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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 25.02.1933
- Erscheinungsdatum
- 1933-02-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-193302252
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19330225
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19330225
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1933
-
Monat
1933-02
- Tag 1933-02-25
-
Monat
1933-02
-
Jahr
1933
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 25.02.1933
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Reine Mim! Von O. Polster, Dresden. Die geistigen Strömungen unserer Zeit hätten niemals einen chaotischen Charakter angenommen, wären sie nicht vielfach aus dunklen Quellen genährt worden, die an Ver unreinigung und unlauterer MaulwurfSarbeit' ein beson deres Interesse hatten. ES liegt in der Charakteristik deut schen Wesens, bei allem edlen Streben eine Bielhürigkeit zu entwickeln, die sich schon oft zum Schaden des deutschen Schicksals auswirkte. Ein deutscher Fichte war armer Hüte- jungc und später Flammenwerfer deutscher Vaterlandsliebe. Ein frommer Gellert war das neunte Kind seiner Eltern und reine Flammen leuchteten noch als Mann aus seinen Augen, wenn es ihm galt, daS Wort zu befestigen: Einer und Gott, daS ist stets die Majorität! Der Streit darüber, was Geist eigentlich sei, befindet sich längst im metaphysi schen Fahrwasser. Die frühere Behauptung, daß der im Menschen auslcnchtcndc Geist mit Phosphor zu vergleichen sei, widerlegte ein Hirnphysiologe mit dem sarkastischen Hin weis, daß eine Schachtel Streichhölzer dann klüger wäre als ein ganzes Prosessorenkollegium. Kausalität hin, Kausalität her, ist sie am Ende nicht doch geistiger Art? In unserem gesamten modernen Produktionsprozeß haben wir des Men schen vergessen, der die Maschine besitzt und sich ihrer be dient, aber nicht umgekehrt. Ist die irdische Wirklichkeit bart, so bedeuten doch Kämpfen und Ringen das Wieder finden der menschlichen Eigengcsetzlichkeit und ein neues Zusammenklingen betrieblicher Bedingtheiten mit der Gei- stesnatur des Menschen.' In dem Streben, daß bei aller notwendigen Rentabilität Dienen über Verdienen gehe, zeigt sich immer wieder die reine Denkungsart edlen Men schentums. Die Botschaft, das? cs im Grunde genommen gar keine widerstreitenden Interessen zwischen den einzelnen Wirtschaftsgruppcn und ErwcrbSzweigen, zwischen Arbeit geber und Arbeitnehmer, zwischen Bürger und Beamten, zwischen Kapital und ZinS gebe, ist doch im Grunde richtig. In einem nationalen Staate, soll dieser nicht Spiclball fremder Völker sein, hängt einer von dem anderen ab. Schwache Glieder in ein und derselben Kette gefährden ihren Gesamtbestand. Darum ist sozial sein, gerecht am Ganzen handeln, und zwar je nach Konjunktur und Kapi talsvorrat. Die Träger privatwirtschaftlicher Initiative und Energien sind ebenfalls zn vergleichen mit den Män nern der Forschung auf dem Gebiete praktischer Wissen schaften. Ein mechanisches Nivellieren menschlicher Tatkraft aber hemmt den Fortschritt. Prof. Dr.-Ing. Heidebrock be kundet: „Hat die Technik wirklich so große Menschenmengen für immer freigeseht, ohne Aussicht auf Eingliederung in den Arbeitsprozeß auf absehbare Zeit? In Deutschland stehen heute rund 82 Millionen Er werbstätigen etwa 6ll Millionen PS. an Energie zur Seite, also kommen, die Leistung des Menschen mit N,i PS. berech net, rund 2N „Maschinenarbeiter" aus eine menschliche Ar beitskraft. Wollte man den Mechanisierungsprozeß der letz ten dreißig Jahre zuriickschrauben, so müßten wir, um die selben Güterwerte wie heute mit den Methoden von IWll zu erzeugen, mindestens »0 bis 8N Millionen Erwerbstätige anstellen, aber natürlich auch ernähren und unterbringen." Der beste Weg der Erziehung zur eigenen Verantwortung und auch der beste Weg zur inneren Befriedung liegt in der freien Vereinbarung der Arbettsparteten. Bei all diesen Erwägungen kommt eS darauf an, die wirtschaftliche Besserstellung eines ganzen Volkes nicht mit kleinlichen oder wohl gar hetzerischen, demagogischen Spitz findigkeiten, wohl aber mit reinem Herzen zu betreiben. Die Flammen ehrlichen Wollens dürfen niemals rauch schwärzende Tendenz zeigen. Das Materielle und Mecha nische sollte vom Geiste und vom Leben abhängig bleiben. Sehr richtig sagt Eugen Diesel in den Monatsheften „Volk und Reich", daß wahre Männlichkeit nichts anderes ist als die Begabung, die doppelte Wirklichkeit durch den Charakter »usammenzuschmclzen. Ein mechanistisch denkender Wirt- schaftSführer oder Politiker ist ebensogut eine Entartungs erscheinung wie ein ekstatischer Säulcnheiliger. UnS umweht heute eine sterile, muffige Atmosphäre, an der nur volksfeindliche Menschen und utopistische Zielver fechter moSkowitischer Art ein Interesse haben können. Auch ein ganzer Volkskörper braucht seinen Stoffwechsel. Dieser ist aber eine Angelegenheit geistig gesunder Volksärzte, in deren Augen reine Flammen leuchten. Nur mechanischer Kapitalismus und öder Kommunismus machen den deut schen Volkskörper krank. Jedes materielle LebenScrforder- niS muß mit lebendigem Inhalt erfüllt werben. Der Geist muß das Kapital als Wirtschaftsfaktor erfüllen. Man beachte auch bas falsche Etikett an unserer soge nannten Kultur. Politische Grammophone und Platten werden nie ein Mertgefühl hcrvorzaubern. Der Mann der Tat und deS Beispiels wirkt allein erfolgreich. Für Schmutz und Schund fingen uns bereits an die Begriffe zu schwin den. Darum wieder reine Flammen in deutschen Herzen. Waren doch allerorten dunkle Existenzen am Werke, unseren gesunden Menschenverstand unter den Eispunkt zu drücken und unsere Atmungsluft bei 1N2 Grab minus erstarren zu lassen. „Kältetauchen" galt auch in unserer Kultur bereits als Rekord. Man nennt daS Abgestumpftheit jeglichen edlen Geisteslebens und Sauberkeitsgefühls. Der tschechische Ministerpräsident Masaryk schreibt in seinem Werk „Die tschechische Frage": „Trotz allem Enthusiasmus für die Russen und alle Slawen und trotz allen Widerstreits gegen die Deutschen, bleiben die Deutschen dennoch unsere tatsächlichen Lehrer." Möchte uns diese Anerkennung zu einem neuen Treu- bekenntnts zu unserem Vaterlands und Volkstum an spornen. Arbeit für alle wird nicht durch gelegentliche Be- ichaffungSmtxturen emporwachsen, sondern nur organisch durch Ruhe, Einigkeit und Vertrauen im wohlverstandenen Sinne nach Väterweise. Die Natur hat im Bauen einen leichten Schritt, die Zerstörungen geben sich in Explosionen und Verheerungen kund. Der bekannte Nationalökonom Geh. Rat Roscher betont in seinen Schriften: „Keine wirt schaftliche Besserung ohne moralische Gesundung und keine moralische Gesundung ohne Religion". Wachsende Achtung nach außen stärkt unser ArbeitS- und Absatzgebiet unter den anderen Völkern. Nietzsche hat im Zarathustra gesagt: „Man muß Chaos in sich haben, um einen Stern zu ge bären". Deutschland hatte viel Chaos in sich, jetzt gebt die Bahn den Sternen frei. Hatten wir an Kriegsersatz genug, jetzt aber fort mit dem vielen Jntclltgenzersah. Wir wollen freie, selbständige Lebensgrundlagen fern jeder Planwirt schaft und Sozialisierung. Verlassen wir als Deutsche doch endlich unser altes Erbübel des allzu leichten Stolperns über Zwirnsfäden, gelegt von Hetzern und Verleumdern, verfolgen wir erst einmal das große Ziel deutscher Eint- gung, und das mit reinen Herzen, reinen Händen, mit lodernden reinen Geistesflammen! „MUloerMWmllvttMll!" Eine kurios« Wanderung dnrch beutsche Gaue. vdz. Mancher Ort in Deutschlands Gauen kann sich rühmen, als „Mittelpunkt der Welt" zu gelten. DieS ist z. B. seit Jahrhunderten der Fall mit der sächsischen Stadt Pausa nordwestlich Plauen im Vogtland. Und man mutz es ihren Einwohnern lassen: sie haben auf die alte, ehren volle Ucberlieferung recht humorvoll eiuzugehen verstanden, haben eine regelrechte „Erdachse" geschaffen, die noch heule im Ratskeller der Rathauses bewundert werden kann. Drei« Erdachse befindet sich unter dem Billardtisch und ist ein senkrecht stehender, eiserner Stift, der im Boden verborgen und mit einem eisernen Deckel geschützt ist. Früher pflegte man die Achse oft mit Bier zu ölen im Interesse der Weiterbcwegung unserer Erde . . ., nach dem sich aber in trüberen Tagen herausgestellt hat, daß die mütterlich alte Dame auch ohne diese Maßnahme treulich ihre Pflicht er füllt, ölt man mit dem kostbaren Natz lieber die eigene Kehle. Wie Pausa zu dem Rus gekommen ist, der „Mittel punkt der Welt" zu sein, kann nur noch vermutet werden. Man nimmt an, daß es in den Kämpfen zwisck>en Deutschen und Sorben eine gewisse Bedeutung gehabt hat, vielleicht als ein wichtiger Punkt ans der Grenzlinie zwischen zwei feindlichen Welten empfunden wurde. An den Stellen, die von der Volksüberlieserung als „Mittelpunkt der Welt" bezeichnet werden, liegt mitunter ein Stein als Kennzeichen. Hierher gehört der Stein von Enzingen bei Allstedt in Thüringen. In diesen Block fand man einige Nägel eingetricben. Der Sage nach soll das einst durch einen Schmied geschehen sein, der dabei gerufen hat: „So wahr ich diese Nägel in einen Kiesel schlage, so wahr ist Einzingen der Mittelpunkt der Erde." In der Altmarkt erwarb sich das Dorf Poppan südwestlich von Salzwedel den Rus, als Mittelpunkt gelten zu dürfen mit einem Stein, der dies gleichsam bestätigt. In einem Sagen buch heißt es darüber: „Dieser Stein liegt hier seit Taufen den von Jahren und unter ihm liegt noch die Kette, mit der damals die Welt ansgemessen worden ist." Von der Kette soll man einmal sogar ein L>tück gefunden haben. Andere Mittelpunkte der Welt in Deutschland sind Neuen« kircheu im Braunschweigischen, Tulendors im Mecklen burgischen und Wetterfelds in der Niederlausitz. In Pom mern streiten sich um diese Ehre mehrere Dörfer bei S'ar- gard. Nicht vergessen werden darf auch das schlesische Städt chen Stroppen an der Strecke Breslau—Lista, wo man an geblich das Butterfaß als Sonnenuhr benutzt. Man stellt es, wie der Volkswitz erzählt, morgens auf den Marktplatz, und wenn die Sonne so hoch steigt, daß sie gerade durch das Loch im Deckel hindilrchscheint, so ist cs Mittag. Uebrigens spielt die Frage nach dem Mittelpunkt der Welt auch eine große Rolle in der Schwankliteratur der Völker. Tie wird gestellt in den sog. Rätselwettkämpseu und meist kühn beantwortet mit der Behauptung: „Hier liegt er!" — „Beweise es," lautet der Befehl. In den Zeiten, da man die Erde noch als Scheibe anffaßte, er folgte die scherzhafte Entgegnung: „Nimm Seile und miß nach!" Als man aber von der Kugelgestalt der Erde aus ging, hieß es: „Nimm ein Scheit und grabe nach!" Und mit Recht! Denn von jedem Punkt dec Erdober fläche ans gelangt man zum Mittelpunkt unseres Planeten. -i, Au berisbsn äuroh äis LsssI»is«-Gss«ksft5rksIIs Kiers, aovikvMrak« SS. äsr berühmten Verkas8erm, Zer alle krauenkerren Leküren! bV/V °'MWWSS> k, KE» Vermischtes. Lo'Stunden lang lebendig begraben. DaS etwas zweifelhafte Vergnügen, in einein 1V Meter tiefen Brunnensckiacht zwischen Wasser und Erdmassen 20 Stunden lang lebendig begraben zu sein, erlebte kürzlich ein würt- tembergischer Landwirt. Der Landwirt und einige andere Leute arbeiteten an der Ausschachtung dieses Brunnens, der plötzlich in sich zusammeustnrzte. Während sich die zwei anderen Beteiligten in Sicherheit bringen konnten, wurde der 67 jährige Landwirt von den zusammenstürzen den Gesteins- und Erdmassen eingeschlossen. In dieser Stellung mußte er nun nicht weniger als 20 Stunden ansharren. Die eingestürzten Erdmassen lagen über dem lebendig Begrabenen etwa 10 Meter hoch: durch di« in den Schacht gehende Leiter und einige Rohre blieben nur win zige Luftlöcher bestehen. Fieberhaft wurde an der Ret tung gearbeitet. Nach etwa 10 Stunden hörte man die ersten Lebenszeichen des Eingeschlossenen, doch noch ein mal dieselbe Zeit mußte man graben, um an die Stelle zu kommen, an der such «der Verunglückte befand. — Wenn er auch nur unerheblichen äußeren Schaden davongetragen hat, so haben der ausgestandene Schrecken und die drohende Todesgefahr doch sicherlich nicht gesundheitlich vorteilhaft auf den alten Mann gewirkt. Die Pfeife im Munde explodiert. Die Wie derholung eines bekannten Mar und Moritz-StreicheS mußte dieser Tage ein westfälischer Bauer an seinem eigenen Leibe erfahren. Den ganzen Tag hatte er schwer gearbeitet und das Tabak-Pfeifchen, das er am Abend an steckte, war mehr als wohlverdient. Nach einigen Zügen explodierte die Pfeise plötzlich, nur die Spitze der Pfeife blieb ihm im Munde stecken. Schließlich wurde festgestellt, daß die Ursache der Explosion darin bestand, daß eine 6-Millimeter-Patrone in den Pfeifenkops geraten war. Glücklicherweise kam der Mann mit dem -schrecken da on. Wie diese Patrone in die Pfeife geraten ist, ob cs sich um ein Versehen« um «inen Bubenstreich oder gar um einen politischen Racheakt handelt, ist bisher noch nicht sestgestellt worden. Zehn Reichsmark für alte Inflation»- N vten. Einer neuen Art von Betrügerei ist der Staats anwalt im süddeutschen Landau auf die Spur gekommen. Aus alle mögliche Weise wurde bekanntgegeben, daß für Sammelzwecke Inflationsgeld angekauft werde. Als Preis wurden 10 Reichsmark für das einzelne Stück genannt. Die Feststellungen ergaben, daß der Interessant zunächst einen Geldbetrag einsenden mußte, für den er eine Bro schüre erhielt, in der die Art der gewünschten ik-oten näher bezeichnet wurde. Die Hercingcfallenen bekämen aber weder die Broschüre noch die versprochenen 10 Mark, sondern waren wieder einmal um eine Mark beschwindelt worden. Kraftwagen rast in Menschenmenge. Als am Freitag abend die SA.-Kavelle einem Kameraden ein Ständchen darbrachte, führ, wie der Krefelder Pvlizei- bericht meldet, ein Personenkraftwagen in rasender Ge schwindigkeit in die Zuhörermenge. Während ein SA- Mann mit einem Armbruch davonkam, wurde ein anderer etwa 800 bis 1000 Meter weit fortgeschleift. Er blieb mit einem schweren Schädelbrnch liegen. Ein Uebersall- kommando nahm sofort im Kraftwagen die Verfolgung des Täters auf und stellte ihn auch bald. Es handelt sich um einen erwerbslosen Kraftwagenführer aus Düssel dorf. Rheinkahn mit 6000 Zentnern Briketts gesunken. Als der Rhein-Schleppdampfer „Kann- gießer V" auf der Bergfahrt am Ort Niederrheimbach vor- beifuhr, erhielt sein im Anhang befindlicher Schleppkahn „Samara" ein Leck. Der Kahn war auf Grund geraten und hatte sich mehrere Räume aufgerissen.* Der Kapitän brachte das beschädigte Schiff schnell in die Nähe des Ufers, während die Matrosen den Kahn fluchtartig verließen, da das Wasser schnell in alle Räume drang und mit dem sinken gerechnet werden mußte. Kurz vor dem Binger Loch konnte der Kahn ans Ufer gebracht werden, wo er in wenigen Minuten vollständig versank. Er hatte 6000 Zentner Briketts geladen. Seine Bergung wird wegen der überaus starken Strömung des Rheins sehr schwierig sein. „Schönheit" zum Abnehmen. Die Leiter der Pariser Sckiönheitssalons sind sich darüber im klaren, daß die zahlreichen Triumphe über die Natur, dje sie durch ihre Methoden errungen haben, immer weniger Beachtung finden, und zwar weil es zu viele sind. In diesen schwie rigen Zeiten können selbst die elegantesten Damen nicht mehr die Zeit und die Geldsummen aufbringen, um sich täglich allen den für notwendig erachteten Prozeduren zu unterwerfen. Tie kommen einfach zu nichts anderm mehr, wenn sie alles tun, was ihr Friseur, ihre Maniküre, ihre Maneuse usw. für unerläßlich halten. Man hat sich daher gezwungen gesehen, Maßnahmen zu ergreifen, um den Verschöuerungsprozeß zu vereinfachen, und dabei ist man auf die Idee gekommen, abnehmbare Verschönerungen zu schaffen. Eine dieser Erleichterungen stellen die abnehm baren Fingernägel dar. Dieses sind herrlich polierte und gefärbte künstliche Nägel, die einfach auf die eigenen auf gesetzt und dann von den natürlichen gar nicht mehr unter schieden werden können. Durch die Benutzung dieses Finger schmuckes wird es der Dame erspart, sich dem langwierigen Verfahren des Färbens und Polierens ihrer eigenen Nägel immer wieder zu unterziehen. Eine andere Neuerung, dje auf dieselben Zwecke abzielt, ist eine prachtvolle Perücke von lackiertem Haar, die sich dem Kopf so eng anscknniegt, wie wenn sie natürliches Haar wäre. Die Frau, dje den Tag über ihrem Beruf nachgehen muß, ist durch Benutzung dieser Perücke in den Stand gesetzt, am Abend in einer Frisur zu erscheinen, die so kompliziert ist, daß es Stunden in Anspruch nehmen würde, um dieses Kunstwerk aus ihrem eigenen Haar zu schaffen. So wird die „Sckchnheit" immer mehr zu einer Tracht, die nach Belieben getragen und abgelegt werden kann. Monte Earlo ersehnt Verluste. Wo sind die „Bauk-Lchrenger" von einst, das ist die melancholische Frage, die die Spielbank von Monte Earlo an die Welt richtet. Dieser berühmteste und berüchtigste Tempel des Glücks macht die größten Anstrengungen, um in dieser Zeit der Wirtschaftskrise Besucher und zwar wagemutig« geldkrästige Besucher an kxjne grüner? Tische zu fesseln. Als man den Schlager von dem „Mann, der die Äani von Monte Earlo sprengte" sang, da waren noch besser« Zeiten für das Easino. Dieser mythische Glückshcld war der Engländer Charles Wells, und er sprengte die Banl sogar mehrere Male an einem Tage. 12 mal mußten dir Krupiers au verschiedenen Tischen nach neuem Geld sen den, da ihre Vorräte erschöpft waren. Aber dieser furcht bare Gegner ging denselben Weg wie alle Banksprenger. Trotz seines märchenhaften Glückes, mit dem er sagte: „Morgen um 11 Uhr werde ich die Bank sprengen", und cs auch wirklich tat, ist er im Elend gestorben. Nach seinem ersten reichen Beutezug fuhr er mit Säcken Golde» nach England zurück. In der nächsten Saison kehrte e, in einer eignen Jacht, auf der hohe Aristokraten seine Gäst« waren, zurück. Tas war im Juni 1802. Sechs Wochen später wurde die Jacht versteigert, die Spielbank hatte jeden Pfennig, den er einst gewonnen, zurückerhalten, und arm wie eine Kirchenmaus zog er davon. In der Ge schichte von Monte Earlo gibt eS eine lange Reihe solcl>er Bank-Sprenger, die am grünen Tisch Reichtümer auf- häusten und doch mittellos starben. Diese vom Glanz der Fortuna umschimmerten Abenteuergestalten waren sür die Geschäfte der Spielhölle letzten Endes kein Schaden, sondern ein ungeheurer Vorteil. Die augenblicklichen Ver luste wurden um das Vielsack)« eingebracht durch die unver- gleichlick)« Reklame, die die Kunde von dem glückliche» Spiel einzelner durch die ganze Welt verbreitete. Ersah« rungsgemäß ist der Besuch der Easinos stets außerordent lich gestiegen, wenn die Bank einmal oder öfters gesprengt war. Deshalb sehnt sich Monte Earlo heute nach solchen Verlusten, sehnt sich nach kühnen Spielern, die alles aus eine Karte setzen und die Bank sprengen. Aber es scheint, als ob die Weltkrise den Wagemut gedämpft hat: jedenfalls hat sie die Geldbeutel so zusammenschrumpfen lassen, daß sehr große Summen kaum noch gesetzt werden. Der „Attentäter von Gens" gestorben. In Würzburg starb der Rentner Georg Schmitt. Schmitt ist dadurch hekannt geworden, daß er vor einiger Zeit im Völkerbund in Genf und vor einem Jahr in der Wandel halle des Reichstags zu Berlin Schüsse abgegeben hatte in der Absicht, die Weltöffentlichkeit auf die Not de» Kleinrentner aufmerksam zu machen. Mer Mörder rvm Tode verirrtem Da« Schwurgericht Münster verurteilte den Elek triker Beisemann wegen Morde« in zwei Fällen zweimal zum Tode und «egen Totschlag, zu IS Jahren Zuchthaus. Brffemann hatte am 2. September 1SZ2 in Münsterland bei eine« Raubübersall ein Landwirkrehepaar und eine auf dem Gakhof tätige Hausangestellte ermordet. Vom Attmärkischen Schwurgericht in Stendal wur- d«i die Arbeiter Deunert und Srüvtng sowie die Nefeau Müller «egen Morde» bez«. Anstiftung zum Mord zum Tode verurteitt. Vehnert, der Geliebte, und Brü ning, der Bruder der Aran Müller, hatten in der Silvester nacht auf Anstifter, der Frau Müller deren Ehemann er würgt und an einem Baum aujüebämll. um Kellcktmord vovulättstb«
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