Volltext Seite (XML)
8Il> MW WM. Deutschland hat die niedrigsten Geburtenziffern der europäischen Staaten. Der starke Rückgang der Geburtenziffern, der in der Vorkriegszeit besonders für die westeuropäischen Länder sestzuftetten war, hat in den Nachkriegsjahven auf nahezu sämtliche europäischen Staaten ubergegrisfen. So zeigte auch dos Jahr 1931 mit Ausnahme einiger kleiner Länder überall einen starken Abstieg der Zahl der Geburten und des Geburtenüberschusses. Im Jahre 1931, für das auch die Zahlen der übrigen europäischen Staaten Vorlieben, weisen Deutschland, Ita lien, Ungarn und Polen den stärksten Geburtenrückgang auf. So beträgt der Rückgang in Ungarn und Deutschland etwa 8,5 v. H., in Italien 6,9 v. H. und in Polen 4,9 o. H. Bei Frankreich, Großbritannien, den Mederlanden, der Schweiz und Norwegen zeigt sich eine Abnahme um durchschnittlich 3 v. H. gegenüber dem Vorjahre. Jedoch bestehen innerhalb der europäischen Staaten ganz außer ordentliche Unterschiede sowohl hinsichtlich der Zahl der Lebendgeborenen wie des Geburtenüberschusses. Unser Schaubild zeigt den Stand des Geburtenüber schusses in einigen europäischen Ländern im Jahre 1931. Trotz eines erheblichen Rückganges und trotz seiner hohen Sterbezisser hat Polen heute mit säst 15 je tausend Ein wohner noch den höchsten Geburtenüberschuß. Es folgen dann Holland mit 12,5 und Italien mit 10,1 je tausend Einwohner. Den niedrigsten Geburtenüberschuß hat im Jahre 1931 Estland mit nur eins je Tausend vor Frankreich mit 1,2 je tausend Einwohner. Jedoch liegt die Zahl der Lebendgeborenen in Deutschland mit 16 je Tausend heute am Niedrigsten von allen aufgeführten Staaten. Die bessere Geburtenbilanz kommt nur dadurch zustande, daß in Deutschland die Sterbeziffer verhältnismäßig niedrig liegt. Die höchste Sterbeziffer hatte im Jahre 1931 Ungarn und Frankreich mit über 16 je tausend Ein wohner, Allerdings muß hierbei bemerkt werden, daß das Jahr 1931 in den meisten Ländern das Auftreten einer erheblichen Grippeepidemie brachte, die die Sterbe ziffer stark beeinflußte. Von allen europäischen Ländern, außer Rußland, hatte im Jahre 1931 Polen mit rund 471000 Personen auch absolut den höchsten Geburtenüberschuß. ES folgen dann Italien mit 416000, Deutschland mit 306000, Grvßdribnntten mit 1SS0M imb die Niederlande mit dem relativ holren Geburtenüberschuß von IM000 Personen. In allen ander« euvoväifchen Ländern liegt der Geburten überschuß unter 100000. Jin Deutschland und auch in den anderen industriell stark entwickelten Staaten ist die BevälkerungSentwicklung in den Städten von stärkstem Einfluß auf die Bevöl- kerungSbilanz deS deutschen Volkes. Im Jahre 1931 und besonders im Jahre 1932 traten die Auswirkungen der Wirtschaftskrise auf den Verlauf der Geburtenhäufigkeit rn den Großstädten am stärksten in Erscheinung. So ging von 1931 zu 1932 in den deutschen Großstädten die Zahl der Lebendgebvrenen um rund 0,9 je tausend Einwohner zurück. In den Mittel- und Kleinstädten betrug die Ab nahme „nur" etwa 0,6 je Tausend. Den stärksten Ge burtenrückgang wiesen im Jahre 1932 wie über haupt tn den letzten Jahren u. a. die durch ihren bis herigen Kinderreichtum bekannten obersclüesischen und rheinisck>westfälischen Industriestädte auf. Weit über den Durchschnitt ging auch die Geburtenziffer in den badisclzen Städten und tn den sächsischen Großstädten Dresden und Plauen zurück. So hatte Dresden im Jahre 1932 mit nur 8,2 Lebendgeborenen je tausend Einwohner eine fast ebenso niedrige Geburtenziffer wie Berlin (8,1). Im Jahre 1932 hatten die sämtlichen deutschen Gemeinden mit mehr al- 15000 Einwohnern insgesamt nur noch einen Geburtenüberschuß von 48000 oder von 1,6 aus tausend Einwohner gegenüber 2,1 und 3,7 je Tausend in den Jahren 1931 und 1930. Mehr St er befalle als Geburten wurden im Jahre 1932 in 11 deutschen Großstädten und in 8 Mittelstädten gezählt. Unter den Letzteren stehen EvttbuS und Potsdam an erster Stelle. WWkll I« WMnM. weit dem Frühling hat auch die Bautätigkeit wieder eingesetzt. Da und dort sind schon Gerüststangen aufgestellt, bald werden die neuen Hausmauern aus dem Boden her- auswachsen. DaS gibt Veranlassung, die Bauherren auf eine Möglichkeit hinzuweiscn, mit der sie sich saft kostenlos immer wieder neue Freude» und Ueberraschungen bereiten können. Sie brauchen nur zu den eventuell in Aussicht ge. nommenen Mietern noch einige Mitbewohner aus der Vogelwelt aufnehmen und ihnen Nisthöhlen möglichst tn der Ostwand deS Hauses aussparen zu lassen. Dazu bedarf «S lediglich je eines besonderen LochsteineS zum Verschluß, eines Halbwegs geschickten Maurers und ein wenig Liebe zu unseren gefieberten Sängern. Allgemein bekannt bitrfte sein, -aß sich unsere Sing vögel, besonders die unter Wohnungsnot leidenden Höhlen brüter, durch eifriges Vertilgen der Obstbaumschädlinge ei» großes Verdienst erwerben. Auch vom materiellen Gesichts punkt aus gesehen tun sie also ihr Möglichstes, um uns den für ihre Wohnung erwachsenen kleinen Aufwand nicht »ur zu verzinsen, sondern auch zu amortisieren. Die Nisthöhlen verraten sich tm Aeußeren nur durch eine kreisrunde Oeffnung von drei bis fünf Zentimeter Durchmesser. Sie bieten ihren Insassen deshalb einen sicheren Schutz gegen Raubzeug, z. B. wildernde Katzen und dergleichen. Eine kleine Höhle ist innen etwa fünfzehn Zentimeter lang, zehn bis zwölf Zentimeter tief und fünf undzwanzig Zentimeter hoch und läßt sich schon in einer fünfundzwanzig Zentimeter starken Wand gut unterbringei^ Lum Tag der Nationale« Arbeit. orns» sallSLil. izaLüSU tKLtz <43. Fortsetzung.) Hans tat riesenhaft erstaunt. Er klatschte m die Hände: „Kinder, Kinder, Verlobung! Hermann, Sie Glückspilz! Das allerjchönst« Mädchen . . . Fräulein Anita ist dock nicht anwesend? . . . kriegen Sie! Gratuliere, gratulier«!^ Hermann drückte dem Maler die Hand, so stark, daß er diesem ichmerzte Dann lag Helgas Rechte in Hans' Hand. „Sie werden sehr glücklich werden, Fräulein Helga!" sagte der Maler warm. „Das suhle ich, und ich kenne Hermann. Jetzt habe ich aber noch eine gute Nachricht. Also, ich habe mit dem Geheimrat gesprochen, der den Rüsterhos gekauft hat, und er hat mir versprochen, daß er uns auf zehn Jahr« mindestens zehn Acker Land verpachten will, wenn wir es wollen. Also das klappt doch herrlich! Hermann ist fetzt auf dem Drei-Eichen-Hof. und er kann schäften. Da können wir noch ein paar Acker pachten, das heißt, wenn Sie wollen. Ich habe nur angebahnt" „Wir sind Ihnen dankbar, Herr Berghoff," sagte Helga warm. „Wir sind start in Ihrer Schuld. Schon wurde aufgetragen. Anita und Els« deckten den Tisch, und da« Verlobungs mahl begann. Am Abend wußte das ganz« Dorf, daß sich Hermann mit Helga Kettler vom Drei-Eichen-Hof verlobt hatte. So gab es wieder etwas zu schwatzen. Der Fall wurde tm „Schwan" eifrig durchgesprochen, und überwiegend begrüßte die Bauernschaft den Schritt Hermann». Helga Kettler, di« Mädels vom Drer-Eichen-Hof überhaupt, genossen durchaus die Sympathie der Postelwitzer. Daß Gottlieb Rüster den Hof tatsächlich rechtsgültig ver kauft hatte, das empfand man als eine Schamlosigkeit, kl eine Schande, die jedem Einzelnen angetan worden war. Haß gegen den Alten wucherte empor. Hermann war am Abend glückstrahlend auf Kettlers Rittergut «»gekommen. Es war gegen zehn Uhr. Er rand den Hausherrn noch munter. Der -alte Oberst spielte mit seiner Nichte zusammen eine Partie Schach, die auf Remis stand, als Hermann eintrat. Der Oberst sah dieFreude in Hermanns Gesicht und er widerte, ebenso wie Ella, den Gruß des jungen Mannes. „Wieder zurück, Hermann? Sie machen ein glückliches Gesicht! Ist der Verkauf rückgängig gemacht?" Ein Schatten flog über Hermanns offen« Züge „Nein, Herr Oberst. Gottlieb Rüster hat den ganzen Hof an den Geheimrat Gerlach für zweihunderttaujend Mark bar verkauft." Oberst von Kettler sah Hermann wortlos an. In ihm arbeitet« es. Er begriff es nicht Dann schüttelte er den Koos und sagte erbittert: „Pfui Deibel! Und sowas war jahrelang mein Freund! Pfui Deibel, das ist aller Scham bar!" Dann wandte er sich Hermann wieder zu. „Aber ... des wegen machten Sie nicht das frohe Gesicht, Hermann?" „Nein," entgegnete der junge Mann ruhig. „Ich habe den Hof verloren, aber ... etwas anderes dafür gewonnen. Herr Oberst, ich habe mich heute mit Helga Kettler verlobt." Diese Mitteilung überraschte außerordentlich. Oberst von Kettler erhob sich und schlug Hermann auf die Schulter. „Verlobt, mein Jung«? Zu dem Madel muß man dir von Herzen Glück wünschen. Wahrlich, das muß man! Glück auf, mein Jung«! Denk immer, es ist alles im Leben zu etwas gut, und vielleicht wird Hermann Rüster einmal wieder auf dem Hofe der Väter sitzen." „Ich danke Ihnen für den Glückwunsch, Herr Oberst. Ja, vielleicht ist es zu etwas gut. Es gibt ein Schicksal auf der Welt, dar uns führt, und wie wir auch wollen, es hat uns an der Hand. Ich will auf die Güte des Schicksals vertrauen und auf die eigene Kraft " „Vrav gesprochen, Hermann!" Ella hatte sich erhoben und reichte Hermann befangen die Hand. „Ich gratuliere Ihnen auch herzlich, Herr Rüster." „Dank, Fräulein von Kettler Ich wünsche Ihnen, daß Sie «inst so glücklich im Leben werden, wie ich es ... trotz allem ,,. in dieser Stund« bin." Zwei Tage später erhielt Hermann ein« Nachricht, die ihn aufs tiefste erschütterte. Der Postbote brachte ihm ein Telegramm. Hermann erbrach es in Gegenwart des Obersten mit zittern den Händen und las: „Sofort kommen. Ihr Vater iin Sterben. Will Sie noch einmal sprechen. Sanatorium Osterberg." Der Oberst sah, wi« erschüttert Hermann war und fragt«: „Eine böse Nachricht. Hermann?" Der junge Mann nickte nur und reichte dem Oberst da» Telegramm. „Im Sterben! Ach ... der arme, brave Kett, der sich draußen herumschlug und in der Heimat nickt Dank und Ruhe fand Daß der Hof verkauft ist, glauben Sie mir, Her mann, das kann er nicht verwinden. Sie müssen sofort fahren. Nehmen Sie einen Wagen, Hermann Der Martin mag Sie so rasch als möglich zum Bahnhof fahren, und dort bestellen Sie sich ein Auto Uebrigens, der Seidler tn Postelwitz hat doch jetzt einen Wagen und macht Lohnfuhren. Fahren Sie mit dem Auto. In zwei Stunden können Sie tn Osterburg sein." „Ich danke Ihnen, Herr Oberst. Ja, so will rch's tun." Nach zehn Minuten fuhr der Wogen in scharfem Tempo Postelwitz zu. Eine halbe Stunde darauf saß Hermann im Auto and zählte die Minuten. „Stirb nicht, Vater!" bat er inbrünstig. „Dein Sohn kommt und will dich noch einmal sehen." Die Zeit schlich langsam dahin. Endlich aber hatten sie Osterburg erreicht. Das stattliche, langgestreckte Sanatorium wurde sichtbar. Man schien dort schon auf ihn gewartet zu haben. Als er aus dem Wagen stieg, empfing ihn ein aller Herr mit wallendem Vollbart. Er war sehr ernst, als er Hen iarm begrüßte. „Professor Ernst. Kommen Sie rasch, Herr Rüster!" „Lebt mein Vater noch?" „Er wartet auf Sie Es geht zu Ende. Ihr letzter Bries hat ihn umgeworfen. Vielleicht hatte er noch eine Welle mit machen können. So genau weiß ein Arzt das nicht" Sie schritten die Treppen empor, und auf Teppichen liefen sie lautlos den langen Korridor entlang. (Fortsetzung folgt.)