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Sitzung -es VeMSarrSschlttzes «» 1». Iouuar 1»tt vormittags 10 Uhr. (Schluß). ES wurde dann zunächst von einigen Mttteiluuge« Kenntnis genommen, nämlich de, NuSleguug b«S BegrislS: DurchgaugAmege (im Ginne von ? ISN GO.) und von der für den hiesigen Bezirk durchzuführendcn Klassifizierung ter DurchgaugSmege. Neg.-Rat Dr. Rothe berichtete hierzu über Lie bereits getroffenen Maßnahmen bezw. aus geführten Vorarbeiten. Di« Klassifizierung soll gewisser maßen »i« Grundlage für das künstln« Wegrbauprogramm de« Bezirks werden. Der Wegebauausschuß wirb sich wei terhin mit der Lache befafsen. Baron von Rochow und Gutsbesitzer Albrecht begrüßten diese Maßnahmen, der erstere gab noch besondere Anregungen zur Beachtung. Weiter nahm man zur Kenntnis, -aß di« Uebernahme von FSrberuugSbeträge« für bei Notstandsarbeiten beschäftigte WohlsahrtSerwerbslose durch das Reich gemäß einer B«r- ovdnung des Arbeit»- und Wohlfahrtsministeriums nicht in Frag« kommt. ES logen bereits fünf dahingehend« Anträge früher -em Finanzausschuß vor, die somit keine Aussicht auf Berücksichtigung haben. AmtShauptmann von Z. referierte dann über di« Durch führungsbestimmungen des ArbeitSbeschaffungSorogramms, daS la für Gemeinden und Bezirksvrrbände von großer Bedeutung ist. ES wurde jedoch betont, daß das ursprüng lich« Gerekc-Pvogramm stark verwässert worden sei. ja es sei gegenüber dem Arbeitsbeschassungsprogramm des Vor jahres «in« geringe Verschlechterung festrnstellen Ins besondere lieg« die Verwässerung bezw. Verschlechterung auf der finanziellen Leite, zu der der Amtshauptmann Einzelheiten bckanntgab ES ist über dies Programm lau fend in der Presse berichtet worben. Erster Bürgermeister Hotop berichtete über eine Anssprache von Gemeinde leitern über dies Programm und mahnte zur Vorsicht bei Ausnahme von Darleftn ans den Gereke-Fonds angesichts der Verschnldung der Gemeinden. Wenn schon solches Geld ausgenommen würde, dann sei es raNam, «S nur für wer bende Anlagen zu verwenden, um die Tilgung sicherzustellen. Baron von Rochom konnte ans Grund einer Konferenz van Verwaltnngsbeamten, an der er teilgcnommen, eben falls nur Bedenken wegen Inanspruchnahme von Darlchn aus dem Sofortprogramm äußern und vorbringen. Man nahm Kenntnis. CS wurde hieraus die Uebcrkchreitung von Titeln deS Rechnungsjahres 1831 lwvdurch jedoch keine Ncbcrziebnng des betr. HauöhaltSkapitels erfolgt) und ferner die Neber- schreitung von HanSbaltkapiteln deS Rechnungsjahres 1833 gemäß den Vorschlägen deS Finanzausschusses genehmigt. Auch im zweiten Falle wurde bemerkt, daß eine Ueber- schreitung des GeigmthauShaltplaneS nicht in Betracht kommt, da die Mehrausgaben durch Miuderansgabeu in anderen Kapiteln ausgeglichen werden. Nach einem vor läufigen Abschluß am 30. 11. IE ist «in ungedeckter Fehl betrag im Hanshaltplan 1032 von rund 38 000 Mark vor handen. Bei der Neuwahl von BezirksschäünnqSauSfchußmit- gliederu für die staatlich« Lchlachtviehversicherung auf 1033 bis 103.1 sdicser Ausschuß besteht aus dem Bezirkstierarzt und je einem Vertreter der Landwirtschaft und der Flei schers beschränkte man sich ans die Nominierung der sämt lichen von der LandwirtschgstSkammer und der Gewerbe kammer vorgeschlagrurn Vertreter beider Wirtschafts gruppen. Nunmehr waren verschiedene Beschwerden in Wahl sachen zu erledigen: Bei der Beschwerde des Dipl-Ingen. M«rtig und 20 Gen. in Gröbitz gegen die Giiltinkeit des Ergebnisses der Gemeindcverordnetenwahl in Gröbitz han delte es sich darum, daß die vom Wahlausschuß genehmigte Zurücknahme einer Listenverbindung zwischen zwei bürger lichen Parteien beanstandet wurde. Der WahlprüfnngS- auSschuß steht jedoch aus dem Standpunkt, daß die Rück nahme der BerbindnngSerklärung möglich war, weil sie non ihm noch nicht sestgestellt war. Der Referent Rcg.-Rat Große kam ans Grund der einschlägigen Bestimmungen zu dem Vorschlag, die Beschwerde zurückzuweisen. DaS ge schah bei Stimmenthaltung des Abg. Weinhold-Gröditz und gegen eine Stimme. Beschwerde des Gutsbesitzers Pötzsch und 3 Gen. in Lenz gegen die Gültigkeit der Gc- meindeverordneteumahl in Lenz, stier wird die Gültigkeit angefochten, weil «in Wahlvorschlag „Müller" zurück- gewiesen wurde, da der WahlprüfungSausschuß an dem Vermerk von Listeuvcrtretcru Anstoß nahm. Es fand, da danach nur eine gültige Liste vorlag, keine Wahl in Lenz statt, die Kandidaten des Vorschlages Taggcselle galten als gewählt. Da hier hinsichtlich Zurückweisung.der Liste Mül ler eine Unregelmäßigkeit in der Wahlvorbereitung erblickt wurde, gab «an der Beschwerde statt (einstimmig) Die Wahl ist ««gültig und somit z» wiederholen. Besonders interessant lagen die Ding« bei d«n Beschwerden von R. Gorisch und Gen. sowie Paul Krocber und Gen beide Roda. Tort sind zwei Bürgermeister gewählt worden, ein mal vom alten Gcmcindcvcrordnetcn-Kolleginm lam 81. 12. 1832j und dann von den neuen Gemcindcverordncten am 2. Januar. Nach den von Reg.-Rat Große berichteten Vorgängen sind beide Wahle« nichtig. Noda hat zur Zeit weder einen Bürgermeister noch einen Gcmeindevcrvrd- netenvorstehcr, natürlich ein unhaltbarer Zustand. Beiden Beschwerde« wurde stattgegeben. Seitens der Staats behörde (Amtsh.) wird nunmehr ein Vertreter eine Ge- meindeverordnctenvcrsammlung abhaltcn mit dem Zwecke der Wahl eines Gcmeindeverordnetcnvorstehcrs (Ersatzvor- nahme). Alddann hat das Kollegium die weitere Ordnung der offenen Fragen selbst zu erledigen. Die Beschwerde gegen die Wahl des Finanz- und Ber- nmltungsausschusscs der Gemcindeverordneten zu Zeithain wurde als berechtigt anerkannt und die Wahl als ungültig erklärt, da dort das Ortsgesctz über Anwendung der stöchst- zahl nicht beachtet worden ist. Genehmigung fand hieraus eine unentgeltliche Abtretung von 10 Quadrat meter Land in Nünchritz, sowie ebenda der Verkauf eines Teilstückes von 518 des Flurbuches (bisheriger öffentlicher Fußweg). Zustimmung erklärte man zu der Stimmwertsestsetzung für die Bczirks- tagswabl für sechs Bczirksgemcinden, die erst im neuen Jahre ihre Verordneten gewählt haben tauf Grund des AktcnvortragS von Res. Schleck) und zu der Aenderung von Verträgen mit dem Aerzteverein im Medizinalbezirk Gro ßenhain (betr. Betreuung der in öffentlicher Fürsorge stehenden Kranken und die Ausübung der nebenamtlichen fürsorgeärztltchcn Tätigkeit), -Hierzu ist zu sagen, daß -er Aerzteverein ab 1. 10. 32 einen weiteren Rabatt auf seine Rechnungen von 10 Prozent gewährt, also nunmehr ins gesamt 20 Prozent auf die ursprünglichen Sätze gibt muck, hinsichtlich der Kilometergebühren, greift in gewissen Fällen eine Verbilligung für den Bczirksvcrband Platz. lieber finanzielle Beihilfen für den Freiwilligen Arbeitsdienst war sodann zu beschließe« Ter Amtshaupt- umnn berichtete an stand von Unterlagen der Landwirt- schastSkammer über den Umfang des FAD. in Sachsen, so weit er Meliorationen bezw. landwirtschaftliche Projekte betrifft. Danach sind in ganz Sachsen 4104 Personen im FAT. tätig, aus den Bezirk Großenhain entfallen allein 1040 Arbeitodicnstwilligc, also ein Viertel der Gesamtzahl in Sachsen. Der Bezirk habe naturgemäß ein Interesse daran, daß der FAD. auch weiterhin floriert, da durch die Beschäftigung von Erwerbslosen eine finanzielle Entlastung für den Bezirk gegeben ist. Auf Vorschlag des Herrn AmtShauptmann. der ein großes Interesse für die Bestre bungen des FAD. an den Tag legte, wurde daher einstimmig folgende finanzielle Beihilfe beschlossen: Für jede» am 1. Februar 1833 beschäftigten und nach die sem Termin noch eintretcnden ArbeitSdienstivilligen, der aus dem Bezirk der AmtSüauptmannschast Großenhain stammt und Wohlfahrtserwerbslosenunterstützung bezieht, gewährt der Bczirksvcrband einen Beitrag von 10 Mark zur Einrich tung von Lagern, Anschaffung von Bekleidung nsw. Abgeordneter Stadtrat Heinze forderte dabei, daß der Bezirksverband die Kontrolle über Verwendung der Gelder sich vorbehalten solle. Zufolge einer Verordnung des Arbeit»- und Wohl fahrts-Ministeriums ist die Anrechnung der Förderungs beträge für Arbeitsdieustwilllge aus ihre Unterstützung ans der öffentlichen Fürsorge nicht vorzunehmen. Bisher ist dieser Arbeitsdienst mit im hiesigen Bezirk angerechnet worden, es wird nunmehr gemäß der ministeriellen Verord nung verfahren. Für das Notwerk der deutschen Jugend (siehe den seiner zeitigen Aufruf des Reichspräsidenten über Zweck und Ziel in der Presse) stellte man zufolge Vorschlag deS Herrn AmtShauptmann eine geldliche Unterstützung von 800 einstimmig bereit, berechnet auf 3 Monate mit 10 Psg. pro Kopf und Tag für 100 Jugendlich«, dir in den vorgesehenen Kameradschaftsgrnppen betreut werden sollen. Die vom Oberamtsstraßenmcister angeregte Beschaf fung von neuen Kilometer-Steinen für Straße Großenhain —Riesa wurde aus finanziellen Gründen als unvordring lich aus spätere Zeit verschoben Die Kosten für diese Maß- ' nähme wurden sich aus mindestens .100 Mark belaufen haben. Tic Auslösung des Fcuerlöschverbandes Sacka-Ttölp- chen (der nur durch diese beiden Gemeinden gebildet wird) wurde infolge Austritts von Stölpchen bedingungsweise genehmigt, St. hat sich eine eigene Handdrucksprihe ange- fchasst. Die Bedingung besteht darin, daß die ausscheidende Gemeinde noch zu den Ausgaben des Verbandes für 1031 beiträgt: nach der Verhanossatzung haften ohnedies die Mit glieder nach Ausscheiden aus dem Verbände weiter für die ÄerbandSschulden. Hinsichtlich der Gemeinde Nünchritz genehmigte man die Berwendnng von 5000 Mark Inhalt eines Sparkassenbuches zur Abdeckung einer Unterschlagungsschuld, dagegen wurde die Genehmigung für die Verwendung von 7631,00 Mark frcigcwordcnen Stammanteilen bei dem Giroverbande (in folge Ausscheidens) zur Abdeckung von Bauverpslichtungen von der Beibringung eines FinanzierungSplaneS abhängig gemacht. Der Betrag ist bereits dem allgemeinen Betriebs- mittelsonds zugesiihrt worden, ohne daß vorher zu dieser Vcrmögensveränderung die Genehmigung eingeholt worden ist. Der Bürgermeister sott hierüber verwarnt werden, daß er bei zukünftiger Wiederholung solcher Vorkommnisse zur Verantwortung gezogen wird. Schließlich wurde der Ver wendung von 850 Mark (Stammvcrmögen) zur Abdeckung laufender Verpflichtungen die Genehmigung versagt, wobei sich Abg. Mendc -er Stimme enthielt. Die Einzichnng des Kommunikationsweges Großthie mig-Strauch wird einhellig genehmigt unter der Voraus setzung, daß die von Ncg.-Ass. Dr. Bernhardt vorgeschla- genc Regelung der Anliegerverpslichtung (unter Ausschluß grundbüchcrlichcr Verlautbarung) durchgcführt wird. Der Gewährung von Staatsbehilsen für Wegebau 1883 wurde nach dem vorgelegtcn Plan laus Grund -er Rück sprache mit dem Straßenbaumeister) einhellig zugestimmt. ES sind hierbei 47 Gemeinden mit einem Gesamtbetrag« von 15100 Mark betroffen worden, deren ungedeckter Wegebau- Aufwand das mehrfache dieser Summe ausmacht. Von der Ermächtigung der Nahrnngsmittelprüscr zur Vornahme von vorläufigen Beschlagnahmen in unaufschieb baren Fällen wurde zustimmend Kenntnis genommen. Es handelt sich hier nm Beamte der staatlichen LandeSstellc für öffentliche Gesundheitspflege in Dresden. Endlich wurde auch der Beschwerde über einen Beschluß der Gemcindeverordneten von Kleinraschütz wegen Abgabe von Gemeindeland als Bauland stattgegeben. Äci der Be schlußfassung hat der betr. Erwerber de§ Baulandes selbst mit abgestimmt, so daß die Abgabe mit 5:4 zustande kam. DaS war unzulässig, der Betreffende durste nicht mit ab stimmen, somit ist der betr. Beschluß ungültig. 5. Nachtrag zur Tanzstcucrorduung. Ans Anregung ans GastwirtSkrciscn der Riesaer Gegend möchte die Steuer von bisher 60 Psg. für die Person bei Maskenbällen herunter gesetzt werden, da die geringere Steuer in Riesa (30 Psg.) zur Abwanderung solcher Veranstaltungen aus dem Großen hainer Bezirk anreize. Tic Bezirksleitung schlug daher folgende Sätze vor: 10 Psg. für Tanzvergnügen allgemeiner Art (wie bisher), für Kostümfeste und Maskenbälle 30 Psg. (bisher Kostümfeste 3» und Blaokenbälle 00 Psg.l. Tie Mei nung hierüber im Ausschuß war geteilt. Bürgermeister Weinhold bat, bei Kostümfesten auf 20 Psg. herunterzu gehen, diese Hilfsmaßnahme sei besonders für die preu ßischen Grenzorte nötig. Auch der Amtshauptmann erklärte sich für diese weitere Gebühren-Ermäßignng. Erster Bür germeister Hotop hatte Bedenken, Abg. Teichert setzte sich für den Vorschlag der Bezirksleitung ein. Ter Antrag Weinhold ging mit fünf Stimmen durch. Der Nachtrag ist vom Bezirkstag zu genehmigen. Bis zum Inkrafttreten der Aenderung soll nach Billigkeit bei Maskenbällen bereits der niedrigere Satz Anwendung finden. Am Schluß der dreistündigen Sitzung, welcher nicht öffentliche Veratnngen folgten, gab Abg. Pretzschcl die An regung, die Dnrchschnittssätzc für Iagdoachtvcrträge neu er rechnen zu lassen. Boro n v o n R o ch o w bat, diese Sätze möglichst niedrig zu halten unter Berücksichtigung der Boden klasse. Mehrere Punkte der Tagesordnung wurden abgcsctzt. Was nutzt Ihnen eine Preisherabsetzung wenn Sie solch wichtige Verkaufsmaßnahme Ihren Mitbürgern nicht bekanntgeben. Durch «ine Anzeige im Riesaer Tageblatt erhöhe» Sie Ihren Umsatz. Lapz'lixkt by -lartln keucktvoogve, Holl« (8»«Ie) le Nm so mehr schien der Herr zur Linken zu ihr zu ge- HSren. ES war ein großer, schlanker, tunger Mensch mit gestählter Figur, den man sür einen vornehmen Sports- mann hätte halten können. Nur der eigentümlich stark auSgearbeitete Mund in dem klassisch geschnittenen, dunklen Männergesicht zeigte dem Menschenkenner, daß dieser elegante, hochgewachsene Mann in dem tadellos ge arbeiteten blauen Jackett und der weißen Hose einen anderen Berus haben müßte als nur den eines Sports- manne«. Run hob er den Arm und sah auf die Uhr am Hand gelenk. »Halb fünf, Sonja*, sagt» er mit leichter Un geduld. „Gedenkst du noch lange hier auf diesem Kurplatz herumzulaufen? Ich komm« mir hier immer vor wie in einem Zoologischen Garten, wo man als anstaunenswertes wildes Lier den Blicken der Mitwelt auSgrsetzt ist.* Der dicke Mann an der rechten Seite der schönen Frau lachte auf: „Unser guter Mario kann sich immer noch nicht daran gewöhnen, daß er auf dem Wege zum Ruhm ist. Wenn Ihnen hier schon die Kurpromenade unangenehm ist, wo doch di« wenigsten Menschen Sie erkennen — wie wird «S denn dann erst sein, lieber Freund, wenn man Ihr Gesicht bis in den fernsten Erdenwinkel hinein kennen wird?* „Ekelhast wird das sein*, gab der mit Mario an geredet« junge Mann heftig zur Antwort, „wenn ich varan denke, daß einem das eigene Gesicht dann auch im Privatleben nicht mehr gehören soll, daß jeder Lasse und jede dumme Gans «inen ungestraft ansehe« und an himmeln kann, dann wird mir ganz schlechtI Das kann mir den ganze« Beruf verleiden.* Die schöne rothaarige Frau lächelte halb nachsichtig, halb spöttisch. „DaS lernt sich olles, mein Freund! Paß mal auf, eS wird gar nicht lange dauern, dann brauchst du di« Be wunderung der Menge wie die Blume den Sonnenschein. Wenn wir Künstler erst nicht mehr beachtet werden, dann ist es mit uns vorbei. Ich, ich dürste nach jedem bewun dernden Blick au« fremden Augen — zeigt er mir doch, daß ich jung bin, schön, berühmt und begehrt.* Sie reckte ihre königliche Gestalt höher auf und dankte mit einem leichten, graziösen Neigen des Kopfes aus die Grüße, die ihr aus -er Menge immer und immer wieder entgegengebrachi wurden. Mario Bernari sah mit einem Blick der Leidenschaft und einer leisen Abneigung zugleich in das Gesicht seiner schönen Begleiterin. Wie siegeserwartend ihre Augen umherschweiften, um auch keine Huldigung, die ihrer Schönheit dargebracht wurde, zu übersehen! Wie bewußt ihr Gang war, jede einzige Bewegung deS herrlichen Körpers gewollt, auf seine Wirkung berechnet. Aber dennoch, ob man wollte oder nicht, man mußte diese traumhaft schöne Frau lieben; man mußte dankbar sein, daß sie einen liebte, obwohl man auf der Stufenleiter des Ruhms noch weit, weit unter ihr stand. Vielleicht hatte sie recht? Vielleicht gehörte dieses Aeußerliche dazu, dieses Degafftwerden von der Menge, dieser ganze Jahrmarkt der Eitelkeit. Aber man mußte wohl früher hineingekommen sein als er, den nur ein Zufall in die Filmlaufbahn getrieben. Er konnte und konnte sich immer noch nicht an all das Nebenbei gewöhnen, das mit dem Leben eines Künstlers untrennbar verbunden zu sein schien. Er konnte sich nicht gewöhnen, nicht sür sich — und nicht für die Frau an seiner Seite, di« die erste heiße Leidenschaft in seinem Herzen entfacht hatte. Er hätte jeden dieser neugierigen und zudringlichen Lassen von Männern Niederschlagen können, die daheim wie hier Sonja mit gierigen und heißen Blicken verfolgten. Auf der Leinwand, da war es etwas anderes, da mochten sie starren und ihre Schönheit mit ihren Blicker abtasten; da war es ja nicht Sonja, nicht die lebende schöne Frau, die er bis zur Besinnungslosigkeit liebte, da war eS ein Schemen, der nichts mehr mit ihrem wirklichen Selbst zu tun hatte — wie auch er nichts mehr mit sich zu tun hatte, wenn er auf der Leinwand eingefangen war. Im Leben aber sollte man ihn und sie in Ruhe lassen. Und er litt heute noch genau so schmerzhaft unter Sonjas Sucht, auch im Leben so begehrt, so gefeiert und um worben zu sein wie in ihrer Kunst. Als er jetzt sah, daß die Blicke einiger Gecken mit un verschämten Ausdruck sich auf Sonjas Gestalt hefteten, da sagte er gepreßt: „Ich bitte dich, Sonja, laß uns endlich hier fortgehen. Ich kann dies Angestarrtwerden nicht mehr aushalten. Es ist heute ein so zauberhaft schöner Nachmittag, viel zu schön, um ihn hier inmitten der vielen Menschen zu ver bringen. Wollen wir nicht einen kleinen Ausflug machen? Und auf vem Karlshof unfern Tee nehmen?* Sonja Detczy sah zu ihrem Begleiter rechts und fragte: „Wie ist es, Breittner, sind Sie mit von der Partie?* „Gott bewahre mich*, sagte der Generaldirektor Breittner. „Nee, Naturkneipen, das hat man mal gemacht, als man ein grüner Junge war. Wenn ich jetzt so irgend wohin in die Natur verpflanzt werde, Bäume vor mir, Bäume neben- mir, Bäume über mir, so 'nen ganzen Bretterwald, dann komme ich mir schon vor, als hätte ich selber eines vor dem Kops.* „Ich wag« nicht zu widersprechen, Herr General- direktor*, sagte Mario Bernari lächelnd. Es sollte ein Scherz sein, aber es klang doch etwas wie ein gereizter Unterton in seinen Worten. Breittner sah zu ihm herüber. Sein eben noch so joviales Gesicht bekam einen unangenehmen Zug: „Mein lieber Bernari, diese Bemerkung mag witzig gewesen sein. Aber Witze auf meine Kosten dürfen sich nur Stars erlauben. Sie, mein lieber Mario, find mir noch nicht berühmt genug dazu. Ihnen würde ich doch noch empfehlen, das Alter in mir zu ehren.* «Korts, folgt.)