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Brücke«, an -er Han- sich nehmen- und verhüllen-, in -ie Elbe gestürzet nn- s» ihre Not geendet. — Was hat sonst -aS liebe Deutschlan- unö die benach barten Länder nicht auSgeftanden. Die Aecker haben nicht können bebauet werden, weil sie fast mit Leichen besäet worden, das Menschenblut hat des RegenS Wirkung vernichtet, der Do.iner und der Blitz der Posaunen und Cartaunen haben gleichsam die Bögel aus de« Büschen und Wäldern getagt, zu geschwei ge« nicht -en Menschen Furcht und Schrecken einge trieben. Wo Blumen und Gras das Feld gezieret, haben faule Aeser gelegen. Alles ist geraubet und geplün-ert worden, Städte und Dörfer find ver brannt; den Eltern hat man den Sohn nicht verscho net. Das Bieh wurde weggetrieben, die Scheune« zu -en Lägern und Hütten umgebrochen und geschmissen, die Weinberge rvur-en verwüstet, die Bäume und Gärten wurden umgehauen. Die Kirchen wurden be raubt, und die Gräber in selbigen geössnet und be raubt, selbst den Tote« Nicht Ruhe lasten-, -ie Altäre wurden verunreinigt. Biel lausen- Menschen haben sich aus Furcht mit -e» kleinen unerzogenen Sinder« in Brüchen, Büsche« mrd Wäldern a«sgehalten, find erfrvrew und verhungert. — Was find nicht zur Geld erpressung vor Peinigungen vorgenomme» worden. Welchen haben -ie reuselSkinder Tränke von Trüber«, Sleie, Mistjauche un- an-erem Unflath» so man schwe dische Tränke genannt, eingegosten, bei einer Wasser- kanne voll un- mehr; -i« Leute ausgehangen, wieder niedergelaste« und dann gefragt, wo -aS Geld begra ben wäre? dann wieder aufgezogen, gesenget, ge brannt, mit Daumenstöckeu gemartert, in den Back öfen halb gebraten, die Bärte abgesenget, Riemen aus dem Rücken geschnitten un- -ergleichen mehr. Grausame Schandtaten! Haar un- Haut möcht einem bloß vom Schreiben erschüttern. Die Türken, Tar- taren und Heiden haben so grausam nicht gewütet, als die, welche -och Christen heiße« un- sei« wollen." Die großen Wälder aber, in deren Dunkel und Heimlichkeit die Menschen in den Wirren -es Krie- ges Zuflucht gesucht hatte», ließen die Geschichte Dobrilngks noch einmal zu glanzvoller Höhe empor- rauschen. Waren -och die Dobrilugker Wälder neben der Annaburger Heide eins der größte» und ergie bigsten Jagdgebiete im ganzen sächsischen Rft-erlanß. So war schon um die Jahrhundertwende vom 18. »um 17. Jahrhundert auf dem Bode« des verfallen den Slosters ein Jagdschlößchen entstanden. Al» -ann Dobrilugk im Jahre 1623 an den Surfürsten Johann Georg I. von Sachsen fiel sbi» 1686», war »ie Stätte der Mönche oft der Schauplatz fröhlicher Jagden. In tzust und Sachen ausgelassener Weid männer aber klang -rohen- und mahnend zugleich -er ernste Ruf der Glock« vom Schloßturm: «Aon ovrt» S8t inoort» <ii«8 bor» agoit» (Der Tod ist gewiß, ungewiß -er Ta- un- die Stunde keinem be kannt.) Hinter den Wäldern aber ertranken die Aecker im Blute un- zwischen -en Jag-zügen rasten die apokalyptischen Reiter Krieg, Pest, Hunger und To- über das Land. Rach dem Tode Johann Georgs, im Jahre 1686, kam Dobrilugk mit -er Riederlausttz an den Herzog Christian I. von Merseburg. Damit erreichte -er Ort den Höhepunkt feiner weltlichen Zeit. Das Jagdschloß wird zur oft und lange be wohnten Residenz des regierenden Herzogs. Bald genügt eS -er» gestellten Ansprüchen nicht mehr und so läßt eS -er Herzog erweitern un- umbauen. In de« Jahre» 1661—1667 erhält e» die Gestalt, die es heute noch dem Beschauer zeigt. CS ist ein fester, aber -<wet anmutig wirkender Bau von viereckigem Grundriß mit hohen vorspringenden Giebeln in deut scher Renaissance. Eine gewölbte Brücke führt über -en Graber», -er nebst Mauer -aS Schloß umgibt, zum Portal un- in den Schloßhof, in -em ein schöner schlanker Turm -ie Dächer überragt. Eine zierliche steinerne Galerie führt an -er Wand entlang. Unter ihr thront auf -en steinernen Säulen -eS Brunnens ein Löwe, -er das sächsische Wappen hält, während von -en Rändern der Dächer gewaltige kupferne Wasserspeier ihre Söpfe über den Hof hinaus recken. Herzog Christian, der Dobrilugk zur Residenz er wählte, faßte im Jahre 1664 auch den Entschluß, so wohl wegen .Unterbringung der Hoffleute, als auch wegen der Handwcrgks Leute, welch« bey dergleichen Hoffstadt fast täglich, ja stündlich nicht wohl zu ent- rathen, an diesem zur Nahrung fast bequem gelegenen Ort eine Stadt anbauen zu lasten". Dieser Plan wurde auch alsbald ausgeführt. Ostwärts -von Schloß und Strche entstant die neue Stadt und schloß sich in Hufeisenform an das alte Dobrilugk, das ja nur aus dem Klosterbezirk bestand, an. Der Plan ist heute «och ganz klar erkennbar. Eine Straße von erheblicher Breite führt am Schloß vorbei, durch -en ganzen Ort hin-urch nud -an» weiter nach Kirch- hain. Mehrere Nebenstraße« laufe» genau parallel. Wo diese Straße« mm der einzigen Querstraße ge schnitten «erden, steht das schöne große Gasthaus .Zu» Rautenstock", da» in den Jahre« 1868/66 er baut wurde. In de» erste» Jahrzehnte» seines Be stehens diente eS auch den Sava lieren de» Hofe» zur Unterkunft. Etwa» seitlich in einer Nebenstraße steht auch noch -ie schöne alte herzogliche Apotheke. Diese höfische Zeit aber mit Empfängen und ^fagden, zu denen auch August der Starke oft in Dobrilugk weilte, währte nicht einmal ein ganzes Jahrhundert, den« im Jahre 1738 starb die Merseburger Linie de» säch- fischen Hause» aus und Dobrilugk fiel an Sachsen zu rück. Wohl diente es noch als Aufenthalt bei Jag den, so vor allem -en Herzögen von Kurland bi» 1796. aber di« Glanzzeit war vorbei und mit dem ver schwinden der Residenz und der Hofhaltung minderte sich auch Ruhm und Ansehen der Stadt. Als dann «m Jahre 1815 durch die Grenzziehung des Wiener Son- greffe» Dobrilugk an Preußen fiel, geriet es immer mehr in Vergessenheit, währen- da» benachbarte Kirchhain, das schon 1367 Stadt geworden war, immer mehr aufblnhte nnd im Laufe -eS 19. Jahr hundert» seine Einwohnerzahl verdoppelte, ja ver dreifachte. Gerade das aber macht heute de«, ich möchte sagen: intimen Reiz Dobrilugk» au», -aß wir die Stadt heute noch genau so sehen, wie sie zur Zett ihrer Entstehung vor 27U Jahren auSfah, mit de« gemütliche« meist zweigeschossigen Häusern, mit de« rundbogigen Einfahrten, den gebrochenen Dächer«, mit den behaglichen Trinkstuben der Bürger un- de« kleinen Vorgärten vor den Häusern. Dazwischen dte vornehme Behäbigkeit der breiten Straße urtt de» KavalierShaus .Zum Rautenstock", und über alle» -er geheimnisvolle Schimmer un- Glanz großer Ver gangenheit, die in -en hohen Bäumen um Schloß und Kloster rauscht .... (Man erreicht Dobrilugk mit -er Bah« über Etfteo- werda ober mit -em Ra- von Elsterwerda an» durch de« Ltebenwerdaer Forst über Friedersdors «nd Linden«. Bei Linden« befindet sich da- bekannt« «ad .Erna". Bo« Dobrilugk au- kann mau daun über Schöuboru. Dobri lugker Forst, Schilda di« Berlin Röderauer «ahn er reichens venützte Quellen: 0. E. Schmidt, Kursächsisch« Streiszüge «d. st. Jung/Svah, Bau- und Sunstdeukmäler de» Kreise» Lucka« Scharnweber/Jungrichter, Sagen au» dem Kreise Lucka«. Adler, Backsteinbaudenkmäler Preußen». Ltebenwerdaer Heimatkalender. Mucke, Baustetne zur Geschichte de» Kreise» Lucka«. Druck iyr- Verlag von Langer u. Winterlich. Riesa. — HaugtschristleNer: H«t«rtch Üblem««» Siel«. Matter zur Istege der Keirnatkiebe, der Sei und des Keirnatschuhes. Erscheint in zwanglos« Folg« ab» Beilage zu« Riesaer Tageblatt unter Mitwirkung de» Verein» Hetmattmrsemn in Riel«. Nr. S7 «test», 11. September 1987 IO. Jahrgang Dovrilugk Paul «eise iS Abbildungen - «i In Elltant wird» klopfe« .tok, tok" an jedem Haus, die Pest schleicht in die Kammer, das Leben schreitet Hera«». HeNt beißen ElliautS Zähn« da- weiche Weizenbrot, bald beiße» sie harte Erd« im zuckenden Fiebertod. So heißt eS in -er Ballade, in welcher der Dichter BörrieS von Münchhausen erzählt, wie die Pest in -ie bretonische Stadt Elliant kam. Der Fährmann träumte in -er sengenden Mittagssonne — da stand ein schwarzbrannes schönes Mädchen vor ihm: .Du sollst mich übersetze« zum Ufer von Elliant. Du sollst mich küssen und Herzen — ich H-ed^küffe dich nie!" — So kam -ie Pest tll -le wen fie küßt — -es Auge bricht — Nur einen, «inen küßte fie nicht". Mit unheimlicher Kraft steigert -er Dichter das Lied bis zum letzte« grauenvollen Geschehen. — Und doch will mir diese» SchicksalSlie- -er Stadt Elliant weirlger schrecklich erscheinen, wenn ich e» mit einem Bericht vergleiche, -en ich vor Jahren in einem Licbenwer-aer Heimatkalender fand und der davon erzählt, wie um die Mitte de» 16. Jahrhunderts die Pest nach Dobrilugk kam. Um da» Pfingstfest herum kam sie un- blieb bis Weihnachten zu Gast. Au» den großen dunklen Wäl der« kamen die Pestfrauen in die Städte, riesengroße, krebszerfressene Gestalten mit ekelhaften, lang herab hängende« Brüsten, die sie beim Gehen über die Schultern warfen. Im Dobrilugker Feld ist eine von ihnen, unter weißen Schleiern verhüllt, zu einem Bauern gekommen und hat ihn gebeten, auf seinem Bi«,gen mit in -en Ort einfahren zu dürfen, nm nicht von den Hunden zerrissen zu werden, welche die Gefahr witterten. O hätte er e» nicht getan! Wohl wurde ihm Belohnung, aber grauenvoll und kaum zu tragen war der Lohn, den ihm die Pestfrau bot. Beim Absteigen'trat sie ihm dreinml auf die große Zehe. Da wurde ihm di« Gabe -e» zweiten Gesichts, «nd in furchtbarer Schau stiegen Berg« von Leichen, Verödete Städte, Totengerippe und Ströme von Blut vor ihm auf. Am andern Tage aber war die Pest in allen Häusern, und nur der eine Bauernhol wurde verschont. Dobrilugk! Wer kennt heute noch -tesen Ort, f« nur den Namen? vielleicht, -aß den Reisenden, -er zur Reichshauptstadt eilt, ein Sinne« überfällt, wenn der Schaffner die Station auSruft: Dobrilugk-Kirch- hain, daß er -en Namen vielleicht ein paarmal wiederholt: Dobrilugk, Dobrilugk, als ginge irgend ein geheimer Zauber von ihm aus, irgendein verschüt tet Geheimnis. Aber bald verschwinden -ie Türme des Kirchhainer Gotteshauses und -er Name Dobri- lugkS verklingt im Rollen der Räder. Der alte Glanz ist verblichen und e» bliS nur das kleinbür gerliche Landstädtchen von kaum 2006 Einwohnern. In zwei großen Welle« verrauscht -ie Geschichte Dobrilugk». AuS dem Dunkel unermeßlicher Wäl der austauchend un- ansteigend zum Höhepunkt geist licher Macht, abfallend un- zuletzt jäh nie-erbrechend in die Armut und Oede langer Kriege, am Ende des 17. Jahrhunderts aber in neuem Schwünge empor rauschend zum Jagdfitz un- zur glanzvolle« Residenz der Herzöge von Sachsen-Merseburg, gerät es im 19. Jahrhundert aufs neue in Vergessenheit. Im Jahre 1005 wird Dobrilugk zum ersten Male erwähnt. Thietmar, der Geschichtsschreiber jener Zeit, welcher von 1009—1018 Bischof zu Merseburg war, erzählt, -aß im Jahre 1005 der deutsche König Heinrich n. mit seinem Heere von Magdeburg her kommen-, nach .Dobraluh" zieht, das an einer alten Heerstraße lag, um von da aus weiter nach Osten vor zustoßen gegen den Polenherzog Boleslav Chrobry. Die Sage weiß zu berichten, daß damals deutsche Ritter von Dobraluher Führern in die Irre ge leitet wurden, so daß fie elend in den Sümp fen der Spree zu Grunde gingen. Eiy Blick auf die Karte zeigt, daß Dobrilugk auch heute »och nur eine Lichtung ist in den gewaltigen Wäldern -er Nieder lausitz, und Ortsname« ivie Eichbolz, Grünewalde, Sonnewalde, Finsterwalde u. m. deute« darauf hin, daß ehedem auch die meiste« der heutige» Lichtungen mit Wal- bedeckt waren. Riesige Urwälder dehnten sich hier aus, an viele« Stelle« in Waldkümpf«, t«