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buchsens «merllchaftler heim Reich!' arbeitrmiMrr Dresden. 18. Mai. Vertreter der sächsischen Spttzenorgantsationrn der Lr- üeltergewerkschaften aller drei Richtungen (Freie. Christlich« und Hirsch-Dunkersche Gewerkschaften) waren unter Führung de» Abgeordneten Arndt beim Reichsarbeitsmintster Dr. Ete- qerwald vorstellig, um ihm die Wirtschaft«» und Lohnlage in Sachsen von ihrem Standpunkt au» darzu legen. An der Verhandlung nahmen auch der Sächsische An nen- und Arbeitsminister Richter und Ministerialdirektor Poetzs ch-Hefter von der Sächsischen Gesandtschaft teil. Di« Gewerkschaften wiesen auf die besonder« Un gunst der sächsischen Wirtschaft»' und Arbeitsmarktlag« sowie auf die droh«ndeKatastrophed«r kommu nal«» Crwerbslosenfürsorge hin und betonten auch ihrerseits die Notwendigkeit einer besonderen Berücksich tigung Sachsens bei der Verteilung von Reichsaufträgen und Reichsmitteln zu Arbeitsbeschafsungszwecken. Bei der Erörterung der Lohnfrage traten fl« den Be hauptungen de» Verbanoes Sächsischer Industrieller, daß die ungünstige sächsische Arbeitsmarktlage in der Hauptsache durch «ine weit über den Reichsdurchschnitt hinausgehende Steigerung der sächsifchen Löhne verursacht worden sei, «ner- aisch entgegen und überreichten dem Arbeitsminister ihrer seits reichhaltiges Vergleichsmaterial, aus dem zu ersehen sei, oaß di« Lohnhöhe und die Lohnsteigerungen in Sachsen unge fähr dem Relchsdurchschnitt entsprechen. Minister Richter behandelte besonder» die Notlage der Gemeinden und forderte die Unterstützung des Reiche» zur Aufrechterhaltung der Gemeindefürsorge in Sachsen. Am Schluß der drelelnhalbstündlgen Verhandlung er- klärte Dr. Stegerwald, dah weder er noch der Reichs kanzler den sächsischen Unternehmern irgendwelche Zusagen für einen besonderen Abbau der sächsischen Löhne gemacht hab«. Den Unternehmern lei lediglich gesagt worden, dah da, von ihnen überreicht« Material geprüft werde und auch den Gewerkschaften Gelegenheit zur Stellungnahme gegeben wer de« müsse. Er Halle eine zweite allgemeine Lohnabbauwelle au« sozialen und wirtschaftlichen Gründen für untragbar. Ob etwa in einzelnen Industrien und Bezirken aus Grund be- sonder» ungünstiger Verhältnisse noch ein« Lohnentlastung nötig sei. müsse von Fall zu Zoll in Einzelverhandlunaen geprüft werden. Ein allgemeiner Abbau der sächsischen Löhn« käme daher auch für ihn gar nicht tn Arage. Der vorläufige StaatshaushattsabWub 1830 Dresden. 18. Mai. Mit dem Monateausweis über die Einnahmen und Aus laden des Landes Sachsen sür den Monat März 1931 liegt nunmehr der vorläufige Jahresabschluß des Staasthaushalts für da» Rechnungslar 1930/31 vor. Darnach beliefen sich im Ordentlichen Etat die Gesamteinnahmen auf 362 803 000 RM (Jahressoll 403 882 000 RM). die Gesamtausgaben aut RM 396 964 000 RM ((Jahressoll 418 756 000). E« ergibt sich also im Ordinarium eine Mehrausgabe von 341S1 000 RM (Jahressoll 11 874 000 RM). die sedoch im Extraordinarium ihren Au»gleich findet. Venn im Auherordentlichen Haus halt betrugen die Gesamtausgaben 34 842 000 RM. während im Jahressoll 69 464 000 RM vorgesehen waren. Der vor liegende Ausweis stellt noch das Endergebnis des Rechnungs jahre» 1930 dar, weil die Abschlüsse der einzelnen Derwal- tungszweige erst nach Bücherabschluß vorgelegt werden. Schon seht aber steht fest, dah sich die Mehrausgaben noch wesentlich vermindern werden- verelufachimg der Forftverwallung Dresden. 18. Mai. Der Hauvhaktsausschuß B de» Landtags behandelt« den Forstetat. Insbesondere wurde über die Frage weiterer Der- «msachuna der Forstoerwaltung durch Zusammenfassung wei terer Forstreviere beraten. Anträge, wonach alle unter 2000 Hektar großen Reviere zusammengelegt werden sollen, wur den abaelehnt. E» wurde beschlossen, der Regierung zu empfehlen, unter dem Gesichtspunkt der Wahrung größtmög lichen wirtschaftlichen Erfolges alle noch möglichen Vereinfa chungen vorzunehmen. Ein Antrag der SPD auf Bereit stellung von 300 000 RM für Forstverbesierungsarbeiten wurde abgelehnt. Der Ausschuß stimmte schließlich dem Ka pitel zu. Ferner lag «in nationalsozialistischer Antrag vor, in dem di« Einleitung einer Kredithiifsaktion für die «rzaebirgische Spielwareninoustrte in Höhe von einer Million Reichsmark verlangt wird. Die Regierung erklärte dazu, daß für diesen Zweck ausreichende Mittel zur Verfügung gestellt seien und daß die vorhandenen Mittel in Höhe von einer Million RM in den letzten zwei Jahren bereit» viermal« ausgeliehen vor- d«n seien. Der Antrag wurde abgelehnt. » Die Sanlerimo -er vefterrelchische» Lre-lt> AvltaU Gens. 18. Mai. Da» Kontrollkomitee der Garantiestaaten für di« Oester- ttichische Wiederaufbauanleihe vom Jahr« 1V2L hat wiederum mit den Delegierten d«r österreichischen Regierung den Vor schlag der Emission von ISO Millionen Schatzfcheinen. die zur Sanierung der Kredit-Anstalt notwendig geworden ist, besprochen. Da» Komitee hat sich mit den Vorschlägen einoer- standen erklärt. Cs bereitet ein« zustimmende Entschließung mit bestimmten Modalitäten betreffend veteiliguag der Rank für Internationalen Zahlungsausgleich vor. Der Vorsitzende Bianchini (Italien) hat sich am Sonntag mit dem Präsidenten der österreichischen Nattonalbank, Dr. Reisch nach Basel bege ben. um mit der BIZ die Modalitäten zu besprechen und we gen der Plazierung Fühlung zu nehmen. Am Montag wird das Konmitee nochmal» zusammentreten, um dem Vorschlag leine endgültige Zustimmung zu geben. Neutralität Oesterreichs »ach Schvei-er «aster? Rom. 18. Mai. Wie „Lavoro Faselst«" au« Genf berichtet, läuft dort in len Wandelgängen da» Gerücht um, daß d«r tschechisch« Lu- zenminister Dr. Ben «sch sich mit dem Gedanken trag«, )afür «inzutreten, baß Oesterreich nach schweizerischem Mu ster neutralisiert und der Sitz de« Völkerbund«« nach Wien verlegt wird. Es sei dies da« ,«nzig « Mittel, um Oester- «eich finanziell unterstützen zu können. KuMMM M killt llkllt MlllMllNW. Berlin. (Funkspruch.) Di« Darstellung eines Ber liner Morgenblattes über eine neue Notverordnung, in der weitere Herabsetzung der Bcamtenaehälter «nd Kür zung der Sozialletstungen vorgesehen sein sollen, wirb an -«ständiger Stelle «ls reine Kombination bezeichnet. MI« MM M Ott AM» Ott WMMltttt M teil. Danzig. (Funkspruch.) Mit Rücksicht darauf, baß di« Freie Stadt Danzig bi« Einladnna zu der am 15. be gonnenen Sitzung des Europakomiteeö durch di« polnisch« Regierung erst heute übermittelt erhält, hat sich die Dan- ztaer Regierung entschlossen, der Einladung «ich» Folge zu leiste«. Angesichts der wichtigen und umfangreichen Tages ordnung und tn Anbetracht de» Umstande«, daß die Tagung fa schon drei Tag« vor dem Erhalt der Einladung begonnen hat, bleibt der Danziger Regierung, wie sie erklärt, keine Möglichkeit, genau« Vorbereitungen zu treffen, so daß die Entsendung einer Danziger Delegatton unter solchen Um ständen zwecklos wär«. ölMmr WMllU loi SEMlve. Sin Toter, zwei Verletzt«. ft Kaif«l. Ein folgenschwere« Autounglück ereignete sich Sonnabendabend im HgbichtSwald». Bei der Abfahrt vom Herkuse« ans der zum Wiihelmsböber Schloß führen den steilen Srrpentinenftraße — der Rennstrecke de» Herkule«» vergrrnnen» — geriet «In vtito au« Bremen au4 der Fahr- bahn «nd sauste den steilen, mit großen Bäumen bestan denen Abbau« hinimter. wobei «» sich mehrfach überschlug und schließlich auf der etwa 80 Meter tieferliraenden näch sten Serpentin» liegenblieb. Di« drei Insassen wurden, schwer verletzt, vom Sanität«auto in das Rote Kreuz» Krankenban« geschafft, wo einer der Verletzte« «amen» Bruno Schmidt au« Bremen feinen Verletzungen erlege» ist. Der zweit» Schwerverletzte, namens Hiter, war gestern vormittag noch immer bewußtlos; der dritte Jnloffe, Hans Otto aus Kassel, hat dagegen nur leichtere Berletznngen dooongetragen. Der Krastwagen wurde vollständig »er* trümmert. Verbot des Films „Das keimende Lebe«". )( Berlin. Die Filmoberprüfstell« hat unter Vorsitz ihre« Leiter«. Ministerialrat Dr. Seeger, den von der Ewald Film A.-G. bergest,Uten popiilär-mrdizinischen- wiffenichaltlichen Film .Das keimende Leben" «lS öffent lich« Vorführung verbot«» und tn geschloffene Veranstal tungen verwiesen mit der Begründung, daß di, in dem Film gezeigten Vorgänge nicht in «in Kino gehören, weil sie ge eignet sei,», dessen Besucher abzuttumpsen. An d«r Ent- scheidung baden außer Ministerialrat Dr. Seeger mitaw w>rkt: LandtaggabgeordneterRegierunggratProf.Dr. Leidig, GrwerkschastSiekretär Schlestädt vom Deutschen Metall- arbeiteroerdand, VolkSschuldirektor Menke au« Süden und Architekt Baur. Ule WNich-WSWkii VS MMM vom 18. Mai 1V81. ReichS-Silokredit. Berlin. (Funkspruch.) Durch die im Osthtlsegesetz beschlossen« Verlängerung der Geltungsdauer des Gesetze» über die Gewährung von Darlehen zur Hebung der land wirtschaftlichen Erzeugung vom 32. Juni 1926 wird eS, wie heute bekanntgegeben wirb, dem ReichSmtntstertum für Er nährung und Landwirtschaft möglich, dem au» landwirt schaftlichen Kreisen allseitig geäußerten Wunsch auf Fort setzung der Silo-Kreditaktton zu entspreche«. Der preußische Gesandte tu München wird abberuseu. Berlin. (Funkspruch.) Der amtlich« Preußische Pressedienst teilt mit: Nachdem die preußische StaatSregie- rung aus Ersparnisgründen beschlossen hat, die preußisch« Gesandtschaft in München aufzuheben und der preußische Landtag diesem Beschluß -«gestimmt hat, ist der derzeitig« preußische Gesandt« bei der bayrischen StaatSregterung, Dr. Denk, unter Gewährung de« gesetzlichen Wartegeldes einstweilig tn den Ruhestand versetzt worben. Dr. Denk wird dem Herrn bayrischen Ministerpräsidenten sei» Abbe- rufnngsschreiben alsbald überreichen. Verhaftung wegen Spionage i« Bremen, > Bremen. (Funkspruch.) Durch die hiesige politische Polizei sind in den letzten Tagen mehrere Personen wegen Spionage tn Haft genommen wordeu. E» handelt sich in» Angehörig« der kommunistische« Partei, größtenteils uw Funktionär«, die einer weitverzweigten Organisation anae- hören, welche militärische und wirtschaftliche Spionage für «ine ausländische Macht betreiben. Bet den Festnahme« und Haussuchungen wurde wichtige» Material feftgestellt. Di« Polizeidirektion erklärt, daß sie im Augenblick keine näheren Angaben geben kann. Spionage ,»g«nsteu Pole««. * Gtolp. Der Musiker D. wurde t« Lauenburg wegen Spionage zugunsten Polen» durch da» Grenzkommiffartat verhaftet. Der Verhaftete ist geständig, Bericht« über mili tärische Angelegenheiten a» ein« polnische Nachrichtendienst stelle gegeben zu haben. Er will «r» wirtschaftlicher Not sehanbelt haben. Di« Umersnchuu, über Re Notlaaduug he» frauziistfche« Flieger abg«schloffe«. X Nürnberg. Wie de« LaudeSdioest de» Ssibbent- fchen Korrespondenz-Vüro» auf Rückfrage bei der Fkn». überwachungSstelle Bayern-Nord mttgeteilt wird, ist die Untersuchung im Falle der Notlandung der drei franzö sische» Militärflieger auf dem Flugplatz t« Schweinfurt ab geschlossen. Ueber da» Ergebnis werde« vou der zustän digen Stelle kein« näheren Angabe« gemacht. Di« Entschei dung über die Freigabe -er Flugzeuge steht «««mehr beim ReichSwehrmtntsterium. Morgen Kortfe-nag »er Zolldebatte t» VRkerbmedSrat. Senf. (Funkspruch.) Am Dienstag wird tm ystlker- bundSrat die Debatte über die Zollunion um 10 Uhr vor mittag» fortgesetzt. Al» erster Redner wird wahrscheinlich der tschechoslowakisch« Außenminister venesch spreche», von dem Inhalt der Ausführungen BenrschS hängt e» ab, ob Dr. Lurttu» oder Schober, bzw. beide, da» Wort ergreife«. E» ist ziemlich sicher, daß die Debatte nett der Annahme de» englischen Anträge» auf Einholung «ine» furistischen Gut achtens de» Haager Gerichtshofes enden wirb. Bombemmschlllge in Lissabon. )( Lissabon. Nach einer Kundgebung ,« Ehren de» Präsidenten der Republik i« Lolliseo explodierte hier auf dem Roco-Platz heute nacht gegen S Uhr inmitte« der die Veranstaltung t« dichte« Scharen verlaffende« Teilnehmer «tue Bombe. Auch an andere« Stellen der Stmst wurden ungefähr zu gleicher Zett Bomben zur Explosion gebracht Die durch dies« Anschläge erregte Volksmenge zog vor das Gebäude der Zeitung „Repnblica", drang tn die Nedak- tionSräume ein und warf das Mobiliar auf die Straße. Die Anzahl der durch die Bomben Verletzten soll ungefähr IN betragen. In allen Fällen sind die Verletzungen leichterer Natur. Am dn Mnkmmr »er miniMn Me. Die Livven-Negerinnen vom Tschadsee zeigen jetzt ein- mal den Berlinerinnen, was es wirklich heißt, für die Schönheit zu leiden, denn es ist wahrlich keine Kleinigkeit, die Unterlippe zur Aufnahme einer Holzscheibe von 20 bis 30 Zentimeter auszuweiten. Diese groteske Form der „Verzierung" stellt gewiß eine Rekordleistung der Mode der Naturvölker dar und diese Sehenswürdigkeit hat zu gleich den Vorzug der Seltenheit, denn der Lippenpflock verschwindet in Afrika immer mehr und wird nur noch von den Ureinwohnern mancher Gebiete getragen, die meist von kriegerischen Erooererstämmen unterdrückt sind, so daß diese Zierde, auf die man einst so stolz war, ein Kenn zeichen der Schwäche und Unterwerfung geworden ist und daher von der Jugend verschnäht wird. Da die Mode des primitiven Menschen nicht so schnell wechselt, wie bei uns und er sich überhaupt langsamer »mbildet, so bevorzugt er weniger die leicht veränderlichen Schmuckformen, wie Ringe, Ketten usw., sondern die dauernden Verzierungen, die seinen Leib selbst umgestalten und so zu einem unzer- stHrbaren Teil seiner Person werden, und für diese ,Ler- schönerungsarbeften" bieten sich die vorspringenden Teile de» Kopfe», wie Lippen, Ohren, Nase, als besonders geeig net dar. Der Pelele oder Lippenpflock gehört also in eine ganze Gruppe solcher Schmuckformen und ist früher weit verbreitet gewesen. Bei den Eskimo» tragen ihn nur die Männer, bei den Indianern Nordwestamerikas und be, vielen afrikanischen Stämmen nur die Frauen und zwar galt dieses Ornament als Zeichen der Reife, war den jungen Mädchen verboten und zugleich al» Zeichen der Vornehmheit: je größer der Ltppenpflock, desto vornehmer di« Trägerin. Eine solche schwarze Dame, die etwas auf sich hält, würde ebenso wenig ohne diesen Vorbau des Mundes auftreten wollen, wie eine Europäerin ganz unbekleidet. In Afrika, wo die Mode des Pelele besonder- heimisch war, wird er bald nur an der Oberlippe, bald nur an der Unterlippe, bald an beiden getragen. „Der Livpenpflock", so beschreibt ihn der Reisende Lieder, „besteht aus einer runden, stachen, ost verzierten Scheibe aus Holz oder Ton, die in ein Loch der LiVPe hineingezwängt wird. Durch das Htneinpressen immer größerer Scheiben er reicht dies Loch oft eine ganz außerordentliche Größe und entstellt dann das Gesicht tn ividerwärttgster Weise. Ber alten Weibern, deren Lippenmuskulatur nicht mehr aus- rercht, die Scheibe horizontal nach vorn zu halten, sieht das Pelele wie ein große» Schloß aus, das ihnen vor den Mund gelegt ist." Außer den Lippen sind es in erster Linie die Ohren, an deren Dehnbarkeit die ungeheuerlichsten Ansprüche ge- stellt werden. „Die Ohrläppchen", berichtet z. B. Reichard von den Wanhamwesi, „werden schon in der Jugend mit einer viadel oder einem Dorn durchbohrt: zunächst wird ein Faden hindurchgezogen, dann am dritten Tage ein feiner Strohhalm: diesem fügt man an jedem zweiten oder dritten Tage bet regelmäßigem Verlauf der Heilung einen wetteren Strohhalm hinzu, bis ein ftngerdickeS Bün- del dieser Halme nach etwa 14 Tagen durch einen spund artigen Holzpflock erlebt wird, der täglich durch Bast- oder Baumwollstoff verdickt wird, um die entstandene Oesfnung immer mehr zu erweitern. Ja, man steckt sogar den Hal» eine» Flaschenkürbis durch das Loch und arbeitet so lange, bis man bequem eine sehr große Taschenuhr in der Oeffnung des mißhandelten Ohrläppchens unterbringe« könnte- Der also Verzierte oder Verunzierte kann dann be quem da» Ohrläppchen über das Ohr ziehen. Andere Stämme, wie die auf Neu-Guinea, bevorzugen die Ver größerung des Ohre», wobei die Ohröffnung durch hinein gepreßte Streifen elastischen Rohre» kreisförmig immer weiter ausgcspannt wird. Bei andern Naturvölkern durch bohrt man den Obrrand und verziert ihn mit hevabhängen- den Perlenschnüren. Beim Rasenschmuck wird di« Rasenscheidewand durchbohrt und allerlei Schmuck, wie sil berne Ringe oder rotes Wollgarn mit daran hängenden Haifischzähnen, hindurchgezogen; die Durchbohrung der Nasenflügel, die dann zur Aufnahme von Gehängen dienen, ist bei den Hindufrauen die Regel, in Afrika nicht selten. Die Zähne bleiben ebenfalls von diesem Schmuck- trieb nicht verschont- Entweder werde« die BorderzLhne spitz gefeilt, wodurch Wohl ei« raubtterartigeS, den Femd schreckendes Aussehen hervorgerusen werden soll: man feilt, wie im Malaiischen Archipel die Vorderzähne kürzer, bringt in der mittleren Zahnreihe ein hohles Dreieck an oder schlägt gar einige Zähne ganz auS. I« Afrika sind diese Zahnverstümmelungen so verbreitet, daß man nach ihrer verschiedenen Gestaltung die Stämme iu große Gruppen eingeteilt hat- Eine eigentümliche Schmuckform der Bo- wohn er de» sudanischen WadatS scheint auf eine« medi zinischen Eindruck zurückzugehen. „Die Hauptzterdx oe» PtanneS", erzählt Nächtigest, „ist die sog. Dum-Frucht, d. h. eine durch fortwährende Anwendung von trockenen GchrSpfköpfen entstandene Hauterhöhung zwischen Ohren und Äkrcken, die al» Zeichen kriegerischen Sinnes und der Furchtlosigkeit gilt." Daß man sogar aus Schön- heitSgründe« zur Umformung des Kopfe» schritt, zeigt die Schädel Plastik, die Ihr« wunderlichsten Blüten ber den alten Peruanern getrieben hat- Bet vielen Völkern, bei denen die Kinder in Wiegen mit harter Unterlage zu liegen pflegen, hat man beobachtet, daß sich der Kopf dem äußeren Druck anpaßt, und so benutzte man dies« Erkennt nis dazu, um durch Festschnalle« oder durch eknengende Binden dem Schädel eine Form zu gebe«, die man für be sonder» anmutig hielt. Das Tätowieren, das ja auch vielfach bei den weißen Völkern Mod« geworden ist, wird da« den Primitive« z. T. «och viel intensiver betrieben, da gibt e» di« »«opf-Lätowierun g, bet der kleine Hautlappen lotzgetrennt werde«, die dann nach der Hei lung «AS Auswüchse tn Form von Knöpfen oder kleine« Hahnenkämmen hervorragen, «nd die Narben-Tätowierung, bot der Wunden entstehen, die dann bisweilen farbig verschönte Erhöhungen hinterlassen. Die Entfernung der Haare ist ja in der Form ae» Rasieren» auch l ei uns allgemein verbreitet, aber der Naturmensch geht manchmal darin viel weiter und unterwirft sich richtigen Folterungen, um di« Haut ganz glatt erscheinen z« vis- »llVVNGttlllAtz« Ihrs« SoxMki» lüllGR r