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Riesaer H Tageblatt ««d Auielger MeblMimd AmeigM. ,°««««^ Lagiblatt Riesa. . Dretdeu IE Fernruf Nr. «. La» Riesa« Tageblatt ist da» zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der LmtShaupttnannschast «irokaffer Postfach Nr. »L Großenhain, de» Amtsgericht» und d« vmtSanwaltschaft beim Amtsgericht Mesa, de» Rate» der Gtadt Ries«, kiesa Nr. L2. de» Finanzamt» Riesa und de» Hauptzollamt» Meißen behördlicherseits bestimmte Blatt. 4. DieuSta-, 6. Januar 1981, abends. 84. Aahrq. La» Niesa« Lag« blatt erscheint jede« Laa abend» '/,» Uhr intt Ausnahme der Sonn, und Festtag«. V«i«»»»rrt», gegen vorau»jahlung, für einen Mona« 2 Mark 25 Pfennig ohn« Zustell» aebübr. Für den Fall de« Eintreten» von Produktionsverteuerung«», Erhöhungen der Löhn« und Mattrialienprets« behalten wir un» da» Recht der Preiserhöhung und Nachforderung vor. 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Geschäft«stell«: Goetbestrast« öü Verantwortlich für Redaktton: Heinrich Uhlemann. Riesa: kür Aneeioenteil: Wilhelm Dittrich. Riesa. Vie vbtteke »es keievsIiMrlerb. Rummelsburg, 6. Januar. Der Reichskanzler und seine Begleitung nahmen im Landratsamt eine ausführliche Darstellung de» Landrat» Breyer und Rittergutsbesitzer» Meißner-Zucker» über die Notlage des Kreises Rummelsburg, für die ein« wirksame Abhilfe nur durch Steuernachlässe und Herabsetzung des Schuloenzinsdienstes zu schaffen sei, entgegen. Reichsminister Treviranu« betont« in seiner Lnt» wort, daß die Bevölkerung der Ostmark versichert sein könne, daß alle Möglichkeiten wahrgenommen würden, um eine wirksame Osthilfe durchzusetzen. Man möge aber bedenken, daß zu derselben Zeit, in der in diesem Rahmen große be rechtigte Forderungen an das Reich gestellt wurden, gleich zeitig einschneidende Kürzungen des Etats und äußerste Spar, samreit verlangt würden. Man sei aber entschlossen, in der Frage der Senkung der Lasten und Zinsen den bisherigen Weg weiterzugehen. So würden die Zinsen für die Umschul- dunashypotheken, mit denen die Personalkredite abgelöst würden, von 11 bis 14 Prozent auf 5 Prozent gesenkt. Auch bezüglich der Schullasten werde eine Umlagerung erstrebt. Ebenso werde auch die Umschuldung nicht nach rein formalen Gesichtspunkten vorgenommen werden. Reichskanzler Dr. Brüning unterstrich die Ausführungen des Ministers. Be- sonders gefährlich in einer derartigen Zeit der Not sei eine Panikstimmung, die unweigerlich den Staatskredit und damit wiederum gerade die für den Osten beabsichtigte Hilfe gefähr den müsse. Die Reichsregierung werde innerhalb des Rah mens der ihr überhaupt zu Gebote stehenden Möglichkeiten helfen. Aber Sparsamkeit sei zur Zeit das erste Gebot. Man möge sich indes bewußt sein, daß die Sparsamkeit auch dazu diene, die Mittel für ein wirkungsvolle Osthilf« zu schaffen. Schneidemühl. 6. Januar. Reichskanzler Dr. Brüning, Reichsminister Treviranu» und die Herren ihrer Begleitung trafen gestern abend hier ein. Oberpräsident Dr. von Bülow war dem Reichskanzler bereits am Vormittag entgegengefahren. Aus dem Bahnhof hatte sich zur Begrüßung der Vizepräsident des Oberpräsi diums, Ganse, eingefunden. Die Herren fuhren zum Regie rungsgebäude, wo sich um 7,30 Uhr die Vertreter der Reichs und Staatsbehörden, der grenzmärkischen Kreise, der Wirt schaft und der Presse zu einer Besprechung über die besondere Notlage in der Grenzmark Posen-Westpreußen einfanden. Bei der Besprechung im Regierungsgebäude zu Schneidemühl wies Oberpräfident v. Bülow auf die außer ordentlich »«günstig Lage der Provinz Grenzmark Poseu- Weftprenße» hin. Zu der allgemeinen Wirtschaftsdepres sion, die den gesamten Osten treffe, komme in der Grenz mark die ungewöhnliche Kargheit und Armut des Boden- Hinzu, sowie die Zerstückelung in drei unzusammen hängende Teile, die besondere VerkehrSfchwierigkeiten schaffen. Wenn deshalb die Bevölkerung trotzdem treu zu ihrer Heimat halte, so sei dies ein Zeichen für ihre unge wöhnliche Widerstandskraft und gleichzeitig eine Mahnung für das Reich, sich diese unersetzlichen Bevölkerungs elemente an Ort und Stelle zu erhalten und ihre Abwan derung zu verhüten. Hierauf legten der LanbeShauptmaun der Provinz, Easpary, die Präsidenten der LandwirtschaftSkammer, der Industrie- und Handelskammer, der Handwerkskammer und andere Vertreter de» Wirtschaftsleben» der Provinz von ihrem Standpunkt au» die Berhältuisse i« der Grenz, mark bar und begründeten die sich hieraus ergebende» Wünsche. Mit besonderem Nachdruck geschah die» durch den Abgeordneten und Führer de» Grenzmärktschen Land bunde», Wege. Ihm erwidert« ReichSmtuifter Treviranu» etwa fol gende»: Bet Durchführung der Osthilf« muß stet» berück- sichtig« werben, daß auch den Gläubigern ei« Recht auf ihre Forderungen zusteht, sonst würde die Kredttversor- gung der Landwirtschaft, insbesondere vom ausländische« Geldmarkt, sehr gefährdet werben. Fn den Kreise», i« Lene» die Not anerkannterwetse besonder» groß fei, sei beabsichtigt, den BetrieVSficherungSfond» weitgehend einzu setzen, um di« Umschuldung z« ermöglichen Me At WMirim Mlilg. Reichskanzler Dr. Brüning, al» letzter Redner, dankt« für die Borträge, zu denen er den vberpräfibenten, aber auch die Herren selbst beglückwünschen könne. Wenn «ine Regierung, so führte -er Reichskanzler «. a. aus, von Monat zu Monat wachsende Schwierigkeiten r« überwin- den hat, so ist sie gewöhnt, angegriffen zu werden und Uebertreibungen zu hören, so ist st« besonder» gewöhnt, baß man von ihr fordert, -aß sie jedem ein Versprechen ab gibt. Das ist aber heute abend ander» gewesen. Wir haben von Ihnen sachgemäße Darstellungen gehört. Seien Sie versichert, für eine Regierung wie bi« jetzige in dieser Zusammensetzung wirken mäßige Forderungen und Wünsche viel überzeugender und durchschlagender al» agi tatorische Forderungen. Der Kanzler betonte, -aß ihm und die anderen Tellnehmer an der Reife bi« G«g«»s- AkMMezMlm «Wer MM von Berlin mit (von links) dem Kommissar für die Osthilf«, Reich«- Minister LreoirannS — Mini- fterialrat Dr. Feßler — Reichs- bahnpräsident Dr.Dorpmüller - Reichskanzler Dr. Brüning - Ministerialdirektor Dr. Zarden Konsul Lang. wünsche des Reichspräsidenten für die ganzen östlichen Ge biete begleiten, und so ist das nicht geschehen, um irgend welche Versprechungen zu machen, die wir nicht halten können. Aber eS gibt vieles, was man auch unter den un günstigsten Verhältnissen mit kleinsten Mitteln zum Bes seren wenden kann, und die Unterhattungen von heut« morgen haben un» gezeigt, baß trotz guten Willens auf allen Seiten eS für die östliche Landwirtschaft nur für das östliche Gewerbe eine Reihe von Fehlerquellen gibt, die unbedingt beseitigt werden müssen, Fehlerquellen, di« zum großen Teil in der Vergangenheit verhindert haben, baß sehr überlegt« und wohlgemeinte Pläne der Reichsregie rung und der preußischen Staatsregierung im Endeffekt nicht die Auswirkung jetzt haben, die sie hätten herbei führen müssen. Und wir stehen in einem historischen Abschnitt der Ge schichte unseres Vaterlandes. Die Zeiten, wo man aus Grund von Reichstagsanträgen gleich Hunderte von Mil lionen, später 50 und seit 1S2S vielleicht noch 10 Millionen für einen Zweck mir nichts dir nichts bewilligen konnte, sind für die nächsten Jahre endgültig vorbei; und wenn Agitatiousanträge ei«gebr«cht werben, so werde« sie sicht mehr ernst geuommeu. Die Zetten sind sehr nüchtern, aber um so verantwortlicher geworden, und es kommt daraus an, daß mit dem Wenigen, das die Wirtschaft der vergan genen Jahre unS gelassen hat, der jetzt höchst erreichbare Endeffekt für die deutsche Wirtschaft besonders aber im Osten geschaffen wird. Das ist nicht leicht, und die Reichs regierung weiß genau, daß sie auch bei dieser Aufgabe immer wieder auf Widerstand und Verleumdungen stoben wird. Aber ich füge hinzu: eines ist entscheibend auch für -«« Vst«»: das ist der Mut zur Selbsthilfe. DaS erscheint Ihnen vielleicht heute abend njcht sehr erfreulich, aber ich habe die Pflicht, dieses Wort auszusprechen und ich sehe Liese Selbsthilfe nicht nnr in einer Verbindung genossen schaftlicher Arbeit, in einer Vereinfachung vieler damit zusammenhängender Ding«, in einer Vermeidung von Fehlern, die wir in vielen Gruppen kennen lernen, son dern in etwas anderem: die eminenteste Selbsthilfe ist die politisch« Selbsthilfe. Was soll «S heißen, wenn im Osten sehr starke agitatorisch« Worte bei jeder Gelegenheit ge- brautR werden und der Osten nicht die Kraft hat, iw Reichstage e» durchzusetzen, -aß seine Abgeordneten die Mittel, die nötig find zur Rettung -eS deutschen Volkes, aufvringen. Sie müsse«« im Oste« erkenne» und lerne«, um um» «» in den nächst«« Monat«« t« deutschr» vat«r- laud« g^e« wird. Sie müsse« wissen, »aß es nur mit Hilf« äußerster Arbeit und schwerster Pflichterfüllung für da» deutsche Volk tu allernächfter Zeit geht, »aß die Zeit der Phrase« ««d Illusion«« vorbei ist, wen« wir überhanpt nufer Vaterland rette« könne». Um dies« Erkenntnis bitte ich Sie heute inständig und um voll« Erkenntnis der Gefahrenlage, in -er sich heute unser gesamte» Vaterland befindet. Ich halt« es für ««in« Pflicht, diese« «au»«« Ernst der Situation Ihne« ,« zeigen. Ich habe die Pflicht, Ihnen zu sagen, baß, wenn der Osten politisch feine Pflicht getan hätte, heute bereit» gewaltige Gummen für Len Osten zur Verfügung gestan den hätten. Ich schließe damit, baß ich Ihnen den Dank der Reichs regierung, den Dank be» Herrn Reichspräsidenten, dessen Herz ««unterbrochen für den Osten schlägt, aussprech, für di« Treue, die vpferwtlltgkeit un- die Hingabe, di« Sie al» Grenzwächter an der gefährlichsten Stelle be» deutschen Vaterlandes in den vergangenen 12 Jahren bewiesen haben, und ich baue daraus, wenn ruhiger« politische Er wägungen auch in Zukunft in diesen beürängtette» Teile» unseres Vaterlandes herrschen werLen, daß e» der Reich», regieruug und der preußischen StaatSregieruug gemeinsam mit Ihnen gelingen wird, den einen Brückenpfeiler für all« Zeiten durch ein sicheres Betonfundament zu stütze». Sehr starker begeisterter Beisall antwortete auf die in bewegtem Tonfall gesprochenen Mahnungen des Kanzler», worauf Oberpräfident v. Bülow »och den tiefempfundenen Dank für die Sorte de» Reichdkanzler» «nd den Besuch auSsprach. Darauf ging die Versammlung audeinauder und nur die Gäste aus Berlin blieben »och im engeren Kreis« mit den prominentesten Persönlichketten eine Weil« zusammen, worauf man sich gegen Mitternacht mit dem Zug« «ach Königsberg weiter begab. Skt MI« in MIvAkl. Königsberg. (Funkspruch.) Der Reichskanzler ist auf feiner Ostreise heute vormittag S Uhr in Königs berg eingetrofsen. Er begab sich zugleich zum Oberpräfi- -ium zu den vorgesehenen Besprechungen mit -en Ver tretern der Behörden und der Wirtschaft. Die Besprechungen des Reichskanzlers auf dem OberprSfidinm. Königsberg. (Funkspruch.) Nach der Begrüßung auf dem Hauptbahnhof begaben sich der Reichskanzler und die ihn begleitenden Herren nach dem Oberpräsidium. Im groben Saale des Oberpräsidiums sprachen zu den Gäste» und einer zahlreichen Versammlung zwei große Karten von Ostpreußens Not. In der Versammlung bemerkte man markante Köpfe ostpreußischen Geisteslebens, die Rektoren der Universität un- der Handelshochschule, d«n Bischof von Ermland, Generalsuprrintendent Dr. D. Gen- nerich, Vertreter der Wirtschaft, Verwaltung und Press«. Auch der um den Wiederaufbau der Provinz verdiente frühere Oberpräfident von Ostpreußen, von Batocki, war erschienen. Al» erster ergriff Oberpräfident Dr. Sieh» LaS Wort. Seine Rede war kühl, knapp un- klar und viel- leicht deshalb um so überzeugender in ihrer Schilderung der Nöte diese» vom Reich abgetrennten Gebietes. AIS -er Oberpräfident auf die Beeinträchtigung der Interesse« Ostpreußens durch di« polnische Politik zu sprechen kommt, horcht die Versammlung um so aufmerksamer auf. Der Oberpräfident dankte nach Begrüßungsworten dem Reichs kanzler dafür, -aß er durch seine Reise in die Ostmark und besonders durch den dreitägigen Aufenthalt in Ostpreußen deutlich erkennbar den festen Willen der Reichsregierung und der Staat»regi«rung unterstreiche, nach der Befreiung -er Rhetnlanbe den östlichen Grenzgebieten be» Reiches verstärkte Aufmerksamkeit zu widmen und speziell der durch bi« Grenzziehung nicht nur verstümmelten, sondern auch vom Reich räumlich völlig abgetrennten Provinz Ost preußen .und ihrem schweren Ringen um die Erhaltung ihrer Wirtschaft «nd Kultur «nd damit ihre» Deutschtums behilflich zu sein. Sie werde» in diesen Tagen Gelegenheit haben, von den verschiedensten Seiten her di« ganz be- sonder» ernste un- schwierige Lage Ostpreußen» beleuchtet zu hören. Als Einleitung zu diesen Einzelwünschen gab vber- prästdent Siehr einig« allgemeine Bemerkuuge» über »«« Sage der Provinz. Da» vstpreußenproblem ist ungemein vielseitig. Ein Teil unserer Nöte beruht auf der allge»