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Ivy. 3. Beilage zum Riesaer Tageblatt. Connavenv, 29. April 1933, aben-s. 86. Jährst. M MlWlIW W SW» IUI» WkWkll kommt, Ist tn Kürze zu erwarten: gegenwürttg wird mit den Landesregierungen darüber verhandelt. Als Neuaufnahme gilt die erstmalige Aufnahme in eine reichsdeutsche Schute oder Fakultät der betreffenden Art. Die verschiedenen For men der höheren Schulen sind hierbei als eine Schulart an zusehen. Die Landesregierungen bestimmen, auf welche Schularten und Fakultäten 8 8 des Gesetzes Anwendung fin det, der die nachträgliche Herabsetzung der Schitlerzahl bet besonders starkem Mißverhältnis Vorsicht. Die aus Grund dieser Bestimmung ausgeschiedenen Schiller können auf eine Schule der gleichen Art nicht übergehen. Die Landesregierungen können, um diesen Schülern einen angemessenen Bildungöabschluß zu ermöglichen, be sondere Einrichtungen und Anordnungen treffen. Di« aus geschiedenen Studenten sind vom weiteren Hochschulstudium ausgeschlossen. Die Anteils,zahl für Nichtarier bei Neuauf nahmen wird in der Durchführungsverordnung auf 1,k vom Hundert, die Bcrhältniszahl für Nichtarier bei Herabsetzung der Zahl von Schülern und Studenten auf ö vom Hundert im Höchstfall festgesetzt. Ist die Zahl der Neuaufnahmen bei der einzelnen Schule so klein, das, nach der Anteilszahl kein Schüler nicht arischer Abstammung zuzulassen sein würde, so kann ein Schüler nicht arischer Äbstammuna ausgenom men werden. Die Bestimmungen für Neuaufnahmen gellen im übrigen, soweit sie die Nichtarier betreffen, schon sür das soeben begonnene Schuljahr. In der Durchführungsverord nung wird nämlich bestimmt, daß Schüler bezw. Sommer semesters 1SS8 erstmalig in die Schule oder Universität neu eingetreten sind oder eintreten, in jedem Falle als noch nicht ausgenommen geltem Die Notwendigkeit der Maßnahme» »egen die Ueber« füll««« der Schulen und Hochschulen wird von -er Regie rung mit reichhaltigem statistischem Material begründet. Es wird daraus hingewiesen, daß die Zahl der retchsdeutschen Studierenden an den deutschen Hochschulen von rund 68 000 im Jahre 1911 auf mehr als 130 ÖOO im Jahre 1031 gestiegen ist. Während in der Borkriegszeit, in der Zeit des Wohl- standes, in der den Akademikern die eigenen Kolonien und das Ausland offenstanden, auf 1000 Einwohner ein Hoch schüler entfiel, kamen im Jahre 1S81 auf 1000 Einwohner zwei Studierende, in einer Zeit wo der Lebensraum des Volkes im Inland eingeschränkt worden ist wie noch nie. Auf den höheren Schulen zeigt sich daS gleiche Bild. Die Zahl der Abiturienten im Reich betrug 1026 etwa 21 000, im Jahre 1031 «twa 41000 und 1032 mehr als 43 000. Die Ent lastung durch die schioachen Kriegsgeburtenjahrgänge ist nicht übermäßig hoch, und man rechnet 1040 noch immer mit rund 28 000 Abiturienten. Die Lage auf dem akademischen Arbeits markt ist dadurch gekennzeichnet, daß heute fast hinter jedem zweiten Stelleninhaber ein voll ausgebildeter unverwend barer Ersatzmann steht. Die Arbeitslosigkeit der Akademiker ist schlimmer als die von Menschen anderer Vorbildung, und es entsteht ein geistiges Proletariat mit unerhörten seelischen Tragödien. Es wird betont, Laß die Durchführung des vdz. v « rltn. Da» neue Gesetz gegen die Ueberfüllnng bentscher Schulen und Hochschule« ist am Mittwoch «eröffent- licht worden. ES bestimmt im 8 1, daß bei allen Schulen außer de» Pflichtschulen und bei den Hochschulen di« ZaLl der Schüler und Studenten soweit zu beschränke« ist» daß die gründliche Ausbildung gesichert und dem Bedarf« der Berufe genügt ist. Das Gesetz gilt also für alle höhere« Schulen und Universitäten, nicht dagegen für Volksschulen und PslichtsortbtlduugSschnlen. Die Landesregierungen setzen zu Begin» eine» jeden Schuljahres fest, wievtele Schüler ein« Schule und wieviele Studenten jede Fakultät neu aufnehmen darf. Da das Schuljahr, bereits am 1. April begonnen hat und die Neuaufnahmen bereits erfolgt sind, kann djcse Be stimmung erst im Herbst oder im nächsten Frühjahr zur An wendung kommen. Besonders wichtig sind die Bestimmungen des 8 8, wonach in denjenigen Schularten und Fakultäten, deren Besucherzahl in einem besonders starken Mißverhält nis zum Bedarf der Berufe steht, im Laufe des Schuljahres 1SSS die Zahl der bereits aufgenvmmenen Schüler und Stu denten soweit herabzusetzen ist, wie es ohne übermäßige Härten zur Herstellung eines angemesseneren Verhältnisses geschehen kann. Bei -en Neuaufnahmen ist darauf zu achten, daß die Zahl der Reichsdeutschen, die im Sinne oes Beamten gesetz«» nichtarischer Abstammung sind, unter der Gesamtheit der Besucher jeder Schul« und Fakultät den Anteil der Nicht arier an der reichsöeutschcn Bevölkerung nicht übersteigt. Die Anteilszahl wird einheitlich wie das ganze Reichsgcsctz festgesetzt. Bei der Herabsetzung der Zahl der Schüler und Studenten gemäß 8 8 ist ebenfalls ein angemessenes Verhält- ni» zwischen der Gesamtheit der Besucher und der Zahl der Nichtarter herzustellen. Hierbei kann eine von der Anteils zahl abweichende höhere Berhältniszahl zugrunde gelegt werden. Die Bestimmungen über die Neuaufnahmen fin den keine Anwendung auf Reichsdeutsche nichtartfcher Ab stammung, deren Väter im Weltkrieg an der Front für da» Deutsche Reich oder für seine Verbündeten gekämpft haben, sowie auf Abkömmling« aus Eben, di« vor dem Inkrafttreten dieses Gesetzes geschlossen sind, wen« ein Elterrlletl oder beide Großeltern arischer Abkunft sind. Sie bleiben auch bet der Berechnung der Anteilszahl und der V«rhältniSzahl außer Ansatz. Verpflichtungen, die Deutschland au» inter nationalen Staatsverträg«» obliegen, werden durch Li« Vor- schriften de» Gesetzes nicht berührt. Entgegen den ersten Meldungen enthält das neue Gesetz keine Bestimmung dar über, daß Kinder der seit dem 1. August aus dem Osten ein- gewavderten Juden nicht aus höheren Schulen oder Universi täten ausgenommen werden. Gleichzeitig mit dem Gesetz wird auch eine erste Durch» sührungSvcrordnung erlasse«. Darin wird festgelegt, Saß das Gesetz auf öffentliche und private Schulen gleichmäßige Anwendung findet. Der Reichsinnenminister kann für die Beschränkung der Zahl der Schüler und Studenten allge meine Richtlinien festsetzen. Di« Festsetzung solcher Richt zahlen, die der Durchführung eines numerus clausus gleich ßMlW ß» WM. Sonntag-Morgen! Durch die weitoffenen Fenster lacht uns der Frühling ins Zimmer: Sonne — gute, rein«, milde Lust — hundert fältiger Blütenzauber in gelb nnd weiß und rofa und rot. Schön ist die Welt — trotz allem und allem! Aber es mutz Sonntag fein, daß wir die Wonnen der jungen Frühlingswelt recht erleben können. Zwar Icknnnt uns werktags wie Sonntags die gleich« Sonne, zwar be schert uns diese Zeit des Werktags wie des Sonntags gleich verschwenderisch mit dem Purpur und Schnee und Gold der Blüten. Mutter Natur richtet sich nun einmal nicht nach unserem, sondern nach ihrem eigenen, noch dazu rechä eigenwilligen Kalender und hat auch auf unteren Festtag wie unteren Alltag wenig bedacht — aber wir Menschenkinder, wir sind eS, di« unter der ewigen Wcrk- tagSfron atlzuineist weder Augen noch Ohren haben für daS, waS da außerhalb unseres Bereiches vor sich gebt. Höchstens, daß wir letzt leicht einmal Io ein eigenartiges Zwicken und Zwacken in allen Gliedern verspüren, wenn wir so zwischen graue Wände eingesperrt sitzen, und daß wir uns da insgeheim wünsch«», chnser täglicl>eS Pslich- tenpensum möge recht, recht bald hinter uns liegen. Drängt aber die Arbeit allzusehr, so kann es wohl auch Vorkommen, daß wir eS am Ende gar ganz vcrgetsen, daß draußen der Frühling unser wartet. Nicht- von alledem am -Sonntag. Heut können wir unbeschwert, mit empfänglichem Gemüt, mit ganzer Seele unS dem Frühlingstag hingeben, ihn ganz in uns ani- nehmen: wohlig erquickt hat unS der nicht vorzeitig zer rissene Schlummer, und unser Erwacl-en, unser Ausstehen und Vereitert auf dem neuen Tag folgen sich ohne Hatz und ohne Sorge, daß wir etwa die Bahn nicht r-cchtzeitig er reichten oder dergleichen mehr. Ja, wir genießen förmlich unlere Sorglosigkeit, und indem wir dieses beglückende Säumendürfen auskostcn, macht es uns freudig und ans- uahmebcreit sür alles Schöne, gewinnen wir auch ein.'n besseren Blick, ein innigeres Gefühl für den jungen Früh ling, der da draußen auch sür uns heranblttht und der nun an die Türen pocht, auf daß wir ihn zu uns hercintassen, zu uns oder besser nochi, daß wir zu ihm hinauskommen mögen! neuen Gesetzes ergänzender Maßnahmen innerhalb der Schulen und Hochschulen sowie allgemeiner volks- und kulturpolitischer Maßnahmen bedarf. Hierzu gehören die Ablenkung -er jungen Leute nach anderen Berufen durch Eindämmung der Landflucht, Stärkung des Binnenmarktes, Sie-lungSmöglichketten und Arbeitsdienstpflicht, Znrück- ftthrung der Vorbildung für die Berufe ans ein vernünftiges Maß, Ueberprüfung und Neuordnung des Ausbaues unseres Schulwesens und Reform der Hochschulen. Was die Arier paragraphen des neuen Gesetzes anbetrifft, so wird darauf Yingewiesen, daß es beispielsweise in Berlin 15 Anstalten gibt, bei denen mehr als 20 Prozent der Schiilcrsclrast jüdi scher Konfession sind, und zwar gehen die Prozentsätze bis zu V4 Prozent. In Breslau gibt es eine Knabenanstalt mü HO, eine Müdchenanstalt mit 84 Prozent Inden. Lum Vßsckelenksn I ks» 6s, Msrsse IsgsblsN d. b. naeb ststistisobsn Lsreebnungen 25000 ^essr erwarten täglick 6s, Klsrser laseblstt. Zeit 1848 ist das Riesaer laZsblatt Amtsblatt der Lsbördsn. Lis veröüentliebt die amtlioben Lsbanntmaebunxen äsr ^.mtsbsuptmannsebakt Oroöenbaio, des ^.wtsgeriebts und der ^nwaltsebalt beim ^.mtszsriebt Riesa, des Rates der Ztadt Ries», des Rinmuamts Riesa und des Hauptrollamtes Lleiöen. Zeine vornehme und saubere Zebreibwsiss, ssills sebuells Lsriobterstattun^ (Radio- cliellst), svill wertvoller Zportteil, seins ZonderbeilsFen Unsere Heimat, Rrräbler an der Rlbe, Nods vom laxe, kür unsere duxend, Oie neue Rrde, seins erst klassigen Romans, taxlieber Bilderdienst, ksrnsr Ixrttsrislistvo, Zobaobeelce, Rund- kunkproxramm und vieles anders stellen es der OroLstadtxresse xlsieb. vureb besonders RÜexs des Raobriebtenteils au» Ries» selbst und der naberen und weiteren Hwxsxond Riesas wird der "Werk des Riesaer laxsblattes noeb erböbt. Vislckss SIsN Iss« Ick? vio Inssrlsrs Ick? 6250