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Lopvrigkt bv Martin keuclitvanger, fistle (8ssl<r) ft5 : Durch Riesenhallen ging es, in denen Maschinen stampfend und dröhnend Riesenarbeit verrichteten, an Hochöfer vorüber, an Eisentrögen, in denen die weitz- glühend« Masse langsam zur Kühlung gebracht wurde, durch die Flure und Räume eines richtigen Laborato riums, in denen Chemiker in weitzen Mänteln Stahl proben auf ihre Beschaffenheit untersuchten. Und wieder durch endlose Hallenrcihen, in denen fertige Maschinen teile, Stahlgerüste, riesenhafte T-Träger und Kräne auf den Versand harrten. Mit Chrom und Nickel verbunden — und mit jenem neuersundencn Metall, das der Well noch unbekannt. Bläulich silbern schimmerten jene un geheuren Siahlbogen, die zum Brückenbau verwendet i wurden. War es das? Heiße Begehrlichkeit brannte in den Äugen der Besucher, die sich grötztcn Zwang antun mußten, um ihre Erregung unter harmloser, interessierter Witzbegier zu verbergen. . Männer in Holzpantoffeln, mit nacktem Oberkörper hantierten stumm, ohne den Vorübergehenden einen Blick zu gönnen, an den Trögen im Freien, denen in dichten weißen Wolken zischender Dampf entströmte. Hier bog Steinherr ab und lenkte die Schritte auf anderem Wege zurück. Da war die Kantine mit den großen Waschräumen und dem Vcrbandszimmer, in dem eine junge Schwester soeben einem 'Arbeiter die verbrühte Linke verband, da aas Lesezimmer mit seinen deckenhohen Bücherregalen. Die Besucher kamen aus dem Staunen nicht heraus. Zwei volle Stunden waren sie durch vaS Werk gegangen .und hatten doch nur einen Bruchteil davon gesehen. »Das ist ja eine ganze Stadt", meinte der älteste von ihnen. Meilbac. der ein berühmtes Eisenwerk in Loth ringen besaß, „viel größer als ich dachte — und alles so gut organisiert. Ah, ihr Deutschen versteht das nun ein- mal!!" Mit diesem Steinherr mutzte man sich zusammen tun, er war eine Macht geworden Der junge Regnier ging als letzter ein wenig lang samer als die anderen und unterhielt sich ebenso lebhaft wie liebenswürdig mit dem einen der beiden Direktoren, der sich zu ihm gesellt, während seine dunklen Augen mit wicsclhafter Flinkheit hin und her huschten. Die Maloreen schritt zwischen Steinherr und dem älteren Franzosen, der die Verwaltung einer deutschen Grube im Saargcbict übernommen hatte. Ruhig wie immer, aber voll interessierter Aufmerksamkeit lauschte sie den kurzen Erklärungen ihres Führers, die sie des öfteren in flüssiges Französisch übersetzte, wenn dem Deutschen ein Ausdruck fehlte. „Das Werk ist Ihrer würdig, lieber Freund", sagte sie, als sic einen Moment allein neben Steinherr stand. „Und des Hütens wohl wert — nicht wahr, Frau Jeuilü?" Mit einem undefinierbaren Lächeln begegnete er ihrem Blick, der ernst an ihm hing. Eine versonnene Wärme stand in ihren Augen, die so selten Gefühl verrieten. Sic nickte. „Die Fähigkeit duzu traue ich Ihnen schon zu..." „Man erwirbt sie allmählich durch die Erfahrungen, die man macht", meinte Steinherr leichthin. Gemächlich schritt die Gesellschaft wieder dem Haupt- gebäude zu. „Ich bin erledigt", lachte die Maloreen und tat, als könne sic ihre Füße nur noch schleppend bewegen, „aber es war hochinteressant, großartig wie eine Schlacht und spannend wie ein Roman! Danke, messieurs, es geht noch ohne Hilfe" — da zwei der Franzosen ihr galant den Arm bieten wollten —, „aber einen Waschraum möchte ich aufsuchcn. Verschönerung ist unbedingt notwendig, ehe ich mich würdig an der Tafel präsentieren kann!" Sie winkte die eben aus dem Seitengebäude tretende Schwester herbei und verschwand mit ihr im Hause. Die Kränze Hindenburgs in der Gruft der Prentzenkönige. Unsere Aufnahme gibt einen Blick in die Gruft der Pots damer Garnisonkirche, wo Reichspräsident von Hindenburg beim feierlichen Staatsakt an den Sarkophagen Friedrichs des Großen (rechts» und seines Vaters Friedrich Wilhelms I. Kränze niedergelegt hat. Tic slhwarz-weiß-rvten Schleifen tragen als Inschrift das Datum des histor. 21. März 1933. vtld unten. MacDonald wurde vom Papst empfangen. Während ihres Nom-Besnchcs wurden der englische Ministerpräsident MaeTonald Mittel und der englische Außenminister Sir Föhn Simon (rechts) in einer Audienz vom Heiligen Vater empfangen. Bild darunter: Der Taler verschwindet. Nach der neuen Notverordnung über Maßnahmen auf dem Gebiete der Finanzen, der Wirtschaft und der Rechtspflege ist auch das Schicksal des Talers besiegelt, denn die Drei markstücke werden außer Kurs gesetzt und eingezogen. Da mit ist ein Geldstück verschwunden, das auf ein Alter von über Jahren zurückblicken kann: die Grasen Schlick prägten im Anfang des 16. Jahrhunderts eine Münze, die nach ihrem Ursprungsort „JoachimSthalcr" genannt wurde und deren Abkürzung Thaler später auf alle Silbcrmiinzen im Gewicht von einer Unze (etwa 39 Gramm) überging. Wir zeigen hier einen der ältesten Taler aus dem Jahre )52ü, einen .Hoachimsthalcr" aus der Münze des Grafen Stephan von Schlick. Erste Sitzung des neuen Preußischen Landtages. Unser Bild zeigt die Eröffnung des neugewähltcn Prenß^ schen Landtages durch den Alterspräsidenten, General Litzmann. Wie das Erdbeben in Kalifornien wütete. Unser Bild aus Long Beach in Kalifornien zeigt die durch das Erdbeben eigenartig zerstörten Türme einer Kirche. Steinherr, der seine Gäste und Direktoren zum Früh stück geladen, wartete mit ihnen im Empfangszimmer, bis Frau Jenny wiederzukommcn geruhte. Sie nahm sich reichlich Zeit, fand er. Als sie endlich hereinkam, bat er gleich zu Tisch. Das kleine Frühstück verlief in angeregtester Stim mung. Ueber den sonst so blassen Wangen Jenny Malo- recns lag ein rosiger Hauch; in geheimnisvollem Feuer leuchteten ihre Augen, die lächelnd die immer lebhafter werdenden Huldigungen der Herren erwiderten. Ein eigenartiger Reiz umgab diese schlanke Frau im eleganten, dunkelgrünen Ttratzenkostüm mit der zartfarbencn Chiffon bluse und dem Jagdhütchen, das ebenso apart wie vornehm wirkte. Sie haben keine schlechte Wahl getroffen, die Herren vom Nachrichtendienst!, dachte Steinherr, sie betrachtend, die Freundschaft vorgctäuscht, wo sie Verrat geplant. Bei nahe hätte er den Simson zu ihrer Delila gespielt. Ein Tor, wer an die Aufrichtigkeit der Menschen glaubte! — Die Maloreen fing seinen Blick auf und grüßte ihn mit einem kurzen, vertrauten Lächeln. So hatte sie ihn an gesehen, damals im Flugzeug, als ihr Partner im Spiel ihnen als Fremder gcgeniibergcscssen, derselbe Partner, der soeben mit bestem Appetit seinen Rehbraten verzehrte. Höflich hob er sein Weinglas, da sie ihm zutrank. „Auf weiteres Gedeihen Ihres Lcbcnswerks, mein Freund!" Er dankte. „Da Sie so gütige Teilnahme an meinem Schaffen zeigen, wird es Sie und die Herren" — mit einer kleinen Verbeugung gegen seine Gäste — „vielleicht amü sieren, ^u erfahren, daß cS Menschen gibt, deren Interesse an gewissen Fabrikationsmcthoden so groß ist, daß sie in ihrem Eifer und ihrer Wissbegierde die Begriffe von mein und dein ein wenig verwechselten! Der Versuch wurde mir jedoch sofort gemeldet — Bicrling, eine frische Ser viette für den Herrn! Aber bitte, Monsieur, es kann jedem einmal passieren, daß er sein Weinglas umstötzt! — Die Mühe hätte sich auch kaum verlohnt.