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N4. 8. VeNage znm Riesaer Tagedlatt. Sonnavenv, 2T. April 1938, avenvs. 86 Jayrg. «MW Im SkMMMA. Die Deutsche G«n«ssenschast»kasse i» J«hr« 1IU. Der Geschäftsbericht der Deutschen Zentralacnossen- chaftSkasse, die im Herbst vorig«« Jahre» an di« Stelle brr rüberen Preußenkass« getreten ist, läßt die beginnend« Ge- unoung im Genossenschaftswesen deutlich erkennen. Die Silan» de» Institute» wird zum erstenmal in eingehenden Darlegungen erläutert. Der neue Geschäftsbericht steht da mit in einem wohltneivden Gegensatz zu den bisherigen unter dem Regime Klepper» erschienenen Berichten, die sich einer bei der Geschäftsführung Kleppers allerdings ver ständlichen lakonischen Kurze bedienten. Die übermäßige Anspannung der Preußenkaste im Jahr« 1931 ist im Laufe des vergangenen Jahres allmählich wibder normalen Verhältnissen gewichen. Insbesondere ist die außerordentlich hohe Wcchselbclastnng -es Jahres 1931 stark zurttckgegangen. Die Wiederzunahme der' Einlagen der Kundschaft und von Bankiers und die Maßnahmen zur Gcnossenschaftssanierung ermöglicht«« es der Bank einen weit größeren Teil der hercingenommenen Wechsel im eigenen Besitz zu behalte« als im Vorjahre. Wäh rend 1981 die damalige Preußenkass« ihre von der Links presse so gefeierte Krisenfestigkeit durch Weiterleitung von Wechseln im Betrage von 369 Millionen an i>ie Reichs bank und die Preußische Staatsbank erborgte, wurden 1932 nur für 240 Millionen Wechsel weitergegeben. Dafür aber behielt di« Zentralgenossenschastskasse für 168 Millionen l^s! Wechsel im eigenen Bestände, finanzierte sie also aus eigenen Kräften, während es im Vorjahre nur 65 Millionen waren. Auch der auf ein Höchstmaß (rund 134 Millio- nen angespannte Kredit bei der Deutschen Rentenbank- skrobttanstalt wurde Im Laufe des Berichtsjahres ganz wesentlich sum 60 Millionen heruntcrgeschraubt. Die Kredite der angeschlossenen Genossenschaften in lau sender Rechnung ging«« im Zusammenhang mit den Ost- htlfeentfchuldungSverordnungen erheblich zurück. Die zweite EntschuldungS-verordnung sah vor, daß die Forderungen der dem NeichSverband angeschlossenen Genossenschaften gegen die Inhaber von SicherungSbetriebcn auf das Reich über» gehen sollen. Das Reich seinerseits zahlte dafür -en Ge nossenschaften über die Zentralgenoffenschaftskasse 70 v. H. be» Nennwertes der Forderungen. Auf diesem Wege haben sich bi« bei der Zentralgenossenschastskasse in Anspruch äerwmmenen Kredite um über 40 Millionen vermin, vert. Der Rückgang bei Len von der Entschuldungsverord nung betroffenen landwirtschaftlichen Genossenschaften war noch größer. Eine Zunahme der Kredite der gewerblichen Genossenschaften und der Konsumgenossenschaften bewirkte, baß die Krebitentlastung sich nur auf dem angegebenen Be trag von rund 40 Millionen « hielt. Da die angeschlos senen Genossenschaften gleichzeitig ihre Guthaben bet der Zentralgenossenschaftskasse etwas erhöhten, so ergibt sich eine Gesamtentlastung bet der Zcntralgenoffen- schaftskasse, die von dieser selbst auf annähernd 65 Mil» ltönen beziffert wirb. Diese Entlastung, die sowohl bet den Wechselkrediten wie bei de» Krediten in laufender Rechnung festgestellt werden kann, ist um so bemerkenswerter, al» die Einla gen bei Len der Zentralgenossenschastskasse angeschlosscnen genossenschaftlichen Organisationen selbst sich im Laufe des Berichtsjahres um rund 320 Millionen vermindert haben, so -aß man eher mit einer erhöhten Belastung der Zentralgenossenschastskasse zur Finanzierung des Einlagen- dbzugeS hätte rechnen können. Die genossenschaftlichen Kvvbitorgantsationen scheinen somit in sich schon wieder «ine erhebliche Widerstandsfähigkeit entwickelt zu haben. Das hängt mit den staatlichen Maßnahmen zur Ge nossenschaftssanierung zusammen. Durch die Verordnung vom 21. Oktober 19S2 wurden zur Berlustvereiniqung und Rationalisierung des landwirtschaftlichen Genossenschafts wesens 230 Millionen bereitgestellt. Die Zeniral- gcnostenschaftSkaste selbst ist an der Gcnossenschaftshilfe mit 60 Millionen '^-6 beteiligt. Diese 60 Millionen sind durch den Verzicht de» Reiche» und Preußens auf «inen Teil ihrer Etarmneinlag« sowie Lurch Entnahme aus dem Reservefonds der Zentralgenossenschastskasse gewonnen worben. Eine recht «rfreulich« Entwicklung zeigt eine im Ge- IchäftSbericht gegebene Ueverstcht über die Zinssätze und bi« AinSspannen. ES «rgibt sich danach, daß seit Ende Januar der Zinssatz für die Kredite an di« ländlichen un gewerblichen Zentralkassen von 7,19 v. H. auf 4,48 v. H. zu rückgegangen ist. Im wesentlichen ist dieser Rückgang durch die mehrfachen Senkungen -es Reichsbankdiökontsatzes her- vorgrrufen worden. Darüber hinaus aber war die Zen» tralgenossenschäft»käste mit Erfolg bemüht, auch di« Zins spann« möglichst herabzudrücken. S» ist hoch anzuerkennen, daß «S gelungen ist, die Zinsspanne im gesamten Geschäft der Anstalt von 0,84 v. H. End« Januar auf 0,47 v. H. Ende Dezember zurückzuführen. Es ist dringend zu wünschen, Lab di« angeschlossenen Zentralkasten un- deren Genoffen- § schäften dem Beispiel des GpitzrninstttuteS folgen. Im Zusammenhang mit der Verringerung de, Zins- spanne ist natürlich der ZinSgewinn zurückgegan gen. Es kann aber nicht die Aufgabe eine» Institutes wie der Zentralgcnostenschaftskassc sein, möglichst hohe ZinS. gewinn« zu erzielen. Die Leitung -es Institutes scheint sich besten auch durchaus bewußt zu sein. Es ist daher nicht an- gebracht, au» -em Rückgang de» Ertrage» Bedenken herzu leiten. zumal er mit einer Senkung -er Gesamt unkosten nm 9 v. H. verbünd«« ist. Di« Herabdrückung der Geschäftsunkosten ist um so erfreulicher, als die Zentral- genostenschaftSkasse mit umfangreichen unentgeltlichen Arbei ten zur Durchführung der Gen-ossenschaftssanierung befaßt war, die eine starke Vermehrung des Personalbestandes be dingten. ——. MMt M MlkkMk. Zu dem außerordentlichen Ergebnis' der diesjährigen Winterhilfe von allein 5 Millionen Zentner auf dem Schienenweg« in die Verteilungsgebiete beförderter Liebes gaben schreibt die „Wohlfahrts-Korrespondenz": Wenn früher öffentlich« Gainmlungen veranstaltet wur den, so hat man auf einen genügenden Ertrag aus der Be völkerung kaum gerechnet. Es wurde vom Komitee an einige Dutzend reicher Leute geschrieben, e» wurden Schrei ben an Konzerne und -ividenbenstarke Aktiengesellschaften gerichtet, und die großen Banken legten Sammellisten für ihre Kontoinhaber aus. In kurzer Zeit war bas Geld, -a« man brauchte, hereingekommen, die Gummen der kleinen Spender machten nur einen geringfügigen Prozentsatz au». Bei der Winterhilfe im vorigen und letzten Jahre war «» unrgekehrt. Di« groben Spenden sind kaum nennenswert gegenüber der Unsumme der kleinen Spenden. Der auS- gezehrte Mittelstand, der kleine Angestellte, die Rentner, die klne Vertrauenrrtelle für da; Publikum ist das Riesaer Tageblatt. Man erkennt die» nicht nnr an seiner Beliebtheit bei seiner große« Leserzahl, so«, der« auch daran, daß es täglich in viele« Fälle» von seine« Beziehern mit dem Ersuche« um kst und Einkunft in Anspruch genommen wird. Wer noch nicht Abonnent ist, sollte es sofort werden. Die Vorteile des Bezüge» sind für jeden Leser so bedeutend, daß der Bezugspreis von 2.— zuzüglich 25 Zustellgebühr monatlich ein wirklich ge, ringes Entgelt ist. Riesaer Tageblatt. (A. Fortsetzung.) „vielleicht haben Sie recht/ nahm Dr. Koch wieder do» Wort. „Aber ich will trotzdem noch hoffen, daß Sie ein Weg zurückführt." »Was sollte das für ein Weg sein?" Dr. Koch zögerte einen Augenblick, dann sagt« er offen: »Der Weg an meiner Seit«, Fräulein Helga." Helga umrde leicht erregt. „Ich »erstehe Sie nicht, Herr Doktor." Leis« sagte er: „Werden Sie meine Frau, Helga." Helgas Ueberraschung war eine vollkommene. Alle», alles hätte sie erwartet, aber nicht das. „Ich ... soll Ihr« Frau werden, Doktor Koch? Da» ... ist doch wohl ein Scherz?" „Warum soll es ein Scherz sein?" „Sie, der noch vor einem Jahre einmal -u Iustizrat Schmidtchen sagte, daß der Rechtsanwalt, der unter einer Viertelmmion heiratet, ein Esel sei, Sie wollen mich heiraten? Ich bin keine gute Parti«. Ich bin kein« Viertelmillion wert, höchsten» zehn- bi» fünfzehntausend, Herr Doktor. Neber- schätzen Sie den Drei-Eichen-Hof nicht. „Der Drei-Eichen-Hof! Das Geld!" stieß Dr. Koch leicht erregt hervor. „Ich habe daran nicht gedacht. Und wenn ich diese dummen Worte einmal gesagt habe, dann . . . dann schäme ich mich ihrer. Ich habe gelernt, Fräulein Helga. Ich ... ich möchte in meinem Leben nicht nur Rechtsanwalt sein, nicht nur ein Gesellschaftsmensch ... ich möchte Mensch fein, ein glücklicher Mensch Das ist es." Helga sah zu Boden und schwieg „Wollen Sie mir eine Antwort geben, Fräulein Helga?" Sie sah ihm offen ins Auge und entgegnete: „Ich danke Ihnen. Ich bin zu überrascht, ich kann Ihnen heute keine Antwort geben. Nein, da» kann ich nicht, da» werden Sie als einsichtiger Mensch auch nicht erwartet haben Ich bin nicht mehr ganz jung, bin achtundzwanzig Jahre alt, Herr Doktor« und in diesem Alter ist man nachdenklich. Ich habe mich Ihrer Wort« gefreut, schon darum, weil Sie sich so ge- wandelt haben. Aber ich will mit mir zu Rat« gehen." „Entscheiden Eie sich bald!" bat der Rechtsanwalt. „Ja, bald, in drei Tagen." Er nahm trotz ihres Widerstrebens ihr« Hand und küßt« sie. „Und ich will hoffen." - Dann tanzten sie wieder. Der alte Oberst spielte mit Gottlieb Rüster und dem Land arzt Dr. Scherenbach, der sich ihnen zugesellt hatte, einen Skat. Oberst Kettler schmunzelte, als er Anita über seine Schul- l ' Aß bis zi „So «ii zette er. ter in seine Karten schauen sah. Er hatte alle Rot, vom Aß bi» zur Sieben, Schellenaß, Schellenzehne und Grünaß. „So «inen netten Kiebitz hat man nicht alle Tage," schmun- Er reizt« da» Spiel bi» zu fünfzig, dann sechzig. Der Vordermann hielt, es war Dr Scherenbach. Schon wollt« der Oberst passen, da sagt« Anita lebhaft: „Weiter reizen!" Die drei Spieler lachten über den Eifer Anita», sogar Gott lieb Rüster verzog sein Gesicht zu einem Grinsen. Der Oberst schüttelte den Kopf. „Wie kann ich denn weiter, Fräulein? Ich verlier« doch das Spiel, wenn ich überreize. Wollen Sie es spielen?" „Jawoll!" sagte Anita burschikos. Lachend gab ihr der Oberst die Karten. Die Nebenstehen den drängten sich heran und sahen zu, wie Anita die Karten nochm. Das war allerhand, jetzt spielt« di« fix« Blond« vom Drei- Eichen-Hof noch Skat! Anita reizt« weiter. „Siebzig/ Die beiden anderen paßten. Alle, die herumstanden, auch der alte Oberst, waren maß los gespannt. Was würde das Mädel spielen? Nun griff ste auch noch in den Skat. Um Himmels willen jetzt hatte sie das Spiel schon überreizt. Siebzig hatte sie schon gesagt. Im Skat lagen Grünzehn« und Grünneune. Di« Umstehenden schüttelten den Kopf. Anita lächelte verschmitzt. Arbeiter haben- gegeben. S» hat sich in Deutschland in den letzten Notjahren gezeigt, baß wir un» gemeinsam zu helfen wissen, wenn da» gemeinsame Schicksal unö bedroht. Die Organisation der Winterhilfe kann dafür das Wer- dienst füglich nicht in Anspruch nehmen. Dieser Akt der Gel-bsterhaltung hätte sich ohnehin -urchgesetzt. Die Ver- bände der fr«ien Wohlfahrtspflege hatten nur dafür zu sor- gen, daß er seinen durch keine Planlosigkeit geschwächten vollen Effekt erreichte. Die haben gleichsam das Staubecken gebildet, au» dem die einfließenden Gabcnströme den Hilfs bedürftigen zuverlässig und sicher zugeleitei wurden. Sie verzichteten auf die Einrichtung einer zentralen Sammel stelle, sondern bildeten in Städten und apf dem Lande ört liche Arbeitsgemeinschaften und ließen sie für ihre Stadt oder ihre Gemeinde sammeln und auch verteilen, was sie gesammelt hatten. Nus diese Weise wurde die beste Kennt nis und Ucbersicht über die Not und das Elend selber er reicht und über die, denen geholfen werden mußte. Die Deutsche Liga der freien Wohlfahrtspflege behielt sich nur einen Fonds für besonders heimgesuchte Notgebiete und die Aufsicht über die von der Reichsbahn frachtfrei beförderten großen Liebesgabensendungen, hauptsächlich vom Lande und aus den Gruben, vor. Indem die Winterhilfe aus diese Weise burchgeführt wurde, entstanden so gut wie keine Kosten. Die Verbände -er freien Wohlfahrtspflege und andere Verbände stellten ilire Geschäftsräume, die Räume ihrer Einrichtungen, ihre beruflich tätigen Kräfte in den Dienst dieser ihnen bestim mungsgemäß zugehörigen Fürsorgearbeit. Die große Zahl der freiwilligen Helfer arbeitete zuverkässig und unermüdlich mit. Wenn hier und da bezahlte Hilfskräfte eingestellt wur den, so war das auch eine Winterhilfe, denn es waren Arbeitslose. Arbeitslose waren tätig bei der Verteilung, in -en Küchen, in den Näh- und Flickstuben usw. Man wird ihren Entgelt nicht zu den Verwaltungskostcn rechnen dür fen. Die VerwaltungSkosten beschränkten sich lediglich auf die notwendigsten Werbekostcn. Selbst ste wurden zum Teil durch Materialspendcn abgedeckt. v Die auf freiwilligen Spenden der Bevölkerung be ruhende Winterhilfe hat mit der öffentlichen Fürsorge und den verschiedenen behördlich auSgeteilten Winterhilfen nichts zu tun: sie wollte die Zuwendungen der öffentlichen Hand durch «ine bescheidene Zubuße der privaten Hand er- ganzen, und ihr Wert lag für den Hilfsbedürftigen gewiß zuerst in dem materiellen Moment. Wir wollen diesen materiellen Wert nicht unterschätzen aber auch nicht über schätzen. Wer in der Arbeit der freien Wohlfahrtspflege steht, der hat manchmal das peinliche Gefühl, daß sehr o't nicht schnell genug, nicht am rechten Platze und nicht aus- reichend geholfen wird. Zum Glück ist die freie Wohl fahrtspflege yicht durch das Drahtverhau behindert, das die öffentliche Fürsorge durch Jnstanzcnarbeit, gesetzliche Bestimmungen nsw. von dem Hilfsbedürftigen trennt. Da ist es eine wahre Freude und Genugtuung gewesen, wie die Teilnahme und unaufhaltsame Opserbereitschaft der Bevölkerung durch die Arbeit der freien Wohlfahrtspflege für di« Winterhilfe in einem großen Zug gehalten und getragen werden konnte. ES ist zweifellos, baß der Erfolg der Winterhilfe durch zwei Winter mit steigender Notkurve nicht durch die Spon tanität eine» Volksaktes erreicht worden wäre. Dadurch, baß die groben Verbände der freien Wohlfahrtspflege mit dem Einsatz ihrer praktischen Zusammenarbeit und ihrer geschulten und bewährten Kräfte das Sammelwerk unbeirrt durch Schwierigkeiten, bürokratische Hemmungen, Undank, Mißbrauch und anderes mehr, planmäßig dnrchgeführt haben, ist die Beeinflussung auf die Beharrlichkeit des OpfersinnS der Bevölkerung entscheidend mitbcstimmt wor den. Zehntausende aus allen Schichten haben sich zur Mit arbeit gemeldet. Zehntausenbe sind so mit -en Zuständen der Not und mit hunberttausenden, die sie sonst niemals kennengelernt und leiben gesehen hätten, persönlich zusam mengekommen. Diese andauernde Berührung miteinander erwies sich als der wirksamste Kampf gegen den FataliS- mu» entwurzelter Existenzen und als die erfolgreichste Krtsenpolttik. All«, die über da» bloße Geben hinaus den gleichen Kampf aufnahmen, haben die tiefere Bedeutung der Winterhilfe für Volk und Staat erkannt. Wenn die Winterhilfe jetzt mit dem Frühling und Sommer ihren Namen etnbüßt, so darf damit die Hilfe gegen Not und Elend nicht abgeschlossen fein. Mit der wär meren Jahreszeit verbreitert sich da» Feld unserer Hilfe. Jeder wird jHt mehr und reichhaltiger als im Winter frei willig durch Arbeit geben können. Der eine bestellt seinen Garten und läßt sich von einem Arbeitslosen dabei Helsen, der andere bringt sein Hau» in Ordnung und holt dazu Sie drückte Rotaß und Rotzehne und sagt« mit Heller Stimme: „Eichel sticht!" Die beiden Gegenspieler sahen sich an. Gottlieb Rüster hatte sechs Trümpfe, Dr. Scherenbach hatte f slnita hatte also nicht «inen «inztgen Trumpf. Rüster sah mitleidig auf Anita. „Das verlieren Sie mit Pauken und Trompeten. Darf man denn bei Ihnen Kontra sagen?" „Aber fest«! Es gibt gleich ein Re!" Nun lachten alle, und Gottlieb Rüster sagte: „Kontra!" Anita antwortete lachend: „R«l" Die Kiebitz« fuhren zusammen. Das war ja Wahnsinn!! Das Spiel begann. Gottlieb Rüster hatte sechs Trümpfe uns dabei vier Den -el. „Jetzt wollen wir erst einmal ihr« Trümpfchen wegholen. Ditte, fünfmal bedienen. Doktor, daß Sie mir ja ordent lich reinbuttern!" Er legte gleich vier Wenzel und das Eichelaß auf d«n Tisch. Und nun kam die Bescherung. Dr. Scherenbach legte auch fünf Trümpfe dazu, und . . . Anita bracht« fiinf Rot. Das Gesicht des alten Rüst«r war zum Brüllen. „Ohne . . . Trumpf spielen Sie?" sagt« er ganz verdattert zu Anita. „Jawoll, Herr Rüster, ohne Elfen!" Nun saß Gottlieb Rüster unter dem Gelächter der Um stehenden da. Er mußt« Anita hineinspielen und zog Grün sieben. Anita geht mit dem Grünaß aus, spielt Schellenaß und Schellenzehne nach, die gingen, dann die Srünzehne, di« ging auch. Anita hatte siebenundsiebzig Augen. Das gab ein Lachen und war eine Sensation wie noch nie. Don Mund zu Mund ging die Kunde: „Das Fräulein Anita vom Drei-Eichen-Hof hat ein „Eicheln ohne Elfe" gespielt!" So etwas war in Postelwitz noch nicht vorgekommen. All« gratulierten. Dann rechnet« der Oberst da» Spiel aus, und seder hatte elf Mark zweiundfünfzig Pfennige zu zahlen, denn ste hatten um die Zweier gespielt. Anita weigerte sich, das Gel- zu nehmen, aber schließlich ließ Ne sich doch erweichen un- nahm da» Geld, um es der Wohlfahrtskass« der Gemeind« zu überweisen. Forts, folgt.