. 2. Beide Regierungen stellen fest, dab zwischen ihren Länder» keine Fragen territorialer Art mehr schweben uud erkennen feierlich die Grenze zwischen ihren Läu, der«, wie sie gegenwärtig vertäust, als endgültig au. 8. Beide Regierungen sind entschlossen, vorbehaltlich ihrer besonderen Beziehungen zu dritten Mächten tu allen ihre beiden Länder angehenden Fragen in Küh, luug miteinander zu bleiben uud in eine Beratung ei«, zutreten, wenn die künftige Entwicklung dieser Fragen zu internationalen Schwierigkeiten führen sollte. Zu Urkund besten haben die Vertreter der beide» Re» gleruugen diese Erklärung, die sofort in Kraft tritt, unter zeichnet. Ansgefertigt in doppelter Urschrist in deutscher «nd französischer Sprache in Paris am 6. Dezember 1SS8. Joachim von Ribbentrop, Reichsminifter des Auswärtigen. Georges Bonnet, Minister für Auswärtige Angelegenheiten. Wie die deutsch-französische Erklärung unterzeichnet wurde ss Paris. Die feierliche Unterzeichnung der deutsch französischen Erklärung im Großen Uhrensaal des französi schen Außenministeriums erfolgte genau um 16,48 Uhr MEZ. Obwohl es sich nur um eine kurze Zeremonie han delte, kam hierbei schon rein äußerlich die Bedeutung dieses diplomatischen Aktes zum Ausdruck. Um die Außenminister Deutschlands und Frankreichs waren die geladenen diplo matischen Persönlichkeiten sowie Vertreter der deutschen, der französischen und der ausländischen Presse versammelt. Deutscherseits waren der Botschafter des Deutschen Reiches in Paris, Graf Welczeck, mit den höheren Beamten der Botschaft, die in der Begleitung des Reichsaußeuministers nach Paris gekommenen Beamten des deutschen Auswär tigen Amtes, der Vorsitzende der AuslandSstellc Parts des Reichsverbandes der Deutschen Presse «nd die Vertreter deutscher Zeitungen anwesend. Franzöfischerseits waren der Ministerpräsident Daladier, der Generalsekretär des Quai d'Orsay, Leger, die höheren Beamten des Außenministe riums, der französische Botschafter in Berlin Eoulondre und Ker Vorsitzende sowie die Mitglieder der am Quai d'Orsay akkreditierten diplomatischen Presse zugegen. Der Grobe Uhrensaal erstrahlte im festlichen Licht der Kronleuchter. Vor dem monumentalen Kamin stand der kostbare Schreibtisch. Die deutsch-französische Erklärung ist in Kunstschrift aus handgeschöpftem Büttenpapier ausgezeich net und zwar in zwei Anfertigungen, einer deutschen und einer französischen. Zur Unterzeichnung diente ein Gold federhalter. Das in deutscher Sprache abgcfaßte Dokument unterschrieb zuerst der Reichsminister des Auswärtigen von Ribbentrop, die Urkunde in französischer Sprache der fran zösische Außenminister Bonnet. Den historischen Augenblick hielten zahlreiche Pressephotographen im Bilde fest. Rach der feierlichen Unterzeichnung begaben sich Mini sterpräsident Daladier, Reichsaußenmintster von Ribben, trop und Außenminister Bonnet in den Rotundensaal des Ministeriums. Hier fand zwischen dem dentschen und dem srauzöstschen Minister und ihre» Mitarbeiter« eine Be« sprech«»» statt. gch hoste, hast die Ertläeung eine neue Aera einleitet" Ribbentrop zur Unterzeichnung in Paris 99 ReichSaußenminister von js Paris. „Paris Soir" veröffentlicht am DicnStag in großer Ausmachung Erklärungen des Reichsaußenmini sters von Ribbentrop, die er dem Berliner Vertreter des Blattes, Lorette, aus der Fahrt nach Paris abgegeben hat. Nach einem kurzen Meinungsaustausch über dieses und jenes erklärte von Ribbentrop folgendes: „Viele Franzosen müßten misten, daß ich seit langem eine Verständigung mit Frankreich wünsche «nd daran arbeite. Niemand war zufriedener als ich, als der Führer nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten die An sicht vertrat, daß eine Annäherung mit Frankreich die erste Bedingung für eine Befriedung Europas sei. Das deutsche Volk ist ihm sreiwillig gesolg«, den« es hat absolut nichts gegen das französische Volk, ebensowenig wie da» französische Volk, das ich genau zu kennen glaube, auch nicht» gegen das deutsche Volk hat. Die hohe Achtung der dentschen Front, kämpser vor den französischen Frontkämpsern ist im Kriege geboren. Diese Achtung stellt einen günstigen Boden für eine Verständigung dar. Deshalb habe auch in den letzten Jahren niemand mehr als der Frontlämvser an einer An Näherung zwischen unseren beiden Völkern gearbeitet. Ich bin sicher, daß es zwischen Frankreich and Deatsckland keine lebenswichtigen Fragen gibt, die nicht sreundschastlich ge regelt werden könnten. Frankreich habe seine Freunde, und Deutschland hat ebcnsalls die seinigcn. Warum sollte rS nicht möglich sein, eine Brücke zwischen diesen Freunden zu schlagen, um eine Grundlage zu finden, die allen interessier, ten Ländern nur nützlich sein könnte? Was den Bolschewismus angeht, so ist die» eine Frage, in der die Ansichten vieler Franzosen von densenigen der Deutschen abweichen. Dies ist vielleicht auf die Tatsache zurückzusuhren, daß wir in diesem Punkte eine lange Er- saliruug hinter uns haben. Ich bi» sest überzeugt, daß der Führer und Mussolini die europäisch« Sultor gerettet haben, indem sie den Bolschewismus niederzwangen. Was wäre aus den deutschen und italienischen Kunstdenkmälern ge worden, wenn der Bolschewismus sich, in Europa aufge- zwungcn hätte? .Und die wunderbaren Denkmäler der französischen Kultur? Glauben sic nicht, daß eS in meiner Absicht liegt, zur Jnneupolitik FraukrcichS Stellung zu nehmen. Aber der Franzose liebt die Ordnung, und jeder Franzose, der den Bolschewismus kennen gelernt bat. kann ihn nickt lieben. Es scheint mir, daß wir den Beweis dafür im Lause der vergangenen Woche gehabt haben. ES versteht sich, daß Deutschland fick hierüber gefreut hat. Auf die Frage des Berichterstatters, ob Herr von Ribbentrop den französischen Ministerpräsidenten seit lan gem kenne, erwiderte der Reichsanßenminifter, er Nabe ibn lsM zum ersten Mal gesehen, als Daladier Ministerpräsi dent war. Schon damals habe er mit ihm die Möglichkeit einer deutsch französischen Annäherung erwogen. „Obgleich wir seither mehr als eine «Gelegenheit »er, säumten, und diese oder jene Krise durchmachen mußten, bin ich nicht weniger glücklich, daß es gerade der Regierung Daladier mit Bonnet als Außenminister, der, glaube ich, dieselben Ideen hat, zusällt, eine wichtige deutsch-sranz-sisch« Erklärung zu unterzeichnen. Ich hasse, daß diese Erklärung «ine neu« Aera für nnser« beiden Länder einleitet.- Der jahrhundertealte Geenzstreit zwischen Frankreich «nd Deutschland beendet Das amtliche CommuntquL — Erklärungen der Außenminister Bonnet und von Ribbentrop Dienstag abend, l8,2ll Uftr hiesiger Zeit, nach Be cndigung der Besprechungen, erschienen Reichsanßenmini» ster von Ribbentrop und der französische Außenminister Bonnet und die Herren ihrer Begleitung wieder im Uhren saal des Quai d Orsan und nahmen an dem Tische Platz, aus dem die deutsch-französische Erklärung unterzeichnet morden war. Außenminister Bonnet verlas zuerst da» amtliche bommuniquö, das folgenden Wortlaut hat: „Der Besuch de» ReichsmiuifterS des Auswärtigen in Paris am 6. Dezember hat Gelegenheit zu einem ausführ lichen deutsch-sranzöstschen Meinungsaustausch geboten. I» den Unterhaltungen ldie zwischen Herrn von Ribbentrop und Herru Georges Bonnet stattgesuuden habens find die wichtigsten europäischen Probleme uud insbesondere die Fragen, die die politischen und wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Frankreich und Deutschland unmittelbar augehe«, geprüft worden. Von beiden Seiten ist anerkauut worden, daß eine aus der formellen Anerkennung ihrer Grenzen beruhende Entwicklung der Beziehungen zwischen den beiden Länder» nicht nur deren gemeinsamen Interessen diene«, so«der« eisen wesentlichen Beitrag zur Aasrechterhaltnng des Friedens darstellen würde. I« diesem Geist haben die Außenminister der beiden Länder ein« Erklärung unterzeichnet, die vorbehaltlich der besonderen Beziehungen der beiden Regierungen zu dritten Mächten ihren Wille« zum Ausdruck bringt, in gegenseitiger Achtung friedlich zusammenzuarbeiten, und die so einen wichtigen Schritt ans dem Wege der allgemeinen Befriedung Im Anschluß daran ergriff Reichsauhenminister von Ribbentrop das Wort zu folgender Erklärung in deutscher Sprache, die er dann in französischer Sprache wiederholte: „Mit der heutigen Erklärung sind Frankreich und Deutschland aus der festen Grundlage ihrer Freundschaften mit anderen Staaten übereingekommen, ihren jahrhunderte alten Grenzstreit zu beenden und mit der gegenseitigen Anerkennung ihrer Grenzen auch einer beiderseitigen An- erkennnng «nd Achtung ihrer nationalen LebenSinteresic» den Weg zu ebnen. Als gleichberechtigte Partner erklären sich zwei große Nationen bereit, «ach schweren Auseinander, setznugcn in der Vergangenheit eine gute Nachbarschaft für die Zukunft zu begründen. Sie geben mit dieser Erklärung hre» Willens der Ueberzeugnng Ausdruck, daß es zwischen ihnen in der Dat keine lebenswichtigen Gegensätze gibt, die A"-?. Konflikt rechtfertigen können. Die wirt, schastUchen Interessen beider LLnder ergänzen sich. Das deutsch« Ge»ftesleben verdankt Frankreich wertvolle An, Ae?uch ««u^kehrt Deutschland -ft das fran zösische Geistesleben befruchte« hat. Die Achtung, die das putsche «nd französische Volk als tapfere Gegner während des Weltkrieges voreinander genumnen habe«, soll im Frie, de« ihre natürliche Ergänzung und Vertiefung finden durch die hervorragende Leiftnngssähigkeit, die beide Völker in der Arbeit auszeichnen. Ich bin daher überzeugt, daß die heutige deutsch-sra«, zösische Erklärung die geschichtlichen Vorurteile beseitige» Hilst »nd daß die Entspannung unseres Nachbarverhältnisses, die in ihr zum Ausdruck kommt, »ich« nur di« einmütige Fortsetzung nächste Leite V»S Pariser Vakumeak Der Wortlaut der deutsch französischen Erklärung, di« gestern von den ociderieitigen Außenministern unterzeich net wurde, stellt zunächst fest, daß die Grundlage des künf tigen Verhältnisses zwischen Deutschland und Frankreich nicht mehr die korrekte, d. h. kühle Verkehrsform, sondern «in ausgesprochen „friedliches und gut nachbarliches" Ver hältnis sei« soll. In diesem Zusammenhang legt die Er klärung Wert daraus, zu betonen, welche Bedeutung eine solche nützliche Veränderung des Verhältnisses zwischen den beiden Ländern sich zu Gunsten der Befriedung Euro pas auswirken muß. Beide Regierungen gehen die Ver pflichtung ein, mit allen Kräften diese Besriedung anzu streben. Es ist selbstverständlich, daß schon eine solche Er klärung heute, d. h. ans dem Hintergrund der Münchener Viermächtebeipreckungen einen ganz anderen Wert hat alS die Friedensphrasen, wie sie früher am laufenden Band in bestimmten Zeiträumen von den Westmächten abgegeben wurden. Der zweite Punkt notifiziert das, was der Führer und Reichskanzler bereits in einer großen Rede vor der Laar- Abstimmung in feierlicher Form betont hat, das nämlich nach der Rückkehr des Laargcbietes an Deutschland es keine Gcbietsfragcn mehr zwischen Deutschland und Frank reich im Bereich Europas gibt. Hinsichtlich des dritten Punktes möchten wir die Auf merksamkeit unserer Leser vor allem darauf lenken, daß beide Partner sich für ihre „besonderen Beziehungen z« dritten Mächten" freie Hand Vorbehalten. Das heißt also, daß das System der Achse Berlin—Rom von diesen deutsch französischen Abmachungen genau so wenig berührt wird wie drüben aus der andern Seite da» eng« Verhältnis zwischen Frankreich uud England. Ja, man kann ohne weiteres sagen, daß diese Vorbereitung einer deutsch-sran- zösischen Annäherung durchaus im Sinuc der Achscnpolitik insofern liegt, als ja die Achse nach dem Willen der beiden beteiligten Staaten in erster Linie nicht ei» Kampsinstrn- >nent, sonder» ein Besricduugsinstrumcnt für Enropa sei» soll. Dieser Passus in Punkt 3 ist besonders wichtig des halb, weil man ja in den verschiedenen deutschfeindlichen Kreisen des Auslandes gerade in den letzten Wochen und Tagen immer wieder versucht hat, die Reise des deutschen Außenministers nach Paris als Vcrdächtiguugsmittel gegen Deutschland bei seinem italienischen Achsenpartner zu benutzen.