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Riesaer H Tageblalt 86. Aalira Sonnabend, 11. März 1638, abends Drahtanschrift Lageblatt Riesa. Fernruf Nr. 20. Postfach Nr. 52. Postscheckkonto: Dresden 1530. Giroknsse: Riesa Nr. 52. «nd Auseiger iSlbedlM urid ÄaMgeri. La- Riesaer Tageblatt ist dar zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der AmtShauptmannschast Großenhain, des Amtsgerichts und der Amtsanwaltschaft beim Amtsgericht Riesa, des Rates der Stadt Riesa, des Finanzamts Riesa und des Hauptzollamts Meißen behördlicherseits bestimmte Blatt. Da« Riesaer Tageblatt erscheint jede« Ta, abends -/,K Uhr mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. Bezugspreis, gegen Vorauszahlung, für einen Monat 2 Mark ohne Zustellgebühr, durch Postbezug RM. 2.14 «inschl. Postgebühr (ohne Zustellungsgebühr). Für den Fall de« Eintretens von Produktionsverteuerungen, Erhöhungen der Löhne und Materialienpreise behalten wir uns das Recht der Preis- «Höhung und Nachforderung vor. 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Verantwortlich für Redaktion: Heinrich llhlemann, Riesa: für Anzeigenteil: Wilhelm Dittrich, Ri«sa- Der Um5ckvmng in Lscksen. kln Luttitt lies Kelrbzvesulttsgtkn M »ttenttlclie ArllerlieU »na ürünung lm rielrwltt Lscbzen. Last Gedanken zum Vottstraucrtag von Felix Leo Göckeritz. Frühlingsodem steigt aus der deutschen Ackerscholle. Die Lenzsonne hat des Winters Macht gebrochen. Gläubiges FrühlingSahncn liegt über der Weite, und wie die linden Lüfte über die Fluren streichen, wacht neues Leben auf in der Muttererde, steigt neues Leben aus Feldern und Grüften. Nie fühlen wir den ewig »»erforschbaren Zusammen hang zwischen Leben und Tod stärker als in diesen ersten Borfrühlingstagen, da aus kahlem Geäst neue Knospe» mellen, da aus wintermüder Scholle neue Keime treiben und das Herz, das trauernd im Tode immer nur die Ver nichtung und Zerstörung sieht, schauen darf, wie aus dem scheinbaren Toten neues Leben blüht und wächst. Urewiger, letzter Sinn unseres armseligen Menschen seins, das etwas fallen und sterben muß, ehe Neues, Kraft volles anfcrstehen kann zum Leben! Will und soll er nns nicht auch heute ein Trost sein, da unsere Herzen am Sonn lag Nemiuiseere wieder einmal hinunter in die Tiefe des heiligen Mutterbodens allen Seins gehen, in die wir unsere Gefallenen gebettet haben? Da unsere nie stille gewordene Sehnsucht hinausfliegt nach Flandern und der Champagne, rach Verdun und den Argonnen, nach den weiten Schnee feldern Rußlands und der unendlichen Wüste Asiens, hinaus auf das ewig wogende Meer, die zu suchen, die als Männer wfochten und als Männer gefallen sind für Deutschland und für uns, die sich selbst gaben, damit wir leben dürfen, und nun doch nicht tot sind, sondern besser noch und gewaltiger als in Stein und Crz der Ehrenmale im deutschen Lande in unseren Seelen und in unserem Wollen leben. Letzter Sinn des Lebens? Zeigt nicht gerade rings um uns die Natur, daß nur bas Alte, Morsche, das Kranke fallen und sterben muß, uni dem Neuen, Kraftvollen Raum zu geben? O ihr Zweifler und Kleingläubigen, die ihr die Größe solcher Edclsaat nicht erfassen und fühlen könnt! Wenn schon aus dem Alten, Morschen neues Leben blüht, welches Leben von ungeahnter Kraft muß uns erst aufer- stehen ans dem Starken, Gesunden, das da fiel und starb im gewaltigen Ringen um eines ganzen Volkes Freiheit! Wenn schon müdes Resignieren vor dem Tode auf dem Sterbebett, wenn schon das leise Loslöscn vom Leben des Greisenalters Kraft genug besitzt zu neuem Werden — welche Kräfte müssen erst erblühen ans jenem freiwilligen Ueberwinden des Todes in dein Bewußtsein, das» der Einzelne nichts ist im groben Weltgeschehen und sich selbst zu opfern hat für daS Schicksal eines ganzen Volkes! Ist solcher Glaube au den höchsten Sinn, au die letzte große Bedeutung des heiligen Opsertodes vielleicht nur eine Deutung des Herzens, das verzweifelt dem leidvollen „Warum?" nachgrübclt? Vielleicht stehen wir noch zu sehr mitten drin in dem großen gewaltigen Werdeprvzeß um uns herum, als daß wir ihn klar erkennen könnten. Vielleicht müssen erst spätere Geschlechter herauwachsen, die unsere Zeit nicht mit ihrem Herzblut haben bezahlen müsse», um das Große, Gewaltige zu verstehen und zu erkennen, in dem wir stehen, dessen Teil jeder Einzelne von uns ist. Aber null nns nicht gerade in diesen ersten Frühlingstagen, da ein neuer Geist auferstcht im deutschen Vaterlande, ein Ahnen von dem Gewaltigen, Gigantischen kommen, das sich rings um uns vollzieht? Verspüren wir es nicht, wie heute wieder der Geist jener Männer im deutschen Volke aus ersteht, die in jenen unvergessenen Augusttagen rosen geschmückt au den deutschen Rheiu zogen, die in Not und Tod viereinhalb Jahre vvrm Feind standen, die mit zu sammengebissenen Zähnen gegen eine ganze Welt von Feinden kämpften und — siegten, die für Deutschland blutcten und furchtlos im Eisenhagcl der Granaten der Stunde harrten, in der sic für Deutschland sterben mußten? Es liegen vierzehn Jahre hinter uns, seitdem bas Ge brüll der letzten deutschen Mörser erstarb, vierzehn Jahre, die nns dennoch keinen Wiederaufbau, kein Heilen der Wunden, keinen Frieden, sondern nur einen Krieg mit an deren Waffen brachten — würden wir diese vierzehn Jahre der Schmach und der Not, des Hungerns und der Erwerbs losigkeit, der Sorge und der Verzweiflung jemals durchge- haltcn haben, wenn nicht Tag für Tag die Gräber der zwei Millionen vor unseren Augen gestanden hätten, wenn wir uns nicht täglich hätten fragen müssen: willst du klagen, willst dn am Schicksal verzweifeln, wenn zwei Millionen, ohne zn klagen und ohne zu zweifeln, ihr Letztes und Höch stes, ihr Leben, hingegebcn haben? Würden unsere Frauen und Mütter diese furchtbaren vierzehn Jahre durchgehalten haben, wenn vor ihnen nicht immer und immer wieder in der Stunde der Verzweiflung das Bild jener Frauen ge standen hätte, die ihr Liebstes, ihren Sohn, ihren Mann, ihren Bräutigam, hingebcn mußten in der heiligen Opfer st nude unseres Volkes? Heute empfinden wir im Aufbruch der Nation er- »bauernd, daß ihre Edclsaat aufgcht. Aber sie hat schon alle die vierzehn Jahre in uns geschlummert, hat Kräfte gelüst und Gluten entfacht, deren Ursprung wir nickt erkannten. Erklärungen Killingers Die Nachrichtenstelle der Sächsischen Slaatskanzlei veröf fentlicht am Freilagnachmttlag folgenden Aufruf des Reichs- beauftraglen von Sitlinger: «heute löse ich mein gestriges Versprechen ein, auch in Sachsen in kürzester Zeit dem Willen des Volkes, der sich in dem Ergebnis der Reichskagswakl gezeigt hat, Rechnung zu tragen. Ich habe die Herren Minister Dr. Mannsfeld, Dr. Hedrlch und Richter ersucht, in die Hand des Herrn Ministerpräsidenten Schieck ihre Aemter zurückzulegen, da die Wetterführung der Amlsgeschäsle durch sie eine Gefahr für die Sicherheit und Ordnung im Lande bot. Ich habe die bis herige Regierung nicht im Zweifel gelassen, daß ich zur Beur laubung der drei Minister schreiten müffle, wenn der freiwil lige Rücktritt verweigert würde. Daraufhin ist die bisherige Sächsische Regierung einschlietzlich des Herrn Ministerpräsi denten Schieck, den ich zum Verbleiben im Amt g e- beten halte, zurückgetreten. Für diesen Fall hakte mich der Herr Reichskanzler Adolf Hitler ermächtigt, die Leitung der Regierung Sachsens als Reichskommissar bis zur Wiederherstellung oer Ruhe und Ordnung im Lande zu übernehmen. Als Reichskommissar von Sachsen habe ich nunmehr die verfassuagvmäffig dem Ge- samlministerium übertragenen Rechte im Lande Sachsen aus- zrrüben. Ich habe außerdem die Leitung des Innenministe riums übernommen. Mit der Führung der Geschäfte des Justizministeriums habe ich den Staatsanwalt beim Oberlan- desgcricht Herrn Dr. Thiera ck. des Ministeriums für Volks- bildung Herrn Stadtschulrat Dr. Hartnacke und des Fi nanzministeriums und Wirtschaft-Ministeriums Herrn Ober regierungsrat Dr. Kluge beauftragt. Weitere Veränderun gen in den Personen, die die Staatsgeschäjte leiten, behalte ich mir vor. Da nunmehr die festeste Gewähr dafür besteht, daff Marxi sten keinen Einsluh mehr auf die Leitung der Geschicke Sach- sens ausüben können, und die Reinigung der Justiz und Ver waltung von solchen Elementen unmittelbar bevorsteht, muff ich jedem Staatsbürger untersagen, elgenmäch- tig in die Verwaltungsgeschäfte elnzugrelfcn, und aufsordern, sich an mich oder die Männer meines Vertrauens zu wenden, wenn sie Anlaff zu einer Beschwerde zu haben glauben. Zur wichtigsten Ausgabe meines Wirkens zähle ich cs. bei voller Wahrung der das Wohl des Reiches bedingenden Notwen digkeiten die besonderen Lebensinteressen des Landes Sachsen zu fördern. Der Reichsbeauftragke für öffentliche Sicherheit und Ordnung im Freistaat Sachse» gez. von Kittinger." Aenderungen im Vermattung;- dienst «reishauplleute Lira und Dr. Marcus beurlaubt Vie Nachrichtenstelle der Staakskanzlel teilt mit: „Der Reichsbeauslragle für Sicherheit und Ordnung in Sachsen, von Killinger, hat unter dem 10. März folgende Verordnung erlassen: 1. Mit sofortiger Wirkung werden unter Beurlaubung de, Areishauptmanns Buck die Führung der Geschäfte der kreishaupkmannschast Dresden-Bautzen dem Ministerialdi rektor Dr. Schettler und unter Beurlaubung des Kreis hauptmanns Dr. Marens die Führung der Geschäfte der Kreishauplmannschast Leipzig dem Amtshauplmann Dr. von Burgsdorff in Löbau kommissarisch übertragen. Keiner von ihnen ist hente umsonst gefallen. Jedes Reiter grab draußen im fernen Feindesland«! hat einen heiligen Sinn, und wenn »vir heute wieder dankbar ihrer gedenken, dann soll nicht Trauer, dann soll Ehrfurcht vor dem Ge waltigen, Urewigen in uns sein, das in ihrem Opfertvdc liegt. Und wenn so manche Wunde heute «nieder in nns brennen und schmerzen will, wenn heute vor unserer Seele wieder Stunden wilden Schinerzes stehen auch dieser Schmerz war eilt Werden in nns, in dem Neues, Starkes geboren wurde. Der Lenz, der durch die deutschen Laude geht, läßt uns zum ersten Male wieder aufrecht und gläubia iv die K>>- 2. Vie Führung der Geschäfte der Slaatskanzlei über- nimmt kommissarisch an Stelle des Ministerialdirektors Dr. Schettler der Ministerialdirektor Dr. Schelcher. Z. Ministerialdirektor Dr. Schelcher übergibt die bisher von ihm geführten Geschäfte an Oberlandesgerichlsrat Gün ther, der mit deren kommissarischen Ausübung betraut wird." Der Kommissar für das Sächsische Justizministerium, Dr. Thierack, hat, wie wir erfahren, mit sofortiger Wirkung die Ministerialräte Geyer, Starke, Ulich und Schrö- der beurlaubt. Gegen Eeneralftreikhetze Der Reichskommissar für den Freistaat Sachsen macht bekannt: „Um dle Bevölkerung zu beunruhigen, werden von ge wissenlosen Personen Gerüchte in Umlauf gesetzt, daff der Ausbruch eines Generalstreiks bevorstehe. Gegen Verbreiter und die Verbreitung derartiger, die öffentliche Sicherheit und Ordnung störender Gerüchte ist mit allem Nachdruck sverhängung von Schutzhaft, Be schlagnahme und Einziehung von Druckschriften, Verbot perio discher Druckschriften) einzuschreiten. Sollte wider Erwarten der versuch gemacht werden, zum Generalstreik anzurelzen oder dazu aufzufordern, so wer den die Polizeibehörden angewiesen, mit allen ihnen zu Ge bote stehenden Mitteln vorzugehen, um einen solche» Ver such sofort im Keime zu ersticken." Em Aufruf Hitlers au die LA Der „völkische Beobachter" veröffentlicht folgenden Aus ruf des Führers der NSDAP, Reichskanzlers Adolf Hiller: Parteigenosseat SA- und SS-Männer! Eine Umwälzung Hal sich in Deutschland vollzogen. Sie ist das Ergebnis schwerster Kämpfe, zähester Ausdauer, aber auch höchster Disziplin. Gewissenlose Subjekte, hauptsächlich kommunistische Spitzel, versuchen, die Partei durch Einzel aktionen zu kompromittieren, die in keiner Beziehung zum großen Werk der nationalen Erhebung stehen, sonoern höch stens die Leistungen unserer Bewegung belasten und herab sehen können. Insbesondere wird versucht, durch Beläsiigen von Ausländern und Autos mit ausländischen Fahnen die Partei bezw. Deutschland in Konflikt mit dem Auslande zu bringen. SA- und SS-Männer! Ihr müßt solche Kreaturen so fort selbst stellen und zur Verantwortung ziehen. Ihr müht sie weiter unverzüglich der Polizei übergeben, ganz gleich, wer sie auch sein mögen. Mit dem heutigen Tage Hal in ganz Deutschland die na tionale Regierung die vollziehende Gewalt in den Händen. Damit wird der weitere Vollzug der nationalen Erhebung ein von oben geleiteter planmäßiger sein. Nur dort, wo diesen Anordnungen widerstand entgegen gesetzt wird oder wo aus dem Hinterhalt, wie früher, An griffe auf einzelne Männer oder marschierende Kolonnen erfolgen, ist dieser Widerstand sofort und gründlichst zu bre chen. Belästigungen einzelner Personen, Behinderungen von Autos oder Störungen des Geschäslslebens haben grund sätzlich zu unterbleiben. Ihr müßt, meine Kameraden, dafür sorgen, daß die nationale Revolution 19ZZ nicht in der Geschichte verglichen werden kann mit der Revolution der Rucksackspartatislen im Jahre 1918. Im übrigen laßt Luch in keiner Sekunde von unserer Parole wegbrmgen! Sle heihl: Vernichtung des Marxismus! gez. Adolf Hiller. knnst schauen. Nock liegt Schweres vor uns. Aber wir werden es überwinden aus jener Krast heraus, die uns die vergangenen vierzehn Jahre überwinden ließ, aus jenem Geiste unserer Gefallenen, der niemals in uns erstorben ist. Und wenn wir heute wieder an ihren Ehrenmalen stehen, wenn heute wieder unsere Gedanken ihre vielleicht nie ge- ichanten Grüfte in fernen Landen suchen, daun soll nichts anderes in uns sein als ein Gefühl der Ehrfurcht vvr ihrem heiligen Opfer, der Dankbarkeit eines ganzen Boltes und ein heiliger Treneschnmr, ihrer würdig zn sein und ihrer nie zn vergessen anch in den Fahren, die nun für Tentsch- lavd beginnen sollens-