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Riesaer Tageblatt Drahtanschrift« Tageblatt Nits« Fernruf 1287 Postfach Nr. 82 ««d A«x»1gev sLldeblM mid AuMgerf. Diese Zeitung ist da» zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen de» AmtShauptmann» gu Großenhgiu behördlich bestimmte Blatt und enthält amtliche Bekanntmachungen del Kmemtamte» Nies« uud del Hauptzollamte- Meisten M lHrgs UI» 7 »««den ISS» «irotaffer »es« ALS» SIS Montag, IS. September 1988, abends 91. Jahrg. Da» Riesaer Tageblatt erscheint jeden Tag abend» V,K Uhr mit Ausnahme der Gönn- und Festtage. Bezugspreis, bet Vorauszahlung, für «inen Mona» S Mark, ohne Zustellgebühr, durch Postbezug RM. 2.14 etuschl. Postgebühr (ohne Zustellgebühr), bet Abholung in der Geschäftsstelle Wochenkarte 16 aufeinanderfolgende Nr.) 88 Pfg., Einzelnummer 18 Pfa. »«zeigen für die Nummer des Ausgabetage» find bi» IN Uhr vormittags aufzugeben? eine Gewähr für das Erscheinen an bestimmten Tage« und Plätzen wird nicht übernommen. 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Mussolini i« Trieftl Ein Tag von strah- tenbstem Glanze, von hellstem Sonnenschein, ein Tag voll von überschwenglichem Jubel beS Volke» empfing Musso lini bet seinem großen Staatsbesuch in Triest. Schon in den frühesten Morgenstunden schob sich eine ungeheuere Menschenmenge durch die mit Fahnen und Standarten, mit Prunktepptchen und Spruchbändern reich geschmückte Stadt. Alles drängt dem „Platz der Einigkeit* zu, dem großen Vcrsammlungsplatz, wo »wischen zwei mächtigen Pylonen die hohe Rednertribüne in Form einer SchifsS- kommandobrücke aufgebaut ist, von welcher Mussolini seine große Rede halten wird. In riesengroßen Buchstaben steht dort da» Wort Dux, dieses Wort, baS von allen Häusern, von den Bergen der Umgebung der Stadt, vom Eastell hoch über der Stadt und von den Hafenmolen hundertfach Mussolini entgegengrüßt. Stunden vor der Ankunft Mussolini» ist der weite, auf einer Seite nach dem Meere zu offene Platz von einer unübersehbaren Menschenmenge erfüllt. Die 50 Mann starke Abordnung der Triester deutschen Nationalsozialisten, an der Spitze der deutsche Konsul, Legationsrat Dr. Dankwort, und der Ortsgruppenleiter der NSDAP., Pg. Straffer, erscheinen und werben auf bi« Ehrenplätze ganz vorn links von der Rednertribüne ge leitet. Ein Sturm der Begeisterung der Volksmenge emp fängt sie. Heil Hitler- und Svviva-Ruf« erschallen zu ihrer Begrüßung über den wetten Platz. Auch die mandschurische Kommission, die sich gerade auf einer Stu dienreise in Italien aufhält, wird mit Evviva-Rusen be grüßt. Drüben an der anderen Seite sieht man die leuch- irnden Mützen der nationalspantschen Kolonie, die aus ländischen Diplomaten sowie die Vertreter der Kolonien der verschiedenen Staaten. Wenige Minuten später verkünden Jubelrufe, daß Mussolini auf dem Wege »um „Platz der Einigkeit* ist. Seine Leibgarde mtt den schwarzen Standarten nimmt oben auf der Rednertribüne Aufstellung, und bann er scheint Mussolini, gefolgt von seinen Ministern und engsten Mitarbeitern. Nun kennt der Jubel der Menge auf dem riesigen Platz keine Grenzen mehr. Brausende Dnce-Dnce» Rnse «nd Svviva-Rnse bringen ihm entgegen, der hoch aufgerichtet auf der Tribüne steht und sein Volk mtt er hobener Rechten grüßt. Lange dauert es, bis sich der Jubelsturm legt nnd Mussolini das Wort zu seiner großen Ansprache ergreifen kann. Die graste Rede des Duce Trieftt»erl Zum 4. Male wend« ich mich an Euch, das erste Mal ram ich 1918, al» in der Atmosphäre Eurer Stabt und in Eurem Herzen noch sichtbar und fühlbar das große, mit dem Steg vollendete Ereignis mitklang. Zweimal kehrte ich — 1920 und 1921 — zurück, als wir unter den Phrasen eine« mittelmäßigen und unter einigen Gesichtspunkten schtefen Friedens litten, während die faschistischen Kamps bünde von Triest tatkräftig und heldenhaft Eure Stad» von den allzuvielen Ueberresten de» alten Regimes säuber- ten. Nach vielen Jahren komme ich nun wieder, und schon mtt dem ersten Blick konnte ich den großen, gewaltigen Sprung nach vorwärt» feststen«« und würdigen, den Euer und unser Triest getan hat. Ich bin nicht zu Euch ge kommen, um Eure Stimmung wieder zu heben, wie dies feindselige Federfuchser unfinntgerweise drucken ließen. Da» habt Ihr nicht nötig, denn Ihr seid immer hoch ge- sttmmt. Gekommen bin ich, um zu sehen, was Ihr getan habt, und mir darüber ein Bild zu machen, wie der Weg zur Erreichung des Zieles beschleunigt werben kann. Ich bin gekommen, um Euch zu hören und Euch zu sprechen. In der Geschichte Triests gibt es keine besonderen Wendepunkte, die nicht auch Wendepunkte in der Geschichte de» gemeinsamen Vaterlandes gewesen wären. Als 1860 da» snnge italienische Königreich, mit Preußen militärisch verbündet, seine Grenzen am Jsonzo zog, konnten ober flächliche Beobachter das Geschick von Triest für besiegelt halten. Schon 16 Jahre später hat Triest mtt der Geste von Oberbank geantwortet, in einer Zeit, in der zugleich der JrrebenttSmuS di« ganze italienische Jugend ent flammte. 1914 mark die Doppelmonarchie die Würfel, versuchte den höchsten Wurf und verlor. Das waren für Euch vier Jahre des Wartens, in ihrer Bedeutung länger als 80 lange Jahre. ES kam der Steg und mit ihm für Euch die politische Wiedervereinigung mit Italien. Ich sage, die politisch» Wiedervereinigung, weil Ihr geistig immer mit ihm eins wart. Nachdem diese geschichtliche Position erledigt war, lag Euer kaiserliches Hinterland in Trüm mer. Triest aber hat beherzt mit seiner geistigen Initiative, seinen Traditionen zur See und seiner langen Vorberei tung den Weg zum Aufstieg wieder ausgenommen. Was in diesen zwanzig Jahren von Euch geleistet worben ist, können die Italiener und die Ausländer feststellen und müssen Ne bewundern. Wieder zwanzig Jahre später, im Mär» 1988, vollzog sich jene» unaufhaltsame Ereignis, da» sich schon 1878, wie Ihr «Le Ätzt. «hLkUtchnst Lfit» MM»»» ss» Wkvlckrv haben es gewollt! Niemand hat sich ihm widersetzt. Für Trieft ist damit ein« «en« Lage entstanden. ES ist bereit, die damit gestellten neuen Ausgaben anzupacken und zu meistern. Triest weiß, daß die Geographie nicht eine Meinung ist und sich auf lange Sicht an jenen rächt, die sie dafür halten. Triest zählt auf seine Kraft, Triest kann vor fei- nen Aufgaben nicht kneifen, kneift nicht und wird niemals kneifen. Die Lösung hecht Volksabstimmung! ES gibt im Leben der Völker Augenblicke, in denen die Männer, die sie leiten, vor ihrer Verantwortung nicht zurückschreckcn dürfen, sondern sic im vollen Umfange übernehmen müssen. DaS, waS ich Euch jetzt sage, ist nicht nur von der Politik der Achse Rom Berlin, noch nur von den Freundschaftsgefühlen diktiert, die uns mit den Un gar«, mit den Polen und anderen Nationalitäten in dem Staat, den man den Mosaikstaat Nr. 2 heißen könnte, ver binden. WaS ich Euch sage, ist diktiert von einem Verant wortungsgefühl, das ich mehr als italienisch, da- ich euro päisch nennen möchte. Wenn die von der Geschichte ge stellten Probleme einen Grad stürmischer Komplikationen erreicht haben, dann drängt sich die einfachste, nötigste und radikalste Lösung aus, die Lösung, die wir Faschisten die totalitäre heißen. Gegenüber dem Problem, was l« diese« Tagen ble Welt in Atem hält, gibt es nur eine Lösung, Volksabstim mung! tAnhaltendc Duce-Duce- »nd Lieg-Heil Ruse.) Volksabstimmungen für all« Nationalitäten, die fie oer langen, für die Nationalitäten, die in jenen Staat hinein» gezwungen wurden, der die große Tschecho-Slowakei sei« wollte, u«d sich heute in seiner ganzen organischen Halt losigkeit offenbart. Aber es ist noch etwa» andere» zu sagen: nämlich, daß in einem bestimmten Augenblick die Ereignisse den rasen- den Lauf einer Lawine annenmen, weshalb man schnell handel« mnß, wenn man Unordnungen und Komplika tionen vermeiden will. Daß man schnell handeln muß. muß vom englische« Premierminister verstanden worden sein, der sich von London nach München begab, da jede Verzögerung der Lösung nichts nützt, sondern den fatalen Zusammenstoß bestimmt hcrbeiführt. Diese Lösung beginnt bereit», trotz der Kampagne Moskau», in den Herzen der europäischen Völker Raum zu gewinnen. Italien hat seinen Platz gewählt Wir wünschen ebenso i« diesen letzten Stunden, daß eine friedliche Lösung erreicht wird. Wir wünschen, daß, wen« sie nicht möglich ist, der eventuelle Konflikt be grenzt «nd lokalisiert werde. Wenn das aber «icki erreicht werbeu sollte und sür oder wider Prag ei« Aus marsch universellen Charakters kommen sollt«, dann mnß mau wissen, daß der Platz Italiens bereits ge wählt ist. Rassenfrage und Imperium WaS die innere Politik anbelangt, so ist die Rassen frag« daS Problem der brennenden Aktnellität. Auch auf diesem Gebiet werden wir die nötigen Lösungen schaffen. Jene, bi« glaube» machen wollen, daß wir in dieser Krage einen Nachahmungstrieb ober, schlimmer «och, fremden Einflüsterungen folgten, find arme Narren, von denen wir nicht wissen, ob wir sie verachten oder bemitleiden sollen. Die Rassenfrage ist nicht urplötzlich aufgetaucht, wie jene glauben, die nach ihren Faulenzerträumen immer wieder aus dem Schlaf gerüttelt werden. Das Rassenproble« steht mit der Eroberung d«S Imperiums in Zusammen ¬ hang. Die Geschichte lehrt un», daß Imperien mit de» Waffen erobert, aber mit dem Prestige erhalten werben. Für diese» Prestige ist ein klares scharfes Rafsenbewnßt» sm« erforderlich, da» nicht nur Unterschiede, sondern auch die Urberlegenheit sSuperiorität) mit aller Deutlichkeit bejaht. DaS Jndenproblem ist also nicht» andere» al» ein Teil dieser Erscheinungen. Unsere Stellung ist durch die unbe streitbaren Tatsachen bestimmt worden. Trotz unserer Politik der letzten 16 Jahre ist bas Judentum der unver söhnliche Gegner des Faschismus. I» Italien hat unsere Politik bei den Jude» zn de« geführt, was man heut« als einen Wettlauf zur gewalt samen Inbesitznahme neunen kann, oder vielmehr bezeich ne« könnte. Immerhin werden die Juden, die italienisch« Staatsangehörige sind, sofern sie unbestreitbare militärische oder bürgerliche Verdienste gegenüber Italien und dem Regime haben, Verständnis und Gerechtigkeit finden. Für die anderen wird eine Trennungspolitik durchgeführt werden. Schließlich wird die Welt sich vielleicht mehr über «n- seren Edelmut als über unsere Strenge wundern, e» sei denn, daß die Juden jenseits und diesseits der Grenzen nnd vor allem ihre plötzlich und unerwartet austauchenden Freunde, die fie von zu vielen Kanzeln herunter vertei digen, un» zwingen, unser« Wege radikal zu ändern. WaS schließlich Euch Triester insbesondere angeht, so wirb alle- getan werden, um Euren Handelsplatz, de» zweiten Italiens, zu speisen und zu beben. Eure Betriebe und Eure Wersten, die verdientermaßen Weltruf genießen, werden zu arbeiten haben. Aber für uns Faschisten liegt die Quell« aller Dinge in der ewigen Kraft de- Geistes, »nd deshalb bin ich stolz aus das Vorrecht, den zwei Jahr hunderte alten Traum Eurer Stadt wahr zu machen, di« in wenigen Tagen ihre Universität haben soll. Nach diese» meinen Worten frage ich Euch: Ist auch nur ein einziger italienischen Blute» unter Euch, der auch nur einen ein zigen flüchtigen Augenblick an der Zukunft Eurer Stadt zweifeln könnte? tBegeisterte Zurufe! Dieser Stadt, di« unter dem Symbol de» LiktorenbündrlS steht, die Kühn- hett, Zähigkeit, Expansion und Macht bedeutet. (Neue stürmische Neinrufe.) „Trotz räumlicher Ferne ist Rom Euch nahe, ist aus Euren Bergen, ist auf Eurem Meer, tft hier in. allen Jahr hunderten, den verflossenen und den zukünftigen, mtt sei nem Gesetz, feinen Waffen und seinem König. J»b«lr»s« »«tose» be» D»ce Immer wieder wird der Duce von den Beifallsrufe» unterbrochen. Während Mussolini spricht, entrollt sich vor ihm auf dem Meere rin prachtvolle» Bild, langsam kommt ein grauer Stahlkoloß nach dem anderen über die blau« Fläche heran. ES find die Torvedoboot-gesckwader, di« an der Mole anlegen. Al» Mussolini von der Forderung nach Volksabstimmungen spricht, brvbnt ein neuer VeisallSsturm auf. Der Satz Mussolini», baß Italien selbstverständlich aus fetten jener stehe, die gegen Prag Stellung nehme«, wird von einem brausenden Jubel der Zustimmung be gleitet. Die Deutschen rufen Mussolini in diesem Augenblick begeistert« Duce-Heil-, Duce-Heil-Rufe zu. Mussolini merkt es, er blickt zu der deutschen Grupp« herüber und grüßt sie besonders. Nachdem der Duce seine Rede beendet bat, bauert «» Minuten, bis die Jubelrufe sich legen. Immer wieder muß Mussolini aus der Redner-Tribüne erscheinen, keiner weicht von seinem Platz. Immer wieder wollen die Menschen ihren Duce sehen. Endlich legt sich der Begeisterungssturm, nachdem Mussolini sich zurückgezogen hat. In lange» Kolonnen mit Musikkapellen durchziehen die Menschen in geschlossenen Zügen die Straßen. »»Stark genug, um Europa kn einen Krieg hineinzuziehen" Vrittale Drohung an die Weltöffentlichkeit )s Prag. Die Betrachtungen der tschechischen Press« zur augenblicklichen Lage sind außergewöhnlich entschlossen und selbstsicher. Durchweg erfahren die Pläne zur Lösung der sudetendeutschen Frage durch eine Volksabstimmung ober durch eine Abtrennung' der deutschen Gebiete «ine scharfe Ablehnung. Das „Pravo Lid»* vom 18. September schreibt: . »Es gibt in den westlichen Demokratie« Leute, die glauben, daß sie hier in den deutschen Gebieten eine Volks abstimmung zulassen könnten. Tie wisse» allerdings auch, daß die tschecho-slowaktsche Armee die ses Gebiet nie sreiwillig verlasse« würbe, uud versuchen daher, vorzuschlagen, es möge in das sudeten deutsche Gebiet eine internationale Polizei ent» sandt werden. Jeder weiß aber, waS das bedeu te« würde: den Anschluß au daS Deutsche Reich, «in verstümmeltes Böhmen «ud früher oder später einen Krieg »Ltz -aS Ende -er tschechoslowakischen Selbständigkeit. Wir lasse« aber keine internationale Polizei i« di« Republik. Wir gestatten keinen Anschluß «nd kein« Volksabstimmung. Darüber werden wir weder ver bandel« «och überhaupt daran denke«. Wen» wir uner schütterlich hinter ««seren Grenzen stehen, «nd ans unsere» Recht beharre« werde«, wird n«S die ganze Welt Helsen. Vielleicht sind wir nickt ftarkgenag, Deutschland zn schlage«, aber wir find stark genug, »m ganz Enropa in «ine» Krieg hinein-«ziehen.^ Mit diesem Bekenntnis läßt die Tschecho-Slowakei die MaSke fallen. Es wird jetzt offen zugegeben, daß man e» daraus abgesehen hat, einen allgemeine» europäischen Kon flikt heraufzubeschwören und skrupellos Europa in Brand zu stecken. Diese öffentliche Feststellung des Willen», „gagz Europa in einen Krieg hineinzuziehen*. muß gerade in dem Augenblick, in dem alle Staatsmänner bemüht sind, dl« Lösung der unhaltbar gewordenen Lage in der Tschecho- Slowakei zur Erhaltung des Friedens auf dem einzig möglichen Wege zu suchen, wie eine Brandfackel wirk««.