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wichtig, vas Glüa von zwei lieben Menschen hängt dar- an- Es gibt nämlich Frauen, di« so blind vertrauen, daß sie gar nicht auf den Gedanken kommen, daß der Geliebt« zu einer anderen geht. Und daS Vertrauen ist so selten, daß man es schützen muß, wo man er nur trifft. Ver stehen Sie mich?" »Ja!* sagte die kleine Slly ausatmend. Als er schon an der Tür war, kehrte er noch einmal um »Was ich Sie noch sragen wollte, Fräulein Martens, wenn nun einmal ein Mann käme und Die zu seiner Fran haben wollte, ein Mann, der vorher aus ganzer Seele eine andere geliebt hat — würden Die ihm trotz dem Ihr Vertrauen schenken?" .Ich weiß nicht", sagte sie ahnungslos, »wenn ich ihn lieb hätte, wäre ich glücklich, daß er mich haben will." .Tas soll ei» Wort seinl" sagte Werner. .Auf Wieder sehen, Fräulein Martens!" Die kleine Elly sah ihm nach. Purpurrot war st« ge worden. Aber nicht vor Zorn. * »Willst du dir nicht wenigstens Sicht anbrennen?" Werner drehte energisch den Lichtschalter an. »Eine sehr 'fruchtbare Beschäftigung, so im Dunkeln sitzen und dösen!" Eberhard fuhr bet dem plötzlichen Eintritt deS Freundes verstört hoch: »Du! Was willst denn du bet mir?" .Retter Empfang!" sagte der Groß« trocken. .Guten Lag erst mal!" .Guten Tag!" sagte Eberhard knapp. Werner ging sofort auf sei« Ziel loSk «Weshalb willst du nicht spielen?" .Woher weißt du das denn schon wieder?" fragte Eberhard ironisch. .Du bist Wohl als Unterhändler ge- schickt? Die Mühe hätte sich Hilde sparen können!" .Laß di« Hilde auS dem Spiel! Daß das Mädel viel -u gut für dich ist, hast du dir Wohl schon selbst gesagt! Ich hoffe es wenigstens. Aber geschickt hat mich niemand. Die Hilde hat es meiner Mutter erzählt, daß du nicht mehr spielen willst. Und weil deine Absage «in Unsinn wäre, bin ich zu dir gekommen, um dir den Kopf zurecht zusetzen!" .Rur wegen der Absage?! Ich glaub«, du würdest mich auch gern weg«n einer anderen Dache ,usamm«n- schimpfen!" .Laß das fetzt! Vorläufig möchte ich bloß wissen, wes halb du nicht spiele« willst?" „Weil ich nicht will, und damit Schluß!" .Nein, so geht das nicht. Ich dachte, ich hätte einen Lportkameraden vor mir und keine launenhaft« Prima- donna. Sin Mann pflegt im allgemeinen seine Ent- schlösse zu begründen, wenn er diese Begründung verant- Worten kann! Also bitte! Und fang lieber gleich an, denn los wirst du mich doch richt, bis ich es weiß." .Was wollt ihr denn alle von mir? Da soll ich und nur ich unbedingt spielen! Als ob es in ganz Deutschland leine anderen Mittelstürmer gäbe!" .Lieber Eberhard, soll das vielleicht ei» Grund zur Absage sein? Willst du vielleicht den Gekränkt«« spielen, weil man dich nicht schon in der Wiege zur Rational- Mannschaft ausgestellt hat? Schließlich müssen di« Leute da oben, die das bestimmen, doch erst mal s«h«n, was «tner kann! Und ich denke, es hat bet dir wirklich nicht lange gedauert, bts ste's b«merkt haben! Mso diesen Punkt lehne ich glatt ab. Bitte weiter." „Schön!" sagte Eberharv und sah an dem Freund »o»- bet auf Hildes Bild, daS über dem Schreibtisch hing. »Schön, dann sollst du es Wiste»! Ich spiele nicht, «eil es genügend andere Fußballspieler gibt, die anständige Kerl« sind, und das bin ich nicht!" .Also siehst du s wenigstens «in!" sagte der Fr«und. «Und das ist schon viel! Eine Sache, von der man s«h«n muß, daß st« einem nicht erlaubt, «in anständiger Kerl M bleiben, mit der ist man fa meistens schon fertia!" .Ja... waS... was meinst du denn damit?" .Ich meine, daß du nun hoffentlich von deiner Leiden schaft für die schöne Frau Anita geheilt bist, und wieder ansangen willst, ein anständiger Kerl zu werden." .Do", sagte Eberhard wieder ganz ruhig, „das ist also Heine Meinung. Und nun will ich dir etwas sagen. Mein Ehrenwort, daß ich mit Anita nichts gehabt habe, wa» sich auch nur im geringsten mit dem allgemeinen Begriff eines .Verhältnisses' decken würde." »Eberhard! Lieber, alter Kerl! Ist daS wahr?" »Ich habe dir mein Ehrenwort gegeben!" „Ja, ja, natürlich! Verzeih! Herrgott, ich bin ja ganz rapplig vor Freude! Ja, dann ist doch alle- in Ordnung, und dann... ja natürlich! Dann hast du doch auch keinen Grund mehr, nicht zu spielen!" .Doch!" sagte Eberhard, und seine Ruhe war beinahe unheimlich. »Ich habe dir gesagt, daß ich nicht spiele» will, weil ich kein anständiger Kerl mehr bin. Ich bin noch mehr, ich bin ein Lump. Anita h t nie erfahren, daß ich verlobt bin, bis zu dem Moment nicht, in dem sie mir ge sagt hat, daß sie mich liebt. Jetzt weiß sie es. Und jetzt ist st« ganz allein." Es war ein langes Schweigen zwischen ihnen, van« sagte der Große mit schwerem Borwurf: .Eberhard? Wie konntest du daS tun?" .Weil ich an nichts mehr gedacht habe!" Eberhard preßt« di« Stirn in di« Händ«. .Di« war so ganz anders als alle die Frauen, die ich bisher kennen gelernt hatte... Und heute komme ich mir wie ein Lump vor! Und daß st« daS jetzt auch von mir denkt.. damit werd« ich nicht fertig!" .Eberhard!" Werner legt« ihm di« Hand aus di« Schult«». „Denk nicht mehr daran! Heirate du die Hilde! DaS ist die Frau, di« für dich paßt." .Ich weiß ja! Und hab mir» in den letzten Tagen hundertmal gesagt! Und hab mich damit trösten wollen, daß ich früher auch froh und zusrteden gewesen bin... und dankbar, daß ich ein Mäd«l wie di« Hilde bekommen hab«..., und daß es ein Wahnsinn ist, als armer Assessor an d!« Inhaberin der Gtesebrecht-Werke zu denken! Ich könnte mich auch wieder energisch zurechtrütteln und wieder zurück zur Wirklichkeit finden... zu einem Leben mit der Hilde... Aber wie soll man sich denn wieder zu sich selbst zurückftnden, wenn man weiß, daß man sich er- bärmlich be«omm»n hat?" (Fortsetzung folgt) Röffelspr«»« «ustSsnng de» «renzmortrstfels Waagerecht: l. Eostma, 8. Butler, v. Osteria, >l. Mole. 18. Sinn, l«. Erl, lk. oan. l«. Riem. 18. Eile, lü. Genosse, rtl. Sperre, 28. Lalaat. Senkrecht: 8. Stollen, 8. Ilse, «. Met. tz «res. 8. Epinal, 7. Spanne, I«. Rivlera. II. Mergel. 13 Orient. l7. Most, 18 Esel, «. Loa. Druck und Verlag von Sauger L W uterlich, Riesa. — Haupnchristleiter Hetnrtch Ublemann. SUela. Erzähler an der Elbe. Belletr. Gratisbeilage za« „Riesaer Tageblatt". Nr. 24 Rieia, 17. Juni 1938 61. Jahr- Copyright 1937 kx ^ukvLrt».Verleg, kerllo 8V.' 68 Fortsetzung. Nachdruck verboten Si« reicht« ihm eine der Büttenkarten hinüber. Eberhard las, daß .der Herr Superintendent Curt sDunker und Frau Elisabeth geborene Hormann sich be ehren, die Verlobung ihrer Tochter Hilde mit Herrn lEberhard Hilliger, Assessor am hiesigen Landgericht, be staunt zu geben." Er las die Kart«, als ob er es gar nicht selbst wäre, Hessen Verlobung hier veröffentlicht wurde. Aber die Hilde hvar schon in» Wohnzimmer gelaufen und hatte di« Adressenzettel geholt. .So", sagte sie vergnügt, .nun schreib mal die Leute dazu, die du mit einer Anzeige beglücken willst. Aber Paß ^tn bissel auf! Da» ist eine sehr gesunde Beschäftigung gür Mondsüchtige, um wieder auf die Erd« zu kommen!" Er sah sie betroffen an; sie wußte Wohl gar nicht, wie «echt sie damit hatte! War es nicht Hohn, daß er, der jede Minute an eine andere Frau dachte, jetzt hier seine Ver lobungskarten in alle Welt schickte? Der Hausherr war ein Mann der Ordnung. Er wi,S ledern einen Platz an dem großen Mitteltisch an, sogar di« Jüngste der Familie, ein vierzehnjähriger Backfisch, die in ein paar Jabren ebenso hübsch wie ihr« Schwester stu werden versprach, durfte helfen. Da ihre Schrift aber Els noch zu ««ausgeschrieben befunden wurde, mußte st« die Mark«« auf di« Briefumschläge kleben. Das tat st« H«nn auch mit viel Begeisterung. Es war eigentlich ein« nette Stund«. Di« Htld« hatt« tmm«r irgend etwas zu lach««; auch dem Herrn des Laus«» ffi«l btt dies«r oder jener Anschrift «ine listig« Schnurr« bin, di« stch tu»« Empfänger rtnmal geleistet hatt«, und selbst Frau Elisabeth war h«ut« zugänglich«: als j«. „Sieber Eb««dgtt»", sagte d«r Pfarrer «be« und hob das vo« d«m Gchtvi«y»»soh« zul«tzt b«schrteb«ne Kuvert roch. „da httstt «s tmmGr, nur Apotheker und Aerzt« Hätte« «tim ««Wmtzche Schrift, aber du scheinst als Jurist Nicht gern zurückstttie« wolle«». Da» steht ja aus wie Stacheldraht!" Hild« pruscht« „ „Van, loscht du, was das ist? Ein Fußballtor soll s ßrin! Er d«nft «b«« sogar bttm Schreiben an seinen g«- liebten Sport!" Die Ttschrund« lacht« horzltch, auch Eberhard konnte «richt «rnst bleibe«. „Ja, man kann'S kaum lesen!" sagt« er. „Aber Wenn s w,e «in Fußballtor aussteht, kann ich heute mal nichts dafür, ich hab' h«ut' Nachricht bekommen, daß ich in der deutschen Mannschaft mit ausgestellt bin." Hilde sprang wie ttn Gummiball t« dl« Höh«, lies, nm.» mit oem Federhalter t« d«r Hand, um d«> Tisch herum und umhalste ihn stürmisch: „Ich gratulier« dirl" rief ft« -ltzAjch. »KWÜÄ HWfstj Hurral" Der Herr Superintendent nahm seinem aufgeregten Töchterchen erst einmal den Federhalter au» der Hand: „Wann wirst du bloß endlich mal vernünftig werden?" Dann reichte er dem Schwiegersohn die Hand: „Ein schöner Erfolg, mein lieber Junge! Zeig' in den nächsten Kämpsen auch, daß du seiner würdig bist!" Selbst Frau Elisabeth rang sich einen Glückwunsch ab, wenn er auch nicht sehr überzeugt klang. Rur di« Jüngst« schallte ein bißchen erstaunt auf bei Hildes lautem Freuden ausbruch. Sie war in einem Alter, in dem man noch nicht für Sportsleute, sondern erst einmal für Filmschauspieler schwärmt. Auf diesen Erfolg seiner Worte war Eberhard nicht gefaßt gewesen. Wt« sollt« «r nun in di« allgemein« Freude herein, seinen Entschluß abzusagen, anbrtngen? Er fing zögernd an, daß er wohl schwerlich Urlaub be käme, und daß er in der letzte« Zelt mit Arbeit überlastet gewesen wäre, so daß ihm kaum Zett zum Training ge blieben wäre, und endete schließlich nach langen Umwege' bet seinem Entschluß, nicht mehr zu spielen. Hilde sah ihn groß an: „Bet dir piept's Wohl?" fragt« sie bloß. „Hilde", verwies sie der Vater, „du sollst dir ein bißchen mehr überlegen, was du sagst'" Aber dann wandte auch er stch kopfschüttelnd zu Eber hard: „Lieber Junge, jahrelang hast du mit Begeisterung Fußball gespielt, und jetzt auf einmal willst du aufhören? Ist das nicht ei« recht übereilter Entschluß? Zumal doch gerade du mit deinen glänzenden Fähigkeiten es dir er lauben kannst, di« Zett, die andere zum längeren.Arbeiten brauchen, für deinen Sport zu verwenden!" Eberhard sah auf die Adreffenlisten, die vor ihm aus gebreitet waren. Was sollte er dem Schwiegervater ant worten? Mechanisch las er di« Namen durch, die er noch abzuschreiben hatt«. Er hatte die Liste A biS H bekommen. „Giesebrecht", la» er plötzlich, .Justizrat Alfred Giese- brecht", und darunter „Frau Anita Giesebrecht". Um Gottes willen! Er konnte doch Anita nicht auch noch seine Verlobungsanzeige schicken, das wäre doch ein Schlag ins Gesicht gewesen! Sollte er den Namen einfach Weglassen? Aber das ging nicht! Mit peinlicher Ord nungsliebe batte der Pfarrer die Liste« nicht nur alpha betisch geordnet, sondern sie auch numeriert. Auf der Rück- feite war die genaue Anzahl aller Briefe notiert. Er würde nachher bestimmt nachzählen, ob auch keiner ver gessen war. „Anita Giesebrecht", schrieb er mit unsicherer Hand auf da» Kuvert. Plötzlich sah er auf: .Bitte quält mich doch nicht! Es ist wirklich keine Laune, aber — ich kann nicht mehr spielen!" Der Herr Superintendent war Menschenkenner genug, um auS Eberhard» gepreßter Stimme herauszuhören, daß e» ihm wirklich ernst war: Vielleicht hat er stch die Absage von der Kammgarn vereinigung doch mehr zu Herzen genommen, als er ge- sagt hat! Und nun will er sich nicht noch mal die Stell« verscherzen, nur, weil «r Fußball spielt!, dachte er. Hilde dagegen glaubte, er hab« von einem seiner Borgesetzt«« eine« energisch«« Anpfiff bekommen, weil e, sich zu Vitt um sei« Fußballspiel und zu wenig um sein« Arbeit b-kümm«r«. Das würde schon wieder in Ordnun- tommerU