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Riesaer Tageblatt Donnerstag, 1. Dezember 1SS8, avenSS Swchtanschriftt Tageblatt dttesa Fernruf 1S»7 Postfach Nr. 2 L«« abend» V« Uhr mit »«»nähme der Sonn- und Festtage. Bezugspreis, bei VoranSzahlung, ftireinen Monat 9 Mark, ohne Zustellg^ühr, bührlohne Zustellgebühr), bei Abholung in der Geschäftsstelle Wochenkarte l« aufeinanderfolgende Ar.) SS Pfg., Elnzelnummer 15 Pfg. Au^ig« kür i in Uhr voruttttag» aufzugeben: «ine Gewähr für da» Erscheinen an bestimmten Tag?» und Platzen wird nicht ü^ Raum vRpf., die VN mm breite, 3gespaltene mm.Zeile im Textteil2S Rpf. lGrundschrift: Petit 3wm hoch^ Ziffergeb uhr 27 Rpf-, tabellarischer «vd Anzeiger iLlbeblM «nd AnMger). , uud de» vauptzollamted Meiste« ' ' ' Postfcheckkdnkw »«Iden ISA» Süwkaff« 2NE, N-.L» «1. Jahr,. Z.28V La» Riesaer Dageblatt erscheint durch Postbezug RM 2.14 «inschl die?efetztt « mm brWmmZ^ VN mm breite, S gespaltene mm.Zeile im T«-tt-tl! La« KN? »utslblaa Bei fernmündlicher Anzeigen-Beftellung ober fernmündlicher Abänderung eingesanbter Anzeigentexte -- - «an«» au» Mänaeln nicht drucktechnischer Akt aus Preisliste Nr. 4. Bet Ikonkurs oder Zwangsvergletch wird etwa schon bewilligter < «nd Zahlung und Gerichtsstand ist RtAq Höhere Gewalt, Betriebsstörungen usw entbinden den Verlag von allen eingegangenen^ierpsiichtungen Italienifche Mobilmachung ««ter Leitung Mussolinis 4 —'—— Ei« 80. Millionen »Volk dankt dem Führer für das Fahr 1938 durch die r«1 am Lage der Ralisnale« Sslidaritiil! der Generalmobilmachung mit derselbeu Ruhe «nd Sicher» hait in »rast getreten. Nach vorher bereits festgelegten Plänen sei die Lust» »affe in vier LuftcadreS mit entsprechenden Befehlshabern und Aufgabengebieten eingeteilt worden. Außerdem habe man für di« Borbereitung und Vervollständigung der Flug, platze, wo die einzelnen Abteilungen sich in Kriegssorma- tionen konzentrieren sollten, gesorgt. Außerdem sei die Einberufung der notwendigen Ersatzmannschaften in die Wege geleitet morden, »keine besonderen Maßnahmen seien notwendig gewesen, um die Luftwaffe sofort mit ihrer vollen Schlagkraft einzusetzen. Tie Marine habe begonnen gehabt, die Mannschaften der Kreuzer, Torpedoboote und Unterseeboote auszusüllen. Außerdem habe sie Vorkehrungen für die Versorgung fern gelegener Flottenstützpunkte und der etwaigen LperationS- zonen getroffen gehabt. Gleichzeitig habe sie ihren kompli zierten Beobachtung»- und Wachtdienst ausgenommen. . Bei Tagesanbruch des 28. September seien 22 Linien, schiffe und Kreuzer, 114 Torpedoboote, »1 Unterseeboote, «7 Minenleger und kleinere Einheiten mit insgesamt 812» Osstziere« «nd 84 721 Unterossizier«« «nd Matrosen bereit gewesen, in Aktion zu trete«. Diese Ziffern sprächen für sich und bedürften keiner näheren Erläuterung. Die Mobilmachung habe sich in so vollkommener Ordnung und Ruhe vollzogen, daß ihr wirk licher Umfang selbst den aufmerksamsten Beobachtern ent gangen sei. Der militärische Apparat Italiens, den der Duce in allen Einzelheiten in löjähriger unermüdlicher Arbeit geschaffen habe, habe in der Stunde der Gefahr einen nicht zu überbietenden Grad von Wirksamkeit gezeigt. Dieser Entschluß sei dem italienischen Volk und der gan- zen Welt vom Duc« in seiner Triester Rede bekanntgegeben tvvLSen. Am 22. September habe eine zweite Untrrrednng zwi, sch«« dem Führer und Ehamberlai« in Godesberg statt- gefunden. Von deutscher Seite sei der Regierung in Rom sofort mitgeteilt worden, daß die Dinge schlecht stünden. Am folgenden Tage sei keine Begegnung erfolgt, sondern man habe sich in Godesberg aus einen schriftlichen Verkehr beschränkt. Das sei ein Zeichen sür Vie ernster werdende Lage gewesen. Denn jeder habe bereits die Verantwortung vor der Geschichte präzisieren wollen. Deutschland habe seine Forderungen gestellt und als Zeitpunkt den 1. Tkto« be- festgesetzt. Zahlreiche ausländische Diplomaten hätten im italienischen Außcnamt vorgesprochen und allen habe er, Eiano, Italiens Haltung bestätigt. Selbstverständlich sei der Meinungsaustausch mit solchen Ländern, mit denen Italic sr^nndschastlich oder vertraglich verbunden sei. be- sonders rege gewesen, darunter vor allem Japan, Süd» slcwieu. Polen und Albanien. Am Sonntag, dem 25., habe im Zug« des Duce eine Unterredung zwischen ihm und einem Sonderbeaustragten des Führers stattgefunden, der im Flugzeug von München nach Benedig gekommen sei. Er habe ausführliche, wenn auch streng vertrauliche Mitteilungen gebracht und den Dank der Neichsregierung und des deutschen Volke» sür die von Italien eingenommene Haltung erneuert. Am Montag, dem 2«.. sei ein »euer Hossnnngsschimmer auigetaucht mit der Nachricht, daß Herr Wilson auf An regung EhamberlaiuS eine Reise nach Deutschland unter nehme. Das ,ei iedoch nur eine flüchtige Hoffnung gewesen und die Lag: habe begonnen, sich zu überstürzen. Da die Tschecho-Slowakei den von Deutschland festgesetzten Zeit- punkt vom 1. Oktober nicht adgewartet habe, um ihr« Ab lehnung der deutschen Forderungen bekanntzugeben, habe der Führer den Termin auf den 28. September. 14 Uhr, vor verlegt. Bon dieser Stunde an hatte Dentfchland sein« Sandlnngssreiheit wieder «nd beabsichtigte nnoerzüglich zn handeln. Tie Nachricht sei geheim gewesen, aber er, Eiano, habe sie sofort um 1S.80 Uhr durch den italienischen Bot schafter in Berlin erfahren. In diesem Augenblick habe sich der Duce auf der Reise von Verona nach Rom befunden, wo Eiano ihn am Bahnhof empfangen habe, um ihm sofort mitznteilen, was vorgegangen sei und sich vorbereit«. Der Duc« babe die äußerst schwerwiegenden 'Nachrichten mit der ihm eigenen unerschütterlichen Ruhe entgegcngcnommcn und ihm den Entschluß mitgeteilt, bereits am kommenden Tage eine erste Teilmodilmachnng oorznnehme«, obwohl er aus militär-strategischen Gründen immer noch der Meinung gewesen sei, daß der nunmehr an der tschecho-slowakischen Grenze unvermeidlich erscheinende Konflikt auch trotz der Erklärungen der mit der Tschecho-Slowakei verbündeten Regierungen noch immer lokalisiert werden könnte. Dl« italienisch« Mobilmachung unter der persönlichen -Leit««« des Duce, so betonte Eiano, habe a« 27. September deg»«»«,. Da über das angebliche Ausbleiben militärischer Maßnahmen durch Italien viel geredet und diskutiert wor den sei, und man daraus gewisse Schlußfolgerungen habe ziehen wollen, sei es wohl angebracht, öffentlich bekanntzu geben, welcher Art und welchen Umfanges di« von Italien getroffenen Maßnahmen tatsächlich gewesen seien. ES wurden, so führte Eiano aus, folgende Maßnahmen getroffen: 1. Die Grenzschutztruppen der Westfront wurden auf Kriegsstärke gebracht. 2. Die Luftabwehr im Piemont, Ligurien und an der ganzen tyrrhenischen Küste wurde mobilisiert. S. Die Einberufung der Alpentruppen zur Verstärkung der Divisionen von Cuneo, Turin und Triente. 4. Einberufung von Truppen, um die Armeekorps von Turin und Alessandria zu verstärken. 5. Einberufung von Truppen, um die Po-Armee auf Dreiviertel Kriegsstärke zu bringen. ü. Verstärkung der Besatzungen der Insel Pantelleria, der Inseln im Aegäischen Meer und der Insel Elba. 7. Einberufung und sofortige Entsendung von Reserven nach Libyen, um das dort stehende 20. und bas 21. Armee korps auf Kriegsstärke zu bringen. 8. Einberufung zur Verstärkung der Armeekorps von Sizilien und Sardinien. „ Dnrch diese Maßnahme, so unterstrich Eiano, sei der Bestand des Heeres in wenigen Stnnben von 2801)0» anf 880 909 Man» gebracht worden. Wenn die Entwicklung der Ereignisse es notwendig gemacht hätte, wäre der Apparat Dritten Reiches anss Spiel gesetzt worden. Andererseits sei damit jede diplomatische Möglichkeit »ar Lösung der sudetendeutschen Frag« verloren gegangen, di« damit anf ei« völlig anderes Gebiet verschoben worden sei. Nach monatelangen, erfolglosen Besprechungen habe Chamberlain den Versuch gemacht, durch Entsendung der Mission RuncimanS eine Klärung herbeizusühren, aber auch damit seien die Verhandlungen nicht einen Schritt weiter gekommen. Graf Eiano erinnerte in diesem Zusammen hang daran, daß der Duce bereits am 2l). August, die nächste akute Phase der Krisis voraussehend, ihm deu Auftrag er teilt habe, sich mit der deutschen Regierung in» Benehmen zu setzen, da der Duce schon damals die notwendigen Vor sichtsmaßnahmen zu trcssen gedachte. Am 39. August habe der Duce die Weltfahrt der 7. Flottendivision, di« in diesen Tagen beginnen sollte, abgesagt. Der italienische Außenminister kam damit auf die Vor» gänge in Mährisch-Oftra« zu sprechen. Angesichts der zahlreichon Verwundeten und Verhafteten unter den Su- detendeutschen feie» die Verhandlungen unterbrochen worden. In intern. Kreisen habe man damals anf eine heftige Reaktion Deutschlands gewartet, die abex ausgcblicben sei. Dagegen habe her Führer am 12. Septeniber itz endgültiger Form z» de« Problem Stell««« »end««««. Wcltrre» Zögern sei also nicht mehr zulässig gewesen, lind in der Tat sei das Drama immer rascher in seine Endphase ge treten. Graf Eiano erinnerte daran, daß in diesem Augen blick Italien durch zwei Noten, tn der „Insormazione Diplomatica" und durch einen Artikel im „Popolo d'Italia", betitelt „Offener Brief an Runciman", Stellung genommen und gezeigt habe, daß es einen konstruktiven Gedanken entwickele. Nach einer Schilderung der in Europa zunehmenden Spannung hob Graf Eiano den ehrliche« «nd mntigen Ent schluß Chamberlains hervor, der durch seine erste Teutsch- landreise einen ersten Lichtschimmer brachte, während die verständnislose, starre Haltung der Prager Regierung die Lage mehr und mehr verschärft habe. In diesem Augenblick habe der Duce die Haltung Italiens endgültig festgelegt und ihn, Eiano, beauftragt, der Berliner Regierung bckannt- zugeben: „Wenn der Konflikt zwischen Dentfchland «nb der Tschecho-Slowakei lokalisiert wird, so wird die Halt««» Italiens einer neue« Prüfung «nterzoge« »erden, »en« sich aber der Konsllkt verallgemeinern sollte «nd wenn ihn die antisaschiftischc« Sräste zum Borwand nehme» sollte», «m eine Koalition ideologische« Charakters gegen das nationalsozialistisch« Dentschland znftand« z« dringen, dann würde «S keine Alternative oder Zweifel mehr sür Italien gebe«. Italien »erd« sich i« diesem Falle seinerseits be droht sühle« «n» seine Kräste a» der Leite der dentschen Kräfte ansmarschiere« lasten." ff Rom. Außenminister Graf Eiano hielt am Mitt woch bei der feierliche« Eröss«««g »er «intertagnng der italienische« Kammer, deren Mitglieder -in der Uniform der Gchwarzhemden erschienen waren,, ini Beisein des Duc« seine in der ganzen Welt mit größter Spannung er wartete Red«, der wegen ihrer Einzelheiten über die Ent wicklung der europäischen Lage in den letzten Monaten die Bedeutung eines historischen Dokumentes zukommt. Vor überfülltem Hause und überfüllten Tribünen — in der Diplomatenloge waren Botschafter von Mackensen, die Botschafter Frankreichs und Englands, der japanische Ge schäftsträger usw. anwesend — ging Gras Eia«» zunächst aus die Entstehn«« ««d Entwicklung der tschecho-slowaki- scheu Krise ein. Er erinnert« u. a. daran, daß er schon am 18. Dezember 1987 dem damaligen tschecho slowakischen Ge sandten tn Rom, Vhvalkovsky, auf dessew Frage über die Haltung Italiens im Falle einer tschecho-flowakisch-deut« scheu Krise erklärt habe, daß die Tschechö-lSlowakei in ihrer politischen Gestalt sür Italien kein Problem ersten Ranges bilde Sie interessier« jedoch Italien »ege« seiner Be ziehungen »n Deutschland, Polen ««» Ungar«, dl« mit Italien durch starke Freundschaft o«rb««de« seien. Er, Graf Eiano, babe damals dem tschecho-slowakischen Gesand te« den Rat gegeben, rasch nach einer srGon-Velrständigung mit Berlin, Warschau und Budapest zn suche», bevor die Tschecho Slowakei von dem unaufhaltbaren Ablauf der Er eignisse dazu gezwungen werde. Es wäre ein großer Feh ler, die Augen vor den Tatsachen zu schließen und sich auf die kollektive Sicherheit der Genfer Entente bzw. aus Freundschaften von geographisch abgelegenen Ländern zu »erlassen. Sofort nach dem Kriege sei cS immer klarer geworden, daß die Tschecho-Slowakei als Zentrum «ine» strategisch politischen Systeme» habe dienen sollen, um Deutschland und Ungarn einzuschließen, was das Zusammenleben und die Zusammenarbeit der Minderheiten mit dem tschecho slowakischen Staat unmöglich gemacht habe. Mit dem Ab schluß des tschecho-slowakisch-sowjetrufsischen Paktes im Frühjahr 1S85, durch den die Tschecho-Slowakei zu einen» Brückenkopf im Herzen Europa» geworden sei, habe die ent scheidende Krise begonnen. Graf Eiano ging dann auf die anßerorbentltch wich tige« Ereiguiffe der letzte« »rei Jahre ein und erinnerte zunächst an die Eroberung Abessinien», mit der Italien zum Imperium wurde, ferner an den katastrophale« Ban kerott ber Sanktionen, mit dem die Senser Ideologie« «ndgültig »nsammengebroche« seien. In dem durch diesen siegreichen Krieg geschaffenen europäischen Klima habe Dentschland im Zeichen des Nationalsozialismus seine gro ben politischen und militärischen Traditionen und die um fangreiche Aktion znr Revision des Versailler Vertrages begonnen, mit ber das dritte Reich die nationale Einigung vorbereitet babe. Nach dem Anschluß Oesterreich» sei da« System, mit dem ber tschecho-slowakische Staat aufgebaut und erhalten worden sei, endgültig zusaminengebrochen. E» habe sich immer deutlicher gezeigt, baß die Deutschen ber Tschecho- Slowakei das immer schärfer werdende Regime der Prager v» Hörden nicht mehr ertragen und andererseits da« natio nalsozialistische Deutschland diese» unannehmbare Regime nicht meh- hab: dulden können. So habe da» Problem ge standen, al» im Frühjahr 1988 Henlein die Fordemrngen ber Sudetendeutschen in Karlsbad aufgestellt hab«. E,ne rasche und ehrliche Umbildung tn «inen Kantonalstaat hätte damal» mindesten« auf eine gewisse Zett be« sudetendeut- schen Forderungen entsprochen. Da» Unverständnis und di« Obstruktion der Prager Regierung habe dann zu den Zusammenstößen in Eger geführt, auf die sofort die Falsch. Meldungen über die angebliche beutsche Mobilmachung ge folgt sei. Graf Eiano sprach bann von dem Alarm ln ganz Europa, von den Gerüchte» über eine französische Mobilmachung und ging schließlich auf die Besuche «in, die ber englische Botschafter in Rom ihm am 21. und 22. Mai abstattet«, um die Besorgnisse der englischen Regierung mttzuteilen und die Solidarität Englands mit Frankreich bekannt zu geben. Er habe damals dem englischen Botschafter erklärt, daß Italien die Lage mit weniger Pessimismus betrachte und der Meinung sei, daß di« Tschecho-Slowakei immer »och den Schlüfftzl des Friedens in Händen halte. Mit besonderem Nachdruck betont« »et Außeumtnister. daß in jene« Tage« trotz aller alarmierende« Gerücht? n»d Falschmeldung«« aus Prager One»«« Dentschland feine« Eyektivbestand «« nicht «ine« einzige» Man» »er keinerlei militärische« Verband an die tschecho» Grenze gesandt habe. Ra« hab« dnrch gewisse glauben mache« wolle«, daß Dentschland zunächst dilmachung angeordnet «nd später wieder rückgängig ge. macht bade, «nd »war unter de« Eindruck der Rückwirkung einer solchen Maßnahme in verschiedene» Länder«. Dnrch solch« Faschmeldung sei nicht nur die Wahrheit hesRdigt, sonder« auch das militärisch« «nd politisch« Prestig, »es Die Entwicklung der europäischen Lage seü dem Beginn der tschecho - slowakischen Krise vratzr Rede des Grase« Cians rar Eröffnung der Kammer