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ihrer Anwesen aufwarfen und vielleicht auch hier und -a für die Fischerei günstige Eingriffe in den Strom verlauf vornahmen, da sie ja mit dem Wasser viel mehr vertraut waren als die Germanen. Aber von Arbei ten, die man als Korrektionen und Regulierungen im heutigen Sinne ansprechen dürfte, kau« auch hier nicht die Rede sein. Nach -er Znrückwerfnng der Wenden begannen im 10. Jahrhundert Elbstädte sich zu entwickeln. Elb- zölle dcnten ans eine allerdings im Vergleich zu heute überaus mäßige Schiffahrt hin: ein Schiff oder zwei im Fahre bildeten den Durchschnittsvcrkehr. Um diese Zeit sind die Anfänge der Regulierung anznnchmcn, obwohl urkundliche Belege dafür fehlen. Bestimmt sind bis dahin noch alle die Elbarme durchflossen worden, die wir heute im Auboden als Talziige ivahrnchmen und neben diesen noch der Lauf auf der Nicderterrasse, der an der Ziegelei Zeithain abzwcigt, durch das Torf Zeithain (die Teiche) führt und unterhalb des Bahnhofes Röderan wieder in die Auarme mündet. Das Wasscrnetz des 10. Fähr- Hunderts würde demnach folgendes Bild gehabt haben: Leider sind die eingczeichncten Zweige teilweise durch Eisenbahn-, Straßen- und Hansbanten unter brochen, sowie durch Verwitterung, Gchängerutschun- gen und Feldbestellung verflacht, so -aß ihre Aufnahme oft auf ziemliche Schwierigkeiten stößt. Doch sind die Talzüge nicht nur durch ihren Verlauf nnd ihre Quer schnittformen, sondern auch durch andre Nachweise als alte Elbrinncn festgelcgt. Daß die angegebenen Arme noch bis ins 10. Jahrhundert durchflossen wurden, geht daraus hervor, daß nach Urkunden aus viel spä terer Zeit das Elbwasser wiederholt hineinzndringen versuchte. Noch heute tritt Hochwasser teilweise in den Zweigen zurück. Sicher war auch um das 10. Jahr hundert das mit eiugczeichncte, chcutige Elbbctt schon vorhanden. Neben den erwähnten Armen bestehen noch eine Anzahl andere. Sie sind stärker verflacht, und außerdem ist ans ihrer höheren Lohlculage auf der Niederterrasse zu schließen, daß sie schon vor dem 10. Jahrhundert vom Strome verlassen wurden. Wie erfolgte nun in der Zeit der Markgrafen die Zusammendrängnng des Elbwassers in dem einzigen, noch heute vorhandenen Elblaufe? Man riegelte die Zugänge zu den oberhalb Nünchritz, oberhalb Moritz, unterhalb Gröba und unterhalb Zschepa beginnenden Rinnen durch Damme ab, ließ jedoch die Wiederein mündungsstellen offen.' Der Gohliser und der Krei- nitzer Lanfansaana sind heute noch nicht geschloffen. Demnach wurde nur der heutige Lauf von dieser Zeit an durchströmt. Die stillgelegten Arme blieben als Seen liegen. Sie entleerten sich erst teilweise, als die Folge der Wasserzusammcndrängung in -em einen Laufe ciutrat, nämlich die selbsttätige Eingrabnng in dem durchflossenen Bette. Dann wurden die toten Zweige zu Lachen und Sümpfen. Flurnamen wie „Am See" und „Ententeich" deuten noch heute darauf Yin, daß die Arme lange Zeit Wasser enthielten. Wohl zerriß das Hochwasser oftmals die schwachen Abriegc- lnngsdümme vor allem an den Stellen, wo durch diese Maßnahmen der Lauf unnatürlich scharfe Knicke er hielt: bei Nünchritz und bei Moritz. Dann wurden die toten Arme vorübergehend wieder durchströmt, bis der Fluß durch Erneuerung der Deiche in sein einziges Bett znrnckgcdrängt wurde. Der Grund zu diesen Deichüauten in der Mark- grafcnzeit war ein wesentlich anderer als in den spä teren Fayrhnnderten. Die Markgrafen wollten durch die Schaffung eines einzigen Laufes die Schiffahrt be günstigen. Sie errichteten die Deiche als Angriffs bauten. Als jedoch das Hinterland der Dämme be siedelt nnd bebaut wurde, bekamen die Dammwerke einen anderen Eharakter: Sie dienten zur Verteidi gung von Siedelnngen nnd Fluren. Daher führen sie heute die Sammelbezeichnung „Vcrteidigungsbautcu", während die Werke, die später zur Förderung der Schiffahrt errichtet wurdcu, „Angriffsbautcn" genannt rvcrdcn. Unter Heinrich dem Erlauchten (1221—88) geriet der Elbhandel in eine Blütezeit durch die Städte bauten an der Elbe. Auch in dieser Zeit baute und pflegte mau die Dämme. Doch machte sich hier schon bemerkbar, daß trotz der Schaffung eines einzigen Elblanfes der Strom noch nicht für einen glatten Ver kehr geeignet war. Um diese und die folgende Zeit dürften schon die ersten Versuche anzusetzcn sein, Heger nnd Inseln sowie die Uferabbrüchigkcit zn be seitigen, also Werke zn errichten, die wir heute als Ltroinangriffsbanten bezeichnen. Doch bestehen die ersten urkundlichen Belege für die Elbregulicrung erst seit der Zeit der Kurfürsten Moritz 11541—58) nnd August «1558—86). Tas Man dat vom 7. 12. 1563 bestimmt die Eindeichung, sowie daß alle Heger, Wärter und Inseln in Staatsbesitz übergehen. Daraus ist zn entnehmen, daß die erste vollständige Eindeichung erfolgte. Nach dem „Elb- stromwcrk" sind die damals errichteten, niedrigen Dämme in den jetzigen Hochwasscrdcichcn enthalten. Der Uebergang der Seger, Wärter und Inseln in Staatsbesitz deutet die Absicht an, diese Strom- und Lchifsahrtshindernisse zu beseitigen. Auf der alten, im Hanptstaatsarchiv anfbewahrten Karte der ersten Landesvermessung von Order (1586—1606), die etwa im Maßstab 1 : 12 500 gezeichnet ist, finden sich inner halb der Niederung Inseln bei Althirschstein, Nünch ritz, Gröba und Gohlis. Außerdem ist darauf der Elblanf bedenkend breiter und buchtenreicher als heute. Daminanlagen sind nicht verzeichnet. Die Karte ist natürlich mit einer heutigen in bezug auf Genauig keit nicht zu vergleichen. Sie wurde ja nur geschaffen, um die Lage der Orte festznstellen. Mit Einzelheiten, wie eben die Tammzüge es sind, konnten sich die Land messer nicht befassen. Während des 30jährigen Krieges (1618—48) ver lotterten die niedrigen Dämme vollkommen. Sie wurden von Hochwässern unterspült und durchbro chen, so daß der Strom in dieser Zeit fast wieder das gleiche Bild bot wie im 10. Jahrhundert. Die in der Nähe alter Arme gelegenen Orte waren der Hochwas sergefahr vollständig vreisacacben, wie vor allem aus hiesigen Orts-Chroniken von 1629, 1651 und 1655 er sichtlich ist. Deshalb wurde von August -em Starken (1694 bis 1733) die alte Deichorönung hervorgezogen und 1695 wieder bekanntgegeben. Die dürftigen Deiche wurden ausgcbcssert und neu errichtet. Doch die An lagen waren teils zn schwach, teils wurden sie auch gar nicht dnrchgcführt, weil die Bauten ohne staatliche Beihilfe von den bedrohten Anwohnern selbst errichtet werden mußten. Wie schwer die Bewohner der Niede rung unter diesem mangelhaften Schutz zu leiden hatten, geht aus folgender Akte hervor: „Schon am 22. Mai 1780 wurde augczeigct, daß -er Elbstrom zu wiederholten Malen hinter dem Dorfe Gohlis iveg seinen Gang genommen, den bis zur Grenze des Dorfes Zeithain aufgeworfenen Erddamm durchbrochen nnd Verwüstungen angerichtet durch Einrcißen tiefer Löcher und Ueberflutung von 20 Scheffeln damaligen besten Feldes mit vielen Ellen hoch aufgclagertem Kies nnd Steinen. Oberhalb des Elbflnsses, beim Dorfe Moritz, wo Heuer (1784) -er Durchbruch geschehen, muß ein haltbarer Damm ge schaffen iverden, daß nicht jedes nnr mittelmäßige Hochwasser bei erwähntem Torfe austreten und den Gang hinter Röderan, Promnitz, Lessa und Bobersen weg wieder in den neuen Riß nehmen kann. Dieser vorgcschlagene Damm sichert nicht nnr obengenannte Ortschaften, sondern auch das Torf Zeithain vor Ueberschivemmnngcn." Auch „die Befestigung des Ufers bei Nünchritz macht sich notwendig,' bei der diesjährigen Eisfahrt sind die Gebäude gesamter Aintsnutertancn zu Nünchritz unterwaschen." Tas Wasser hat also immer wieder versucht, die Dämme an den nnnatürlichen Knicken der Elbe zu beseitigen. Deshalb waren die Bewohner des Hinter landes gezwungen, auch noch Erdwälle an den Zu gängen der alten Läufe zu ihrem Ort zu errichten. Wir finden solche z. B. zur Sicherung von Zeithain an der Langeubcrg—Nödcrauer Straße in der Nähe -er Kreuzung mit der Zeihain—Moritzer Straße so wie an der Röderan—Gohliser Straße an den Schieß ständen. In den Jahren 1789 und 1806 baten die Gemeinden wiederholt um Erhöhung der Deiche,und der Erfolg war, daß im August I8i9ein Mandat erlassen wurde, das die Untcrhaltungspflicht der Elbufer u. -Dämme regelte. Jedoch verging noch eine ziemlich lange Zeit, ehe die Arbeiten in Angriff genommen wurden, denn die Bauten sollten nach einem Regicrnngsplan, der vor läufig noch fehlte, durchgeführt werden. Inzwischen trat die Eisfahrt von 1820 ein. Und da danach die Regierung noch keine Anstalten zum Beginn der Kor rektion machte, ließ der Promnitzer Herr von Thielau 1821 trotz des Verbots einen hohen Deich errichten, der sich bei dem Hochwasser von 1823 sehr gut bewährte, wie eine Privatchronik schreibt. Doch mußte erst die furchtbare Uebcrschwcmmnng von 1845 die Regierung erneut an das Versprechen erinnern, das sie den Be wohnern unsrer Heimat auf ihre Bittschriften hin gegeben hatte. Ter endgültige Beginn der plan mäßigen Eindeichung ist also nach 1845 anzusetzcn. Bisher wurden die Teiche von Verbänden errich tet, überwacht und ausgebesscrt, die sich aus den Be sitzern der durch Hochwässer gefährdeten Fluren und Anwesen eines oder mehrerer Orte zusammensctzten. Daneben bestanden auch noch Dämme, die die Besitzer der einzelnen Rittergüter bauen nnd beaufsichtigen ließen. Daher rührt der noch heute bestehende Unter schied Verbands- und Privatdcich. Da die Tammbau- ten nnd die Ansbessernugsarbeiten große Geldsum men forderten, ist es kein Wnndcr, daß die gesamten Anlagen nur ein Flickwerk waren. Tie vorhin schon erwähnten Bittschriften bezrvccktcN also eine staat liche Unterstützung der Hochwasserabwchrmaßnahmen. Die Hilfe der Regierung blieb nach der Katastrophe von 1845 auch nicht aus. Sic selbst richtete ihr Augen merk auf die Dämme, indem sie Dcichwachcn schuf und die Dämme nach fachkundlicher Berechnung un einheitlichem Plane durch die Teichverbäudc und Privatpersonen verstärken ließ. Die Baupläne der Regierung verlangten, daß die Deiche in besonders gefährdeten Gegenden wie hier in der Niederung sechs Ellen über dem Nullpunkt -es Pegels zu Dresden liegen, daß sie weiter eine Kronenbreite von 1—2 Mtr. haben nnd -aß die Böschungen 1>L—3fachc Anlagen aufweisen. Diese stärkeren Deiche nennt die Wasser- -autechnik Winterdeiche, da sie vor allem als Schutz gegen die gefährlicheren Winterhochwässcr dienen. Daneben gibt es noch Sommerdeichc, die mit ihrer Krone ö Ellen über dem Nullpunkt des Pegels zn Dresden liegen. Nach diesem Regierungsplanc begannen Mitte -es 19. Jahrhunderts die Deichverbcsserungcn. Tie Dämme, die schon vorher bestanden, wurden soivest als möglich als Unterbauten benutzt. So wurden die Dammzüge 1) Grödel—Moritz—Promnitz—Lessa—Bobersen 2) Kleinzschepa—Lorenzkirch—Kottewitz 3) Nünchritz—Grödel 4) Gröba—Oppitzsch—Strehla 5) Görzig—Trebnitz—Lößnig neu errichtet. Eie alle schützen neben -en Orten in ihrem Hinterlande besonders Felder, Wiesen und Gärten. Falls eine Ueberflutung eintritt, l>at jeder Deichzug eine Abflußöffnung. Gewöhnlich ist cs eine Schleuse im Damm. Jedoch haben die Teichzüge 1) und 2) natürliche Abflußöffnungen durch die offenen Uferstellcn bei Gohlis und Kreinitz. Diese wurden auch aus einem weiteren Grunde nicht geschlossen: Durch die Oeffnungen treten bei Hochwasser ziemlich große Wassermcngen in die alten Elbarme zurück, und das bedeutet eine Entlastung der weiter abwärts gelegenen Dämme. Von Hirschstein bis oberhalb Riesa findet sich kein vollständiger Dcichzug. Längere Dammstttcken sind nur bei Boritz und Leutcwitz sowie in der Nähe von Göhlis anzutrefsen. Ter ticfgelcgcne Ort Leutewitz ist von einem Damm fast umgeben, da er Lurch die sich an dem gegenüberliegenden Nünch ritzer Deiche stauenden Wassermassen in ständiger Hochwassergefahr schwebt. Eine für den Hochwasser abfluß noch sehr ungünstige Engstelle findet sich zwi schen Görzig und Trebnitz. Hier tritt ans 500 Meter Länge der Deich am linken Ufer zu dicht an -en Strom heran. Es sollen wegen seiner Verlegung schon mehrfach Verhandlungen angeknüpft worden sein, die jedoch zu keinem Resultat führten.. An der Grenze haben die Deiche der Niederung Anschluß an die preußischen Dämme. Wie wir sehen, ist der größte Teil-er Niederungs ufer von Teichen begleitet. Ausgenommen sind nur die Stellen, wo Sochterrasse und Felsen an den Strom herantreten: Merschwitz, Riesa-Gröba, Strehla-Gör zig. Von Sommerdeichen werden innerhalb der Nie derung 6,78 Quadratkilometer Land geschützt, wäh rend durch Winterdeiche 16,47 Quadratkilometer ge sichert sind. Das durch Dämme eingeschränkte Neber» schwemmungsgebiet ist 15,9 Quadratkilometer groß. Seit der endgültigen Durchführung -er Deichbau ten blieb zwar das Hinterland nicht vollständig von Hochwässer» frei, ja es traten sogar auch noch Damm brüche ein. Jedoch waren dies besonders starke Hoch wässer, die selten eintreten und wahrscheinlich nie wirkungslos vorübcrgcheu. Bis heute ist die Ueberflutnngsgefahr schon wie-