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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 04.02.1933
- Erscheinungsdatum
- 1933-02-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-193302043
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19330204
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19330204
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1933
-
Monat
1933-02
- Tag 1933-02-04
-
Monat
1933-02
-
Jahr
1933
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 04.02.1933
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Sächsische Artillerie in 4 Jahrhunderten. ÄiMos-Mur »er MW« WAwehl-AktiMe-ffeMM M.4. Freitag, des Z. Februar IS», im Saale de» „Hotel M Sleru". Nach fast genau einem Jahr« besuchten nn» aester« Angehörige de» sächsischen Artillerie-Regiments 4 wieder, nm den im Vorialne hier nut Heller Begeisterung ausge- nommcnen Traditions-Abend zu wiederholen. Die militär geschichtliche Veranstaltung sand zunächst eine klangvolle Einleitung durch daS Platzkonzert des Trompeterkorps des Art.-Negts. 4 ans dem RathauS- platze nachmittags S Uhr. Eine schier unübersehbare An zahl Freunde exakter Militärmusik hatte sich um daS TrompeterkorpS geschart, und Obcrmusikmeistcr Waldau ehrte unsere liebe alte Riesaer Garnison beiondcrs dadurch, das! er die Parademärsche der einstigen hiesigen 4>. Feld- Artillertr-Brigabe (Regimenter 32 und 68» und des 2. Kgl. Sächs. Ptonter-Batl. Nr. 22 intonieren lieg. Alle alten Zeugen unsres früheren Militärlebens in der Soldaten stadt Riesa wußten ihm und seinem Korps Dank dafür, das; er damit Erinnerungen wachrief an eine Zeit, in der diese Klänge fast zum täglichen Bedürfnis in unsrer Stabt ge hörten Ebenfalls eine überaus reiche Besucherzahl füllte bann bi» 8 Uhr abends den Sternsaal, der bald bis fast zum letzten Platz von Schaulustigen beseht ward, die das Er eignis des TraditionS-AbendS erleben wollten. Nach dem «Parademarsch der langen Kerle" sprach Masor Friedrich einführende Worte über den Zweck der ganzen Veranstaltung, denen etwa folgendes entnommen sein soll: Mit demselben Gefühl des Vcr- bundenseinS wie im Vorfahre sind wir auch heute wieder in die alte Artillerie-Stadt Riesa gekommen, und wollen mit der heutigen Veranstaltung noch immer genau dasselbe wie vor einem Jahre, nämlich Kunde tun von der vrnk- tischen Auffassung der Tradition der alten sächsischen Feld, und Fuß-Artillerie, zu deren Hüterin daS Art.-Ncgt. 4 be stellt worden ist. ES ist uns eine stolze Pflicht, diese alten Uebcrlieferungen zu wahren, und mit unserem Beginnen wollen wir uns und andere aufrichtcn an den ruhmreichen Taten unsrer Väter. Die dem deutschen Baterlande auf gezwungene Wehrlosigkeit darf keinesfalls zur Gewohnheit werden. ES muß unser Ziel sein, die Wehrhaftigkeit des deutschen Volks wieder zu erreichen,- freilich wird es dazu noch manch kräftiger Volksentschlüsse bedürfen, um das Genfer Stück Papier der Gleichberechtigung wahr werden zu lassen. Daß man unS mit Versailles nach dem Welt krieg die Massen nahm, Gebrauchswerkzeuge, die uns seit den Zeiten der alten Germanen als Symbol unsrer Be deutung und der Freiheit galten, das ist die größte Schmach, die man uns hat antun können. Und wir wollen uns da bei der Tatsache erinnern, daß man nur vor einem Volk in Waffen Achtung hat bei den Wcltstaaten; also ist cS ein Gebot unsrer Pflicht, diesen waffenlosen, wehrlosen Zu stand im deutschen Vaterlande zu beseitigen. Auch der wirtschaftliche Ausstieg im Reiche wird nur über die Wieder erlangung der Wehrhaftigkeit zu erreichen sein. Um diese hehren Ziele zu erreichen, ist aber die Mitarbeit eines jeden aufrechten Deutschen notwendig; auch allen, denen cS nicht vergönnt ist, den Waffcnrock zu tragen, muß eS heilige Pflicht sein, an der Erreichung dieses Zieles daS Seine mit beizutragen. Und einig müssen wir alle sein in dem Be streben, daS der Dichter in die Worte gekleidet hat: Wir wollen frei sein, wie die Väter waren! Ungeheuren Beifall lösten die Worte deS MaiorS Friedrich aus. Im Anschluß an diese Ausführungen folg ten nun abwechselnd Vorträge von alten Militär- und Armee-Märschen dnrch daS TrompeterkorpS deS Art.» RegtS. 4 und gesprochene Vorträge (über den Sinn der Tradition, die Fahne der 01er, von Clausewitz' Bekennt nisse und Ostmarkcnlied) durch junge Offiziere des Artil- lerte-Regts. 4. Diese Darbietungen vaterländischer Art, die den ersten Teil des TrabittonSabends ausmachten, sanden jede einzelne die ungeteilte Zustimmung der An wesenden, die mit spontanen Beifallsäußerungcn ihre große Begeisterung für alles bewiesen. Gern dankte auch das Trompeterkorps für die ihm zum Ausdruck gebrachten Huldigungen durch schneidige Marsch-Zugaben. Ueberhaupt hat Obermusikmeister Waldau mit den Seinen gestern abend wieder einmal die Herzen aller alten Soldaten höher schlagen lassen durch die durchaus exakten Vorträge aller Musikstücke. Für alle Riesaer, die die einstige Garnison unsrer Stadt noch in lebendiger Erinnerung haben, mar dies ein Sonbergenuß erster Qualität! Im zweiten Teil der Veranstaltung gelangte bann daS eigentliche Traditionsspiel „Sächsische Artillerie in 4 Jahrhunderten" in genau derselben Weise wie im Vorjahre zur Aufführung. Hauptmann Sch aller sprach dazu einleitende Worte und unterstrich dabei die militärische Bedeutung der sächsischen Artillerie in der deutschen und der Weltgeschichte. Die sieben Sprechvorträge der jungen Offiziere des Regiments, die sich in den Dienst deS historischen Bildes gestellt hatten, wurden wiederum umrahmt von Musikvorträgen, die zum Teil von der be geisterten Versammlung stehend angehört wurden. Auch die Attrappe des Artillerie-Paukenwagens Augusts des Starken trat, wie im Vorjahre, wieder in Tätigkeit. Der Regimentskommandeur, Oberst PraetortuS, dankte den jungen Offizieren mit festem Händedruck für ihre Lei stungen, die ebenfalls vollen Beifall im Hause fanden. Namens de» hiesigen „Vereins ehem. Fußartillertsten" sprach dann Herr Kretzschmer abschließende Worte. Zunächst leisteten alle Anwesenden seiner Aufforderung, sich zu Ehren unserer Toten von den Plätzen zu erheben, Folge, währenddem das Trompeterkorps bas Lied vom alten, guten Kameraden intonierte. Sodann richtete Redner namens der Fußartillerie-Vereinigung Riesa Worte deS Dankes an den Regimentskommandeur, seinen Adjutanten und an alle Offiziere de» Artillerie-Regts. 4, sowie an daS TrompeterkorpS deS Regiments für die wohlgelungene Wiederholung deS TrabitionsabendS; ferner dankte Redner Herrn Oberbürgermeister Dr. Scheider, dann dem Leiter des städtischen Verkehrsamtes für das Entgegenkommen bezüglich der städtischen Kraftverkehrs- Sonderfahrten anlässig deS Abends, sonach der Direktion der Mitteldeutschen Stahlwerke, der städtischen Polizei, der Frw. Feuerwehr Riesa und ihrem Branddirektor Stein bach, dem Frw. SanttätSkorpS Riesa und der hiesigen Ortsgruppe vom Deutschen Ofsizieröbund für alles der Ver anstaltung erwiesene praktische und ideelle Interesse. Redner verbreitete sich dann des längeren in Ausführungen, die nicht ganz dem Charakter des mtlitärgeschichtlichen AbenüS entsprachen und hätte sich vor allem englische Zitate zur Ermahnung für deutsche Pflichterfüllung schenken können; wir haben in unsrer hehren deutschen Geschichte bessere Bei spiele genug, aus denen sich daS lebende Geschlecht znr Pflichterfüllung wieder erziehen läßt, baß man die Sache mit dem alten Nelson getrost den Engländern selbst über lassen kann. Mit 3 Hurras auf den verehrten Herrn ReichSpräsi- deuten und das liebe deutsche Vaterland und dem gemein samen Gesang deS 1. Verses vom Deutschlandlied fand die imponierende Traditionsveranstaltung ihren geistigen Ab schluß; musikalisch klang sie anS mit dem „Sächsischen Zapfenstreich", dessen Choralmelodie „Ich bete an die Macht der Liebe" von allen Anwesenden stehend angchört ward. Hoffentlich finden die Gedanken, die General von Cochcnhausen bet Entwurf dieses militärgeschichtlichen Vorganges gehabt und bezweckt hat, reichen nährenden Boden in weitesten Kreisen unsrer sächsischen und aller deutschen Schwestern und Brüder. SMWMNlkN für Sonntag, den 5. Februar 1933. K. Sonntag n. L. Ersch. Spiel mit dem Leid. Im 73. Psalm steht daS herbe Wort: „Menn mir gleich Leib und Seele verschmachtet, so bist du doch, Gott, allezeit meines Herzens Trost und mein Teil!" Der dies sprach, kennt das Leid, er bejaht es bis in seine äußerste Qual. Es ist ein selbstverständlicher Posten in der Rechnung seines Lebens und in seiner Rechnung mit Gott. Darum sind ihm Leid und Gott nicht Gegensätze. Unser Verhältnis zum Leid ist sonderbarer Art. Alles mögliche nehmen wir ernst, die Arbeit, die Pflicht, das Geld, die Gesundheit, daS Glück. Aber kommt Leid über uns, dann ist bas wie ein Strich, ein Versehen des Schicksals, eine ärgerliche Störung, unsinnig, unfruchtbar. Wir nehmen «S, da wir ja darunter leiben und mit aller Kraft dagegen angehen, natürlich ernst, — und nehmen es in Wahrheit doch nicht ernst. Wir schieben eS weg, ohne ein inneres Verhältnis zum Leiben zu versuchen. Wir schieben eS in übereilter Verdrossenheit fort, «he wir uns von ihm segnen lassen. Und doch erwartet auch daS Leid — wie alles, waS daS Leben uns vorlegt, — unser Ja; erivartet, daß wir eS ebenso ernst nehmen wie jegliche andere Ausgabe und Pflicht. Wir betrügen uns selbst um große Werte, solange wir mit dem Leide — spielen, wie Kinder, die eine kostbare Sache achtlos zum Spielzeug ihrer Laune entwerten Und nur weil wir eben bas Leid doch nicht als Leid und als ein positive» Stück des Lebens ernstnehmen, nur darum er scheint e» uns als Widerspruch zu Gott. Wer um des Lei des willen an Gott irre wird, der hat ganz gewiß das Leben noch nicht ernstnehmen gelernt; denn zum Leben ge hört auch das Leid. Nur der nimmt das Leben ernst, der es auf der ganzen Linie tut! Die Bibel tut es so, vom ersten bis zum letzten Blatt. Wir können von ihr lernen. Leben — Leid — Gott, sie liegen auf der gleichen Linie! Lk. Oertliches und Sächsisches. Riesa, den 4. Februar 1933. —* Wettervorhersage für den 8. Februar iMitgeteilt von der Sächs. Landeswetterwarte zu Dresden.) Zunächst s«br lebhafte Winde au« westlichen Richtungen, vorwirirnd stark b«»ölkt, Temperaturzunahme, »ei1»«ilig Niederschläge. —* Daten für den 5. und 6. Februar 1933 Sonnenaufgang 7,36 <7,34> Uhr. Sonnenuntergang 16,52 >16,54) Uhr. Mondansaang 11,08 (11,SS) Uhr. Mond- Untergang 4,41 (S,40) Uhr. ». Februar: 1808: Der Maler Karl Vpitzwr« in München aeb. <artt. 1885). 1SS1 r Der Luftschiff« August von Parseval in Franken thal geb. 1875: Der Papst erklärte die preußischen „Maiaesrße" für ungültig. Exkommunikation der altkatho- lischen Geistlichen. 6. Februar: 1846: Der oberbayerischr Maler Karl Haider in München geb. lgeft. 1Sl2). 1880: Der Dichter nnd Philoioob Bruno Will« in Magdeburg geb. lgest. 1928). 1884: Der Dichter Hrnrv Mackay in Greenrock g«b. 1866: Der Geograph Karl Savper in Witti«ling«n geboren. ISIS: Eröffnung der Deutschen Nationalversammlung in Weimar. 1922: Kardinal Ratti wird Papst (Pin» n.). * —* Haltlose Gerüchte. In Riesa kursierten heute Gerüchte, daß durch das Radio «ine Meldung über schwere kommunistisch« Unruhen in Kiel verbreitet wor den sei. Dies trifft jedoch nicht zu, in Kiel soll vollkommene Ruhe herrschen. Es handelt sich hier nur um völlig haltlose Gerüchte. —* Die Vorbereitung der ReichStagS- wahl. Nachdem der Mcichsmintster des Innern angeord net hat, baß die Stimmlisten und Stimmkarteten für die be vorstehende Reichstagswahl in der Zeit vom IS. bis 26. diese» Monats auszulegcn sind, sind die sächsischen Ge meindebehörden angewiesen worbelx, die dazu erforderlichen Arbeiten schleunigst vorzunehmen. Weitere Bestimmungen über die Durchführung der NeichötagSwahl in Sachsen wer den dnrch die Staatskanzlei bekanntgegeben werden. —* Treu« Mieterin. Frau Franziska verw. Geißler wohnte am 2. Februar 25 Jahre im Hause des Herrn Bäckermeister Max Pollack, Bismarckstr. 46. —* Zugunsten des Städtischen Hilfs- werkcs bringt der „Sängerkranz" am Sonnabend, den 18. Februar im Höpsner-Saal seine volkstümliche Operette „Winzerliesel" wiederholt zur Ausführung. Man beachte heutige Anzeige. —* „Unsere Heimat." In der gegenwärtigen Ausgabe Nr. 7 der Heinmtbeilage beginnen wir mit den Beröffeirtlichungen des Rückblicks „Riesa vor 75 und 50 Jahren", den Hans Strebelow, Nürnberg nach Angaben des Riesaer Tageblattes und seiner Vorläufer zusainmengestellt hat. Ein Fülle interessanter, alter Be gebenheiten ruft der Verfasser dieser Rückschau ins Gedächt nis unsrer Zeit; und wohl mancher unter den älteren Zeit genossen wird sich bei der Lektüre dieser Arbeit dieser und jener Begebenheiten lebendig erinnern. — Allen Freunden von „Unsere Heimat" sei auch an dieser Stelle der Erwerb der bis jetzt gebunden erschienenen Jahrgänge angelegentlich enrpfohlen. Durch unsere Tageblatt-Geschäftsstelle können diese Bünde jederzeit käuflich bezogen werden. —* Einschränkung der persönlichen Be- ) suche im Reichsernährungsministertum. Im ! Reichscrnährnngsministcrium für Ernährung und Land- j wirtschaft häufen sich die Besuche einzelner Persönlichkeiten, die Wünsche und Ratschläge vorzubringcn Haden. DaS Ministerium macht darauf aufmerksam, daß durch die Fülle -er Besuche die sachliche Arbeit nur gehemmt wird. Es wird deshalb gebeten, die persönlichen Besuche im Ministe rium vorläufig einznschränken. Den berusenen Organen und Verbänden der Landwirtschaft wird rechtzeitig Gelegen heit geboten werden, zu den einzelnen beabsichtigten Maß nahmen Stellung zu nehmen. , —* Alldeutscher Vortrag. Nächsten Dienstag, den 7. Februar, spricht abends 8 Uhr tm Saale der Elb- terrasse bei freiem Eintritt Major a. D- von Roeder von der Hauptleitung deS Alldeutschen Verbandes über „Einigkeit nnd Recht und Freiheit in alldeutschem Sinne". Alles, waS deutsche Herzen in diesen politisch hochbewegten Tagen beschäftigt, wird der Redner in den Kreis seiner Be trachtungen ziehen. Aus Sorge und Hoffnung soll jeder Deutsche zu einem sicheren Urteil gelangen. Abseits von allen Parteien wird an dem Abend die alldeutsche Antwort auf die brennenden Fragen der Gegenwart gegeben wer den. Mitglieder der Riesaer Kammermusikvcreinigung werben svtelen. —* Ergebnis der Milch-, Butter-, Käse- und Ouarkprüfung der Landwirtschafts, kämm er. Wie die Pressestelle der Landwirtschastskammer mitteilt, konnten gelegentlich der letzten Milch-, Butter-, Käse- und Ouarkprüfung im Milchwirtschaftlichen Institut der Landwirtschastskammer erste Preise vergeben werden für Milch an: Milchhof Plauen; „Miaeno"-Pirna; Bienert- sche Gutsverwaltung-Räcknitz; Gutsbesitzer Bähr-Polenz; Gutsbesitzer Schumann-Zatzschke; Genossenschaftsmolkerci Chemnitz; Genossenschaftsmolkerci Meißen; Milchhof Bantzen, Gutsmolkerei Prischwitz; Gutsbesitzer Gasch-Dösitz; Milch zentrale Leipzig; für Butter: Genossenschafts. Molkereien Herrnhut und Riesa; für Käse: Ge nossenschaftsmolkereien Meißen und Herrnhut; für Quark: Milchhof Plauen; Gcnosscnschaftsmolkereien Meißen und Riesa. —* Jahreshauptversammlung des Vereins weidgerechter Jäger Riesa e. B. Unter der Lei tung deS Vorsitzenden, Herrn Oberstabsarzt a. D. Dr. Meyer, fand am Donnerstag im Hotel „Sächsischer Hof" die Hauptversammlung des Vereins weidgerechter Jäger Riesa statt. Um 17.36 Uhr eröffnete der Vorsitzende die gutbesuchte Tagung mit Worten herzlichster Begrüßung an die Mitglieder und die erschienenen Gäste. Sodann erteilte er dem Geschäftsführer des Vereins, Herrn Ritter gutsbesitzer Rudolph jun., dos Wort zur Verlesung des Jahresberichtes. Den umfangreichen Bericht über die Jägdperiobe 1632 leitete Herr Rudolph ein mit den Worten des Vorsitzenden der Sächs. Jagdkammer, Graf Scholl: „DaS abgelaufene Jahr hat mit seinen wirtschaftlichen Nöten und Kämpfen so manchem Weidmann die Büchse aus der Hand gewunden, allen anderen aber schwere Opfer auferlegt. Willigen Herzens wurden sie getragen, nicht persönlicher Vorteile willen, sondern nur für die Erhaltung und Hege des deutschen Wildstandcs. Und deshalb können wir auch zuversichtlich hoffen, daß die uneigennützige Arbeit aller weidgerechten sächsischen Jäger im neuen Jahre er- sprteßltch weiter gedeiht, die Zeit der Not überwindet, und daß nicht auch unser Wtldstand wie so manches andere wertvolle Stück unseres Volksgutes ein Opfer der gegen wärtigen Wirtschaftsnot werde. Praktischer Naturschutz, nicht auS Hoffnung auf materiellen Gewinn, nur auS deutschem Idealismus. Das bleibt die Parole des sächsi- schen Jägers auch für das Jahr 1933." Der Bericht wies im weiteren auf die von den Jägern übernommene ehren volle Aufgabe hin, die naturgemäß immer schwerer wird, je weiter die allgemeine Wirtschaftsnot um sich greift. ES könne dann nicht wundernehmen, wenn der rein auf Idea lismus abgcstimmte Jagdbetricb mit immer größeren Schwierigkeiten zu kämpfen habe, wenn den den StaatS- amsichtSbeyörden zugeletteten Petitionen Gehör versagt bleibe. Es wurde ferner auf den mangelnden Schutz der Jagdpächtcr und auf die Belastung durch die Jagdsteuer htngemiescn. Die Wildpreise befinden sich ständig auf ab steigender Linie, die Jagdstrecken verringern sich von Jahr zu Jahr, während sich die mit einer Revierpachtung ver bundenen Lasten erhöhen. Darum müsse immer wieder die Forderung erhoben werden, die Jagdpachtverträge der Landespachtschutzordnung zu unterstellen. Im Interesse der Erhaltung des Wildstandcs müsse entschieden eine Senkung der Jagdsteuern gefordert werben. Der Bericht erstatter streifte alsdann die Streckenverhältnisse und be tonte, daß besonders bet der Hasenjagd der Streckenrückgang ausfallend sei. Beim Rehwild der heimischen Fluren Habs sich insofern ein Nachteil herauSgebildet, als das Ge- schlechtSverhältniS zwischen Böcken und Ricken anormal geworden sei. Auch in der Mebhuhnsuche seien die Erfolg« weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Der Fass« nenbestanb habe ebenfalls stark gelitten. Geradezu kata- strophal wirke sich der Ausfall an Wildenten aus. Kanin- chen seien in den meisten Revieren in alter Stärke ange- troffen worden. Im folgenden registrierte der Bericht die verschiedensten Veranstaltungen im Laufe des Berichts jahre». Am Totensonntag wurde auf das Grab des ver storbenen JagdmalerS Prof. Drahtmann, Gelbensande in Mecklenburg, ein Kranz ntedergelegt. Um die Weiter bildung in der Schietzfertigkeit seiner Mitglieder war der Verein auch im verflossenen Geschäftsjahre bemüht. Auch eine Gebrauchshunbeprüfung ist abgehalten worben. Ans der Mitgliederbewcgung ist hervorzuheben, daß der Verein durch daS Ableben seine» Mitgliedes, deS Königs Friedrich August, einen herben Verlust zu verzeichnen hat. Zum Ge denken des hohen Verstorbenen erhoben sich die Versamm lungsteilnehmer von den Plätzen. Der Verein hatte An fang 1932 einen Bestand von 84 Mitgliedern aufzuweisen; Ende de» Jahre» betrug die Mitglieberzahl 78. — Nachdem der Vorsitzende Herrn Rudolph für die vorbildliche Tätig keit gedankt hatte, erstattete der Schatzmeister, Herr Kauf mann Donner, den Kassenbericht. Auf Antrag der Rech- nungSprüfer wurde dem Schatzmeister Entlastung erteilt und ihm anschließend der Dank für äußerst gewissenhafte Erledigung der Kassengeschäfte ausgesprochen. Ein von einigen Mitgliedern eingebrachter Antrag, den Jahres beitrag von 10 auf 5 zu senken, wurde mit erheb licher Stimmenmehrheit avgclehnt, so daß auch im neuen Geschäftsjahre die Mitgliebsbeiträge auf derselben Höhe wie im verflossenen Jahre bestehen bleiben. — Unter „Ver- schiedenes" empfahl der Vorsitzende dringend den Bezug der Jagdzeitschrist „Wild und Hund"; er wies ferner darauf hin, daß wiederum Gisteier zur Krähenvernichtung bestellt werden sollen. Bestellungen nimmt der Vorsitzende ent gegen. Es folgte nunmehr eine rege Aussprache über ver schiedene Fragen aus dem Gebiete des Weidwerkes. Auf klärungen und Bekanntgabe fachmännischer Erfahrungen gestalteten den weiteren Verlauf der Versammlung zu äußerst anregender Unterhaltung. Schließlich wurde noch seitens deS Vorsitzenden auf die gegenwärtig in Berlin im Kaufhaus des Westens stattfindenbe hochinteressante Aus stellung „Der Deutsche Jäger" empfehlend hingewiesen und bekanntgegeben, daß auch in diesem Jahre wieder eine Ge- brauchshnnbeprüfung abgehalten werden soll. Nachdem noch an die Wilb-Wintersiitterung erinnert und dem Vor- sitzenden, Herrn Dr. Meyer, für die erfolgreiche Vereins leitung gedankt worden war, wurde die harmonisch ver laufene Versammlung geschloffen. — Auch mit der dies jährigen Hauptversammlung war wiederum eine Zwangsausstellung erlegter Jagdtrophäen verbunden, die viel Interessantes bot und überhaupt eine sehr lehrreiche Schau darstellte. Es konnten für prämiierte Gehörne insgesamt 17 Medaillen vergeben werden sl goldene, 7 silberne — einschl. 1 Medaille für
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