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8 !). ritt diesem ParMraptz ist zum Ausdruck ge bracht worden, -ab die Aufsicht, welche bis dahin die Justizämter üser die Polizeioerwaltungen der Patrt- monialgerichtc im Amtsbezirk innegehabt hatten, mit Erlast dieser General-Instruktion in Wegfall kamen. Dazu verweise ich aus meinen Beitrag „Die tleber- nieisung der Gerichtsbarkeit über Ort und Flnr Gröim vom ehem. Landgericht Oschatz an das Gericht tu Riesa", im all gemeinen und im besonderen dazu Fußnote 3 tentbalte» in .Unsere Heimat", 1. Iahrg. 1928, Beil. Nr. 8», sowie auf meinen anderen Beitrag „Die Errichtung eines staatliche», königlichen Gerichtsamtes in Riesa 185Ü" (enthalten iu ..liniere Heimat" 5. Fahrg. 1832, Beil. Nr, 50—52). 8 10. Wirkungskreis iu Steuer- und Militür- sachett. — Die Lösung dieses Aufgabenkreises sah die Staatsregiernng Sachsens damals selbst noch nicht ganz klar voraus; einsttveilcn verfügte sie aber, daß die Kreishauptleute bei den hierhergehörigeu Kreis- deputativuen solange den Vorsitz zu führen hatten, bis über deren Beibehaltung oder Auflösung eine be stimmte Entschließung der Regierung gefaßt ward. Im weiteren erging in diesem Paragraphen an die Kreishauptleute die Kenntnis, daß das damals am Leben befindliche sächsische Oberstener-Kollegtum sich ihrer anftragsiveise bedienen konnte, und daß ihnen oblag, in alten zu ihrer Kenntnis gelangenden Fällen, welche de» Staats-Steuer-Interessen von Nachteil 'der von Borteil sein konnten, eine Anzeige au dieses vnübervolle Kollegium zu erstatten. ß 11. Unterordnung der Amtshauptleut« unter >ie Kreishauptleute. — Dieser Paragraph gab klare In Weisung darüber, -aß in allen den bisher benann ten ordentlichen (ÄeschäftSzweigen -es Kreishaupt- .nanns demselben gegenüber die Amtshauptleute sei nes Kreisbezirks als untergeordnet zu betrachten waren (und auch heute noch sind). 8 12. Befolgung der kreiShauptmannschastlichen Anordnungen seitens der Obrigkeiten. — Ueberflüssig, näher darauf einzngehen, daß eS den untergeordneten Obrigkeiten (Acmtern, damals noch dazu gehörig ge wesenen niederen Gerichten, usw.) zizr Pflicht gemacht war-, den Bestimmungen der Kreishauptleute willige Folge zu leisten. Auch »varen sämtliche Ctvil- und Militärbehörden angewiesen, den Kreishauptleuten auf deren Berlangen den erforderlichen Beistand zu leisten. 8 13. Untersagung von Gebührellberechnung. — Die Kreishauptleute waren niemals und in keinem J-alle berechtigt, Sportel», Gebühren oder Ver gütungen gleichgültig welcher Art zu verlangen, oder, unter irgendwelchem Borivand angeboten, anzu nehmen,- dasselbe galt auch für die Untergebenen der Kreishauptleute tt»einerkcnSwerter Gegensatz zur Ge- richtSverwaltungs. 8 1-l. Aufhebung der Gendarmerie-Direktoren. — Ehe diese General-Instruktion ins Leben gerufen ward gab es zu den hier unter 88 6 und 8 ungezogenen Gegenständen Verwalter in Person der Gendarmerie- Direktoren; da aber mit der neuen Instruktion die Befugnisse -er Kreishauptleute auch auf dieses Ver- waltungsgebiet erweitert wurden, so wurden die Funktionen der G.-D.'en aufgehoben, wie auch die Justizbeamten mit der Instruktiv» vou -en bisher in landespolizeilichen Sachen gehabten Aufträgen befreit wurden; es erging deshalb in diesem letzten Para graphen der Instruktion die Verfügung an diese G.-D.'en, ihre Akten und Geschäfte unverzüglich an die Kreishauptlente abzugeben. Urkundlich ward diese eben kurz besprochene General-Instruktion, welche die Kreishauptleute in alle» Stücke» genau und pflichtgemäß zu befolgen hätten, unter Aufdruck des Königlich-Sächsischen Ge heimen Finanz-Kollegiums größeren Jnstegels auS-° gefertigt. Auch dieses erste verwaltungstechnische Instru ment seiner Art für unsre Heimat wir- vor allem de» Heimatfreunden aus Beamtenkreisen eine ganze Menge interessanter Merkmale bieten, die im Nahmen von VerwaltungSaltertttmcrn auf heimatgeschtchti lichem Gebiete ihren guten Zweck und Sinn haben. WWSMikS W der Arniruilie im ölaöMl. Auszug ans dem Bericht der Kommission zur Erhaltung der Kuustdenkmäler in Sachse» (1903 05), Im Juni 1903 zeigte der Stadtrat zu Riesa an, -aß der im Riesaer Stabtparke stehende alte Wasser» türm seiner Baufälligkeit wegen uiedergelegt werden sollte. Die oben genannte Kommission beauftragte ihren Vertrauensmann Bürgermeister Dr. Lehmann in Döbeln mit Besichtigung. Auf den erstatteten Be richt zog sie noch von ihrem Mitgliede Geh. Hofrat Dr. Gurlitt ein Gutachten herbei, woraus folgendes hervorzuheben ist: Der Turm ist ein starker, trotz mancher Risse noch durchaus haltbarer Teil der B e f e st i g u n g d e s alten Klosters, einer jener Wassertürme (Dansker), wie sie sich an den Burgen und Städten des alten Ordensgebietes nicht selten finden. Man sieht noch das, freilich stark beschädigte, Zugangstor, durch das inan vom Kloster über eine Brücke hinweg in den Turm gelangte, sowie Reste deS alten Wasserwerkes, durch das das Wasser der vorbet fließenden Jahna dem Kloster zugeführt wurde. Der Turm liegt im städtischen Park au der Jahna, »eben ihm auf der Höhe liegt das frühere Kloster. Die Lage ist, wie der Ban einer monumentalen Freitreppe nach dem Iahnatal beweist, von einem, der Stadt sehr wohl bewußten und von ihr gepflegten, hohen malerischen Reiz. Der Turm spielt iu diesem romantischen Land schaftsbild eine entscheidende Rolle. In anderen Parkanlagen sind für große Kosten künstliche Ruinen errichtet worden, hier sind echte vorhanden, die man sich für schweres Geld nicht zu schaffen vermag. DaS ehemalige herrschaftliche Wohngebäude in Riesa lalteS Kloster) ist jetzt zn einem Rathause und einer Brauerei (1903—05) umgestaltet. Bei genauer Be sichtigung ergab sich, daß das Brauereigebäude und der Schirppen noch in ihren Formen leidlich klar er kennbare Baureste des Mittelalters sind. Deutlich er kennbar ist der festungSartige Charakter der Außen mauer, wenngleich Schießscharten und Fenster teil weise vermanert sind. Der westliche Flügel ist noch durch herrliche gotische Gewölbe ausgezeichnet. — Wie die Kommission schon wiederholt darauf hingewiesen hatte, daß die Erhaltung der wenigen noch vorhan denen Reste der Stadtbefestiguugen von hoher Bedeu tung seien, auch vielfach der Abbruch alter Türme durch sie verhindert werde» konnte, so verwendete sich die Kommission auch in diesem Falte für Erhaltung unsrer Riesaer Turmruine im Stadtpark. Der Stadt rat beschloß demzusvlge, bis ans weiteres an dem Turm nichts zu ändern. Dieser Beschluß sollte, au- ganz nahe liegenden Gründen, mindestens dauernde Wirkung haben und niemals nmgestoßen werden. I. Th., R. Druck und Verlag von Langer u. Winterlich, Riesa. — Für die Redaltivn verantwortlich: Heinrich tthieman«, Riesa. Mütter zur Mege der Heimatliche, der Heimatforschung und des Heimatschutz«. IrschtüU 1« pvangtossr h»Iz, ,2 veila«« ,um Riesaer lagedlatt unter Mitmtellm, de» vereint Heimatemiseu» in Ries». »U v-e»-»«««,», »«»»»». Rr. 1« Riesa, 25. Februar 1933 6. Jahrgang V - m ' --- ' Riesa vor 75 ««- 59 Jahre«. 1858: Ries« »trb Garnison. - Tas Glbeblatt wirb Amtsblatt. - Das Ende der „Bier- pseantgftitcke". — Einführung der Eichämter. — Die sächsische Ratiovaltracht. — Ein führung der Sonntagsfahrkarte. — Einstnr; des Stanchaer Kirchturms. — 1883: Krieger- verein „König Albert". — Das Mylauer Unglück. — Die Lutherfeier. — Das Schulfest. Non HanS Strebelow, Nürnberg. Schluß. Kllabeu-Erziehungsanstalt Annaburg ein großes Konzert beim Wirt Schumann. Doch auch die Abonnementkouzert« des Oschatzer Stadtmusikcorps im Röderaner Waldschlößchen erfreuten sich großer In der Umgebung vou Stauchitz hatte sich vor 80 Jahren eine Diebesbande des öfteren bemerk bar gemacht, die Ende Mai auch der Firma ltzebrüder Pfund in Stauchitz einen Besuch abgestattet und dort unter den Lebensmitteln tüchtig aufgeräumt hatte (Schinken, Pökelfleisch und Wein). Am 10. November beging der Schulvorstand Stauchitz eine- Lut hel fe ier anläßlich Luthers 400. Geburtstag durch einen Festakt. Kammerherr v. Zehnten hatte zu diesem Tage zwei Oeldruckbilder: Luther und Melanchthon der Schule gestiftet. Ein stattlicher Festzug bewegte sich am Sonntag vom Gasthof zur alten Post aus zur Pflanzung einer von Herrn v. Zehmen geschenkten Lutherlinde, die auf einem festlich bekränzten Wagen im Zug mitgeführt wurde. Der Zug nahm seinen Weg dnrch die Bahnhofstraße zum Schloßhof, um hier den Stifter der Linde in die Mitte zu nehmen. Die Pflanzung der Linde besorgte der Gemeinderat, die Weihe der Ortslehrer Schleinitz. Kurz vor Weih nachten trafen auch König Albert und Prinz Georg zur Jagd mit Sonderzug in Stauchitz ein, wo sie vou Kammerherrn v. Zehmen und Rittmeister v. d. Decken aus Hof begrüßt wurden. Man begab sich nach dem Jagdrevier Raitzen in Geschirren, voran ritt Amtmann Patzschke auf Hof. Die Jagd war sehr ertragreich: 224 Fasanenhähne und 12 Kaniuckien. In Rödera u ertrank vor 50 Jahren im Januar beim Schlittschuhlaufen der Weichenwärter Liebisch im Gohliser Loch. Auf der ausgetretenen Elbe brach der 8jährige Willy Gläser des Postschaffners Glä ser zn gleicher Zeit ein; er konnte noch rechtzeitig ge rettet werden und lebt hoffentlich heilte noch. Der frühere Bahnhofswtrt C. Schmidt vou Röderau, der 1883 in Wittenberg war, wurde hier zum Hofliefe ranten ernannt. Im Bahnhofsrestaurant Röderau gab am 17. Irini die 70 Mann starke Kapelle der Beliebtheit. In Nünchritz übernahm -er Bäcker Louis Hoffmann am 1. Februar 1883 die Bäckerei von Peschke. Dem Postboten Karl Möbius in Glau- bitz und -em Steinbrecher Karl K ühne in Nünchritz wurde für Errettung des lljähr. Hermann Sten dte aus Nünchritz vom Tode des Erstickens durch die Re gierung eine Belohnung von 3 Mark verliehen. Die Konzerte des Großenhainer Itadtorchesters im Starkeschen Gasthof in Nünchritz erfreuten sich großen Zuspruchs. In Nünchritz eröffnete im Oktober der Schnittwarenhändler Robert Grundmanu noch ein Kleidermagazin und versorgte die Nünchritzer Herren mit billigen und modernen Anzügen und Mänteln. In Glanbitz erschoß aus Unvorsichtigkeit der 17jähvige Pslegesohn des Maschinenbauers Bött cher in dessen Abwesenheit mit dem Jagdgewehr sein 4jähriges Schwesterchen. Am 19. Dezember 1883 feierte der Pastor Schmalz in Glanbitz sein 25jähriges AmtSjubiläum. Dieser Jubeltag war für Glaubiy ein Festtag, an dem die ganz« Gemeinde Anteil nahm. Nach Glückwünschen wurde dem Jubilar ein kostbares Bibelwerk und Diplom überreicht, am Abend versam melten sich die Ktrchgemcindemitglie-er von Glaubttz, Sageritz, Radewitz, Langenbcrg, Nünchritz und Zschat ten und zogen mit den Schulkindern in festlichem Zug mit zwei Musikcorps in den Pfarrhof zur Be glückwünschung und Ehrung des Seelsorgers von Glanbitz ein. Am 12. Januar konnte das Ehepaar Hirsch iu Zschaiten das 60jährige Ehejubiläum begehen. Auch König Albert war unter den Gratulanten und