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M-LM wGM vu dem Sammler MIM dein wsiw. - opser gidst. tzidft 0a ea G dem veulschen Volk und damll vlr selbst. Valeria Kratina und die „Ballettabende" in der Dresdner Gtaatsoper Eine besondere Not« ist in diesem Jahre in da- Pro» zramm der Dresdner Gtaatsoper durch die Ballettabende, wie sie Valeria Kratina darbietet, gekommen. Der erste Ballettabend fand am 18. Oktober vor dichtbesetztem Haus« Katt. Am IS. Oktober erfolgte die erste Wiederholung. — Valeria Kratina, eine hervorragende Künstlerin auf dem Gebiete der Choreographie, ist al- erste Ballettmeisterin von üer Dresdner GtaatSoper fetzt engagiert. Nicht al» Fremüe ist sie gekommen, entstammt sie Loch einer alten Dresdner Musiker- und Künstlerfamilie. Die künstlerische Ausbildung im Tanz hat Valeria Kratina in Hellerau bei JacqueS-Dalcroze erlangt, üer von 1911 bis zum AuSbruch des Weltkrieges 1914 in Hellerau unter dem Namen »BildungSanstalt JacqueS-Dalcroze" ein« Tanzschule unterhielt. Valeria Kratina hat nach Weggang JacqueS- Dalcroze die Hellerauer Tanzschule neu belegt, ist dann aber mit dieser nach Schloß Laxenburg bet Wien über gesiedelt. Bon der Tanzlehrerin drängte «S si« nach der Bühne. Drei Jahre lang wirkte sie al» Ballettmeisterin an der Breslauer Oper, von da kam sie an da» Badische LandeSttzeater in Karlsruhe, bi» sie schließlich nach Dresden zurückkehrte, wo sie nun unserer StaatSoper neue Tanz impulse zuführt. Besten» «ingeführt hat sie sich zur Zeit durch die drei Spiele „Landsknechte", „DaS Kartenspiel" und „Die Gaunerstveiche der Courasche", mit denen sic die Ballettabende füllt. Der Tanz, unterstützt und getragen von üer Musik, ist bei diesen Spielen daS AuSdruckSmittel, dessen sich die Künstler bedienen und wodurch sie dem Publikum verständlich werden. DaS Spiel „Landsknechte", Musik von JuttuS DeiS- mann (geb. am SS. Dez. 1979 in Freiburg/BreiSgau und dort ansässig) ist «in Totentanz in 9 Bildern mit einem Bor- und einem Nachspiel nach einer Handlung von Tatjana Gsowsky. Mittelalterliche Mysterien werden aus der Bühne rege. Drei Menschenschicksale erfüllen sich dabei im Lebenslauf von drei verschiedenen Landsknechten. In ihren Erbentagen, ihren Freuden und Nöten ziehen über die Bühne, vorüber am Beschauer: ein Bauernbursch, ein draufgängerische» Rauhbein und ein ruhmbegetsterter Jüng- ling. Al» erster findet der Jüngling den Tod auf der Wal statt al» Fahnenträger, daS Rauhbein fällt Leim Zech gelage im Streit um di« kesse Marketenderin, der Bauern bursch stirbt, gebrochen au» dem Kriege heimkehrend, im Gedenken an sein Mädchen, da» ihm Treue gelobt hatte und al» Vision seine letzte Stunde umstrahlt. Da» Vor spiel macht mit den handelnden Personen bekannt, da» Nachspiel zeiat den Zug aller Landsknechte durch die im Hellen Sicht strahlende Pforte üer Ewigkeit. Besonder» hervortreten bei diesem Spiel: al» Tod. Gino Neppach, al» Jüngling, Robert Mayer, al» Rauhbein, Fritz Schulz und al» Bauernbursch, Hein» Dittrtch. Daneben entzücken mit anmutvoller Grazie Vera Mahlt« al» „da» Mädchen" und Hilde Schlicke» „al» Königin", während Hanna Schlenker- John burleSk, wild und dreist die Marketenderin tanzt. Nach „Landsknechte" folgt «Da» Kartenspiel", ein Bal- lett in drei Runden von Igor Strawinsky (russischer Kom ponist, geb. Oranienbaum bet Petersburg am 17/18. Juni 1882). Die Aufführung de» Spiel» am 18. Oktober in Dresden war die Welturaufführung. Der Verlauf einer Pockerpartie rollt sich bei diesem Tanzspiel ab, wobri die einzelnen Karten von den Tänzern personifiziert sind. Alle Kartenblätter, Jocker, Coeurdame, TrdfleVuSe, Carreau-AS usw. mischen und gruppieren sich in der amüsantesten und buntesten Weise nach den Spielregeln, dabei sich rhythmisch nach üer von Strawinsky gesetzten geistvollen, fesselnden Musik bewegend. Besonder» hervortreten al» Jocker der Solotänzer Robert Mayer und al» Coeur-, Larreau-, krdfle- und Piquedame, Vera Mahlk«, Hanna Schlenker. John, Thea Wei» und Alice Uhlen. Den Schluß de» Ballett» bildet ein Ausschnitt au- dem Dreißigjährigen Kriege in fünf Bildern, frei nach Grim- melshauseu, von Rich. Mohaupt vertont: „Die Gauner- streiche der Courasche" Al» Courasche erscheint Vera Mahlte in den verwegensten Situationen als Sandstrei- Herrn in Gesellschaft ihre» Freundes Springinsfeld (Fritz Schulz). Ein toller Wirbel von Abenteuern jagt über die Bühne, wobei die Eourasche sich Mit ihrem Partner bald unter Soldaten h«rumtretbt, bald Spitzbübereien verübt, daneben als heiratslustige Witwe usw., um zuletzt durch die Zauberkunst de» Tanze» -en Henker ,« umgarne» und dem Galgen zu entwischen. Die Bühnenbilder zu dem Ballettabend hat Adolf Mahn!« entworfen, die Trachten stammen von Elisabeth v. Auenmüller. Die musikalische Leitung lag am 19. Okto- der in -en Händen de» Kapellmeister» Ernst Richter. Da» Opernhaus war wieLer sehr gut besetzt, ein Beweis für di« Beliebtheit der Ballettabende. Mit reichem Beifall wurden die darstellenden Künstler bedankt. Der nächste Ballettabend in diesem Monat findet Mon tag, den 28. Oktober, statt. L. Hempel. Ein Kaufmann schaffte die „Saison" ab E» war ein Spielzeughänbler wie viele andere. Aber Loch hatte er seinen Konkurrenten etwa» vorauS: Er dachte über sein Geschäft »ach und sann auf besseren Umsatz. Da kam ihm -te Ide«, daß man eigentlich Gpielwaren da» ganze Jahr und nicht bloß zu Weihnachten verkaufen könne. Weil er nicht nur ein rühriger, sondern auch «in kluger Kaufmann war, machte er Schluß mit dem Gaisongebanken und warb da» ganze Jahr über durch wirksame Anzeigen für sein Geschäft. Durch Anzeigen, wie sie auch von Ihnen täglich im Riesaer Tageblatt für Sie werben könnten. Die neue MtetzinSbildung Hierzu schreibt un- der Bund Deutscher Mir- terverrin«: Di« Dritte Ausführung (vom 27. S. 1937) zur Stopp- Verordnung bedeutet eine grundsätzliche Wendung in der MietzinSbildung. Rach den jetzt aufgehobenen Bestim mungen der Ersten Au-führunäSverordnung zur Stopp - Verordnung wurden zwar die Miet- und Pachtzinsen für Räume nach dem Stande vom 18. Oktober 1938 festge halten. ES konnten jedoch di« Mietzinsen für Alträume, die dem Reichsmietengesetz unterlagen, bi» zur gesetz lichen Mete erhöht werden, fall» die vereinbarte Miete niedriger al- die gesetzlich« Mete war: bei anderen Räu men konnten — im Streitfall« unter der Entscheidung deS MieteinigungSamteS — die Miet- und Pachtzinsen erhöht werden, wenn sich die Benutzungsart wesentlich geändert hatte, wesentliche, den Wert erhöhende Lende- rungen vorgenommen worden waren oder eine Erhöhung der Lasten de» Grundstücke» eingrtreten war. Ab IS. 10. 1937 gilt jetzt aber folgende»: Eine Erhöhung de» Miet- oder Pachtzinse» kann künftig nur noch eintreten, wenn der AuSnahmefall de» 8 3 der Stopp-Verordnung vorliegt, d. h. ein« Aus nahme „auS volkswirtschaftlichen Gründen oder zur Ver meidung besonderer Härten dringend erforderlich" ist Diese Ausnahme bedarf der ausdrücklichen Genehmigung der Preisbildungsstelle. Ohne ein« solche Genehmigung kön nen Erhöhungen künftig überhaupt nicht mehr Platz grei fen. Vereinbarungen ohne sie wären unwirksam und für b«id« Vertrags teile sogar strafbar. Da» gilt auch für die nicht genehmigte Neueinführung oder Er- döbuna von Nebenleistungen aller Art (Untermietzufchläge: WaschhauSgeld, Waslergeld. Instandsetzung-Pflicht und ähn liche»). Selbst die MieteiniaungSämter können künftig Ent- fcheituns«n, di: sich als Erhöhung der Miete oder d-r Pacht auSwirken. nicht m«hr ohne Genehmigung der PreiS- bildungSstelle fäll«»: unbeschadet ibr«S Recht» zur Ent scheidung in den Fällen, die zu einer Herabsetzung der Miete führen. Da» Recht de» Mieter», beim Vorliegcn der gesetzlichen Voraussetzungen unter Berufung auf das Reichsmietengesetz «ine Herabsetzung der Miete zu er streben. ist also bestehen geblieben. Darüber hinaus ist insofern noch eine wichtige Aenderung eing«treten, al» die Preisbildungsstellen und die sonst vom ReichSkom- missar für die Preisbildung beauftragten Stellen auf Antrag deS.Mieters, bezw. sogar von Amt» wegen «ine Herabsetzung ungerechtfertigt hoher Mieten vornehm«« kön nen (zu Vergil. Runderlab des ReichSkommissar» für die Preisbildung Nr. 154/37). Stoppmiete bleibt weiterhin die Mi«t« oder Pacht vom 18. Oktober 1986. ES gelten jedoch folgen-e Ausnahmen: a) Vereinbarungen, die zwischen dem 18. 10. und 1. 12. 1986 getroffen worden sind, bleiben gültig. b) Miet, (oder Pacht-)»inSsestfetzunae», die bi» zum Inkrafttreten der Dritten Ausführungsverordnung (vom 27. 9. 1987), also bi» zum 18. 19. 1987 Lurch da» Metetni- gungSamt erfolgt sind, bleiben in Geltung. e) Vereinbarungen -er Parteien über MietztnS- erhöhungen in der Zeit vom 1. Dezember 1986 bi» »um 18. Oktober 1987 bleiben insoweit wirksam, al» st« im Ein klang mit den oben erwähnten Bestimmungen von Art. Hl der jetzt aufgehobenen Ersten Ausführungsverordnung stehen. Soweit da» nicht der Fall ist, sind sie in Höhe de» übersteigenden Betrage» nichtig. Der ReichSkommissar für die Preisbildung weist in -em Runderlatz Nr. 188/87 au»- drücklich auf diesen Fall hin, weil sich ergebe« hat, daß die Mieter wegen der bestehenden Mangellage auf dem voh- nungSmarkt meist nicht gewagt haben, sich ungerechtfertigt hohen Forderungen für Veränderungen u. S. zu wider- setzen. Zuständig für die Entscheidung über nachgesucht« Er höhungen sind seit dem 18. 19. 1987 (nach der 4. Anordnung des ReichSkommissar» für die Preisbildung) die Stadt- und Landkreise, wobei in den Landkreise» die Befugnisse auf kreisangehörige Gemeinden mit mehr als 19999 Einwoh nern übertragen werden können. Die neue Rechtslage wird für den einzelnen di« ver schiedensten Zweifelsfragen bringend Zur Beratung und Betreuung bei der Beantwortung Lieser Fragen stehen die örtlichen Mietervereine zur Verfügung. Vücherfchau Da» Recht der NSDAP. Borschrtftensammlung mit Anmerkungen, Verweisungen und Sachregister. HerauS- gegeben von Dr. C. Haidn und Dr. 8. Fischer mit einem Vorwort von Reichsminister Dr. Frank. Reichsletter der NSDAP. Aentralverlag der NSDAP., Fr». Eher Nachf. München. — In diesem Buche, da» sich durch seine Heber- sichtlichkeit wie seine Vollständigkeit auSzeichnet, sind au» der Fülle der seit dem 89. 1. 1988 erlassenen Vorschriften diejenigen zusammengestellt, bi« sich auf die NSDAP, un mittelbar beziehen. Man sind«t darin ebenso grundlegende Urkunde» der Bewegung, vor allem da» Parteiprogramm und die Satzung der NSDAP, wie die Verordnungen zur Sicherung der Einheit von Partei und Staat, der politi- schen Führung, der nationalen Dhmbole, über die Be ziehungen der Partei zur Wehrmacht, zum Arbeitsdienst und zur Jugenderziehung. Arbeitsvermittlung, Arbeits losenversicherung, über die NS.-Frauenschaft, die NS- Volk-wohlfahrt und da» Winterhilfswerk. Wer sich über die Versorgung der Kämpfer für die nationale Erhebung und deren Hinterbliebene, über den Lhrensold, die Inan- spruchnahme der NS.-RechtSbetreuung, Jugenderziehung oder Erntekindergärten usw. unterrichten will, erhält Sier, nicht zuletzt bank einem sehr ausführlichen Sachverzeichnis und sehr klar gefaßten Erläuterungen erschöpfende Aus kunft. — Go wird da» Buch nicht nur für -en politischen Leiter, -en RechtSwahrer, die Dienststellen der Partei, ihrer Gliederungen und anaeschlossenen Verbände in Kürze ein unentbehrliche» Nachschlagewerk sein, sondern kann auch jedem Parteigenossen, jedem Angehörigen der Gliederungen der Partei, überhaupt jedem Deutschen wertvolle Dienst« leisten, weil e» rasch und richtig auf eine große Anzahl von Fragen, die jeden Tag euftauchen, Antwort erteilt. Dr. jur. Ludwig Nockher. L .^/^7-^/^-s Sock am lag» ctl» tiaut gut pöagan vaa Sa- «ictu mit ötivaa-ceam» taictn mamtawn, ckaa tceattig« cil« «aut, mgt ,i» an unck »MtactN A«. vcxi Otrsrlir, «waNM », «M » 4- Forschung Und da» war ein ganz normaler Tag km Lebe» de» Doktor Buchholtz. Dann war er müde heimgekommrn. Annette hatte Gäste. Marta saß klein und zierlich in einem der blauen Sessel de» Musikzimmer», verschlan- Annett« mit den Augen. Alle liebten Annett«, hingen an ihr... Kerber saß am Flügel, hockt« da wie ein häß licher, aber unheimlich gescheiter Orang-Utan und be gleitete Annette hinreißend wie immer. Die Kinder, die beiden Großen, saßen ganz still und hielten den Atem an. Genau so. wie der Kapellmeister Ucht, der überhaupt nicht» mehr an diesem Abend sagte, nicht ein einzige» Wort, der Annette nur die Hand küßte und einfach nach Hause ging. Ohne Zweifel war der Abend ein wenig ver- rückt, wie immer, wenn Annette gesungen hatte, und man einfach an nicht» andere» mehr denken konnte und am liebsten ganz allein war... Nun war e» zwölf. Morgen begann genau so ei» Tag wie heute. Er war zum Umfallen müde, aber er mußte noch mit Annette sprechen. Er hatte doch schließlich nicht nur eine berühmte Sängerin zur Gattin, sondern auch eine Frau, die Mutter war, Mutter von drei Mädchen. Und wenn man sich al» Vater Sorge um ein Kind machte, mußte der Musikenthusiasmu» schweigen, zum Teufel noch mal! Müde und nervös erregt, geriet Doktor Buchholtz ein wenig in Wut. Er riß den Blick los vom zartgolden getönten Nacken seiner Frau, sie war ausgestanden, sie lauschte gespannt. Auf wa» lauschte sie, Himmel nochmal, mitten in der Nacht? Sie hielt den Kopf gesenkt, al» horche sie in sich hinein... Ein paar klare leise Töne kamen über ihre Lippen, die Worte de» letzten Brahmsliede»: „Nun aber bleibet Glaul« — Hoffnung — Liebe, diese drei, aber die Liebe..." Der Mann biß sich auf die Lippen, streng kam „Annette!" Die Frau hob ven Kops, verwirrt und tief erschrocken, angerufen, wie man eine Schlafwandelnde voh aufreißt au» hüllendem wohltätigem Nebel. „Ja?" Sie kam langsam einen Schritt auf ihn zu. Ihr Gesicht wirkte plötzlich seltsam aurgelSscht, fast ein wenig grau. Wie sie so müde und schleppend einen Schritt vor- wärtStrat, war es dem Mann, al« trüge sie übermensch liche Last, die sie niederbeugte — er starrte sie an. Die Liebe, die tiefe Liebe zu dieser Frau, die immer stark und ein wenig leidvoll mit ihm ging, brannte ihm auf einmal wieder im Blut. „Ich muß mit dir sprechen, Annette, wegen Thilde." Annette Buchholtz-Wieringen blieb stehen. Ein Blitz zuckte über sie hin, einen Augenblick war ihr schmale» Ge sicht violett erhellt, e» sah geisterhaft au». „Komm vom Fenster weg, Annette. Setz dich doch.." „Wa» ist denn?" Annette war wieder sacht auf da» Polster vor dem Frisiertisch geglitten. Ihre Frage kam kühl. Sie war eben ganz ausgetan, al» sie von ihren Liedern sprach. Nun schloß sie sich wieder zu. „Thilde steht schlecht au». Ich meine, «» wäre doch besser, wenn wir sie von der Schule nähmen. Ich will sie in den nächsten Tagen gründlich untersuchen..." „Sie ist im Entwicklung-aller, wächst schnell, tst viel leicht etwa» nervö»." „Entwicklungsalter, Unsinn, Annette! Mit achtzehn Jahren! Die Schul« bekommt ihr nicht... Rehmen wir sie herunter, ich halt'» wirklich für besser." „Ich denke, e» wäre ganz gut für Thilde, wenn sie sich seht vor dem Abitur geistig gehörig zu konzentrieren hat. Sie ist sowieso ein wenig denkfaul." „E» hat wenig Sinn, sie bi» zum Abitur zu treiben. Findest du da» nicht auch? Wa» pfropft sie da an Wissen in sich hinein! Und verdauen tut sie'» doch nicht..." „Aber Han», ich will doch nicht« weiter, al» daß Thilde ein wenig Wissen mit in» Leben bekommt. Ist da» denn so schlimm?" Der Doktor sah seine Frau nachdenklich an. „Ich glaube, Annette, wir sind in den Fehler verfallen, den viele Eltern machen. Un» beiden war ein sorg loses Wissensammeln und Studien nicht gegönnt, wir mußten beide hart darum kämpfen. Und da», was man schwer erkämpfte, uverjcvatzr man leicht. Nun verlangen wir von unserem Kind, daß e» da», wa» un» früher al» Glück erschienen wäre, mit der gleichen Begeisterung hin- nimmt, die wir früher dafür aufgebracht hatten. Und wir vergessen darüber, daß unser Kind ein ganz anderer Mensch ist, al» wir. Für Thilde bedeutet Lernenkönnen gar kein Glück und keine Gnade, wie für un». Für sie ist da bitterer Zwang." „Ich bitte dich. Annette, komm doch vom Fenster weg E» macht mich wirklich ganz nervö«, dich da so stehen zu sehen..." „Annette! Annette!!! Hörst du denn nicht?" Annette schwieg immer noch. In ihr lebte gerade die Steigerung de» Liedes „Nun aber bleibet Glaub«, Hoffnung, Liebe, diese drei, aber die Liebe ist die größeste unter ihnen..." E» war fa wunderbar, nicht zu erklären, nur zu singe» war da»! Und dann die jubelnde Wiederholung „ist die größte unter ihnen". Ihr Blick war ganz abwesmch, die Welt versank. „Annette!" Immer, wenn Doktor Buchholtz verletzt, zornig, w-ätmck) war, wurde er höflich. ES war eine eisigkatte Höflichkeit, schneidend und fremd. „Es wäre mir sehr sieb, wenn d» einmal zechüron wolltest, Annette!" Annette erwachte. Blut flammte in ihr Gesicht. „Han», verzeih, sa, ich konnte mich von den Litern nicht trennen, sie beschäftigen mich sv sehr." „ES wäre besser, wenn du auch einmal « deine Pflichten al» Mutter dächtest." Da» ist et» schöner Satz, und er klingt recht wacker, er ist vielleicht sogar etwa» be rechtigt. Aber Annette ärgert sich über ihn. Scheußlich, wie Han» jetzt im Lesebuchstil spricht. Tut sie den» nicht ihre Pflicht, e» ist ja unerträglich! „Ich denke doch, daß ich stet» für meine Sinder gesorgt habe", sagt sie. Und ihre Worte umfassen zwanzig Jahre Eheleben, vier schwere Geburten, drei gesunde, eine Fehl- gebürt, eine schmerzhafte Brustentzündung, zweimal drohen der Stimmverlust nach den Geburten von Helmi ünd Erika, Masern, Bräune, Scharlach, Diphtherie sogar bei Helmi. Besuche von Lehrern und Serger mit den Schul aufgaben, Tanzstunden-Eitelkeiten und Abituranast bei Erika — und da» soll gar nicht» sein, qar nicht»?