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^LLSLGL-'/?>k-vLL^ÄLLLL er- Cie mir Bor fünf Lagen war die »wette Zeitungsnotiz ein» gelaufen. Unverzüglich -alte er bet Menck angerufen, aber wieder war dieser mtt unbekanntem Aufenthalt un terwegs. Zweimal täglich läutete er bei Menck an, oh dteser denn immer noch nicht zurück sei, oder ob man nicht wenigstens wisse, wohin man ihm eine Nachricht senden könne, doch stets bekam er eine verneinende Antwort. ! Nur um die quälenden Gedanken abzuwehren, arbeie tete Faberow bis zur Erschöpfung. „Ob ich nicht doch noch einmal bei Menck anruft?" Er tat es, bekam aber wieder die Auskunft, daß Herr Menck nicht zugegen sei. „Wissen Sie denn gar nichts darüber, wann er wieder in Berlin sein wird?" fragte er den Diener, der am Apparat war. .Nein, aber ich kann Ihnen Mitteilen, daß er nach London gefavren ist.* „Und wie ist leine Adresse, bittet* „Hotel Royal!" Faberow bedankte sich und das Gespräch war beendet. Nn» griff er nach dem Postkorb in der unbestimmten Hoffnung, daß Menck ihm geschrieben habe. Nervös wühlte er in den Briefschaften herum. Einen Brief von Menck sand er nicht, wodl aber wiederum einen gelben Umschlag, bei dessen Anblick er zusammenfuhr. Mit einem Ruck ritz er ihn auf und überflog die Botschaft. „Wie wir kürzlich meldeten, find umfassende Fahn dungen vorgenommen Waiden, die zu eineiB überraschend Gramms geführt haben. Der Augenblick ist noch die Namen jener Unwilligen bckanrtt- zugeoen, vte fl« mn Devtsenfcytebungen vefaßi haben Rur soviel sei heute verraten, daß sich unter Viesen Schad- lingen auch ver Inhaber eines unter stolzer Flagge segelnden Bankinstituts befindet, der sich mühsam und nur dank einer reichen Heirat emporgeschwungen hat. Seine Verhaftung steht unmittelbar bevor." Dem Bankdirektor dunkelte es vor den Augen. Kalter Schweitz trat ihm auf die Stirn. Von einer Ohnmacht umfangen, sank er in seinem Stuhle zusammen. Als er die Augen wieder anfschlng, schien ihm ein« Ewigkeit vergangen zu sem. Er sah wirr um sich, als müsse er sich erst besinnen, wo er sei und wie er hierher- gekommen. Tas kleine bedruckt« Stück Papier in seiner Hand ließ die ganze schreckliche Gegenwart in ihm lebendig werden. „Fort damit!" Richt mehr sehen wollte er es und ver barg es samt dem Umschlag in dem Geheimfach seines Schreibtisches. Man wollte ihn also verhaften! Auf ihn bezog sich die Notiz! Was konnte er tun, um dieser Schmach zu entrinnen? Daß Menck aber auch gerade jetzt unerreich- ! bar sein mußte. Der saß in London und ahnte nichts. Wußte Menck wirklich von nichts? Konnte es nicht sein, daß er sich in Sicherheit gebracht hatte? Aber ohn« ihn zu benachrichtigen? Vielleicht war das seine Rache für die Ablehnung als Schwiegersohn? Wohin trieb er nur in seiner Aufregung. Menck hatte von der ersten Notiz nichts gewußt, folglich dürfte er auch von der zweiten und dritten nicht- erfahr«» haben. Er mußte aber Kenntnis davon bekommen und Vas sofort, durch ein Telegiamm! Er überlegte, wie er es abzufassen habe. Der Inhalt mußte für Menck klar verständlich sein und durfte doch nichts Verräterisches enthalten. Endlich glaubte er die richtig« Formulierung gefunden zu baden. Er wollte das Telegramm durch den Fern sprecher aufgeben. Da fiel ihm ein, daß sein Apparat möglicherweise überwacht werde. Er beschloß, das Tele gramm selbst zur Post zu bringen. Der Gedanke, daß er mit diesem Vorhaben vielleicht Menck rettete, er selbst aber verhaftet wurde, warf deu ganzen Plan um. Seine Bücher waren allerdings in Ordnung, aus ihnen ging nichts hervor, was ihm gefähr lich werden konnte. Aber er wußte nicht, wie weit sein« Gegner eingeweiht waren. Wer mochte überhaupt der geheimnisvolle Absender dieser Zeitungsausschnitte sein? Beim ersten und zwei ten Male schien es ihm klar, daß es «in Feind sein müsse, der eine Ahnung von seinem Tun hab« oder durch irgend welche Umstände zu einem Verdacht gekommen fei und ihn nun durch dies« Zeitungsnachrichten zu einer Bloß- stelluna treiben woll«. Ader dies« dritte Würde N ihnd «in. Hanna empfing ihn und nahm mit herzlicher Freude »in'paar herrlich«, taufrische, dunkekrote Rosen au- seiner Hand entgegen. „Papa hat mich ausgefordert, heute abend herzu- kommen," sagte er, „um Prozeßangelegenheiten mit mir zu besprechen." „Ja, ich weiß. Wir warten schon seit einer halben Stund« auf ihn. Mama ist wegen seiner Ausbleibens ganz ungehalten." Frau Otti, die eS nicht vertrug, wenn man sie warten ließ, ging aufgeregt durch die Zimmer, und wer ihr in den Weg lief, bekam ihre schlechte Laune zu spüren. „Ist denn Papa noch nicht da?" fragte sie ins Be. suchszimmer hiuein. Eie sah Dr. Weinhold und be- grüßte ihn flüchtig, dann wandte sie sich gleich wieder an ihre Tochter. „Wo bleibt er denn nur? Wir können doch Nicht noch länger warten! Rufe bitte sofort bet ihm an!" Hanna verband sich mtt dem Büro. Sie vernahm das Freizeichen und wartete, doch niemand meldete sich. „Ich bekomme keine Antwort, also wird er wohl schon auf dem Heimwege sein. Ich werde mich erkundigen, für wann er den Wagen bestellt bat." Der Ehanffenr war nach nicht kart, er wartete noch immer auf Faderows Befehl. „Also das verstehen di« Götter," rief Frau Otti ärger lich aus. „Wenn er nach zehn Minuten noch nicht da ist müssen wir eben allein essen." Die Zeit verstrich ergebnislos. In gedrückter Stim. mung setzten sie sich zu Tisch und besprachen die Möglich keilen für Faberows unverstänol'ches Ausbleiben. Schließlich gaben st« «S auf, ein Rätsel zu raten, da? niemand zu lösen vermochte, und faßten sich in Geduld. Das Mädchen kam mit einer Servierschüssel herein. Es trat zu Hanna und flüsterte dieser kaum hörbar zu. daß Herr Illing gekommen sei und das gnädige Fräulein zu sprechen wünsche. „Was gibtS denn?" begehrte Frau Otti zu wissen. Eben wollte Hanna ihre Mutter unterrichten, da beugte sich das Mädchen nochmals rasch zu ihr. „Ich soll es nur Ihnen sagen, nicht Ihrer Frau Mutter!" Es lag ein so merkwürdiger, beunruhigender Ausdruck in dem Blick drS Mädchens, so daß Hanna betroffen schwieg. Was war geschehen? Ein Unglück? Vielleicht ein Auipzusammenstoß? War Ihr Vater verletzt worden und wagte man nicht, der Güttin die Nachricht direkt zu überbringen? Rasch stand Hanna auf. „Wo willst du denn hi»? Warum erfahre ich nicht, was los ist?" „Gedulde dich bitte einen Augenblick, ich bin gleich wieder da." Mit einem unwilligen Kopsschütteln sagte Frau Otti ! zu Weinbold: ! „Wahrscheinlich ist in der Küche etwas schief gegangen. Na, wir werden ja gleich hören." > Weinhold nickte stumm nnv beugte sich über seinen Teller. Was hätte er zu dieser Vermutung sagen sollen. * * * Faberow war von einer wahren Arbeitswut besessen. Kaum hatte er eine schwierige Angelegenheit geordnet, so stürzre er sich mit noch größerem Eifer auf die nächste kchon seit Tagen. Illing schüttelte manchmal besorgt den Kopf, denn diese- ununterbrochene Schuften mußte ja di« besten Nerven ruinieren. Auch beute konnte er wieder kein Ende finden. Die Büros waren schon längst geschlossen. Rur er und Illinz arbeiteten noch im Ehefzimmer. DI« Uhr schlug sechs. Illing erlaubte sich, darauf auf merksam zu machen, daß Faberow für sieben Uhr Dr. Weinhold in die Villa bestellt habe. Faberow brummte etwas von noch rechtzeitig kommen. Gleich darauf klärte er, Illing nicht mehr zu benötigen. „Wollen Sie denn noch allein hterbleiben?" „Ich habe noch eine Kleinigkeit zu erledigen, können getrost nach Haus« gehen. Aber geben Sie noch die Abendpost herein!" Illing, der ehrlich müde war, legte Faberow hi« Post auf den Schreibtisch und verabschiedet« sich. Ordnung-- jnäßig schloß er di« Tür nach dem Schalterraum. ) Kaum war Faberow allein, da stellt« «r di« Arbeit «in ind versank in Brüt«. doch keinesfalls geschickt haben, wenn er nicht damit gleich, zeitig eine Warnung aussprechen wollte, «ine «uffordr- rung, sich in Sicherheit zu bringen. ES war ihm unmög lich, Klarheit in diese Angelegenheit zu bringen. Sein überanstrengte- Hirn schmerzte. Hatte e- überhaupt «inen Sinn, darüber nachzugrübeln? Eich in Sicherheit bringen, das war da- einzige, Wa chin zu tun übrig blieb. Statt das Telegramm abzu senden, fuhr er am besten selbst nach London. Seine Familie konnte er von unterwegs benachrichtigen. Der Entschluß war gefaßt und nun wurde er ruhiger. Er machte sich reisefertig, griff nach Mantel, Hut und Stock und zog den Schlüssel au- der Tasche, um die stet verschlossen gehaltene Tür nach dem Flur aufzuschließen. Als er ihn in- Schloß schob, vernahm er Schritte auf dem Flur. Sofort verhielt er sich mäuschenstill. Atem los stand und lauschte er. Ganz deutlich vernahm er die Schritte; sie waren langsam und fest, dann entfernten sie sich wieder. So, jetzt war alles still. Vorsichtig, jedes Geräusch vermeidend, drehte er den Schlüssel. Da! Schon wieder diese Schritte! Wem konnte es einfallen, auf dem Flur vor seiner Tür hin und her zu laufen? Die Gleich- Mäßigkeit der Tritte ließ vermuten, daß der Mann sich die Zeit mit dieser Beschäftigung vertreibe. Worauf wartet« er? Etwa gar auf ihn? Wer war der Mann überhaupt? Etwa jener unbekannte Absender der Zei tungsnotizen, der ihm mit der letzten hinterlistig zur Flucht riet, um, wenn er floh, gegen ihn rin starkes Argu ment in der Hand zu haben? Bei diesem Verdacht erstarrte Faberow das Blut in den Adern. Mühsam hielt er sich aufrecht und schloß wieder ab. Schweiß stand auf seiner Stirn, die Zunge klebte ihm am Gaumen, ein Durstgefühl peinigte ihn. Er griff nach der Wasserflasche. Doch lieber einen Wein- brand' Beim Einschenken machte er Flecke auf den Teppich. fe'ssiks «IN? Ehre sitzt, niemals, den bringt kein Mittel wieder fort den kann nur der Tod tilgen!" Wie kam ihm nur ein solcher Gedanke? Er dachte doch gar nicht daran, sich das Leben zu nehmen. Auf den Fußspitzen schlich «r wieder an die Tür. Alles still! Er atmete auf, der Mann war fort, seine Vermu- tung falsch. Doch nun keine Minute mehr gezögert! Hastig drehte er den Schlüssel im Schloß, daß es knackte. Im gleichen Moment vernahm er wieder die Schritte, die sich schnell der Tür näherten. Kein Zweifel, der da draußen wartete aus ihn und würde die Hand auf ihn legen, wenn er es wagte, sich davonzuschleichen. Er preßte die Hände an die Schläfen, die ihm fast zu zerspringen drohten. Sein Herz arbeitete wie ein Hammer. Es war unmöglich, fortzukommen, nichts anderes blieb ihm übrig, als hier zu warten. Zu warten? Worauf? Bis der andere es satt haben würde, vor seiner Tür auf und abzulaufen? Der blieb unter Umständen die ganze Nacht! Und zu Hause erwartete man ihn. Wein hold war da, um sich mit ihm zu besprechen. Das Telefon läutete. Instinktiv wollte er den Hörer abnehmen, aber der Gedanke, die Polizei könnte um Apparat sein, hielt ihn zurück. Immer wieder schlug die Glocke an. Seine Nerven waren am Zerreißen. Er preßte sein Taschentuch unter die Glocke. So, jetzt hörte wenigstens das gräßliche Klingeln auf. Was war das? Er vernahm ein Geräusch an der Tür. Aha, sicherlich stand der Mann jetzt mit dem Ohr am Schlüsselloch und lauschte auf die Worte, die er in den Apparat sprechen würde. Es klopfte. Faberow preßte die Lippen aufeinander und sah um sich wie ein Ertrinkender. „Hallo! Ist jemand da drinnen? Herr Direktor Faberow! Hallo, Herr Direktor Faberow! Bitte öffnen Sie!" Leffnen! Niemals! Mochte der da draußen sehen, wie er hereinkani. Immer ungeduldiger wurde der Mann an der Tür. Er drückte die Klinke auf und nieder, schien die Tür ein drücken zu wollen und rief immer wieder: „Herr Direktor Faberow! Herr Direktor Faberow!" Jetzt war draußen alles still. Sein Verhalten halt« ven Mann getauscht, er war vavongegangen. Locy neu,, da war er wieder! Faberow- Ohr vernahm ein seine- leise- Klirren, «in Schlüssel wurde probiert, ein zweiter, ein dritter und jetzt — ein Knacken, der Schlüssel drehte sich im Schloß, dir Tür sprang aus. Im gleichen Augenblick stürzte Faberow mit einem röchelnden Laut zu Boden. * * * Im Besuchszimmer wartete Illing auf Hanna. Man hatte ihn telephonisch ins Büro gerufen mit der Bitte, di« notwendigen Anordnungen zu treffen und die Familie, der er näher stand al- jeder andere, zu verständigen. Un verzüglich war er nach der Bank gefahren und hatte, er schüttert von dem entsetzlichen Ereignis, an Faberow- Leiche gestanden. Nun war er hier, um die traurige Bot schaft zu überbringen. Sie taten ihm alle so leid, Frau Faberow, die Kinder, vor allem aber Hanna, die er in sein Herz geschlossen hatte. Da er wohl wußte, daß Frau Ottis Gesundheit zu wünschen übrig ließ, zog er eS vor, zuerst Hanna zu unterrichten. Sie trat rin und wußw auf den ersten Blick, daß ihre Ahnung richtig gewesen war. Illing wollte sie mtt vorsichtigen Worten einweihcn, doch sie unterbrach ibn. , „Bitte, sagen Sie mir unumwunden, was meinem Vater zugestoßen ist. Seit einer Stunde sind wir in Un- gewißheit über sein Ausbleiben. Ich sehe Ihnen ja auch an, daß Sie nichts Gute- bringen." „Sie haben recht, gnädiges Fräulein," antwortete der alte Prokurist, alle Kraft zusammennehmcnd, „ich komme mit einer Unglücksbotschaft. Ihr Herr Vater ist . . . tot!" stammelte er mit erstickter Stimme. Hanna stand wie erstarrt. Sie hörte nichts mehr, ihr war, al- ob da- Leben von ihr wiche. Sie fuhr mit der Hand nach dem Herzen und holte röchelnd Atem. Mit übermenschlicher Kraft ritz sie sich zusammen. „Er ist einem Autounfall erlegen, nicht wahr?" Eie. war so tn dem Wahn befangen, eS müsse ein Autounfall passiert sein, daß sie Illing erstaunt ansah. al- dieser antwortete: „Nein, gnädiges Fräulein. Man hat Ihren H rrn Vater in seinem Arbeitszimmer tot aufgefunden. Er ist einem Herzschlag erlegen." Wie war das möglich? Ihr Vater war doch ganz a-wesen, sie olle batten das jedenfalls geglaubt. Illing vertaner« nun, vap .r mn Faberow bis sechs Uhr gearbeitet habe, der allein in seinem Büro zurück geblieben sei. Bevor er die Bank verließ, habe er dem di« Wach« ausübenden Portier verständigt, damit Fabe row in diesen unruhigen Zetten nicht ohne Schutz sei. Der Portier habe gewissenhaft auf dem Flur gewartet und sei nicht von seinem Platz gewichen, auf das leiseste Geräusch lauschend, das au- dem Chefzimmer kam. Ein Viertel nach sieben hörte er da- Telefon läuten. „Um diese Zeit habe ich bei meinem Vater angerufen, aber keine Antwort erhallen. Da ist er also schon tot ge wesen?" „Rein!" „Nein? Aber dann hätte er sich doch gemeldet!" „Ich vermute, daß er nicht gestört sein wollte. Wenig ¬ stens habe ich keine andere Erklärung dafür, daß er sein Taschentuch unter die Glocke steckt«, um den Anschlag der Klingel nicht mehr zu hören.'' „Unbegreiflich ist mir da-! Es wäre für ihn doch einfacher gewesen, den Hörer abzunehmen." „Tas wohl, aber wie ich schon sagte, wollte er gewiß durch nichts abgelenkt werden. Das war es übrigens auch, was den Portier stutzig machte, der das Telefon mehrfach läuten hört«. Er wunderte sich, daß sich Ihr Herr Vater nicht meldete, und noch mehr darüber, daß de« Klingelton erstickt wurde. Er lauschte an der Tür, vernahm Geräusche und wurde nun erst recht mißtrauisch. Er rief Ihren Herrn Vater beim Namen, erhielt aber keine Antwort. Schließlich drückte er die Klink« herunter. Das Zimmer war verschlossen. Wieder rief er. Umsonst! Run befürchtete er, daß sich Diebe «tngeschlichen hätten. Er holte die Schlüssel hervor, sand in seiner Aufregung nicht gleich den richtigen, und al- die Tür endlich auf sprang, sah er Ihren Vater, mit Hut und Mantel ange tan, im Zimmer stehen. Noch bevor er vor Staunen auch nur ein Wort hervorbrackte, brach Ihr Vater, vom Herz schlag getroffen, zulamme»."