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16. 2. Rettiwe Riesaer TaaeMatt. Dannerswa, 19. Aannar 1938, abends. ^6 Jahrg. Die Berliner Universität stiert de» RcichSgrtindunastag. Unser Bild schildert die Feier des TageS der llieichS- grünbung in der Neuen Aula der Berliner Universität: Professor Dr. Rudolf Smend ans dem mit dem Reichs adler geschmückten Katheder mährend seiner Festrede. Brand auf Schloß Neudcck. Der ostörennnche Herrensitz des Reichspräsidenten von Hindenburg, Schloß Ncudeck, ivurde von einem gefähr lichen Schadenfeuer heimgcsucht, das jedoch glncklichcr- »veisc rechtzeitig entdeckt und nach geraumer Zeit wieder gelöscht werden konnte. Wilhelm Schäfer, der Dichter des „Hauptmann non Köpenick" und der „Anekdoten", in denen er sich als Meister der kurzen, scharf pointierten Erzählung erweist, kann am 20. Jnuuar seinen 63. Geburtstag feiern. Das neue Heim der Allgemeine» Ortskrankenkasse krankenkassc in Berlin ist seht seiner Bestimmung über- bei einer Höhe von Meter über 102 Meter lang. Berlin. geben worden. Die Frontseite des sechsgeschossigen Ge- Das Bild rechts zeigt die riesige AbsertigungSstcllc, die TaS hier abgebildcte neue Haus der Allgemeinen Orts- bäudes ist in roten, märkischen Klinkern gehalten und eine BoLenfläche von 30X43 Meter hat. Militärische Fugendansbildung in Frankreich. Bekanntlich wird in Frankreich der militärischen Aus bildung der Jugend größte Aufmerksamkeit geschenkt, und den Verbänden, die die Ausbildung pflegen, stehen große öffentliche Mittel und Instruktoren aus der Armee zur Verfügung. Die militärische Ausbildung beginnt schon mit dem 16. Lebensjahre. Unsere Auf nahmen zeigen links eine Gruppe nach dem morgend lichen Exerzieren beim Verlassen des Kasernenhofes; neben ihnen die ausbildendcn Offiziere — rechts: eine Klasse bei Sprungübnngen auf dem Kaserncnhof; die Offiziere überwachen die Gruppe und notieren die Leistungen. Oopznlgkt b^ dlartin kcucktvanLer, llalls (Laaie) Schluß. Dann wurde es still zwischen den beiden. Ihre Lippen hatten sich gefunden, im ersten, endlosen Kuß. Es dauerte lange, ehe sie sich voneinander lösten, ehe ihre glückstrahlen den Augen wieder ineinander tauchten. „Mein süßes Lieb! Du weißt nicht, wie glücklich ich bin, seitdem ich endlich weiß, daß du mich magst. Willst du wirk lich meine Frau werden? Mit mir kommen, nach Löbbau, in meine Dorfeinsamkeit und Abgeschiedenheit? Da ist nichts von rauschendem Leben und Luxus, da gibt es nur Arbeit und Stille und Genügsamkeit. Willst du das wagen? Willst du mir folgen?^ ' „Ja! Ja! Ja!" - Ein Glücksschauer durchflog den Mann. Meder schlang er seine Arme um den schmalen Mädchenkörper, wieder drückte er einen Kuß auf die roten Lippen, die sich weich und innig an die seinen schmiegten. Langsam gingen sie Weiler. Magdalene befand sich wie in einem Traum. Auf einmal war da ein Mensch, der sich um sie sorgte, der sie führte, dem sie sich anvertrauen konnte; dieser Mann, den sie liebte, und nach dem sie sich so un sagbar gesehnt hatte. Auf einmal gehörte er zu ihr. Kaum auszudenken war dieses märchenhafte Glück. Dann saßen sie in einem hübschen Restaurant. „Ich habe Hunger, Lene", sagte August Richter. „Das Llück hat mich hungrig gemacht." August bestellte ein sorgfältig gewähltes Abendessen. Während des Essens plauderte er scherzend; dann fragte Magdalene plötzlich: * „Sag jetzt endlich, Gust — woher weißt du denn meine Adresse? Wie kam es, daß du mich gefunden hast?" „Deine Adresse? Durch deinen Chef natürlich, durch Teutobert Fischer." „Du kennst Teutobert Fischer?" „Natürlich kenne ich ihn. Theo Fischer ist doch mein bester Freund. Er war die ganze Zeit über bei mir in Löbbau, und er bleibt auch zunächst dort. Hat sich dort verheiratet — ist jetzt auf der Hochzeitsreise. Ich hatte ihm alles anvertraut, als ich damals von meiner Reise zurückkam, und er hat mir redlich geholfen, dich zu finden. Aber jetzt sage mir: Wie kam es, daß du dein ganzes Geld verloren hast? Es schien doch, als ob du reich warst, als ich dich kennenlernte. Erzähle mir alles genau. Viel leicht kann ich dir helfen." „Ach Gott, Gust, da gibt es nicht viel zu erzählen. Ich war unerhört leichtsinnig und bin hart dafür gestraft worden. Du kanntest ja meine Gesellschafterin, Joe Nowa- kowska. Sie und ihr Bruder sind mit meinem Geld durch gegangen." „Und hast du kein« Anzeige erstattet? Hast du dein Bankkonto nicht sperren lassen?" „Das mit dem Bankkonto hätte keinen Zweck gehabt. Die Gauner haben mir alle Papiere und Ausweise ge- raubt; die Bank hätte mir nicht geglaubt. Und anzeigen? Ich hatte solche Angst vor der Polizei. Man hätte mich fo viel gefragt, hätte mich vielleicht auch beschuldigt, weil ich doch mit Joe befreundet war. Da habe ich lieber gar nichts unternommen. Die beiden hatten ja auch einen zu großen Vorsprung. Es hätte wohl kaum etwas genutzt, wenn ich sie angezeigt hätte." „Du bist ein dummes Mädel, Lene. Wenn du dich wenigstens beim Konsulat in Genua gemeldet hättest... .Statt besten bist du vom Schiff geflohen wie eine Ver brecherin, hast eine falsche Adresse in Mailand angegeben, und warst einfach von der Bildfläche verschwunden." „Woher weißt du denn das alles, Gust?" „Woher ich das weiß? Ich war doch selbst in Genua, um dich vom Schiff zu holen. War dann in Mailand und habe dich natürlich im Hotel Bristol nicht gefunden. Ich wollte dich doch in deinem Unglück nicht allein lasten." „Das alles wird immer geheimnisvoller. Und woher wußtest du, daß ich unglücklich war, daß ich Hilfe brauchteF Du bist doch in Barcelona vom Schiff gegangen?" „Ja, Lene, jetzt wirst du Augen machen. Das Schick sal hat es ganz besonders gut mit dir gemeint, wenn du dir auch die größte Mühe gegeben hast, alles zu ver derben. Gib mir deine Hand, Kind, «nd höre mir zu. Ich bin dir nachgereist, um dir dein Geld wiederzubringen." Unbeweglich, starr saß Magdalene da und sah August Richter an. Ganz weiß war sie geworden vor innerem Schreck. Sie verstand kaum, was er sagte. Ihr verlorenes Geld. — Dann war sie nicht arm? Aber Joe und Titus? — Alles drehte sich in ihrem Kopfe. „Quäle mich nicht, Gust. Sage mir alles. Ich kenne mich nicht mehr aus." Fester preßte er ihre Hand. Er hätte sie jetzt so gern tn seine Arme genommen, wenn er allein mit ihr ge wesen wäre. „Du bist nicht arm, Magdalene, bist eigentlich nie arm gewesen. Hast nur nichts von deinem Reichtum gewußt Durch einen Zufall habe ich dein ganzes Geld bekommen. Man hat die Aktentaschen verwechselt; meine Aktentasche und die van Jolliets glichen sich aufs Haar, und der Steward hat mir di« des Jolliets gegeben und ihm Wohl die meine." In knappen Worten berichtete August weiter, was sich abgespielt, nachdem er in Barcelona das Schiff ver lassen hatte. Magdalenes Zähne schlugen vor Erregung aufeinander, während sie zuhörte. Tränen licfetz über ihre Wangen. Sie überdachte die schreckliche Zeit, die sie durchgemachl hatte. Und alles war nicht nötig gewesen; die ganze Zeit über war sie reich gewesen, und nur ihr Unverstand batte ihr das Unheil gebracht!