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Mesner H TagMlUt Postscheckkonto: Dresden 1530. Girokass«: lkiesa Nr. LT, Lrahtanschrlst Lagedlatt Ries» Fernruf Nr. 20. Postfach Nr- LS. «Nd Anfetger lClbeblatt und Än)eiger>. La< Riesa« Lageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der AmtShauptmannschast Großenhain, des Amtsgerichts und der Amtsanwaltschaft beim Amtsgericht Riesa, des Rate- der Stadt Riesa, des Finanzamt» Riesa und deS Hauptzollamts Meißen behördlicherseits bestimmte Blatt. 179. DienStaa, 4. Augnst 1981, aöends. 84. Aahra. 4>a« Riesaer Lage blatt erscheta» jeden Lag abend» '/,S Uhr mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. Bezugspreis, gegen Vorauszahlung, für «inen Monai 2 Mark 2S Pfennig ohne Zustell, gebühr. Für den Fall de« Eintreten» von Produktionsverteuerungen, Erhöhungen der Löhne und Materialienpreise behalten wir un» da» Recht der Preiserhöhung und Nachforderung vor. 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Geschäftsstelle: voet-eftrakt« 59 Verantwortlich für Redaktion: Heinrich Uhlemann. Riesa; für Anzeigenteil: Wilhelm Dittrich, Riesa. Zur Romfilhrt des Kanzlers. Der Zug nach dem Süden liegt dem Deutschen sehr tief im Gemüte. Man braucht nur den Gedanken auszusprc- chen und jedermann erinnert sich an die Heldentaten dent- scher Condottieri; an die Nomsahrten der Hohenstaufen, an unzählige Pilgcrziige deutscher Katholiken, an noch zahl reichere Walz- und Wandertouren deutscher Handwerks burschen und last not least auch an — Kanossa. Niemand kann sich daher wundern, daß der deutsche Reichskanzler Dr. Brüning und Neichsaußenminister Dr. Curtius nach Rom fahren. Es ist keine Kanossa-Fahrt. Die beiden deutschen Staatsmänner folgen einer Einladung Muflolinis, wie sie jüngst auf eine Einladung MacDonalds sich nach Cheguers begaben. Die Besuche europäischer Staatsmänner sind nun einmal heute an der Tagesordnung. Auf London folgte Paris, dem sich jetzt Nom anschlicßt. Eines fällt freilich auf! Die Romreise der beiden deutschen Reichsminister erfolgt im August. In diesem Mo nat, der seinen hübschen Namen nach dem römischen Kaiser Augustus trägt, herrscht in Nom alljährlich eine derartige Hitze, baß alles, was nur irgendwie der ewigen Stadt ent fliehen kann, Rom verläßt und in die kühleren Berge zieht. Auch Mussolini und Grandi, die gegenwärtigen Machthaber Roms, haben den Tibcrstrand verlassen, sehen sich aber jetzt gezwungen, nach Rom zurückzukehren, um den Staatsbesuch aus dem hohen Norden zu empfangen. Es muß schon seine besonderen Gründe haben, wenn ausgerechnet im heißesten Monat Staatsbesuche in Nom stattsinden. Was drängt denn so? Fühlt sich der Kanzler oder der Neichsaußenminister vielleicht zu besonderem Danke verpflichtet? Im Gegen teil! Sciolaja, der frühere italienische Außenminister und heutige faschistische Senator hielt erst vor wenigen Tagen vor dem internationalen Schiedsgerichtshof im Haag eine Brandrede gegen den deutsch-österreichischen Zollunions- Vertrag, der geradezu mit einer Kriegsdrohung endete. Auch besondere wirtschaftliche Verhandlungen sind mit Ita lien nicht zu führen. Ein politisches Bündnis oder gar ein Militärbündnis kommt nicht in Frage. Geld können wir von dem faschistischen Italien gleichfalls nicht erhalten, denn der italienische Finanzministcr hat selbst nicht geringe-Sor gen und ist froh, wenn er den Zinsen- und Amortisations dienst der in Amerika aufacnommenen Anleihen ohne Schwierigkeiten durchzusühren vermag. Trotzdem! Die Romreise erfolgt jetzt. Sie ist ein Akt internationaler Conrtoisie und entspricht dem diplomatischen Reglement. Haben die deutschen Staatsmänner den Ein ladungen ihrer englischen und französischen Kollegen Folge geleistet, dann entspricht es diplomatischer Höflichkeit, daß sie alsbald auch der Einladung ihrer italienischen Kollegen folgen. Ob die Besuchstage heiß oder kalt, stürmisch ober kühl sind, ist von sekundärer Bedeutung. Da man sich aber im September, gleich in der ersten Scptemberwoche auf der Jahresversammlung des Völkerbundes tn Genf trifft, mußte die Nomfahrt der deutschen Staatsmänner eben im August erfolgen. Somit wäre auch für den Zeitpunkt eine ganz natürliche und plausible Erklärung vorhanden. Man geht aber schwerlich fehl in der Annahme, daß die Romreise be nützt wird, um Mißverständnisse, die im römischen Faschi- sten-Himmel über die deutsche Politik herrschen, zu besei tigen. Dr. Brüning und Dr. Curtius haben auf dem Ge biet der diplomatischen Aufklärung und der Ueberwinbung hochpolitischer Schwierigkeiten bereits große Erfahrungen gesammelt. Ihre jüngsten Erlebnisse in Paris und London werben ihnen fraglos zugute kommen. Im übrigen laufen die außenpolitischen Grundlinien der deutschen und italie nischen Politik vielfach, ja in den meisten Fällen, parallel nebeneinander her, während sie sich nur in wenigen Punk ten schneiden und kreuzen. Diese hochpolitische Tatsache dürste die diplomatische Aussprache am Tiberstrande wesentlich erleichtern. Allerdings dürfen wir nicht übersehen, daß auch Rom nur eine Etappe ist. Die Diplomatie geht mitunter ver schlungene Wege. Es ist richtig, daß der kürzeste Weg von Berlin nach Paris nicht über Nom führt. Aber die poli tischen Beziehungen Italiens zu Frankreich können uns keineswegs gleichgültig sein. Sind sie freundschaftlicher Natur und haben wir die diplomatische Unterstützung Roms, dann wird eine Verständigung zwischen Frankreich und dem Deutschen Reiche wesentlich leichter sein als bei einem ge spannten italienisch-französischen Verhältnis und etwaigen Intrigen, die von Rom aus gesponnen immer wieder die deutsch-französischen Verhandlungen erschweren können. Wie man im Privatleben nie genug Freunde haben kann, so ist eö auch im Staatsleben von höchstem Werte, wenn ein Land bei seinen wirtschaftlichen, finanziellen und politischen Be strebungen ans die stille oder offene Unterstützung anderer Länder.sich stützen kann. In dieser Hinsicht kommt auch dem Besuch der beiden deutschen Neichsminister im Vatikan ein besonders aktuelles Interesse zu. Kardinalstaatösckretär Pacelli, -er letzte päpstliche Nuntius in Berlin, kennt die deutschen Staats männer persönlich sehr gut und ist nicht minder vortrefflich über die Sorgen und Schwierigkeiten im Bilde, mit denen Dr. Brüning und Dr. Curtius gegenwärtig zu kämpfen haben. Ueber die Bedeutung der päpstlichen Diplomatie, der ältesten und erfahrensten, die wir in Europa überhaupt besitzen, ist kein Wort »u verlieren. MUUW M »MWiM-IM MileS. WIMM »er VeNMmMz Im W zur MIMNM I>U MMWm-IMr-WitU. js Basel. In seiner gestrigen Sitzung hat der Ber- waltungSrat der Bank für den Internationalen Zahlungs ausgleich beschlossen, den Präsidenten z« ermächtigen, im Einvernehmen mit den beteiligten Zentralbanken de« der Deutschen Reichsbank gewährten Kredit für einen Zeitraum von höchstens drei Monaten zu erneuern. Der Anteil der BIZ. an diesem Kredit, besten Rückzahlung am 8. Angust sechsten August) fällig war, beträgt 25 Millionen Dollar. Zusammentritt deS internationalen Sachverständigen komitees der BIZ. am Sonnabend nachmittag. Weiter wurden in der heutigen Sitzung, an der für den Reichsbankpräsidentcn Dr. Luther Geheimer Obersinanzrat Dr. Bocke sowie die deutschen Verwaltungsratsmitglieder Bankier Melchior und Kommerzienrat Reusch teilnahmen, die im Verlaufe der Vorbesprechungen am Sonntag zu- standegekommenen Vorschläge auf Einberufung des Inter nationalen Sachverständigenkomitees bei der BIZ. gut geheißen, dessen Zusammensetzung bereits bekannt ist. Ter Verwaltungsrat hat beschloßen, die Mitglieder dieses Komitees aufzufordern, ihre erste Sitzung am nächsten Sonnabend, den 8. August, in Basel abzuhaltcn, und dem Komitee ein Sekretariat zur Verfügung zu stellen. Tas Komitee wird seinen eigenen Vorsitzenden ernennen und seine Arbeitsmethode selbst bestimmen. Ak «eiteren Meilen »er Miroilmnirntt der BK. )l Basel. Der Verwaltungsrat der Bank für den Internationalen Zahlungsausgleich hat in feiner aestriaen Sitzung n. a. die Beschlüsse über die Lage in Oesterreich nnd Ungarn zur Kenntnis genommen, über deren Inhalt jedoch feiten« der Bankleitnng nichts mitaeteilt worden ist. Auch wurde der (steschäftsansweis. über den Stand der Bank per 81. Juli 1S81 zur Kenntnis genommen. Dieser Ausweis zeigt eine Bilanzsumme von 1682 Milli onen Schweizer Franken, was aeaenüber d«m letzten Aus weis eine Verringerung um 148 Millionen Schweizer Franken bedeutet. Diese Verringerung ist bei den Konten der Schatzämter auf dir seit dem 1. Juli in der Durch, fübrnng des Neuen Planes eingetretenen Veränderungen zurülkzufübren, bei den Konten der Zentralbanken auf den Umstand, daß sich einige von ihnen genötigt sahen, Devisen zu verkaufen, um den auf den verschiedenen europäischen Plätzen feftgesiellten Kapitalabziebnngen zu begegnen. Ein Teil dieser Abziebnngen ist durch Neueinlaaen der Zentral- banken, auf deren Plätze Kapitalien zurückaefloffen sind, aus geglichen worden. 51 Prozent der Mittel wurden am 31. Juli in Form von Sicht-Guthaben bezw. sofort redis- kontierbaren Wechseln gehalten, während die Sichtverbind- lichkeiten nur 33°/, betragen. Die nächste Sitzung des VerwaltungSrates wird zn einem vom Präsidenten noch zu bestimmenden Zeitpunkt rinberufen werden. Ak ßMMm dkk WllllNMMk!!. )l Berlin. Ueber die Entwicklung des Zahlungsver kehrs liegen folgende Meldungen vor: Lübeck: Tie Banken berichten, daß die Einzahlungen die Auszahlungen überstiegen haben. Einzelne Banken haben eine Verbesserung ihre Liquidität zu verzeichnen. Hannover: Tie Lage wird sehr zuversichtlich beurteilt. Bei den Banken sind heute sehr erhebliche Beträge einge zahlt worden, während die Abhebungen allgemein stark Nachlassen. Bei der Neichsbank überwoa«» die Einzablunnen die Auszahlungen um eine halbe Million Mark. Tie Saisonausverkäufe bringen viel Geld ans der Hand des Publikums in Bewegung. Es heißt daß der Handel die eingenommenen Summen in erster Linie zur Abdeckung seiner Schulden verwenden wird. Tie Wechseldiskontie rungen gehen beträchtlich zurück. Potsdam: Tie Banken haben für die teilweise Wieder aufnahme des Zahlungsverkehrs gut vorgcsorgt und befürch ten keinerlei Schwierigkeiten. Rostock: Ter Zahlungsverkehr ist reibungslos ver laufen. Tie Einzahlungen sind im ganzen größer als die Auszahlungen. Helmstedt bei Braunschweig: Abhebungen bewegen sich in normalem Ausmaß. Bei den Sparkassen haben die Kün digungen erheblich nachgelassen. Ae WiMt »er GeuMe- M SUlOn. Forderungen des Reichsstädtebundes. )l Berlin. Der Neichsstädtebund hat die zuständigen Stellen in Reich und Ländern erneut auf die Notwendigkeit hingewicsen, die Gemeinden in ihren Anstrengnngen, die Liquidität der Gemeinde- nnd Sparkassen auch in der ver schärften Finanzkrise sichcrzustellcn, durch sofortige tatkräf tige Hilfe zu unterstützen. Der Reichsstädtcbnnd fordert gleichartige Behandlung der Sparkassen und der Banken und demzufolge auch eine den notwendigen Bedürfnissen der Sparkassen angepaßte Zuweisung von Geldmitteln durch die Reichsbauk. Den preußischen Gemeinden ist die pünktliche Abliefe rung der von ihnen eingezogeuen Staatsstener« durch einen Erlaß des Ministers des Innern znr besonderen Pflicht ge macht. Das setzt aber voraus, daß ihnen die gemeindlichen Anteile an den Reichssteuern auch rechtzeitig zur Versüguug stehen. Zum Schluß wird eine Erleichterung der Lasten gefor dert. Wenn eine Entlastung der Gemeinden von Ausgaben, die nach allgemeiner Aussassung nicht von ihnen getragen werden können, weiterhin anfgeschobeu wird, dann werbe sich eine Katastrophe in vielen Städten nicht vermeiden lassen. Zu diesen Ausgaben gehören in erster Linie die Wohl- sahrtserwerbsloseulastcu. UÄIM Ul Ni WWW WlWWUM. Berlin, 4. August. Ln der Reichskanzlei wurden Montagabend die Bespre chungen zwischen Mitgliedern des Reichskabinetts, des preu ßischen Kabinetts, dem Reichsbankpräsidenten Dr. Luther, Vertretern der Wirtschaft und anderen Sachverständigen fort gesetzt. So nahmen Geheimrat Schmidt, der frühere Reichs finanzminister Dr. Hilferding, Reichstagsabgeorüneter Dern- burg, der Präsident der neuen Akzept- und Garantiebank, Professor Warmbold, Geheimrat Bücher und Dr. Silverberg daran teil. Der Kanzler hatte die Absicht, in diesen Kreisen noch einmal das wirtschaftliche Aufbauprogramm durchzubespre chen, das das Kabinett in der nächsten Zeit wirksam machen will. Von unterrichteter Seite wird die Besprechung denn auch als informatorisch bezeichnet. Es liegt auf der Hand, daß sie keinen anderen Charakter haben konnte, denn Be schlüsse können natürlich in diesem Gremium nicht gefaßt werden. Sie sind auch nicht vor der Romreise des Kanzlers und des Außenministers zu erwarten. Vielmehr glaubt man, daß für die Kabinettsberatungen auch noch die nächste Woche benötigt wird und Entscheidungen frühestens Ende der näch sten, vielleicht aber auch in der übernächsten Woche fallen können. Ueber den Inhalt des Wirtschaftsprogramms sind in der Presse bereits Einzelheiten angegeben worden. Von unter richteter Seite wird jedoch gewarnt, diese Darstellungen als richtig hinzunehmen. Bei "all dem könne es sich nur um Vermutungen handeln, die zum Teil sogar falsch sind. So wird in einem Berliner Blatt eine Senkung der Mieten an gekündigt. Auch dabei handelt es sich um eine Kombination, die wohl aus der Annahme heraus entstanden ist, daß das Problem der Hauszinssteuer bei den Beratungen behandelt wird. Ebenso ist es zum mindesten zweifelhaft, daß die in dem Blatt weiter angekündigten Maßnahmen auf dem Kar tellgebiet durchgeführt werden. Richtig dürfte dagegen sein, daß man sich in Kreisen des Kabinetts in den letzten Tagen wieder lebhaft mit der finanziellen Lage der Ge mein d en befaßt hat, bei denen sich die Entwicklung der letzten Wochen natürlich auch fühlbar macht. Es ist anzuneh-- men, daß das Kabinett schon recht bald zu Beschlüssen kommt, die die Situation der Gemeinden erleichtern. Dabei dürfte es allerdings fraglich sein, ob eine solche Erleichterung mög lich ist, ohne daß de Gemeinden lelbst zu drastischen Mitteln greifen, die einmal auf dem Gebiet der Ausgabensenkung, zum anderen in der Veräußerung eigener Vermögenswerte liegen könnten. Da der Kanzler bereits Mittwoch nach Rom fährt, so dürfte die zweite Hälfte der Woche in erster Linie weiteren Besprechungen der Ressorts vorbehalten bleiben. Bis zur Rückkehr Dr. Brünings kann eine Reihe von Teilfragen im merhin so weit vorwärts getrieben werden, daß die Bera tungen der nächsten Woche dann umso schneller vonstatten gehen. '