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111. 4. Beilage zum Riesaer Tageblatt. Sonnabend, IS. Mai 1VSS, abends. 8«. Aalirg. "N Nils' und der Eheberatung wollte man vor allem einen Mutter schutz einführen, der wirklich imstande wäre, die berufstätige Mutter zu schützen. Heute haben es diese Menschen erreicht, daß es fast in jeder größeren Stadt Mütterhcime gibt. Die werdenden Mütter werden hier ausgenommen. Wenn sie wirtschaftlich- nicht in der Lage sind, einen Aufenthalt zu be zahlen, so gibt man ihnen die Möglichkeit, einige Wochen vor der Entbindung in der Verwaltung des Heimes mitzu arbeiten. Dadurch erwerben sie die Berechtigung eines kostenlosen Aufenthaltes. Tie berufstätige Frau hat das Recht, einige Wochen vor der Entbindung ihre Arbeit zn ver lassen. Hm Heim wird sie so beschäftigt, wie cs ihr Zustand erfordert, sic lernt es, mit ganz kleinen Kindern umzugchen und sie weiß, woraus sie achten muß, in der Zeit, in der sic liegt. Auch nach der Entbindung hat die berufstätige Frau ein Recht aus einige Ruhcwvchen, die sic im günstigsten Fall mit ihrem Kind gemeinsam im Heim verbringen kann. Diese Die himmlische Mutter: Madonna, mit Kind und Heiligen sGemälde aus der spanischen Schulet. paar Wochen müssen sie entschädigen für all die Jahre, die kommen werden, in denen sic ihr Kind fremden Menschen übergeben muß. Rur in diesen paar Tagen gehört ihr Kind ihr allein. Rach der Ruhezeit folgt wiederum der Mutter schutz dafür, daß sic nach Möglichkeit ihre alte Stelle erhält oder eine wenigstens gleichwertige. Unerhört viel Gutes hat der Mutterschutz auf diesem Ge biet geleistet. Helene Stöcker war es. die unter den Schwie rigkeiten besonders zn leiden hatte, weil man ihr ohne wei teres die unlantersten Motive unterschob. Ihr Streben aber ging zielsicher daranf hin, die Mutterschaft wieder zu einem reinen Quell der Freude zu gestalten, denn die Gefahr lag sehr nahe, daß sic ausschließlich zu einer schweren drückenden Last wurde. Eine Ausdehnung dieses Mutterschutzes stellt die Frauen hilfe dar, die es sich zur Pflicht gemacht hat, dafür zu sorgen, daß auch einmal die Mutter vollständige Ferien hat. Ist sie doch für gewöhnlich der einzige Mensch einer Familie, der niemals vollständig frei ist. Die Frauenhilfe hat 21 Heime geschaffen in den verschiedenen Teilen unseres Landes, an der See, im Wald, im Gebirge nnd in der Nähe der Großstadt. Tic Großstadtnähc ist nicht etwa dcshalk gewählt, damit die lieben Kinder ihre Mutter besuchen können, ihr Räubergeschichten von dem vernachlässigten Haushalt erzählen und dadurch die ganze Erholung in Frage stellen, sondern nur darum, um der Landfrau ebenfalls einen Milieuwechsel zu verschaffen, der allein wirklich heilsam für Körper und Nerven ist. Tie Frauenhilfe sorgt aber auch für Vertretung der er- holungsuchenden Hausfrau. Es liegt nun einmal im Wesen der Mutter, daß ihr Wohlbefinden erst dann gewährleistet ist, wenn sic weiß, daß es ihren Lieben gut geht. Tic ersten Wochen nach ihrer Heimkehr werden ihr ebenfalls noch er leichtert, damit sie nicht von all der schließlich Loch liegen ge bliebenen Arbeit überwältigt und wieder ganz ermattet wird. MM Mütter im Jahr genießen bis heute die Seg nungen dieser Heime. Jede Mutter, die heimkehrt, ist be geistert und kennt nur einen Wunsch, allen Müttern einmal im Jahr oder wenigstens einmal im Leben, diese paar Wochen der völligen Sorglosigkeit des restlosen Genießcns zn verschaffen. Tarin allein liegt ja auch der wahre Sinn des Mutter tages. Ter Mutter zu helfen, ihr das schwere Los etwas leichter zu machen nnd ihr ein wenig zu danken für all das, was sie still und im Verborgenen tut. Ium Muttertag. Die irdische Mutter: Eine Mutter mit Lohn (Gemälde von Vigöe-Lebrun). M lkk MM. Von Tr. T. Rude. Schön ist des Mondes Mildere Klarheit Unter der Sterne blitzendem Glanz. Schön ist der Mutter Liebliche Hoheit Zwischen der Lohne feuriger Kraft. Nicht auf der Erden Ist ihr Bild und ihr Gleichnis L.U sehn. Hoch auf des Lebens Gipfel gestellt, Schließt sic blühend den Kreis des Schönen! Mit der Mutter und ihren Söhnen Krönt sich die herrlich vollendete Welt. Selber die Kirche, die göttliche, stellt nichts Schon res dar auf dem himmlischen Thron! Höheres bildet Selber die'Kunst nicht, die göttlich geborene Als die Mutter mit ihrem Lohn. lLchillcr, „Braut von Messina".) Der Ehor in „der Brant von Messina", der die Stimme Les Volkes vertritt, stimmt diesen Prcisgciang aus die Mut ter an. Hier erscheint ihr Bildnis — von Persönlichem be freit — als Snnrbvl der ließen wirkenden Kräfte. Tas ist die Mutter für die meisten Menschen. Unzählbar sind die Beweise der Verehrung, die man ihr zollt. Immer wieder haben Knnßlcr sie gefeiert in Gesängen und Bildern: immer wieder ruien Erwachsene in ihrer größ ten Not nach der Mutter. Tie junge Frau in ihrer schweren Stunde — obwohl bald selbst eine Mntter — verlangt, noch einmal ganz Kind, nur nach der hilfreichen (Kegenwart ihrer Mutter. Ans dem wirren Ltöhnen der Lazarette formt sich ein Ruf — ost mit der Leidenschaft eines Gebetes gestam melt — Lic Mntter möchte der Soldat, der durch furchtbare Erlebnisse unL eiserne Pflichterfüllung hart gewordene Mann, herbcizwingeu. Wenn ihn ein Mensch retten kann, so Lünkt ihm, nur die Mntter und wenn er verloren ist. so vermag nur sie, ihm Las Sterben zu erleichtern. Aber nicht nur in den großen Augenblicken, in den Notstunben unseres Lebens wollen wir ihrer gedenken, die uns den Alltag so schön und reich zu machen weiß. Ein Tag im Jaftr, der zweite Sonntag des Monats, der durch uralte — heidnische und christliche — Uebcrliefcrung dem Kult der Mutter ge weiht ist, soll ihr gehören. Tic Einrichtung des Muttertages ging von Skandina vien aus. Nun hat auch Deutschland seit einer Reihe von Jahren die köstliche Mutterehrung ausgenommen. Eine besondere Ausgabe übt der Muttertag dadurch aus. daß er auf den »ncndlicheu Wert des Familienlebens hinwcist. Darüber hinaus aber ist dieser Dienst an der Mutter Dienst an uns selbst. Tie Besinnung aus das Beste in uns, mag cs auch nur aus den vom Stichwort -cs Tages erzwungenen Handlungen stammen, hebt uns über uns selbst hinaus, reinigt uns vom Staub des Alltags Ter Muttertag ent feint uns aus dem Bereich des nur zweckmäßigen. Er führt uns hinab zu den Quellen unseres Leins, aus -em wir Kräftigung ziehen, wie der Riese Anthäus aus -er Be rührung mit der Mutter Erde. Die Erinnerung an die Opfer, die Mütterlichkeit uns gebracht hat, an entsagende Liebe, mit der wir gehegt und getragen und ins Leben ge führt wurden, belastet uns selbst mit stärkerem Berantwor- tungsbcwußtscin. Zum Muttertag Mutter Die mich mit Hoffen getragen, Die mich mit Schmerzen geborn, Die mir in kindlichen Tagen Unheil und Leiden beschwor », Oft unter Tränen der Freude Reichte erquickende» Trank, Mntter, dein denke ich heute, Dir sei mein kindlicher Tank. Die noch die zitternden Hände Segnend mir legte anss Haupt, Die, wenn mein Können am Ende, Einzig an mich noch geglaubt Daß, de» Begierden zur Beute Ich nicht im Strudel versank, Mutter, ich segne dich heute. Dir sei mein kindlicher Tank. Was meine Jugend beglückte, Alles, das schenktest du mir. Wenn mich die Sorge bedrückte, Mutter, dann kam ich zu dir. Die meine Seele betreute, Daß sie nicht müde und krank, Taß sie so fröhlich noch heute Mutter, ich sage dir Dank. Max Bischoff-Etlenbnrg. MlMM M MlItWIsk. Sorge für die werbende Mutter. — Erholung auch für Mütter. Deutschland feiert den Muttertag seit zehn Jahren. Seit zehn Jahren erst weiß man, daß die Arbeit, Sie Aufopferung -er Mutter gefeiert werden muß?? Diese Erkenntnis ist natürlich viel älter. Schon vor 27 Jahren sand sich eine Reihe von Mannern zusammen, die eine gemeinsame Arbeit für unbedingt notwendig hielte», die fürsorgcndc Arbeit für die werdende Mutter und für Mutter und Kind in den ersten Lcbcnswvcheii des kleinen Erdenbürgers. linier dem Vorsitz von Helene Stöcker wurden alle Schwierigkeiten, die sich der Erfüllung -cs Zieles in den Weg legten, überwunden. Reben einer Säuglingssürsorge