Volltext Seite (XML)
Freit«,, 14. Januar 1S38, abends ««d A«r»tg»« WldedlM «ld AlytiM «»d de» »«Gtd-lla»le» Stttße« znaSpret», bat BorauSzahlnna, für «Inen Monat ll Mark, ohne Zustellgebühr, «karte t« aufeiuanderfolgende Nr.)88 Pfg.» Einzelnummer IS Pfg. «uzeige» für bestimmten Lagen ««d Plätze« wird nicht übernommen. Grundpreis für tteu 2V Rpf. tGruudschrift: Petit8 mm hoch). Ziffergebühr 27 Rpf., tabellarischer inbter »uzeigentert« »der Probeabzüge schließt der Verlag die Juauspruch. mir» etwa schon bewilligter Nachlaß hinfällig. Erfüllungsort für Lieferung Verpflichtungen Geschäftsstelle: Riesa, Goethestrabe SS. Postscheckkonto: Dulden ISS» Etrokasser Rief« Nr » «1. Jahr,. Riesaer Tageblatt Drahtanschrift« Ta^Ll-tt Rias, Fernmf »«7 P.stfach Nr. Vst J!11 die Nummer de» Ausgabetage» sind bi» W Uhr vormittag» ankugebeu: eine Gewähr für da» Erscheine« ar» di« gesetzte « mm breite mm.Z«tle oder deren Raum v «Pf., d,e Üb mm breite, 8 gespaltene mm.Zeile i« T «atz so»/. Aufschlag, vet serumündltcher ««zetgeu-vefteLung oder fernmündlicher «bäudernng etng, und"sah?un^und G^eESstan^ Höhere^Mewal^Betriebsstörünaen"usw entbindenden Berlag"vön'allen eiug'egangenen Verpflichtungen Jugoslawien und Veutschland Zum bevorstehenden Besuch Dr. St»jadt«o»itschS Der sugoslawtsche Ministerpräsident Dr. MU«« Stoia. dinowitsch kommt morgen zu einem mehrtägigen Be such nach Berlin, um den Besuch zu erwidern, den der Neichsaußenminister von Neurath im Sommer letzten Jahre» in Belgrad abstattete. Di« Reise Dr. Stojadino- wttjch» — sie wird außer Berlin auch noch andere deutsch« Städte berühren — wirb zweifellos die zwischen Jugo slawien und dem neuen Deutschland vorhandenen freund- schastlichen Bindungen weiter befestigen und zur Vertie fung der herzlichen Beziehungen beitragen, die schon seit langer Zeit zwischen beiden Staaten bestehen. Anläßlich de» Belgrader Besuch» de» MeichSaußenminister» konnte von ihm und von Dr. Dtosabinowitsch sestgestellt werden, baß die beiderseitigen Auffassungen über die politische Lage und über den Nutzen einer friedlichen Zusammenarbeit beider Staaten übereinstimmten. Da» halbe Jahr, da» seit dem Besuch vergangen ist, hat erneut den Wert die ser Zusammenarbeit erwiesen und sie zweifellos auf vie len Gebieten noch erweitert. Die Freundschaft zrvische« Jugoslawien »nd Deutsch, fand batiert nicht etwa erst seit gestern. Die kulturelle» und sonstige« Beziehungen zwischen beiden Völker« kö«»e» aus eine Jahrhunderte alte Dauer zurütkblicke«. In den Nachkriegsjahren haben sich insbesondere die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Jugoslawien und Deutschland rasch entwickelt, und Deutschland nimmt heut« in der jugosla wischen Ein- nnd Ausfuhr eine sehr bedeutende Stelle ein. Wie auf wirtschaftlichem, so hat sich aber auch aus politischem Gebiet immer wieder gezeigt, daß di« beiden Staaten durch k«tn«rl«i Gegensätzlichkeiten getrennt werben, baß vielmehr zahlreich« gemeinsame Interessen sie verbinden. Die Linie der -unabhängige« Außenpolitik", die von Dr. Stojadiu», witsch in vorbildlicher Weise vertreten wird ««d der eS,« danke» ist, daß sich Jugoslawien i« keinerlei Fronten stel- lange» dlnetnzwänge« ließ, hat wesentlich znr Beseitigung d« deutsch-jugoslawische» Freundschaft belgetrage«. Der jugoslawische Minifterpriisideut wird i« Berlin an» überall in Deutschland aufrichtig al» Are«,» emp, sangen werde«. Diese herzliche Begrüßung wirb außer dem Freunde auch einem Staatsmann gelten, der durch sei« klar« außenpolitische Führung dazu beigetragen hat. daß sich die in Europa schon bestehenden Spannungen nicht noch vergröberten und daß eine schroffe Frontenbilbung vermieden werbe. Stojadinowitsch hat sich in de« letzte« beide« Jahre« gerade a«s außenpolitische» Gebiet al» weitblickender Staat»««» erwiese», der selbst um de« Preis einer Unpopularität «icht ,« bewege« »ar, Jugosla wien i« Blockbildungen ht«ei«zieheu -« lasse«, die, wie er richtig erka»t hat, keine Sicher»«,, sonder« ein« Gefähr dung de8 Friedens zur Folge gehabt hätte». Stojadinowitsch ist heute nicht nur au» der Politik de» Gübosten», sondern au» der europäischen Gesamtpolitik kaum mehr Hinwegzudenken. Er ist wohl der bedentenbst« Staatsmann, den Jugoslawien seit dem Tode de» großen Nikolaus Paschitsch besaß. Obwohl er in der inneren Po litik im Sommer des vergangenen Jahres manche Schwie rigkeiten zu überwinden hatte, hat er «S verstanden, auch seine innenpolitische Stellung neu zn befestigen. Er geht zielbewußt und ohne Rücksicht auf vorübergehende Schmie- rigkeiten an der Seite de» Prinzregenten Paul »um Wohl« Jugoslawiens seinen Weg. Dr. Stojadinowitsch hat im Wintersemester 1010/11 an de« Münchener Universität BvlkSwirtschaft studiert und im darauffolgenden Gommer in Berlin auf Grund einer Dissertation über de» deutschen Etat sein Doktorexamen abgelegt. Während seiner Berliner Studien war er auch al» Praktikant beim Preußische« OberrechnungShof in Potsdam tätig. Er denkt noch heute gern vor allem an seine Münchener Studentenzeit zurück, die ihm in so lieber Erinnerung geblieben sei, daß er »nach Möglichkeit wenig sten» einmal im Jahre ganz privat nach München kommen und dort im Hofbräuhau» sein« Maß trinken" wolle. Wäh rend solcher privaten Besuche, die er in den letzten Jahren auch immer wieder abstattete, lernte er bereits da» Neue Deutschland kenn«; frallM nicht W M»s ja MvfsßBSdM Minifterprüfident Vr. StojadinowttsÄ «ach VeMlchlarr- abgereift V««Merle Mmdwdmww dei »er rMchr« in Vel«ad )l Belgrad. Ministerpräsident «nb Außenminister Dr. Stojadinowitsch hat am Donnerstag seine Deutschland- Reise «»getreten. Er verließ die jugoslawische Hauptstadt in Begleitung sei««» «abi»ettSchess Dr. Dragan Protitsch und de» Attache» iw Auße»»i«tstertn« Dr. Fuad Azabaghitsch um 22.80 Uhr mit dem fahrplanmäßigen Schnellzug, an den «in Salonwagen angehängt war. Auf dem Bahnhof hatten sich der deutsche Geschäftsträger v. Janson mit sämtlichen Mit gliedern der Gesandtschaft eingesunbrn, um ihm gute Fahrt zu wünsche«. Bo« jugoslawischer Seit« waren sämtlich« Mitglieder der Regierung unter Führung de» stellver tretenden Ministerpräsidenten und Innenministers Koro- schetz erschienen, von denen sich Dr. Stojadinowitsch sehr herzlich verabschiedete. Auch zahlreiche Senatoren und Ab geordnete sowie die Führer der Regierungspartei waren zugegen. Unter den stürmischen Hochrufen der auf dem Bahnsteig wartenden begeisterten Jugend der jugoslawischen Radi- kalrn Bereinigung, deren Vorsitzender Stojadinowitsch ist, bestieg er den Zug. Al» er an da» Fenster seine» Wagen trat, erschollen neue begeisterte Rufe auf den »Vater der Jugend" und „Führer des jugoslawischen Volkes". Diese Hochrufe endeten erst, al» der Zug den Blicken entschwun den war. Der jugoslawische Pressechef mit einer Iournalistenabordnung in Berlin etngetroffen )l Berlin. Am Donnerstag um 28.82 Uhr traf mit dem fahrplanmäßigen Zuge auf dem Anhalter Bahnhos der Pressechef der jugoslawischen Regierung Dr. Aosta Lnkovic mit einer gröberen Abordnung namhafter jugoslawischer Hauptschriftletter ein, die sich anläßlich de» bevorstehenden Besuch» de» jugoslawischen Ministerpräsidenten und Außen- Ministers Dr. Stojadinowitsch nach Berlin begeben haben. Dr. Aosta Lukovtc und di« Journalisten wurden ans dem Bahnsteig tm Namen und tm Auftrag« de» Reich». Pressechef» Dr. Dietrich von dem stellvertretenden Presse chef brr Reich»regterung Ministerialrat Berndt «mvsangrn und in Deutschland herzlich willkommen geheißen. Zu drin Empfang hatten sich vom Reich-Ministerium für Volk»- aufklärung und Propaganda RegierungSrat Bade und RegterungSrat Baron v. Wevoenhos, ferner Vertreter de« RcichSverbande» der Deutschen Presse, der jugoslawischen Gesandtschaft und Kolonie, der Reichsfilmkammer, sowie der in Berlin bereit» anwesend« Direktor der amtlichen jugoslawischen Nachrichtenagentur Avala Dr. Jovanovic eingesunbrn. „Keine gewöhnliche diplomatische Kundgebung' „Politika" »»» Besuch Stojadinowitsch» t« Berlin )s Belgrad. Die Belgrader „Politika" widmet ihren heutigen Leitartikel dem bevorstehenden Staatsbesuch des Ministerpräsidenten und Außenminister» Stojadinowitsch» in Berlin. Da» Blatt geht von dem Besuch de» Reichs außenminister» von Neurath in Belgrad im vorigen Jahr au» und jagt dann wörtlich: Der heutige Besuch hat nicht «ur de« Eharakter einer liebevolle« Srwideruug, er ist auch kei» gerovhulicher Akt iuteruattoualer Höflichkeit, sau ber« »och etwa» »ehr. Sr ist «in neuer Beitrag Jugo slawien» zur Sache b«S Frieden» uu» ersolg« i« breite« Rahmen der Bemühungen der europäischen Diplomatie um eine Bermiuderuug der bestehenden Spannnugen. I» dieser Richtung, so heißt «S weiter, arbeite vor allem auch die dentsche Politik. Die persönliche Fühluuguahme der verantwortlichen Staatsmänner sei keine gewöhnliche diplo, «atlsche Kuudgebuug, souder« eine Notwendigkeit, die dem Frieden diene, Auch der Berliner Besuch versolge diele Ziele. Zwischen Deutschland «nd Jngoslawie» bestünden keinerlei Gegensätze: nicht einmal in den allerschwersten Zeiten während des Weltkrieges, so sährt der Artikel fort, war bei »ns nnd bei de« Dentschen der Haß so groß, daß diese dunklen, aber auch Heroischei» Tage nicht schnell wie der vergessen worden wären. Vor dem Kriege seien die Beziehungen vor allem aus kulturellem Gebiet sehr eng gewesen. Di« serbischen S«u- dente» hätte» mit ihre» in Dentschland erworbenen Wissen der ganze» Nation gedient. Aber «nch Handwerker seien nach Dentschland gegangen. Solchen gegenseitigen Bin- düngen begegne man beute noch aus Schritt und Tritt. Sie hätten sich vor allem auf wirtschaftlichem Gebiet gezeigt. Die deutsche Industrie steh» beute genau so wie einst an führender Stelle in Jugoslawien. Trotz mannigfacher Schwierigkeiten auf wirtschaftspolitischem Gebiet, die durch die internationale Lage bedingt gewesen seien, habe Deutsch land seine Handelsbeziehungen mit Jugoslawien anSgebant Dies« guten Wirtschaftsbeziehungen wirkten sich, wa» ganz natürlich sei, auch aus politischem Gebiet au». Besprechungen begonnen Der Präsident der Republik bat um 1ü Nbr die proto kollarischen Besprechungen znr Lösung der Minifterkrise begonnen imd den Präsidenten dr» Senat», Jeannrney, empfangen. Schließung der Pariser Devisenbörse Die Devisenbörse in Paris ist geschlossen worden, aber die Wertpapier- und Warenbörse bleibt wie gewöhnlich ossen. Vie Regierung Chaulempü zurüügetreten )s Pari». Ministerpräsident Ehantemp» gab bei Wiederznsammentritt der Kammer um 8,8» Uhr die Gesamt demission des Kabinetts bekannt. Wie eS zum Rücktritt kam Dramatisch« Nachtsttznng der Ka«»«r — Scharser Zn- sammenstoß EhautempS »it den aommnnifteu — Wiederbetrannng EhautempS'? Der letzt« Teil »er Nachtfitznng der französischen Kam mer, bi« mit dem Rücktritt der Regierung Shautemp» endete, spielte sich wie folgt ab: Die LinkSaborbnung der Kammer batte sich in einer Sondersitzung für die heftig umstrittene .Devisenfreiheit" ausgesprochen. Nach Wiedereröffnung der Kammer kur» vor 8 Uhr morgen« oerla» der Kammerpräsident die von der LinkSaborbnung ausgearbeitete Tagesordnung. Sie hatte folgenden Wortlaut: „Die Kammer billigt, getreu ihren Prinzipien, die Bilanz-, Währung», und Sozial politik, die in den früheren Abstimmungen zum Ausdruck kamen und setzt ihr Vertrauen in die Regierung, die finan zielle Aufrichtung im Zeichen der Währungsfreiheit zu sichern und die Achtung der republikanischen Ordnung jedermann aufzuzwingen." Nach der Verlesung ber Tagesordnung gaben die ver schiedenen FraktionSredner ihre AbstimmungSabsichten be kannt. Der radikalsoziale Abgeordnete Elbel teilte mit, daß bi« rabikalsoziale Fraktion für die Regierung stimmen werbe. Im Namen der Sozialdemokraten schloß sich ber Abgeordnete Ferrol dieser Erklärung an. Der kommunistische Abgeordnete Ramette erklärte, daß di« Kommunisten nicht gegen die Regierung stimmen wür ben, um nicht di« Volksfront zu gefährden. Der Kommu nist entwickelte darauf ein« Reibe von kommunistischen Forderungen. Ministerpräsident Ehantemp» erklärte daraus, daß e» der Regierung unmöglich sei, die Forderungen der Kom- munisten zu erfüllen und daß, wenn diese daraus beständen, ihre Handlnngsfreihcit zurückzunebmen, er sie nicht daran hindern werde Diese Erklärung des Ministerpräsidenten löste einen gewaltigen Beifallssturm aus den Bänken der Mitte und ber Rechten aus, während sie aus der Volksfrontseite Wider spruch hervorries. ES wurde nun eine Suspendierung der Sitzung verlangt. Um 3M Uhr gab dann der Pariser Radiosender Radio Eits bekannt, baß di« sozialdemokratische» Minister »ach de» scharse» Z»sa«»e»ftoß zwische» Sha»1empS »»d den Ko«»»»ifte« ihr« De«ifsio» ei»ger«icht hätte», wa« unverzüglich die Demission de» «esa«trabi»ett» znr Folg« habe. Nach ber gleichen Quelle soll Innen minister Dormoy nach dem Wortwechsel zwischen Ebau- temp» und dem kommunistischen Abgeordneten Ramctte und der daraufhin von ber Kammer verlangten Suspen dierung ber Sitzung auf die Rednertribüne gestiegen sein und erklärt haben: „Jetzt ist aber Schluß!" Nachdem EhautempS bet Wiederznsammentritt der Kammer erklärt hatte, daß er zuriicktreten würde, wurde bereit» hier und da angenommen, daß der Präsident der Republik EhautempS bereit» schon in den nächsten Stunden mit der Neubildung eines Kabinetts betrauen werde. Ministerpräsident EhantempS hat sich in Begleitung seiner Ministerkollegen zum Präsidenten der Republik be geben, nm seinen Rücktritt einznreiche». Kammerpräsident Herriot bestieg zur gleichen Stund« in der Kammer die Tribüne und erklärte, daß di« Regie. r»«g demissioniert hab« und di« Sitzung wieder aufgehoben Schau, wie e» sich ihm jetzt anläßlich seine» amtlichen Be suche» barbieten wird. So sieht Dr. Stojadinowitsch diesem Besuch mit besonderem persönlichen Interesse entgegen. ES steht z« hofse«, daß di« Ergebnisse dieses Besuches für beide befreundet« Staaten wieder«» positiv «nd frucht« bar lei» »erden, «nd daß von ihm neue Impuls« für eine friedlich« «nd freundschaftliche Zusammenarbeit tm Jnter- esse beS Friedens »nd der Konsolidier««» Europa» a«S- AutzenministerS Beck Aufenthalt in Berlin )j Berlin. Der polnisch« Auße«mi«ister Oberst Beck hat im Lauf« de» gestrigen Vormittag» dem ReichSmtnistcr »«» Auswärtigen, Fretherrn von Neurath, einen Besuch abgestattet, an den sich eine länger« Unterhaltung knüpfte. MttürgS sah ihn Ministerpräsident Generaloberst Göring bet sich zu Gast. Am Nachmittag suchte ber polnische Staats- mann den RetchSmtutster für Volttaufklärung und Propa- ganda, Dr. Goebbels, auf.