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Das größte Schiffshebewerk der Welt vor der Vollendung. In der Nähe von Eberswalde, in Niederfinow, geht ein Wunderwerk moderner Technik seiner Vollendnnn ent- gcgcn: das Schiffshebewerk, das die größte Anlage dieser Art in der Welt sein wird. Hier werden in einem mächtigen Fahrstnhltrog, den unser Bild zeigt, die gröss ten J-lnbdanrpser und Kähne um 36 Nieter gehoben werden. Hochwasser in England. Unser Stimmungsbild berichtet von der schweren Hoch- wasscrkatastrvvhe, die gegenwärtig England Heimsucht: die Straßen stehen tief unter Wasser, so daß Kleinwagen nur durch tatkräftige Unterstützung fortkommen. Bild links unten. Lebenswichtige Betriebe werden polizeilich überwacht. Neuartiger Schutz für Polizeibeamte. In Amerika wird gegenwärtig dieser Schild ausprobiert, der Polizeibeamte im Kampf gegen die Verbrecherwelt gegen Gewehr- und sogar Maschinengewehrschüss« schlitzen soll. In der Mitte befindet sich ein kleines Fenster aus kugelsicherem Glas, durch das der Beamte seinen Gegner beobachten kann. Im Zusammenhang mit den außerordentlichen polizei lichen Maßnahmen, die nach dem Reichstagsbrand vom kommissarischen preußischen Innenminister, Göring, an geordnet wurden, sind die lebenswichtigen Betriebe der Neichshauptstadt unter polizeilichen Schutz gestellt wor den. Auf unserer Ausnahme sieht man Polizeiposten vor einer Gasanstalt in Berlin. Bild darunter: Die Bobfahrt in die Ehe. In St. Moritz fand in diesen Tagen eine originelle Hoch zeit eines Bobfahrers statt: das Brautpaar und die Traugäste fuhren mit dem Bob vom Hotel zum Standesamt. i iMÄlmfliNnoEfiellermaaa * Oopvrigbt bv dlartio l cucktvanger, Hülle (Saale) HO Wie viele abgcmagcrte, vergrämte Gesichter waren va unter den Männern und Frauen jeglichen Alters, wieviel Bitterkeit sprach aus ihren Zügen, wieviel dumpfe Ver zweiflung, und wie furchtbar groß mar die Armut! Ein hoffnungsloses Beginnen schien es, hier Helsen zu wollen War ja alles nur ein Tropfen im Mecrl Aber dieser Tropfen, dieser Versuch, Helsen zu wollen, der war der eine Lichtpunkt im Dunkel der Sorge. Man erhielt dort ein paar Mark, die vor Verhungern bewahrten, oder eine Aushilfe, gar eine Stellung zugeteilt. An diese Hilfe und Hoffnung klammerte man sich wie an eine starke, schützende Hand. Hierher kam nun auch Wera Wettern zur vorgeschriebe- ncn Zeit. Aber so furchtbar war ihrem Stolz das ge botene Almosen, daß sie seelisch kraut! davon wurde. Die kleine Stube, deren schmutzige Tapete und ab genützte Möbel sic so ost gestört, wurde mit einer Kammer vertauscht, von deren Wänden der Kalk fiel. Sie sah es nicht mehr. Saß stumpfsinnig auf dem einen Holzstuhl am Fenster, das auf einen Kohlenhof hinausging, oder aus den Bänken im Park, den ein früh und jäh herein brechender Frühling mit Sonnensehnsüchtigen bevölkerte. Zu Häupten, auf den kahlen Aesten, jubelten Finken. Die Vorübergehenden blieben stehen, lächelten hin zu den emsigen kleinen Sängern, die wieder und wieder ihren köstlichen Schlag probten. Das Mädchen hörte ihn nicht. Es war, als habe die Not ihre Lebenskraft erschöpft. „Die sicht aber elend aus", bemerkte ein älterer Mann in schäbiger Foppe zu seinem jungen Nachbar, „grad, als önnte sie umfall... Hoppla, sagte ich's nich?" Wera war plötzlich aeaen ibn. der hinter ihr stanü, ge schwankt. Der Alte griff zu, hilfreiche Hände trugen die Ohnmächtige in einen leeren Büroraum, betteten sie auf die Holzbank an der Wand. „Hier, nehmen Sie meine Jacke als Kissen", sagte der junge Mann, sich hastig seiner Windjacke entledigend. „Haben Sie zufällig Kognak oder Kaffee im Haus?" „Leider nicht" bedauerte der Beamte, der gutmütig mitgeholfen, „aber gerade gegenüber ist eine Gastwirt schaft. Wenn Sie kein Geld haben, will ich..." Doch der junge Mann war schon zur Tür hinaus. Als Wera nach einigen Minuten aus dem tie'en Frieden der Bewußtlosigkeit erwachte, mühsam die Lider hob, auf denen Blei zu lasten schien, fand sie sich auf einer Bank liegend, irgendeine Rolle unter dem Kopf. Fremde neigten sich über sie Eine Frau mit gutem Mutiergesicht nickte ihr zu. „Wieder besser, Fräuleinchcn? Das is schön! Sie haben uns alle 'nen mächtigen Schreck eingcjagt, als sie so umpurzelten." „Hier haben Sie Tasche und Hat..." Der alte Mann, der sie aufgcfangcn, hielt ihr beides entgegen. „Es fehlt nischt", setzte er treuherzig hinzu. Und half dem Mädchen, als er merkte, daß es sich erheben wollte. „Bleiben Sie nur ruhig sitzen, Fräulein", sagte der uniformierte Beamte freundlich, „hier stören Sie nie manden." Mitleidig sah er auf das zarte Geschöpf hin unter, dessen blondes Haar in der Sonne wie eine gold funkelnde Gloriole das blasse Gesicht umgab. Er hatte eine kranke Tochter zu Hause. „Gleich gibt es — ach, da kommt der Herr ja schon!" Wieder ein fremdes Gesicht, aber eine Stimme, die be kannt schien: „Darf ich Sie bitten, diesen Kaffee zu trinken? Er ist stark und heiß und wird Ihnen sicher wohltun." Willenlos trank Wera, lächelte matt. „Ich danke Ihnen sehr." „Hier, noch eine Tafle — bitte! Das Kännchen ist noch halbvoll!" Diese angenehme Stimme hatte sie schon früher gehört. Kluge, klare Auaen sahen sie freundlich an: sebr blau waren sie. Die kannte sie doch! Sie rnnzelte die Brauen, dachte nach — vergeblich. In ihrem Kopf war es leer. Ganz ruhig saß sie da, gegen die Schulter der fremden Frau gelehnt, die ihre Hand tätschelte und ermunternd auf sie einsprach. Wie ein lauer, beruhigender Strom glitten die Worte vorüber, kaum erfaßt, nicht verstanden. Es »rt wohl, hier zu sitzen, die wärmende Nähe eines Men.chen zu spüren. Allmählich aber kehrt-n Kraft und Besinnung zurück. Die Frau begann, Fragen zu stellen. „Wohnen Sie bei Ihren Eltern? Soll ich sie Heimbegleiten? Oder stehe« Sie gar allein? Dann..." „O nein", wehrte Wera hastig, „ich wohne nicht allein, bedarf auch keiner Begl itung — tausend Dank!" Sie richtete sich auf. Ihre Abwehr schien die Frau zu kränken. „Na, da kann ich ja auch gehen, man hat auch noch anderes zu tun", meinte sie kurz und verließ mit schwerem Tritt das Zimmer. So eine Verschlossene, nichts war a«S der herauszubringen. Die hatte wahrscheinlich gute Ur sache, so verschwiegen zu sein! Wera Wettern setzte ihren Hut auf. Der Beamte, der bei ihr geblieben war, trat herzu und half ihr in den Mantel. „Wieviel schulde ich für den Kaffee, bitte?" „Nichts", entgegnete der lächelnd, „den Hal der Herr schon bezahlt, der ihn holte." „Ich nehme von Fremden nichts an", fuhr das Mädchen auf. Ihr eben noch blasses Gesicht glühte. „Das müssen Sie mit ihm selbst abmachen, mein Fräu lein", zuckte der Uniformierte die Achsel. Sehr daukbar schien sie nicht. „Und wem gehört die Jacke hier?" „Demselben Herrn, der sich nach dem Kaffee bemühte", kam die betonte Erwiderung. Wera merkte es nicht. In ihren Zügen zuckte es nervSS. „Da mutz er ja zurückkommen und sie holen. Ich werde eine Mark hierlassen, und Sie werden die Güte haben, dem Herrn das Geld mit vielem Dank für seine gütige» Bemühungen zurückzucrstatten." kFortsebuna folat.)