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Krufius' Zimmer, am sich leine «eitere« Instruktionen ge- »en zu laste«. Er sich an seinem Tisch und macht« Notizen Nachdem ihr kurzes, dienstliche» Gespräch beendet »ar, sollte sie gehen. »Einen Moment noch, Kollegin Hansen," sagte er. »2a, Herr Professor?" »Zufrieden?" Sie blickte ihn ruhig an. »Ich freue mich, daß der Junge leben wird," erwi- terte sie, ohne direkt auf seine Frage zu antworten. »Und ich muhte, dah es gar nicht anders jein konnte." Krufius schüttelte den Kopf. »Ich war sehr nervös," sagte er. »Und wenn Sie nicht gewesen wären, Kollegin..." Sie lächelte leicht. »Herr Professor, Sie erlauben zu scherzen," meint« sie. »Nein, ganz und gar «icht. Sie habe« mir mein« Selbst beherrschung wiedergegeden. Es ist et«as Wunderbare» mit 2hne«, Thea —" er nannte sie wieder mit dem Vor namen, und eine blitzschnelle Nöte schoh ihr in das Ge- ficht. »Finden Sie es nicht sonderbar," fuhr er fort, „dah wir beide Ihne« nun viel, sehr viel zu verdanke« habe«? Ich meine, mein Bruder Herbert ebenso wie ich." Die Nöte in ihrem Gesicht vertiefte sich. »Er liebt Sie," erklärte er. »Rein!" »So hat er mir doch gesagt." »Eine Lau««," erwiderte sie. »2<ch hoffe und glaub«, dah es nur eine Laune ist ich — ich lieb« ihn nicht. Ich hab« seiner Adoptivmutter und Ihnen, Herr Professor, versprochen, mich um ihn zu kümmern aber..." »Sie würden ihn also nicht heiraten können, auch wen» die materielle Seite..." »Rein, niemals." »Ist das Ihr letztes Wort, Kollegin?" »Mein letztes, Herr Professor." „Und — seine Strafe? Beeinflußt Sie dieser Umstand in Ihrer Stellungnahme?" fragt« er. Sie zögerte nicht mit der Antwort. „Wenn ich einen Mann liebte," sagt« sie ganz ruhig, »rvürd« mich ein solcher Umstand nicht beeinflussen. Wen« ich ihn liebte," wiederholte sie. »Aber — — ich liebe ihn mcht." „Ich glaube es." Krufius war abgestanden und war nur wenige Schritte von ihr entfernt. Er sah, wie schön sie war, und er konnte die Liebe seines Bruders verstehen, auch wenn fie nur eine Laune sein sollte. „Uebrigens," sagte Thea, „möchte ich noch eines richtig, stellen: selbst, wenn ich für Herbert etwas getan habe, was noch abzuwarten wäre, möchte ich nicht behaupten, daß dies auch in Hinsicht auf Sie der Fall gewesen wär«. Herr Professor." „Doch — vorhin bei der Operation." „Ich bin überzeugt," schloß fie, „daß die Operation auch ohne meine Anwesenheit erfolgreich verlaufen wäre." Sie kam auf die dienstlichen Angelegenheiten zurück und zog sich dann bald zurück. Sie hatte das Gefühl eines großen Sieges. Krufius hatte sich wiedergesunden. Ein paar. Tage später verließ sie nachmittags ihre Wohnung, um mit der Straßenbahn in die Stadt zu fah ren. Zu Theas Ueberraschung saß Herbert Medow aus einer Bank an der Haltestelle und schien zu warten. Thea sah instinktiv nach der Uhr, es war gerade drei. Was machte Herbert Medow um diese Zeit hier? Er mußte in seinem Büro sein, er war doch jeden Tag bi» fünf Uhr beschäftigt. Theas erste Regung war, an ihm vorüberzugehen, ohne ihn zu beachten, dann aber änderte fie ihr Vorhaben. Sie ging direkt auf ihn zu. „Wo kommen Sie denn her?" jagte sie, „oder haben Sie etwa Ihre Stellung verloren?" Er sah fie mit sonderbarem Gesichtsausdruck an und er widerte dann ganz ernst: »Ja. Stimmt!" Sie sah ihn geradezu entgelstert an. »Wa» sage« Sie, Herbert?" „Daß es stimmt, wa» Sie vermutet haben, daß ich nicht mehr in meiner Stellung bin. Ich sitze jetzt hier und- mach« mir Gedanken, wie ich zu Geld kommen kann. Ich brauch« eine größere Summe. Ich kann mir den Betrag schon verschaffen, wenn ich will. Ich brauche für mein« Firma nur eine ausstehende Rechnung zu kassieren und das Geld behalten, dann bin ich ein gemachter Mann. Lis« braucht Geld. Und mir soll es nicht daraus ankommen, wo her ich es nehme..." Es entstand eine Pause nach seinen Worte«. Er hatte im Ernst gesprochen. Thea war dessen ganz sicher. Er hatte seine geheimsten Gedanken bloßgelegt und er befand sich wieder auf dem Wege der schiefen Ebene. Gerade das hatte sein« Mutter befürchtet. Run war es so weit. „Wollen Sie nicht etwas ausführlicher sein," sagte Thea, auf der Bank platznehmend: auch «r setzte sich wie- der. „Wollen Sie mir nicht erklären, wa» Sie vorhaben?." „Interessiert Sie das?" „Ja - sehr!" „Ich hätte es nicht gedacht nach dem. was vor. gefallen ist. Sie habe« mir allen Glauben und alle Hoff nung auf die Zukunft geraubt. Doch, Fräulein Doktor, das Haden Sie getan. Ich bin jetzt wieder auf meine alten Wege angewiesen." Sie brauchte ihn nicht lange zu ermuntern, zu erzählen. Ganz offensichtlich hatte er hier mit Absicht gewartet. Er hatte erfahren, daß sie um dies« Zeit vorüderkam, und er beabfichtigte, ihr sei« Herz auszujchütten. Schluß folgt Waagerecht: 1. Zingvogel, 5. Fitch, Ü Zal,Melle, g. stadt in Baden. 12. anhänglich. 1t. Nachtvogel. IN. Ge schaflountergang. 17. sranchsitcher männlicher Vorname, in. weiblicher Borname, 19. Fluß im 5'ar,. 2>» Mehlspeise, 2«. Nadelbaum, 25>. trockenes <UraS, 2N. Bewohner eine; osteuropäischen Freistaates. senkrecht: 2. Fluß in Belgien, 3 schisfstetl, 4 Wagner Figur, 6. österreichischer Staatsmann. 7. Maler werkstätte. 9. üerlager, 9. Stadt an Frankreich, 19. feines Gewebe, 11. Blutgefäß iMel>r;abl>, 1t. Branntwein, IS. Schicksal, 21. Waldbewolmer iMebnahls. 22. deutscher Uunstslieger, 23. Wenigkeit. Auflösung des Kre»;«»rträtsel0 Waagerecht: 1. -elgoland, 5. Mai, lt Bat, n. Frost, 1». Amt, 12 Tee. 13. Ate. 14 Saal, 1«. «men, 17. Neutahr, IN. Rate, 20. Ruß. 22. Ire. 23. MuS, 2d. mich. 29. Basel, 27. Tat, 28, Bonn, 29. sonnabenb. senkrecht: 1 öalma, 2. Gurt, 3. Lese, 4. Dante. S. Maastricht, 7. Trentschln, 9. Vedipus. II. Tante, 13. Am- runt, IS. Lee 19 Abr, Ist. Arras. 21. Lunod, 23. Mann« 24. S<lb. /Druck und Vertag von Langer L Winterlich Riefa. Hauvtschriktletter: He-urtch Üblem«,«. Nies«. LrMler an der Clbt. velletr. Grotisbetlose zu» „Riesaer To-edliitt". Nr. 45 Nirs«, 11. Rodember 1938 61. Juhrg 8 Fortsetzung. Nachdruck verboten. „Nein, Professor Merkholt hat alles übernommen." „Dann will ich nächsten Freitag wieder anfangen, ich habe lange genug ausgesetzt." „Es liegt wirklich gar nichts Dringendes vor." wieder holte fie. Er stand auf und sah sie an. „Sie suchen mich nur zu entschuldigen," erklärte er. „Keineswegs, Herr Professor — es ist wahr. Wenn ein dringender Fall vorgelegen hätte, dann hätte man Sie längst unterrichtet und Sie hätten die Operationen oorge- nommen." Er schüttelt« den Kopf. „Das ist noch zweifelhaft, Kollegin," sagte er. „Ich kan« den Operationssaal nicht ohne ein Gefühl de« Schaudern» betreten." Er wandte sich vo« ihr ab und ging im Zimmer hi« Und her. Thea folgt« ihm mit de« Auge« und stellt« fest, wie sehr er sich verändert hatte. Er war blaß und seine Wan gen waren eingefallen. In Thea trat die Aerztin, die Asst- fientin zurück, und die Fra« erwachte. , „Herr Professor, warum tun Sie es nicht?" „Was?" „Sich Urlaub nehmen." sagte sie. „Und mein Beruf?" „Jeder braucht einig« Zeit, um Schicksalsschläge z» über winden," erwiderte fie. „Wenn ich mir eine Frage erlauben darf: Warum — warum nehmen Sie nicht auch einige Wochen Urlaub? Sagen wir — sagen wir, nach der Ope ration am Freitag. Der Arzt darf nicht immer Nur a« andere denken, er muß auch an sich selbst denke». Pitt«, Herr Professor Krufius, tun Sie es doch " Sie war sich gar nicht bewußt, welche Gefühlsnote in ihren Worten war, aber Krufius bemerkt« es. Er sah sie an und er konstatierte einen feuchten Glanz in ihren Augen. Das war rührend von der Kollegin Hansen, dachte er, und es war gar nicht überraschend, denn sie war ja immer sehr besorgt um ihn gewesen. „Tun Sie es, Herr Professor," wiederholte sie. Er schüttelte den Kopf. „Es hätte keinen Zweck," sagte er in hoffnungslosem Tonfall. „Aber doch..." „Rein, es hätte keinen Zweck," erwiderte er. „Denn wenn ich auch Urlaub nehme und mich zu zerstreuen suche — es geht mit mir. Es verfolgt mich auf Schritt und Tritt, «nd.ich kann ihm nicht entgehen. Die vielleicht wichtigste Operation meines Lebens ist mir mißlungen! Da» ist es! Darüber komme ich nicht hinweg. Und muß immer denken, daß es anders hätte sein können —" „Rein, Herr Professor," unterbrach sie ihn, „es hätte nach menschlichem Ermessen nicht anders sein können: und das wird jeder bestätigen, der bei der Operation anwesend war. Wenn Sie nur diese Ansicht teilen möchten, Herr Pro- ffessor! Ich bin überzeugt, daß Sie sie eines Tages teilen werden. Wenn die Wunde erst verheilt ist, werden Sie be stimmt zu der Erkenntnis kommen, daß all« Selbstvor« würfe grundlos gewesen find." , Er sank in seinen Sessel. „Ich schlafe kaum mehr," murmelte er. „Es ist wirklich beunruhigend, daß ich nicht mehr schlafen kann. Ich- habe alle» mögliche versucht — »ch kann, ich kann nicht schläfert." Seine Worte waren gegen das Ende hin immer lei ser geworden und er machte einen hilflosen Eindruck. Theas Hände bebten und es fiel ihr schwer, sich zurück- zuhalten. Am liebsten hätte sie die Arme um ihn geschlun gen und seinen Kopf an ihre Brust gebettet, Jetzt, tu dreie» Augenblick, war er nicht der berühmte Man«, der kaltÄG» tige Chirurg: er war ein Junge, der in jedem Man« steckt mag er auch noch so alt sein, der sich allein und verlass«« fühlte und nach Hilfe und Verständnis sehnte! Hilfe und Verständnis? Ja, das war es. Und welche Art von Hilfe und Verständnis? Wieder war der Impul» i« Thea, ihre Arme um ihn zu schlingen, ihm wie eine Mutter über di« Arme zu streicheln und ihm die Sorge« vo« den Augen zu küsse». Doch, während fie noch ratlos dastand, hatte er sich schon erhoben. „Was werden Sie jetzt von mir denken, Kollegin," meinte er. „So weich und schwächlich. Ich werde alle Ach tung in Ihren Auge« verloren haben." „Rein, Herr Professor Krufius. 2« meinen Auge« wer den Sie immer in größter Achtung Zehen, was auch ge schehe« mag." „Ich danke Ihnen," sagte er einfach. »Und nun nehmen Sie: bitte, die Röntgenaufnahmen wieder Wit und benachrichtigen Sie den Oberarzt wegen der Opera tion am kontmenden Freitag. Ich werde fie selbst vor nehmen." Während Thea die Tür hinter sich schloß, fing fie eine« letzten Blick von Krufius auf Er saß wieder an seinem Tisch und hielt ein Bild zwischen de« Händen, ein Bild Charlottes. Er dachte wieder an fie und seine Gedanken konnten sich nicht losreitzen Wie groß, unendlich groß sei«« Lieb« war, sagte sich Thea, sein« Liebe schlug Wurzeln über das Grab hinaus. Und sie, Thea, hatte «och einen Brief in ihrem Besitz, dessen KenNtnis alle seine Liebe zerschlag« hatte. Char lotte war nicht die Frau, die er in Erinnerung hatte. Sie war ganz anders, sie hatte ihn nicht geliebt, sie hatte fliehen und einen anderen heirate« wollen. Thea hatte versproche«, dar Geheimnis zu wahre», und das war bisher auch geschehen. Der Brief lag "noch i« ihrem Schreibtisch. Aber — gab es näht auch Geheimnisse, die nach Of fenbarung schrieen, wenn ma« sich «icht schuldig machen will? Krufius konnte zugrunde gehen unter seinem Schmerz. Vielleicht war es anders, wenn er die Wahrheit erfuhr, die volle Wahrheit, und sich bewußt wurde, daß sein Schmerz einer Unwürdigen galt. Doch, warf ihn diese neue Entschei dung nicht vielleicht ganz aus dem Gleichgewicht? Zweifel und Versuchungen drangen auf Thea ein. Ver diente eine Frau wie Charlotte diese Rücksichtnahme? Hätte fie, wen» st« heute noch lebte, Krufius nicht doch ver lassen und sich für Heinz Röttgers entschieden? War ihr die Reue nicht nur au» Angst, au» Angst vor dem Tode gekommen? Allas das mochte richtig sein, dacht« Thea, aber da» Versprechen, da» man einer Sterbende« gab, war heilig. Ja, ein solches Versprechen war heilig! Auch wenn ein anderer Mensch deswegen zugrunde ging? Der Seolenkonfttkt lastete schwer auf ihr, aber fie konnte sich nicht entschließen, «in« bestimmte Entscheidung zu tref fen. Ae beschloß, di« Lösung de» Problems der Zukunft anzuveftrauea und de» Brief einstweilen «och nicht zu ver brenne«. , I".. . ü. u..., ... ..