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Riesaer Tageblatt Drahtanschrift, UU Ä U § E1 A E V (EültÜIllü Vft) AuMgtÜ» PoftscheShmtm MEID^EIU 188E Fernruf 1287 Dies« Leit«»« ist da« zur Veröffentlichung der amtliche» «ekanntmachuuaen -et AmtShauptmann» vostkach Nr. VL »» Srobeuhai« behttrdltch beftimmt« Blatt «ub enthält amtliche «ekauntmachuuae» -et Ftuauzamte» Rief« UVV vev Vaupt-oüamtev Meibev SM F! SSL Donnerstag, SS. September 1988, ade«»» S1. Jahrg. DaS Riesaer Tageblatt erscheint jede» Tag abend» V,S Uhr mit Ausnahme der Sonn» und Festtage. Bezugspreis, bei Barauszahlung, für eine» Monat S Mark, ohne Zustellgebühr, durch Postbezug RM. 2.14 etnschl. Postgebühr lohne Zustellgebühr), bet Abholung in der Geschäftsstelle Wochenkarte sS aufeinanderfolgende Nr.) VS Pfg., Einzelnummer IS Pfg. «nzeige» für die Nummer de» Ausgabetage» sind bi» IN Uhr vormittag» aufzugebenr eiue Gewähr für das Erscheinen an bestimmten Tagen und Plätzen wird nicht übernommen. Grundpreis für die gesetzte 4« mm breite mm.Zeile oder deren Raum V Rpf., di« SN mm breite, »gespaltene mm.Zeile im Texttetl SS Rpf. lGrundschrtft: Petit L mm hoch). Ziffergebühr 27 Rpf., tabellarischer Latz S0°/, Aufschlag. Bei fernmündlicher Anzetgen-Bestellung oder fernmündlicher Abänderung «ingesandter Anzetgentexte ober Probeabzüge schltetzt der Verlag die Inanspruch nahme au» Mängeln nicht drucktechnischer Art au». Preisliste Nr. 4. Bet Konkurs oder Zwangsvergleich wird etwa schon bewilligter Nachlaß hinfällig. Erfüllungsort für Lieferung und Zahlung und Gerichtsstand ist Riesa Höhere Gewalt, Betriebsstörungen «sw. entbinden den Verlag von allen etngegangenen Verpflichtungen Geschäftsstelle: Riesa, Goethestratze SS. Sie Wecho--slowakische Regierung rurüügetreten )l Berlin. Nach aus Prag vorliegende» Nachricht«» ist die tschecho-slowakische Regierung zurückgetreten. ES sind Bemühungen in« Gange, eiue neue Regierung ans breiterer Grundlage unter Einbeziehung hoher Militärs zu Hilde». v Vor einer Militärdiktatur Ungeheure Erregung in Prag — Wieder Demonstrationen und wilde Streiks )l Prag. Am Donnerstag früh verschärft« sich di« Spannung in Prag so sehr, datz in zahlreichen Betrieben die Arbeiterschaft die Arbeit niederleate und ernent sich ungeheure Demonstratiouszüge zur Burg emporwälzte«, dem Dienstsitz des Staatspräsidenten Beuesch. Unter dem Eindruck der ungeheuren Demonstration entschlotz sich di« Regierung Hodza, wie um 11 Uhr bekauutgegebeu wurde, zum Rücktritt. ES wurde gleichzeitig mitgeteilt, datz im Laufe des Nachmittags eine Negierung der nationalen Konzentration gebildet werden würde und darüber zur Zeit Bespre chungen beim Staatspräsidenten stattsinden. In dieser Regierung der .nationalen Konzentration sollen in erster Linie eine Reihe von Generälen einbezogen werden. Als Ministerpräsident nennt man den Armce- inspektenr General Lirovu, der als besonderer Freund der Sowjetunion gilt und dort seine Ausbildung erfahre» hat. Man nennt ferner als künftige RegierungSmitgliedrr den Grneralstabschef Krejzy und den oolkSsozialistischen Senator und Oberbürgermeister von Prag, Zenkl, der über den Prager Nuudsunk heute ein Ansprache an die Bevölke rung hielt. Die Mitteilung des amtliche» tschecho-slowakischeu Pretzbiiros verschleiert den Regieruugsrücktritt, indem u«r von der bevorstehenden Bildung einer neuen Regierung gesprochen wird. Die Sokol-Verbände wurden Donnerstag früh durch den Rundfunk alarmiert und erhielten Auftrag, sich in Uniform an den Sammelplätzen zu melden; sie sind in starkem Maste für den Ordnungsdienst eingesetzt worden. Die Prager Burg, aber auch die Gegend der deutschen Ge- sandtschast, werden seit Donnerstag früh nicht mehr durch Polizei, sondern durch Militär gesichert. In Prag herrscht allgemein der Eindruck, bast e» sich bei der neuen Regierung um eine klare Militärdiktatur handeln werde./ Gegen Mittag wälzten sich ans den Vorstädten erneut riesige Demonstrationszüge mit Hochrufen aus die Sowjet republik und roten Fahnen durch die Straften der Stabt. Obwohl an der KarlSbrücke sich ihnen Militär entgegen stellte, gelang es ihnen, auf das andere Moldauuser zu ge langen und ihren Weg zur Burg fortzusetzen. Tschechen sprengen deutsches Zollhaus in die Luft Neuer Ueberfall aus deutsche Grenzwache — Unerhörter tschechischer Ueberfall )s W i en. I« der Nacht zum Donnerstag ttberschritteu gegen 1 Uhr tschechische Kommunisten die Reichsgrcnze bei Laas an der Thaya an der Zollstraste von Neusiedel «ach Wildenbörubach. Sie umzingelten daS deutsche Zollhaus. Sie warfen eine Reihe von Haudgrauaten i» daS Zollhaus, sprengten dann durch eiue geballte Ladung die Mauer» und steckten daS deutsche Zollgebäud« in Brand. Sie »er suchten daun unter der Führung eines OssizierS, aus der Zollstraste weiter i» reichsdentsches Gebiet vorznbriuae». Die deutschen Zollbeamte» hatten oou dem Anschlag kurz vorher Kenntnis bekommen «nd sich aus dem Zoll haus zurückgezogen nud aus LaaS au der Thaya Hilf« herbeigeruscn. Als die Tschechen i« de» Ort LaaS an der Thaya einzndringe» versuchten, wurde von schnell znsam- mengerassten deutschen Zollbeamten und Bauernsöhne« das Feuer sofort erwidert. Kurz daraus gingen die Zollbeamten znm Gegenangriff vor. Die Tschechen flüchteten daranshi« «nd zogen sich ans das tschecho-slowakische Gebiet zurück. Eie ränmte« auch das eigene Zollgebäude und bezogen die Besestignngslinie, die sich SW Meter von der Grenze entfernt auf dem tsche chischen Gebiet besiudet «nd von 18 MG -Türmen gesichert ist. Bo« dort ans «rössuete« sie ei« schweres Maschinen- gcwehrseuer aus das brennende deutsche Zollhaus und seine Umgebung, so dast die deutschen Zollbeamte« tu Deckung gehen mutzten. Erst gegen Morgen liest die Be- schiestnng deutschen Gebietes «ach. Sprengladungen in den Elbbrücken bei Tetschen, Bodenbach und Aussig )s Karlsbad. Die Talsperre in Karlsbad u«d ebenso die Staustuse in Aussig ist mit Dynamit geladen. Selbst die sogenannte Schäferswand, ein fteilabfallender Felsen unter der Bahnlinie Prag—Berlin, wurde heut« von tsche chischen Soldaten unterminiert und spreugbereit zugerichtet. Auch die drei Elbebrücke» bei Tetschen, Bodenbach «nd Aussig werden anfgegraben und mit Dynamit ««lade«. Während dieser Arbeiten waren die Brückenköpfe mit schweren Maschinengewehren besetzt. Der Bevölkerung bemächtigt sich allenthalben ob dieser »«mibv«rftä»dlichen Vraa nimmt an England und Frankreich haften kategorische Erklärungen adgegeden )s Prag, 21. September. Um 1S,2ll Uhr verkündete der Prager Rundsunk in tschechischer Sprach«, dast bi« Pra ger Regierung di« «nglisch-sranzüfische« Borschläge ange nommen hat. Der Sprecher betonte mit deutlich fühlbarer Nieder geschlagenheit, dast sich die Regierung zur Annah«« ge- zwangen sah, nachdem ihr Vorschlag, oaS Problem eine« internationalen Schiedsgericht zu unterbreiten, abgelehut worden «ar nud die englische und französisch« Regierung kategorisch erklärt hätten, sie könnten keinen Krieg führen. Der Regierungssprecher forderte dann die ganze Be- vülkerung zur Ruhe und Ordnung aus, weil sie andern falls den Staat blost schwer schädigen würde. Die Regie rung und der Präsident seien entschlossen, den Staat unter den neuen LebcnSbcdingungen zu führen. Gleich nach der Bekanntgabe, dast die Prager Regie rung den Vorschlag der britischen und der französischen Ne gierung angenommen hat, wurde folgender Text des Som« muniqnss der tschecko-ckowakischen Regierung bekannt: „Die tschecho-slowakische Regierung hat sich unter dem unwiderstehlichen Drnck -er britischen und der sranzöfischen Regierung gezwungen gesehen, schmerzersüllt die in London anSgearbeitete» Vorschläge anzuuehmen. Zur Annahme der englisch-französischen Vorschläge durch Prag schreibt besonders treffend daS .Berliner Tage blatt": -err Beuesch kommt z« spät mit seinem Schmer». Während man in Prag auf das Wunder hoffte und eine bolschewistische Hilfe in London und Pari» durch die Aktio nen der dortigen kriegerischen Moralprediger zu organi sieren suchte, sind die Ereignisse den Entschlüssen der Pra- ger Machthaber wett vorauSgeeilt. E» erregt Erbitterung, wenn in der Prager Mitteilung davon die Rede ist, datz „schmerzerfüllt" die Londoner Vorschläge angenommen würden. Herr Benesch empfindet also auch heute noch Schmerz darüber, dast er den Terror gegen die Sudeten deutschen, gegen Polen und Ungarn nicht länger sorcketzen kann. Die Volksgruppen der Tschecho-Slowakei haben einen ganz anderen Schmerz 20 Jahre lang tragen müllen. Sie werden ihn nicht länger tragen. Auch darüber sollte Herrn Benesch mittlerweile ein Licht aufgegangen sein. Be zeichnend für die Verblendung der tschechischen Machthaber ist es, bah sie die Schuld nicht in ihrer eigenen Politik suchen, sondern England und Fraickreich anklagen. Der Zweck liegt auf der Hand: Man sucht die bolschewistische Propaganda gegen Chamberlain und Daladier zu entfes seln. All diese Winkelzüge haben keine Bedeutung mehr. ES handelt sich jetzt um nicht mehr und nickt weniger alS um die Generalbereinigung der DolkStumsfrage in der Mitte Europa». Der Führer 1« Godesberg Freudiger Empfang durch die Vevökkeruug — gudrlfadrl durch die Stadt )s Godesberg. Der Führer und Reichskanzler traf heute »« 18 Uhr mit dem Louderzug aus dem Bahnhof GodeSberg «l«. )s Godesberg. Ter Blick der ganzen Welt ist ans Godesberg gerichtet, wo heute die neuen Besprechungen zwischen dem Führer und Reichskanzler und dem britischen Premierminister beginnen. Tie kleine Stadt ist plötzlich in das Helle Licht der Weltpolitik gerückt. Als Stätte die ser zweiten Begegnung Adolf Hitlers und Neville Cham berlains, von der die Welt schtcksalswcndende Entschei- düngen erwartet, wird Godesberg in die Geschichte unseres Volkes und ganz Europas eingehen. Menschen aus allen Gauen sind hierhergestrvmt, um diesen denkwürdigen Tag unmittelbar mitzuerlebcn. Ganz Godesberg hat reichen Flaggenschmuck angelegt. Von schlanken Masten wehen Hakenkreuzbanner und Union Jacks zum Willkommengrutz für den Führer und seinen britischen Gast. Ein herrlicher Morgen überstrahlt die bezaubernde Rheinlandschaft und öffnet die Sicht auf das andere User des Stromes mit den ragenden Kuppen des Siebengebirge». Singende Kolonnen marschieren durch die Straßen. Ans dem Rhein ziehen Schlepper, von denen die SchisfSleute nach dem festlich geschmückten Godesberg hinüberschauen. Drüben, jenseits des Rheins, sieht man auf der stolzen Höhe des PeterSberges das Hotel, in dem der britische Gast wohnen wird und von dessen Dach die Fahnen im Morgen- wind« wehen. Auch auf dem Rhetnhotel Dreesen in Godes berg, in dem der Führer wohnt, flattern Hakenkreuzfahnen und Union JackS. Vor dem Rheinhotel, dessen Autzcnfront mit Fahnen und Girlanden geschmückt ist, hat sich eine er wartungsfrohe Menge gesammelt. Der Austakt z« de« grobe» Ereignisse« d«S Tages w«r die Ankunft des Führers «nd Reichskanzler» in GodeSberg, die um 10 Uhr erfolgte. Auf der Fahrt zum Rhetnhotel Dreesen wurde der Führer von der Bevölke rung stürmisch und freudig begrübt. Al» der Führer den Sonderzug auf dem Bahnhof GodeSberg, der mit Fahnentuch und frischem Grün zum Empfang Adolf Hitlers festlich ausgestaltet war, verlieh, grüstte ihn schon et» vieltausendftimmiger Ehor der Heil, rufe. Mit dem Führer trafen Reichsautzenminister von Ribbentrop, Reichsmckuster Dr. Goebbels, Reichspresseches Dr. Dietrich, Reichssührer ff Himmler, die Reichsleiter Borma«« und Bouhler, ff-Gruppenführer Schaub und Staatssekretär Hanke in GodeSberg ein. Adolf Hitler wurde bei seiner Ankunft aus dem Bahnhof von den Gan- leitern GrohS und Therbovcn, dem Chef des Protokolls Gesandten Freihern von Dörnberg, Generalmajor Boden ¬ schatz. ff-Obergruppenführer Weitzel und SA.-Obergrup- pensührer Knickmann begrübt und schritt bann unter den Klängen de» Präsentiermarsches die aus dem Vorplatz an getretene Ehrenkompanie der Reichsluftwaffe und ff-Leib standarte Adolf Hitler ab. Tie Bevölkerung von GodeS berg hat dem Führer schon ost, wenn er bei ihr weilte, stürmisch nnd herzlich begrübt. Der henttg« vmpsang aber übertraf alle bisher hier erlebte« Kundgebungen der Dank barkeit für de« Führer. Eine Woge stürmischer Begeisterung gibt dem Führer daS Geleit auf seiner Fahrt durch die Stadt. Zehntausend« säumen die Strasten, schwenken Hakenkreuzsahnen und jubeln dem Manne zu. von dem man weih, dab er den Ludetendeutschen die Befreiung bringt, wie er sie auch den Volksgenossen der Ostmark erkämpft hat. So begleitet den Führer die herzlich« Kundgebung der Bevölkerung bis znm Rheinhotel Dreesen, wo ihn der Trommelwirbel der Ehrenwache begrübt. Der Führer besichtigte bann die besonder» bergerickte- ten Räum«, in denen ,« wenigen Stunden die zweit« Unterredung mit dem britischen Premierminister Neville Chamberlain stattsinden wird, und begab sich daraus in seine im ersten Stock de» Hotel» gelegenen Wohnräume. VkEftftEßMftftfttk EptUftpEklüftt ftr Köln eiilOetrOfteu Ans der Fahrt »ach Sö»igS»i»ter )s Köln. Der br,tisch« Pre«ter»i«ister Sir Neville Ebamberlain traf heute zur vorgesehenen Zeit um 12M Uyr a«s be» Flnghase« Löl« ein. Zu seinem Empfang hatten sich der RrichSmmtfter be» Auswärtigen von Ribben trop mit dem Staatssekretär Freiherr» vo» Weizsäcker, der britische Botschafter in Verlin, Sir Neville Henderso», der deutsche Botschafter in London. Dr. vo« Dirkscn, sowie der Chef des Protokolls, Gesandter Freiherr von Dörn berg eingefunden. I« Austrage des Führers begrühte der Reichsminister des Answärtigeu den britische» RcgicrungS, ches «nd hieb ihn aus deutschem Boden willkommen. Nach Abschrecken der Ehrenkompanie der ff trat Herr Chamber lain in Begleitung des Äeichsaubenministers unter den Klängen der englischen Nationalhymne im Kraftwagen die Fahrt z«m Hotel Petersberg in Söuigöwinter an, wo er für die Dauer seines Aufenthaltes als Gast des Führers wohnt. Der Begin« ber Besprech»»«««, di« im Standquartier d«S Führers, de« Rheinhotel Dreesen in Godesberg, statt« siude«, ist für de« frühe« Nachmittag «mgesetzt. Handlungsweise der tschechische« Banditen unerhörte Er regung. Neue tschechische Grenzverletzungen Tschechisches Flugzeug über reichsbeutschem Gebiet —- Feuergesecht zwischen Leopoldschlag und Neustift )s Linz. Am Mittwoch um IS,48 Uhr kreiste über UllrtchSberg bet Aigen im nördlichen Mühlviertel ein tschechisches Flugzeug über reichsdeutsches Gebiet. Die Nationalität ber Maschine konnte deshalb einwandfrei fest gestellt werben. Die Maschine war schon lange Zett vorher über tschechischem Gebiet kreisend von den deutschen Grenz bewohnern beobachtet worden. Ein zweiter Greuzzwischensall trug sich, ebenfalls in Oberbonau, »wischen Leopoldschlag und Neustift zu. Dort »ersnchte et« Sndeteudentscher in ber Nacht vom Mittwoch auf Donnerstag mit einem Aut» dyrch eiue Furt des Greuzbaches aus reichsdeutsches Gebiet zu flüchten. Ter Wagen blieb jedoch im Schlamme stecken. Sine tschechisch« Patrouille erössnete sosort ans sicherer Deckung auf de» Flüchtling das Feuer. Die Geschotzetnschläge waren aus reichsdeutschem Gebiet festzustellen. Da die Tschechen auch weiterhin auf reichsdeutsches Gebiet schoflen, entspann sich ein regelrechtes Feuergesecht, bet dem auf tschechischer Seit«, soweit bisher sestgestellt werbe« konnte, ein Soldat verletzt wurde.