Volltext Seite (XML)
Weil ich krank war, soll erholen Ich mich an 'nein andern Ort, Und der Arzt hat mir empfohlen: »Ernst, treib etwas Wintersport!" Jetzt bock ich in einem Mste, Abseits von der großen Welt, Augenblicklich schneit es seste. Was uns riesig hier gefällt. Petrus tat uns den Gefallen, Schickte Sck)nee uns über Nacht. Große Freude hat er allen Kindern groß und klein gemackst. Darf ich einmal freundlichst fragen; Hat es auch bei euch geschneit? Dann gestattet mir zu sagen Meinen Rat zur rechten Zeit: Legt mir ans belebten Straßen Keine Rodelbahnen an. Weil man dann gewissermaßen Auf das Kvpfck-en fallen kann. Schmerzlich ist's, wenn ans die Erde Man so hinschlägt. Außerdem Ist für Autos und für Pferde Nicht die Glätte angenehm. Seid mir auch beim Schneebal'werfcn Nicht zu wild, das ist nicht schön Denn — ihr müßt es ein euch lchä f.ni — Es kann leicht ins Auge gehn. Kurz und gut, die Wintersreude Gönn' ich euch, bin Kindersreund. Doch — befolgt mir bitte heute Meinen Rat, der gut gemeint. Es ist möglich, daß, wenn ihr die Zeilen lest, der wunderbare Schnee schon wieder verschwunden ist, da er sich meist nicht lange hält. Ich möchte cs jedoch nicht wünschen, denn gerade unser.' Jugend, die von den Winter- sreudeu schon an und für sich nicht viel mitbekommt, ist da» kurze Vergnügen von Herzen zu gönnen. Etwas Ge sunderes, als sich im Schnee hernmzutollen, zu rodeln und Schneeballschlachten zu veranstalten, gibt es bestimmt nicht. Der Schnee wird wohl auch hoffentlich- die von Grippebazillcu durchschwängerte Lust gereinigt haben, so daß wir hocherfreut bald sagen können: O Grippe, endlich zagst du fort, Warfst lang genug uns nieder, Froh klingt durch unser Abschiedswort Der Wunsch: Kehr bloß nicht wieder! * -Heute haben wir Karneval. Der einzige Tag im Jahre, wo man einmal so recht aus sich herausgehen lann. Wo man seinen Griesgram und seine Sorgen einmal K"ir ein paar Stunden an die Wand hängt und Frohsinn und ausgelassene Laune ins Herz einziehen läßt. Heute bleibt kein Auge trocken. Einmal nur ist Karneval. Heute, wenn die Bellen locken. Geh auch ich einmal zum Ball. War das ganze Jahr zu Hauie (bömm). Aber heut' mach' ich mir Spaß: Also zieht die Stirn nicht krause, ^>eid so gut und gönnt mir das. Heut' bin ich kein Nörgelpitter, Bin ein Junge heut' vom Rhein, Möchte heut' in buntem Flitter Närrisch unter Narren sein. »Och, Mann, Ernst, Kerl, was kannst du ingen! War da» ganze Jahr zu Hause Wenn das ein Mensch hört! Soll ich einmal eine Strophe dazu machen? Paß auf: War fast nie im Jahr zu Hause, Ging tagtäglich aus den Ritt; Und — zog auch die Stirn sie krause, kltie nahm ich mein Frauchen mit!" „Frau, aber bitte — nun erlaube mal, bist du nicht sehr ost mit gewesen? Und wenn ich so täglich als Sonn- tagSplauderer dienstlich einmal hierin und einmal dorthin muß, da kann iick dich doch unmöglich überall mit hin nehmen. Du mußt bedenken, das ist Arbeit, schwere Ar beit, abends so Z bi- 4 -stunden aus Karten Stühlen zu sitzen, zu debattieren und allerlei Wünsche entgegen zunehmen, während du so nett warm im weickvn Heia- bettcken liegst. Sollst mich lieber bedauern, als solche iranischen Bemerkungen zu machen. Also, Frauchen, sei recht friedlich, Sckelten hat hier keinen Sinn. Mann und Mann ist unterschiedlich: Nimm mich eben, wie ich bin!" Wie ist es denn mit euch? Feiert ihr heute auch Karne val? Wenn ich bloß wüßte, als was ich heute abend zum Kostümfest gcticn soll? Meine Frau meinte, als Nachts salter. Wie gehässig! Die schönste Idee hat mir mein Freund Wumba vorweggenommeu. Er geht als „Ehrlicher Steuerzahler", bis aufs Hemd ansgezogen, spielt auf dem leeren Portemonnaie Ziehharmonika und sagt Kuckuck! Kuckuck! ruft aus dem Wald. Lasset uns singen, Tanzen und springen, Pleite, Pleite macken wir bald! * Beinahe hätte ich in der vergangenen Woche das Große Los gewonnen. Es siel aus die Losnummer ,tzü7 !474, ich hatte die Nummer M7,.tz7:i. llm eine Nummer, und euer lieber Ernst Lächerlich wäre heute so'n kleiner Millionär. AlS ich die Nachricht las, hat mir stundenlang kein Essen und Trinken mehr geschmeckt, so sehr hat mich die Sackze aufgeregt. Ueberlegt einmal selbst, statt an Stelle einer Drei nur eine Bier. Welch unerhörtes Glück man da gehabt Hütte! Eine Billa am Rhein hätte mau sich kaufen können >vie Schmitze Villa -oder eine Hühnerfarm Ivie et Zill, man hätte nach Garmisch-Partenkirchen zum Wintersport fahren können oder sogar nach Monte Earlo. Ja, was hätte man nicht alles! So aber muß man, bloß weil an Stelle der Drei die verflixte Vier gezogen wurde, weiter Trübsal schwitzen und schanzen. Aber jetzt bin ich schon wieder be ruhigt, bin so froh wie sonst und denke: Einmal wird das Glück schon kommen, Immer geht es nicht vorbei. Hoffe froh, daß meinen frommen Wünschen cs bald willig sei! An die Unrichtige gekommen sind zwei Ladenräuber, die am vergangenen Mittwoch in einem Essener Lebens mittelgeschäft, kurz vor Ladenschluß einen Raub ver suchten. Mit schwarzen Gesichtsmasken und mit Schuß waffen versehen, traten sie in das Geschäft und forderten die Herausgabe des Geldes. Als dann einer der Räuber den kühnen Griff in die Kasse riskieren wollte, stieß ihn eine Verkäuferin wuchtig zurück, ergriff die auf der Theke stehenden Bonbongläscr und kavaftig flog eins nach dem andern den Räubern an die verdutzten Köpfe. Sie er griffen die Flucht, ohne etwas erreicht zu haben. Dir, mein mutig wackres Stümpchcn, Sei ein dreifach Hoch gebracht, Hast die Sache mit den Klümpchen Wirklich fabelhaft gemacht. Manckwr Mairn um Hilie riese. Wenn man ihm mit Schießen droht. Er, statt kühner Offensive, Wär vor Schrecken schon halbtot. Ja, vor dir muß tief sich schämen Mancher Manu, und jeder muß Tief vor dir den Hut abnehmen Dir gebührt ein Ehrenkuß. Genau am selben Tage brachen zwei Burschen in rin Butter- und Eiergcschäst in Köln ein. Ein Hausbewohner wurde zufällig auf die Diebe aufmerksam und überraschte sie. Kurz entschlossen nahmen diese einen Korb Eier und stülpten sic dem Hausbewohner über den Kopf, nm so eine Vcrsolgnng zu verhindern. Der arme Teufel muß schreck lich ausgesehcn haben, als man auf sein Hilfcgeschrei her- bcieilte und er als lebendiger Eierkuchen vor ihnen stand. Es war ein Bildchen für die Gött-er, AlS diesem lieben, braven Mann Das Eiweiß und das Gelb der Dölter Entlang Gesicht und Anzug ralin. Wie nervös und ängstlich die Leute durch die iaglicy-en Uebersälle schon geworden sind, ersieht mau aus einem Vorkommnis, das sich ebenso in Köln ereignete. Am der dortigen Stationskasse rief ein Zugführer aus lllk: „Hände koch! Geld heraus!", indem er gleichzeitig mit umgekehr er Tabakspfeife eine Pistole markierend, den Kapierer be drohte. Darob größte Aufregung in der Statiouskasse. Man alarmierte das Ucberfallkommando, wobei sich heraus stellte, daß der Zugführer sich nur einen Scherz erlaubt hatte. Dieser Scherz brachte ihm eine Anzeige wegen groben Unfugs ein, außerdem wurde er strafversetzt. Nicht wahr, das sind doch keine Sachen, Solch einen schlechten Scherz zu machen. Denn jeder weiß es, eS sind heute So fürchterlich nervös die Leute, Daß bang sie schon die Flucht ergreifen Bor umgekehrten Tabakspsetfen. Ich mein, im Dienste so zu spaßen, Das soll ein Rejchsbeamter lassem * Einen eigenartigen Streik -erlebten die Pariser twr einigen Tagen. Es war der Streik der Pariser Kauflenle, die ans Protest gegen neue Stenern am Nachmittage die Läden schlossen. Man kann froh sein, daß unsere Geschäftsleute nicht schon auf den Gedanken verfallen sind, wegen ihrer Steuern ans solche Weise zu protestieren. Im Vergleich mit den Pariser Geschäftsleuten, die ihre Läden nur an einem Nachmittag geschlossen hielten, dürften, was Steuern aube- langt, unsere Geschäftsleute, wollten sie auf diese Böeile streiken, ihre Läden überhaupt nicht mehr ansmachen. Jeder hat, den Steuern plagen Einen Wunsch nur, einen frommen: Einmal nach solch' miesen Tagen Werden auch mal bess're komme«! Das wünscht Euch Euer Ernst Lächerlich. kaufen? Keine kange, ^ärcfls kält neck mal sa lange, uncl clar ^asclisn ist 50 lsiclit, >vsnn mit singev/siclit. M» Ols gcosss rckmutrlSssnck» V/iclcvng cksr tzh>kdlh>5 bsrukt ovk rsiosm I Lsbolt an lck. s Vsrckovvngsrästsl. Oisss ko-zans bobsn ckis I kigsnscbok, cksn Lcbmutr gisickircim 20 vsrckavsn, kännon alrsr ikrvr gcmrsn dlotor nach niemals ckis ^/öschssassr ongcscksn. tzh>kdfh>8 ist in einschlägigen Lsschäftsn schädlich in Oasen ru 20 vnck 4? kpk. Inter essante Oruchschriitsn über ckar einfache vnck billige 8IMdtzck5-^/osch- '"1 verfahren kostenlos ckvrck ckis/zULUS! ^.6., SreÄM klrelsMe. Klassische Namen — Künstlcrjubel «nb -trubel Tiere im Schnee. Es iü nicht ganz einfach, als moderner Mittelenrvpäcr iür die klassische Kunst im allgemeinen und das Altgriechische im besonderen zu schwärmen. Aber er tat cs und ging in seiner Schwärmerei so weit, sein erstgeborenes Töchterchen mit dem goldroten Flaum um das runde Köpfchen mit seinem Ltcbliugsnameu Berenikc, die Siegreiche, zu be nennen. Gewiß ein schöner Name! Er sprach ihn mit einem genießerischen Ausdruck nm de» Mund, und seine Gattin, weniger bei den alten Griechen daheim, gewöhnte 'ich auch an den fremden Klang. Aber, 0 weh! Nicht so die Herren, die im lieben Dresden mehr ans die Anmeldung einer Margarete, Annemarie, Angüße oder Elisabeth geeicht sind. Schon ans dein Standesamt gab es „ein großes Schlit teln des Kopfes". „Be -Be—Be , wie war doch der närr'sche Name?" Und da schon das zarteste Wesen in unse rer Zeit gehörig in Papier gewickelt wird, gab eS anch an anderer Stelle, als der Griechenvater wegen einer Erkran kung der Kleinen sich einen Schein ausstellen ließ, eine er götzliche Zwischenszcnc. „Wie heißt das Mädchen?" — .Berenikc". — „Be Be-Be ?" Mit erhöhter Stimme: „Be—re—ni—ke". — Der Mann springt auf, flüstert einem eifrig schreibenden Kollegen zu: „Haben Sie cs gehört? Ob's einen solchen Namen gibt?" — „Nu ja, wird schon möglich sein." Kopfschüttelnd kommt der Mann zurück. „Bitte, buchstabieren Sie!" Der Vater tut es mit geduldiger Nachsicht, erhält das gewünschte Papier mit der Mahnung, den Behörden doch nicht solche Rätsel auszugeben. Und was stand auf dem Zettel? „Bergunicke!" Ja, die Griechen — die Griechen! Ob der Bater dem goldlockigen Töchterchen mit dem klassischen Namen etwas Gutes ans den Lebensweg gegeben hat? Wie wird cs in der Schule sein, wenn die lieben Dresdner Mädels und Buben, die keine Ahnung von der Berdeutschnng des Namens haben, ihre Neckereien mit der kleinen Berenikc treibe» werden? Wie im späteren Leben, falls sie nicht wirklich einmal eine „Siegreiche" wird? Drum ist'S wohl besser, bei einem schlicht deutschen Namen zu bleibe», wenn man in Deutschland lebt. Die Grieche»! Sie haben einst dem feuchtfröhlichen Wcinaott Dionysos geopfert — die Griechen. Unsere Dresdner Künstlerschaft ist ebenso ans gutem Weg. Diony sische Ktinstlerfeste sind an der Tagesordnung. Zuerst wurde „gegaukelt", setzt wird „geschaukelt". Am Rosenmontag wird daS „Tchanklcrfest" der „Bereinigung schassender Künstler" steigen. Das Fest dient der Winterhilfe der Bereinigung, welche die Künstler recht gut brauchen können, dieweil in der Kunststadt Dresden die Mäzene änßerst selten geworden sind. Noch ein Wort für die Tiere! Tierschutz ist unsere heilige Pflicht, wenn auch nicht alle so gehegt und gepflegt werden können wie Herr Buschi nebst Verwandten im Zoo. Der Winter ist ihnen nicht besonders günstig, besonders den Exoten unter ihnen. Die Bären in ihrem dicken Fell schei nen wenig von der Kälte zu spüren, sie patschen ins Wasser als stände Badesaison im Kalender. Anders die Nesns ässchcn in ihrem setzt wenig gemütlichen „Paradies". Wie schmiegen sich die kleinen Ncngcborenen an die Brust ihrer Mütter! Und diese schauen hilfsbedürftig zu den Menschen ans. Der Tiger geht mit stolzer Verachtung in seinem sicheren Gang spaziere», als märe er von HauS aus an Schnee »nd Eis gewöhnt. Interessiert ihn vielleicht das muntere Liebesspiel der beiden Seelömen unten lm Teiche Zärtlich umarmen sie einander mit ihren großen Flonen und springen, daß daS Wasser in strudelnde Bewegung gerät. Viel Bemerkenswertes bietet unser Zoo auch in, Winter. Not merkt man den Tieren glücklicherweise nicht an. Ob sie nicht in mancher Beziehung besser daran sind als ihre zweibeinigen Freunde? Regina Berthold.