Suche löschen...
Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 08.02.1937
- Erscheinungsdatum
- 1937-02-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-193702089
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19370208
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19370208
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1937
-
Monat
1937-02
- Tag 1937-02-08
-
Monat
1937-02
-
Jahr
1937
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 08.02.1937
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Sunderi Tage Rekruten Jahrgang 1936/37 in der Ausbildung von Karl Brammer In Kmg «nttchtmrndenen BarkriegSzetten, al« e» noch In den Gchmen Nachmittagsunterricht gab, da standen wir Schulftmgen, die Bücher unter dem Arm, vor Schulbeginn immer «ruf dem Exerzierplatz und sahen grinsend zu, wie die Serqoanten sich mit ihren Korpovalschaften am Quev- dvÄor «mrAwen. Da wurden MmmzÜge und da wnrde der Nuftmg geübt, der manchmal gar nicht glücken wollte, P> da- wir in echter Gchuldubenmanter mit unseren Be merkungen nicht »urückh leiten. Wenn wir e» gar zu toN trieben, kam ein ,/klter Mann'" von der Wache, und wer dann nicht rechtzeitig lange Beine machen konnte, der mußte Soldaten sttefel Puden. Diese geruhsamen Zeiten von einst sind längst vorbei und werden nicht wiederlehren. Die eigene Ausbildung am KriegSbeginn brachte schon viele», wa» neu gelernt werden mußte. Heute aber, wo die Welt kriegs- und NnchkriegSe-rfahrungen in unseren Ausbildungs vorschriften für di« Infanterie verwertet worden sind, da ist der Infanterist von einst mit dem vom Jahre 1937 über haupt nicht mehr zu vergleichen. DaS moderne Infanterie» Regiment ist ein ganz anderes Gebilde geworden, Früher, da hatte der Hauptmann und Kompaniechef sein Reit pferd. Heute aber sind bei der Infanterie oft ebenso viel und manchmal mehr Pferde vorhanden als bei dem Kaval lerie- oder Artillerie-Regiment. Was wußten wir damals vom indirekten Schießen mit dem Maschinengewehr? WaS verstanden wir vom Schießen mit dem Meßdreieck? Heute ist dies und noch viele- andere mehr zur selbstverständlichen Ausbildung geworden. Der Umfang dessen, WaS gelernt und gekonnt, gut gekonnt werden muß, hat sich gegenüber der BorkriegSauSbildung vervielfacht. ES sind jetzt rund hundert Tage her, da zogen Trupp» von Zivilisten aus ollen Teilen deS Reiche- in die schönen und neuen Kasernen von Neustrelitz ein, um Angehörig« tone- schönen und stolzen Infanterie-Regiment- zu werden, da» un» schon, als «S noch in Döberitz lag, gezeigt hat, wie in ihm gute Soldatentradition und echter und Rechter Soldatengeist gehegt und gepflegt werden. Di« ersten und oft nicht leichten hundert Tag« des Rckniten-DaseinS sind verflossen. Die jungen Rekruten deS Jahrgangs 1936/37 haben nun schon, wie e» heißt, „gehen und stehen" gelernt. Sie wissen schon, was es beißt, Soldat zu sein und ije kennen harte soldatische Pflichtauffassung. Da» aber D nur der Beginn, und ein Blick in die RekrutenauS- btldung de« jüngsten Jahrgang» zeigt, was zu lernen noch übrig bleibt. Ein frostkalter ab«r sonniger Januartag ist wie ge schaffen zur Ausbildung. Alle Kompanien sind fleißig am Werk«, um die Zeit auf» beste auszunützen. Exerzieren und Griffe kloppen war immer nötig und ist es auch heute. Hier erhält der junge Rekrut die notwendige innere und äußere Haltung, die zum Soldatentum gehört. Wer diese Haltung erworben hat, dem fällt auch der Dienst in der Waffenausbildung leichter, ganz gleich, ob es sich um die Au-bildung am schweren oder leichten Maschinengewehr, am Infanteriegeschütz oder an der Panzerabwehrkanone handelt. ES ist aber nicht nur der Waffengebrauch, der ge kernt werden muß. Auch da» Zusammenwirken der infan teristischen llvafsen und da» Zusammenwirken der In fanterie-Waffen mit den anderen Süaffengattungen fetzt Hebung und Kenntnisse Vorau», die niemandem wie im Svtel zufliegen, sondern die in harter und ebnster Arbeit erworben werden wollen. Auf den neuartigen Charakter der Infanterie von heute kst schon hingewiesen worden, und so ist e» denn kein Wun der, daß wir die Fahrer der Maschinenaewebrkompani« am Stalldienst und die Infanteristen de» Reiterzuges auf der llteitbahn beim Unterricht antreffen. Dieser Reiterzug, der au» 36 Rkann besteht, hat feine besonderen Aufgaben, die vor ollem tn der Aufklärung liegen. Da» Nachrichtenwesen von heute hat gegen früher, nicht zuletzt durch di« neueren technischen Erfindungen, «ine Vertiefung und Erweiterung erfahren und macht «ine ausgedehnte SondevauSbilbung notwendig. Auf dein Kaser- nenhof ist die Stabskompanie am Werke. Hier unterweisen die Au-bjlder die Rekruten im Bau einer Fernsprechleitnng, daneben wird da» Aufbauen und Nbbauen einer Funklei- tung geprobt. Nachdem die NnfangSgrünbe de» Nachrich ¬ tenwesen« den Rekruten del gebracht worben sind, erfolgt «ine Prüfung, bei der f«stgestellt wird, wer sich als ffern- Wrecher oder als Funker eignet. Hier muß nicht nur mit den Beinen und Armen, sondern hier muß vor allem auch mit dem Kopfe gearbeitet werben. Da« Morsen, Schlüsseln und Entschlüsseln von Funksprüchen fetzt Kennt nisse und Erfahrungen Vorau«. Jeder Rekrut muß gerade im y-achrichtenwesen da» ständige Bewußtsein haben, daß der Feind die Funksprüche mithören kann. Da« treffendste Beispiel dafür Mdet ja die DannenbergschlaLt, die nicht zuletzt deshalb zu einem so großen deutschen Erfolge wurde, weil die Russen in heute völlig unverständlichem Leichtsinn ihve Befehl« im .Klartext gefunkt hatten, und diese so zur Kenntnis unserer Führung gelangten, die danach ihre Dispositionen treffen konnte. Al» Unsere jungen Männer 1914 in» Feld zogen, da wußte man noch nicht» von Gaskrieg und Gasmasken. Heute ist die Gasmaske ein« unentbehrliche Begleiterin jedes Soldaten geworden. Im Gasschutz raum deS Regiments wird geübt, wie man sich mit der aufgesetzten GaSmaSke zu bewegen und zu benehmen hat. Niedrig« hölzerne Gänge werden durchkrochen, und alle Situationen, die im Ernst- Nfalle ouftreten können, werden erprobt, um den Gasschutz fo sicher wie nur irgend möglich zu machen. Aus einem Hundezwinger ertönt lebhaftes Gebell, hier haben die Meldehunde ihr Heim gefunden. Auch mit ihnen muß geübt werden, denn eS hat sich ja im Weltkrieg« ast genug ge zeigt, daß sie noch in der Lage waren, wichtige Meldungen nach hinten zu bringen, wenn eS den Meldegängern nicht mehr möglich war, das Gelände zu überwinden. Der schwere Und ernste Dienst wird dann aber auch unterbroä>en durch eine Sportstunde, die stet» besondere Begeisterung erweckt. Die auf der HeeveSsportschule au-ge bildeten Offiziere und Unteroffiziere »eigen hier den sstekruten, wie der Svort entspannt und die Glieder löst, und wie er sie gleichzeitig zu neuer und höchster Kraft anspannung fähig macht. Rege» Leben herrscht auch in den Werkstätten des Jnfanterie-Mgiment», wo Waffenmeister und Schirr meister zugleich mit Werkmeistern, mit Soldat«» und Ar beitern ihre Aufgaben erfüllen. Was in eigener Werkstatt ausgebessert werden kann, da» geschieht. Die Kraftfahrer müssen auch lernen, kleinere Schäden selbst zu beseitigen, denn im Ernstfälle gibt «S draußen auf dem Gelände keine Motorfachleute, bei denen man seinen Kraftwagen oder fein Motorrad einfach abgibt, um auf die Ausbesserung zu warten. Solch «in Infanterie-Regiment ist ein Reich für sich, e» ist vielgestaltig wie da« Leben selbst. Wa« hier gelernt werden muß, da» konnte nicht in einem Jahre geschafft werden. Es war der (Hang und der Zwang der Ausbildung schon, die ein« zweijährig« Dienstzeit notwendig machten. Dämmerima und Tunkelbeit beschließen noch nickst den Dienst, sondern Nun folgt auf den Außendienst der Innendienst. In den Stuben und Sälen werden Waffen gereinigt und auseinandergenommen, um wied.r zusammen gesetzt zu werden: in den Putz- und Flickstunden werden die Uniformen in Ordnung gebracht und wird Unterricht gehalten. Diese Vielgestaltigkeit des Waffendienste» hat aber auch zur Folge, daß diejenigen, die al» Lekrer für unser« Rekruten tätig sind, seien e» nun Offiziere oder Unter offiziere, selbst niemals mit dem Lernen aufhöven dürfen. Mr finden die Offiziere und Zugführer eine» Bataillon» bei einem KriegSsptel versammelt, wo e» darauf an kommt, schnelle und richtige Entscheidungen zu fassen und knapp« und klare Befehle zu geben. Die ersten hundert Tage des Rekruten-Dasein» v,m Jahrgang 1936/37 Haden ein» vir allem anderen gezeigt, daß in diesen jungen Männern der Geist lebendig ist, der zur Wehrmacht gehört. Der ante Wille steckt in ihnen allen, und da» ist die Voraussetzung zur erfolgreichen istekrutenau»bildung. Daneben gibt e» allerdings ht«r und da noch Mängel, die behoben werden müssen. ES hat sich zum Beispiel beran-gestellt, daß eine Anzahl von Re kruten zu Beginn ihrer Ausbildungszeit an Fußbelchwer- den, so an Senkfuß und Spreizfuß und ähnlichen Erschei nungen leiden, und daß ihnen die geforderte Tages leistung eine» Marsche» von Sb Kilometern im Feldanzng nickst immer leicht fällt. Es ist zu hoffen, daß eS sich hier um eine NebergangSerscheinnng handelt, denn die Ange hörigen der älteren Generation, die al» Wandervögel da» Mich durchstreiften, haben damals wenig von solchen Beschwernissen gekannt, und «» ist auch zu hoffen, daß die Angehörigen der Hitlerjugend al» der Generation von heut« und morgen diese Beschwernisse überwinden. Sie sind zum Teil darin begründet, daß die Rekruten ou» den großen Städten kaum dazu kommen, weite Strecken zu Fuß zurückzulegen. Bemerkenswert ist überdies auch die verhältnismäßig gv»-e Zahl von Nichtschwimmern, di« «» immer noch unter den Rekruten gibt und di« dort ver ständlich ist, wo überhaupt keine Schwimmgelegenheit in der Heimat der Rekruten vorhanden war. Manchmal macht sich auch in charakteristischer Weise die Tatsache bemerk- dar, baß die soldatische Tradition in der Familie in der Nachkriegszeit unterbrochen worden ist. So kann eS vor- kommen, daß einem etntretenden Rekruten der militärische Begriff eines Bataillon» noch ein vollkommen fremder Begriff ist, und so kann eS weiter Vorkommen, daß Re kruten im Wissen vom geschichtlichen Werden unseres Vol ke» und vom Weltkriegsgeschehen charakteristische Lücken aufwcisen, deren Schließung jetzt ebenfalls die Aufgabe der Rekrutenausbildung ist. Es ist zu hoffen, daß in kom menden Tagen die Schule und eine unerläßliche staats- politisch« Ausbildung dafür sorgen, daß diese Ding« über wunden werden. Wenn nach dem Rekrutcniahr die Schützen deS Infan terie-Regiments zu Oberschützen befördert werden, dann ist die schwerste Arbeit getan, und dann können die be fähigtem Oberschützen mich bald zur RekrutenauSbilbung mit be-rangezogen werten. Da» ist notwendig, weil ge rade die Zeiten de» ttebergangs und Aufbaus besonders schwer sind. Einzelne Verbände müssen an andere Trup penteile bewährte Ausbilder abgeben. Die AuSbildungs- osfizier« werden zum Zweck« der eigenen Weiterbildung wiederholt zu Kursen abkommandiert. Mit der Paroleausgabe endet heute wie früher der tägliche Dienst zwar für die Rekruten, aber nicht für die Offiziere imd vor allem nicht für den Kompaniechef. Er sitzt oft noch deS Abends über einem Kri«g»sviel oder über der Ausarbeitung einer Felddienstübung oder über den neuen Dienstvorschriften. Oft muß er sich auch noch um daS persönliche -Schicksal seiner Rekruten kümmern und oft kommen noch an ihn — und da» ist besonders erfreulich und «in Zeichen für den guten Zusammenhalt — Briefe von entlassenen Mannschaften mit Würstchen und Anfragen. Dazu kommen die gesellschaftlichen Verpflichtungen, die sich nicht aus «inen bestimmten Kvei» beschränken und die auch in ihrer Art Dienst sind. Denn sie haben den Zweck, die Verbindung der Wehrmacht mit allen DolkStesleN auf recht zu erhalten. Der neue Tag bringt neue Pflichten, und «» bedarf itoch vieler Tage Mühen und vieler Arbeit, um die Rekruten de» jüngsten Jahrganges zu vollwertigen Soldaten zu machen. Ist aber diese» Ziel erreicht, und sind au» den Rekruten der hundert Tag« voll verwendungsfähige Sol daten geworden, so ergibt sich mich ein ankere«: Dor beim Regiment seinen Mann gestanden hat, der hat nicht nur für sein Vaterland gelernt unk geübt, der wirb auch in seinem eigenen Leben in guten und In bösen Tagen seinen Mann zu stehen wissen, und die soldatischen Tugen den und Kenntnisse werden für ibn auch dann noch nütz lich sein, wenn er da» soldatische Ehrenkleid mit dem Rock des Bürger» wieder vertauscht har. SemrschW irr Leih« Kiel, 8. Febrnar. Da» dl der Kieler Bncht an» EvM» abend wieder an seinem Platz anSgeleaie FoeeAHU „Kiek* wurde durch da» Treibe» der Ei»felder hart drängt. Trotzdem es genügend Ankerkette ««gesteckt hatte, kam da» Schiff am Sonnabendabend gegen » Me ins Treibe». Die Anker hielte« dem Druck de» EH»- nicht stand. Bom Feuerschiff wurde daher »o« Kiel M» kentelegraphisch Hilfe angefordert. Der See-Pepper „Stein' lief sofort au», nm di« Bergung de» tretvenst« Feuerschiffes zu übernehmen. Immer wieder «n-w da- Eis durch neue Anläufe de» Schlepper» anfgeoeoche« werden. Erst in der Höh« erwa querab von Neuland in der Howachter Bucht gelang e« dem Seeschlepper „GWAr', da» Feuerschiff »« erreichen nnd nach Siel einznfchleppen. ,M MMMWk UM AM" Die mnsikaltsche Familie Bach Berühmt« Träger des ruhmvolle« Namen» Jede Musikgeschichte zählt sie rechtschaffen und ordent lich auf, die deutschen Musiker und Tondichter mit dem Namen Bach. Boran den gigantischen Genius der Wart burgstadt, Johann Sebastian. Daneben den srUkwerstorbenrn Vater Johann Ambrosius, Hof- und Stadtmnsiku». Dann die Velden Oheime Johann Christoph, ZwillingSbrudrr de» Vater» Bach, und Johann Michael. Und von rund zwan zig Kindern au» den beiden Eben -de» Johann Sebastian den Aeltesten, seinen Liebling Wilhelm Friedemann, dann Philipp Emanuel, Johann Christoph Friedrich und Johann Christian. Sieben Bäche und „ein Meer", wie Beethoven den berühmtesten Träger de» rnhmvollen Namens nannte Dte gewtssenbafte Forschung in den Kirchenbüchern hat ergeben, daß die einzelnen Glieder de» Geschlecht» der Kaste der Organisten, Kantoren und Stabtpfetfer ange- hörten, so daß durch viele Eheschließungen innerhalb diese» BerusSstande» geradezu „eine TonkUnstlerslppe durch Aus lese" gezüchtet wnrde, au» der freilich ein Johann Seba stian Bach titanenhaft emporragte. Die Freude an der Musik war schon bei dem Slammvater diese» Tonkünftler- geschlecht» zu beobachien, wenngleich dieser in der Mtit« de» sechzehnten Jahrhundert» in Wechmar bet Gotha ge borene Beit Bach kein Musiker, sondern seines Zeichen» Mittler und Wcißbäcker war. In seiner Freizeit hatte er jedoch „sein meistes Vergnügen an einem Spthrtnen (Zither) gehabi, welche» er auch mit in die Mühl« genom men und unter währendem Mahlen darauf gesptelei". So berichtet uns nämlich sein Urenkel Philipp Emanuel, der die wichtigsten Dokumente sammelte, dte sich mit der „musiralisch Bachtschen Familie" beschäftigten, wie er selber dte Sammlung überschrieb. Er war e» auch, der in seine« Chronikblättern mit besonderer Verinnerlichung der Zwil lingsbrüder Bach, des väterlichen Johann Sebastian und dessen Bruder» Johann Christoph, gedachte. Um sie bester unterscheiden zu können, nannte man sie in der Mustkwelt den Eisenacher und den Arnstädter Bach, während der Wahrer der Familirniradition al» Berliner ober Ham burger Bach bekannt wurde. „Diese Zwilling«', so schrieb der durch die Komposition eindrucksvoller Sonaten bekannt gewordene Bruder des unglücklichen Friedemann Bach, „sind vielleicht von dieser Art die einzigen, di« man weih. Sie liebten sich aufs äußerste, sie sahen «inander sehr ähnlich. Sie waren ein Wunder für große Herren und für jeder mann, der stesah. Sprache, Gesinnung, alle» «ar einerlei. Auch in der Musik waren sie nicht zu unterscheiden, sie spielten einerlei, sie dachten ihren Vorirag einerlei, war einer krank, so war es auch der ander«, kurz, st« starben bald hintereinander.' Eine ideale brüderlich« Gemeinschaft, die an die vorbildliche« Blutsbande der deutschen Märchen- und Sagenforscher, der Brüder Grimm, erinnert. Al» unser „Bastian', kaum zehn Jahre alt, beide El- tern verlor, da war e» «den der JöHaim Christoph, «w* sich John», Sebastian Bech Vilbel« Friede»«« Vach lMoto: sS) Scherl Bilderdienst - M.) de» Bruder» annahm und im thüringischen Städtchen Ohr druf, wo er da» Amt «ine» Stadtorganisten tnnehait«, ihn umstkaltsch weiterbilbete. Unter der liebevollen Anweisung de» Bruder» geschah e», daß -er grüßt« Bach die Musik «iM «UL in de« Fingern, sondern auch in de» Füße« fttykte. Hatte -em gelehrigen Knaben vorher »er «ater di« Meige tn die feinnervigen Hände gebrückt, so wie» ihn der Bruder rechtzeitig auf -en Platz, von dem au« er sich di« Welt erobern durfte, ans bi« vrgeldank. Denkwürdig« Station ouf dem Lebensweg de» Hochmeister» der Kirchen musik, al» er seinen Werdegang al» jugendlicher Hof- musikn» über Weimar nahm, um die klingend« Seel« der neuen stattlichen Kirchenorgel der BonifatiuSkirche in Arn stadt zu wecken un- für sie seine ersten Kantaten und Fugen zu schreiben. Erlebte doch dies« anmutvolle und altertüm liche Stadt auch da» erste Liebesglück de» jungen Bach und den Nestbau mit seiner ersten Leben«kamerabin, seiner Base Maria Barbara Bach. Sie, mit der er zwülf glück- liche Ehejabre verlebte, in denen sie ihm sieben Kinder schenkte, war -ie iüngste Tochter de» Organisten Johann Michael Bach au» Mehren bei Arnstadt, ebenso wie Vach» zweite Ehefrau Anna Magdalena, di« jüngste Tochter de« Hof- und Feldtrompeters Wülken au» Weißenfels, Musi kantenblut in den Adern hatte. Man muß sich In stillen Feierstunden in di« Erinne rungen, Bekenntnisse und Briefe dieser beiden guten Weg- gefähriinnen -e« treuesten Ehegatten und besorgtesten Vater» versenkt haben, um die ganze Atmosphäre reinen Familienglück» zu verspüren. Angefangen mit dem musi kalische« Schäferstündchen in Arnstadt und der Ankunft seine» geliebten Erstgeborenen Friedemann bi» zu den hochgestimmten Hausmusikabenden de» Leipziger Tkjomas- kantor» und dem schmerzlichen AuSklang de» 28. Juli 17SN, dem To-eStag de» Meister». Da fühlen wir den Herzschlag seine« unsterblichen »arten Liebeslied» „Willst du drin Herz mir schenken, so fang e» heimlich an, daß unser deider Denken niemand erraten kann'. Sbenso unmittelbar wie da« Mlücksempfinden, da» au» seinem Brief spricht, den er einem Freunde schrieb: „JnSgesamt aber find sie (die Kin der) geboren« Musiki, und kann ich versichern, daß ich schon «in Concert voealiter und instrumentalit'er mit meiner Familie formiren kau, zumahk« da mein« itzig« Frau einen sauberen Sopran singet, auch meine älteste Tochter gut ein- schlä^et^ ^aer« „musikalisch Bachische Familie" haben Maler in Bildern verewigt, di« unwillkürlich Leben an- neftmen, al« wären wir Zeugen der glücklichen Tag« von Arnstadt, von Weimar, Söthen und Leipzig gewesen. In dessen -ringe« „die Bache", die man nach mancher deutschen Stadt bezeichnet, auf un» ein, um unter dem herrlichen Wipfel eine» stolzen Stammbaume» Rast zu halten: der Hallesch«, der Berliner, der Bückeburger und der Mai länder Bach, der genial« Friedemann, der gemütskrank in Armut starb, der Philipp Emanuel, Kammereembalist des großen Flötenspieler» von SanSsouci, der Johann Ehrt- stoph Friedrich, Kapellmeister de» Grafen von Schaumburg- Sippe, der Johann Christian, besten Ruhm Mailand und London vorwiegend erfüllt«, und alle die anderen, die ent weder al» munter plätschernd« oder stürmisch« Bäche durch di« fruchigesegneken Gefilde de» GenielandS flössen, an deren Ufer die Hochflut de» „Meer»' brandete, die mit ihrer ewige« Melodie da» Ohr de» tauben Beethoven er-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Nächste Seite
10 Seiten weiter
Letzte Seite